S:TAS: World’s Finest

Nostalgie-Review
superbat
Zu den ersten Comics, die ich damals im zarten Grundschulalter las, gehörten unter anderem auch diverse Ausgaben der von Grant Morrison verfassten Justice-League-Serie (auch heute in meinen Augen immer noch die beste Inkarnation der Liga). Aus diesem Grund hatte ich persönlich auch nie Probleme damit, den Dunklen Ritter und den Mann aus Stahl als Teil desselben Universums zu akzeptieren – ich kenne es im Grunde überhaupt nicht anders, da ich sie von Anfang an gemeinsam erlebte. Dennoch muss es natürlich ein erstes Zusammentreffen der beiden ungleichen Heroen geben. Das, ich möchte fast schon sagen, definitive Zusammentreffen der beiden aus meiner Kindheit stammt aus „Superman: The Animated Series“. Nachdem „Batman: The Animated Series“ in ihrer ursprünglichen Version endete und Bruce Timm, Paul Dini und Co. mit „Superman: The Animated Series“ ähnliche Erfolge feierten, war der Gedanke eines Crossovers zwischen beiden Serien natürlich nicht weit entfernt, besonders, da Martha Kent bereits in einer der ersten Episoden nebenbei „that nut from Gotham City“ erwähnt. Das Treffen der beiden Heroen wurde dann schließlich im Rahmen eines Dreiteilers namens „World’s Finest“ umgesetzt. Die Handlung ist im Grunde recht simpel, funktioniert aber ziemlich gut, um die Unterschiede zwischen den beiden Helden herauszuarbeiten: Nach einer Pechsträhne und diversen finanziellen Misserfolgen stiehlt der Joker (Mark Hamill) einen leicht radioaktiven Jadedrachen, bei dem es sich tatsächlich um ein Stück Kryptonit handelt. Mit diesem macht sich der Joker auf nach Metropolis, um sich mit Lex Luthor (Clancy Brown), der nach wie vor Superman (Tim Daly) tot sehen möchte, zu verbünden und ihm behilflich zu sein – gegen sehr viel Geld, versteht sich. Wo der Joker auftaucht, ist Batman (Kevin Conroy) natürlich nicht weit: Bruce Wayne begibt sich auf Geschäftsreise nach Metropolis, offiziell wegen der Partnerschaft zwischen Wayne Enterprises und LexCorp, aber der eigentliche Grund ist natürlich der Joker. Nebenbei beginnt Bruce, sehr zu Clark Kents Missfallen, mit Lois Lane (Dana Delany) auszugehen. Es kommt natürlich letztendlich, wie es kommen muss: Batman und Superman treffen sich, kommen zu Anfang nicht besonders gut miteinander klar, verbünden sich dann aber gegen Lex Luthor und den Joker.

Wie gesagt, ein sehr simpler Plot, geradezu typisch für ein derartiges Zusammentreffen – aber auch praktikabel, weil er die Möglichkeit gibt, die Figuren auf wunderbare Weise miteinander interagieren zu lassen und die Unterschiedlichen Ansichten der beiden Helden herauszuarbeiten. Der indirekte Einfluss von Frank Millers „The Dark Knight Returns“ ist dabei eindeutig zu spüren – Batman und Superman können sich zuerst, bedingt durch ihre Einstellung und ihre jeweilige Herangehensweise, nicht besonders leiden. Sie müssen erst lernen, zusammenzuarbeiten und dabei beginnen sie gleichzeitig, sich zu respektieren. Darüber hinaus zeigt „World’s Finest“ auch sehr schön, wie gut sich die beiden in ihren Fähigkeiten ergänzen.

Ohnehin, die große Stärke dieses Dreiteilers ist die Charakterdynamik. Besonders interessant ist die Dreiecksbeziehung, bzw. Fünfecksbeziehung zwischen Clark, Bruce und Lois bzw. Clark, Superman, Bruce, Batman und Lois. Während sich Lois sowohl zu Bruce Wayne als auch zu Superman sehr hingezogen fühlt, kann sie recht wenig mit Clark Kent anfangen und überhaupt nichts mit Batman. Umso interessanter wird es, als sie herausfindet, dass Batman und Bruce Wayne dieselbe Person sind.

Dass die Charakterdynamik so gut funktioniert, ist natürlich auch den Sprechern zu verdanken. Wie üblich im DCAU ist die Crème de la Crème versammelt, die Stimmen, die für mich schon fast die definitiven Stimmen der Figuren sind: Kevin Conroy als Batman, Tim Daly als Superman, Mark Hamill als Joker, Clancy Brown als Lex Luthor, Arleen Sorkin als Harley Quinn und Dana Delany als Lois Lane.

Dennoch darf nicht vergessen werden, dass „Superman: The Animated Series“ immer noch ein Samstag-Morgen-Cartoon ist und auch den Regeln und der Logik dieser Gattung folgt; man sollte nicht den gleichen Standard an Schonungslosigkeit wie in den DC Universe Animated Original Movies erwarten, die sich eindeutig an ein älteres Publikum richten, während S:TAS immer noch kindgeeignet ist. Dass die Serie für mich und viele andere auch trotzdem die bislang beste Adaption von Superman darstellt, liegt vor allem daran, wie treffend die Figuren dargestellt werden, selbst wenn sie, aufgrund der Beschränkungen, die einer Kinderserie auferlegt werden, oft nicht ganz ihr volles Potential ausleben können. Dabei sind sie aber dennoch zumeist weitaus treffendere Interpretationen als die, die sich in den Realfilmen finden – tatsächlich ist Clancy Browns Lex Luthor die bislang einzige Adaption dieser Figur, mit der ich zufrieden bin.

Fazit: „World’s Finest“ ist, trotz der sehr simplen Handlung, ein sehr schönes Beispiel für eine erste Begegnung zwischen Batman und Superman – und auch dafür, wie man eine gelungen Dynamik zwischen den beiden Helden etablieren kann.

Kampf der Giganten:
Prämisse
TDKR: Batman vs. Superman

Siehe auch:
Batman: The Animated Series
Das DC Animated Universe

Blogparade: 10 x Ich – Filme aus meinem Geburtsjahr

Mir geht es wie Friedl von Grimm, die diese Blogparade inszeniert hat: Ursprünglich wollte ich Miss Booleanas Parade „Filme, die älter sind als ich“ teilnehmen (hier geht’s zur Auswertung), aber leider habe ich es völlig verpennt. Deshalb kommt nun die Liste zu den Filmen aus meinem Geburtsjahr. Interessanterweise gibt es gar nicht so viele Filme aus meinem Geburtsjahr, die ich gesehen habe, dafür sind aber einige ziemlich signifikant. Und als Kind des Wendejahres kann ich stolz behaupten: Nach mir der Mauerfall.

The Abyss

Ein Sci-Fi-Klassiker von James Cameron… also, noch ein Sci-Fi-Klassier von James Cameron (und ich beziehe mich nicht auf „Avatar“). Leider einer, den ich bislang noch nicht gesehen habe, aber er steht schon ewig auf meiner Liste.

Star Trek V: Am Rande des Universums

Kein gutes Jahr für Star-Trek-Fans: Der fünfte Film der Reihe gilt als einer der schlechtesten. Ich kenne ihn nur in Ausschnitten, aber dank Kirk, Spock und McCoy, die im Kanon Row, Row, Row Your Boat habe ich irgendwie keine besonders große Lust, mir den Film komplett anzusehen, außer vielleicht im Rahmen einer Komplettsichtung aller alten Star-Trek-Filme, von „The Motion Picture“ bis „Nemesis“. Immerhin: Jerry Goldsmiths Score ist ziemlich gut.

James Bond: Lizenz zum Töten

Der Film, der Timothy Daltons kurze Karriere als James Bond beendete und letztendlich den Weg für Pierce Brosnan als 007 und, fast noch wichtiger, Judy Dench als M ebnete. Und noch ein Film, von dem ich höchstens mal ein, zwei Ausschnitte gesehen habe. Auch eine Bond-Retrospektive würde mich irgendwann durchaus mal reizen, aber mit über zwanzig Filmen zieht sich das ziemlich.

Harry und Sally

DIE romantische Komödie. Ich habe sie gesehen, kann mich aber nur noch wirklich an eine einzige Szene erinnern, und zwar an die, die ohnehin ständig und überall parodiert wird (wahrscheinlich gerade deshalb). Vor ein paar Jahren kam ein Fake-Trailer zu „Harry und Sally 2“ heraus, in dem Sally tot und Harry zum Vampir geworden ist – fand ich amüsant.

Ghostbusters II

Noch ein eher enttäuschendes Sequel, zumindest, wenn man nach der allgemeinen Meinung geht, an das ich mich allerdings recht positiv erinnere. Allerdings ist es schon ziemlich lange her, dass ich „Ghostbusters II“ gesehen habe, im Gegensatz zum ersten Teil.

Der Club der toten Dichter

„Oh Captain, mein Captain!“ Noch so einer, den ich vor ziemlich langer Zeit gesehen habe. Ich sollte mal wieder meine To-Watch-Liste aktualisieren.

Zurück in die Zukunft II

Begeben wir uns nun mal in andere Gefilde: Filme, an die mich tatsächlich erinnere und die vor noch nicht allzu langer Zeit wieder gesehen habe. Andererseits, wie könnte man „Zurück in die Zukunft II“ vergessen? Der Film, der unsere Vorstellung von 2015 nachhaltig geprägt hat (2015 hat NICHT geliefert, wo ist das Hover-Board, oder„Der weiße Hai 19“?) und der Film der Trilogie mit den größten Logikfehlern (was auch eine Leistung ist). Trotzdem verdammt unterhaltsam.

Indiana Jones und der letzte Kreuzzug

Wie viele andere auch denke ich, dass wir hier einen der seltenen Fälle haben, in dem der dritte Teil der Filmreihe der Beste ist. Womöglich liegt es an Sean Connery als Papa Jones. Und immerhin: „Der letzte Kreuzzug“ ist der einzige Indy-Film, indem Adolf persönlich vorkommt, und nicht nur seine diversen Häscher.

Arielle, die Meerjungfrau

Ab hier wird’s wirklich interessant. Disney, genauer gesagt, die Filme der Disney-Renaissance, haben meine Kindheit sehr, sehr nachhaltig geprägt. Wie passend ist es da, dass der Film, der die Renaissance startete und quasi die Vorlage lieferte, ausgerechnet in meinem Geburtsjahr ins Kino gekommen ist? Zufall? Schicksal? Das hatte sicher einen nachhaltigen Einfluss auf mich.

Batman

Hier im Grunde dasselbe wie bei „Arielle“: Als massiver Batman-Fan finde ich es unheimlich passend, dass der erste richtige Batman-Film (den von 1966 lassen wir mal lieber außen vor) gerade in meinem Geburtsjahr ins Kino gekommen ist. Und darüber hinaus war dieser Film auch noch mein erster Kontakt mit dem Dunklen Ritter. Es ist, als wäre dieser Film zusammen mit mir auf die Welt gekommen und hätte dann ein paar Jahre auf mich gewartet, bis ich alt genug war, ihn zu sehen. Aus diesem Grund hat „Batman“ auch nach wie vor einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen.

Das Soundtrack-Jahr 2015

Dezember und Januar sind die Monate der Best-of- und Worst-of-Listen – und da mache ich auch mit. Bei Filmen fällt es mir immer verdammt schwer, sie in eine Wertungsreihenfolge zu bringen, weshalb ich mich, wie schon letztes Jahr, auf die besten Soundtracks beschränke. Für 2014 habe ich neben einer Top 10 auch eine Worts 5 geliefert, Letztere fällt dieses Jahr weg, da es in Filmen, die ich gesehen habe, keine derartige Enttäuschung wie „X-Men: Days of Future Past“ gab und ich mich auch von Scores, bei denen abzusehen war, dass sie mir nicht gefallen würden, ferngehalten habe (etwa „Sicario“ oder „Chappie“). Zum Ausgleich habe ich die Top 10 auf eine Top 15 ausgeweitet.

Wie üblich gilt: Die Qualität des Films hat keinen Einfluss auf die Bewertung der Musik. Und: Die Liste ist nicht absolut. Von den ersten drei Plätzen einmal abgesehen habe ich sie ständig verändert, und selbst wenn sie online ist, könnte mir die Rangfolge schon ein paar Stunden später nicht mehr passen. Außerdem sollte ich noch erwähnen, dass ich acht der fünfzehn zugehörigen Filme nicht gesehen habe und somit auch nicht bewerten kann, wie die Musik im Film wirkt, mein Urteil bezieht sich dort also ausschließlich auf das, was es auf dem Album zu hören gibt.

Platz 15: Jurassic World (Michael Giacchino)

Da ich ohnehin noch plane, einen ausführlichen Artikel über die Musik des Jurassic-Park-Franchise zu schreiben, mache ich es hier kurz: Giacchinos Musik für das dritte Sequel des Spielberg-Klassiker ist zwar definitiv kein so grandioser Klassiker wie das Williams-Original, aber ein solider Score. Williams Themen bekommen gelungene Gastauftritte, die für leitmotivische Kontinuität sorgen, aber auch abseits davon versteht Giacchino es, sich der Manierismen des Maestro zu bedienen, sodass „Jurassic World“ klanglich stets gut zum Original passt, aber dabei immer noch wie ein Giacchino-Score klingt.

Platz 14: Mission Impossible: Rogue Nation (Joe Kramer)

Mit dieser Filmreihe konnte ich nie besonders viel anfangen, was auch an Tom Cruise liegen mag, den ich als Schauspieler nicht besonders schätze, wenn er nicht gerade einen Vampir spielt. Ich hätte mir wohl auch den Score des neuesten Films der Reihe nicht angehört, hätte mich das überschwängliche Lob für die Musik von Joe Kramer nicht doch überrascht und neugierig gemacht. Bislang wurden die Mission-Impossible-Filme von Komponisten wie Danny Elfman, Hans Zimmer und Michael Giacchino vertont. Ähnlich wie bei den James-Bond-Filmen war dabei die Verwendung des klassischen Franchise-Thema, komponiert von Lalo Schifrin, obligatorisch. Besagtes Thema dürfte auch jedem geläufig sein, schon allein aus den vielen, vielen Parodien. Wie nicht anders zu erwarten spielt dieses Thema auch in Kramers Score eine wichtige Rolle. Kramer, dessen Name mir zuvor nicht geläufig war, integriert Schifrins Leitmotiv auf äußerst gelungene Weise in die DNS seiner Musik, es scheint nie weit entfernt und erhält viele vielseitige und befriedigende Statements, ohne dabei überbeansprucht zu werden. „Rogue Nation“ ist ein gelunger, sehr kreativer Old-School-Soundtrack im besten Sinne und macht verdammt viel Spaß.

Platz 13: Gänsehaut (Danny Elfman)

Als Kind habe ich die Gänsehaut-Romane von R. L. Stine geliebt; mit ihnen verbinde ich viel Nostalgie. Die Filmadaption habe ich noch nicht gesehen (sie startet erst im Februar), aber der Score ist schon eine ganze Weile erhältlich. Was soll ich sagen: Für diese Art Film bzw. diese Art Musik gibt es keinen besseren Komponisten als Danny Elfman. An „Gänsehaut“ gibt es nichts Revolutionäres oder bisher Ungehörtes, die Musik ist ganz typisch Elfman, in dieser Art komponiert er schon seit Jahren für Tim Burton, artverwandte (und zumeist bessere) Scores gibt es zuhauf, von „Beetlejuice“ über „Batmans Rücckehr“ und „A Nightmare Before Christmas“ bis hin zu „Frankenweenie“. Die Elfman’sche Mischung aus Horror und Comedy passt hier aber auch wie die Faust aufs Auge: Gotisch und gleichzeitig verspielt. Und mehr noch, Elfmans Stil für diese Art Film ist einfach so unendlich unterhaltsam. Es ist nicht neu, es ist schon mal dagewesen, aber ich mag es trotzdem.

Platz 12: Victor Frankenstein (Craig Armstrong)

Als Fan von Gothic Horror kommt man dieses Jahr wirklich auf seine Kosten: Gleich drei Scores in dieser Spalte. Zwar komm keiner der drei an Abel Korzeniowskis Musik für „Penny Dreadful“ heran, die es letztes Jahr auf Platz 6 schaffte, aber alle drei sind äußerst gelungen und ergänzen sich ziemlich gut. Während „Gänsehaut“ eher humoristisch ist und sich absolut nicht ernst nimmt und „Crimson Peak“ eher die tragisch-dramatische Seite betont, ist Craig Armstrongs Musik für die x-te Frankenstein-Verfilmung die wahrscheinlich vielseitigste und modernste, mal fast schon verspielt, mal sehr emotional und zart, mal ausnehmend brutal und unheimlich. Armstrong bedient sich durchaus moderner Filmmusiktechniken, klingt dabei aber trotzdem nicht wie Hans Zimmer. An Patrick Doyles Musik für „Mary Shelley’s Frankenstein“ kommt dieser Score allerdings nicht heran.

Platz 11: Crimson Peak (Fernando Velázquez)

Bereits mit seinem Score zu „Mama“ hat Fernando Velázquez bewiesen, dass er ein sehr kompetenter Horror-Komponist ist. Auch für Guillermo del Toros gotische Romanze findet er genau die richtigen Töne. Wie der Film selbst deckt auch der Score eher die dramatisch-tragische Seite der Gothic Novel ab. Der Kern des Scores ist das Thema der Protagonistin Edith, eine sehnsuchtsvolle Streichermelodie. Das titelgebende Haus wird eher durch orchestrale Texturen und Dissonanzen als durch ein Leitmotiv repräsentiert, was ebenfalls ziemlich gut funktioniert, auch wenn Veláquez dabei vielleicht manchmal ein wenig zu tief in die musikalische Horror-Klischeekiste greift. Dennoch, Ediths Thema vermag es ausgezeichnet, den Score zu tragen.

Platz 10: Muhammad: Messenger of God (A. R. Rahman)

Bei „Muhammad: Messenger of God“ handelt sich um den ersten Film einer iranischen Trilogie, die, wie könnte es anders sein, das Leben des Propheten Mohammed erzählt. Nach dem, was ich gehört habe, handelt es sich bei diesem Streifen in erster Linie um unreflektierte Beweihräucherung (ich habe ihn aber nicht gesehen und kann mir deshalb auch kein Urteil bilden). Trotzdem haben diverse Fundamentalisten schon wieder die Fatwa auf die Filmemacher ausgerufen. Wie auch immer, die Musik stammt von dem indischen Komponisten A. R. Rahman, der u.a. auch die Scores von „Slumdog Millionaire“ und „127 Hours“ komponiert hat. Dieser Soundtrack ist ein typischer Vertreter des „modernen Epos“. Rahman hat sich, vermutlich auf Anweisung des Regisseurs oder Produzenten, sehr stark am aktuellen Hollywood-Sound orientiert. Im Klartext bedeutet das: An Hans Zimmer. Glücklicherweise aber nicht an „Man of Steel“, sondern eher an „Gladiator“ und „Illuminati“. Das bedeutet: Hymnen im Zimmer-Stil der 90er und frühen 2000er, viel Chor, recht wenig Subtilität und eine schöne Kombination von klassischem Orchester und arabischen Instrumenten. Trotz der Zimmer-Anleihen ist Rahmans Musik äußerst mitreißend, episch und sehr kompetent komponiert.

Platz 9: Zhong Kui: Snow Girl and the Dark Crystal (Javier Navarette)

Javier Navarette ist ein weiterer europäischer Komponist, der in Hollywood Arbeit bekam und seinen Stil dann erst einmal zimmerisieren musste. Zwar schimmert in seinem Hollywood-Action-Debüt „Zorn der Titanen“ durchaus hin und wieder seine Handschrift durch, insgesamt ist die Musik, die Navarette für diesen Film geschrieben hat, allerdings typische Standardware mit vielen Ostinati und noch mehr überflüssiger Elektronik; leider ist dieser Soundtrack qualitativ weit entfernt von einem Score wie „Pans Labyrinth“. „Zhong Kui“ dagegen ist ein wirklich interessanter Hybrid-Score, der sich aus drei Teilen zusammensetzte: Moderne elektronische Elemente, klassisches Orchester und ostasiatische Instrumentierung und Sensibilität. Das Ergebnis ist grandios und äußerst episch. Die Melodien sind typisch Navarette, die modernen Chöre erinnern ein wenig an „Zorn der Titanen“ und die östlichen Einflüsse machen das Ganze fast perfekt. Lediglich im Mittelteil zieht sich der Score ein wenig und Navarette übertreibt es mit der Elektronik ein wenig. Aber davon abgesehen ein grandioser Soundtrack.

Platz 8: Peter and Wendy (Maurizi Malagnini)
Leider nicht auf Youtube!
Auf diesen Score des italienischen Komponisten Maurizi Malagnini (eine weitere Neuentdeckung) bin ich erst vor Kurzem aufmerksam geworden und hatte noch nicht wirklich Zeit, mich mit ihm auseinanderzusetzen. Es handelt sich hierbei, im besten Sinne des Wortes, um einen „Kinder-Soundtrack“, warm, verspielt, aufgeweckt, extrovertiert. Mich persönlich erinnert Malagninis Musik ein wenig an John Williams „Hook“ – und das nicht nur, weil „Peter and Wendy“ auch eine Peter-Pan-Adaption ist. Der Score quillt quasi über vor Lebensfreude und kindlicher Abenteuerlust – und es gibt auch einen ganzen Haufen Leitmotive, deren Bedeutung sich ohne Filmkenntnis allerdings recht schwer feststellen lässt.

Platz 7: Wolf Totem (James Horner)

2015 war ein Jahr, in dem viele Größen der Unterhaltungsindustrie verschieden (und in 2016 geht es direkt so weiter). James Horner ist vielleicht der tragischste dieser Verluste, da der Komponist gerade einmal 61 Jahre alt wurde und nach einer längeren Pause gerade seine Rückkehr in die Filmmusik zelebrierte, und das mit sage und schreibe sechs Soundtracks, die fast ein wenig wie ein Abschiedsgeschenk an seine Fans wirken (der letzte, die Musik zu Antoine Fuquas „The Magnificent Seven“, erscheint erst in diesem Jahr). Der Score zu „Wolf Totem“ ist dabei sicher derjenige, der sich am meisten wie ein typischer Horner anfühlt. Viele der Stilmittel des Komponisten, die man liebt, weil Horner wie kein zweiter weiß, wie er sie einsetzen muss, oder die einen hin und wieder auch nerven, weil er sich ihrer in der Vergangenheit zu ausgiebig bediente (Stichwort: Vier-Noten-Gefahrenmotiv), sind hier versammelt. „Wolf Totem“ ist großorchestrale, sehr emotionale Musik. Der Score wird von seinem gelungenen Hauptthema getragen; darüber hinaus hat Horner die Musik für Jean-Jacques Annauds Film, passend zum Setting, immer wieder mit ostasiatischen Anklängen versehen, indem er sich Instrumenten wie dem Erhu oder der Shakuhachi-Flöte bediente.

Platz 6: Ant-Man (Christopher Beck)

Christopher Beck ist ein Komponist, der mir bisher weder positiv noch negativ wirklich aufgefallen ist. Mit „Ant-Man“ hat er nun allerdings bewiesen, was er kann und einen gelungenen Superhelden-Score geschrieben, der zugleich modern und retro ist. Einflüsse von Brian Tyler und Alan Silvestri sind deutlich herauszuhören (was in diesem Franchise sehr positiv ist), und hin und wieder erinnern auch einige Elemente an Danny Elfmans Spider-Man-Musik, speziell was das Hauptthema angeht. Apropos: Superhelden-Scores stehen und fallen oft mit ihrem Hauptthema, und auch diesbezüglich weiß „Ant-Man“ glücklicherweise zu überzeugen, Becks Thema für die Titelfigur ist eingängig und passt wunderbar. So langsam klappt’s mit der MCU-Musik, selbst für thematsiche Kontinuität ist gesorgt, denn Alan Silvestris Avengers-Thema hat einen kleinen Gastauftritt.

Platz 5: Cinderella (Patrick Doyle)

In den letzten Jahren gehörte auch Patrick Doyle zu den Komponisten, die, ob freiwillig oder vom Studio verordnet sei dahingestellt, Hans Zimmers Stil adaptierten. Während Scores wie „Thor“ oder „Planet der Affen: Prevolution“ nicht schlecht waren, fragt man sich doch, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn Doyle sich einfach seines persönlichen Stils bedient hätte. Nun, „Cinderella“ ist Doyle pur. Was auch immer man von den ganzen Realfilmremakes der Disney-Klassiker halten mag (ich bin nicht unbedingt ein Fan), sie hatten alle fast ausnahmslos gute Musik. Doyle knüpft an seine Arbeit aus den 90ern und den frühen 2000ern an. Vor allem für jene, die an seiner Musik für „Harry Potter und der Feuerkelch“ gefallen fanden, dürfte „Cinderella“ eine lohende Anschaffung sein; der Score ist nicht besonders actionreich, aber voll von schönen, märchenhaften Melodien und klassisch anmutenden Walzern. Das Ganze ist mit komplexer Orchesterarbeit und einem gelungenen Thema für die Titelheldin angereichert – was will man mehr?

Platz 4: Pan (John Powell)

Ursprünglich sollte Dario Marianielli die Musik zu Joe Wrights Megaflop schreiben, doch die Produzenten fanden seine Musik nicht zufriedenstellend (wahrscheinlich war sie ihnen zu europäisch) und stattdessen wurde John Powell verpflichtet. Im Grunde baut Powell mit „Pan“ sehr stark auf dem Sound von „Drachenzähmen leicht gemacht“ auf, würden die Themen vorkommen, könnte es fast die Musik zum dritten Teil sein. Aber das ist per se erst einmal nichts schlechtes, denn Powells Drachen-Musik gehört nun einmal zum Besten, was im Bereich Filmmusik in den letzten paar Jahren erschienen ist. Die Grundeigenschaften sind dieselben: Sehr komplexe, extrovertierte und lebhafte Klänge, schöne Melodien und grandiose, mitreißende Action. Die beiden Hauptthemen mögen zwar nicht ganz an die der Drachen-Scores herankommen, sind aber vollauf gelungen. „Pan“ ist im Grunde Powell auf Autopilot. Wenn es doch nur noch mehr Komponisten gäbe, die selbst auf Autopilot derartige Musik schreiben können.

Platz 3: Avengers: Age of Ultron (Brian Tyler, Danny Elfman)

Diese Platzierung hängt sehr stark mit persönlicher Präferenz zusammen. „Avengers: Age of Ultron“ hat einige musikalische Schwächen, aber verdammt noch mal, Danny Elfmans Hybrid-Avengers-Thema macht mich süchtig. Dieses Thema habe ich im Jahr 2015 wirklich verdammt oft gehört. Inwzwischen wünsche ich mir fast, Elfman hätte den Score allein geschrieben und sich die Tyler-Themen lediglich ausgeborgt. Brian Tylers Anteil am Gesamtwerk ist nun wirklich auch alles andere als schlecht, aber die Art und Weise, wie Elfman hier Themen von drei verschiedenen Komponisten miteinander verarbeitet, ist meisterhaft – eine Schande, dass einige der besten Stücke nicht einmal im Film gelandet sind. Elfman für „Infintiy Wars“!

Platz 2: Jupiter Ascending (Michael Giacchino)

Auch wenn es von Anfang an nicht besonders gut aussah, ich hatte so sehr gehofft, dass „Jupiter Ascending“ gut und erfolgreich wird, denn für sich allein stehende, nicht-Franchise gebundene Sci-Fi-Filme dieser Art, die auch noch auf einem Originaldrehbuch basieren, findet man nicht so oft. Und die grundsätzliche Idee ist ja auch gar nicht übel, nur anscheinend haben die Wachowskis jegliches Verständnis dafür verloren, wie man so etwas ansprechend umsetzte. Auf gewisse Weise mach „Jupiter Ascending“ dieselben Fehler wie „Star Wars Episode I: Die dunkle Bedrohung“, nur noch in einem weit extremeren Ausmaß. Das einzige, was an diesem Film wirklich exzellent ist, ist Michael Giacchinos Score. Dieser Soundtrack ist für mich das Giacchino-Gegenstück zu John Debneys „Cutthroat Island“. Unterirdischer Film, aber ein Score, der durchaus das Magnum Opus des Komponisten sein könnte und bei dem sich die Veröffentlichung in zwei CDs definitiv lohnt. Manchmal fragt man sich, wie solche Werke entstehen. Finden Komponisten die Filme wirklich so inspirierend, nutzen sie sie einfach als Gelegenheit, um mal so richtig die Sau rauszulassen oder versuchen sie, den Film tatsächlich zu retten? Leider schafft es nicht einmal dieser grandiose Score, „Jupiter Ascending“ zu retten, aber er sorgt immerhin dafür, dass ich mich über seine Existenz freue, denn sonst wäre mir Giacchinos Meisterwerk niemals zu Ohren gekommen. „Jupiter Ascending“ ist großorchestral, bombastisch, meisterhaft komponiert, schöne Themen, mitreißende Action, wunderbare Melodien und noch so viel mehr. Wenn es noch einen Beweis braucht, dass Michael Giacchino irgendwann einen Star-Wars-Film vertonen sollte, hier ist er.

Platz 1: Star Wars Episode VII: Das Erwachen der Macht (John Williams)

Das war wohl vorauszusehen. Wobei ich zugeben muss: Nach dem ersten Kinobesuch und dem ersten Durchören war ich mir nicht sicher, ob „Das Erwachen des Macht“ es tatsächlich auf Platz 1 schaffen würde. Aber, siehe da: Für mich ist Williams‘ siebter Star-Wars-Score ein Werk, das beim ersten Hören „nur“ gut war, aber bei jedem weiteren Durchgang noch dazu gewinnt, er hat sich beim Rennen um den ersten Platz nicht sofort vorne eingereiht, sondern langsam vorgearbeitet. Jedes Mal entdeckt man etwas Neues und es wird klar, wie genial Williams sich der neuen und alten Leitmotive bedient, um die Geschichte des Films zu erzählen. Ich kann inzwischen absolut nicht mehr nachvollziehen, wie man behaupten kann, dieser Soundtrack habe keine einprägsamen Themen. Reys grandioses Leitmotiv ist praktisch überall und stets willkommen, Kylo Ren mag nur ein Motiv aus fünf Noten besitzen, aber es prägt sich sofort ein.„Das Erwachen des Macht“ ist eine würdige Fortführung des Franchise. Williams muss jetzt halt definitiv noch Episode VIII und IX vertonen, denn er hat hier so viele Andeutungen gemacht und so viel vorbereitet, dass alles andere furchtbar frustrierend wäre. Einmal mehr hat es Williams in seinem hohen Alter noch einmal allen gezeigt.

TDKR: Batman vs. Superman

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Auf diversen Listen, die die zehn besten Batman-Comics empfehlen, taucht „Batman: The Dark Knight Returns“ fast immer in den Top 5 auf, meistens sogar auf Platz 1 oder 2. Für mich persönlich ist Frank Millers dystopische Graphic Novel zwar nicht der beste Batman-Comic (es gibt einige, die ich weitaus lieber mag und gelungener finde, etwa „Batman: Year One“, ebenfalls von Miller verfasst), aber die Bedeutung, die TDKR für seinen Titelhelden insgesamt hat, ist nicht zu unterschätzen. Man sollte dabei allerdings nicht annehmen, vor TDKR hätte es keine düsteren Comics mit dem Dunklen Ritter gegeben. Seit der Absetzung der Adam-West-Serie entwickelte sich Batman mithilfe von kreativen Köpfen wie Julius Schwartz, Steve Engelhart und Denny O‘Neil konstant zu einem immer düstereren Helden, eine Tendenz, die mit TDKR ihren Höhepunkt erreichte. Was TDKR wirklich von fast allem, was zuvor kam, abhebt, ist das Hinterfragen der Titelfigur und die Reflexion über seinen Status als Vigilant – immerhin ist Batman rein theoretisch ein Krimineller. TDKR besaß zur Zeit des Erscheinens eine Aktualität, die es in Superheldencomics zuvor eher selten gegeben hatte (ein weiteres Beispiel hierfür sind etwa Green Lantern und Green Arrow als „Hard Traveling Heroes“). Im Zentrum der Geschichte steht auch nicht per se Batmans Kampf gegen Superschurken (obwohl das natürlich auch vorkommt), sondern eher die Frage, was für eine Welt jemanden wie Batman hervorbringt und welche Auswirkungen jemand wie Batman dann auf diese Welt hat. Momentan ist allerdings ein anderer Aspekt des Werkes interessanter. Aber zuerst sollte noch einmal die Handlung rekapituliert werden.

Zehn Jahre sind vergangen, seit Batman sich zur Ruhe gesetzt hat. Bruce Wayne ist nun ein gelangweilter, 55-jähriger Playboy, der Nervenkitzel in Autorennen sucht. Leider steht es um Gotham nicht besonders gut: Eine brutale, bewaffnete Gang, die Mutanten, macht die Straßen der Stadt unsicher und begeht immer schrecklichere Gewaltverbrechen, bis Bruce sich gezwungen sieht, erneut Maske und Umhang anzulegen, um ein für alle Mal in Gotham aufzuräumen. Doch Batmans Rückkehr bleibt nicht folgenlos: In Medien- und Regierungskreisen fragt man sich, wie mit dem Vigilanten umzugehen ist, und auch alte Feinde wie Two-Face und der Joker werden durch das Wiederauftauchen des Dunklen Ritters reaktiviert. Die Situation spitzt sich zu, weshalb der Präsident der Vereinigten Staaten Superman bittet, zu intervenieren.

Und schon sind wir auch bei besagtem Aspekt angekommen, auf den ich mich im Rahmen dieses Artikels konzentrieren werde, denn das meiste andere habe ich schon, zumindest ansatzweise, in meinen Kritiken zur Zeichentrickadaption behandelt. Tatsächlich hat Zack Snyder ausgesagt, dass „Batman V Superman: Dawn of Justice“ zwar keine wirkliche Adaption des Miller-Klassikers sein wird, sich aber doch stark bei ihm bedienen wird. Die Trailer bestätigen diese Aussage: Ben Afflecks Batman ähnelt der von Miller gezeichneten, bulligen und unrasierten Version des Dunklen Ritters sehr stark, und zu allem Übefluss taucht sogar die mechanische Rüstung, die Batman im Kampf gegen Superman in TDKR trägt, ebenfalls in den Trailern auf. Viel wichtiger als die optischen Parallelen ist aber die tatsächliche Dynamik zwischen Batman und Superman in diesem Werk, die, obwohl TDKR „nur“ eine sog. Elseworld-Geschichte (Was-wäre-wenn-Geschichte) ist, sich auf ihre Verhältnis in der normalen Kontinuität auf Jahre und sogar Jahrzehnte hinaus auswirkte. Zuvor wurden Batman und Superman zumeist als Freunde dargestellt, Miller brachte Spannung in die Dynamik der beiden so gegensätzlichen Helden und schaffte das in nur zwei Szenen (öfter treffen die beiden in der Geschichte nämlich nicht aufeinander). Nach wie vor respektieren beide einander, sind sich aber auch im Klaren, dass sich ihre Methoden und Herangehensweisen stark unterscheiden. Letztendlich fungiert Superman als Vertreter des Establishments und vertritt den Staat auch noch, wenn er selbst Zweifel an der Richtigkeit der Vorgehensweise hat, während Batman für sich erkennt, dass das System nicht funktioniert und sich gegen es wendet. Superman ist der Ordnungshüte, Batman der Anarchist. Mehr noch, bei Miller MUSS Batman Anarchist sein, da er sonst ein Tyrann wäre, er wird hier als getriebener, ziemlich kompromissloser Extremist gezeichnet, der trotzdem facettenreich und nachvollziehbar bleibt. Diese gelungene, aber schwierige Charakterisierung hat Miller in seinen späteren Batman-Geschichten nicht mehr hinbekommen.

Miller thematisiert auch die Art und Weise, wie Batman Superman bekämpfen kann. Im direkten Zweikampf ist der Dunkle Ritter dem Mann aus Stahl natürlich weit unterlegen, also muss Batman auf schmutzige Tricks zurückgreifen. Superman besitzt den unfairsten Vorteil, den man sich nur vorstellen kann, ist aber jemand, der sich nie auf ein gewisses Niveau herablassen würde und eine grundsätzliche Achtung vor den meisten Gegnern hat, und speziell vor Batman. Und gerade das nutzt Batman aus, zusammen mit diversen anderen Tricks wie Körperpanzer oder Kryptonit.

Aber zurück zur eigentlichen Dynamik: Ich bin gespannt, inwiefern sich die von Miller etablierte Beziehung der beiden Helden auf „Batman V Superman“ auswirken wird. Immerhin thematisiert TDKR ja im Grunde das Ende ihrer Freundschaft, sie kennen sich hier bereits Jahrzehnte und haben sich eher auseinander gelebt. Diese Interpretation passt nicht unbedingt zu „All-Star Batman“, was laut Millers Aussage ja in derselben Kontinuität spielt wie TDKR, allerdings ignorieren wir das lieber, sowohl aus qualitativen als auch inhaltlichen Gründen.

Während es also in „Batman V Superman“ tatsächlich einige Parallelen zu TDKR gibt, u.a. der alte und erfahrene Batman, der mehr oder weniger aus dem Ruhestand zurückkehrt, ist die Grundlage der Dynamik eine völlig andere. Zum ersten Mal haben wir hier einen alten Batman, der bereits viele Jahre Erfahrung hat, und einen verhältnismäßig jungen Superman, der erst am Anfang seiner Karriere steht – für gewöhnlich sind die beiden Recken in etwa gleich alt. Der junge, unerfahrene Superman und der alte, abgeklärte Batman; dieses Konzept hat tatsächlich ziemlich viel Potential, weshalb ich hoffe, hoffe, hoffe, dass Henry Cavill und Ben Affleck diese Dynamik gut vermitteln und Zack Snyder und Chris Terrio das auch wirklich ausschöpfen und dass es nicht so läuft wie bei „Man of Steel“ – auf dem Papier ist Zod beispielsweise nämlich auch eine interessante Figur, aber leider geht das Potential in der allzu ausufernden Materialschlacht und den schlechten Dialogen verloren.

Es wird auch interessant, welche Rollen die beiden Kontrahenten im Film einnehmen. In TDKR ist Superman eine etablierte Größe und wird, im Gegensatz zu seiner Loyalität, kaum in Frage gestellt. In „Batman V Superman“ läuft dagegen alles auf eine grundsätzliche Hinterfragung des Mannes aus Stahl hinaus: Wie geht man mit einer Person um, die so viel Macht besitzt? Dies ist die typische Frage der Superman-Origin. Deshalb kann Superman aber nicht wirklich für die Ordnung eintreten, zumindest nicht offiziell. Dennoch scheint er zumindest inoffiziell eine ähnliche Rolle einzunehmen, da er im dritten Trailer sehr deutlich sagt, was er von Batman und seiner Selbstjustiz hält, der Grundkonflikt aus TDKR ist also durchaus vorhanden.

Was Millers Werk außerdem vom typischen Auseinandertreffen zweier Superhelden unterscheidet, ist die Struktur. In einer normalen Geschichte dieser Art geraten die beiden Recken erst aufgrund von Differenzen oder schurkischer List aneinander, bekämpfen sich ein wenig, schließen dann Frieden und gehen gegen die eigentliche Bedrohung vor. Miller setzt den Konflikt dagegen ans Ende: Zum Zeitpunkt, als Batman und Superman sich prügeln, sind die eigentlichen Superschurken bereits ausgeschaltet, der Kampf der Giganten stellt das Finale der Geschichte dar, womit Miller den Konflikt der beiden Weltanschauungen von Batman und Superman ins Zentrum rückt. „Batman V Superman“ folgt allem Anschein nach allerdings wieder der typischen Formel – tatsächlich kann der Film im Grunde nicht anders strukturiert sein, wenn wir irgendwann bei der Justice League ankommen wollen. Ich hoffe allerdings, dass trotzdem Elemente des ideologischen Konflikts bis zum Ende überdauern.

Siehe auch:
Batman: The Dark Knight Returns Teil 1
Batman: The Dark Knight Returns Teil 2

Aktuell: Kampf der Giganten

Batmanvsuperman
Am 24. März diesen Jahres startet „Batman V Superman: Dawn of Justice“ in den deutschen Kinos. Dieser Film weckt in mir sehr gemischte Gefühle. Einerseits warte ich darauf, Batman und Superman vereint auf der Leinwand zu sehen, seit ich ein Kind bin. Andererseits sind die Voraussetzungen nicht unbedingt rosig. „Man of Steel“, der Vorgängerfilm und Start des sog. „DC Extended Universe“ war eher mäßig (das Marvel Cinematic Universe hat mit „Iron Man“ einen weitaus besseren Debütfilm geliefert), und leider stecken hinter „Batman V Superman“ zum Großteil wieder dieselben kreativen Köpfe, wobei mir immerhin die Tatsache, dass Chris Terrio David Goyers Drehbuch ordentlich überarbeitet hat, Mut macht, denn das war in meinen Augen die größte Schwäche von „Man of Steel“. Ähnlich zwiespältig ist die Trailerlage: Die ersten beiden Teaser waren recht vielversprechend, der erste richtige Langtrailer dagegen nicht besonders. Ich möchte und hoffe, dass mir dieser Film gefällt, aber ich habe nach wie vor massive Zweifel.

Dennoch: Allein das Ereignis an sich sollte, unabhängig davon, wie das Ergebnis letztendlich ausfällt, gewürdigt werden. Bis zum Kinostart werde ich meinen Fokus deshalb in erster Linie auf Batman, Superman und das Verhältnis dieser beiden Figuren legen. Vielleicht kommt auch noch der eine oder andere Artikel zu Wonder Woman.

Ant-Man

antman
Story: Scott Lang (Paul Rudd) ist ein begabter Dieb, der mit dem Gesetzt in Konflikt geraten ist. Nach seiner Entlassung hat er Probleme: Niemand will ihn einstellen und seine Ex-Frau (Judy Greer) versucht, ihn von seiner Tochter (Abby Ryder Fortson) fernzuhalten. Eigentlich wollte Scott ehrlich werden, doch da wird ihm ein letzter Coup angeboten: Er soll in das Haus von Hank Pym (Michael Douglas) einbrechen. Doch dieser Coup erweist sich als vielschichtige Falle, und ehe Scott es sich versieht, ist er in eine andere Welt gestolpert: Hank Pym war früher der Superheld Ant-Man, der sich mithilfe einer speziellen Technologie auf Ameisengröße schrumpfen kann. Der skrupellose Geschäftsmann Darren Cross (Corey Stoll) hat es geschafft, die Ant-Man-Technologie nachzubilden, weshalb Ant-Man wieder zum Einsatz kommen muss – Hank Pym hat allerdings gesundheitliche Probleme, weshalb er und seine Tochter Hope Van Dyne (Evangeline Lilly) auf Scott bauen…

Kritik: Eigentlich ist diese Kritik schon lange überfällig. Zwar habe ich „Ant-Man“ im Kino verpasst, aber die Blu-Ray ist ja nun auch schon eine ganze Weile draußen. Der Abschluss der zweiten Phase des MCU ist schon seit dem ersten Iron-Man-Film in Arbeit und war lange Zeit das geistige Kind von Edgar Wright, der das Drehbuch schrieb und auch Regie führen sollte. Dann kam es allerdings zu kreativen Differenzen mit Marvel; das Studio heuerte daraufhin Peyton Reed an und ließ Wrights ursprüngliches Drehbuch umschreiben. In solchen Fällen folgt oft ein desaströser Film. Obwohl man sich natürlich fragt, wie Edgar Wrights „Ant-Man“ wohl ausgesehen hätte, ist Peyton Reeds Version des Films definitiv kein Desaster. Tatsächlich besitzt „Ant-Man“ alle typischen Stärken eines MCU-Films, und die nicht zu knapp. Leider sind auch wieder einige der typischen Schwächen vorhanden.

Mit der Figur, die hier adaptiert wird, bin ich leider nicht allzu gut vertraut. Ich besitze ein paar Comics, in denen Hank Pym als Ant-Man oder Giant-Man vorkommt, das war’s aber auch schon. Man liest oft „Ant-Man“ erinnere stark an „Iron Man“, mich persönlich hat der Film aber ziemlich stark an eine ganz andere Superheldenadaption aus dem gegnerischen Lager erinnert: „Batman Beyond“ (dt. Titel: „Batman of the Future“), eine der Serien des DC Animated Universe. Die Ausgangslage ist bei beiden fast dieselbe. Wir haben einen gealterten Superhelden (Ant-Man/Hank Pym und Batman/Bruce Wayne), der nicht mehr selbst in sein hochtechnisiertes Kostüm steigen kann und dessen Firma von einem skrupellosen Vorstandsvorsitzenden (Darren Cross und Derek Powers), der sich zum Superschurken entwickelt, verwaltet wird. Der potentielle Nachfolger (Scott Lang und Terry McGinnis) stiehlt besagtes hochtechnisiertes Kostüm, bevor er dann offiziell akzeptiert und trainiert wird.

Beginnen wir gleich mit der größten Schwäche von Ant-Man, einer Schwäche, an der so viele Marvel-Filme leiden: Der Schurke ist einfach nicht interessant. Korrupte Firmenchefs hatten wir schon so oft, und dann hat Darren Cross zu allem Überfluss auch noch keine Verbindung zu Scott Lang, sondern ausschließlich zu Hank Pym und Hope Van Dyne. Gerade diesen Aspekt hat „Batman Beyond“ zum Beispiel besser gelöst. Derek Powers hat ein ähnliches Verhältnis zu Bruce Wayne wie Cross zu Hank, aber er ist auch für den Mord an Terry McGinnis‘ Vater verantwortlich, was einen persönlichen Konflikt zwischen beiden schafft. Zugegeben, es ist eine relativ typische Feindschaft, aber sie funktioniert. Zwischen Cross und Scott gibt keine persönliche Feindschaft, vor ihrem Endkampf begegnen sie einander praktisch nicht.

Anonsten finden sich auch die üblichen Marvel-Stärken: Hervorragend aufgelegte Darsteller, allen voran Michael Douglas, viel Humor und Selbstironie und eine simple, aber enorm kurzweilige Story, die von sympathischen Figuren getragen wird. Vor allem in einem Punkt brilliert Ant-Man: Das Schrumpfen wird hervorragend und auf sehr kreative Weise genutzt, da werden Sachen verkleinert und vergrößert, die Art und Weise, wie Scott im Ant-Man-Anzug kämpft, ist cool und äußerst amüsant, und der Endkampf auf der Spielzeugeisenbahn ist grandios. Auch Christopher Becks Score weiß definitiv zu überzeugen.

Fazit: „Ant-Man“ ist ein typischer, gelungener Marvel-Film mit den üblichen Schwächen (sehr uninteressanter Schurke), aber auch den üblichen Stärken. Scott Langs Debüt als Superheld ist kurzweilig, lustig, selbstironisch und vor allem im Actionbereich sehr kreativ. Wer genug von Superhelden hat, wird durch „Ant-Man“ sicher nicht bekehrt, aber wer dem Genre etwas abgewinnen kann, wird mit Sicherheit gut und kurzweilig unterhalten.

Trailer

Star Wars Episode VII: Das Erwachen der Meinung

Enthält die volle Ladung Spoiler!
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2015 ist vorbei, 2016 hat begonnen. Wie man am Mangel an Beiträgen vielleicht bemerkt hat, war ich letzte Woche fast nicht zuhause, zum Ausgleich folgt nun allerdings meine ausführliche Besprechung von „Das Erwachen der Macht“. Inzwischen habe ich Episode VII ein zweites Mal gesehen (im O-Ton, aus Termingründen aber leider nochmal in 3D) und hatte noch mehr Gelegenheit, über diesen Film zu sinnieren. Das Ergebnis meiner Gedankengänge ist diese Monstrosität von einer Rezension.

Der Status Quo
Beschäftigen wir uns zuerst einmal mit der Frage, wie es überhaupt in der weit, weit entfernten Galaxis aussieht und was wir über die dreißig Jahre, die seit „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ vergangen sind, wissen – was momentan nicht allzu viel ist. Einige Dinge werden in Romanen wie „Aftermath“ und „Verlorene Welten“ oder Comics wie „Imperium in Trümmern“ erläutert: Nach der Schlacht um Endor versinkt das Imperium im Chaos, während sich die Allianz zur Neuen Republik umformiert, ganz ähnlich wie im alten EU. Die Kämpfe mit dem Imperium gehen noch etwa ein Jahr weiter, da es vor allem im Kern noch eine ziemlich starke Präsenz besitzt. Die letzte große Schlacht zwischen Imperium und Republik findet auf bzw. bei Jakku statt (was auch der Grund ist, weshalb sich überall Wracks auf der Planetenoberfläche befinden). Dem folgt ein Friedensvertrag zwischen beiden Parteien, der eine Demilitarisierung des Restimperiums und auch der Republik beinhaltet. Ab diesem Zeitpunkt wird es dann unklar, ob das Restimperium ein eigenes Staatsgebilde bleibt oder letztendlich in die Neue Republik eingegliedert wird – ich persönlich halte Letzteres für wahrscheinlicher, da in „Das Erwachen der Macht“ von einem wie auch immer gearteten Restimperium keine Rede mehr ist.

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Die Truppen der Ersten Ordnung

Einige Hardliner und Fanatiker des Imperiums sind mit der Situation jedenfalls absolut nicht zufrieden, ziehen sich mit restlichen Truppen und Flottenbestandteilen in die Unbekannten Regionen der Galaxis zurück und formieren sich zur Ersten Ordnung, die die Ideale des Galaktischen Imperiums aufrechterhalten soll. In „Das Erwachen der Macht“ sieht die Situation dann offenbar wie folgt aus: Die Neue Republik kontrolliert den Großteil der Galaxis, die Erste Ordnung hat ihr, wohl relativ kleines, Gebiet in den Unbekannten Regionen und/oder dem Äußeren Rand. Zwischen Republik und Erster Ordnung herrscht eine Art Kalter Krieg, wobei die Erste Ordnung letztendlich die Republik vernichten möchte, während die meisten republikanischen Politiker die Erste Ordnung entweder nicht als Bedrohung ansehen oder einfach nicht wahrhaben möchten, dass sie eine Gefahr darstellen könnte. Und dann gibt es noch einige Veteranen des Galaktischen Bürgerkriegs wie Leia Organa oder Admiral Ackbar, die nicht gewillt sind, imperiales Gedankengut zurückkehren zu lassen und deshalb den Widerstand gründen. Dieser inoffizielle militärische Arm der Neuen Republik soll die Erste Ordnung in deren eigenem Gebiet bekämpfen.

So weit, so gut. Leider ist „Das Erwachen der Macht“ gerade in dieser Hinsicht recht expositionsarm, und im Grunde läuft es in der Praxis auf eine ähnliche Situation hinaus wie in „Eine neue Hoffnung“: Übermächtige Diktatur auf der einen Seite, unterlegene Widerstandskämpfer auf der anderen. Ich bin mir relativ sicher, dass das auch die Grundidee dahinter war: Abrams und Kasdan wollten dadurch mit Sicherheit eine ähnliche Stimmung schaffen wie in der OT. Hätte die Erste Ordnung oder ein ähnliches „Ersatzimperium“ allerdings die gesamte Galaxis beherrscht, wäre der Sieg der Helden in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ jedoch fast völlig unbedeutend gewesen, darum musste die Neue Republik die Galaxis kontrollieren und die Erste Ordnung durfte nur über ein verhältnismäßig kleines Gebiet herrschen. De facto macht das für den Film selbst letztendlich aber keinen Unterschied. Insgesamt bin ich diesbezüglich schon etwas enttäuscht, auch wenn ich weiß und verstehe, weshalb sich die Verantwortlichen dazu entschieden, die politische Lage in der Galaxis so zu konzipieren, schließlich war eines der Elemente, das viele an den Prequels kritisierten, der politische Aspekt. Deshalb entschied man sich bei Disney wohl, derartiges auf das absolute Minimum zu reduzieren, was in meinen Augen aber dann doch der leichte Ausweg ist. Das Problem bei den Prequels liegt nicht daran, dass eine politische Ebene vorhanden ist, sondern dass sie uninteressant und unzureichend vermittelt wird. Wie man Politik im Star-Wars-Universum ansprechend vermittelt, zeigen EU-Werke wie „Schleier der Täuschung“ oder „Darth Plagueis“.

Schauplätze
Schon in der OT hatte George Lucas einige interessante Konzepte für Planeten. So sollte das Finale von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ ursprünglich auf der imperialen Hauptstadtwelt (damals noch Had Abbadon) stattfinden. Es stellte sich aber bald heraus, dass deren Konzeption für den Film viel zu aufwendig war. Letztendlich sind die Planeten der OT alle ein bestimmter irdischer Landschaftstyp (Wüste, Wald, Eiswüste, Sumpf), der sich über einen ganzen Planeten erstreckt. Erst mit den Prequels konnte Lucas sich von irdischen Landschaften stärker distanzieren. Noch immer besitzen fast alle Planeten ausschließlich eine Klimazone (oder wirken zumindest so), aber immerhin sind Planeten wie Corsucant, Felucia, Kamino oder Geonosis doch allein optisch um einiges interessanter als Hoth oder Endor.

Star Wars: The Force Awakens..Ph: Film Frame..?Lucasfilm 2015
Jakku = Tatooine minus Sonne und plus Wracks

Auch diesbezüglich orientierte man sich bei Disney an der OT, gerade hier finde ich das allerdings eher unvorteilhaft. Um es ganz klar zu sagen: Ich finde die Planeten von „Das Erwachen der Macht“ langweilig und unkreativ. Jakku sieht fast genau gleich aus wie Tatooine (minus eine Sonne), Takodana (dort liegt Maz Kanatas Unterschlupf) und D’Qar (der Stützpunkt des Widerstands) sind relativ uninteressante, sich gleichende Waldwelten und auf dem Starkiller-Planeten gibt es noch mehr Wald – nur eben im Schnee. Die Liebe zur OT in allen Ehren, aber gerade in diesem Bereich wäre ein wenig Prequel-Einfluss nicht verkehrt gewesen. Tatooine und Geonosis sind beispielsweise beides Wüsentwelten, aber man kann sie sofort voneinander unterscheiden. Ich persönlich hoffe, dass wir in Episode VIII und IX auch ein paar exotischere und unirdischere Planeten zu sehen bekommen. Und Coruscant, das als Zentrum der Galaxis definitiv noch eine Rolle spielen sollte.

Best of OT: Plot vs. Charaktere?
Egal, ob die Meinung zu „Das Erwachen der Macht“ nun positiv oder negativ ausfällt, der Hauptkritikpunkt der meisten Rezensionen sind die überdeutlichen Parallelen zu Episode IV und, in geringerem Maße, zu Episode V und VI – wobei man sagen muss, dass einige diese Parallelen nicht stören oder sie sie sogar begrüßen. Nach Verfolgung der Berichterstattung im Vorfeld des Films und dank Jahre der Erfahrung im Franchise hatte ich auch erwartet, dass es Parallelen zu den bisherigen Filmen gibt, wenn auch vielleicht nicht ganz in diesem Ausmaß. Fakt ist: Star Wars hat schon immer bei sich selbst abgeschrieben. Es gibt ganze Abhandlungen über Star Wars und die Ring-Theorie (hier ein Beispiel), die sich mit der zyklischen Wiederholung der Ereignisse beschäftigt. Schon Episode VI hatte im Grunde denselben Plot wie Episode IV, Episode I war dann auch wiederrum eine sehr freie Variation derselben Thematik, und Episode VII reiht sich ebenfalls ein, als nicht ganz so freie Variation. Betrachtet man „Das Erwachen der Macht“ zynisch, könnte man es durchaus als „Best of OT“ bezeichnen. Wir haben denselben Grundplot wie in Episode IV, Beginn der Heldenreise auf einem Wüstenplaneten, einen maskierten Schurken in Schwarz, Auftritt und Tod des Mentors und eine planetenzerstörende Superwaffe, die im Finale zerstört werden muss. Hinzu kommen diverse Elemente der Episoden V und VI: Maz Kanatas Etablissement weckt Erinnerungen an die Cantina und Jabbas Palast, Maz Kanata selbst hat etwas von Yoda, Snoke, der Kylo Ren kontrolliert, erinnert an den Imperator, es gibt familiäre Beziehungen zwischen Helden und Schurken, der Angriff auf Starkiller Base erinnert an die Schlachten um Yavin und Endor etc. Hinzu kommen die ganzen Anspielungen, mal liebevoll, mal ironisch, die in ihrer Gesamtheit allerdings etwas zu zahlreich sind.

In Bezug auf die Frage nach dem Grundplot der Trilogien ist es freilich noch relativ schwierig, die Sequel-Trilogie mit den anderen beiden zu vergleichen, da wir erst ein Drittel des Gesamtbildes kennen und sich das Wissen um die jeweiligen Fortsetzungen auch auf unsere Wahrnehmung der beiden anderen Startteile („Die dunkle Bedrohung“ und „Eine neue Hoffnung“) auswirkt: Wir wissen automatisch, wo die Reise hingeht. Insgesamt würde ich sagen, dass die Prequels den interessanteren und komplexeren Grundplot haben: Der Untergang einer Demokratie, der Aufstieg einer Diktatur, der Fall eines Helden. Der Grundplot der OT dagegen ist die typische Gut-gegen-Böse-Geschichte: Gute Widerstandskämpfer lehnen sich gegen böse Diktatur auf – vor allem in Episode IV sind die Fronten ganz klar getrennt, erst am Ende von Episode V werden sie durch Vaders Enthüllung etwas durchlässiger.

Was die beiden Trilogien, und auch ihre Wahrnehmung durch das Publikum und die Fans, letztendlich vor allem unterscheidet, ist die Umsetzung des Plots und nicht der Plot an sich. Im Fandom bin ich ja durchaus eher ein Verteidiger der Prequels, aber auch ich bin der Meinung, dass die Episoden I bis III bezüglich der Umsetzung einige massive Probleme haben, besonders was Exposition und Figurenzeichnung angeht. Letztere ist oft schlecht nachvollziehbar und sorgt dafür, dass keine Sympathie zu den Figuren aufkommt, Erstere findet selten das richtige Maß; entweder zu viel und zu dröge, oder zu lückenhaft und unvollständig.

Episode VII ist für mich das extreme Gegenbeispiel zur Umsetzung der Prequels: Im Plot gibt es kaum Unterschiede zu Episode IV, stattdessen orientieren sich J. J. Abrams, Lawrence Kasdan und Disney gerade in dieser Hinsicht an der Stärke der OT: Die Umsetzung. Im Zentrum des Ganzen stehen, noch weitaus stärker als in der OT, die Figuren und ihre Beziehung zueinander. In dieser Hinsicht erinnert mich „Das Erwachen der Macht“ recht stark an die Filme des Marvel Cinematic Universe, die ähnliche Charakteristika besitzen: Einen simplen, sich zum Teil stark wiederholenden Plot, aber starke (und mit stark meine ich nicht per se tiefgründige) Charaktere. Die Figuren und nicht der Plot tragen den Film, die Umsetzung der Handlung und die Art und Weise, wie die Figuren damit umgehen, hat größeres Gewicht als die Handlung selbst. Und genau hier liegt auch die Stärke von „Das Erwachen der Macht“. Das bedeutet natürlich nicht, dass man die Handlung deshalb nicht trotzdem ausgiebig dafür kritisieren kann, wie sie ist, man sollte sich dabei nur im Klaren sein, wo der Fokus des Films liegt.

Insgesamt ist „Das Erwachen der Macht“ als Balanceakt zu sehen. Disney hat für Lucasfilm vier Milliarden Dollar bezahlt und möchte da nun so viel herausholen wie möglich. Somit hat Episode VII vor allem zwei Ziele: Alte Fans an Bord holen und neue gewinnen. Der Weg, den Disney letztendlich beschritten hat, ist der naheliegendste, aber auch der unkreativste, denn „Das Erwachen der Macht“ geht kaum Risiken ein und spielt sicher. Im Gegensatz dazu ging Episode I viele (vielleicht sogar zu viele) Risiken ein und ist damit auf die Nase gefallen. Für die kommenden Star-Wars-Filme wäre ein Mittelweg nicht schlecht. Angesichts der allgemeinen Reaktion auf den Film und vor allem der diversen Einnahmerekorde scheint der Plan aber zu funktionieren, ein neues Publikum wird gewonnen und viele der alten Fans, besonders unter denen, die die Prequels nicht ausstehen können, fühlen sich von Episode VII angesprochen.

J. J. vs. George
Eigentlich ist die Überschrift gegenüber Irvin Kershner und Richard Marquand, den Regisseuren von „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, nicht ganz fair, aber Fakt ist nun einmal: Auch bei diesen beiden Filmen war George Lucas letztendlich als Produzent, Drehbuchautor und kreativer Schöpfer beteiligt, weshalb beide Filme schon von einem gewissen Standpunkt aus seinem Konto zuzurechnen sind. Wenn ich die beiden Regisseure der Überschrift mit jeweils einem Wort beschreiben müsste, wäre das „Visionär“ für George Lucas und „Handwerker“ für J. J. Abrams. Das sagt allerdings nicht wirklich etwas über die Qualität der Filme aus. Bei Star Wars hat George Lucas entweder einen enormen Beitrag zum Film als Medium geleistet (zum Teil fast unfreiwillig und aus der Not heraus), oder er hat versucht das Medium Film weiterzuentwickeln und ist daran gescheitert, bzw. die Ambition hat dem Film geschadet (siehe Prequels). Im Gegensatz dazu wird „Das Erwachen der Macht“ die Filmlandschaft wohl nicht nachhaltig verändern, wie Episode IV das getan hat, Abrams hat aber auch nicht diesen Anspruch. Seine Stärke liegt insgesamt eher bei der Umsetzung. Was Episode VII beispielsweise völlig fehlt, ist das World Building, das George Lucas in allen sechs vorangegangenen Episoden ausgiebig betrieben hat, das eindeutig zu den Stärken der Prequels gehörte und das EU für mich so reizvoll gemacht hat, weil es immer Elemente gab, die vielleicht nur ganz kurz angerissen wurden, über die ich aber sofort mehr wissen wollte.

jedipocalypse now
Ich liebe den Geruch von Blasterfeuer am Morgen

Dafür ist das Handwerkliche, als die reine Umsetzung, in meinen Augen gelinde gesagt ziemlich grandios. Gerade in seinem Regiestil, der Filmoptik etc. hat sich J. J. Abrams George Lucas ein wenig angenähert, ohne seine eigenen Identität aufzugeben – zu dieser Annäherung gehört zum Beispiel auch der Verzicht auf den übermäßigen Einsatz von Lense Flares oder der Wackelkamera. Gerade optisch ist „Das Erwachen der Macht“ fast durchgehend beeindruckend und vielleicht sogar der bestaussehndste Star-Wars-Film. Bildkomposition und Bildsprache sind wirklich grandios, man denke nur an die Apocalypse-Now-Gedächtnis-Einstellung oder die Art und Weise, wie Abrams Rey kongenial über ihre wenigen Besitztümer charakterisiert – und das sind nur zwei Beispiele. Gleiches gilt für die sehr gelungene Kombination von praktischen Effekten und CGI; einzig Snoke fand ich nicht besonders überzeugend. Und so sehr ich mich auch über die unkreativen Schauplätze beschwert habe, so gut sind sie dann doch letztendlich in Szene gesetzt. Lediglich die Musik spielt eine weniger dominante Rolle als in den sechs alten Star-Wars-Filmen. Das bedeutet nicht, dass John Williams‘ Score hier schlecht wäre oder dass Abrams‘ ihn unvorteilhaft einsetzen würde, im Gegenteil. Die Musik trägt den Film nur nicht so sehr, wie es bei den anderen Episoden der Fall ist, und sie sticht auch nicht so sehr hervor. Angesichts der Tatsache, dass es sich hierbei um Star Wars, eines DER Filmmusikfranchises handelt, ist das ein wenig schade, allerdings wird Williams‘ Score tatsächlich mit jedem Anhören immer besser. Dafür funktioniert der Humor des Films wunderbar, zwar ist er manchmal ein wenig überdreht und typisch für das 21. Jahrhundert, aber dafür auch tatsächlich witzig. Und ja, ich mag BB8.

Der wohl stärkste Aspekt des Films ist allerdings der phänomenale Cast. Schon in seinen beiden Star-Trek-Filmen hat J. J. Abrams bewiesen, dass er ein exzellentes Händchen dafür hat, Schauspieler zusammenzubringen, die wunderbar miteinander harmonieren, und in „Das Erwachen der Macht“ hat er sich diesbezüglich noch einmal selbst übertroffen – dies ist auch einer der Gründe, weshalb Epsiode VII trotz ihrer diversen Schwächen für mich funktioniert: Figuren und Darsteller tragen den Film, weshalb ich mich ihnen in diesem Artikel auch noch ausführlich widmen werde. Zuerst kommen wir allerdings zum größten Einzelkritikpunkt des Films.

Starkiller Base
Wenn ich in „Das Erwachen der Macht“ nur ein einziges Element ändern dürfte, dann würde ich die Starkiller Base als Superwaffe aus dem Film streichen, und zwar komplett und ersatzlos. Ich habe in meinem Artikel „Star Wars Expanded Universe: The Very Worst Of“ ausgiebig erläutert, warum ich in Star Wars keine Superwaffen mehr sehen möchte: Das Konzept ist ausgelutscht und nach zwei Todessternen und einem Dutzend EU-Superwaffen einfach nicht mehr interessant. Und dann kommt noch hinzu, dass die Starkiller Base insgesamt fürchterlich unlogisch konstruiert ist und im Plot im Grunde keine Rolle spielt. Der Film selbst ist sich der Tatsache sogar bewusst, dass Starkiller Base eigentlich der dritte Todesstern ist und verweist sogar auf relativ selbstironische Weise darauf hin – aber das macht es leider nicht besser.

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Starkiller Base: Wie der Todesstern, nur größer

Die Unlogik beginnt bereits bei der bloßen Existenz: Als das Imperium seinerzeit die Todessterne bauen ließ, herrschte es fast über die gesamte Galaxis und hatte Ressourcen ohne Ende zur Verfügung. Auf die Erste Ordnung trifft das nicht zu, Zusatzinformationen aus dem Roman zum Film zufolge hat die Neue Republik die Erste Ordnung sogar mit einem Handelsembargo belegt – wenn die Erste Ordnung also die Unmengen an Material kaufen und hin und her transportieren würde, müsste das doch irgendjemandem auffallen.

Dann wäre da noch die eigentliche Konzeption der Superwaffe. Der Name „Starkiller“ ist eine nette Anspielung an frühe Star-Wars-Drehbuchentwürfe (er tauchte auch schon im alten EU als Spitzname von Vaders geheimem Schüler in „The Force Unleashed“ auf) und tatsächlich wörtlich zu nehmen, da die Starkiller Base der naheliegenden Sonne Energie abzapft und sie für ihre Geschosse verwendet, die durch den Hyperraum geschickt werden und so selbst weit entfernte Systeme zerstören. Die Frage ist nur: Was passiert, wenn die Sonne aufgebraucht ist? Der Film impliziert, dass die Sonne des Starkiller-Planeten für zwei Schüsse reicht; man sieht ja, dass sie völlig erlischt. Laut Wookieepedia bzw. einem Tweet von Pablo Hidalgo, einem Mitglied der Lucasfilm Storygroup, ist die Starkiller Base mobil und kann sich durch den Hyperraum bewegen – das wäre allerdings eine Information die unbedingt IN den Film gehört hätte, da es sonst ein massives Logikloch gibt und die Starkiller Base nach zwei Einsätzen nutzlos und unbewohnbar wäre.

Wie dem auch sei, am schlimmsten wiegt jedoch, dass diese Superwaffe, wie bereits gesagt, im Grunde überflüssig ist. Bemühen wir im Vergleich dazu einmal „Eine neue Hoffnung“: Dort ist der Todesstern tatsächlich ein plotrelevantes Element. Er spielt von Anfang an eine wichtige Rolle, das MacGuffin des Films sind die Todessternpläne, die sich in R2D2 befinden, das endgültige Ziel ist es, den Todesstern zu zerstören, weshalb sich das Finale auch ausschließlich mit dem Angriff der Rebellen auf die Superwaffe beschäftigt – Episode IV ohne Todesstern funktioniert nicht. In Episode VII dagegen könnte man Starkiller Base einfach rausstreichen, ohne allzu viel ändern zu müssen. Das liegt daran, dass der Fokus von „Das Erwachen der Macht“ viel stärker auf den Charakteren und ihrer Beziehung zueinander liegt, das eigentliche emotionale Finale findet zwischen Rey und Kylo Ren statt, Starkiller Base wird mehr so nebenbei zerstört, und das auch noch in einer Art und Weise, die wirklich plakativ aus Episode IV und VI übernommen ist, inklusive des Kriegsrats.

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Lanever Villecham, Appeasement-Kanzler der Neuen Republik

Schließlich wäre da noch die Zerstörung von Hosnian Prime. Wie auch den Todesstern sieht man Starkiller Base einmal in Aktion. Aber auch hier hat das im Grunde für den Film keine Bedeutung. Während in Episode IV der Heimatplanet einer der Hauptfiguren zerstört wurde, hat man als Zuschauer zu Hosnian Prime keinerlei Bindung. Tatsächlich kann es leicht passieren, dass man die Namensnennung des Planeten im Film verpasst. Ich dachte sogar zuerst, es sei Coruscant, das hier zerstört wird. Die Wirkung sollte dann letztendlich eine ähnliche sein, auch hier muss man allerdings Hintergrundmaterial zu Rate ziehen: Der Senat der Neuen Republik wechselt mit jeder Legislaturperiode den Standort, auf Hosnian Prime befindet er sich während der Handlung von „Das Erwachen der Macht“. Das haarige Alien, das man kurz am linken Rand in der Zerstörungsszene sieht, ist Lanever Villecham, der Kanzler der Neuen Republik. Bei seinem Namen handelt es sich um ein Teilanagramm von Neville Chamberlaine – ganz offensichtlich verfolgte er eine ähnliche (und ähnlich nutzlose) Appeasement-Politik wie besagter britischer Premier. Auch hier: Das sind Informationen, die IM Film erwähnt werden müssen, da sie für die Episoden VIII und IX noch von großer Bedeutung sein könnten. So, wie es ist, und mit Blick ausschließlich auf Episode VII, ist Starkiller Base im Grunde nur eine überflüssige Parallele zu Episode IV. Hätten Finn, Han und Chewie Rey aus einer gewöhnlichen Basis der Ersten Ordnung gerettet, hätte sich kaum etwas geändert, und auch für den Angriff des Widerstandes hätte man die Zerstörung von Hosnian Prime nicht gebraucht – der Widerstand bekämpft die Erste Ordnung ja sowieso, es hätte also ausgereicht, hätte Finn Leia einfach die Koordinaten des Hauptquartiers mitgeteilt. Abrams und Kasdan hätten eine interessante Variation schaffen können, wenn es dem Widerstand nicht gelungen wäre, Starkiller Base zu zerstören, aber da das Ende ohnehin schon eher bittersüß ist, wollten sie dem Widerstand wohl doch einen Sieg zugestehen – was auch wieder kein Problem gewesen wäre, hätte er es lediglich geschafft, den Hauptstützpunkt der Ersten Ordnung zu zerstören. Die Zerstörung hat dennoch auch eine positive Seite: Starkiller Base ist weg und ich hoffe, dass die Erste Ordnung in den Episode VIII und IX keine weiteren Superwaffen aus dem Ärmel schüttelt.

Snoke, die Ritter von Ren und die Erste Ordnung
Welche Rolle die Erste Ordnung im Film spielt, wurde ja oben bereits abgehandelt, hier konzentriere ich mich stärker auf die einzelnen Figuren, die in dieser Organisation wichtig sind, mit Ausnahme von Kylo Ren, der weiter unten separat abgehandelt wird. Primär bleibt zu sagen: Die Schurken des Films (abermals, mit Ausnahme von Kylo Ren) bleiben bislang äußerst blass. Die Idee, mit der von Gwendoline Christie gespielten Captain Phasma eine Anführerin der Sturmtruppen zu etablieren, finde ich grandios, nur leider hat die gute Frau im Film kaum etwas zu tun, weil wir sie nicht in Aktion sehen. Ich hoffe, Episode VIII schafft diesbezüglich Abhilfe. Ganz ähnlich ist es mit Hux, der leider abseits seiner Adolf-Rhetorik kaum Charakter zeigt. Apropos: Die Neue Ordnung bedient sich der Nazi-Symbolik in noch stärkerem Ausmaß als das alte Imperium, die Farben schwarz, weiß und rot sind noch dominanter und gerade die Szene, in der Hux vor versammelter Mannschaft seine Rede hält, quillt geradezu über vor Reichsparteitagoptik.

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Die Ritter von Ren im Regen

Das Problem bei der ganzen Sache ist, wie ich bereits schilderte, dass wir kaum etwas über die Erste Ordnung erfahren: Wie groß ist ihr Machtbereich, ist sie nur eine Militärjunta, die an der Neuen Republik nagt oder betreibt sie tatsächlich Verwaltungsarbeit und regiert Planeten? Es wäre schön, wenn sie in den kommenden Filmen etwas differenzierter dargestellt würde, da Hux nun einmal ein ziemlich typischer Klischee-Nazi ist. Gerade diesbezüglich wäre ein wenig Einfluss aus dem alten EU nicht schlecht, Figuren wie Gilad Palleon oder Großadmiral Thrawn würden die Erste Ordnung weitaus interessanter machen.

Noch undurchsichtiger als das Nachfolgeimperium sind Snoke und die Ritter von Ren. Was es mit Letzteren auf sich hat, bleibt im Film fast völlig unklar. Wir wissen, dass Kylo Ren ihr Meister ist (Snoke nennt ihn „Master of the Knights of Ren“), und in Reys Vision sehen wir kurz, links und rechts neben Kylo, sechs weitere maskierte Gestalten, bei denen es sich tatsächlich um die anderen Ritter handelt. Ansonsten gibt es Fragen über Fragen: Sind alle Ritter von Ren machtsensitiv? Wie lange existiert dieser Orden schon, entstand er erst nach der Zerstörung des zweiten Todesstern oder gibt es ihn bereits seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden? Wie stehen sie zu den Sith, die ja bislang die Repräsentanten der Dunklen Seite der Macht waren? Eine Theorie ist, dass er nach Palpatines Tod von überlebenden Inquisitoren (die ja in „Star Wars Rebels“ auftauchen) gegründet wurde, was sie zu einer Art Nachfolgeorganisation der Dunklen Lords machen würde. Immerhin, Kylo Ren trägt ein rotes Lichtschwert, eine schwarze Robe und eine Maske, die verdächtig nach der des Legends-Sith-Lords Darth Revan aussieht.

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Snoke (Andy Serkis) – oder doch Darth Plagueis?

Snoke ist eng mit diesen Fragen verbunden: Ähnlich wie der Imperator in Episode V bleibt der Oberste Anführer der Ersten Ordnung ein Rätsel, wir wissen praktisch nichts über ihn. Einige Zusatzinformationen gibt es noch im Roman zum Film: So ist Snoke wohl schon recht alt und war bereits in irgendeiner Form während der Klonkriege aktiv. Er ist ein mächtiger Nutzer der Dunklen Seite der Macht, aber körperlich verwundet und deshalb fragil. Aber ansonsten… Er zeigt sich nur als übergroßes Hologramm, muss also nicht zwangsläufig tatsächlich so aussehen, wie er in „Das Erwachen der Macht“ erscheint. Zu Snoke gab es bereits im Vorfeld des Films eine Theorie, die durch einige Elemente im Film noch befeuert wurde. Dieser Theorie zufolge ist Snoke in Wirklichkeit Darth Plagueis, Palpatines Sith-Meister, der den Mordversuch seines Schülers zwar überlebte (angeblich ist er ja in der Lage, den Tod zu überwinden), aber mehrere Jahrzehnte brauchte, um sich halbwegs zu regenerieren. Im Legends-Kanon ist Darth Plagueis ein Muun, aber daran muss sich die Einheitskontinuität ja nicht halten, und wie gesagt, Snoke muss nicht unbedingt so aussehen wie sein Hologramm. Im Film gibt es zwei Dinge, die auf diese Theorie hinweisen könnten und die von Verfechtern gerne als Bestätigung gesehen werden: In einem Dialog zwischen Hux und Kylo Ren wird Snoke als weise bezeichnet, was Palpatines Worte aus Episode III widerspiegeln könnte: „Have you ever heard of the tragedy of Darth Plagueis the Wise?“ Und dann ist da noch Snokes Thema, das nicht nur an das Thema das Imperators erinnert, sondern auch an den tiefen Kehlengesang der Theaterszene aus „Die Rache der Sith“, eben jener Szene, in der Palpatine Anakin von Darth Plagueis erzählt. Ehrlich gesagt weiß ich nach wie vor nicht, was ich von dieser Theorie halten soll und wie ich reagieren würde, träfe sie zu. Einerseits wäre es schon schön, wenn die Sequel-Trilogie auch die Prequels in einigen Aspekten miteinbeziehen würde; Darth Plagueis würde den Bogen gewissermaßen schließen, somit wären die Sith dann auch tatsächlich die eigentlich Bedrohung in der gesamten Saga. Andererseits ist ein totgeglaubter oder wiederauferstandener Sith-Lord auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Man wird wohl abwarten müssen.

Han Solo und der General
Werfen wir nun einmal einen ausgiebigen Blick auf die alten Bekannten, von denen es ja einige gibt. Admiral Ackbar, Nien Nunb, R2D2 und C-3PO haben alle verhältnismäßig kurze Gastauftritte, bei Luke kann man schon fast von einem Cameo sprechen, wenn auch von einem extrem wirkungsvollen. Leias Rolle fällt als Anführerin des Widerstandes schon größer aus, aber wenn es eine Figur der OT gibt, die in diesem Film dominant ist, dann ist es Han Solo. In vielerlei Hinsicht nutzen Harrison Ford und Lawrence Kasdan „Das Erwachen der Macht“, um mit Han Solo das zu tun, was ihrer Meinung nach bereits in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ hätte geschehen sollen. Beide plädierten meines Wissens nach dafür, Han Solo am Ende zu töten, was George Lucas aber nicht wollte. Nun denn: Der Schmuggler ist tot. Kasdan und Abrams haben aber auch gleichzeitig dafür gesorgt, dass Han Solo in diesem Film noch einmal im Mittelpunkt steht. Auf gewisse Weise hat er eine Mentorenrolle wie Obi-Wan in Episode IV inne (inklusive Ableben), aber dieser Vergleich hinkt, da Han in „Das Erwachen der Macht“ eine weitaus zentralere Rolle spielt als Obi-Wan in „Eine neue Hoffnung“, tatsächlich steht er hier fast mehr im Zentrum als dies in den OT-Filmen der Fall war. Zu Beginn war ich recht skeptisch und auch enttäuscht, dass er nun wieder als Schmuggler arbeitet, aber meiner Meinung nach haben Abrams und Kasdan tatsächlich geschafft, dass das zumindest halbwegs funktioniert, indem sie Kylo Ren bzw. Ben Solo zum Auslöser gemacht haben. Wie wir aus dem Film erfahren, haben Han und Leia ja tatsächlich ein Familienleben geführt, bis eine Tragödie sie entzweit: Ben verfällt der Dunklen Seite, Luke geht ins Exil und Han und Leia flüchten sich in die Teile ihres Lebens zurück, in denen sie glauben, sich auszukennen: Leia führt den Widerstand an, Han wird erneut zum Schmuggler. Aber charakterlich sind sie dennoch nicht zur ihren Episode-IV-Versionen zurückgekehrt, man merkt, wie sehr die Vergangenheit auf ihnen lastet. Dennoch hätte ich es bevorzugt, wenn man auf diese „Scheinrückkehr“ verzichtet hätte, aber wenn schon, dann funktioniert sie tatsächlich nur so.

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Han (Harrison Ford) und Leia (Carrie Fisher) – fast wie früher. Fast…

Dass das gelingt, ist vor allem Harrison Fords Spielfreude zu verdanken, der dadurch den Fokus des Films auf seine Figur rechtfertigt. Ford kehrt hier völlig natürlich in seine Paraderolle zurück, er ist noch dieselbe Figur, nur eben tatsächlich dreißig Jahre später und um mehrere, unangenehme Erfahrungen reicher. Dabei wirkt er wunderbar ungezwungen und natürlich, egal ob er mit den Neuzugängen oder alten Bekannten wie Leia und Chewie agiert. Umso emotionaler fällt dann auch sein Tod aus, wobei der Film einem während der restlichen Dauer kaum Zeit lässt, ihn zu verarbeiten oder zu reflektieren.

Nebenbei: Ich finde auch grandios, wie Abrams hier den Millenium Falken in Szene setzt. Fast mehr noch als in der OT ist der Falke in „Das Erwachen der Macht“ ein Charakter und nicht einfach nur ein Transportmittel. Diesbezüglich hat Abrams bereits Erfahrung, da er in seinen beiden Star-Trek-Filmen etwas ähnliches mit der Enterprise getan hat. Dazu passend bekommt der Falke auch von John Williams ein Thema, das wir bereits aus der OT kennen: Die Rebellenfanfare. Ursprünglich fand ich das ein wenig merkwürdig, immerhin wechselt hier ein Leitmotiv quasi die Bedeutung. Aber es passt einfach perfekt zum Falken als Überbleibsel der alten Filme und weckt genau die richtigen Emotionen. Der Moment, in dem der Falke zum ersten Mal zum Klang der Rebellenfanfare im Film zu sehen ist, hat bei mir jedenfalls Gänsehaut ausgelöst.

Finn, Poe und das neue Trio
Zu den vielen OT-Parallelen gehört auch, dass im Zentrum von Episode VII ein neues Trio steht. Dies ist aber tatsächlich eine Parallele, die ich aus mehreren Gründen äußerst gelungen finde. Das liegt zum einen an den drei Schauspielern: Daisy Ridley, John Boyega und Oscar Isaac finde ich in ihren Rollen einfach grandios, alle drei versprühen regelrecht Charisma, sind unglaublich sympathisch und die Interaktionen zwischen Rey und Finn und Poe Dameron und Finn sind herrlich, die Chemie zwischen den Darstellern passt einfach perfekt.

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Das neue zentrale Trio: Poe Dameron (Oscar Isaac), Rey (Daisy Ridley) und Finn (John Boyega)

Darüber hinaus finde ich die drei als Figuren äußerst interessant konzipiert, gerade im Zusammenspiel. Auf den ersten Blick scheinen die Rollen recht klar verteilt: Poe Dameron ist der neue Han Solo (weshalb er von den drei auch am wenigsten im Film vorkommt, da gerade der zweite Akt in erster Linie dem alten Han Solo gehört), Rey ist die neue Leia und Finn ist der neue Luke – dies wurde auch durch die Promotion des Films untermauert, in der Finn auf Postern und in Trailern immer wieder mit Lukes altem Lichtschwert zu sehen war. Das wäre allerdings zu plump und oberflächlich. Ganz einfach gesagt: Die drei neuen Figuren lassen sich nicht mit den alten gleichsetzen. Poe Dameron ist wie Han Solo der Älteste und ein erfahrener Pilot, wie Leia ist er allerdings von Anfang an beim Widerstand und ihm kommen auch zu keinem Zeitpunkt Zweifel an der Sache, er ist niemals widerwillig dabei, so wie es bei Han der Fall war. Dieses Element findet sich dafür bei Rey und Finn, Letzterer will als Deserteur der Ersten Ordnung einfach nur so weit von dieser weg wie möglich, während Rey glaubt, ihre Familie, die sie auf Jakku ausgesetzt hat, würde eines Tages zurückkehren. Rey wiederrum hat mit Leia im Grunde nur das Geschlecht gemein, ansonsten ist sie die eigentliche Protagonistin und erinnert eher an Luke. Zwar schwingt Finn im Film tatsächlich zwei Mal das Lichtschwert, aber Rey ist diejenige, die ganz offensichtlich machtsensitiv ist, am Ende Kylo Ren besiegt und zur Jedi-Ausbildung aufbricht. Lange Rede, kurzer Sinn: Dieses neue Trio trägt (zusammen mit Han Solo) im Grunde den Film und sorgt dafür, dass er funktioniert. Ich hätte es zwar gerne in einer Geschichte gesehen, die nicht ganz so sehr „Eine neue Hoffnung“ ist, aber ich habe seine Abenteuer definitiv gerne und mit großem Vergnügen verfolgt.

Rey vs. Ren
Die beiden zentralen Widersacher des Films habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Wie weiter oben bereits erwähnt ist Rey der zentrale Charakter des Films; sie ist eine Figur, die insgesamt äußerst gut ankommt, obwohl hin und wieder Äußerungen fallen, sie könne zu viel, sie sei zu perfekt und habe Mary-Sue-artige Züge. Dass Rey wirklich verhältnismäßig viel kann, lässt sich nicht von der Hand weisen, allerdings gibt es da zwei relativierende Faktoren. Zum einen Daisy Ridley: Die junge Frau ist eine derartig talentierte Schauspielerin, dass sie als Rey einfach funktioniert; allein die Bandbreite an Emotionen, die sie mit ihren Augen und über ihre Mimik ausdrücken kann, ist beeindruckend – ich denke, dass Daisy Ridley noch eine große Karriere vor sich hat. Rey hätte leicht zu einer Mary-Sue-artigen Gestalt werden können, aber ihre Schauspielerin verhindert das. Außerdem werden ihre Fähigkeiten ziemlich gut begründet, wenn man sich einmal die Mühe macht, zwischen den Zeilen zu lesen. Ich denke, wie viele, viele andere auch, dass Rey eine Enkelin von Anakin Skywalker ist. Dafür gibt es viele Indizien im Verlauf des Films: Sowohl Han als auch Kylo Ren scheinen mehr über sie zu wissen, als sie zugeben, die Machtvision bei Maz Kanata ist zwar kryptisch, legt aber doch eine Verbindung zur Skywalker-Familie nahe, ihr Leitmotiv besitzt eine Ähnlichkeit zu Anakins Thema aus Episode I etc. Besonders ihre mechanischen und Flugfähigkeiten werden gerne angekreidet, dabei ist die Erklärung dafür so simpel: Die Macht offenbart sich in vielen Ausprägungen. Manche, wie zum Beispiel Obi-Wan, besitzen ein spezielles Talent für den Umgang mit lebenden Wesen, für Heilung oder, wie im Fall von Anakin und Rey, für das Fliegen und die Mechanik, was in meinen Augen ein weiteres Indiz für Reys Herkunft ist: Sie besitzt dasselbe Talent wie ihr Großvater, der bereits mit zehn Jahren einen Podracer zusammenschrauben und auch fliegen konnte. Genauso könnte die Tatsache, dass Rey so exzellent mit dem Falken zurechtkommt, ein Hinweis dafür sein, dass sie Hans und Leias Tochter ist, aber auch Luke bietet sich natürlich als Vater an. Reys Sieg über Kylo Ren finde ich im Großen und Ganzen auch recht überzeugend: Nicht nur ist der Kampf hervorragend inszeniert, auch wenn er im Vergleich zu den elaborierten Lichtschwertduellen der Prequels recht spartanisch wirkt, ich finde den Ablauf auch recht plausibel. Kylo Ren hat gerade seinen Vater getötet und ist emotional ziemlich destabilisiert und darüber hinaus auch verwundet und so sowohl geistig als auch körperlich geschwächt. Finn fügt ihm mit Lukes Lichtschwer eine weitere Wunde zu, bei der es sich um einen Glücktreffer handelt, Kylo Ren macht daraufhin ja auch kurzen Prozess mit ihm. Und schließlich und endlich: Rey besiegt ihren Widersache nicht durch ihre überlegene Schwertkampftechnik (diese besitzt sie nicht, und das ist im Film auch sehr deutlich), sondern weil Kylo Ren bereits ziemlich angeschlagen ist und weil sie im richtigen Moment auf die Stimme der Macht hört, genau wie Luke bei der Zerstörung des ersten Todessterns im richtigen Moment auf die Stimme der Macht hörte. Rey ist tatsächlich ziemlich talentiert und lernt sehr schnell, aber auch da hatten wir im Franchise schon ganz andere Fälle, gegen die Reys Fortschritte geradezu zahm wirken, nicht wahr, Galen Marek? Allgemein scheinen Kasdan und Abrams den Fokus in Bezug auf die Macht eher auf Potential und weniger auf Training zu legen.

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Darth Vaders größter Fan: Kylo Ren alias Ben Solo (Adam Driver)

Kylo Ren hat das Fandom sogar noch weitaus mehr gespalten, den einen war er zu sehr Vader, den anderen war er nicht Vader genug. Auch hier muss ich sagen: Ich finde Kylo Ren als Schurken ziemlich gut gelungen. Zugegeben, sein Gesicht ist tatsächlich nicht unbedingt eines, das man sich für einen finsteren Krieger vorstellt, aber man kann sich sein Gesicht nun einmal nicht aussuchen, insofern passt es ganz gut zu seinem Charakter, dass er es mit einer Maske verhüllt. Und viel wichtiger: Adam Driver spielt ihn ziemlich gut. Ja Kylo Ren ist nicht Darth Vader, aber Kylo Ren soll auch nicht Darth Vader sein, Kylo Ren wäre gern Darth Vader, das ist der Kern seiner Figur. Wir wissen folgendes über seine Vergangenheit: Er wurde als Ben Solo kurz nach der Schlacht um Endor geboren. Irgendwann während seiner Kindheit und Jugend begann Luke damit, eine neue Generation Jedi-Ritter auszubilden, und Ben war einer von ihnen, entwickelte aber bald eine Besessenheit für Darth Vader, und es kam zum Bruch zwischen ihm und Luke. Ben Skywalker wurde von Snoke unter seine Fittiche genommen, trat den Rittern von Ren bei, nahm den Namen Kylo Ren an und half ihnen, Lukes neuen Jedi-Orden zu zerstören, was Luke dazu brachte, ins Exil zu gehen. Kylo Ren ist eine getriebene und psychisch höchst labile Figur, die gerne wie ihr großes Vorbild wäre – das sind Eigenschaften und Motivationen, die wir auf diese Weise bei noch keine Star-Wars-Schurken in dieser Form hatten (zumindest, was die Filme betrifft). Kylo Ren entwickelt sich im Verlauf des Films, wird dabei aber nicht stärker, sondern schwächer. Zu Beginn ist er noch sehr von sich selbst überzeugt, die Ereignisse wecken aber massive Zweifel und destabilisieren ihn. Ich finde, dass Kylo enormes Potential hat und bin gespannt auf seine weitere Entwicklung.

Außerdem finde ich ziemlich faszinierend, dass Kylo Ren, ob gewollt oder ungewollt sei einmal dahingestellt, quasi eine wandelnde Anspielung an das alte Star-Wars-EU ist: Seine Maske gleicht der des KotOR-Sith-Lords Darth Revan, er trägt den Vornamen von Lukes Sohn und ist, wie Han und Leias Sohn Jacen, der Dunklen Seite der Macht verfallen. Selbst ein Lichtschwert mit Parierstange gab es im EU bereits, auch wenn diese nur einseitig war.

Episode VIII: Ein Ausblick
Wie bereits erwähnt, beim Ende von „Das Erwachen der Macht“ kann man kaum von einem Happy End sprechen, es ist bestenfalls bittersüß: Zwar ist die Starkiller Base zerstört und die Erste Ordnung geschlagen, aber Han Solo ist tot und Finn liegt scheinbar im Koma, währenddessen begibt sich Rey auf die Suche nach Luke Skywalker. Ich denke, da ergeben sich für Episode VIII sehr viele interessante Ansätze – und natürlich hoffe ich auch, dass man gerade in Bezug auf Handlungselemente mutiger ist und sich jetzt stärker von der OT entfernt. Außerdem sind noch sehr viele offene Fragen zu beantworten, vielleicht sogar ein paar zu viele – das möchte ich aber erst beurteilen, wenn die Sequel-Trilogie komplett ist.

Meine Prognose ist, dass der erste oder die ersten beiden Akte des nächsten Sequels sich mit parallelem Training beschäftigen: Luke bildet Rey aus, während Snoke Kylo Rens Training vollendet. Vor allem Letzteres stelle ich mir interessant vor, denn Training auf der Dunklen Seite hatten wir bislang noch nicht in den Filmen. Außerdem glaube ich, dass dieses Training auch genutzt wird, um die Vergangenheit aufzuarbeiten, wahrscheinlich in Form von Rückblicken. Fast der gesamte Cast des Films, inklusive Harrison Ford, wurde für Episode VIII bestätigt, was mich zu dieser Annahme verleitet. Auch wirkt es seltsam, einen Schauspieler wie Max von Sydow anzuheuern, nur um ihn nach fünf Minuten zu verheizen, weshalb ich überzeugt bin, dass seine Figur Lor San Tekka in besagten Rückblicken noch eine wichtige Rolle spielen wird. Derweil könnte ich mir gut vorstellen, dass Poe und Finn gemeinsam auf eine Mission für den Widerstand gehen und dabei erneut mit Phasma und Hux konfrontiert werden. Wie gesagt, ich hoffe, diese beiden Figuren, und die gesamte Erste Ordnung, werden noch interessanter und differenzierter dargestellt. Außerdem muss die Neue Republik nun wohl oder übel einen Krieg mit der Ersten Ordnung beginnen, da ihre Hauptstadt, ihr Senat und eine ihrer Flotten zerstört wurden – das heißt, dass sich wohl hoffentlich auch am Status Quo etwas ändern wird und wir vielleicht mehr von der Galaxis sehen als in „Das Erwachen der Macht“.

Fazit: Wie ich bereits an anderer Stelle schrieb, gäbe es „Eine neue Hoffnung“ nicht, wäre „Das Erwachen der Macht“ ein grandioser Film, so ist er nur ein guter. Während Episode VII auf Plotebene nicht wirklich überzeugt, weil sie im Grunde dieselbe Handlung wie Episode IV besitzt, zu expositionsarm ist und einige Parallelen einfach zu überdeutlich sind, ist die Umsetzung exzellent gelungen. So ist „Das Erwachen der Macht“ vor allem auf der emotionalen Ebene überzeugend, die Figuren und Darsteller sind allesamt vollauf gelungen, ebenso wie Action, Effekte, Humor, Bildsprache und, und, und. Man merkt J. J. Abrams seine enorme Liebe zur OT, besonders zu Episode IV, im Guten wie im Schlechten an, man spürt den Enthusiasmus, aber ab einem bestimmten Punkt sind es einfach zu viele Zitate, und das schadet dem Endergebnis.

Siehe auch:
Star Wars Episode VII: Das Erwachen der Macht
Star Wars Episode VII: Das Erwachen der Macht – Soundtrack