Dark Disciple

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Als Disney Lucasfilm erwarb, wurde „The Clone Wars“ nach Staffel 5 recht plötzlich abgesetzt. Es gab zu diesem Zeitpunkt bereits fertig animierte und vertonte Episoden (etwa die halbe sechste Staffel), die als „The Lost Missions“ gesendet und veröffentlicht wurden, allerdings hatten Dave Filoni und sein Team noch weitere Episoden in unfertigem Zustand auf Lager. Von einigen wurde animierte Story Reels veröffentlicht, während zwei Handlungsbögen in andere Medien transferiert wurden. Hierzu gehört auch ein achtteiliger Arc um Asajj Ventress und Quinlan Vos, den Christie Golden als Roman mit dem Titel „Dark Disciple“ adaptierte. Golden konnte mit drei Romanen, die sie als Teil der Reihe „Fate of the Jedi“ (dt. „Das Verhängnis der Jedi-Ritter“) verfasst hatte, bereits Star-Wars-Erfahrung sammeln, und darüber hinaus hat sie sich auch schon in diversen anderen Franchises geschrieben, u.a. „World of WarCraft“, „StarCraft“ und „Star Trek“.

„Dark Disciple“ ist der fünfte Erwachsenenroman der neuen Einheitskontinuität und der erste, der während der Klonkriege spielt. Die Handlung folgt Quinlan Vos, der vom Jedi-Rat den eher ungewöhnlichen Auftrag bekommt, Count Dooku zu töten, und zwar als Attentäter. Um diesen Auftrag auszuführen wendet sich Vos an Dookus ehemalige Schülerin Asajj Ventress. Mithilfe einer Tarnidentität versucht er, ihr Vertrauen zu erlangen, muss aber schon bald feststellen, dass sie weitaus cleverer ist, als er angenommen hat, denn sie durchschaut seine Tarnung ziemlich mühelos. Dennoch ist Ventress der Sache nicht abgeneigt, da sie ihren ehemaligen Meister nur allzu gerne tot sehen würde. Die beiden setzten ihr Vorhaben in die Tat um, allerdings gibt es zwei Dinge, mit denen sie nicht gerechnet haben: Dookus Gerissenheit und die wachsenden Gefühle füreinander.

Sowohl Asajj Ventress als auch Quinlan Vos sind Figuren, die ursprünglich aus dem EU stammen und bei denen es sich lohnt, ihre Legends-Inkarnation mit der TCW-Version zu vergleichen. Ventress trat im EU vor allem in der ersten Clone-Wars-Serie von Genndy Tartakovsky und in diversen Comics und Romanen auf. Zwar hatte der Charakter einige interessante Ansätze, diese wurden in meinen Augen aber kaum ausgeschöpft. Ventress in TCW war als Attentäterin Dookus noch enttäuschender, in Staffel 3 begann sie allerdings, interessanter zu werden. Dort sagt sie sich von ihrem ehemaligen Meister los und beginnt eine Karriere als Kopfgeldjägerin; sie wird zur Grenzgängerin, was sie als Figur spannender macht.

Quinlan Vos trat in erster Linie als Protagonist der von John Ostrander verfassten Republic-Comics auf und war ein mit sich selbst ringender Jedi, der stets auf der Schwelle zwischen Licht und Dunkelheit wandelte; nebenbei ist er auch eine meiner Lieblingsfiguren. In TCW hatte Vos nur einen einzigen Auftritt und zwar in der Folge „Hunt for Ziro“. Leider hatte die Clone-Wars-Version bis auf das Aussehen und die telemetrischen Fähigkeiten kaum etwas mit dem von John Ostrander geschaffenen Charakter gemein und verkam zum Sprücheklopfer. Glücklicherweise ist Quinlan Vos in Goldens Roman näher am Comicgegenstück, auch wenn es trotz allem nicht derselbe Charakter ist. Es gibt tatsächlich auch einige Anspielungen, zumeist allerdings mit einem Twist versehen: So ist Tholme nach wie vor der Jedi, der Vos ausgebildet hat, im Gegensatz zum Legends-Kanon überlebt er die Klonkriege allerdings nicht, sondern ist zu Beginn der Handlung bereits tot.

Der Kern des Romans ist ohne Zweifel die Beziehung zwischen Vos und Ventress, die sich von widerwilligen Gefährten bis hin zu Liebhabern wandelt. Trotz des Fokus auf die beiden muss ich sagen, dass mir das Ganze ein wenig zu schnell geht, was in TCW allerdings durchaus öfter der Fall ist und nicht per se an Golden liegen muss, sondern auch auf die dem Roman zugrunde liegenden Skripts zurückzuführen sein könnte. Es ist zwar bei Weitem nicht so schlimm wie im Darth-Maul-Arc, als dieser es in nur einer Folge schaffte, quasi die gesamte kriminelle Unterwelt der Galaxis (Hutt-Clans, Schwarze Sonne etc.) unter sich zu vereinen, aber dennoch. Davon einmal abgesehen funktioniert die Dynamik Vos-Ventress aber ziemlich gut, ihre Interaktion ist amüsant und sie sind definitiv ein besseres Pärchen als Anakin und Padmé. „Dark Disciple“ gelingt es durchaus, Ventress noch die eine oder andere neue Facette abzugewinnen. Tatsächlich tut diesem Handlungsstrang der Serie die Romanadaption gut, da Golden an einigen Stellen weitaus expliziter und düsterer werden kann, als dies in der Animationsserie möglich gewesen wäre – so wirkt es zumindest auf mich.

Ab hier Spoiler für die weitere Handlung!
Was ich wirklich interessant fand ist die Tatsache, dass sich „Dark Disciple“ in der zweiten Hälfte, wenn auch sehr grob, an Ostranders Klonkriegscomics mit Vos orientiert. Gerade hier rückt die Figur stärker an die ursprüngliche Version heran, vor allem was Handlungen und Motivation angeht. Wie in den Comics versucht Vos, Dooku vorzugaukeln, er habe sich der Dunklen Seite angeschlossen, wobei ihm selbst nicht klar ist, ob er wirklich nur vortäuscht. Das Ziel ist dabei letztendlich nicht nur die Ermordung Dookus, sondern auch Aufdeckung der Identität von Dookus Meister. Um das zu bewerkstelligen wird Vos, nach Ventress und Savage Opress, zum dritten Schüler des Count. Gerade an dieser Stelle wird auch deutlich, wo der erste Vierteiler handlungsmäßig geendet hätte, da es eine mehrmonatige Pause gibt. Was Vos in Dookus Diensten allerdings getan hat, erfährt man kaum. Leider ist der Rest des Romans weniger gelungen als der erste Teil, da die Frage, auf wessen Seite Vos nun wirklich steht, einfach nicht interessant genug geschildert wird und das Hin und Her ab einem bestimmten Zeitpunkt auch nicht mehr spannend ist.

Insgesamt muss ich leider sagen: In den Comics wurde dieser Grundplot weitaus besser dargestellt, vor allem deshalb, weil wir tatsächlich gesehen haben, was Vos in Dookus Diensten zu tun gezwungen war und wie sehr in seine Besessenheit tatsächlich auf die Dunkle Seite gezogen und ihn gleichzeitig geblendet hat.

Und dann wären da auch noch ein paar Clone-Wars-typische Schwächen, etwa das verzwungene Auftauchen von Anakin und Obi-Wan – warum nicht mal jemand anderes verwenden? In diesem Kontext hätte sich Aayla Secura angeboten, da diese auch in der Einheitskontinuität Vos‘ Padawan war und in TCW bislang zwar vorkam, aber nach ihrem Debüt in Staffel 1 kaum etwas zu tun hatte. Auch Dooku bleibt, in bester Clone-Wars-Manier, hinter seinem Potential zurück. Gerade hier wäre es interessant gewesen, eine aktive Meister-Schüler-Beziehung zwischen ihm und Vos zu zeigen, leider gibt es nur einige einzelne kurze Szenen, die in diese Richtung gehen.

Im Vergleich mit den anderen Romanen der Einheitskontinuität schneidet „Dark Disciple“ dennoch ziemlich gut ab, weil die Geschichte, die der Roman erzählt, nicht wirkt, als hätte die Story Group die Handlung beschnitten. Sowohl „A New Dawn“ als auch „Tarkin“ und „Lords of the Sith“ wirken, als habe man bestimmte Aspekte zurückgehalten, um sie in „Rebels“ verwenden zu können, was den Romanen jeweils nicht gut getan hat und dafür sorgt, dass sie hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Auch hatte zumindest ich das Gefühl, dass die Handlung für die Protagonisten keinen allzu großen Unterschied macht. Das ist natürlich der Vorteil von sekundären bzw. EU-Figuren wie Vos und Ventress, deren Schicksal noch nicht festgeschrieben ist.

Fazit: „Dark Disciple“ ist einer der, wenn nicht gar der beste Roman der Einheitskontinuität und passt qualitativ und inhaltlich durchaus gut zu den stärkeren späten Clone-Wars-Folgen. Vor allem die erste Hälfte ist äußerst gelungen, während die zweite an einigen Schwächen leidet, die allerdings weit weniger gravierend ausfallen, wenn man nicht mit John Ostranders Republic-Comics vertraut ist.

Siehe auch:
Star Wars: The Clone Wars
A New Dawn
Tarkin
Lords of the Sith