Spoiler voller Dröhnung!
„Star Wars Episode VIII: Die letzten Jedi“ hat geschafft, was nicht einmal die Prequels auf diese Weise hinbekommen haben: Er hat das Fandom in der Mitter gespalten. Bereits kurz nach dem Kinostart bildeten sich zwei vorherrschende Extremmeinungen heraus: Entweder ist Rian Johnsons Film das Beste, was Star Wars seit „Das Imperium schlägt zurück“ passiert ist, oder er hat Star Wars für immer ruiniert und ist der schlimmste Film aller Zeiten, ein riesiger Mittelfinger an alle Star-Wars-Fans. Nach dem ersten Anschauen hat mich „Die letzten Jedi“ relativ ratlos zurückgelassen. Normalerweise gibt es immer eine positive oder negative Grundtendenz, selbst wenn ich noch länger Zeit benötigen sollte, um mich in meiner Meinung zu festigen. Passend zu einer der zentralen Thematiken des Films hält sich „Die letzten Jedi“ relativ gut in der Balance: Einerseits sind da die Figuren, die Figurenentwicklung und der thematische Überbau, die mir ziemlich gut gefallen und die tatsächlich auch mal in eine neue und unerwartete Richtung gehen. Und dann sind da noch der eigentliche Plot, der Kontext der Handlung (bzw. der Mangel daran) und noch diverse andere Details, die mir entschieden gegen den Strich gehen.
Handlung
Zwar wurde die Starkiller-Basis vom Widerstand zerstört, doch das scheint sie nicht besonders zurückgeworfen zu haben, denn nur kurz darauf greift Hux (Domnhall Gleeson) mit seiner Flotte die Basis des Widerstands auf D’Qar an und zwingt Leias (Carrie Fisher) Truppe zur Flucht. Doch nicht einmal der Sprung in den Hyperraum hilft mehr, denn die Erste Ordnung verfügt nun über Mittel und Wege, die Schiffe des Widerstands durch den Hyperraum zu orten. Die Supremacy, das riesige neue Flagschiff von Snoke (Andy Serkis) macht die Situation nicht besser, und so ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der dezimierte Widerstand völlig ausgelöscht wird. Zu allem Überfluss wird Leia bei einem Angriff auch noch schwer verletzt, sodass Vizeadmiral Holdo (Laura Dern) die Führung übernehmen muss.
Auf Ahch-To hat es Rey (Daisy Ridley) derweil mit Luke Skywalker (Mark Hamill) nicht allzu leicht, da dieser sich strikt weigert, sie zu trainieren – der gealterte Jedi-Meister ist immer noch von Kylo Rens (Adam Driver) Fall zur Dunklen Seite traumatisiert und befürchtet, mit Rey könne dasselbe geschehen. Erst nach und nach beginnt er damit, ihr ein wenig Wissen zu vermitteln. Zugleich stellt Rey fest, dass es eine Verbindung zwischen ihr und Kylo Ren gibt, die beiden können sich über weite Distanz wahrnehmen und sogar miteinander sprechen. Das überzeugt sie schließlich, dass es noch Gutes in Kylo gibt, weshalb sie sich aufmacht, um sich ihm allein entgegenzustellen.

Poe Dameron (Oscar Isaac) ist inzwischen mit der Führung Holdos nicht allzu glücklich. Gemeinsam mit Finn (John Boyega) und der Technikerin Rose (Kelly Marie Tran) schmiedet er einen Plan, um die Hyperraumortung der Ersten Ordnung auszuschalten. Zu diesem Zweck begeben sich Finn und Rose auf den Planeten Cantonica, wo sie in der Casion-Stadt Canto Bight hoffen, einen bestimmten Codebrecher ausfindig zu machen, der ihnen bei ihrem Vorhaben hilft. Als die Mission jedoch schiefgeht, müssen sie sich mit dem zwielichtigen DJ (Benicio del Toro) zufriedengeben.
Derweil bekommt es Rey mit Kylo Ren und Snoke persönlich zu tun, doch diese Begegnung führt zu einer unerwarteten, wenn auch kurzlebigen Allianz zwischen den Schülern der Hellen und Dunklen Seite, der nicht nur Snokes Wachen, sondern auch der Oberste Anführer selbst zum Opfer fallen. Doch schon bald stellt sich heraus, dass Kylo Ren keinerlei Anstalten macht, seinen dunklen Pfad aufzugeben. Auch Rose und Finn scheitern, weshalb sich die letzten Reste des Widerstands auf den Planeten Crait zurückziehen müssen, um dort den Angriff der Ersten Ordnung zu erwarten…
Das Ende des Alten
Die erste Frage, die man sich in Bezug auf Episode VIII stellen mag, lautet wohl: Ist dieser Film inhaltlich ein ähnlicher Abklatsch von Episode V, wie es „Das Erwachen der Macht“ von Episode IV war? Zumindest meine Antwort darauf lautet: Nein, aber mit Einschränkungen. Vor allem strukturell orientiert sich „Die letzten Jedi“ durchaus an „Das Imperium schlägt zurück“: Wir haben zwei klar getrennte Handlungsstränge, beim einen handelt es sich um eine Ausbildung auf einem abgelegenen Planeten, beim anderen um eine Flucht vor einem übermächtigen Feind. Darüber hinaus gibt es eine Bodenschlacht (wenn auch am Ende des Films, nicht zu Beginn – hier hätten wir eher eine Parallele zu Episode II).
Auch sonst existieren inhaltlich und inszenatorisch durchaus Parallelen, nicht nur zu Episode V, sondern auch zu Episode VI. Wo „Das Erwachen der Macht“ sich jedoch oft darauf beschränkt, Elemente ohne größere Variation zu wiederholen und höchstens noch einen ironischen Kommentar mitzuliefern, bemüht sich Rian Johnson, bekannten Ausgangslagen eine neue Facette abzugewinnen oder diese sogar komplett zu dekonstruieren. Das große Thema des Films, das ihn durchdringt und zusammenhält, ist in meinen Augen Emanzipation. Das ist in vielerlei Hinsicht das, was die Figuren entweder antreibt oder am Ende ihrer Entwicklung in diesem Film steht. Zugleich setzt Rian Johnson so die Metanarrative fort, die J.J. Abrams in Episode VII begann. Dieses Metaelement ist etwas, das zumindest in den Star-Wars-Filmen relativ neu ist (das alte EU ist freilich wieder eine andere Geschichte). Die Konzeption der Protagonisten Kylo Ren und Rey war bereits in Episode VII ein Kommentar auf das Franchise, da beide im Grunde auf gewisse Weise Star-Wars-Fans bzw. Teile des Fandoms repräsentieren. Beide eifern darüber hinaus einer bestimmten Figur nach, Rey Luke und Kylo Ren Darth Vader. Im Verlauf von Episode VIII lernen beide auf ihre Weise, sich vom jeweiligen Vorbild zu lösen.

Betrachten wir erst einmal Rey: Wie Luke trainiert sie (nun ja, mehr oder weniger) unter einem exzentrischen Jedi-Meister und zieht schlussendlich aus, um den Handlanger des Bösen in dessen Beisein zu bekehren. Nur: Letztendlich gelingt das nicht so recht. Zwar tötet Kylo Ren tatsächlich Snoke, besinnt sich dann aber auf gute alte Sith-Traditionen und übernimmt lieber selbst die Macht. Hier muss Rey endgültig lernen, dass sie nicht Luke ist und Kylo Ren nicht Darth Vader. Rey emanzipiert sich in vielerlei Hinsicht, vor allem von den Elementen der Heldenreise, die sie implizit erwartet – und warum auch nicht, schließlich schien es in Episode VII so, als breche sie zu eben jener auf. Nun findet sie zwar ihren Mentor, doch dieser ist gebrochen und will sie nicht unterrichten. Mehr noch, sie muss einsehen, dass sie kein „besonderes Kind“ ist und ihre Eltern lediglich Schrotthändler waren. Rey lernt in diesem Film angesichts dieser Wahrheiten und ihres Versagens, Kylo Ren auf ihre Seite zu ziehen, trotzdem für das einzustehen, an das sie glaubt und dennoch weiterzumachen.
Kylo Ren selbst emanzipiert sich seinerseits von Darth Vader als seinem großen Vorbild und von Snoke als seinem Meister. Tatsächlich möchte er sich von allem vollständig emanzipieren und trachtet am Ende danach, mit Rey einen völligen Neuanfang zu starten. Wie auch immer dieser aussieht, der Widerstand und das Erbe der Jedi müssen dafür verschwinden. Was Kylo dabei aber nicht gelingt, ist die tatsächliche Emanzipation von der Ersten Ordnung und deren Idealen. Snoke selbst mag tot sein, aber seine Lehren beeinflussen Ben Solo weiter.
Auch Luke Skywalker selbst emanzipiert sich im Verlauf des Films – sowohl von den Altlasten der Jedi (mit ein wenig Hilfe von Meister Yoda) als auch von seiner Schuld und seinem Versagen. Mit Poe Dameron wird die Thematik dagegen anders aufgezogen, was abermals zu einer Hinterfragung und Dekonstruktion vertrauter Handlungsmuster führt und zugleich eine der Kernaussagen von „Das Imperium schlägt zurück“ aufgreift. Nur allzu oft, besonders in Star Wars, rettet der junge Hitzkopf den Tag, indem er seinen Sturkopf durchsetzt und gegen die Konventionen und Entscheidungsträger rebelliert. Genau das versucht Poe, nachdem Leia außer Gefecht gesetzt wurde und Holdo die Führung übernimmt. Anders als sonst geht so ziemlich alles, was Poe austüftelt, schief und letztendlich ist es Holdos Plan, der dafür sorgt, dass zumindest der letzte Überrest des Widerstands überlebt. Hier sehen wir, wie eine versuchte Emanzipation auch scheitern kann, ebenso wie Luke in „Das Imperium schlägt zurück“ scheiterte, als er sich Vader zu früh stellte.

All diese Elemente arbeiten für das übergeordnete Thema des Films, denn auch Rian Johnson versucht mit „Die letzten Jedi“, die Sequel-Trilogie zu emanzipieren. Wo „Das Erwachen der Macht“ versuchte, Star Wars für eine neue Generation zu rekonstruieren, dabei aber in vielen Fällen nur bereits dagewesenes wiederholte, knüpft Johnson daran an und unterläuft in mancher Hinsicht die Erwartungen der Fans. Snoke ist der große Böse, der neue Imperator, die mysteriöse Verkörperung der Dunklen Seite der Macht, über dessen Identität seit zwei Jahren spekuliert wird? Er stirbt unrühmlich im zweiten Akt des zweiten Films. Anakin Skywalkers Lichtschwert wird von J.J. Abrams zu einem Star-Wars-Gegenstück von Excalibur stilisiert? Die Waffe wird ähnlich unrühmlich verabschiedet wie Snoke. Luke ist ein weiser Bad-Ass-Jedi-Meister? Luke ist kauzig und gebrochen, selbst die Konfrontation mit seinem Neffen am Ende ist lediglich ein Trick, um besagten Neffen hinzuhalten (nebenbei bemerkt ist Episode VIII tatsächlich der erste Star-Wars-Film, der ohne ein richtiges Lichtschwertduell auskommt). Rey ist die neue Auserwählte, vielleicht die Enkelin von Obi-Wan oder die Tochter von Luke? Rey ist ein Niemand und tatsächlich zufällig in diese ganze Angelegenheit hineingestolpert. Diese unterlaufenden Elemente sind natürlich alle mit Vorsicht hinzunehmen, da immer noch Episode IX aussteht – J.J. Abrams‘ zweiter Film in dieser Trilogie könnte vieles noch einmal revidieren oder auf den Kopf stellen.
Insgesamt finde ich diesen Ansatz durchaus gelungen – in meinen Augen ist „Die letzten Jedi“ weitaus mehr als die bisherigen beiden SW-Filme unter Disneys Schirmherrschaft gezeichnet von der Handschrift des Regisseurs und der thematisch dichteste des Franchise überhaupt. Hinzu kommt, dass fast ausnahmslos alle Darsteller voll dabei sind und spielen, was sie können. Besonders hervorzuheben ist freilich Mark Hamill, der einerseits noch einmal in seine Paraderolle zurückkehrt, uns dabei aber eine völlige andere Version bzw. Facette dieser Figur präsentiert.
Dennoch denke ich, dass es vielleicht gut gewesen wäre, Rian Johnson noch einen weiteren Drehbuchautor zur Seite zu stellen, der ihm hilft, gewisse dramaturgische Stolpersteine aus dem Weg zu räumen und den zum Teil überdrehten Humor etwas abzudämpfen. Gerade dramaturgisch funktioniert „Das Erwachen der Macht“ in meinen Augen nach wie vor ziemlich gut – konventionell, aber effektiv. „Die letzten Jedi“ versucht, sich an „Das Imperium schlägt zurück“ zu orientieren, schafft es aber nicht, dieselbe Balance aufzubauen. Der Handlungsstrang um Finn und Rose in Canto Bight erinnert mich ein wenig an das Podrennen in Episode I: Für sich genommen durchaus interessant, aber ein dramaturgischer Stopper, der nur wenig zur eigentlichen Geschichte beiträgt und sich im Film wie ein Fremdkörper anfühlt. Allgemein sehe ich außerdem beim eigentlichen Plot des Films ein Problem: Er ist sehr gut darin, die Themen und Charaktere in den Vordergrund zu stellen, aber hätte man nicht ein wenig mehr machen können, als zwei große Schiffe, die sich eine extrem langsame Verfolgungsjagd liefern? Das und viele andere Plot-Elemente in Episode VIII riechen fürchterlich nach Plot Convenience, damit Rian Johnson die Figuren in die Situation bringen kann, in der er sie haben will, ohne sich dabei allzu sehr anzustrengen.
Es gibt noch viele kleine Details und Logiklöcher, die zwar nicht elementar sind, aber mich doch stören (ja, Leia Poppins bzw. Super-Leia gehört auch dazu, ebenso wie die übliche Unfähigkeit von Filmfiguren, ein wenig mehr miteinander zu kommunizieren, um blöde Missgeschicke oder Meutereien zu verhindern, und die Konzeption des Konfliktursprungs zwischen Kylo und Luke, der für Letzteren ziemlich untypisch wirkt). Diese Details sind letztendlich vernachlässigbar. Mein größtes Problem ist es dagegen nicht.
Context Is King
Vielleicht habe ich mir von „Die letzten Jedi“ einfach zu viel erhofft. Einer meiner Hauptkritikpunkte an „Das Erwachen der Macht“ war, dass sich J.J. Abrams und Lawrence Kasdan um den Status Quo und den größeren galaktischen Kontext relativ wenig Gedanken gemacht haben. Wir brauchen eine Imperiums-ähnliche böse Fraktion und eine Rebellen-ähnliche gute – Erste Ordnung und Widerstand. Wie und warum sie nach dem Sieg der Allianz über das Imperium zustande gekommen sind, wird kaum thematisiert. Neue Republik und politischer Zustand der Galaxis? Ein paar Mal in Nebensätzen erwähnt, dann per Starkiller-Basis sehr radikal ausgelöscht – bloß kein politisches Element im Film, wir drehen hier ja schließlich kein Prequel. Ich hatte ehrlich gehofft, dass „Die letzten Jedi“ diesbezüglich ergiebiger wäre, besonders als bekannt wurde, dass Rian Johnson zu Claudia Grays Roman „Bloodline“, der sich spezifisch darum bemüht, die politische Situation vor Episode VII zu kontextualisieren, einige Ideen beisteuerte. Leider war diese Hoffnung völlig vergebens, denn Episode VIII macht sich um den größeren Kontext noch weniger Gedanken als der Vorgänger. Im Lauftext werden wir informiert, dass die Neue Republik zusammen mit ihrer Zentralwelt praktisch sang- und klanglos einfach untergegangen ist. Ein Gefühl für die politische Situation in der Galaxis wird dagegen nie vermittelt, es läuft alles auf Erste Ordnung gegen Widerstand hinaus – die gesamte Handlung des Films könnte auch in einem isolierten Abschnitt der Galaxis spielen, ohne jegliche Auswirkungen auf irgendetwas. Warum sollten wir als Zuschauer traurig über den Untergang der Republik sein, wir wissen ja nichts über sie? Warum sollten wir mit dem Widerstand mitfiebern, wofür kämpft er eigentlich? Und wie stark ist die Erste Ordnung – in den Filmen wirkt sie immer nur wie eine (verdammt gut bewaffnete) Miliz, nicht wie eine Regierung, die tatsächlich Verwaltungsaufgaben ausführt, Planeten beherrscht oder Bevölkerungen unterdrückt.

Zugegebenermaßen blieb schon die totalitäre Natur des Imperiums in der OT verhältnismäßig vage, aber immerhin konnte man es aktiv bei der Unterdrückung beobachten; die OT schaffte es, mit begrenzten Mitteln ein Gefühl für die Diktatur zu geben, auch weil man klipp und klar weiß: Das Imperium beherrscht die Galaxis. Die PT hat es ebenfalls ziemlich gut geschafft, ein passendes Gesamtbild des jeweils aktuellen Status Quo zu vermitteln. Nicht, dass es besonders detailliert gewesen wäre (Star Wars war noch nie gut darin, die Perspektive der „gemeinen Bevölkerung“ zu vermitteln), aber es war ausreichend und definitiv ausgearbeiteter als bei der OT, weil wir zumindest immer wieder Einblick in die Regierungsgeschäfte erhielten. In der Sequel-Trilogie bleibt derartiger Kontext bislang völlig außen vor, Politik und galaktischer Status Quo sind völlig schwammige Angelegenheiten. Das einzige diesbezüglich Erwähnenswerte ist die Information, dass die Superreichen der Galaxis, die sich auf Canto Bight herumtreiben, sowohl die Erste Ordnung als auch den Widerstand mit Waffen versorgen und somit Kriegsgewinnler sind. Was das genau bedeutet lässt sich nicht sagen, weil nun mal der Kontext fehlt!
Ein weiteres großes Problem dieses Films ist der Anschluss an den Vorgänger. Manches davon mag der oben geschilderten übergeordneten Thematik geschuldet sein, das lässt sich schwer sagen, aber oft wirkt es einfach wie schlampige Arbeit beim Drehbuchschreiben. Natürlich baut Rian Johnson auf „Das Erwachen der Macht“ auf (es geht ja gar nicht anders), aber gleichzeitig fühlt sich doch vieles von dem, was im Vorgänger passiert ist, konsequenzlos an. Das beste Beispiel ist die Starkiller-Basis, deren Zerstörung praktisch keine Auswirkungen hatte – die Erste Ordnung hat ja scheinbar trotzdem völlig problemlos die Galaxis übernommen. Dieses Problem zeigt sich in vielen kleinen oder großen Details. Ein besonders gutes Beispiel: Warum ist Phasma eigentlich in diesem Film? Nach „Das Erwachen der Macht“ erweckte Lucasfilm den Eindruck, man wolle die Fehler, die bei dieser Figur gemacht wurden, ausbügeln. Im Vorfeld erschien eine Miniserie und ein Roman, der sich detailliert mit ihr auseinandersetzt (leider habe ich beide noch nicht gelesen) und dann… ist Phasma in genau einer Szene und wird fast ebenso unrühmlich abserviert wie Snoke. Sollte sie entgegen jeder Erwartung auch noch in Episode IX auftauchen, wird sie wirklich zum Running Gag.
In diesem Zusammenhang wird es Zeit, die Gesamtkonzeption der Sequel-Trilogie zu kritisieren. Wie die meisten nahm ich ursprünglich an, es würde ein grober Fahrplan existieren, wo die Reise hingeht. Dass das nicht der Fall ist, wurde in den Interviews der zuständigen kreativen Köpfe und natürlich mit der Sichtung von Episode VIII ziemlich deutlich. Ich bin absolut für kreative Freiheit der Regisseure, aber bei einer Filmreihe wie Star Wars wäre zumindest ein Grundgerüst, ein grober Plan nützlich, um einige der markanteren Anschlussschnitzer und ähnlich gearteten Probleme zu vermeiden. Tatsächlich habe ich ziemlich Schwierigkeiten, mir vorzustellen, wie es in Episode IX nun weitergeht – der Widerstand wurde auf ein absolutes Minimum reduziert und die Flotte der Ersten Ordnung scheint auch recht dezimiert zu sein. Wir wissen allerdings nach wie vor nicht, wie groß die Macht und die Ressourcen der Ersten Ordnung wirklich sind, weshalb eine Einschätzung verdammt schwerfällt. Nachdem „Die letzten Jedi“ direkt an „Das Erwachen der Macht“ anschließt, wäre zwischen den Episoden VIII und IX ein größerer Zeitsprung eine gute Idee.
Snoke
Bezüglich Snokes Identität gibt uns Episode VIII so gut wie überhaupt keine Informationen. Zwei Jahre lang wurde eifrig theoretisiert, wer sich hinter Snoke verbergen könnte, und die Liste der Kandidaten ist lang. Der beliebteste ist zweifellos Darth Plagueis, aber auch Mace Windu, Palpatine, Darth Bane, Jar Jar Binks und diverse Sith-Lords aus dem alten EU, etwa Vitiate oder Darth Revan, wurden in Betracht gezogen. Selbst die Romane, die in dieser Zeit verfasst wurden, beteiligten sich: In Chuck Wendigs Aftermath-Trilogie wurde mit Gallius Rax eine Figur eingeführt, die ganz offensichtlich dazu gedacht war, die Snoke-Spekulation anzuheizen. Bei Rax handelte es sich letztendlich dann nicht um Snoke, aber auch darüber hinaus wurden weitere nebulöse Andeutungen gemacht, etwa bezüglich eines Geheimnisses auf Jakku (Reys Herkunft?) und einer Dunklen Macht (Snoke?) in den Unbekannten Regionen, die versucht, mit Palpatine zu kommunizieren und letztendlich dafür verantwortlich ist, dass sich imperiale Überreste dort sammeln und die Erste Ordnung formen.

Rian Johnson ignorierte letztendlich jegliche Spekulation und den Informationshunger der Fans und tötete Snoke stattdessen ziemlich unrühmlich gegen Ende des zweiten Akts, ohne irgendetwas über ihn preiszugeben. Während die Spekulationen um die Identität des Obersten Anführers nicht aufgehört haben, ist eine neue Frage zentral geworden, die Game-of-Thrones-Fans nur allzu vertraut sein dürfte: Ist Snoke wirklich tot? Die beliebteste Theorie, die bereits kurz nach dem Kinostart das Licht der Welt erblickte, besagt, dass Snoke in „Die letzten Jedi“ überhaupt nicht in Person vorkommt, sondern lediglich eine Machtprojektion ist, nicht anders als Luke Skywalker bei der Schlacht um Crait. Ein häufig angeführtes Indiz ist der Umstand, dass Snoke in Episode VIII weitaus jünger und gesünder aussieht als in Episode VII, so ähnlich wie die Luke-Projektion auf Crait an Luke aus Episode VI erinnert. Hinzu kommen zweideutige Anmerkungen zum Obersten Anführer aus Pablo Hidalgos illustrierter Enzyklopädie zum Film bezüglich Projektion (was sich natürlich auch nur auf das Hologramm aus Episode VII beziehen könnte) und dem Ende der Sith, das nicht gleichbedeutend mit dem Ende der Dunkelheit sein muss. Fans des EU ziehen auch den Essenztransfer in Betracht, mit dessen Hilfe Palpatine in der Comicserie „Dark Empire“ seinen Geist, der die Zerstörung des Zweiten Todessterns überstand, in einen Klon seiner selbst transferiert.
Ein weiterer möglicher Hinweis zu Snokes Identität findet sich im ersten Jedi-Tempel auf Ahch-To, dort gibt es ein Mosaik des ersten Jedi, das zugleich Balance zwischen Heller und Dunkler Seite der Macht symbolisiert. Dieser erste Jedi sieht Snoke durchaus ähnlich – man mag davon halten, was man will. Und schließlich besteht noch die Möglichkeit, dass doch der Imperator in irgendeiner Form seine Finger im Spiel hat. Wo er in Episode VII praktisch völlig abwesend war, zeigt er in „Die letzten Jedi“ zumindest minimale Präsenz. Er wird einmal von Luke Skywalker erwähnt – nicht als „der Imperator“ oder „Palpatine“, sondern explizit als „Darth Sidious“ – und in einer Schlüsselszene (Snoke versucht, Luke Skywalkers Aufenthaltsort aus Reys Kopf zu bekommen) erklingt eine sehr potente Variation von Sidious‘ Thema. Zudem verhält sich Snoke in diesem Film doch deutlich anders als in „Das Erwachen der Macht“, wo er die meiste Zeit über sehr stoisch blieb. Hier erinnert sein Verhalten dagegen weit stärker an Palpatine, der immer mit vollem Einsatz dabei war und sich hämisch amüsierte, wenn die Dinge wie geplant liefen.
Das alles passt nun nicht wirklich zur von Rian Johnson vorgegebenen Thematik und es würde mich überraschen, wenn eine dieser Theorien zutreffen würde, nachdem sämtliche Fanspekulationen, die nach „Das Erwachen der Macht“ entstanden, so direkt abgeschmettert wurden. Allerdings hoffe ich trotzdem, dass Ian McDiamird in irgendeiner Form, sei es in einem Saga-Film oder einem der Spin-offs, sei es in Person, als Hologramm oder Machtgeist, nochmal die Gelegenheit bekommt, die ikonische schwarze Kutte anzulegen.
Grau ist alle Theorie
„I only know one truth: It’s time for the Jedi to end.“ Ein Satz im ersten Teaser zu Episode VIII löste in Fankreisen weitläufige Diskussionen aus. Werden in Episode VIII die Jedi endgültig ad acta gelegt? Schnell machten diverse Gerüchte und Theorien die Runde, von „Luke gehört zur Dunklen Seite“ bis zu „Luke ist ein grauer Jedi“, wobei darunter nicht das verstanden wurde, was der Begriff ursprünglich aussagt (ein Jedi, der zwar der moralisch dieselben Ansichten hat wie der Orden, dem die Strukturen und Dogmen allerdings zu restriktiv sind), stattdessen verstand man darunter eher einen Machtnutzer, der Helle und Dunkle Seite der Macht gleichermaßen verwendet – zur weiteren Lektüre empfehle ich meinen Artikel Die Natur der Macht. Wie dem auch sei, Rian Johnson greift dieses Thema durchaus in Ansätzen auf, geht damit aber nicht allzu weit. Die Idee, dass die Jedi nicht unbedingt immer ein Vorzeigeorden waren, ist natürlich nicht neu, wobei Lukes Aussagen im Film diesbezüglich kaum in die Tiefe gehen. „Graues Jeditum“ oder etwas ähnlich geartetes entspringt dadurch ebenfalls nicht, da Luke sich einfach nur von der Macht abgeschottet hat und letztendlich Rey kaum ausbildet.

Das Machtverständnis, das in „Die letzten Jedi“ vermittelt wird, ist eher ein dualistisches, gerade im Vergleich zur augustinischen Perspektive des alten Jedi-Ordens. Das beginnt beim bereits erwähnten Mosaik im Jedi-Tempel auf Ahch-To, das den ersten Jedi zeigt, der Licht und Dunkelheit in der Balance hält. Das erinnert an die Je’daii, den direkten Vorläufern des Jedi-Ordens im alten EU, die eine streng dualistische Perspektive auf die Macht hatten und Hell und Dunkel stets im Gleichgewicht hielten. Ungleichgewicht zu beiden Seiten empfanden sie als etwas Schlechtes (im Gegensatz zu den späteren Jedi, die die Dunkle Seite als einzigen Ungleichgewichtsfaktor betrachten). Das deutet an, dass es in der Einheitskontinuität eine ähnliche Entwicklung gab; ursprünglich waren die Jedi Anhänger eines Dualismus, um später zu einem augustinischen Verständnis der Macht zu gelangen.
Ein weiteres Konzept, das immer wieder auftaucht, ist die Angleichung der Seiten. Diese Idee basiert ebenfalls auf der dualistischen Sichtweise: Seit die alten Sith vernichtet wurden und Darth Bane die Regel der Zwei ausrief, besteht ein Ungleichgewicht; es gibt zwar tausende von Jedi, aber nur zwei Sith in jeder Generation, weshalb diese Sith so ausnehmend mächtig sind und ihre Vorhaben gelingen – da das Licht generell im Vorteil ist, verschiebt sich die Balance immer weiter zur Dunklen Seite, jedenfalls bis mit Order 66 der Jedi-Orden vernichtet ist. Auf gewisse Weise wird dadurch schon eine Form von Balance wiederhergestellt, denn von nun an gibt es nur noch zwei Jedi, Yoda und Obi-Wan, und zwei Sith, Sidious und Vader (diverse Inquisitoren oder Order-66-Überlebende ignorieren wir einfach mal). Vader, der Auserwählte, sorgt dann schließlich dafür, dass eine Nullsumme entsteht, indem er Obi-Wan und Sidious tötet, während Yoda an Altersschwäche stirbt. Mit Vader/Anakin selbst enden dann beide alten Orden, da er sowohl der letzte alte Jedi als auch der letzte Sith ist. Dreißig Jahre später in Episode VIII sieht die Situation dann aber wieder etwas anders aus, denn abermals haben wir auf jeder Seite jeweils einen Meister, Snoke und Luke, und einen Schüler, Kylo Ren und Rey. Im Film selbst bestätigt Snoke diese Theorie indirekt, indem er erklärt, er habe bereits erwartet, dass sich auf der Hellen Seite jemand erheben wird, da Kylo Ren auf der Dunklen Seite so stark ist; allerdings hatte er Luke im Verdacht. Das schließt den Bogen zurück zu Anakin Skywalker. Zumindest im Kanon ist Anakins Ursprung nach wie vor nebulös, doch im alten EU spekulieren Plagueis und Sidious, dass Anakin eine Reaktion auf eines ihrer Experimente sein könnte, mit dem sie die Balance der Macht weiter Richtung Dunkle Seite drängten – Anakin wäre demnach der helle Ausgleich. Das scheint im Film auch die Erklärung für Reys Talente und ihre außergewöhnliche Machtbeherrschung zu sein, die in Episode VIII noch weiter zunimmt – wie gesagt, Luke trainiert sie nicht wirklich, dennoch ist sie in der Lage, sich mit dem Lichtschwert gegen Snokes Eliteleibwächter zu behaupten. Hier wird der mystische Aspekt der Macht weiter betont; mit der Art und Weise bin ich aber nicht so wirklich glücklich. Es mag eine Erklärung sein, widerspricht aber dennoch den bisherigen Erfahrungen. Da bin ich wohl einfach zu sehr von den Prequels und dem EU geprägt, aber die Jedi-Ausbildung ist für mich da schon wichtig, „Jeditum als reine Geisteshaltung“ sagt mir nicht wirklich zu.
Fazit
„Die letzten Jedi“ ist ein Film, der nicht nur das Fandom, sondern auch mich selbst spaltet. Selten gab es bei einem Star-Wars-Film so viel Licht und Schatten direkt beieinander. Auf der einen Seite stehen gute Charaktere samt interessanter Entwicklung und tollen Darstellern, ein sehr einnehmendes thematisches Konzept und ein Regisseur bzw. Drehbuchautor, der durchaus den Mut hat, ausgetretene Pfade zu verlassen und Erwartungen umzudrehen, von grandiosen Szenen und tollen Schauwerten gar nicht erst zu sprechen. Auf der anderen Seite haben wir einen Plot, der zwar Episode V nicht direkt abkupfert, aber an Banalität kaum zu überbieten ist, keinerlei Kontext, in den die Ereignisse dieses Films einzubetten sind und viele kleine Ungereimtheiten, Logiklöcher und Ärgernisse, die einzeln nicht weiter ins Gewicht fallen, aber zusammengenommen das Gesamtbild deutlich trüben und mit ein wenig Anstrengung vermeidbar gewesen wären.
Siehe auch:
Star Wars Episode VIII: Die letzten Jedi – Soundtrack
Star Wars Episode VII: Das Erwachen der Macht – Ausführliche Rezension
Zu der Theorie mit Snoke als Macht-Illusion: Hätte dann nicht wenigstens sein Körper weg sein müssen, nachdem er tot war? Hux findet den ja noch da liegend vor, als er nach dem Kampf in den Thronsaal kommt und der sah für mich auch schon sehr solide aus. Bezüglich Reys Eltern hat Rian Johnson glaube ich in einem Interview gesagt, dass Kylo in dem Moment das sagt, was er glaubt. (Was eine Hintertür offen lässt für JJ Abrams, falls er doch noch irgendwas enthüllen will – ich persönlich fände es gut, wenn es so bleibt, wie es jetzt ist.)
Das mit den politischen Hintergründen finde ich zwar einerseits auch schade. Andererseits sind die Filme ja das Element, was funktionieren muss, ohne weiteren Kontext zu kennen, so dass es für so Spinner wie uns 😉 , die sich weitaus mehr mit SW befassen als ein Zuschauer, der einfach nur den Film sehen muss, vermutlich immer enttäuschend sein wird, was alles nicht im Film auftaucht. Außerdem wollten sie glaub ich nicht, dass mit großem politischen Plot wieder Erinnerungen an die Prequels vorkommen, und ich kanns verstehen. Es funktioniert für mich nämlich in den Prequels schlicht nicht, weil dem Polit-Plot eh so wenig Zeit eingeräumt wird, dass es dann auch egal ist. Ich hab neulich schon mal rumgesponnen, was ich als weitere Stand Alone-Filme gern hätte, und ich glaube ein Politthriller im Senat der Neuen Republik wäre sehr weit oben auf der Liste. Aber dann halt wirklich mit reinem Fokus darauf, so dass das auch angemessen behandelt werden kann. (Das gilt übrigens auch für tiefere und fundiertere Dinge zur Macht und zur hellen und dunklen Seite – ich glaube, das wird einfach nie in einem Blockbuster-Film, der auch reichlich Action enthalten soll, so tiefgründig behandelt werden wie ich das vielleicht gerne hätte und das hab ich akzteptiert *g*.)
Witzigerweise war ich nach dem ersten Gucken auch enttäuscht darüber, dass zu Snoke nix aufgeklärt wurde. Inzwischen finde ich es aber gar nicht mehr weiter schlimm, weil ich davon ausgehe, dass es irgendwann noch kommt – nur nicht zwangsläufig in einem Film. Oder vielleicht ja doch noch in Episode 9. Wenn man Lost kennt, weiß man ja, wie gerne JJ Abrams 800 Mysterien gleichzeitig aufmacht – und dann am Ende so viele offene Fragen übrigbleiben, dass es auch wieder enttäuschend ist (ja, ich weiß, für das Ende war er nicht mehr verantwortlich, aber trotzdem). Von daher finde ich den Ansatz des Films schon gut – weg mit Snoke, ist nicht wichtig. Genausowenig wie Nachnamen und Blutlinien. Die Macht ist für alle da.
Bei Phasma geb ich dir aber recht, das war irgendwie … witzlos.
Canto Bight fand ich beim ersten Gucken auch irgendwie lahm und unwichtig für die Geschichte, aber es ist halt einfach sehr entscheidend für Finn und Rose und deren Entwicklung und schon ein Vorgriff auf das Ende mit „saving what we love“ (für mich ja DER Satz des Filmes). Und optisch ist die ganze Sequenz halt eh super.
Die Leia-Szene, in der sie sich mit der Macht zurück ins Raumschiff rettet, ist übrigens meine Lieblingsszene des Filmes. Womöglich aller Star-Wars-Filme. Womöglich überhaupt aller Filme jemals, okay, mit Ausnahme des Angriffs der Rohirrim in Return of the King, aber ich heule bei beiden gleichermaßen wie ein kleines Kind :p .
Jeeeedenfalls danke für deine Meinung zum Film und die ruhige und sachliche Rezension. Aktuell ist das internet ja ein biiiiisschen anstrengend, was die Rezeption des Filmes angeht. Wobei witzigerweise auch da auf der einen Seite unfassbar viel gehatet wird und auf der anderen so viele fundierte, interessante und spannende Artikel erschienen sind wie zu keinem anderen Film der Reihe. Schon das ist ja etwas, was man TLJ zugute halten muss 😉 .
Zu Snoke als Machtillusion: Nein, warum denn? Wenn der echte Snoke noch lebt, kann er ja die Illusion bequem weiter aufrecht erhalten, damit sein Tod auch überzeugend wirkt. Luke hat ja sogar die Würfel noch ewig lang weiter erhalten. Damit will ich nicht sagen, dass ich tatsächlich an diese Theorie glaube, das wäre nur kein K.O.Kriterium. Was Reys Eltern angeht hoffe ich auch, dass das so bleibt, und wenn ich in einem zukünftigen Film noch Sidious in irgend einer Form bekomme, bin ich gerne bereit, Snoke einfach einfach Snoke und unwichtig sein zu lassen. Es gibt ja auch die Vermutung, Rian Johnson könnte sich in der neuen Trilogie, die er gerade für Lucasfilm präpariert, ausführlich mit Snoke auseinandersetzen. Wie dem auch sei, die ganzen Theorie-Videos auf Youtube sind auf jedenfall ziemlich interessant und unterhaltsam, selbst wenn sich herausstellen sollte, dass sie allesamt Unsinn sind 🙂
Zum Kontext würde ich dir mit Einschränkungen recht geben, wie gesagt, ich denke, die OT hat das schon ganz gut gemacht – aber in TLJ gibt es halt wirklich gar nichts, und das ist dann für mich zu wenig. Ich erwarte keinen Politthriller á la „Bloodline“ oder „Cloak of Inception“ (quasi das EU- bzw. Prequel-Gegenstück zu „Bloodline“ von James Luceno), aber etwas Kontext, damit man ein Gefühl dafür bekommt, wie es in der Galaxis aussieht halte ich schon für wichtig. Oder man beschränkt sich tatsächlich darauf, dass sich Widerstand und Erste Ordnung irgendwo im Outer Rim prügeln – dann soll man aber bitte Alibi-Kontext aus dem Lauftext halten und sagen, wie es ist.
Mit der thematischen Grundlage in Canto Bight habe ich eher weniger Probleme, sondern mit der Umsetzung. Gerade hier hätte es sich angeboten, Finn und Rose auf eine Mission zu schicken, die vielleicht wirklich etwas politischen Kontext bringt und etwas Politik zeigt. Ich bin ja auch der Meinung, dass die Prequels den politischen Teil nicht ideal umgesetzt haben, aber das liegt nicht an der Politik an sich, sondern an der Umsetzung. Leider lässt man als Reaktion dann Politik lieber ganz raus, anstatt sich darauf zu konzentrieren, das angemessen darzustellen.
Ich bin auch sehr froh, wenn man eine sachliche Diskussion zum Film führen kann. DASS diskutiert wird ist auf jeden Fall gut, das macht das Fandom interessant, aber wie zum Teil diskutiert wird, geht mir auch gegen den Strich – gerade diejenigen, denen TLJ nicht gefallen hat, neigen doch stark zur Überdramatisierung – Youtube-Videos mit dem Titel „Why ‚The Last Jedi‘ Is the Worst (Star Wars) Movie Ever“ gibt’s gerade wie Sand am Meer 😀
Oh, stimmt, du hast recht – da hab ich in die falsche Richtung gedacht, was die Illusion angeht.
Ich persönlich möchte eigentlich auch keinen Sidious in Episode 9, das fände ich wieder zu viel Rückgriff auf die OT und die Prequels. Ich bin auch eher nicht der Meinung, dass das passieren wird. Aber in irgendeinem zukünftigen Film – wieso nicht. 🙂
Für mich reichts auch, wenn man weiß, dass der First Order in den Unknown Regions irgendwann auf Snoke getroffen ist und gut. Ist ja nicht umsonst der Ort, wo kaum einer hinfliegt und noch weniger zurückkommen.
Joah, was die Politik angeht – ich glaube, das wären dann ganz andere Filme geworden, man hätte es ja in Episode 7 schon einbauen müssen. Wobei es da glaube ich sogar Szenen im Senat gab, die dann rausgeschnitten wurden oder irgendwie so. Ich weiß auch nicht. Ich glaube fast, dass es in 8 schlecht reingepasst hätte, weil der mit den Themen, die er behandelt, schon ganz gut ausgefüllt war. Tendenziell würd ich ja denken, das Original-Drehbuch von 9 hätte mehr in die Richtung gehen können, aber da das nach dem Tod von Carrie Fisher ja komplett umgeschrieben werden musste, weiß man natürlich nicht, wie es ausgesehen hätte. Ich hätte mir jedenfalls gut einen Leia-Plot mit mehr Politik vorstellen können.
Ich glaub, Canto Bight hätte in dem Status, wo das Universum jetzt ist, also mit quasi keiner Republik mehr und First Order schon in der Übermacht, auch nicht unbedingt als Polit-Plot getaugt. Man hätte natürlich die ganze Sache mit dem Waffenhandel noch etwas mehr einbauen können. Wobei es schon irgendwie schräg ist, dass zwischen 7 und 8 maximal ein paar Tage bis Wochen liegen und der First Order die Kontrolle schon so an sich gerissen hat. Wobei in Bloodline ja zumindest die Rede davon ist, dass die überall irgendwelche paramilitärischen Bündnisse haben, die ihnen zuarbeiten. Wenn die alle zugeschlagen haben, sobald das Hosnian-System vernichtet war, passt das vielleicht. Aaaaber man weiß es ja nicht. Ist schon etwas ärgerlich – die Frage ist nur, ob es den Filmen so als Fim gutgetan hätte, die Schwerpunkte da anders zu setzen.
Joah YouTube ist sicherlich ohnehin nicht der sachlichste Ort – aber das ist ja noch okay, muss man sich ja nicht angucken. Aber der Typ, der nen Bot geschrieben hat, um die Bewertungen des Films bei Rotten Tomatoes nach unten zu reißen, oder die Leute, die unter jeden Tweet von Mark Hamill und Rian Johnson erstmal einen sprachlichen Kackhaufen setzen müssen oder der Typ, der eine Petition gegen die neue Trilogie von Johnson gestartet (und wieder zurückgenommen) hat – die dürfen sich bittegerne ein anderes Fandom suchen.