Star Wars Episode VII: Das Erwachen der Macht

Diese Rezension ist so spoilerfrei wie möglich, könnte aber zu gewissen Schlussfolgerungen führen.
TFA
Story:
 Über dreißig Jahre nach der Schlacht um Endor: Die Überreste des Imperiums haben sich zur „Ersten Ordnung“ formiert und trachten nach wie vor danach, über die Galaxis zu herrschen. In ihrem eigenen Gebiet wird die Ordnung von der „Resistance“ unter General Leia Organa (Carrie Fisher) bekämpft. Während Han Solo (Harrison Ford) wieder schmuggelt, gilt Luke Skywalker (Mark Hamill), Held des Galaktischen Brügerkriegs, als verschollen, jedenfalls bis eine Spur in Form einer Karte auf dem Wüsentlaneten Jakku auftaucht und dort durch Zufall im Inneren des Droiden BB8 an die junge Schrottsammlerin Rey (Daisy Ridley) gerät. Zusammen mit Finn (John Boyega), einem Deserteur der Ersten Ordnung, versucht Rey nun von Jakku zu fliehen, denn die Truppen der Ersten Ordnung unter Führung von Kylo Ren (Adam Driver) suchen bereits nach der Karte…

Kritik: Da ist sie nun, die lang erwartete siebte Star-Wars-Episode; und für einen Fan wie mich gibt es zu einem Film wie diesem natürlich sehr viel zu schreiben – nach dieser spoilerfreien Kritik folgen nach der Zweitsichtung auf jeden Fall noch eine ausführliche Analyse sowie ein Artikel zum Score. Hier konzentriere ich mich nun auf die ersten Eindrücke.

Nachdem George Lucas „Das Erwachen der Macht“ vorgeführt bekam, äußerte er sich eher zweideutig und gab von sich: „Die Fans werden den Film lieben.“ Angesichts seiner Erfahrungen mit dem SW-Fandom lässt sich diese Aussage sehr unterschiedlich deuten, ist aber angesichts des fertigen Produkts tatsächlich ziemlich treffend, wenn auch vielleicht etwas zu sehr vereinfachend, und dort liegt zugleich die größte Stärke und auch die größte Schwäche von „Das Erwachen der Macht“. Beginnen wir mit Letzterer: Ich würde zwar nicht so weit gehen wie einige andere und sagen, bei Episode VII handle es sich um ein Remake von „Eine neue Hoffnung“, aber der Vorwurf ist durchaus berechtigt. Struktur und Handlung sind dem allerersten Star-Wars-Film schon verdammt ähnlich (hin und wieder gewürzt mit einigen Elementen der Episoden V und VI): Böse Diktatur mit Superwaffe auf der einen Seite, unterlegene Widerstandskämpfer auf der anderen, ahnungsloses „Bauernkind“ von Hinterwäldlerplaneten wird in den Konflikt hineingezogen. Es gibt im Großen und Kleinen noch viele weitere Parallelen, die allerdings spoilern würden. Kurz und gut: Die Handlung von „Das Erwachen der Macht“ ist ziemlich einfach, geradlinig und alles ist schon mal dagewesen. Man kann ja über Episode I sagen was man möchte, aber sie hat definitiv etwas anderes geliefert als die bisherigen Filme (natürlich gibt es Überschneidungen, aber dennoch). Einerseits wirkt Episode VII, als wolle man auf Nummer Sicher gehen, andererseits ist es aber auch nicht so plump wie in „Star Trek Into Darkness“, wo die Schlüsselszene eins zu eins aus „Der Zorn des Kahn“ übernommen wurde, nur mit vertauschten Rollen. Man merkt dem Film an, wie sehr J. J. Abrams „Eine neue Hoffnung“ liebt. Leider ändert das nichts daran, dass die Handlung fürchterlich vorhersehbar ist – selbst wer sich vor Spoilern gehütet hat (was ich versucht habe, allerdings mit gemischtem Ergebnis), wird kaum Probleme haben, die Kernpunkte der Handlung vorauszusagen und treffend zu raten, welche Figur sich am Ende der Handlung wo befinden wird.

Das Einzelelement, das mich letztendlich am meisten gestört hat, ist die Superwaffe der Ersten Ordnung mit dem für Star-Wars-Fans recht vertrauten Namen „Starkiller Base“. Ich hatte ja bereits an anderer Stelle geschrieben, wie ich zu neuen Superwaffen stehe. Die Starkiller Base ist nicht nur nicht besonders logisch, sie ist im Grunde auch überflüssig: Während der Todesstern in den Episoden IV und VI zumindest ein handlungstragendes und –bestimmendes Element war, ist sie hier im Grunde überflüssig.

Kommen wir nun aber zum Positiven: Die reine Umsetzung des Ganzen ist grandios gelungen. Wie gesagt, man merkt J. J. Abrams die Liebe zur Vorlage an, im Schlechten wie im Guten. Vor allem die Darsteller wissen durchweg zu überzeugen, die alten Hasen der OT finden problemlos in ihre Rollen zurück, während die Neulinge sich hinter ihnen nicht verstecken müssen. Dabei ist vor allem hilfreich, dass der gesamte erste Akt des Films den neuen Figuren gehört, sodass wir zusammen mit ihnen den neuen Status Quo der weit, weit entfernten Galaxis erforschen können und dabei erstmal relativ wenig wissen. Ganz allgemein spart „Das Erwachen der Macht“ an Exposition und vermittelt dem Zuschauer gerade so viel, wie er unbedingt wissen muss, aber nicht mehr. Nach wie vor wissen wir nicht, wer die Ritter von Ren eigentlich sind, wie die Erste Ordnung sich formiert hat etc. Aber zurück zu den Darstellern: Das Charisma, dass die neuen Protagonisten versprühen, ist beeindruckend. Vor allem Daisy Ridley und John Boyega, gerade, wenn sie miteinander interagieren, sind unglaublich sympathisch und knuffig. Auch Adam Driver macht als Antagonist eine ziemlich gute Figur ist so vielleicht ein wenig so, wie der Prequel-Anakin hätte sein sollen.

Handlung und Action sind enorm kurzweilig, der Humor sitzt und funktioniert meistens ziemlich gut und die technischen Aspekte sind im Grunde alle hervorragend, gerade die Kombination aus praktischen Effekten und (wo nötig) CGI ist äußerst gelungen. „Das Erwachen der Macht“ wäre ein grandioser Film, würde Episode IV nicht existieren, aber Episode IV existiert nun einmal und bildet die Grundlage des Franchise. Dennoch, „Das Erwachen der Macht“ ist wirklich verdammt unterhaltsam, aber ich denke, noch einmal kann Disney so etwas nicht bringen: Episode VIII sollte und muss sich in eine andere, neue Richtung bewegen.

Fazit: Mit einem endgültigen Fazit warte ich bis zur Zweitsichtung und der ausführlichen, spoilerverseuchten Rezension.

Trailer