Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs – Live in Concert

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Alle Jahre wieder gibt es HdR Live in Concert – mit „Die Rückkehr des Königs“ ist das nach drei Jahren nun auch schon wieder vorbei. Einerseits ist das natürlich verdammt schade, aber andererseits hatte ich mich schon seit der Live-Aufführung von „Die Gefährten“ insgeheim auf „Die Rückkehr des Königs“ gefreut, denn was musikalische Highlights angeht, ist der dritte Teil der HdR-Trilogie ungeschlagen.

Aber eins nach dem anderen. Nach den Münchner Symphonikern (samt MünchenChor und Wolfratshauser Kinderchor)  und dem The Sound of Hollywood Symphony Orchestra & Chorus spielte dieses Mal das Radio-Sinfonieorchester Pilsen, unterstützt vom Chor der Carls Universität Prag und dem Philharmonischen Kinderchor Prag, Howard Shores Score, während David Reitz dirigierte und Clara Sanabras die Gesangssoli übernahm. Die Vorstellung selbst lief reibungslos ab, es gab lediglich einmal eine kurze Bildstörung, die aber nicht ins Gewicht fiel.

Was ich bereits bei der Aufführung von „Die Gefährten“ und „Die zwei Türme“ schrieb, gilt hier natürlich genauso: Es ist verdammt faszinierend, wenn die mir so vertraute Musik von einem anderen Ensemble gespielt wird, weil man Feinheiten und die Unterschiede bei der Interpretation doch ganz gut heraushört. Das gilt natürlich besonders für die aleatorischen Passagen, etwa in der Szene, in der Pippin in den Palantír blickt. Insgesamt haben es dieses Mal vor allem die großen Pauken und die dunklen Blechbläser so richtig krachen lassen, was ich sehr gelungen fand.

Besonders interessant war, dass an einigen Stellen zusätzliche Musik oder minimale Veränderungen zu hören waren – an manchen Stellen wurden extra für die Live-Aufführung Passagen, die aus der Filmfassung entfernt worden waren, wieder eingefügt, etwa bei Gollums Transformation oder der Minas-Morgul-Szene. Und an einigen Stellen wurde noch zusätzlich der Chor mit einbezogen, etwa beim triumphalen Einsatz des Rückforderung-der-Natur-Themas beim Auszug der Rohirrim aus Edoras – ich kann mich nicht entsinnen, dass es derartige Zusätze auch bei „Die Gefährten“ und „Die zwei Türme“ gab, aber das macht das Ganze natürlich noch spannender.

Die wenigen Kritikpunkte, die ich habe, sind letztendlich kaum der Rede wert: Der Knabensopran war nicht ganz so optimal, wie ich mir das gewünscht hätte und in der Minas-Morgul-Szene war die Rhaita (wenn es denn eine Rhaita war), die die Melodie gespielt hat, zu leise und nicht bösartig genug, während die Begleitung (absteigende Terz) zu laut war. Erfreulicherweise war das Blechbläser-Streicher-Verhältnis besser ausbalanciert als bei „Die zwei Türme“.

Ansonsten war die Aufführung wieder grandios, vor allem die Schlacht am Schwarzen Tor und das Finale am Schicksalsberg waren durch den massiven Choreinsatz kaum zu überbieten.

Insgesamt war das Timing von Orchester, Dirigent und Chören nahezu perfekt; dieser Umstand kann einfach nicht genug gelobt werden.  Gerade, wenn die Musik des HdR live gespielt wird und man merkt, wie punktgenau die Musikeinsätze sind, fällt noch einmal auf, wie perfekt Bild und Musik hier aufeinander abgestimmt sind, und wie genau die Musik auf das Bild, auf Worte, Kamerabewegungen, Action etc. reagiert. Es gibt schlicht nicht viele Filme, die an dieses Niveau überhaupt rankommen. Peter Jackson hat es in den Hobbit-Filmen jedenfalls nicht einmal ansatzweise geschafft, u.a. auch, weil die Zusammenarbeit mit Shore weit weniger eng war, Shore beim zweiten und dritten Film nicht mehr selbst dirigiert und Jackson bis kurz vor Kinostart noch an den Filmen herumgeschnitten hat.

Leider führt die momentane Filmmusik-Tendenz, nicht zuletzt begünstigt durch den Remote-Control-Stil, von dieser perfekten Union von Ton und Bild fort. So gut Regisseure wie Chris Nolan oder David Fincher auch sind, in Bezug auf das Bild-Ton-Verhältnis kommen sie, aufgrund ihrer Vorliebe für „Vorratsmusik“, die sie dann in den Film einfügen, ohne sie minutiös auf die Szenen abzustimmen, nicht einmal in die Nähe der HdR-Trilogie.

Fazit: Der krönende Abschluss: Ich glaube, ich hatte innerhalb von drei Stunden noch nie so viel Gänsehaut auf einmal.

 
Siehe auch:
Der Herr der Ringe: Die Gefährten – Live in Concert
Der Herr der Ringe: Die zwei Türme – Live in Concert