Blogparade: Buch vs. Film

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In den letzten beiden Wochen hatte ich recht wenig Zeit zum Schreiben, eine Blogparade ist da genau der richtige Anreiz, besonders, wenn es zum Thema so viel zu sagen gibt wie zu diesem. Initiatorin ist Miss Booleana, und der Titel lautet „Buch vs. Film“. Adaption ist ein Thema, das mich grundsätzlich sehr interessiert und mit dem ich mich auch immer wieder beschäftige. Viel zu oft hört bzw. liest man Sätze wie „Das Buch ist immer besser“, was freilich eine völlig unreflektierte, verallgemeinerte und pauschalisierte Aussage ist, und derartigen Aussagen kann ich einfach nichts abgewinnen.

Letztendlich stellt sich die Frage: Was macht eine gute Adaption aus? Ich will ungern allgemeingültige Aussagen treffen, denn letztendlich sollte man sich jedes Werk individuell betrachten, aber ich will dennoch versuchen, etwas Umfassenderes zu dieser Frage zu sagen. Einerseits gibt eine Adaption, die sich so genau wie möglich an die Vorlage hält, meistens kein besonders gutes Werk ab. Wann immer man eine Geschichte von einem Medium ins andere überträgt, muss man zwangsläufig Abstriche machen. Stilmittel, die in der Literatur funktionieren, wirken in Filmen oft bestenfalls komisch. Innere Monologe sind dafür ein gutes Beispiel. Natürlich gibt es Ausnahmen, in „Sin City“ funktionieren diese beispielsweise auch im Film (dazu später mehr), aber meistens läuft es doch wie bei David Lynchs Adaption von Frank Herberts „Dune: Der Wüstenplanet“. Dort wurden die inneren Monologe auch in den Film integriert – und das Ganze funktioniert einfach nicht.

Andererseits hat die Adaption gegenüber der Vorlage schon eine gewisse Verantwortung. Wenn ein Studio bzw. ein Filmteam sich dazu entscheidet, ein Werk zu adaptieren, dann sollen sie doch bitte auch das Werk adaptieren und nicht einfach irgendetwas machen, das mit der Vorlage nichts mehr zu tun hat, denn wieso sollte man dann überhaupt adaptieren, wenn man ohnehin sein eigenes Ding dreht? Eine Adaption kann und soll der Vorlage nicht minutiös folgen, doch ich denke, der „Geist“ des ursprünglichen Werkes sollte erhalten bleiben. Ob und in wie weit das der Fall ist, ist natürlich wieder sehr diskutabel.

Freilich sollte man auch hier ein wenig differenzieren: Wie die meisten anderen Menschen auch messe ich mit mehreren Maßstäben; wenn mir das ursprüngliche Werk egal ist, ich es nicht kenne oder nicht schätze, stört mich eine freie Adaption nicht besonders und dann interessiert es mich nicht, ob der Geist der Vorlage erhalten geblieben ist. Auch bei Werken, die schon mehrfach adaptiert wurden, kann eine freiere Interpretation interessant sein – ich meine hiermit klassische Geschichten, die seit Jahrzehnten, Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden in verschiedener Form immer und immer wieder erzählt wurden, von der Odysee über Dracula bis hin zu Batman. Ein gewisse Gemeinsamkeit mit der Vorlage, ein gemeinsamer Nenner, sollte aber auch hier vorhanden sein.

„Der Herr der Ringe“ vs. „Der Herr der Ringe“
Beginnen wir mit einer Adaption, die gemeinhin als positives Beispiel für den Wechsel einer Geschichte von Buch zu Film gilt. Freilich gibt es da Tolkien-Puristen, die dem vehement widersprechen würden, ich persönlich teile allerdings die Ansicht, dass es sich bei Peter Jacksons HdR-Trilogie um eine hervorragende Adaption von Tolkiens Werk handelt. Grundsätzlich scheuen Jackson und seine Drehbuch-Co-Autorinnen Fran Walsh und Philippa Boyens sich nicht davor, einige Abläufe und Elemente doch recht stark zu verändern. Manches davon ist fast schon unumgänglich: In „Die Gefährten“ funktioniert der lange Anfang im Auenland in Filmform einfach nicht, speziell, wenn der Film nicht sechs bis sieben Stunden lang sein soll. Ähnlich verhält es sich mit Tom Bombadil, der zur eigentlichen Geschichte praktisch nichts besteuert. Oftmals gehen Jackson und Co. allerdings noch einige Schritte weiter, was letztendlich mit der Natur der Vorlage zusammenhängt. Professor Tolkien ist ein genialer Sprach- und Weltenschöpfer, der seine Sekundärwelt mit einem Detailgrad ausgestattet hat, den man in anderen Werken selten findet. Dramaturgie zählt allerdings nicht unbedingt zu seinen Stärken – wobei das ein wenig vereinfacht ausgedrückt ist. Vielmehr sollte man sagen: Tolkiens Sinn für Dramaturgie war sehr eigen, geprägt von den nordischen Sagen und Epen, auf denen Mittelerde letztendlich basiert. Sowohl im „Herrn der Ringe“ als auch in seinen anderen Werken tut Tolkien Dinge, vor denen Standardwerke über Literatur und Grundkurse für kreatives Schreiben warnen und die heute wohl kein Lektor mehr akzeptieren würde. Gerade deshalb ist der „Herr der Ringe“ ein ziemlich einzigartiges Werk – aber viele dieser Kniffe, etwa die strikte Trennung zwischen Frodo und Sam und dem Rest der Gefährten in „Die zwei Türme“, funktionieren in einem Film einfach nicht, weshalb stärkere Anpassungen nötig sind.

Schließlich und endlich würde ich behaupten, dass Jackson Tolkiens Roman nicht nur einfach adaptiert hat, er hat ihn auch, gerade was Struktur und Charaktere angeht, zugänglicher gemacht und ergänzt ihn somit. Zwar geht an einigen Stellen Tolkiens Liebe zum Detail und die inhaltliche Komplexität der Vorlage verloren, allerdings haben die Filmemacher ihren ganz eigenen Sinn für Komplexität, der sich an den Kulissen, den Kostümen oder der Musik (ganz besonders der Musik) zeigt. Und die Vereinfachungen und Änderungen haben in meinen Augen letztendlich keine Auswirkungen auf Geist oder Botschaft der Vorlage. Mehr noch, die Filme folgen der Handlung im Groben ziemlich gut, besonders wenn man bedenkt, was ein „normaler“ Filmemacher vielleicht mit der Geschichte getan hätte (in Tom Shippeys „Der Weg nach Mittelerde“ findet sich hierzu eine passende Anekdote).
Sieger: Unentschieden

„Der Hobbit“ vs. „Die Hobbit-Trilogie“
Die Hobbit-Trilogie ist ein sehr interessanter Fall, gerade, weil sie von denselben Machern kommt wie die HdR-Trilogie und auch weil es nicht die üblichen Faktoren sind, die die Schwächen dieser Adaption ausmachen. Normalerweise geht es darum, was geändert oder weggelassen wurde: Filme haben gemeinhin weniger inhaltliche Kapazität als Romane, weshalb beides unumgänglich ist. In der Hobbit-Trilogie wurde allerdings kaum etwas weggelassen, und selbst die Änderungen sind nicht größer als bei den HdR-Filmen. Hier sind es die Dinge, die Jackson und Co. hinzugefügt haben, die Probleme bereiten, sodass man sich letztendlich fragt, wer die eigentlichen Hauptfiguren sind: Thorin und Bilbo oder Legolas, Tauriel und Alfrid.

Das Scheitern der Hobbit-Trilogie ist insofern schade, da ich denke, dass das Vorhaben hätte gut gelingen können, hätte Jackson es bei zwei Filmen belassen und sich auf Tolkiens Material konzentriert statt Romanzen und sinnlose Action hinzuzufügen. Auch „Der Hobbit“ ist dramaturgisch nicht wirklich leicht umzusetzen, da er sich aus diversen Episoden zusammensetzt, die kaum zusammenhängen; die eigentliche Haupthandlung beginnt erst, nachdem Bilbo und die Zwerge in Esgaroth angekommen sind. Hinzu kommt die Tendenz des Professors, nur wenige Figuren wirklich zu charakterisieren. Diesbezüglich gibt es bei Jackson einige sehr gute Ansätze, besonders bei Bard und Thranduil. Auch an anderen Stellen ist immer wieder die alte Magie zu spüren, aber dann…

Bereits in der HdR-Trilogie arbeitete Jackson oftmals konträr zu Tolkiens Sinn fürs Dramatische: Wo der Professor eher dazu neigt, Ereignisse ein wenig undramatisch zu gestalten, tendiert der Regisseur zur Überdramatisierung. Beim „Herrn der Ringe“ hält sich das bis auf ein, zwei Ausrutscher aber noch in Grenzen, in der Hobbit-Trilogie übertreibt er es aber wirklich mit geradezu exzessiven Szenen, die jeglicher Logik und jeglichen Gesetzen der Physik spotten.

Die Verfilmung des „Hobbit“ war letztendlich ein ambitioniertes Projekt, das gescheitert ist. Der Roman war weitaus weniger ambitioniert, eine Abenteuergeschichte für Kinder, aber letztendlich funktioniert er, besonders, wenn man ihn sich vom Rest Mittelerdes losgelöst betrachtet, einfach besser.
Sieger: Buch

„Watchmen“ vs. „Watchmen“
Alan Moores „Watchmen“ gilt zu Recht als Meisterwerk der graphischen Literatur, als Meilenstein des Medium Comics und als gelungene Dekonstruktion des Superheldengenres. Die gleichnamige Filmadaption gilt ebenfalls zurecht als Zack Snyders bester Film – wobei ich gestehen muss, dass Letzteres weitaus weniger beeindruckend ist als Ersteres, denn Snyders Œuvre ist doch eher durchwachsen. „300“ funktioniert noch ganz gut als Guilty Pleasure, der Rest dagegen ist optisch zwar meistens ganz interessant, aber inhaltlich doch eher mau (nun gut, auf „300“ trifft das eigentlich auch zu, ich habe nur eine gewisse Affinität dafür). Ich denke, Snyders Problem ist vor allem, dass er zwar weiß, wie man coole Bilder auf die Leinwand zaubert, diese aber stets reines Gimmick bleiben und er keine Ahnung hat, wie er seine Stilmittel einsetzen muss, um eine gute Geschichte zu erzählen, egal ob es sich dabei um die Zeitlupe in „300“ oder die Shaky-Cam in „Man of Steel“ handelt; der Einsatz seiner Stilmittel wirkt stets ziemlich willkürlich.

Die beste und gleichzeitig schlechteste Entscheidung von Snyder war es, sich sehr eng an die Vorlage zu halten. Die beste, weil „Watchmen“ einfach eine verdammt gute Geschichte hat und Snyder trotz allem ein relativ gutes Händchen dabei beweisen hat, diese Geschichte visuell umzusetzen und den eigentümlichen Stil bzw. die Farbgebung des Comics gelungen in Filmform zu bringen. Nach wie vor gibt es diverse stilistische Gimmicks, die im Grunde sinnlos sind, aber auch (zumindest mich) nicht weiter stören. Ebenfalls gelungen ist die Darstellung der Figuren; Snyder verzichtete darauf, „Watchmen“ mit großen Namen zu besetzen, sodass die Figur und nicht der Schauspieler im Vordergrund steht, was vollständig aufgeht. Die Tatsache, dass die Vorlage wirklich außergewöhnlich tiefgründig, hochkomplex, perfekt durchdacht und umgesetzt ist, verhindert, dass der Film der Graphic Novel ebenbürtig ist. Kein Film hätte alle Facetten des Werkes umsetzen können, weshalb immer etwas fehlt, der Vergleich zur Vorlage aufgrund der Nähe aber kaum umgangen werden kann. Auf gewisse Weise ist die Adaption gleichzeitig zu dicht und nicht dicht genug am Comic dran.

Auch fehlt dem Film die zeitgeistliche Komponente. „Watchmen“ war, in Bezug auf Weltgeschehen und Comiclandschaft, extrem aktuell und brachte viele Neuerungen, die zum Erscheinen des Films freilich schon lange bekannt waren. Insofern ist der Film in gewissem Sinne veraltet, er ist, anders als der Comic, nicht revolutionär oder bahnbrechend. Aber angesichts dessen, wie eine Adaption dieses Werkes hätte aussehen können, ist Snyders Verfilmung des Kultcomics trotz allem eine ziemlich gelungene Umsetzung, der man die Liebe zur Vorlage anmerkt.
Sieger: Buch (bzw. Comic)

„X-Men: Days of Future Past“ vs. „X-Men: Days of Future Past“
Der letzte X-Men-Film steht hier im Grunde stellvertretend für alle Superheldenadaptionen. Sehr, sehr selten wird ein ganz bestimmter Superheldencomic wirklich direkt umgesetzt. „Watchmen“ ist eine der wenigen Ausnahmen, es gibt auch noch ein paar Zeichentrickfilme, die sich ebenfalls eine bestimmte Vorlage aussuchen und diese ziemlich genau umsetzen. Die meisten Live-Action-Filme dieses Genre vermengen dagegen zumeist Elemente mehrerer Storylines oder Einzelgeschichten. „Batman Begins“ kombiniert beispielsweise Versatzstücke aus „Batman: Year One“, „Batman: The Man Who Falls“ und „Batman: The Long Halloween“, „The Dark Knight“ bedient sich der Comics „Batman: The Long Halloween“ und „Batman: The Killing Joke“ sowie „Batman 1“ aus dem Jahr 1940, während man in „The Dark Knight Rises“ Versatzstücke aus „Batman: The Dark Knight Returns“, „Batman: Knightfall“ und „Batman: No Man’s Land“ findet. Zumindest in dieser Hinsicht ist die Nolan-Trilogie geradezu stereotyp für das Genre.

„Days of Future Past“ ist in diesbezüglich interessant, weil Bryan Singer eine ganz bestimmte Geschichte als alleinige Grundlage verwendete. Von dieser einen Geschichte benutzte er allerdings ausschließlich den Grundplot (dystopische Zukunft, Mutanten stehen kurz vor der Auslöschung durch die Sentinels, ein Mutant wird in die Vergangenheit geschickt, um einen Mord zu verhindern, der die dystopische Zukunft auslöst) sowie den Titel. Das ganze Drumherum ist allerdings radikal anders, weil das X-Men-Filmuniversum sich eben stark vor X-Men-Comicuniversum der 80er unterscheidet und eine genaue Umsetzung einfach nicht funktioniert hätte. „Days of Future Past“ ist eine freie Adaption, die es allerdings schafft, die Vorlage zu übertreffen; der Film bleibt dem Geist des Comics treu, macht die Geschichte aber gleichzeitig größer, emotionaler, epischer und holt schlicht alles aus dem Grundkonzept heraus, was man herausholen kann.
Sieger: Film

„Star Wars Episode III: Die Rache der Sith“ vs.
„Die Rache der Sith“

Drehen wir den Spieß doch einmal um. Romanadaptionen von Filmen sind zwar auch in Deutschland nicht wirklich eine Seltenheit, aber doch weitaus weniger verbreitet als im angloamerikanischen Raum, wo wirklich sehr viele Exemplare dieser Gattung erscheinen, von denen lediglich ein Bruchteil übersetzt wird. Romanadaptionen von Filmen (bzw. von Filmdrehbüchern, evtl. unter Einbeziehung von Rohschnitten, Konzeptzeichnungen etc.) genießen zumeist keinen allzu guten Ruf, da sie sich oft darauf beschränken, das Drehbuch nachzuerzählen, wobei sie eventuell noch ein paar geschnittene Szenen oder Gedanken der Charaktere einfügen. Das Problem dabei ist, dass sie auch der Narrative des Films sehr genau folgen und schnelle Szenenwechsel, Montagen etc. direkt umsetzen. Im Film können diese Wunder wirken, in einem Roman sind sie dagegen fehl am Platz.

Matthew Stovers Romanadaption von „Die Rache der Sith“ dagegen ist ein Idealbeispiel dafür, wie ein Roman zum Film sein sollte. Stover beschränkt sich nicht nur darauf, die Handlung nachzuerzählen und ein paar geschnittene Szenen zu integrieren, er nutzt gezielt die Stärken des Mediums Roman, da er ja auf die Stärken des Mediums Film (Musik, Optik etc.) verzichten muss. Stover lässt die Figuren reflektieren, geht detailliert auf ihre inneren Prozesse ein, konzentriert sich auf die Charaktere als Kern der Geschichte und scheut sich auch nicht davor, Dialoge abzuändern oder Dinge, die rein visuell sind, einfach auszulassen. Während der Film beispielsweise immer wieder nach Kashyyyk schneidet, unterlässt Stover dies, da die Schlacht um Kashyyyk zur eigentlichen Handlung kaum etwas beiträgt und vor allem als Fanservice fungiert („Hey, da ist Chewie“). Letztendlich sorgt Stover dafür, dass alles, was im Film nicht so ganz passt, nahtlos ineinander greift. „Die Rache der Sith“ erzählt nicht einfach nur die Geschichte des gleichnamigen Streifens, der Roman ergänzt den Film, wertet ihn auf und macht ihn logischer, verständlicher und nachvollziehbarer.
Sieger: Buch

„Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ vs. „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1 und 2“
Ich bin seit meiner Grundschulzeit Harry-Potter-Fan; im Grunde habe ich die Bücher ziemlich genau im richtigen Alter entdeckt, um bei allem hautnah dabei zu sein; ich bin quasi mit Harry, Ron und Hermine zusammmen aufgewachsen, habe den Büchern und Filmen immer entgegengefiebert, war Teil des Fandoms etc.; tatsächlich bin ich acht Tage Jünger als Daniel Radcliff und habe am selben Tag Geburtstag wie Harry Potter und J. K. Rowling – das muss doch fast schon Schicksal sein. Leider ändert das alles nichts daran, dass ich von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ maßlos enttäuscht war. Nach dem ersten Lesen war das noch nicht der Fall, weil mich der Roman da noch fesseln konnte. Sobald ich allerdings über das Gelesene nachzudenken begann… Mit gefällt nicht, wie die Geschichte endet, mir gefällt nicht, wie sich die wichtigen Figuren entwickeln, und vor allem gefallen mir die massiven Logiklöcher und der furchtbar konstruierte Plot um die Deus-Ex-Heiligtümer absolut nicht. In meinen Augen ist der siebte Harry-Potter-Band als Abschluss der Reihe unwürdig.

Und dann ist da die zweiteilige Verfilmung, die einen Trend begründet hat, der immer noch anhält. Erfreulicherweise ist das Verhältnis zwischen Roman und Filmadaption hier ähnlich wie bei „Die Rache der Sith“: Die Adaption nutzt die Stärken des Mediums, um die Vorlage aufzuwerten. Zwar wird die Geschichte nicht besser oder logischer, aber der Film schafft es, viele der Schwächen ganz gut zu kaschieren und profitiert von der gelungenen Optik, der Musik, kleinen Änderungen und natürlich den grandiosen Schauspielern. Ralph Fiennes sorgt allein durch sein Spiel dafür, dass Voldemort im Film funktioniert, was er im Roman nicht tut. Trotz all seiner Schwächen gelingt es dem Film, mich emotional mitzureißen, was das Buch nicht schafft.
Sieger: Film

„Der Kunde hat immer recht“, „Stadt ohne Gnade“, „Das große Sterben“ und „Dieser feige Bastard“ vs. „Sin City“
Für gewöhnlich funktionier eine eins-zu-eins-Adaption kaum oder gar nicht. „Sin City“ ist gewissermaßen die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Es gibt wohl kaum einen Film, der so nahe an seiner Vorlage ist wie dieser. Natürlich, ein paar winzige Änderungen gibt es, hier eine Szene, die der Schere zum Opfer gefallen ist, da eine kleine Ergänzung, aber insgesamt folgt Robert Rodriguez‘ und Frank Millers Episodenfilm der Handlung der drei adaptiert langen und des einen kurzen Comics sehr genau, und das sowohl inhaltlich als auch optisch. Rodriguez heuerte dazu nicht nur Miller als Co-Autor und –Regisseur an, tatsächlich wurden die Comics als Storyboards verwendet und die meisten Dialoge und Einstellungen fast eins zu eins übertragen.

Was den Film so interessant macht ist, dass er trotz allem eine Eigendynamik entwickelt, die den Comics in dieser Form fehlt. Diese Eigendynamik entsteht, eigentlich ganz simpel, durch die clevere, nonlineare Anordnung der einzelnen Episoden. Die Comics erzählen jeweils eine Geschichte von Anfang bis Ende. Der Film schneidet die Geschichten in nicht chronologischer Ordnung ineinander, ohne sie zu verändern. Wir beginnen mit „Der Kunde hat immer recht“ als Prolog, gefolgt vom Anfang von „Dieser feige Bastard“. Es folgen „Stadt ohne Gnade“ und „Das große Sterben“, bevor der Film mit „Dieser feige Bastard“ und einem extra für den Film verfassten Epilog, der „Der Kunde hat immer recht“ und „Das große Sterben“ auf ironische Weise verbindet, endet. Das mag chronologisch nicht stimmen („Dieser feige Bastard“ spielt in seiner Gesamtheit vor allen anderen Geschichten), funktioniert dramaturgisch aber hervorragend. Der Extended Cut, der im Grunde aus vier separaten Kurzfilmen besteht, ist für Fans der Vorlage interessant, weil er fast alle geschnittenen Szenen des Comics enthält; Dynamik und Dramaturgie der Kinoversion gehen allerdings verloren.
Sieger: Unentschieden

„A Song of Ice and Fire“ vs. „Game of Thrones“
Hätte ich diese Liste vor etwa zwei Jahren angefertigt, wäre das Urteil für „Game of Thrones“ wohl anders ausgefallen, denn bis zur dritten Staffel war die Serie eine sehr gelungene Adaption mit ähnlichen Stärken wie Peter Jacksons Herr-der-Ringe-Verfilmung. Staffel 4 und 5 (besonders Staffel 5; ich bemühe ich, Spoiler für diese zu meiden und das Ganze auf allgemeine Aussagen zu beschränken) haben mich allerdings dazu gezwungen, dieses Urteil zu revidieren. Insgesamt muss man den Serienmachern zugestehen, dass besonders „A Feast for Crows“ und „A Dance with Dragons“ enorm schwer zu adaptieren sind, weil die Handlung immer weiter zerfasert, King’s Landing als zentrale Örtlichkeit wegfällt und jede der Hauptfiguren im Grunde anfängt, ihr eigenes Süppchen zu kochen. Dennoch: Gerade in Staffel 5, und in geringerem Maße auch in Staffel 4, haben Benioff und Weiss wirklich sehr viele sehr schlechte Entscheidungen getroffen. Staffel 4 hat immerhin noch einige Höhen, um die Tiefen auszugleichen, in Staffel 5 dagegen ist kaum noch etwas von George R. R. Martins Geschichte übrig geblieben. Man kann über Martin sagen, was man will, aber „A Song of Ice and Fire“ ist eigentlich immer nachvollziehbar, die Figuren handeln passend, die Abläufe sind in sich logisch, die aufgestellten Regeln werden befolgt und es gibt Wirkung und Ursache. Staffel 5 dagegen ist, gerade was die Drehbücher angeht, im Niveau sehr stark gesunken. Subplots wurde auf das Minimum reduziert, die Komplexität wird billigem Drama geopfert, die Handlungen der Figuren wirken an den Haaren herbeigezogen und die Schockmomente, für die GoT berühmt ist, die sich aber bisher logisch aus der Handlung ergaben, verkommen zum Selbstzweck. Staffel 5 entfernt sich insgesamt sehr weit von der Buchvorlage – das muss per se erst einmal nichts Schlechtes sein, aber leider hat sich nun erwiesen, dass Benioff und Weiss sehr viel schlechtere Geschichtenerzähler als George R. R. Martin sind. Ich hege aber nach wie vor die Hoffnung, dass sich GoT mit Staffel 6 wieder erholt.
Sieger: (Buch bzw. Bücher)

„The Hunger Games“ vs. „The Hunger Games“
Bei den Hunger-Games-Filmen handelt es sich um sehr werkgetreue Adaptionen. Ich habe seinerzeit den ersten Film gesehen, der mir ganz gut gefallen, mich aber nicht dazu gebracht hat, die Vorlage zu lesen – das habe ich erst im Zuge eines Uni-Seminars getan. Die Kenntnis der Vorlage hat allerdings für eine gesteigerte Wertschätzung der Filme gesorgt. Zwar hat Suzanne Collins interessante Ideen, allerdings schadet der Umstand, dass wir alles durch Katniss‘ Augen sehen, der Geschichte in meinen Augen. Während sie auch in den Filmen ohne Frage die Protagonistin ist, können diese es sich doch hin und wieder erlauben, sich von ihr lösen, Hintergründe zu beleuchten und die erzählte Welt plastischer zu gestalten. Hinzu kommt, dass ich Film-Katniss weitaus sympathischer finde als Buch-Katniss, was wohl auch mit Jennifer Lawrence zusammenhängt. Insgesamt würde ich sagen, dass die „Hunger Games“, ähnlich wie „Die Heiligtümer des Todes“, vom Medienwechsel und vor allem von den wirklich gut ausgewählten Schauspielern profitiert.
Sieger: Film (bzw. Filme)

„Vampire: The Masquerade“ vs. „Clan der Vampire“
Noch etwas eher Obskures zum Schluss. Außerhalb von Rollen- oder Computerspielkreisen ist das Pen & Paper-RPG „Vampire: The Masquerade“ nicht allzu bekannt, allerdings hat es einen meiner Meinung nach stark unterschätzten Einfluss auf die aktuelle Vampirlandschaft. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der heute fast schon selbstverständliche Konflikt zwischen Vampiren und Werwölfen nahm hier seinen Anfang. Für mich persönlich ist V:tM immer noch die beste Version des Vampir-Mythos, weil er im Grunde jede andere Version mit einschließt, einen grandiosen, komplexen und mythologisch sehr vielseitigen Hintergrund hat und weil man mit ihm im Grunde jede Art von Vampirgeschichte erzählen kann, vom romantischen Twilight-Verschnitt über ein Action-Szenario á la „Blade“ oder „Underworld“ bis hin zur klassischen Gothic Novel nach Bram Stoker oder der Anne Rice’schen Charakterstudie.

In den späten 90ern gab es eine kurzlebige Serienadaption namens „Clan der Vampire“ (im Original „Kindred: The Embraced“), die sich einiger grundlegender Aspekte (und Bezeichnungen) der Vorlage bediente. Allerdings zeigte sich schnell, dass die Serienmacher die Vorlage nicht verstanden hatten. Dass die komplexe Vampirpolitik vereinfacht wurde, hätte ich ja durchaus verziehen, aber weder Atmosphäre noch erzählerische Grundlage oder Thematik wurden in irgendeiner Form umgesetzt. „Clan der Vampire“ gleicht eher einer zweitklassigen Gangster-Serie, in der die Gangster halt Vampire sind. Das, was V:tM eigentlich ausmacht, der persönliche Horror, das Ringen um Menschlichkeit, die Konfrontation mit dem Tier im Inneren, wurde nicht im geringsten integriert, die Charaktere bleiben flache, uninteressante Stereotypen und die Gothic-Punk-Amtosphäre, auf die die Vorlage sehr viel wert legt (und die Beispielsweise in „Underworld“ zu finden ist), verzichtet „Clan der Vampire“ ebenfalls völlig. Setzen, sechs.
Sieger: Buch (bzw. RPG)

Ergebnis:
Buch: 5
Film: 3
Unentschieden: 2

(Anmerkung: Man könnte, wegen „Die Rache der Sith“, auch nach Vorlage und Adaption abrechnen, in dem Fall wäre es unentschieden mit 4:4:2).

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16 Gedanken zu “Blogparade: Buch vs. Film

  1. Hmm, bei „Watchmen“ interessieren mich ja tatsächlich beide Medien und dein Kommentar macht es einem nicht leicht.
    Die Frage „Wie eine gelungene Verfilmung auszusehen hat“ finde ich übrigens interessant, da auch ich keine eindeutige Antwort geben könnte. Gerade bei „The Strain“ fiel es mir wieder auf, wie sehr ich mich an minimalen Veränderungen aufhänge, wenn eine Verfilmung stur und peinlich genau der Vorlage folgt. Da tut jede Abweichung weh und man kommt um die Frage nicht herum, warum eine Verfilmung überhaupt notwendig ist. Wenn sie sich doch explizit an die Vorlage hält, oder wenn sie sich erst dran hält und dann komplett abweicht, um wieder zurück zur literarischen Handlung umzuschlagen.
    Vermutlich würde es mir am besten gefallen, wenn die Ausgangslage und eine handvoll Fixpunkte übernommen werden, und der Rest drumherum gesponnen wird. Dann hängt man sich als Buchkenner nicht ständig an Kleinigkeiten auf…

    1. Bei „Watchmen“ würde ich letztendlich sagen, dass der Comic ein Must-Read ist (zumindest, wenn man sich für amerikanische Comics, Superhelden oder ähnliches ansatzweise interessiert), während der Film zwar gut, aber kein Must-See ist.

      Was die Abweichungen angeht, stimme ich dir zu: Wenn man die Adaption gleich von Anfang an einen lockereren Umgang mit der Vorlage ankündigt, fallen einem Abweichungen grundsätzlich leichter. Auch hier ist „Watchmen“ interessant – die einzige wirklich größere Änderung findet sich am Ende. Es ist nicht der Ausgang an sich, der ist gleich wie im Comic, aber der Weg, wie man zu diesem Ausgang kommt. Auf den ersten Blick scheint die Filmversion sogar logischer zu sein, tatsächlich funktioniert die Comicversion besser, auch wenn sie weiter hergeholt wirkt. Die genau Adaption des Comics hat auf jeden Fall dafür gesorgt, dass viele Fans der Vorlage dann vom Ende ziemlich enttäuscht waren.
      Insgesamt würde ich abschließend sagen: Kommt auf den individuellen Film bzw. die individuelle Serie und natürlich die Umsetzung an 😉

      1. Okay, dann halte ich die Augen nach dem Comic offen. Beziehst du dich bei dem Vergleich eigt. auf die normale Filmversion oder diesen Ultimate Cut?
        Hmm, jetzt machst du mich zwecks Abweichung aber auch auf den Film neugierig. Das ist dir doch hoffentlich bewusst? 😉

      2. Den Ultimate Cut kenne ich nicht, den gibt’s meines Wissens nach nur in den USA zu erwerben. Was man hierzulande noch als Extra-DVD bekommt ist „Tales of the Black Freighter“. Im Comic ist das ein Comic im Comic, den eine Figur liest – dieser Comic (eine Piratengeschichte) kommentiert die eigentliche Handlung und spiegelt diese wieder. Besagter „Binnencomic“ wurde von Zack Snyder als Zeichentrickfilm umgesetzt. Sollte einem „Watchmen“ als Film zusagen, lohnt sich die Anschaffung der Black-Freighter-DVD durchaus auch, denn zusätzlich zum Zeichentrickfilm ist da auch noch eine fiktive Dokumentation enthalten. Im Comic gibt es am Ende von jedem Kapitel einen Prosatext, Auschnitte aus der Autobiographie eines Ex-Superhelden, wissenschaftliche Abhandlungen, psychologischem Profile etc.; also alles Sachen, die man im Film nicht hätte unterbringen können – besagte fiktive Doku verarbeitet einiges davon.

        Ja, das ist mir bewusst. Mein finsterer Plan geht auf 😀

  2. Wow, was für ein ausführlicher Beitrag! Freut mich sehr, v.A. weil du eine differenzierte Betrachtung ins Spiel bringst. Darum habe ich mich ja auch bemüht aber man sieht doch einigen Beiträgen an, dass viele nicht wirklich bereit sind, sich von dem Standardspruch „Die Bücher sind immer besser“ wirklich zu lösen. Bei manchen kommt keine Umsetzung über ein „unentschieden“ hinaus, was ich doch sehr schade finde.
    Schön auch, dass du das so ausführlich analysierst und soviele Comics ins Spiel gebracht hast, freut mich.
    Bei „Vampire: The Masquerade“ strauchele ich nur etwas, ob ich das in die Auswertung mit aufnehme, da es vorrangig um Literatur/Bewegtbilder ging. Das mit Die Rache der Sith finde ich ich ganz spannend und folgt sozusagen noch den Regeln der Blogparade. Bei dem anderen bin ich mir noch etwas unschlüssig.

    1. Das liest man natürlich sehr gerne, danke für das Lob 😀 Comics sind bei mir natürlich ein Muss.
      Was V:tM angeht, das hängt letztendlich vom Standpunkt ab (um mal wieder Obi-Wan Kenobi zu zitieren ;)): Ich spiele V:tM nicht in Rollenspielrunden oder als LARP, ich konsumiere in erster Linie die Quellenbände als Literatur, weil ich die Welt des RPGs großartig finde. In gewissem Sinne handelt es sich für mich dabei als um einen großen Fundus an Kurzgeschichten und fiktiven Sachtexten, während mich die Teile, die sich mit der tatsächlichen Spielmechanik beschäftigen (und von denen es ohnehin verhältnismäßig wenig gibt, da V:tM als Erzählrollenspiel konzipiert ist); natürlich gehören zum Korpus der im Rahmen des RPGs veröffentlichten Werke auch tatsächlich diverse Comics und Romane (einen habe ich hier rezensiert: https://hemator.wordpress.com/2012/10/19/gehenna-die-letzte-nacht/). Mit „Clan der Vampire“ verhält es sich, aus meinem Blickwinkel, versteht sich, dann ähnlich wie mit den diversen Superheldenverfilmungen, die nicht ein bestimmtes Werk, sondern diverse Aspekte verschiedener Werke adaptieren, nur dass es bei besagter Serie eben Konzepte und nicht Figuren im Zentrum stehen. Macht es das leichter oder eindeutiger?

  3. Huhu,

    Mir sind die Bücher da ehrlich gesagt schon zu komplex. Da seh ich doch lieber die Filme bei HDR.

    Von dem Hobbit hab ich nur den ersten Teil gesehen und abgebrochen. Ich fand das einfach nur albern.

    Star Wars hab ich auch nur die Filme gesehen, aber besonders Teil 3 hat mir sehr gut gefallen.

    Wieso gefällt dir denn nicht wie Harry 7 ändet. Ich mag das Ende ja. Nur diesen Epilog find ich etwas überflüssig.

    Ich kann dir zustimmen bei Panem was die Ich Erzählung im Bezug auf Katniss und die Umsetzung im Film angeht. Aber ich mag Katniss in beiden Fällen nicht wirklich und Jennifer Lawrence ist auch nicht so mein Ding.

    Hier ist mein Beitrag, falls es dich interessiert: https://lesekasten.wordpress.com/2015/08/30/blogparade-buch-vs-filmserie/

    LG Corly

    1. Ich persöhnlich liebe ja komplexe Sekundärwelten, insofern ist das ein Aspekt, der mich absolut nicht stört – ich habe auch das „Silmarillion“ gelesen.
      Zu HP7: Das werde ich irgendwann mal einen eigenen Beitrag schreiben müssen, sonst ufert das zu sehr aus. Im Grunde missfällt mir der gesamte Ausgang, weil er so fürchterlich konstruiert ist. In meinen Augen wusste JKR genau, wie das ganze enden sollte: Da Harry der Held ist, darf niemand aus ihm Voldemort töten und ihn so aus dem Scheinwerferlicht drängen (der eindeutigste Kandidat wäre wohl Snape gewesen). Da Harry aber ein, „reiner“ Held (mir fällt gerade kein besseres Wort dafür ein) sein soll, darf auch er Voldemort nicht töten, ergo bleibt nur, dass Voldemort sich irgendwie selbst tötet. Bis zum Ende von Band 6 wusste sie aber nicht, wie sie dort hinkommt. Aus diesem Grund kamen dann die Heiligtümer, das Zauberstab-Wechsel-Spiel und die ganze, unnötig komplizierte Elderstab-Konstruktion. Ganz allgemein finde ich, dass JKR die Figuren dem Plot geopfert hat; Voldemort musste zum Idioten werden, damit das Ganze funktioniert, und Harry ist mir viel zu Jesus-mäßig drauf (der Auserwählte, der am Schluss als Opferlamm zur Schlachtbank geht und dann ins Leben zurückkehrt).
      Der Epilog gehört natürlich auch zu den Gründen, weshalb ich das Ende (und den ganzen siebten Band) nicht leiden kann. Vor allem mit HP4 und 5 hat JKR Probleme angeschnitten, die weit über Voldemort und das klare Gut/Böse-Schema hinausgehen; die Zaubererwelt wurde grauer und Voldemort und die Todesser waren eher Symptom denn grundlegendes Problem. Aber dann kommt Voldemorts Tod und „All was well.“ Ich hatte mir am Ende einfach mehr erwartet; wäre die Reihe auf dem Niveau von Band 1 geblieben, hätte das Ende besser gepasst, aber so ist es ein Kinderbuchende, das der Problemstellung nicht mehr angemessen ist.

      1. Huhu,

        Danke für deine ausführliche Antwort.
        Also für mich war eigentlich auch von Anfang an klar, dass Harry ihn töten muss. Snape wäre auch nicht meine erste Wahl gewesen als Alternative. Ich hätte da sonst eher zu Dumbledore oder Neville tendiert. Ich glaub gar nicht so sehr, dass es um den reinen Held ging, sondern wegen dieser besonderen Verbinung zwischen Harry und Voldemort. Hätte JKR sich zum Beispiel Neville als Hauptheld ausgesucht, wäre es sicherlich Neville geworden, der am Ende gegen Voldemort kämpft. Für mich wäre alles andere recht irritierend gewesen. Ich find auch das mit dem Elderstab usw. ziemlich gut durchdacht von ihr. Das passte halt einfach. Ich hab Voldemort nie als Idiot betrachtet auch am Ende nicht. Aber mal ganz ehrlich? Was hätte es für einen Sinn gemacht, wenn er weiterlebt. Die Welt wäre dadurch nicht besser geworden. Und Harry hat einfach seine Rolle in dem Buch und die passt zu ihm find ich. Also ich betrachte es auch nicht als Kinderbuchende. Vermutlich war die Reihe dann für dich einfach nicht dem Alter entsprechend, denke ich überwiegend. Und so unterschiedlich können Meinungen sein und gerade bei HP gehen die ja auch sehr weit auseinander. Aber mir hat es im großen und ganzen gut gefallen wie es ist. Ich fand das Ende eigentlich schon spektakulär. Wäre es anders ausgefallen, besonders im Negativen, wäre ich und bestimmt auch viele anderen Fans doch sehr enttäuscht gewesen und man kann es eben nicht jedem Recht machen. Das ist leider so.
        LG Corly

      2. Harry tötet Voldemort aber nicht, das ist es ja gerade. Ich denke, wenn Harry Voldemort wirklich selbst getötet hätte, hätte ich weniger Probleme damit. Aber Voldemort stirbt durch seinen eigenen Todesfluch. Schon wieder. Das ist auch der Grund, weshalb ich Voldemort in HP7 als Idiot empfinde: Er versucht es immer und immer wieder mit dem Todesfluch, und es funktioniert immer und immer wieder nicht, und trotzdem ist er einfach lernresistent. Die ganze Geschichte mit dem Elderstab ist ja darauf ausgelegt, dass Voldemort am Ende quasi Selbstmord begeht, nur deshalb existiert das Teil, und das ist es, was mich massiv stört.

  4. In der Tat scheint es mir einfacher, den – aus meiner Sicht nicht gelungenen – siebten Harry-Potter-Band zu begreifen, wenn man konzediert, dass sich Rowling an einen „reduzierten Masterplan“ gehalten hat:
    1.) Sie plante, einen messias-ähnlichen Jungen eine „Heldenreise“ machen zu lassen, d.h. er macht eine Entwicklung durch, lernt bei einem Mentor Zauberdinge, wird mit dem Bösen konfrontiert und besiegt es dann. Am Ende hat ein solcher „Held“ – wenn die Story gelungen ist – einen Reifeprozess durchgemacht (halte ich bei Harry Potter nur bedingt gelungen).
    2.) Ein solcher messias-artiger „Held“ wirft zwei Probleme auf:
    1.) er darf nicht selber zum Mörder werden (denn messias-ähnliche „Helden“ morden nicht). Entweder muss die Natur oder jemand anders die „Schmutzarbeit“ übernehmen (siehe Ende Santer bei Winnetou III, wo Old Shatterhand nicht zum Mörder an Santer wird, sondern eine von Santer falsch gezündete Lunte ein Beben auslöst und den Schurken tötet), er darf den Schurken daher nur besiegen.
    2.) Er darf keinen Konkurrenten haben, der an seiner Stelle zum „Helden“ wird. Daher mussten – im Falle Harry Potter – aus meiner Sicht die beiden Personen, die potentiell in der Lage waren, Voldemort zu töten und damit „Rivalen“ des „Helden“ Harry zu werden, vor dem Finale sterben (Dumbledore und Snape). Außerdem musste klargestellt werden, dass der Mentor selber nicht messias-artig war und daher nicht selber diese Heldenfunktion ausüben durfte. Er wäre damit zum Rivalen des „echten“ Messias-Helden geworden. Daher musste Dumbledore in Band 7 – über Gebühr – zu einer komplexeren, durchaus mit negativen Zügen behafteten Figur werden. Der Dumbledore-Charakter wurde m.E. dadurch aber unglaubwürdig.
    3.) Neben Dumbledore und Snape durfte auch niemand anders Voldemort töten, auch nich der Ersatz-„Messias“-Held. Daher konnte entweder – siehe Santer in „Winnetou III“ Voldemort durch einen Unfall sterben oder er musste sich unwissentlich selber töten. Letztere Variante hat Rowling gewählt.
    4.) Der auserwählte „Held“ muss als Ersatz-„Messias“ ebenfalls dessen Weg gehen: sterben und auferstehen. Narnia hat es vorgemacht, Rowling wiederholt.

    Und diese vier Punkte standen m.E. in der Tat von Anfang an fest. Insofern ist der Handlungsausgang von „Harry Potter“ Band 7 keine Überraschung. Der „Plot Twist“ war jedoch, dass Harry wirklich ein messias-ähnlicher Held war, Dumbledore ein zwiespältigerer Charakter war als vermutet und Voldemort wohl nach seiner Auferstehung einen Gehirnschaden erlitten haben muss; denn so „blöd“ wie er sich in Band 7 anstellt, war er am Ende von Band 4, als er noch Charisma besaß, m.E. nicht.

    Aber: im Nachhinein sei der Autorin konzediert: gemessen an diesen vier Punkten eine gute Planung.

    Zum Thema:
    Filme, die m.E. besser sind als die Buchvorlage:
    a) Zeugin der Anklage (mit Marlene Dietrich)
    b) Nachtzug nach Lissabon (von Mercier)
    c) Harry Potter Filme 7(1) und 7(2)

    Zu Game of Thrones: sehe ich genauso.Ich bin mir unsicher, ob ich wirklich Staffel 6 sehen möchte. „Winds of Winter“ werde ich aber auf jeden Fall lesen.

    1. Hätte man kaum besser ausdrücken können.
      Was Got Staffel 6 angeht: Ansehen werde ich sie mir schon, allein weil ich wissen will, ob es wieder einen Aufwärtstrend gibt, und natürlich auch um zu sehen, wie Benioff und Weiss sich auf völlig unbekanntem Terrain schlagen (Staffel 5 weckt da allerdings negative Erwartungen) ich weiß aber noch nicht, ob ich mir noch einmal die Arbeit mache, wieder zu jeder Episode einen Artikel zu schreiben; wahrscheinlich eher nicht.

  5. Lasse Vogt

    Du hast das schon in einigen deiner Texte angemerkt, aber ich weiß immer noch nicht genau, was du mit dem Kommentar meinst, dass Voldemort im letzten „Harry Potter“-Buch nicht funktioniert und er sich dumm verhält oder so ähnlich. Das Buch habe ich nur einmal gelesen und ich erinnere mich nicht mehr an wirklich bestimmte Momente seinen Charakter betreffend. Könntest du das bitte näher erläutern?

    1. Ach, da gibt’s mehrere Sachen. Zum Beispiel den Umstand, dass er immer und immer wieder versucht, Harry mit dem Todesfluch umzubringen. Das hat er in den vorherigen sechs Bänden schon zwei Mal probiert und es hat nicht geklappt. In „Heiligtümer“ probiert er es noch drei weitere Male, und jedes Mal klappt’s nicht. Am schlimmsten ist es im letzten Duell, nachdem Harry den Avada Kedavra schon wieder überlebt hat und Voldemort genau erklärt hat, was es mit dem ganzen Elderstab-Unsinn auf sich hat – und trotzdem nimmt er noch den Todesfluch, anstatt ihm einfach den Schädel einzuschlagen.
      Oder, nachdem er Harry im Wald vermeintlich getötet hat und Narcissa überprüfen lässt, ob Harry wirklich tot ist. Bei so etwas wichtigem, warum macht er es nicht selbst? Dann: Warum glaubt er ihr, er, der wahrscheinlich mächtigste lebende Legilimentor, der ohne Probleme in jeden Kopf hineinschauen kann. Hätte er Harry den Kopf einfach abgeschnitten und seinen Gegner präsentiert, wäre der Effekt derselbe geblieben, aber er wäre auf Nummer Sicher gegangen.
      Letztendlich wird Voldemort deshalb auch nicht durch Liebe besiegt, wie es laut JKR sein sollte, sondern durch eine Kombination aus der quasi mechanischen, zufälligen und unnötig komplizierten Elderstabkonstruktion und seiner eigenen Dummheit.

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