Warcraft: The Beginning

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Story:
Draenor, die Heimatwelt der Orks, stirbt. Um zu verhindern, dass die Orks mit ihrer Welt untergehen, öffnet Gul’dan (Daniel Wu), ein mächtiger und finsterer Hexenmeister, ein Portal nach Azeroth, in die Welt der Menschen. Diese sind von der Invasion fremder Wesen verständlicherweise nicht allzu angetan, weshalb ihr König Llane Wrynn (Dominic Cooper) seine engsten Vertrauten, den Ritter Sir Anduin Lothar (Travis Fimmel) und den magisch begabten Wächter Medivh (Ben Foster) um sich schart, um der Invasion zu begegnen. Und selbst unter den Orks sind nicht alle mit Gul’dans Vorgehen einverstanden: Der Clanhäuptling Durotan (Toby Kebbell) ist dem Hexenmeister und seiner zerstörerischen Magie gegenüber höchst misstrauisch. Letztendlich ist es allerdings der weibliche Halbork Garona (Paula Patton), der sich als Schlüsselfigur erweist…

Kritik: Ich habe es ja bereits das eine oder andere Mal zu Protokoll gegeben: Zwar bin ich kein WoW-Spieler, bin mit dem Warcraft-Franchise allerdings relativ gut vertraut, weshalb mich auch die seit etwa zehn Jahren angekündigte Verfilmung im Vorfeld ziemlich interessiert hat. Eines gleich vorweg: „Warcraft: The Beginning“ ist mit Sicherheit eine der besten Spieleverfilmungen, was allerdings nicht unbedingt ein Qualitätssiegel ist, da selbst die gelungensten Game-Adaptionen bislang bestenfalls ganz unterhaltsam waren. Leider ist auch „Warcraft: The Beginning“ weit davon entfernt, ein Meisterwerk zu sein, allerdings ist dieser Film in meinen Augen bei Weitem nicht so unterirdisch, wie ihn manch ein Kritiker macht. Zumindest für mich hat er sich schon allein deshalb gelohnt, weil es nun einmal kaum High-Fantasy abseits von Mittelerde im Kino zu sehen gibt.

Was vor allem beachtete werden sollte: Wer nicht eine gewisse Affinität zum Franchise oder zumindest zu High-Fantasy besitzt, wird mit „Warcraft: The Beginning“ sicher nicht allzu viel anfangen können. Nun denn, betrachten wir erst einmal die positiven Aspekte. Man merkt dem Film die überquellende Liebe zur Materie definitiv an. Regisseur Duncan Jones (der auch mit am Drehbuch beteiligt war) ist bekennender WoW-Spieler und es lässt sich nicht leugnen, dass er die Welt des Spiels sehr gut und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt hat. Ja, „Warcraft“ ist ein CGI-Fest, aber Azeroth ist nicht Mittelerde; wenn man diese Welt auch nur ansatzweise vorlagengetreu umsetzen möchte, lässt sich das leider nicht vermeiden. Insgesamt sind Design und Effekte über jeden Zweifel erhaben, vor allem die Orks sehen grandios aus, so comichaft-übertrieben wie nötig und so realistisch wie möglich. Duncan Jones schafft es, die gesamte exzessiv-überbordende Atmosphäre und den Stil der Vorlage in seinem Film wunderbar einzufangen, und schon allein dafür gebührt ihm Respekt. Jones‘ Achtung vor den Spielen erstreckt auch sich auf die Story des Films. Hier ist es vielleicht nötig, ein wenig weiter auszuholen: Es hat schon seinen Sinn, dass dieser Film „Warcraft: The Beginning“ heißt, denn im Grunde fängt er tatsächlich ganz von vorne an, indem er die Geschichte des ersten Warcraft-Echtzeitstrategiespiels „Warcraft: Orcs and Humans“ (sowie die diversen späteren Ausgestaltungen dieser Handlung aus Nachfolgern, Romanen etc.) umsetzt. Das bedeutet auch, dass es tatsächlich fast ausschließlich um Orks und Menschen geht, Zwerge, Draenei und Hochelfen tauchen lediglich am Rande auf und die meisten anderen wichtigen Rassen (Nachtelfen, Untote, Tauren, Trolle etc.) sucht man vergebens. Insgesamt handelt es sich hierbei zwar nicht um die beste Story, die es in den Weiten des Franchise zu finden gibt, aber doch um eine solide. Die Umsetzung dagegen ist leider nicht immer ganz solide…

Das große, wirklich große Problem dieses Films sind die Figuren. Man merkt, dass Duncan Jones und sein Mitautor Charles Levitt versuchten, die beiden Fraktion differenziert darzustellen: Obwohl die Orks die Aggressoren sind, sind sie nicht einfach die Bösen, während es auf der Seite der Menschen einen Verräter gibt. Leider ist ihnen das auf die Einzelfiguren bezogen überhaupt nicht geglückt. Bei aller Liebe zum Detail haben die beiden es leider nicht geschafft, die Figuren interessant oder greifbar zu machen. Egal ob Orks oder Menschen: Fast alle Charaktere sind sehr eindimensional, die Entwicklung ist entweder kaum vorhanden oder sehr sprunghaft, Motivationen werden kaum thematisiert; kurz und gut: Es scheint, als sind die Figuren hier reine Plotkatalysatoren. Das wiederum schadet dem Film ziemlich, vor allem, wenn man als Nicht-Fan nicht wirklich in die Welt investiert ist. Leider können die Schauspieler an dieser Tatsache auch nicht viel ändern, wobei es unklar ist, ob es an ihnen liegt oder ob der Film ihnen einfach keine Gelegenheit gibt. Insgesamt liefern Travis Fimmel und die Schauspieler der diversen Orks die besten Performances ab.

Auch strukturell gibt es das eine oder andere Problem, vor allem, wenn der Film sehr schnell von einem Schauplatz zum nächsten schneidet, um den Plot möglichst rasant voranzubringen, ohne den Szenen die nötige Zeit zur Entfaltung zu geben. Das verleiht der Handlung eine unnötige Sprunghaftigkeit – plötzlich steht Garona auf der Seite der Menschen, Durotan verrät scheinbar sein Volk etc. Die Dialoge helfen diesbezüglich leider auch selten und enthalten oftmals ein wenig zu viel Exposition, ohne wirklich aussagekräftig zu sein. Außerdem zeigt „Warcraft“ immer sehr offen, dass der Titel Programm ist; dieser Film soll das erste Kapitel einer großen Geschichte sein, und so fühlt er sich letztendlich auch an: Wie ein Prolog. Das bringt allerdings auch Vorteile mit sich. Was immer man über die Story denken mag, sie ist konsequent.

Fazit: Vor allem für Fans des Franchise ein unterhaltsamer und kurzweiliger Fantasyfilm, der Atmosphäre und Optik der Spiele toll umsetzt, aber bezüglich Figuren und Dramaturgie einige massive Probleme hat. Ich hoffe dennoch, dass es eine Fortsetzung gibt, bei der die Verantwortlichen aus ihren Fehlern lernen, denn Arthas‘ und Illidans Geschichten würde ich zu gerne auf der Leinwand sehen.

Trailer