Stück der Woche: The World Is Ahead


Tuk-Seite oder Beutlin-Seite? In Axe or Sword? gab es noch keinen Sieger. Misty Mountains, das Lied der Zwerge, mischt allerdings die Karten neu. In The Adventure Begins gewinnt die Tuk-Version von Bilbos-Hauptthema die Oberhand, was zur Folge hat, dass der Hobbit aus dem Haus stürzt, um Thorin und Kompanie zu folgen, begleitet von einer neuen Variation des Auenlandthemas, die sein aufgewühltes Gemüt wiederspiegelt: „I’m going on an adventure.“

Nachdem Bilbo die Zwerge erreicht und von ihnen auf sein Pony verfrachtet wurde, hören wir zum ersten Mal im Film eine vollständige Version von Bilbos Abenteuerthema mit dominantem Flöteneinsatz – bisher wurde es nur in My Dear Frodo einmal angedeutet. Hier markiert es den eigentlichen Anfang von Bilbos Abenteuer und wird nach und nach kräftiger, jedenfalls bis Bilbo bei 0:54 eine schreckliche Entdeckung macht: Er hat sein Taschentuch vergessen. Diese nicht gerade abenteuerliche Entdeckung untermalt Shore mit „Bilbo’s Fussy Theme“, das für die albern-kleinliche Seite des Hobbits steht. Eine derartige Verhaltensweise versucht Gandalf allerdings sofort zu unterbinden und setzte zu einer kleinen Rede an, der auch der Titel dieses Stückes entnommen ist: „Home is now behind you, the world is ahead!“ Diese Zeile kommt übrigens in abgewandelter Form auch in „Die Rückkehr des Königs“ in Pippins Lied vor. Im Rahmen des „Hobbit“ ist sie allerdings weitaus positiver zu verstehen, was auch die Musik verkündet. Nach ein, zwei subtilen Andeutungen und natürlich der gesungen Version der Zwerge hören wir nun zum ersten Mal eine vollständige, orchestrale Version des Misty-Mountain-Themas (bzw. des Thorin-und-Kompanie-Themas, wenn man sich nicht am Titel des Liedes orientieren möchte). Besagtes Thema hat eine ähnliche Funktion wie das Gefährtenthema in der HdR-Trilogie, es steht für die Gemeinschaft und für die Mission bzw. das Ziel, die Rückgewinnung der Heimat.

Auffällig ist hier, dass das Kompanie-Thema noch nicht ganz vollständig ist und nicht ordnungsgemäß beendet wird. Auf der CD geht es in ein kurzes, sekundäres Abenteuermotiv über, das im Film allerdings fehlt und auch auf der CD nur noch ein weiteres Mal zu hören ist, nämlich zu Beginn des Bonustracks The Edge of the Wild.

Insgesamt gehört The World Is Ahead definitiv zu meinen Lieblingsstücken von „Eine unerwartete Reise“; ich bin ja ohnehin ein Fan des Kompanie-Themas, und immer, wenn ich dieses Stück höre, hebt es meine Laune ungemein.

Siehe auch:
My Dear Frodo
A Very Respectable Hobbit
Axe or Sword?
An Ancient Enemy

Blogparade: Buch vs. Film

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In den letzten beiden Wochen hatte ich recht wenig Zeit zum Schreiben, eine Blogparade ist da genau der richtige Anreiz, besonders, wenn es zum Thema so viel zu sagen gibt wie zu diesem. Initiatorin ist Miss Booleana, und der Titel lautet „Buch vs. Film“. Adaption ist ein Thema, das mich grundsätzlich sehr interessiert und mit dem ich mich auch immer wieder beschäftige. Viel zu oft hört bzw. liest man Sätze wie „Das Buch ist immer besser“, was freilich eine völlig unreflektierte, verallgemeinerte und pauschalisierte Aussage ist, und derartigen Aussagen kann ich einfach nichts abgewinnen.

Letztendlich stellt sich die Frage: Was macht eine gute Adaption aus? Ich will ungern allgemeingültige Aussagen treffen, denn letztendlich sollte man sich jedes Werk individuell betrachten, aber ich will dennoch versuchen, etwas Umfassenderes zu dieser Frage zu sagen. Einerseits gibt eine Adaption, die sich so genau wie möglich an die Vorlage hält, meistens kein besonders gutes Werk ab. Wann immer man eine Geschichte von einem Medium ins andere überträgt, muss man zwangsläufig Abstriche machen. Stilmittel, die in der Literatur funktionieren, wirken in Filmen oft bestenfalls komisch. Innere Monologe sind dafür ein gutes Beispiel. Natürlich gibt es Ausnahmen, in „Sin City“ funktionieren diese beispielsweise auch im Film (dazu später mehr), aber meistens läuft es doch wie bei David Lynchs Adaption von Frank Herberts „Dune: Der Wüstenplanet“. Dort wurden die inneren Monologe auch in den Film integriert – und das Ganze funktioniert einfach nicht.

Andererseits hat die Adaption gegenüber der Vorlage schon eine gewisse Verantwortung. Wenn ein Studio bzw. ein Filmteam sich dazu entscheidet, ein Werk zu adaptieren, dann sollen sie doch bitte auch das Werk adaptieren und nicht einfach irgendetwas machen, das mit der Vorlage nichts mehr zu tun hat, denn wieso sollte man dann überhaupt adaptieren, wenn man ohnehin sein eigenes Ding dreht? Eine Adaption kann und soll der Vorlage nicht minutiös folgen, doch ich denke, der „Geist“ des ursprünglichen Werkes sollte erhalten bleiben. Ob und in wie weit das der Fall ist, ist natürlich wieder sehr diskutabel.

Freilich sollte man auch hier ein wenig differenzieren: Wie die meisten anderen Menschen auch messe ich mit mehreren Maßstäben; wenn mir das ursprüngliche Werk egal ist, ich es nicht kenne oder nicht schätze, stört mich eine freie Adaption nicht besonders und dann interessiert es mich nicht, ob der Geist der Vorlage erhalten geblieben ist. Auch bei Werken, die schon mehrfach adaptiert wurden, kann eine freiere Interpretation interessant sein – ich meine hiermit klassische Geschichten, die seit Jahrzehnten, Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden in verschiedener Form immer und immer wieder erzählt wurden, von der Odysee über Dracula bis hin zu Batman. Ein gewisse Gemeinsamkeit mit der Vorlage, ein gemeinsamer Nenner, sollte aber auch hier vorhanden sein.

„Der Herr der Ringe“ vs. „Der Herr der Ringe“
Beginnen wir mit einer Adaption, die gemeinhin als positives Beispiel für den Wechsel einer Geschichte von Buch zu Film gilt. Freilich gibt es da Tolkien-Puristen, die dem vehement widersprechen würden, ich persönlich teile allerdings die Ansicht, dass es sich bei Peter Jacksons HdR-Trilogie um eine hervorragende Adaption von Tolkiens Werk handelt. Grundsätzlich scheuen Jackson und seine Drehbuch-Co-Autorinnen Fran Walsh und Philippa Boyens sich nicht davor, einige Abläufe und Elemente doch recht stark zu verändern. Manches davon ist fast schon unumgänglich: In „Die Gefährten“ funktioniert der lange Anfang im Auenland in Filmform einfach nicht, speziell, wenn der Film nicht sechs bis sieben Stunden lang sein soll. Ähnlich verhält es sich mit Tom Bombadil, der zur eigentlichen Geschichte praktisch nichts besteuert. Oftmals gehen Jackson und Co. allerdings noch einige Schritte weiter, was letztendlich mit der Natur der Vorlage zusammenhängt. Professor Tolkien ist ein genialer Sprach- und Weltenschöpfer, der seine Sekundärwelt mit einem Detailgrad ausgestattet hat, den man in anderen Werken selten findet. Dramaturgie zählt allerdings nicht unbedingt zu seinen Stärken – wobei das ein wenig vereinfacht ausgedrückt ist. Vielmehr sollte man sagen: Tolkiens Sinn für Dramaturgie war sehr eigen, geprägt von den nordischen Sagen und Epen, auf denen Mittelerde letztendlich basiert. Sowohl im „Herrn der Ringe“ als auch in seinen anderen Werken tut Tolkien Dinge, vor denen Standardwerke über Literatur und Grundkurse für kreatives Schreiben warnen und die heute wohl kein Lektor mehr akzeptieren würde. Gerade deshalb ist der „Herr der Ringe“ ein ziemlich einzigartiges Werk – aber viele dieser Kniffe, etwa die strikte Trennung zwischen Frodo und Sam und dem Rest der Gefährten in „Die zwei Türme“, funktionieren in einem Film einfach nicht, weshalb stärkere Anpassungen nötig sind.

Schließlich und endlich würde ich behaupten, dass Jackson Tolkiens Roman nicht nur einfach adaptiert hat, er hat ihn auch, gerade was Struktur und Charaktere angeht, zugänglicher gemacht und ergänzt ihn somit. Zwar geht an einigen Stellen Tolkiens Liebe zum Detail und die inhaltliche Komplexität der Vorlage verloren, allerdings haben die Filmemacher ihren ganz eigenen Sinn für Komplexität, der sich an den Kulissen, den Kostümen oder der Musik (ganz besonders der Musik) zeigt. Und die Vereinfachungen und Änderungen haben in meinen Augen letztendlich keine Auswirkungen auf Geist oder Botschaft der Vorlage. Mehr noch, die Filme folgen der Handlung im Groben ziemlich gut, besonders wenn man bedenkt, was ein „normaler“ Filmemacher vielleicht mit der Geschichte getan hätte (in Tom Shippeys „Der Weg nach Mittelerde“ findet sich hierzu eine passende Anekdote).
Sieger: Unentschieden

„Der Hobbit“ vs. „Die Hobbit-Trilogie“
Die Hobbit-Trilogie ist ein sehr interessanter Fall, gerade, weil sie von denselben Machern kommt wie die HdR-Trilogie und auch weil es nicht die üblichen Faktoren sind, die die Schwächen dieser Adaption ausmachen. Normalerweise geht es darum, was geändert oder weggelassen wurde: Filme haben gemeinhin weniger inhaltliche Kapazität als Romane, weshalb beides unumgänglich ist. In der Hobbit-Trilogie wurde allerdings kaum etwas weggelassen, und selbst die Änderungen sind nicht größer als bei den HdR-Filmen. Hier sind es die Dinge, die Jackson und Co. hinzugefügt haben, die Probleme bereiten, sodass man sich letztendlich fragt, wer die eigentlichen Hauptfiguren sind: Thorin und Bilbo oder Legolas, Tauriel und Alfrid.

Das Scheitern der Hobbit-Trilogie ist insofern schade, da ich denke, dass das Vorhaben hätte gut gelingen können, hätte Jackson es bei zwei Filmen belassen und sich auf Tolkiens Material konzentriert statt Romanzen und sinnlose Action hinzuzufügen. Auch „Der Hobbit“ ist dramaturgisch nicht wirklich leicht umzusetzen, da er sich aus diversen Episoden zusammensetzt, die kaum zusammenhängen; die eigentliche Haupthandlung beginnt erst, nachdem Bilbo und die Zwerge in Esgaroth angekommen sind. Hinzu kommt die Tendenz des Professors, nur wenige Figuren wirklich zu charakterisieren. Diesbezüglich gibt es bei Jackson einige sehr gute Ansätze, besonders bei Bard und Thranduil. Auch an anderen Stellen ist immer wieder die alte Magie zu spüren, aber dann…

Bereits in der HdR-Trilogie arbeitete Jackson oftmals konträr zu Tolkiens Sinn fürs Dramatische: Wo der Professor eher dazu neigt, Ereignisse ein wenig undramatisch zu gestalten, tendiert der Regisseur zur Überdramatisierung. Beim „Herrn der Ringe“ hält sich das bis auf ein, zwei Ausrutscher aber noch in Grenzen, in der Hobbit-Trilogie übertreibt er es aber wirklich mit geradezu exzessiven Szenen, die jeglicher Logik und jeglichen Gesetzen der Physik spotten.

Die Verfilmung des „Hobbit“ war letztendlich ein ambitioniertes Projekt, das gescheitert ist. Der Roman war weitaus weniger ambitioniert, eine Abenteuergeschichte für Kinder, aber letztendlich funktioniert er, besonders, wenn man ihn sich vom Rest Mittelerdes losgelöst betrachtet, einfach besser.
Sieger: Buch

„Watchmen“ vs. „Watchmen“
Alan Moores „Watchmen“ gilt zu Recht als Meisterwerk der graphischen Literatur, als Meilenstein des Medium Comics und als gelungene Dekonstruktion des Superheldengenres. Die gleichnamige Filmadaption gilt ebenfalls zurecht als Zack Snyders bester Film – wobei ich gestehen muss, dass Letzteres weitaus weniger beeindruckend ist als Ersteres, denn Snyders Œuvre ist doch eher durchwachsen. „300“ funktioniert noch ganz gut als Guilty Pleasure, der Rest dagegen ist optisch zwar meistens ganz interessant, aber inhaltlich doch eher mau (nun gut, auf „300“ trifft das eigentlich auch zu, ich habe nur eine gewisse Affinität dafür). Ich denke, Snyders Problem ist vor allem, dass er zwar weiß, wie man coole Bilder auf die Leinwand zaubert, diese aber stets reines Gimmick bleiben und er keine Ahnung hat, wie er seine Stilmittel einsetzen muss, um eine gute Geschichte zu erzählen, egal ob es sich dabei um die Zeitlupe in „300“ oder die Shaky-Cam in „Man of Steel“ handelt; der Einsatz seiner Stilmittel wirkt stets ziemlich willkürlich.

Die beste und gleichzeitig schlechteste Entscheidung von Snyder war es, sich sehr eng an die Vorlage zu halten. Die beste, weil „Watchmen“ einfach eine verdammt gute Geschichte hat und Snyder trotz allem ein relativ gutes Händchen dabei beweisen hat, diese Geschichte visuell umzusetzen und den eigentümlichen Stil bzw. die Farbgebung des Comics gelungen in Filmform zu bringen. Nach wie vor gibt es diverse stilistische Gimmicks, die im Grunde sinnlos sind, aber auch (zumindest mich) nicht weiter stören. Ebenfalls gelungen ist die Darstellung der Figuren; Snyder verzichtete darauf, „Watchmen“ mit großen Namen zu besetzen, sodass die Figur und nicht der Schauspieler im Vordergrund steht, was vollständig aufgeht. Die Tatsache, dass die Vorlage wirklich außergewöhnlich tiefgründig, hochkomplex, perfekt durchdacht und umgesetzt ist, verhindert, dass der Film der Graphic Novel ebenbürtig ist. Kein Film hätte alle Facetten des Werkes umsetzen können, weshalb immer etwas fehlt, der Vergleich zur Vorlage aufgrund der Nähe aber kaum umgangen werden kann. Auf gewisse Weise ist die Adaption gleichzeitig zu dicht und nicht dicht genug am Comic dran.

Auch fehlt dem Film die zeitgeistliche Komponente. „Watchmen“ war, in Bezug auf Weltgeschehen und Comiclandschaft, extrem aktuell und brachte viele Neuerungen, die zum Erscheinen des Films freilich schon lange bekannt waren. Insofern ist der Film in gewissem Sinne veraltet, er ist, anders als der Comic, nicht revolutionär oder bahnbrechend. Aber angesichts dessen, wie eine Adaption dieses Werkes hätte aussehen können, ist Snyders Verfilmung des Kultcomics trotz allem eine ziemlich gelungene Umsetzung, der man die Liebe zur Vorlage anmerkt.
Sieger: Buch (bzw. Comic)

„X-Men: Days of Future Past“ vs. „X-Men: Days of Future Past“
Der letzte X-Men-Film steht hier im Grunde stellvertretend für alle Superheldenadaptionen. Sehr, sehr selten wird ein ganz bestimmter Superheldencomic wirklich direkt umgesetzt. „Watchmen“ ist eine der wenigen Ausnahmen, es gibt auch noch ein paar Zeichentrickfilme, die sich ebenfalls eine bestimmte Vorlage aussuchen und diese ziemlich genau umsetzen. Die meisten Live-Action-Filme dieses Genre vermengen dagegen zumeist Elemente mehrerer Storylines oder Einzelgeschichten. „Batman Begins“ kombiniert beispielsweise Versatzstücke aus „Batman: Year One“, „Batman: The Man Who Falls“ und „Batman: The Long Halloween“, „The Dark Knight“ bedient sich der Comics „Batman: The Long Halloween“ und „Batman: The Killing Joke“ sowie „Batman 1“ aus dem Jahr 1940, während man in „The Dark Knight Rises“ Versatzstücke aus „Batman: The Dark Knight Returns“, „Batman: Knightfall“ und „Batman: No Man’s Land“ findet. Zumindest in dieser Hinsicht ist die Nolan-Trilogie geradezu stereotyp für das Genre.

„Days of Future Past“ ist in diesbezüglich interessant, weil Bryan Singer eine ganz bestimmte Geschichte als alleinige Grundlage verwendete. Von dieser einen Geschichte benutzte er allerdings ausschließlich den Grundplot (dystopische Zukunft, Mutanten stehen kurz vor der Auslöschung durch die Sentinels, ein Mutant wird in die Vergangenheit geschickt, um einen Mord zu verhindern, der die dystopische Zukunft auslöst) sowie den Titel. Das ganze Drumherum ist allerdings radikal anders, weil das X-Men-Filmuniversum sich eben stark vor X-Men-Comicuniversum der 80er unterscheidet und eine genaue Umsetzung einfach nicht funktioniert hätte. „Days of Future Past“ ist eine freie Adaption, die es allerdings schafft, die Vorlage zu übertreffen; der Film bleibt dem Geist des Comics treu, macht die Geschichte aber gleichzeitig größer, emotionaler, epischer und holt schlicht alles aus dem Grundkonzept heraus, was man herausholen kann.
Sieger: Film

„Star Wars Episode III: Die Rache der Sith“ vs.
„Die Rache der Sith“

Drehen wir den Spieß doch einmal um. Romanadaptionen von Filmen sind zwar auch in Deutschland nicht wirklich eine Seltenheit, aber doch weitaus weniger verbreitet als im angloamerikanischen Raum, wo wirklich sehr viele Exemplare dieser Gattung erscheinen, von denen lediglich ein Bruchteil übersetzt wird. Romanadaptionen von Filmen (bzw. von Filmdrehbüchern, evtl. unter Einbeziehung von Rohschnitten, Konzeptzeichnungen etc.) genießen zumeist keinen allzu guten Ruf, da sie sich oft darauf beschränken, das Drehbuch nachzuerzählen, wobei sie eventuell noch ein paar geschnittene Szenen oder Gedanken der Charaktere einfügen. Das Problem dabei ist, dass sie auch der Narrative des Films sehr genau folgen und schnelle Szenenwechsel, Montagen etc. direkt umsetzen. Im Film können diese Wunder wirken, in einem Roman sind sie dagegen fehl am Platz.

Matthew Stovers Romanadaption von „Die Rache der Sith“ dagegen ist ein Idealbeispiel dafür, wie ein Roman zum Film sein sollte. Stover beschränkt sich nicht nur darauf, die Handlung nachzuerzählen und ein paar geschnittene Szenen zu integrieren, er nutzt gezielt die Stärken des Mediums Roman, da er ja auf die Stärken des Mediums Film (Musik, Optik etc.) verzichten muss. Stover lässt die Figuren reflektieren, geht detailliert auf ihre inneren Prozesse ein, konzentriert sich auf die Charaktere als Kern der Geschichte und scheut sich auch nicht davor, Dialoge abzuändern oder Dinge, die rein visuell sind, einfach auszulassen. Während der Film beispielsweise immer wieder nach Kashyyyk schneidet, unterlässt Stover dies, da die Schlacht um Kashyyyk zur eigentlichen Handlung kaum etwas beiträgt und vor allem als Fanservice fungiert („Hey, da ist Chewie“). Letztendlich sorgt Stover dafür, dass alles, was im Film nicht so ganz passt, nahtlos ineinander greift. „Die Rache der Sith“ erzählt nicht einfach nur die Geschichte des gleichnamigen Streifens, der Roman ergänzt den Film, wertet ihn auf und macht ihn logischer, verständlicher und nachvollziehbarer.
Sieger: Buch

„Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ vs. „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1 und 2“
Ich bin seit meiner Grundschulzeit Harry-Potter-Fan; im Grunde habe ich die Bücher ziemlich genau im richtigen Alter entdeckt, um bei allem hautnah dabei zu sein; ich bin quasi mit Harry, Ron und Hermine zusammmen aufgewachsen, habe den Büchern und Filmen immer entgegengefiebert, war Teil des Fandoms etc.; tatsächlich bin ich acht Tage Jünger als Daniel Radcliff und habe am selben Tag Geburtstag wie Harry Potter und J. K. Rowling – das muss doch fast schon Schicksal sein. Leider ändert das alles nichts daran, dass ich von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ maßlos enttäuscht war. Nach dem ersten Lesen war das noch nicht der Fall, weil mich der Roman da noch fesseln konnte. Sobald ich allerdings über das Gelesene nachzudenken begann… Mit gefällt nicht, wie die Geschichte endet, mir gefällt nicht, wie sich die wichtigen Figuren entwickeln, und vor allem gefallen mir die massiven Logiklöcher und der furchtbar konstruierte Plot um die Deus-Ex-Heiligtümer absolut nicht. In meinen Augen ist der siebte Harry-Potter-Band als Abschluss der Reihe unwürdig.

Und dann ist da die zweiteilige Verfilmung, die einen Trend begründet hat, der immer noch anhält. Erfreulicherweise ist das Verhältnis zwischen Roman und Filmadaption hier ähnlich wie bei „Die Rache der Sith“: Die Adaption nutzt die Stärken des Mediums, um die Vorlage aufzuwerten. Zwar wird die Geschichte nicht besser oder logischer, aber der Film schafft es, viele der Schwächen ganz gut zu kaschieren und profitiert von der gelungenen Optik, der Musik, kleinen Änderungen und natürlich den grandiosen Schauspielern. Ralph Fiennes sorgt allein durch sein Spiel dafür, dass Voldemort im Film funktioniert, was er im Roman nicht tut. Trotz all seiner Schwächen gelingt es dem Film, mich emotional mitzureißen, was das Buch nicht schafft.
Sieger: Film

„Der Kunde hat immer recht“, „Stadt ohne Gnade“, „Das große Sterben“ und „Dieser feige Bastard“ vs. „Sin City“
Für gewöhnlich funktionier eine eins-zu-eins-Adaption kaum oder gar nicht. „Sin City“ ist gewissermaßen die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Es gibt wohl kaum einen Film, der so nahe an seiner Vorlage ist wie dieser. Natürlich, ein paar winzige Änderungen gibt es, hier eine Szene, die der Schere zum Opfer gefallen ist, da eine kleine Ergänzung, aber insgesamt folgt Robert Rodriguez‘ und Frank Millers Episodenfilm der Handlung der drei adaptiert langen und des einen kurzen Comics sehr genau, und das sowohl inhaltlich als auch optisch. Rodriguez heuerte dazu nicht nur Miller als Co-Autor und –Regisseur an, tatsächlich wurden die Comics als Storyboards verwendet und die meisten Dialoge und Einstellungen fast eins zu eins übertragen.

Was den Film so interessant macht ist, dass er trotz allem eine Eigendynamik entwickelt, die den Comics in dieser Form fehlt. Diese Eigendynamik entsteht, eigentlich ganz simpel, durch die clevere, nonlineare Anordnung der einzelnen Episoden. Die Comics erzählen jeweils eine Geschichte von Anfang bis Ende. Der Film schneidet die Geschichten in nicht chronologischer Ordnung ineinander, ohne sie zu verändern. Wir beginnen mit „Der Kunde hat immer recht“ als Prolog, gefolgt vom Anfang von „Dieser feige Bastard“. Es folgen „Stadt ohne Gnade“ und „Das große Sterben“, bevor der Film mit „Dieser feige Bastard“ und einem extra für den Film verfassten Epilog, der „Der Kunde hat immer recht“ und „Das große Sterben“ auf ironische Weise verbindet, endet. Das mag chronologisch nicht stimmen („Dieser feige Bastard“ spielt in seiner Gesamtheit vor allen anderen Geschichten), funktioniert dramaturgisch aber hervorragend. Der Extended Cut, der im Grunde aus vier separaten Kurzfilmen besteht, ist für Fans der Vorlage interessant, weil er fast alle geschnittenen Szenen des Comics enthält; Dynamik und Dramaturgie der Kinoversion gehen allerdings verloren.
Sieger: Unentschieden

„A Song of Ice and Fire“ vs. „Game of Thrones“
Hätte ich diese Liste vor etwa zwei Jahren angefertigt, wäre das Urteil für „Game of Thrones“ wohl anders ausgefallen, denn bis zur dritten Staffel war die Serie eine sehr gelungene Adaption mit ähnlichen Stärken wie Peter Jacksons Herr-der-Ringe-Verfilmung. Staffel 4 und 5 (besonders Staffel 5; ich bemühe ich, Spoiler für diese zu meiden und das Ganze auf allgemeine Aussagen zu beschränken) haben mich allerdings dazu gezwungen, dieses Urteil zu revidieren. Insgesamt muss man den Serienmachern zugestehen, dass besonders „A Feast for Crows“ und „A Dance with Dragons“ enorm schwer zu adaptieren sind, weil die Handlung immer weiter zerfasert, King’s Landing als zentrale Örtlichkeit wegfällt und jede der Hauptfiguren im Grunde anfängt, ihr eigenes Süppchen zu kochen. Dennoch: Gerade in Staffel 5, und in geringerem Maße auch in Staffel 4, haben Benioff und Weiss wirklich sehr viele sehr schlechte Entscheidungen getroffen. Staffel 4 hat immerhin noch einige Höhen, um die Tiefen auszugleichen, in Staffel 5 dagegen ist kaum noch etwas von George R. R. Martins Geschichte übrig geblieben. Man kann über Martin sagen, was man will, aber „A Song of Ice and Fire“ ist eigentlich immer nachvollziehbar, die Figuren handeln passend, die Abläufe sind in sich logisch, die aufgestellten Regeln werden befolgt und es gibt Wirkung und Ursache. Staffel 5 dagegen ist, gerade was die Drehbücher angeht, im Niveau sehr stark gesunken. Subplots wurde auf das Minimum reduziert, die Komplexität wird billigem Drama geopfert, die Handlungen der Figuren wirken an den Haaren herbeigezogen und die Schockmomente, für die GoT berühmt ist, die sich aber bisher logisch aus der Handlung ergaben, verkommen zum Selbstzweck. Staffel 5 entfernt sich insgesamt sehr weit von der Buchvorlage – das muss per se erst einmal nichts Schlechtes sein, aber leider hat sich nun erwiesen, dass Benioff und Weiss sehr viel schlechtere Geschichtenerzähler als George R. R. Martin sind. Ich hege aber nach wie vor die Hoffnung, dass sich GoT mit Staffel 6 wieder erholt.
Sieger: (Buch bzw. Bücher)

„The Hunger Games“ vs. „The Hunger Games“
Bei den Hunger-Games-Filmen handelt es sich um sehr werkgetreue Adaptionen. Ich habe seinerzeit den ersten Film gesehen, der mir ganz gut gefallen, mich aber nicht dazu gebracht hat, die Vorlage zu lesen – das habe ich erst im Zuge eines Uni-Seminars getan. Die Kenntnis der Vorlage hat allerdings für eine gesteigerte Wertschätzung der Filme gesorgt. Zwar hat Suzanne Collins interessante Ideen, allerdings schadet der Umstand, dass wir alles durch Katniss‘ Augen sehen, der Geschichte in meinen Augen. Während sie auch in den Filmen ohne Frage die Protagonistin ist, können diese es sich doch hin und wieder erlauben, sich von ihr lösen, Hintergründe zu beleuchten und die erzählte Welt plastischer zu gestalten. Hinzu kommt, dass ich Film-Katniss weitaus sympathischer finde als Buch-Katniss, was wohl auch mit Jennifer Lawrence zusammenhängt. Insgesamt würde ich sagen, dass die „Hunger Games“, ähnlich wie „Die Heiligtümer des Todes“, vom Medienwechsel und vor allem von den wirklich gut ausgewählten Schauspielern profitiert.
Sieger: Film (bzw. Filme)

„Vampire: The Masquerade“ vs. „Clan der Vampire“
Noch etwas eher Obskures zum Schluss. Außerhalb von Rollen- oder Computerspielkreisen ist das Pen & Paper-RPG „Vampire: The Masquerade“ nicht allzu bekannt, allerdings hat es einen meiner Meinung nach stark unterschätzten Einfluss auf die aktuelle Vampirlandschaft. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der heute fast schon selbstverständliche Konflikt zwischen Vampiren und Werwölfen nahm hier seinen Anfang. Für mich persönlich ist V:tM immer noch die beste Version des Vampir-Mythos, weil er im Grunde jede andere Version mit einschließt, einen grandiosen, komplexen und mythologisch sehr vielseitigen Hintergrund hat und weil man mit ihm im Grunde jede Art von Vampirgeschichte erzählen kann, vom romantischen Twilight-Verschnitt über ein Action-Szenario á la „Blade“ oder „Underworld“ bis hin zur klassischen Gothic Novel nach Bram Stoker oder der Anne Rice’schen Charakterstudie.

In den späten 90ern gab es eine kurzlebige Serienadaption namens „Clan der Vampire“ (im Original „Kindred: The Embraced“), die sich einiger grundlegender Aspekte (und Bezeichnungen) der Vorlage bediente. Allerdings zeigte sich schnell, dass die Serienmacher die Vorlage nicht verstanden hatten. Dass die komplexe Vampirpolitik vereinfacht wurde, hätte ich ja durchaus verziehen, aber weder Atmosphäre noch erzählerische Grundlage oder Thematik wurden in irgendeiner Form umgesetzt. „Clan der Vampire“ gleicht eher einer zweitklassigen Gangster-Serie, in der die Gangster halt Vampire sind. Das, was V:tM eigentlich ausmacht, der persönliche Horror, das Ringen um Menschlichkeit, die Konfrontation mit dem Tier im Inneren, wurde nicht im geringsten integriert, die Charaktere bleiben flache, uninteressante Stereotypen und die Gothic-Punk-Amtosphäre, auf die die Vorlage sehr viel wert legt (und die Beispielsweise in „Underworld“ zu finden ist), verzichtet „Clan der Vampire“ ebenfalls völlig. Setzen, sechs.
Sieger: Buch (bzw. RPG)

Ergebnis:
Buch: 5
Film: 3
Unentschieden: 2

(Anmerkung: Man könnte, wegen „Die Rache der Sith“, auch nach Vorlage und Adaption abrechnen, in dem Fall wäre es unentschieden mit 4:4:2).

Dark Disciple

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Als Disney Lucasfilm erwarb, wurde „The Clone Wars“ nach Staffel 5 recht plötzlich abgesetzt. Es gab zu diesem Zeitpunkt bereits fertig animierte und vertonte Episoden (etwa die halbe sechste Staffel), die als „The Lost Missions“ gesendet und veröffentlicht wurden, allerdings hatten Dave Filoni und sein Team noch weitere Episoden in unfertigem Zustand auf Lager. Von einigen wurde animierte Story Reels veröffentlicht, während zwei Handlungsbögen in andere Medien transferiert wurden. Hierzu gehört auch ein achtteiliger Arc um Asajj Ventress und Quinlan Vos, den Christie Golden als Roman mit dem Titel „Dark Disciple“ adaptierte. Golden konnte mit drei Romanen, die sie als Teil der Reihe „Fate of the Jedi“ (dt. „Das Verhängnis der Jedi-Ritter“) verfasst hatte, bereits Star-Wars-Erfahrung sammeln, und darüber hinaus hat sie sich auch schon in diversen anderen Franchises geschrieben, u.a. „World of WarCraft“, „StarCraft“ und „Star Trek“.

„Dark Disciple“ ist der fünfte Erwachsenenroman der neuen Einheitskontinuität und der erste, der während der Klonkriege spielt. Die Handlung folgt Quinlan Vos, der vom Jedi-Rat den eher ungewöhnlichen Auftrag bekommt, Count Dooku zu töten, und zwar als Attentäter. Um diesen Auftrag auszuführen wendet sich Vos an Dookus ehemalige Schülerin Asajj Ventress. Mithilfe einer Tarnidentität versucht er, ihr Vertrauen zu erlangen, muss aber schon bald feststellen, dass sie weitaus cleverer ist, als er angenommen hat, denn sie durchschaut seine Tarnung ziemlich mühelos. Dennoch ist Ventress der Sache nicht abgeneigt, da sie ihren ehemaligen Meister nur allzu gerne tot sehen würde. Die beiden setzten ihr Vorhaben in die Tat um, allerdings gibt es zwei Dinge, mit denen sie nicht gerechnet haben: Dookus Gerissenheit und die wachsenden Gefühle füreinander.

Sowohl Asajj Ventress als auch Quinlan Vos sind Figuren, die ursprünglich aus dem EU stammen und bei denen es sich lohnt, ihre Legends-Inkarnation mit der TCW-Version zu vergleichen. Ventress trat im EU vor allem in der ersten Clone-Wars-Serie von Genndy Tartakovsky und in diversen Comics und Romanen auf. Zwar hatte der Charakter einige interessante Ansätze, diese wurden in meinen Augen aber kaum ausgeschöpft. Ventress in TCW war als Attentäterin Dookus noch enttäuschender, in Staffel 3 begann sie allerdings, interessanter zu werden. Dort sagt sie sich von ihrem ehemaligen Meister los und beginnt eine Karriere als Kopfgeldjägerin; sie wird zur Grenzgängerin, was sie als Figur spannender macht.

Quinlan Vos trat in erster Linie als Protagonist der von John Ostrander verfassten Republic-Comics auf und war ein mit sich selbst ringender Jedi, der stets auf der Schwelle zwischen Licht und Dunkelheit wandelte; nebenbei ist er auch eine meiner Lieblingsfiguren. In TCW hatte Vos nur einen einzigen Auftritt und zwar in der Folge „Hunt for Ziro“. Leider hatte die Clone-Wars-Version bis auf das Aussehen und die telemetrischen Fähigkeiten kaum etwas mit dem von John Ostrander geschaffenen Charakter gemein und verkam zum Sprücheklopfer. Glücklicherweise ist Quinlan Vos in Goldens Roman näher am Comicgegenstück, auch wenn es trotz allem nicht derselbe Charakter ist. Es gibt tatsächlich auch einige Anspielungen, zumeist allerdings mit einem Twist versehen: So ist Tholme nach wie vor der Jedi, der Vos ausgebildet hat, im Gegensatz zum Legends-Kanon überlebt er die Klonkriege allerdings nicht, sondern ist zu Beginn der Handlung bereits tot.

Der Kern des Romans ist ohne Zweifel die Beziehung zwischen Vos und Ventress, die sich von widerwilligen Gefährten bis hin zu Liebhabern wandelt. Trotz des Fokus auf die beiden muss ich sagen, dass mir das Ganze ein wenig zu schnell geht, was in TCW allerdings durchaus öfter der Fall ist und nicht per se an Golden liegen muss, sondern auch auf die dem Roman zugrunde liegenden Skripts zurückzuführen sein könnte. Es ist zwar bei Weitem nicht so schlimm wie im Darth-Maul-Arc, als dieser es in nur einer Folge schaffte, quasi die gesamte kriminelle Unterwelt der Galaxis (Hutt-Clans, Schwarze Sonne etc.) unter sich zu vereinen, aber dennoch. Davon einmal abgesehen funktioniert die Dynamik Vos-Ventress aber ziemlich gut, ihre Interaktion ist amüsant und sie sind definitiv ein besseres Pärchen als Anakin und Padmé. „Dark Disciple“ gelingt es durchaus, Ventress noch die eine oder andere neue Facette abzugewinnen. Tatsächlich tut diesem Handlungsstrang der Serie die Romanadaption gut, da Golden an einigen Stellen weitaus expliziter und düsterer werden kann, als dies in der Animationsserie möglich gewesen wäre – so wirkt es zumindest auf mich.

Ab hier Spoiler für die weitere Handlung!
Was ich wirklich interessant fand ist die Tatsache, dass sich „Dark Disciple“ in der zweiten Hälfte, wenn auch sehr grob, an Ostranders Klonkriegscomics mit Vos orientiert. Gerade hier rückt die Figur stärker an die ursprüngliche Version heran, vor allem was Handlungen und Motivation angeht. Wie in den Comics versucht Vos, Dooku vorzugaukeln, er habe sich der Dunklen Seite angeschlossen, wobei ihm selbst nicht klar ist, ob er wirklich nur vortäuscht. Das Ziel ist dabei letztendlich nicht nur die Ermordung Dookus, sondern auch Aufdeckung der Identität von Dookus Meister. Um das zu bewerkstelligen wird Vos, nach Ventress und Savage Opress, zum dritten Schüler des Count. Gerade an dieser Stelle wird auch deutlich, wo der erste Vierteiler handlungsmäßig geendet hätte, da es eine mehrmonatige Pause gibt. Was Vos in Dookus Diensten allerdings getan hat, erfährt man kaum. Leider ist der Rest des Romans weniger gelungen als der erste Teil, da die Frage, auf wessen Seite Vos nun wirklich steht, einfach nicht interessant genug geschildert wird und das Hin und Her ab einem bestimmten Zeitpunkt auch nicht mehr spannend ist.

Insgesamt muss ich leider sagen: In den Comics wurde dieser Grundplot weitaus besser dargestellt, vor allem deshalb, weil wir tatsächlich gesehen haben, was Vos in Dookus Diensten zu tun gezwungen war und wie sehr in seine Besessenheit tatsächlich auf die Dunkle Seite gezogen und ihn gleichzeitig geblendet hat.

Und dann wären da auch noch ein paar Clone-Wars-typische Schwächen, etwa das verzwungene Auftauchen von Anakin und Obi-Wan – warum nicht mal jemand anderes verwenden? In diesem Kontext hätte sich Aayla Secura angeboten, da diese auch in der Einheitskontinuität Vos‘ Padawan war und in TCW bislang zwar vorkam, aber nach ihrem Debüt in Staffel 1 kaum etwas zu tun hatte. Auch Dooku bleibt, in bester Clone-Wars-Manier, hinter seinem Potential zurück. Gerade hier wäre es interessant gewesen, eine aktive Meister-Schüler-Beziehung zwischen ihm und Vos zu zeigen, leider gibt es nur einige einzelne kurze Szenen, die in diese Richtung gehen.

Im Vergleich mit den anderen Romanen der Einheitskontinuität schneidet „Dark Disciple“ dennoch ziemlich gut ab, weil die Geschichte, die der Roman erzählt, nicht wirkt, als hätte die Story Group die Handlung beschnitten. Sowohl „A New Dawn“ als auch „Tarkin“ und „Lords of the Sith“ wirken, als habe man bestimmte Aspekte zurückgehalten, um sie in „Rebels“ verwenden zu können, was den Romanen jeweils nicht gut getan hat und dafür sorgt, dass sie hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Auch hatte zumindest ich das Gefühl, dass die Handlung für die Protagonisten keinen allzu großen Unterschied macht. Das ist natürlich der Vorteil von sekundären bzw. EU-Figuren wie Vos und Ventress, deren Schicksal noch nicht festgeschrieben ist.

Fazit: „Dark Disciple“ ist einer der, wenn nicht gar der beste Roman der Einheitskontinuität und passt qualitativ und inhaltlich durchaus gut zu den stärkeren späten Clone-Wars-Folgen. Vor allem die erste Hälfte ist äußerst gelungen, während die zweite an einigen Schwächen leidet, die allerdings weit weniger gravierend ausfallen, wenn man nicht mit John Ostranders Republic-Comics vertraut ist.

Siehe auch:
Star Wars: The Clone Wars
A New Dawn
Tarkin
Lords of the Sith

Stück der Woche: Axe or Sword?


Drei Tracks trennen Axe or Sword? von My Dear Frodo, und alle drei sind verhältnismäßig uninteressant. Die erste Hälfte von Old Friends beinhaltet lediglich Auenland-Material, das bereits aus den HdR-Filmen bekannt ist, während die zweite das neue Thema von Gandalf dem Grauen vorstellt. In An Unexpected Party hören wir bisschen Material von Bilbo, ein bisschen Material von Gandalf und ansonsten in erster Linie „Comedy-Musik“; und Blunt the Knives ist natürlich das Lied, das die Zwerge zum Abwasch singen, um Bilbo zu ärgern, komponiert von Stephen Gallagher, der Text stammt direkt von Tolkien, allerdings hat Gallagher ihn ein wenig umgestellt.

Mit anderen Worten: Nach dem Ende des Prologs bis zum Beginn von Axe or Sword? gab es viel leichtherzige Comedy, das ändert sich allerdings schlagartig mit Thorins Auftritt. Der Zwergenkönig im Exil bringt Selbstverständlich sein in My Dear Frodo vorgestelltes Thema wieder mit, das gleich zu Beginn des Tracks erklingt, allerdings sehr zurückhaltend; Thorin ist weit weg von seinem Königreich. Dennoch erklingt auch das Erebor-Thema ab 0:55 in einer ähnlich zurückhaltenden Version.

Axe or Sword? ist ein Konversationsstück; Filmmusik, die Gespräche untermalt, ist meistens nicht allzu interessant, da sie sehr hintergründig verwendet wird, um die Dialoge nicht zu stören. Wie in den Mittelerde-Scores üblich ist aber auch hier Shores Musik außergewöhnlich intelligent komponiert, da sie minutiös die Unterhaltung thematisch untermalt. Wenn Thorin und seine Kameraden davon sprechen, den einsamen Berg zurückzuerobern, erklingen die Themen von Thorin, dem Erebor oder sogar ein frühes Fragment des Misty-Mountain-Themas (1:13). Als sich das Gespräch Smaug zuwendet, hören wir eine Phrase aus seinem Thema (1:33), bevor das Stück wieder zu Thorin und Erebor zurückkehrt und bei 2:38 einmal kurz das Motiv des Arkensteins vorbeischaut.

Die erste Hälfte des Stückes gehörte somit eindeutig den Zwergen und wurde von ihrem thematischen Material dominiert. Die zweite Hälfte dagegen gehört Bilbo. Ab 4:42 spiegelt die Musik den internen Konflikt des Hobbits wieder, sein Hauptthema alterniert zwischen den Beutlin- und Tuk-Variationen und verdeutlicht so den inneren Kampf zwischen Gemütlichkeit und Abenteuerlust. Zumindest hier gibt es allerdings noch keinen Sieger.

Siehe auch:
My Dear Frodo
A Very Respectable Hobbit
The World Is Ahead
An Ancient Enemy

Die Geschichte der Sith Teil 2: Die Regel der Zwei

Im Jahr 1999 kam „Star Wars Episode I: Die dunkle Bedrohung“ in die Kinos. Welche Auswirkungen der Film auf das Franchise hatte, dürfte ja weithin bekannt sein, von hitzigen Kontroversen und abgrundtiefem Hass gar nicht erst zu sprechen, aber darum soll es hier natürlich nicht gehen. Stattdessen beschäftigt sich der zweite Teil dieser Artikelreihe mit dem Einfluss, den Episode I und, in geringerem Maße, auch Episode II und III auf die Sith hatten und der Inkarnation des Ordens, die durch sie geschaffen wurde. Obwohl man als Zuschauer in den Prequels verhältnismäßig wenig über die Dunklen Lords erfährt, war ihr Einfluss doch enorm und prägte die Sith in sämtlichen zukünftigen Inkarnationen.

Die Sith der Prequels

Stilbildende Lords: Darth Sidious, Darth Tyranus, Darth Maul und Darth Vader
Stilbildende Lords: Darth Sidious, Darth Tyranus, Darth Maul und Darth Vader

Wie bereits erwähnt gibt es bezüglich der Sith und ihrer Lehren, ihrer Philosophie und ihrer Geschichte in den Prequels relativ wenig Exposition, aber schon die Art und Weise, wie die Sith in den Prequels dargestellt wurden, war prägend. Die vier Sith-Lords der Prequels, Darth Sidious (Senator/Kanzler/Imperator Palpatine), Darth Maul, Darth Tyranus (Count Dooku) und Darth Vader (Anakin Skywalker), besitzen alle einige Eigenschaften und Design-Elemente, die in der Zwischenzeit als Sith-typisch gelten. Darth Vader besitzt diese natürlich bereits seit seinem ersten Auftritt, allerdings wussten die Autoren und Künstler des EU schlicht nicht, dass diese zur „Standardausrüstung“ der Sith gehören – natürlich ist auch fraglich, inwiefern George Lucas selbst das vor Episode I wusste. Zum Sith-Standard gehören seit „Die dunkle Bedrohung“ unter anderem die Vorliebe für schwarze Kleidung, die rote Lichtschwertklinge und der Darth-Titel. Zu Vergleichsaspekten sollen noch einmal die ersten Sith des EU herangezogen werden: Dunkle Lords wie Naga Sadow oder Ludo Kressh, die nicht nur als Angehörige des Sith-Ordens, sondern auch der Sith-Spezies dargestellt werden, benutzen gar keine Lichtschwerter, sondern traditionelle Klingen, die mit der Macht aufgeladen werden, während Ulic Qel-Droma oder Exar Kun einfach ihre Jedi-Waffen weiterverwenden. Zwar modifiziert Letzterer sein Lichtschwert zur Doppelklinge (eine ähnliche Waffe führt auch Darth Maul), aber diese hat im Comic nach wie vor blaue Klingen. Obwohl die Vader-Assoziation bereits zuvor im EU verwendet wurde (auch der dunkle Jedi Jerec aus „Dark Forces II: Jedi Knight“ trägt schwarz und führt ein Lichtschwert mit roter Klinge), sorgten die Prequels dafür, dass sie zwingend wurde. Und natürlich beantworteten die Prequels so einige Fragen, etwa was es mit Darth Vaders Namen auf sich hat oder ob Palpatine ein Sith oder nur ein dunkler Jedi ist.

Hintergründe
Während mir unreflektiertes Prequel-Bashing inzwischen ziemlich auf die Nerven geht, bin ich trotzdem der letzte, der nicht zugeben würde, dass die Episoden I bis III einige massive Schwächen habe. Eine der größten ist in meinen Augen der Mangel an eigentlich essentieller Information. Beispielsweise weiß jemand, der nur die Filme sieht, schlicht nicht, wofür die Sith eigentlich Rache nehmen wollen. Natürlich kann man sich denken, dass die Dunklen Lords irgendwann besiegt wurden, aber etwas Konkreteres wäre doch brauchbar gewesen. Im Grunde gibt es nur ein kleines Stückchen an Hintergrundinformation: Von Yoda erfährt der geneigte Zuschauer in Episode I, dass es immer nur zwei Sith gibt, nicht mehr und nicht weniger, einen Meister und einen Schüler. Warum das so ist erfährt man allerdings nicht, was ich ziemlich unsinnig finde, denn George Lucas kannte die Antwort auf diese Frage, sie steht im Drehbuch und Terry Brooks hat sie in die Romanadaption des Films integriert – sie hätte aber in den Film selbst gehört.

Darth Bane in „Jedi vs. Sith“

Aus dem Roman erfährt der Interessierte, dass die Sith entstanden, als sich ein Jedi-Ritter etwa 2000 Jahre vor den Filmen vom Orden lossagt, um die Dunkle Seite der Macht zu ergründen, besagter Jedi wird zum ersten Dunklen Lord. Bald schließen sich ihm gleichgesinnte an. Es folgt ein tausendjähriger Krieg, in dem die Sith die Jedi bekämpfen, doch letztendlich unterliegen die Dunklen Lords, nicht zuletzt, weil es so viele von ihnen gibt und sie ständig interne Konflikte austragen. Nur ein einziger Sith überlebt, Darth Bane. Dieser begründet die Regel der Zwei, die besagt, dass es fortan nur noch zwei Sith gibt, einen Meister, der die Macht verkörpert und einen Schüler, der nach ihr strebt. Derweil glauben die Jedi, dass die Sith ausgelöscht sind (was natürlich die Frage aufwirft, woher sie von der Regel der Zwei wissen; das EU musste hier später eine Lösung finden), bis Darth Maul die Bildfläche betritt.

Das geht nun nicht wirklich konform mit dem restlichen EU, in dem die Sith zur Zeit ihrer eigentlichen, von George Lucas ersonnen Entstehung bereits seit mehreren tausend Jahren existieren, weshalb besagter Jedi, der im EU als Phanius (bzw. Darth Ruin) identifiziert wird, die Sith lediglich wiederbelebt und nicht begründet hat.

Der Darth-Titel
Wie vieles andere auch blieb die Bedeutung des Wortes „Darth“ lange Zeit unbekannt. Es ist wohl davon auszugehen, dass es sich zum Zeitpunkt von Episode IV, als es sich bei Anakin Skywalker und Darth Vader tatsächlich noch um zwei unterschiedliche Personen handelte, „nur“ der Vorname von Letzterem war; die Tatsache, dass Obi-Wan ihn nur mit Darth anspricht (etwas, das in Star Wars nie wieder vorkommt), spricht eindeutig dafür. Später, als Anakin und Vader zu einer Figur wurden, erklärte Lucas nie, weshalb er Darth Vader als neuen Namen annahm und was es damit auf sich hatte. Gemeinhin wird angenommen, es handle sich dabei um eine Verballhornung von „dark father“, genauso gut könnte „Vader“ aber auch von „invader“ kommen, eventuell in Kombination mit „dark“ oder einer Mischung der Worte „dark“ und „death“.

Letztendlich wurde die Geschichte des Darth-Titels stets rückwirkend geschrieben. In Episode IV taucht Darth Vader auf, mit Episode I lernen wir, dass Darth der Titel der Sith-Lords ist. Bis etwa 2003 wurde angenommen, dass Darth Bane tatsächlich der Geburtsname besagter Figur war und seine Nachfolger das Darth ihm zu Ehren als Titel annahmen. 2003 erschien dann allerdings das Spiel „Knights of the Old Repulic“, das knapp 4000 Jahre vor den Filmen spielt und in dem die Sith-Lords Darth Revan und Darth Malak auftauchen – dadurch wurde klar, dass auch Bane das Darth lediglich als Titel angenommen hat. Eine Zeit lang waren Revan und Malak die ersten Darths, bis in der KotOR-Comicserie Darth Hayze auftauchte und die Ursprünge des Titels in das alte Sith-Imperium zurückverlegt wurden.

Darüber hinaus wurden auch mehrere Bedeutungen gefunden. Die einfachste ist, dass es sich dabei lediglich um eine Abkürzung handelt, „Dark Lord of the Sith“, für meinen Geschmack ist das aber ein bisschen arg simpel. Besser gefällt mir die Ableitung von Wörtern aus der alten Sprache der Rakata, eines Volkes, das in „Knights of the Old Republic“ vorgestellt wurde und vor der Gründung der alten Republik die Galaxis beherrschte. Entweder leitet sich Darth von „daritha“, Imperator, oder aber von „darr tah“, was sich etwa mit „Triumpf über den Tod“ oder „Eroberung durch Tod“ übersetzen ließe. Da das alte EU nun nicht mehr gilt, stellt sich die Frage, ob es in Disneys Einheitskanon irgendwann eine neue Bedeutung geben wird.

Die Regel der Zwei im EU
Im EU gibt es die Tendenz, die Geschichte von Figuren, die nur kurz in den Filmen auftauchen, oder Dingen, die nur am Rand erwähnt werden, sehr ausführlich zu erzählen. In diesem Zusammenhang verwundert es kaum, dass Darth Bane Protagonist oder wichtige Figur diverser EU-Werke ist. Die ersten beiden erschienen fast zur selben Zeit. Es handelt sich dabei um die Kurzgeschichte „Bane of the Sith“ (Januar 2001) von Kevin J. Anderson und die Miniserie „Jedi vs. Sith“ (April bis September 2001) von Darco Macan (Autor) und Ramón F. Bachs (Zeichner). Da der Comic allerdings vor der Kurzgeschichte spielt, werde ich diesen auch zuerst behandeln.

Darth Zannah
Darth Zannah

„Jedi vs. Sith“ erzählt im Grunde, was Terry Brooks bzw. George Lucas andeuteten und verband das mit der Hintergrundgeschichte von „Dark Forces II: Jedi Knight“. Auf Ruusan stehen sich die Jedi bzw. die Armee des Lichts unter Lord Hoth und die Sith bzw. die Bruderschaft der Dunkelheit unter Lord Kaan zum letzten Gefecht gegenüber. Beide haben Probleme damit, die Moral ihrer Truppen aufrecht zu erhalten, beide sind sich aber auch bewusst, dass die Armee siegen wird, die als Einheit vorgeht. Bei den Jedi ist das noch einfacher, die Sith sind da schwerer zu kontrollieren. Um die ständigen internen Konflikte zu vermeiden, hat Kaan eine Art Demokratie geschaffen; in der Theorie gibt es keinen einzelnen Anführer, alle Dunklen Lords, von denen es einige gibt, sind gleichberechtigt. De facto ist aber natürlich Kaan weiterhin der Anführer. Darth Bane, ein Mitglied der Bruderschaft, hält von dieser Philosophie nicht allzu viel; während Kaan im Verlauf der Geschichte langsam die Hoffnung verliert, schließlich wahnsinnig wird und mithilfe der Gedankenbombe viele Jedi und alle Sith außer Bane auslöscht, kommt Bane auf die Idee mit der Regel der Zwei und macht die junge Waise Zannah, die über eine enorme Machtbegabung verfügt, zu seiner Schülerin.

„Jedi vs. Sith“ beleuchtet zwar auch die andere Seite des Konflikts und zeigt ihn aus der Sicht der Jugendlichen Tomcat, Bug und Rain (bzw. Zannah), ich habe mich hierbei allerdings auf die Sith-Aspekte beschränkt. Erwähnenswert ist noch, dass der Comic eher nach Fantasy als nach Science Fiction aussieht und von Optik und Atmosphäre ein wenig an „Der Herr der Ringe“ erinnert, was insgesamt doch irgendwie seltsam anmutet. Die Verknüpfung der Episode-I-Hintergründe mit Elementen aus „Dark Forces II: Jedi Knight“ ist allerdings in meinen Augen ziemlich gut gelungen, ebenso wie die Charakterisierung Darth Banes.

Darth Cognus
Darth Cognus

„Bane of the Sith“ setzt inhaltlich kurz nach dem Ende von „Jedi vs. Sith“ an und erzählt, wie Darth Bane in den Besitz des Holocrons von Freedon Nadd kommt und dabei in dessen Grab von einer parasitären Lebensform, den Obralisken, befallen wird. Die Geschichte stellt auch Banes Lehrmeister Qordis vor. So verband Anderson Bane nun auch noch mit den bisherigen EU-Sith und den „Tales of the Jedi“.

Comic und Kurzgeschichte entstanden wahrscheinlich ziemlich parallel, es gibt aber einige interessante Diskrepanzen. So taucht Zannah in „Bane of the Sith“ nicht auf und Bane selbst kommt im Grunde in beiden Werken separat auf die Idee, dass es nur zwei Sith geben soll. Diese Diskrepanzen blieben einige Jahre bestehen, in denen es um Darth Bane eher ruhig war. 2006 erschien dann mit „Darth Bane: Path of Destruction“ der Aufktakt zur Darth-Bane-Trilogie von Drew Karpyshyn, die außerdem aus „Darth Bane: Rule of Two“ (2008) und „Darth Bane: Dynasty of Evil“ (2010) besteht.

Darth Tenebrous
Darth Tenebrous

Diese Romane beseitigen nicht nur die Diskrepanzen von „Bane of the Sith“ und „Jedi vs. Sith“, integrieren beide Geschichten und erzählen somit die definitive Geschichte von Darth Bane, sie erweitern diese Epoche auch um viele Details und Hintergründe und schaffen eine Verknüpfung zu „Knight of the Old Repubilc“, bei dem Drew Karpyshyn Lead-Writer war. Als Leser erfährt man so von Banes Geburtsnamen Dessel und seiner Kindheit als Minenarbeiter auf Apatros, gefolgt von seinem Eintritt in die Armee der Sith und die spätere Ausbildung an der Sith-Akademie auf Korriban. Karpyshyn sorgt dafür, dass sich die Regel der Zwei langsam über den Verlauf des ersten Romans aus Banes Frustration mit Kaans Philosophie und der Bruderschaft der Dunkelheit entwickelt. Auch bemüht er sich, das Ganze noch etwas logisch zu unterfüttern, da die Regel der Zwei nicht unbedingt die nachvollziehbarste Doktrin ist. Bane kommt zu dem Schluss (ob Korrekt oder nicht sei dahingestellt), dass die Macht der Dunklen Seite endlich ist und sie somit von vielen Sith-Lords verwässert wird. Zwei sind das nötige Maximum. Dieser Gedankengang wird im „Book of Sith“ noch weitergeführt, dort vergleicht Bane die Dunkle Seite mit Gift, das in Wasser gegeben wird und dadurch an Wirkung verliert.

Nachdem das erste Drittel von „Rule of Two“ inhaltlich mit „Bane of the Sith“ etwa deckungsgleich ist (Ersteres schildert alles natürlich weitaus detaillierter), beschäftigen sich der Rest des Romans und „Dynasty of Evil“ mit dem restlichen Leben Darth Banes, der Ausbildung Darth Zannahs und dem Beginn des „Sith Grand Plan“, also des Plans der Sith zur Auslöschung der Jedi und Eroberung der Galaxis. „Dynasty of Evil“ endet schließlich mit eine Duell zwischen Bane und Zannah (die Regel der Zwei besagt ebenfalls, dass der Schüler den Meister herausfordern muss, um selbst zum Meister zu werden), das Zannah gewinnt, die anschließend die Iktotchi Darth Cognus zu ihrer Schülerin macht.

Darth Plagueis
Darth Plagueis

Der chronologisch nächste Roman, und auch der einzige, der sich noch einmal ausgiebig mit Banes Orden und den Sith beschäftigt, ist James Lucenos „Darth Plagueis“ (Januar 2012). Obwohl zwischen dem Ende von „Dynasty of Evil“ und dem Beginn von „Darth Plagueis“ etwas mehr als 900 Jahre liegen, schließt Lucenos Roman doch thematisch direkt an, denn wir erfahren hier, wie sich der „Sith Grand Plan“ entwickelt hat. Luceno ordnet nicht nur alle Prä-Episode-I-Werke minutiös in diesen Plan ein, er gibt auch knappe Eindrücke von einigen anderen Sith-Lords, die zwischen Bane und Plagueis ihr Unwesen trieben, etwa Plagueis‘ Meister Darth Tenebrous, der zu Beginn des Romans (und in der begleitenden Kurzgeschichte „The Tenebrous Way“ von Matthew Stover, sehr empfehlenswert) auftaucht oder Darth Gravid, einer der wenigen Sith, der zur Hellen Seite zurückkehrte. Insgesamt ist „Darth Plagueis“, mehr noch als die Bane-Trilogie, DER Sith-Roman, er schildert nicht nur das Leben des Titelhelden (nun ja, Titelschurken) und den Werdegang von Darth Sidious, sondern beinhaltet auch eine gewaltige Menge an Sith-Philosophie; es gibt kaum ein umfassenderes Werk zur Dunklen Seite.

Es existieren natürlich noch viele weitere Werke, in denen die Regel der Zwei in irgend einer Form auftaucht und die einen Sith als Titelhelden haben, etwa „Dark Lord: The Rise of Darth Vader“ oder diversen Maul-Romane, aber selten wird sie wirklich thematisiert oder so sehr in den Fokus gestellt wie in den Romanen von Karpyshyn und Luceno.

Zusammenfassung
In der Geschichte der Sith stellen die Prequels wahrscheinlich den größten Meilenstein dar. Zuvor war allein der Name von Vaders Orden lediglich Fans des EU bekannt, die die Episodenromane und/oder die diversen, im letzten Teil dieser Reihe vorgestellten Werke gelesen hatten. Die Episoden I-III definierten die Sith (zwar eher optisch und weniger inhaltlich, aber nichts desto trotz) und machten aus ihnen den Inbegriff des Bösen im Star-Wars-Universum. Alle folgenden EU-Werke bauten weiter auf dieser Grundlage auf. Einige Autoren bemühten sich darüber hinaus, die vielen Lücken, die George Lucas gelassen hatte, zu füllen. Kevin J. Anderson und Darco Macan nahmen es auf sich, von der Entstehung der Regel der Zwei zu erzählen; auf dieser Basis schrieb Drew Karpyshyn dann schließlich seine Darth-Bane-Romane, während James Luceno mit „Darth Plagueis“ das Gedamtbild vermittelte und die Details des Plans der Sith zur Machtübernahme schilderte.

Wichtige Werke:
Anderson, Kevin J: Bane of the Sith (nicht auf Deutsch erschienen)
Brooks, Terry: Die dunkle Bedrohung
Karpyshyn, Drew: Darth Bane: Schöpfer der Dunkelheit
Karpyshyn, Drew: Darth Bane: Die Regel der Zwei
Karpyshyn, Drew: Darth Bane: Dynastie des Bösen
Luceno, James: Dunkler Lord – Der Aufstieg des Darth Vader
Luceno, James: Darth Plagueis
Macan, Darco; Bachs, Ramón F.: Jedi vs. Sith
Stover, Matthew: The Tenebrous Way – Der dunkle Pfad (erschienen im Offiziellen Star Wars Magazin Nr. 67, Oktober 2012)

Siehe auch:
Die Geschichte der Sith Teil 1: Die ersten Lords
Die Geschichte der Sith Teil 3: Lords of the Old Republic