A New Dawn

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Nachdem Disney Lucasfilm erwarb und neue Star-Wars-Filme ankündigte, wurde „A New Dawn“ eine Zeit lang als möglicher Titel für Episode VII gehandelt. Schließlich stellte sich heraus, dass Episode VII zwar anders heißen würde, aber dennoch hatte das Gerücht einen wahren Kern, denn immerhin trägt nun der erste Roman der neuen, von der Lucasfilm Story Group überwachten Einheitskontinuität diesen Titel. Um alten EU-Veteranen den Umstieg so leicht wie möglich zu machen (vielleicht aber auch nur aus praktischen Gründen), wählte man für „A New Dawn“ einen Autoren aus, der bereits einiges zum alten EU beigetragen hatte: John Jackson Miller, bekannt für Comicserien wie „Knights of the Old Republic“ und Romane wie „Kenobi“.
Auch wenn „A New Dawn“, anders als andere, ähnlich gelagerte Titel (etwa die Clone-Wars-Romane von Karen Traviss und Karen Miller), kein „Star Wars Rebels“ im Titel trägt, ist es doch im Grunde ein Begleitbuch zu besagter Animationsserie. Die Handlung spielt acht Jahre nach den Ereignissen von „Die Rache der Sith“ und sechs vor der Pilotfolge von „Rebels“ und thematisiert das erste Treffen von Kanan Jarrus (eigentlich ein ehemaliger Padawan namens Caleb Dume) und Hera Syndulla, der Pilotin der Ghost. Zusammen mit einigen anderen Outlaws stellen sie sich auf Gorse gegen die Mächte des Imperiums, repräsentiert durch den rücksichtslosen Cyborg Vidian.
Während John Jackson Miller als SW-Autor weit weniger produktiv ist als einige seiner Kollegen, so sind seine Werke doch zumeist etwas Besonderes, die sich durch den einen oder anderen Aspekt sehr stark von der Masse der Literatur dieses Franchise abheben. Oftmals arbeitet Jackson entweder mit von ihm kreierten Figuren, die in einer Epoche leben, die bisher noch nicht allzu ausführlich thematisiert wurde („Knights of the Old Republic“, „Knight Errant“) oder mit einem interessanten, bislang einzigartigen Konzept („Kenobi“). Die größte Schwäche von „A New Dawn“ ist, dass leider weder das eine, noch das andere gegeben ist – für einen John-Jackson-Miller-Roman wirkt dieser hier erstaunlich unkreativ, was, zumindest meiner Meinung nach, wohl auch daran liegt, dass dieser Roman von „Rebels“ abhängig ist. Gerade in Bezug auf Kanan und Hera fühlt es sich an, als hätte man Miller Beschränkungen auferlegt und ihm nur ein gewisses Maß an Enthüllung über deren Vergangenheit erlaubt, was wiederum dafür sorgt, dass Miller das Potential der Figuren nicht wirklich ausschöpfen kann. Auch die Nebencharaktere bleiben verhältnismäßig flach. Am interessantesten ist noch der Schurke, Count Vidian, dessen Konzeption an die ursprünglich Version von Darth Vader aus George Lucas‘ ursprünglichen Drehbuchentwürfen der OT erinnert (einer davon wurde unter dem Titel „The Star Wars“ vor einiger Zeit als Comic adaptiert), aber auch hier wäre mehr drin gewesen. Ganz ähnlich verhält es sich auch mit der eigentlichen Handlung und Thematik: Erste Akte der Rebellion, das Hadern eines überlebenden Jedi – all das hatten wir schon im alten EU, und zumeist wurde es dort besser umgesetzt.
Millers Prosastil finde ich persönlich immer ein wenig schwerfällig, bei „Kenobi“ und „Knight Errant“ hat es jeweils eine Weile gebraucht, bis ich so richtig „drin“ war, bei „A New Dawn“ bin ich überhaupt nicht richtig reingekommen, weil Handlung und Figuren es nicht geschafft haben, mich wirklich zu packen.
Letztendlich wirkt „A New Dawn“ wie eine ziemlich uninspirierte Auftragsarbeit. Der Roman ist nicht per se schlecht, sondern eher uninteressant. Gerade von einem Autoren wie Miller hätte ich schlicht mehr erwartet – für ein derartiges Ablegerwerk ist er wohl schlicht auch der falsche, die Erfahrung mit seinen bisherigen Werken hat gezeigt, dass Handlung und Figuren bei ihm „atmen“ können müssen, damit er etwas wirklich gutes produzieren kann.
Fazit: Als erster Roman der neuen Einheitskontinuität ist „A New Dawn“ eher enttäuschend – von John Jackson Miller hätte man mehr erwarten können.

Siehe auch:
Knights of the Old Republic Band I: Verrat
Kenobi
SWR: Spark of Rebellion