Geschichte des amerikanischen Comics Teil 2: Das Platinzeitalter

Bei der Betrachtung der amerikanischen Comiclandschaft lässt sich eindeutig erkennen: Sie wurde und wird immer noch von den Superhelden dominiert, und damit von den beiden Verlagen DC und Marvel. Diese Dominanz ist seit den 80er Jahren nicht mehr ganz so stark, die allgemeine Qualität und Vielfalt ist in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten stark angewachsen. Dennoch sind die kostümierten Verbrechensbekämpfer nach wie vor der prägende Faktor – das zeigt sich schon, wenn man die Geschichtsschreibung des amerikanischen Comics betrachtet. Für gewöhnlich wird hier mit Zeitaltern gearbeitet, „Goldenes Zeitalter“, „Silbernes Zeitalter“ etc. Die Definition dieser Zeitalter ist meistens von den Superhelden abhängig.

Viele Comichistoriker lassen die Geschichte des Comics mit der Erfindung des Comichefts 1933 beginnen, da sie sich spezifisch auf „comic books“ beziehen. Die Frühgeschichte des Comics sollte jedoch keinesfalls ignoriert werden, denn gerade dort finden sich die Ursachen für die historischen Eigenarten und Entwicklungen dieses Mediums. Somit könnte man den Zeitraum von der Entstehung des Comicstrips bis zum ersten Auftritt von Superman 1938 als „Platinzeitalter“ bezeichnen, um die Kontinuität der Edelmetallmetapher zu wahren. Diese Bezeichnung ist nicht allzu weit verbreitet, ich bin aber doch in der einen oder anderen Publikation auf sie gestoßen und irgendwie hat sie mir gefallen.

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Richard Felton Outcaults „The Yellow Kid“; am 25. Oktober 1886 zum ersten Mal mit Sprechblasen

Der Comic, bzw. der Comicstrip entstand in den USA Ende des 19. Jahrhunderts als Zeitungsbeilage, die u.a. dazu diente, Leser zu gewinnen, die nicht so gut Englisch sprechen konnten. Als Begründer des Mediums gilt Richard Felton Outcault, dessen Comicstrip „The Yellow Kid“ ab 1895 auf den Sonntagsseiten der Zeitung „The American Humorist“ zu lesen war. Am 25. Oktober 1986 bediente sich Outcault zum ersten Mal der Sprechblase, weshalb dieses Datum gemeinhin als Geburtsstunde des Comics gilt – dies ist allerdings durchaus umstritten. Die Werke des deutschen Humoristen Wilhelm Busch, des schweizer Zeichners Rodolphe Töpffer oder des französischen Botanikers Georges Colomb (alias Christophe) können ebenfalls als Protocomics verstanden werden, die allerdings Text und das Bild noch nicht miteinander verknüpften. Zweifelsohne ist Outcault allerdings ein Mitbegründer des Mediums. „The Yellow Kid“ war darüber hinaus auch eine der ersten Comicstripserien, die später, in diesem Fall bereits 1897, gesammelt herausgegeben wurden. Zwar fehlen selbst Outcaults Strips noch einige typische Merkmale, etwa die Paneleinteilung, aber dennoch bereiteten sie dem Medium den Weg. Aus diesem Grund vertreten manche Comichistoriker die Meinung, der wirkliche Geburtstag des Comics sei der 12. Dezember 1897 – an diesem Tag erschien zum ersten Mal Rudolph Dirks‘ Comicstrip „The Katzenjammer Kids“, der sich der typischen Stilmittel des Mediums Comic weit regelmäßiger bediente als „The Yellow Kid“. Wie dem auch sei, die ersten Comicstrips fanden großen Anklang, sorgten für gesteigerte Auflagen ihrer Zeitungen und etablierten die damals schlicht „The Funnies“ bezeichnete neue Unterhaltungsform.

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„The Katzenjammer Kids“ von Rudolph Dirks

Als Medium ist der Comic in allgemeinerer Definition also in etwa gleich alt wie der Film. Allerdings fällt dabei auf, dass der Comic, zumindest in den USA, sehr viel länger brauchte, um Werke hervorzubringen, die von der Allgemeinheit anerkannt wurden. Dies ist auf das Trägermedium zurückzuführen; ursprünglich erschienen die Comicstrips nur auf den Sonntagsseiten der Zeitungen, und dort hatten die Autoren und Zeichner nur wenig Möglichkeiten, sich wirklich zu entfalten, da sie maximal eine Seite hatten, um eine
Geschichte zu erzählen. Die Strips waren fast ausschließlich humoristischer Natur, was die Möglichkeiten inhaltlich ebenfalls begrenzte. Aus diesem Grund trägt das Medium den Namen „Comic“ und dadurch gibt es immer noch Vorurteile. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass nicht schon der Comicstrip frühe Meisterwerke hervorbrachte, „Little Nemo in Slumberland“ von Windsor McKay gilt weithin als surreales Glanzstück des frühen Comics, das traumartige Geschichten in aufwändigen Bildern und mit distinktiver visueller Narrative erzählt, während „The Katzenjammer Kids“ immerhin der wohl langlebigste Comicstrip ist, in dessen Panels viele der typischen Comicelemente ihr Debüt feierten. Rudolph Dirks prägte die Erzählweise des Comics in Panels und führte viele der visuellen Standards ein, etwa die stilisierten Schweißperlen, die Angst oder Erschöpfung symbolisieren, die Sterne für Schmerzen, die Bewegungslinien etc.

Trotzdem dauerte es bis zum Beginn der 30er Jahre, bis das inhaltliche Repertoire des Comics wirklich erweitert werden konnte, weg vom Humor und hin zu Abenteuer, Action und der Entstehung der sog. „pulps“, repräsentiert durch Figuren, die auch heute noch bekannte sind und die als Vorläufer der Superhelden gelten können: The Shadow, Zorro, Tarzan oder Buck Rogers. Die letzten beiden debütierten am selben Tag, dem 7. Januar 1929, waren erfolgreich und zogen viele weitere graphische Abenteuer nach sich, darunter auch Hal Fosters „Prince Valiant“ („Prinz Eisenherz“).

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Panel aus „Buck Rogers“, gezeichnet von Dick Calkins

In den 30ern ermöglichte die bereits erwähnte Entstehung des „comic book“ schließlich das Erzählen umfassenderer Geschichten, während der Begriff gleichzeitig dazu diente, die Comichefte von den ausschließlich humoristischen Comicstrips abzugrenzen. Die Zeichnungen wurden insgesamt aufwändiger und realistischer, die Erzählweise der Strips wurde allerdings fortgesetzt. Generell lässt sich sagen, dass die Frühzeit des Comics von der Entwicklung des Mediums vom lustigen Comicstrip in Zeitungen hin zum Abenteuer im Comicheft geprägt ist; diese Ära wird allerdings weitaus seltener behandelt als die nach ihr kommenden Zeitalter.

Geschichte des amerikanischen Comics:
Teil 1: Definition des Mediums
Teil 3: Das Goldene Zeitalter

Die Känguru-Trilogie

känguru
„When you play the game of thrones, you win or you die. There is no middle ground.”
– Queen Elizabeth II.

Im Grunde ist dieser Artikel schon lange überfällig, ich wollte ihn schon seit einiger Zeit schreiben und habe es immer wieder aufgeschoben. Wie dem auch sei, in der deutschen Humorlandschaft ist es nicht immer einfach, etwas Passendes zu finden, aber hin und wieder gibt es doch den einen oder anderen, der bei mir genau ins Schwarze trifft. Marc-Dieter, äh, Kai-Uwe, nein, Marc-Uwe Klings Känguru-Trilogie schafft es tatsächlich meinen Humor minutiös genau treffen. Angeblich soll es ja noch Leute geben, die noch nie etwas vom Känguru gehört haben, darum hier noch mal eine kurze Zusammenfassung: Eines Tages steht völlig unvermittelt ein Känguru vor der Tür des Kleinkünstlers Marc-Uwe Kling. Das sehr eigensinnige kommunistische Beuteltier will sich angeblich nur ein paar Zutaten für Eierkuchen leihen, tatsächlich nistet es sich aber schon bald bei Marc-Uwe ein. Damit beginnt die große Reise des ungleichen Duos, die unscheinbar anfängt, aber zu einem asozialen Feldzug gegen Staat, Kapital, das schlechte Wetter und natürlich des Kängurus Erzfeind, den Pinguin, wird.

„Ich bin der Geist, der stets verneint.“
– Horst Seehofer

Bereits 2010 begann Marc-Uwe Kling im Rahmen seines Podcasts „Neues vom Känguru“ vom Beuteltier zu erzählen – diese Geschichten sammelte er in „Die Känguru-Chroniken“, dem ersten Band der Trilogie, der schließlich auch meine Aufmerksamkeit erregte. Oder, um genauer zu sein, die von Kling selbst gelesene Hörbuchfassung erregte meine Aufmerksamkeit. Das hatte den Vorteil, dass ich auf den zweiten Teil, „Das Känguru-Manifest“, nicht allzu lange warten musste. Wie bereits gesagt, der Humor der Känguru-Trilogie spricht mich enorm an. Dieser setzt sich aus mehreren Zutaten zusammen: Politischer Anarchismus, Respektlosigkeit ohne übermäßige Fäkalkomik, sehr intelligente philosophische, literarische und popkulturelle Anspielungen, Metaaspekte und manchmal auch schiere, surreale Absurdität.

„Ich bin kein Extremist. Ich bringe jeden um, der etwas anderes behauptet.“
– Osama bin Laden

Während der Humor im Verlauf der Trilogie eigentlich derselbe bleibt, verändert sich die Struktur der Geschichten. Vor allem den „Känguru-Chroniken“ merkt man, dass sie ursprünglich als kurze Radio-Sketche konzipiert waren, die nur sehr bedingt zusammenhängen, vor allem durch Running-Gags strukturiert sind und bis auf einige Ausnahmen eigentlich in willkürlicher Reihenfolge konsumiert werden können. In „Das Känguru-Manifest“ beginnt sich allerdings langsam ein übergeordneter Handlungsbogen herauszubilden, es werden nach und nach immer wieder auftauchende Nebenfiguren aufgebaut, das Känguru gründet das Asoziale Netzwerk und versucht, die heimtückischen Machenschaften des Pinguins aufzudecken. „Die Känguru-Offenbarung“ geht noch stärker in diese Richtung und folgt vor allem in der zweiten Hälfte einem noch stärkeren, übergeordneten Plot, der in Form von „Reiseabenteuern“ erzählt wird. Gerade das hat auch zu einiger Kritik von Lesern geführt, die das Format des ersten Bandes bevorzugten, was ich allerdings nicht wirklich nachvollziehen kann, da der Humor der „Känguru-Offenbarung“ nicht an Qualität einbüßt – er gewinnt lediglich an Absurdität (was freilich nicht jedem gefällt).

„Come my minions, rise for your master. Let your evil shine.”
– Donald Trump zu seinen Anhängern

Ansonsten will ich gar nicht allzu sehr vorgreifen und halte diese Rezension lieber kurz und nicht allzu analytisch, denn die Känguru-Trilogie und ihren Humor entdeckt man am besten für sich selbst. Ich persönlich würde, noch vor den eigentlichen Büchern, zu den von Marc-Uwe Kling selbst vorgelesenen Hörbüchern raten. Wer sich also noch nicht mit dieser Trilogie beschäftigt hat: Hurtig. Ansonsten: Mein liebster Running Gag sind ohne Zweifel die falsch zugeordneten Zitate.

“I just can’t wait to be king.”
– Prince Charles

Fazit: Marc-Uwe Klings Känguru-Trilogie ist so ziemlich das Lustigste, Intelligenteste und insgesamt Beste, was gegenwärtig im Bereich „Humoristisches aus Deutschland“ zu finden gibt.

Stück der Woche: Roast Mutton


Zeit, mal wieder die Artikelreihe „Stück der Woche“ auszugraben, und wo ließe sich besser anknüpfen als dort, wo ich bei Howard Shores Hobbit-Musik aufgehört habe. Roast Mutton ist ein besonders interessantes Stück, weil es von ihm im Grunde drei verschiedene Versionen gibt. Bei allen drei Hobbit-Scores gab es jeweils eine Standard und eine Deluxe-Edition, wobei sich letztere nicht wirklich groß von Ersterer Unterschied. Alle Deluxe-Editionen hatten jeweils noch ein paar Bonus-Tracks und einige erweiterte Stücke.

Roast Mutton gehört laut Index des Albums zu besagten erweiterten Stücken, ist aber tatsächlich nicht nur erweitert, sondern eine Alternativversion. Zumindest am Anfang sind beide Versionen noch ziemlich identisch. Es beginnt mit dem ballettartigen Trollthema, das bereits in The Trollshaws vorgestellt wurde, in das sich immer wieder „Bilbos Fussy Theme“ mischt, welches die Ponybefreiungsversuche des Protagonisten untermalt. Schließlich wird er gefangen und die Situation spitzt sich musikalisch zu, bis Kíli auftaucht und von den Trollen verlangt, Bilbo fallenzulassen, was von heroisch ansteigenden Blechbläsern begleitet wird. Kurz darauf stürzt der Rest der Gemeinschaft aus dem Unterholz und greift die Trolle an, und genau an dieser Stelle unterscheiden sich die Standard- und Deluxe-Version des Stückes signifikant. In der Standard-Version erklingen ab 2:21 zwei kurz aufeinander folgende, sehr dynamische Action-Variationen des Misty-Mountains-Themas mit vollem Blechbläsereinsatz. In der erweiterten Fassung ist besagtes Thema dagegen nur einmal zu hören, und das weder besonders actionreich noch besonders dynamisch; es klingt als würde hier nur eine einzelnen, etwas müde Posaune spielen (2:24). Im Kontext der Szene passt diese Version eigentlich sogar besser, da dies nun wirklich nicht die heldenhafteste Stunde der Gemeinschaft ist und sich die rasanteren Versionen in Orkstadt besser machen (ich ärgere mich bis heute, dass es beide Orkstadtversionen des Misty-Mountains-Themas nicht auf das Album geschafft haben). Wie dem auch sei, betrachtet man Roast Mutton vom Filmkontext losgelöst, wirken die beiden dynamischen Variationen homogener, nach dem Aufbau wirkt die Einzelposaune geradezu antiklimatisch. Die Standardversion endet dann mit einem Statement von Gandalfs Thema, während in der Deluxe-Version noch mehr dissonante Action mit aleatorischen Belchbläserpassagen folgt. Bei 3:06 erklingt ein Fragment des Erebor-Themas, Gandalfs Thema folgt bei 3:57 und nochmal bei 4:45, während dazwischen Bilbos Versuche, die Trolle zu verwirren, mit den für die Auenlandmusik typischen Flöten untermalt wird.

Die oben erwähnte dritte Version von Roast Mutton ist diejenige, die tatsächlich im Film gelandet ist und sich aus den ersten beiden zusammensetzt. In der Szene selbst erklingen sowohl die beiden dynamischen Misty-Mountains-Variationen als auch das verlängerte Ende des Stückes. Darüber hinaus sind die Musikschnitte gerade hier ziemlich offensichtlich, was vermuten lässt, dass diese Szene während der Postproduktion mehrmals umgeschnitten und eventuell verlängert wurde.

Siehe auch:
My Dear Frodo
A Very Respectable Hobbit
Axe or Sword?
The World Is Ahead
An Ancient Enemy

Geschichte des amerikanischen Comics Teil 1: Definition des Mediums

Der Comic ist ein Medium, das mich seit meiner frühesten Kindheit beschäftigt – schon mein Vater sammelte Comics, ich war also seit ich denken kann von ihnen umgeben, sie waren für mich von Anfang an eine gleichwertige Unterhaltungsalternative zu Roman, Film und Fernsehen und übten stets eine besondere Anziehung auf mich aus. Umso mehr missfiel mir die Wahrnehmung, bei Comics handle es sich bestenfalls um leichte Unterhaltung für Kinder und schlimmstenfalls um Schund. Wie in den letzten vierzig bis fünfzig Jahren (und auch schon davor) ausgiebig bewiesen wurde, kann mit dem Medium „Comic“ jedwede denkbar Art von Geschichte erzählt werden, egal ob anspruchsvoll, unterhaltsam oder gar beides zusammen. Gleichzeitig freut es mich stets, wenn ich feststelle, dass das Medium immer mehr Anerkennung gewinnt und sich beispielsweise selbst in renommierten Tages- und Wochenzeitungen Besprechungen und Artikel zum Thema in einer Form finden, die vor ein bis zwei Jahrzehnten so noch nicht denkbar gewesen wären. Wie dem auch sei, im Laufe meiner studentischen Laufbahn habe ich es erfreulicherweise geschafft, mich mit meiner Passion auch im Rahmen meines Studiums ein wenig zu beschäftigen und eine Hausarbeit darüber zu schreiben. Die neue Artikelreihe, die ich hiermit starte, basiert auf besagter Hausarbeit und setzt sich mit der Geschichte des amerikanischen Comics auseinander.

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Seite aus einem Carl-Barks-Comic mit ziemlich traditioneller Panelanordnung

Zuerst müssen allerdings noch ein paar grundsätzliche Dinge geklärt werden, zum Beispiel die Definition des Begriffs „Comic“. Auf den ersten Blick glaubt man die Frage „Was sind Comics?“ leicht beantworten zu können – dennoch widmen die meisten Fachpublikationen dieser Frage wenigstens ein Unterkapitel; eine genaue Definition des Mediums ist somit nicht ganz so leicht wie es scheint und von Werk zu Werk unterscheiden sich diese Definitionen. Prinzipiell handelt es sich bei Comics um eine Verbindung von Text und Bild, und mitunter werden bereits Höhlenmalereien, Wandgemälde aus dem alten Ägypten oder die Emblematik der frühen Neuzeit in die Tradition der Comics gesetzt. Diese Deutung ist allerdings ziemlich umstritten und wird oft als Versuch gewertet, dem Medium mehr Bedeutung zu verleihen und eine bessere „Ahnenreihe“ zu geben, um sich gegen eine abfällige Behandlung zu wappnen. In diesem Zusammenhang entstand auch das von Will Eisner geprägte Verständnis des Comics als „sequentielle Kunst“, als Medium, das durch eine Bildstrecke Geschichten erzählt. Dieses Verständnis hilft u.a. dabei, den Comic von eng verwandten Medien wie der Karikatur oder dem Einbildwitz, die ganz gerne ebenfalls als Comics bezeichnet werden (und im ursprünglichen Sinn des Wortes durchaus auch als solche betrachten werden können), abzugrenzen.

Der Begriff „Comic“ selbst leitet sich von „comical“ ab und geht auf die lustigen, gezeichneten Zeitungsbeilagen zurück, das Wort wurde im Verlauf des frühen 20. Jahrhunderts, als Comics in der Tat noch fast ausschließlich humoristisch waren, zum Oberbegriff für Bildergeschichten mit Sprechblasen und ist dies auch heute noch, was durchaus eine gewisse Problematik mit sich bringt, da Comics schon lange nicht mehr ausschließlich komische Inhalte haben, im Gegenteil. In diesem Zusammenhang beispielsweise ist der französische Begriff, „Bande Dessinée“ (gezeichneter Bildstreifen), weniger problematisch, da er neutraler ist. Schon seit langem versuchen sowohl Comicschaffende und Verlage als auch Leser, Kritiker und Wissenschaftler diesen Namen, der einen humoristischen Inhalt impliziert, zu umgehen. Am populärsten wurde die Ersatzbezeichnung „Graphic Novel“, die zugleich einen anspruchsvolleren Inhalt suggerieren soll und die definitiv eine separate Besprechung verdient.

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„A Contract with God“ verzichtet oft auf eine klassische Panelstrucktur

Die fundamentale Grundlage des Mediums ist der „comic strip“, eine miteinander verbundene Sequenz von Bildern, die jede Länge haben kann, von einem einzelnen Bild (gemeinhin als Panel bezeichnet) bis hin zu tausenden. Ebenso unterscheidet sich die Publikation, vom kurzen Zeitungsstrip über das typische Comicheft bis hin zur Buchform. Hier existieren zumeist bestimmte Konventionen, oft, aber nicht immer sind die Panels durch einen weißen Steg getrennt; in diesem „Zwischenraum“ findet die „Verbindungsarbeit“ des Lesers statt, der im Geist die Lücke zwischen den beiden Panels schließt. Oftmals bedienen sich die Panels bei der Darstellung der Methoden des Kinos, etwa durch die Verwendung der dort üblichen Einstellungen wie Totale, Halbtotale, Panorama etc. Ein Beispiel für einen Bruch mit den typischen Panel-Konventionen findet sich in „A Contract with God“. Will Eisner, Autor und Zeichner in Personalunion, verzichtete ganz bewusst auf weiße Stege und klassische Panelstrukturen, um sein Werk vom „typischen“ Comic abzuheben.

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„Prinz Eisenherz“ kommt gänzlich ohne Sprechblasen aus

Darüber hinaus handelt es sich beim Comic um eine Union von Text und Bild, das Medium ist in der Lage, beides zu einem einheitlichen, zusammengehörenden Werk zu verbinden. Gewöhnlich gibt es drei Arten von Text im Comic: Erzähltext, Dialoge und Lautmalereien. Die Dialoge werden zumeist, aber nicht immer, in Sprechblasen vermittelt. Hal Foster verwendete in „Prince Valiant“ („Prinz Eisenherz“) keine Sprechblasen, sodass der Text nicht wirklich ins Bild integriert ist – aus diesem Grund ist der Status der Serie als Comic auch umstritten. Das Weglassen von Sprechblasen kann auch als spezielles Stilmittel fungieren. In „Arkham Asylum: A Serious House on a Serious Earth“ (geschrieben von Grant Morrison und gezeichnet von Dave McKean) etwa wird die Besonderheit des Jokers u.a. dadurch hervorgehoben, dass sein Dialog nicht in Sprechblasen präsentiert wird, sondern in roter Schrift, die nur durch einen Strich mit der Figur verbunden ist. Der Bruch mit den Regeln und Konventionen des Mediums wird vor allem im Bereich der anspruchsvollen Comics gerne als Ausdrucksmittel verwendet.

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Der Mangel an Sprechblasen hebt die Andersartigkeit des Jokers hervor

Nach dieser grundsätzlichen Definition ist nun noch ein kurzer Blick auf die verschiedenen Comictraditionen nötig. Während die meisten Länder in der einen oder anderen Form eine literarische Tradition besitzen, verhält sich dies bei Comics aus mehreren Gründen (etwa, weil das Medium noch verhältnismäßig jung ist) anders. Obwohl es in vielen Ländern Comics gibt, findet man weltweit nur drei wirklich umfassende Comictraditionen: Die (anglo-)amerikanische, die franko-belgische und die japanische. Alle drei entwickelten sich verhältnismäßig isoliert voneinander und begannen auch erst spät, sich gegenseitig zu beeinflussen. Das Medium selbst stammt ursprünglich aus den USA und die amerikanische Comictradition ist diejenige, in der ich mich mit Abstand am besten auskenne. Das bedeutet nicht, dass ich die anderen beiden in irgendeiner Form für minderwertig halten würde. Allerdings ist es aufgrund der relativ isolierten Entwicklung nur schwer möglich, im Rahmen dieser Artikelreihe alles unter einen Hut zu bekommen (und im Manga-Bereich kenne ich mich ohnehin nicht genug aus), deshalb behandle ich lediglich die Geschichte der amerikanischen Comics.

Literaturempfehlungen:
– Ditschke, Stephan; Kroucheva, Katerina; Stein, Daniel (Hg.): Comics. Zur Geschichte und Theorie eines populärkulturellen Mediums
– Frahm, Ole: Die Sprache des Comics
– McCloud, Scott: Comics richtig lesen
– Packard, Stephan: Anatomie des Comics. Psychosemitotische Medienanalyse
– Schikowski, Klaus: Der Comic. Geschichte, Stile, Künstler
– Schüwer, Martin: Wie Comics erzählen. Grundrisse einer intermedialen Erzähltheorie der grafischen Literatur

Die Geschichte des amerikanischen Comics:
Teil 2: Das Platinzeitalter
Teil 3: Das Goldene Zeitalter

Aktuell: Erster Teaser-Trailer zu „Rogue One“


Die Idee von Spin-off-Filmen im Star-Wars-Universum finde ich toll: Wie das alte EU bewiesen hat, kann man in der weit weit entfernten Galaxis viele tolle Geschichten erzählen. Die bisher angekündigten Filme finde ich dagegen ein wenig unkreativ. Ein Han-Solo-Film müsste wegen mir nun nicht unbedingt sein, und auch ein Boba-Fett-Film (sollte es tatsächlich einer werden) ist für mich jetzt nicht das Nonplusultra. Die Ausnahme ist der erste dieser angekündigten Filme, der bereits dieses Jahr in die Kinos kommt und dessen ersten Teaser-Trailer wir heute bestaunen durften. „Rogue One: A Star Wars Story“ erzählt die Geschichte, wie die Rebellen die Pläne des ersten Todessterns erbeuten. Das ist zugegebenermaßen eine Geschichte, die im EU schon häufig erzählt wurde, die aber dennoch mehr Potential bietet als Spin-offs zu bekannten Figuren. Hier bietet sich die Chance auf neue, interessante Charaktere und Ereignisse. Und der Trailer bestätigt dieses Potential: Das sieht für mich fabelhaft aus. Felicity Jones, die sich hier als Jyn Erso vorstellt, wirkt sofort sympathisch und scheint mir eine Protagonistin zu sein, der ich hoffentlich gern folge, die auch mal ein wenig härter zupackt und die „Rebellion“ sehr wörtlich nimmt.

Auch sonst gibt es im Teaser viel zu entdecken, das Freude bereitet. So weit sich das sagen lässt, wirkt das OT-Setting sehr natürlich und passend, ohne erzwungen oder altbacken herüberzukommen. Wir sehen Mon Mothma, die wir in „Die Rache der Sith“ von Genevieve O’Reilly gespielt wird – sehr schön, Kontinuität UND Prequel-Einfluss. Ben Mendelsohn als Imperialer in weißer Uniform mit Umhang könnte auf einen Großadmiral hindeuten. Forest Withacker (immer gut) als Kriegsherr? Die imperiale Ehrengarde und jemand in Robe, der niederkniet? Ein Gastauftritt von Vader wurde ja bereits mehr oder weniger bestätigt, noch lieber würde ich allerdings sehen, wie Ian McDiamird als Darth Sidious/Imperator Palpatine zurückkehrt. Oh, und die Musik: Eine Klavierversion des Machtthemas am Anfang, und am Ende das Machtthema und den Imperialen Marsch im Kontrapunkt. Herrlich. Gänsehauterregend. Hoffentlich deutet das darauf hin, dass Alexandre Desplat sich dieser Themen auch im Film bedienen wird. Es muss nicht exzessiv sein, aber der Imperiale Marsch oder die Rebellenfanfare im richtigen Kontext könnten Wunder wirken. Das CGI ist vielleicht noch ein wenig verbesserungswürdig (die Effekte sind mit Sicherheit noch nicht alle fertig), aber insgesamt: Consider me hyped!

The Amazing Superman 2: Rise of Justice

Enthält die volle Ladung Spoiler!
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Es gibt Filme, die wissen einen im Kino noch zu fesseln, fallen aber auseinander, wenn man beginnt, hinterher über sie nachzudenken. „Batman v Superman: Dawn of Justice“ gehört nicht zu diesen Filmen, für mich ist er schon während des Kinobesuchs auseinander gefallen. Den Titel meiner ausführlichen Rezension habe ich nicht von ungefähr gewählt, und ich habe es auch schon in meiner kürzeren Kritik gesagt: „Batman v Superman: Dawn of Justice“ macht minutiös dieselben Fehler wie „The Amazing Spider-Man 2“. In beiden Fällen handelt es sich um einen Film, der auf Basis des Vorgängers ein größeres Superheldenuniversum initiieren soll, und in beiden Fällen merkt man ihm an, dass es eine Liste von Studioseite gab, die es abzuarbeiten galt, die aber oft einfach nicht mit dem Film harmoniert. Beide Filme haben Plotstränge, die nicht ineinandergreifen und zusammenpassen wollen, genau deshalb haben beide auch massive Probeleme bezüglich Struktur und Narrative und darüber hinaus gibt es in beiden Filmen viel zu viele plumpe Hinleitungen zu besagtem größerem Superheldenuniversum, die von der eigentlichen Handlung zu abgekapselt sind. Unter all dem leiden die Figuren, was besonders den Schurken betrifft. Und dann taucht im jeweiligen dritten Akt sehr plötzlich ein neuer Schurke auf, um noch in letzter Sekunde ein bahnbrechendes, schockierendes und klassisches Ereignisse aus der Comic-Historie einzubauen, das sich im Film sehr unnatürlich anfühlt, weil er nicht darauf hinarbeitet.

„Batman v Superman: Dawn of Justice“ ist ein höchst ambitionierter Film, der zu viel will. Je länger ich über ihn nachdenke, des problematischer wird er auch; aber gleichzeitig handelt es sich hierbei auch um einen höchst interessanten Film, schon allein wegen seiner Rezeption. Auf der einen Seite wird er von professionellen Filmkritikern fast ausnahmslos verrissen. Natürlich gibt es auch immer mal wieder eine positive Rezension, aber selbst diese sind höchstens verhalten positiv. Das bisherige Einspielergebnis spricht dagegen eine andere Sprache, und auch in Fankreisen findet Snyders zweiter DCEU-Film weitaus mehr Zuspruch. Insofern ist es ironisch, dass mich gerade meine eigene Fanperspektive eher den Kritikern zustimmen lässt. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich an einen Batman-Film einfach zu hohe Ansprüche habe, wer weiß. Jedenfalls hätte dieser Film bzw. das Unterfangen eines großangelegten cinematischen DC-Universums grandios werden können, aber „Dawn of Justice“ ist nicht nur für sich gesehen ziemlich problematisch, sondern auch in Bezug auf die kommenden Filme.

Dabei bedient Snyder die Fans in mancher Hinsicht durchaus großzügig, es finden sich viele, viele Anspielungen, manche subtil, andere ziemlich unsubtil, auf die diversen Vorlagen. Oft wurde Panels fast eins zu eins umgesetzt und Dialogzeilen direkt übernommen. Der Prolog etwa, der die Ermordung der Waynes zeigt, stammt fast genau so aus „The Dark Knight Returns“, und viele Zitate sowie der eigentliche, titelgebende Kampf schulden Frank Millers Graphic Novel sehr viel. Einige dieser Fanboymomente haben mich durchaus beeinflusst: Zum ersten Mal DCs Trinität vereint auf der Leinwand zu sehen war schon etwas, für das ich als Kind ziemlich viel gegeben hätte. Das Problem dabei ist die Direktübernahme dieser Elemente in einem veränderten Kontext, einem Kontext, in dem diese Elemente einfach nicht mehr auf die gleiche Weise funktionieren, aber nicht ausreichend angepasst sind.

Drei zum Preis von einem
„Dawn of Justice“ hat einige interessante Ideen und stellt auch ein paar interessante Fragen, hat aber Probleme, besagte Elemente sinnvoll umzusetzen. Schon in „Man of Steel“ war es ganz ähnlich: In der ersten Hälfte wurde viel Zeit damit verbracht, darüber zu diskutieren, was es heißt, Superman zu sein. Diese Frage ist natürlich für eine Neuinterpretation sehr interessant, aber „Man of Steel“ hat es nie geschafft, zu vermitteln, was es heißt, Superman zu sein, anstatt nur darüber zu reden. Sämtliche philosophischen Ansätze wurden in der Materialschlacht des dritten Aktes erstickt. Das wiederholt „Dawn of Justice“ leider, aber dabei liegt nicht einmal das Hauptproblem. Dieses sieht folgendermaßen aus: In „Dawn of Justice“ stecken mindestens drei, wenn nicht sogar vier unterschiedliche Filme mit unterschiedlichen Zielen, die meistens gegeneinander arbeiten und den anderen die Luft abschnüren.

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DCs Trinität: Superman (Henry Cavill), Wonder Woman (Gal Gadot), Batman (Ben Affleck)

Da hätten wir zum einen das eigentliche Sequel zu „Man of Steel“, das sich mit den Konsequenzen des Angriffs der Kryptonier beschäftigt, einen Batman-Film, der die neue Inkarnation des Dunklen Ritters vorstellt und dann das eigentliche Aufeinandertreffen der beiden. Oh, und vergessen wir auch Supermans Tod nicht. Ich hatte schon die Befürchtung, dass das kommen würde, als Doomsday in diesem unsäglichen Trailer auftauchte, da er nun einmal untrennbar mit Supermans (zumindest vorübergehendem) Tod verbunden ist – so geschehen in den 90ern, im Rahmen der Storyline „The Death of Superman“. Mal ehrlich, bei einer so ikonischen Figur wie dem Mann aus Stahl finde ich es unangemessen, dass ein derartiges Ereignis in einem Film kommt, in dem er fast schon eine Nebenfigur ist. Ein Film, der den Tod Supermans thematisiert, sollte auch ein Film sein, der IHM gehört und der auf dieses Ereignis hinarbeitet. Der Grund, weshalb Geschichten wie diese in den Comics funktionieren ist, dass sie ausgiebig darauf hinarbeiten. In „Dawn of Justice“ wirkt Supermans Tod auf mich wie etwas, dass das Studio in letzter Sekunde entschieden hat, um die größtmögliche Wirkung mit dem kleinstmöglichen Aufwand zu bekommen (etwas ganz Ähnliches hat man auch in „Star Trek Into Darkness“ und natürlich in „The Amazing Spider-Man 2“ versucht). Was noch erschwerend hinzukommt: Superman ist kaum etabliert. Wir haben mit dieser Inkarnation des Mannes aus Stahl kaum Zeit verbracht; im ersten Film kommt er, im zweiten geht er. Natürlich wird Superman auch hier nicht tot bleiben, „Dawn of Justice“ selbst kündigt das ja bereits an, aber dennoch verliert die ganze Aktion hier jedwede Wirkung, weil Superman im DCEU nie zu dem Symbol geworden ist, das er in den Comics oder anderen Adaptionen wurde.

Selbst, wenn wir Supermans Tod einmal ignorieren, ist „Dawn of Justice“ noch gnadenlos überfrachtet. Das wird umso deutlicher, da dieser Film eine ähnliche Struktur besitzt wie „Man of Steel“: In der erste Hälfte gibt es vornehmlich Exposition, in der zweiten Action. Immerhin kann man „Man of Steel“ diesbezüglich zugutehalten, dass die Geschichte, die der Film erzählt, in sich halbwegs kohärent ist, auch wenn das auf die Erzählweise nicht zutrifft. Die Erzählweise von „Dawn of Justice“ ist nicht nur ebenfalls inkohärent, wenn auch auf andere Weise, der Plot ist es sogar in noch größerem Ausmaß: Aufgrund der vielen Elemente, die erklärt und vorgestellt werden müssen, kommt aber nie ein passender, narrativer Fluss auf. Die Exposition bleibt ziemlich inhaltsleer, weil Snyder sofort wieder zur nächsten Baustelle hastet; der Film springt wild hin und her, ohne dass das Gezeigte Wirkung entfalten könnte. Alles wird angerissen, aber nichts wird ausgeführt – es hat sich für mich wirklich so angefühlt, als würde in „Dawn of Justice“ immer zwischen zwei Filmen hin und her geschnitten, ohne dass man beide vollständig zu sehen bekommt. Darunter leider nicht nur die Charakterentwicklung, es öffnet auch massive Logiklöcher. Auf einmal kennt Lex Luthor plötzlich sowohl Batmans als auch Supermans Geheimidentität, völlig ohne Erklärung. Außerdem wird alles, was es an interessanten Ansätzen gibt, kaum wieder aufgegriffen, etwa, wie Superman selbst mit den Ereignissen des Vorgängers hadert. Es gibt ein, zwei Szenen, in denen er ein wenig reflektiert, diese haben aber so gut wie keine Auswirkungen auf den restlichen Film. Ebenso die Wirkung, die sein Tun auf die Welt hat. Seine Wirkung bleibt schwer fassbar, weil der Film immer nur Einzelne zeigt, die auf ihn reagieren, aber es nie schafft, ein stimmiges Gesamtbild zu erzeugen. Oder Alfreds Satz, der bereits in einem der Trailer sehr prominent war: „The fever, the rage, the feeling of powerlessness that turns good men… cruel.” Ein sehr interessanter Ansatz, der eine Differenz zwischen Alfred und Bruce andeutet. Leider wird dieser potentielle Konflikt nie wieder auch nur angesprochen.

Auch manche Figuren fallen dem zum Opfer. Lois Lane etwa, die in diesem Film im Grunde fast völlig überflüssig ist und in ihre alte Klischeerolle zurückfällt: Sie muss ständig gerettet werden, und zwar gefühlt öfter als die von Margot Kidder dargestellte Lois in „Superman“ von 1978. Vor allem im Finale des Films ist auffällig, wie sehr man versucht hat, ihr etwas zu tun zu geben, es aber nicht geschafft hat: Erst wirft sie den Kryptonitspeer ins Wasser, dann versucht sie ihn herauszufischen und darf es nicht mal schaffen, sodass sie immerhin einen marginalen Beitrag liefern kann, nein, Superman muss sie erneut retten. Dagegen ist die von Holly Hunter dargestellte Senatorin Finch sehr interessant und ein guter Gegenpol zu Lex Luthor, wird aber viel zu schnell abserviert, als dass sie wirklich etwas bewirken könnte.

Insgesamt hätte „Dawn of Justice“ weitaus besser funktioniert, hätte er nicht die gesamte Exposition stemmen müssen – vor einem Aufeinandertreffen der beiden Ikonen hätte es mindestens noch einen weiteren Batman-Film sowie ein Sequel zu „Man of Steel“ geben müssen. Ersterer hätte die neue Inkarnation des Dunklen Ritters in aller Ruhe vorstellen können, Letzterer hätte sich mit Supermans Etablierung als größter Held der Welt beschäftigen müssen.

Ich hätte mir für ein solches Unterfangen gut die Schurkenkombo Lex Luthor/Metallo vorstellen können. In diesem hypothetischen Sequel setzt sich Superman tatsächlich mit den Folgen des Kryptonierangriffs und auch mit der öffentlichen Wahrnehmung auseinander und versucht gleichzeitig, die Menschen für sich zu gewinnen, zum Beispiel durch Offenheit: Superman bietet der Menschheit offiziell seine Dienste an, hilft beim Wiederaufbau von Metropolis etc. Luthor gibt sich zu Beginn als Unterstützer des Mannes aus Stahl aus, will ihn aber insgeheim kontrollieren. Als sich herausstellt, dass ihm das nie gelingen wird, versucht er eine Anti-Superman-Waffe zu schaffen: Metallo. Bei diesem handelt es sich um einen Mann namens John Corben, der während der Ereignisse von „Man of Steel“ schwer verletzt wurde und den Luthor nun zu einem mit Kryptonit angetriebenen Cyborg macht, der dadurch aber seine Menschlichkeit, bzw. seine Fähigkeit, menschliche Emotionen wahrzunehmen verliert. Dieses MoS-Sequel würde die Themen Menschlichkeit und Verantwortung anhand von Superman, Luthor und Metallo erforschen und wäre idealerweise nicht unter der Federführung von Zack Snyder und David S. Goyer entstanden.

Lex Luthor
Eine der größten singulären Schwächen des Films ist für mich Lex Luthor. Jesse Eisenberg funktioniert für mich in dieser Rolle auf keiner Ebene, wobei das nicht unbedingt die Schuld des Darstellers ist. Die Konzeption ist zugegebenermaßen noch ganz interessant und etwas gewagt, aber sie geht nicht auf. Dieser Lex soll weniger der skrupellose Großindustrielle, sondern eher ein exzentrischer moderner Internetmilliardär des 21. Jahrhunderts sein. Im Vorfeld wurde immer wieder betont, es handle sich hierbei um Alexander Luthor junior, dessen gleichnamiger Vater eher dem Luthor aus den Comics entspricht. Im Grunde ist das aber ziemlich irrelevant, da es trotz allem der Junior ist, der hier als Supermans Gegner und potentieller Erzfeind fungiert.

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Alexander Luthor jr. (Jesse Eisenberg)

Selbst wenn man diesen Lex Luthor mit den diversen, eher schwächeren Marvel-Schurken vergleicht, zieht er den Kürzeren. Red Skull oder Ronan der Ankläger waren als Figuren ziemlich uninteressant und flach, waren aber für den Plot funktional, weil sie eine klare Agenda hatten. Lex Luthors Agenda und Motivation wandelt sich dagegen fast ständig. Will er nur Superman tot sehen, und wenn ja warum? Es gibt hier weder ein persönliches Verhältnis, noch macht der Film klar, ob Superman in irgend einer Art und Weise Lex in die Quere gekommen ist, sodass seine Motivation extrem vage bleibt. Hin und wieder lässt er ein paar kryptisch-metaphysische Sätze oder religiöse Metaphern vom Stapel, an einer anderen Stelle deutet er einen Vaterkomplex an, plötzlich will er ohne ersichtlichen Grund Batman tot sehen usw. Diese Inkohärenz erstreckt sich auch auf Luthors Plan, der unnötig kompliziert und unlogisch ist. Wenn er Angst hat, Superman könne sich gegen die Menschheit wenden und ließe sich nicht kontrollieren, wieso erschafft er dann mit Doomsday ein Monster, dass sich, wie wir gesehen haben, auf jeden Fall gegen die Menschheit wendet und genauso wenig aufzuhalten ist? Und falls es doch einen Kontrollmechanismus gibt, wird er im Film jedenfalls nicht erwähnt.

Hinzu kommt, dass dieser Luthor für mich auch auf einer inszenatorischen Ebene versagt. Eisenberg spielt ihn irgendwo zwischen Kevin Spaceys Lex Luthor und Heath Ledgers Joker, was dafür sorgt, dass ich ihn absolut nicht ernst nehmen kann. Ich denke, der Lex Luthor aus Brian Azzrellos „Lex Luthor: Mann aus Stahl“ hätte in diesem Kontext exzellent funktioniert.

Kampf der Giganten
In meiner Artikelreihe „Kampf der Giganten“ habe ich mich unter anderem bemüht aufzuzeigen, wie ein Konflikt zwischen Batman und Superman in den Comics gewöhnlich gehandhabt wird und wie er in meinen Augen auch aussehen sollte. Egal ob im Guten oder im Schlechten, wenn Batman und Superman aufeinandertreffen, sollte es zu einer Kollision der Weltanschauungen kommen, gleich, ob die beiden darüber in Konflikt geraten oder erkennen, dass sie sich trotz ihrer unterschiedlichen Ideologien respektieren oder sogar ausgezeichnet ergänzen. Dieser Ansatz wäre meiner Meinung nach essentiell gewesen, ist im Film aber praktisch überhaupt nicht vorhanden, und das aus einem simplen Grund: Batman und Superman sind sich hier viel zu ähnlich, als dass der Konflikt wirklich funktionieren könnte.

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Der Robin-Anzug in der Bathöhle

Betrachten wir zuerst einmal die neue Inkarnation des Dunklen Ritters: Zack Snyder hat definitiv ein gutes Händchen dafür, Batman zu inszenieren, aber nicht, ihn zu konzipieren. Ben Affleck gefällt mir darstellerisch in der Rolle ausgezeichnet, und die Szenen mit ihm als Batman sind meistens sehr ansehnlich; der Kampf im Lagerhaus könnte fast direkt aus einem der Arkham-Spiele stammen (was hier als Kompliment zu verstehen ist), und jede Szene mit ihm und Jeremy Irons als Alfred ist grandios. Als Figur bleibt Batman aber hier viel zu undefiniert. Im Grunde bedienen sich Snyder, Goyer und Terrio desselben Batman-Konzepts wie Tim Burton: Dieser Dunkle Ritter hat scheinbar keinerlei Achtung vor Menschenleben; er ist bereit, massive Kollateralschäden in Kauf zu nehmen. Außerdem bleibt seine Vergangenheit größtenteils im Dunkeln, im Film gibt es nur ein paar subtile Andeutungen, zusätzlich zur Ermordung der Waynes, die schon wieder dargestellt wird. Gerade in diesem Film, der eigentlich ein Aufeinanderprallen von Weltanschauungen darstellen sollte, funktioniert das für mich nicht so recht und wirkt fast schon unzeitgemäß. Als Kenner der Figur kann man anhand der zum durchaus gelungenen visuellen Anspielungen durchaus nachvollziehen, was Snyder und Co. eigentlich bezwecken – das in Ruinen liegende Wayne Manor, das vom Joker gezeichnete Robin-Kostüm etc. Es ist wohl anzunehmen, dass dieser Batman früher heroischer war, ihn aber diverse Ereignisse, etwa der Tod eines Robins und schließlich Superman und die Invasion von General Zod, dazu verleitet haben, seine alten moralischen Vorstellungen größtenteils über Bord zu werfen. Das Ende wiederum deutet an, dass er langsam zu diesen zurückkehrt, weil er davon spricht, Superman gerecht zu werden und Lex Luthor nicht brandmarkt. Eigentlich wäre das eine durchaus interessante Charakterentwicklung, der Film schafft es aber nicht, diese zu vermitteln, sie geht in den anderen Handlungssträngen unter und basiert zu sehr auf Vorwissen, als dass ein Zuschauer, der mit den Comics nicht vertraut ist oder sich nicht mit dem Promotionsmaterial des Films beschäftigt hat, das deutlich erkennen könnte. Es fehlt der Kontrast, Alfred erwähnt in einem Halbsatz, dass Batman jetzt härter ist, und auch in einer Zeitungsschlagzeile ist kurz zu sehen, dass das Branntzeichen erst seit Kurzem zum Repertoire des Dunklen Ritters gehört, aber trotzdem hat man kaum einen Eindruck davon, wie Batman früher war. Zudem steht Batmans exzessive Rücksichtslosigkeit in keinem Verhältnis zu der Entwicklung, die Snyder und Co. (vermutlich) im Sinn hatten. Ein zusätzlicher Batman-Film, der diese neue Version des Dunklen Ritters etabliert und besagte Entwicklung verdeutlicht, hätte da Abhilfe geschafft, aber Warner will ja unbedingt so schnell wie möglich zur Justice League.

Batmans exzessive Rücksichtlosigkeit bringt uns auch gleich zum nächsten Problem, nämlich dem eigentlichen Konflikt der beiden Helden. Wie bereits gesagt, beide Helden sind sich zu ähnlich. Sowohl Superman als auch Batman könnten nachvollziehbare Gründe für ihre Verurteilung des jeweils anderen haben, so, wie „Dawn of Justice“ das herüberbringt, erscheinen aber beide als Heuchler. Ich fand die Szene, in der Bruce Wayne die Zerstörung von Metropolis aus der Normalo-Sicht mitbekommt, unheimlich stark. Die Kollateralschäden, die Batman allerdings im späteren Verlauf einzugehen bereit ist, arbeiten gegen diese Szene und die in ihr etablierte Motivation, und zudem sind sie Batmans Ziel schlich nicht zweckdienlich. Was ist aus dem Batman geworden, der infiltriert, tarnt und täuscht, statt alles brachial niederzuwalzen und zu –schießen?

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Batman (Ben Affleck) versus Superman (Henry Cavill) im Miller-Stil

Superman hat es fast noch schlimmer erwischt, weil seine Abneigung gegen Batman kaum begründet wird. Wäre sie aufgrund besagter Kollateralschäden entstanden, wäre sie vielleicht sogar noch nachvollziehbar, aber es geht lediglich um die Branntzeichen, die Batman den Kriminellen verpasst. Im Vergleich dazu löst Superman internationale Zwischenfälle aus, nur um seine Freundin zu retten und scheint sich auch sonst nicht darum zu kümmern, wie man ihn wahrnimmt. Ich habe mit dem Superman dieses Films so ganz allgemein meine Probleme. In „Man of Steel“ habe ich Superman zumindest noch ansatzweise erkannt, aber in „Dawn of Justice“ zieht Henry Cavill die ganze Zeit eine Miene, die grimmiger ist als Batmans und kommt allgemein als fürchterlich arrogant und selbstgerecht rüber. Somit bleibt der eigentlich Kern des Films, der Konflikt der beiden Heroen, schlampig und halbherzig inszeniert, vor allem, weil es im Grunde zwei Mal dieselbe Figur ist, nur einmal mit und einmal ohne Superkräfte, wo die Dynamik doch eigentlich von Gegensätzen geprägt sein sollte. Entsprechend uninspiriert ist dann auch der Ausgang des eigentlichen, visuell durchaus ansprechend inszenierten Kampfes; Batman und Superman werden von einem Moment auf den anderen plötzlich Kumpel, weil ihre Mütter zufällig den gleichen Namen haben, anstatt dass sie lernen, sich gegenseitig zu respektieren. Entsprechend hohl wirkt dann auch das Ende des Films mit Supermans Begräbnis: Warum sollte man sich emotional fühlen angesichts der Art und Weise, wie Superman in diesem Film handelt? Warum sollte Batman seine Methoden ändern, um sich Supermans Opfer würdig zu erweisen, wo Superman doch fast genauso rücksichtslos vorgeht?

Dawn of Justice
Der Untertitel verweist nicht auf eine Thematisierung oder Verarbeitung des Begriffs „Gerechtigkeit“ und seiner Bedeutung, sondern ausschließlich auf Warner Bros. Vorhaben, die Justice League zusammen zu bringen, um mit Marvels Avengers konkurrieren zu können. Zu diesem Zweck wird „Dawn of Justice“ immer mal wieder angehalten, um einen Justice-League-Verweis einzubauen, der dramaturgisch völlig unsinnig ist, Zeit frisst, die an anderer Stelle fehlt und dazu noch völlig plump und uninspiriert daherkommt, so als kämen besagte Szenen direkt von den Produzenten des Studios (was wahrscheinlich auch der Fall ist). Zwei Elemente fallen da besonders auf. Zum ersten wäre da Batmans Vision in der Vision, die ich auch gerne als „Bat Max: Fury Road“ bezeichne: Wir sehen Batman in einem apokalyptischen Alptraum, in dem Superman offenbar als Diktator über eine verwüstete Erde regiert. Diese Thematik ist nicht neu, schon in „Superman: The Animated Series“ verschlägt es Lois Lane in einer Episode in eine Parallelwelt, auf der sie gestorben ist, was Superman dazu veranlasst hat, mit Lex Luthors Hilfe aus Metropolis einen Polizeistaat zu machen. Das Spiel „Injustice: Gods Among Us“ und die zugehörigen Comics bedient sich eines ähnlichen Plots; auch hier wird Superman nach Lois Lanes Tod zum Diktator und Batman zum Widerstandskämpfer. Das Omegasymbol im Sand und das Auftauchen dämonischer, geflügelter Wesen sind Indizien, doch noch auf etwas anderes hindeuten: Darkseid, einer von DCs größten Schurken, wird wohl früher oder später mit seine Paradämonen der Erde einen Besuch abstatten. Das Bild mit den Dämonen, die aus dem Himmel kommen, und die völlig aus dem Nichts kommende letzte Szene mit Lex Luthor deuten ebenfalls in diese Richtung. Tatsächlich wurde bereits eine geschnittene Szene veröffentlicht, die zeigt, woher Luthors plötzliches Wissen um eine potentielle Alieninvasion eigentlich herkommt und die uns eventuell auch Steppenwolf, Darkseids Onkel und Feldherrn, sowie die Mother-Box, einen göttlichen Supercomputer, zeigt. Da stellt sich nun die Frage: Arbeitet Superman in dieser Vision für Darkseid? Auch das gab es schon mal, nämlich im Serienfinale von „Superman: The Animated Series“, in welchem Darkseid Superman einer Gehirnwäsche unterzieht, sodass er glaubt, Darkseids Adpotivsohn zu sein.

„Bat Max: Fury Road“ ist in eine andere Vision eingebettet, in der der von Ezra Miller gespielt Flash auftaucht und Batman erklärt, Lois sei der Schlüssel (was wieder auf „Injustice: Gods Among Us“ hindeutet). Flash als Teil einer Zeitreisekrise verweist außerdem auf Geschichten wie „Crisis on Infinte Earths“ oder „Flashpoint“. Das Ganze bleibt allerdings ziemlich konfus und ich bin mir absolut nicht sicher, ob mir die Richtung gefällt, in die sich das Ganze bewegt.

Und dann wäre da natürlich noch die Vorstellung der anderen Justice-League-Mitglieder, die derart plakativ herüberkommt, dass ich im Kino meinen Augen kaum getraut habe: Da schickt Batman Wonder Woman doch tatsächlich eine E-Mail mit von Lex Luthor gestohlenen Dateien. Zu jedem späteren Mitglied der Liga (Flash, Aquaman, Cyborg) gibt es ein Video, das man sich ansehen kann. Das wirkt auf mich wie Promomaterial, das begleitend für einen Justice-League-Film als Teil einer Marketingkampagne veröffentlicht wird, nicht wie Teile dieses Films. Apropos Wonder Woman: Sie war definitiv eines der besten Elemente des Films, hat jede Szene gestohlen, in der sie war und zwischen ihr und Ben Affleck war so unendlich viel mehr Chemie als zwischen Amy Adams und Henry Cavill, aber wenn wir ehrlich sind, ist auch sie für diesen Film ziemlich irrelevant, da sie kaum etwas zur Handlung beiträgt. Mit einer minimalen Abänderung hätte der Endkampf auch nur zwischen Batman, Superman und Doomsday stattfinden können.

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Bat Max, äh, Batman (Ben Affleck) betrachtet das Omega-Symbol im Sand

Was ist nun für die Zukunft des „DC Extended Universe“ zu erwarten? Zuerst einmal zwei Filme, für dich ich nach wie vor Hoffnung habe, nämlich „Suicide Squad“ (August 2016) und „Wonder Woman“ (Juni 2017). Beide sind nämlich erst einmal primär von der kommenden Justice-League-Adaption gelöst und Snyder, Goyer und Terrio sind auch nicht beteiligt (Ersterer ist zwar als ausführende Produzent genannt, aber das muss nicht unbedingt etwas heißen). „Suicide Squad“ beschäftigt sich in erster Linie mit Schurken und/oder eher unbekannten Nebenfiguren, während „Wonder Woman“ während des Ersten Weltkriegs spielt – die Möglichkeiten, die Justice League weiter vorzubereiten, sind damit eher begrenzt. Außerdem sehen die Suicide-Squad-Trailer und das, was wir von Wonder Woman in „Dawn of Justice“ gesehen haben, sehr vielversprechend aus. Wirklich Sorgen mache ich mir dann um „Justice League Part One“, bei dem wieder Zack Snyder Regie führt. Ich bin gespannt, ob und wie Warner auf die vernichtenden Kritiken reagiert. Auch der angekündigte Director’s Cut von „Dawn of Justice“ könnte zumindest interessant werden, da er dem Film tatsächlich helfen könnte, wenn er es schafft, die Struktur zu verbessern.

Fazit
An meinem ursprünglichen Fazit hat sich eigentlich nichts geändert, weshalb ich zum Schluss noch einmal auf einige Fan-Reaktionen eingehen möchte, die Kritikern vorwerfen, sie wollten nur einen Marvel-Film sehen, die DC-Filme seien düster und erwachsen, dies sei ein Film für die Comicfans etc. Ich hoffe, ich habe klar dargelegt, warum „Dawn of Justice“ für mich als Fan nicht funktioniert. Snyder, Goyer und Terrio mögen die Comics auf visueller Ebene zitieren, inhaltlich bleibt dies aber nur oberflächlicher Fanservice, da sie offenbar nicht begriffen haben (oder sich einfach nicht darum kümmern), was die Comics, die sie da zitieren, eigentlich aussagen. Und ich denke, niemand ist der Meinung, alle Superheldenfilme müssten wie die Streifen des MCU sein. Es geht nicht um die Prämisse bzw. die Stimmung an sich, sondern darum, wie sie umgesetzt wird. Die MCU-Filme sind im Großen und Ganzen selbstironischer, leichter und „heller“, während die (bisherigen) Filme des DCEU versuchen, düster, grimmig und ernsthaft zu sein – sie wären gerne eine Superheldencharakterstudie. Das Problem ist nicht, dass sie das versuchen, sondern dass sie an ihrer Prämisse ziemlich grandios scheitern. Wie dieses Vorhaben funktionieren kann, zeigen die Marvel-Serien von Netflix. So bleibt „Batman v Superman: Dawn of Justice“ ein sowohl faszinierendes als auch unendlich frustrierendes misslungenes Projekt, ein widersprüchlicher Film, der gleichzeitig zu lang und zu kurz und zu vorlagentreu und zu abweichend ist.

Kampf der Giganten:
Prämisse
TDKR: Batman vs. Superman
S:TAS: World’s Finest
Kingdom Come
Brian Azzarellos Wonder Woman
Lex Luthor: Man of Steel
Batman v Superman: Dawn of Justice
Batman v Superman: Dawn of Justice – Soundtrack