Der Start der fünften Staffel von „Game of Thrones“ rückt immer näher und inzwischen hat HBO den ersten langen Trailer veröffentlicht.
Besonders als Buchleser darf man dieses Mal sehr gespannt sein, da die Serie wohl noch weiter von der Vorlage abweicht, sodass es auch für uns Eingeweihte Überraschungen geben dürfte. Ich persönlich hoffe ja, dass die fünfte Staffel wieder besser wird als die eher schwächere vierte, die zwar einige herausragende Folgen hatte (allen voran „The Lion and the Rose“), aber dafür auch einige massiv Probleme bezüglich Struktur, Narrative und Charakteren (Jaime, Cersei). Ich habe prinzipiell nichts gegen Änderungen gegenüber der Vorlage und würde mich auch nicht als Puristen bezeichnen, aber sie sollten schon sinnvoll sein – darum hoffe ich auch, dass Benioff und Weiss nicht noch einmal so etwas machen wie Jon Snows Ausflug zu Craster (völlig sinnlos), die durch die Vergewaltigung ausgelöste Fehlcharakterisierung Jaimes und Cerseis oder das Entschärfen des Tyrion/Tywin-Finales.
Aber nun gut, auf zum eigentlichen Trailer. Was gibt es zu sehen? Viele kurze Blicke auf die Charaktere, etwa Jaime und Cersei, Littlefinger und Sansa oder Tyrion mit Bart. Darüber hinaus gibt es kurze Eindrücke der Messingtiere (Daenerys‘ Miliz in Meereen), der Sandschlangen (Oberyn Martells Bastardtöchter) und der dornischen Schauplätze. Erste Hinweise auf Änderungen der Vorlage sind auch zu sehen: Varys Rolle scheint vergrößert worden zu sein, eventuell sogar zugunsten von Illyrio Mopatis. Ser Jorah ist kurz in einer Arena zu sehen (Meereen?), und wie wir schon von diversen Bildern wissen, begegnen sich er, Tyrion und Daenerys, anders als in „A Dance with Dragons“, wohl bereits, was auch darauf schließen lässt, dass Tyrions Odyssee durch Essos radikal gekürzt wird. Darüber hinaus scheint es noch weitere Scharmützel mit Wildlingen zu geben, wir sehen kurz Arya in Braavos und Lady Olenna taucht wieder auf – definitiv ein Plus. Manche Ausschnitte lassen sich noch nicht eindeutig zuordnen, mehren aber auf jeden Fall die Vorfreude. Hoffen wir auf eine gelungene fünfte Staffel.
Monat: Januar 2015
Aktuell: Noch ein Liebster Award
Robin hat zum Rundumschlag ausgeholt, feiert dabei ihren 200. Beitrag (Glückwunsch), arbeitet diverse Awards ab und hat gleich ihren ganzen Blogroll weiternominiert. Da lasse ich mich natürlich nicht lumpen und beantworte flugs die Fragen.
1. Welche Sache, die es laut “Zurück in die Zukunft 2″ im Jahr 2015 geben sollte, aber leider nicht gibt, vermisst du am meisten?
„Der weiße Hai 19“ in 3D. Nein, natürlich das Hoverboard.
2. Konsole oder PC?
PC. Ich war nie ein Konsolenmensch und habe auch nie eine besessen (obwohl ich als Kind natürlich neidisch auf Freunde mit Playstation oder Nintendo war). In der Zwischenzeit reizen mich Konsolen aber eigentlich nicht mehr.
3. Deine Meinung zu Frottee-Bettwäsche?
Frottee-Bettwäsche ist Ketzerei und eine Erfindung des Teufels. Aus diesem Grund bin ich selbstverständlich ein großer Anhänger.
4. Hattest du schon mal eine Geschäftsidee, die du immer noch erfolgsversprechend findest, aber nie umgesetzt hast?
Nope.
5. Welches Schulfach würdest du abschaffen, wenn du könntest?
Ich fand den Sportunterricht immer fürchterlich unnötig, aber es soll ja Leute geben, die das gern machen.
6. Wenn du in die USA fliegen und dir nur EINE Sache ansehen könntest, was wäre das?
Zählt New York als eine Sache? Wenn nicht mach ichs klischeehaft und nehm die Freiheitsstatue.
7. Was ist bei Pizza deine ZWEITE Wahl?
Das ändert sich je nach dem, worauf ich gerade Lust habe.
8. Dein aktuelles Lieblingslied?
Neodämmerung
9. Kannst du im Stehen deine Zehen erreichen?
Nope.
10. Was ist dein Lieblingsbrettspiel?
Ich hab schon länger kein Brettspiel mehr gespielt. Früher war mein Favorit „Talisman“. Für alle, die das nicht kennen: Dabei handelt es sich um eine stark vereinfachte Brettspielversion von „Dungeons&Dragons“.
Tarkin
Der zweite Roman der neuen SW-Einheitskontinuität wurde mit den vollmundigen Worten angekündigt, dass James Luceno hier mit Wilhuff Tarkin etwas Ähnliches wie mit Darth Plagueis in dessen gleichnamigem Roman anstellen würde – und teilweise stimmt das auch. Nun ist „Darth Plagueis“ einer meiner absoluten SW-Lieblingsromane, weshalb ich auf dieses Werk besonders gespannt war. Und, was soll ich sagen: Ein weiteres Mal weiß Luceno zu überzeugen. „Tarkin“ erreicht zwar keinesfalls die Qualität von „Darth Plagueis“, übertrifft aber „A New Dawn“ ziemlich problemlos, was auch damit zusammenhängt, dass Luceno hier, im Gegensatz zu John Jackson Miller, in seinem Wohlfühlbereich arbeitet.
Der größte Unterschied zu „Darth Plagueis“ ist, dass der eigentliche Plot des Romans nicht viele Jahrzehnte umspannt, sondern relativ wenig Zeit in Anspruch nimmt und insgesamt auch eher von geringerer Bedeutung ist: Tarkin und Vader müssen zusammenarbeiten, um eine Gruppe von Terroristen, die eine Basis des Imperiums angegriffen haben, aufzuspüren und auszulöschen. Worauf es eigentlich ankommt ist die gelungene Charakterisierung der Titelfigur und ihre Interaktionen mit diversen anderen Figuren – und genau hier liegt auch die größte Stärke des Romans. Besonders Tarkins Vergangenheit und seiner komplizierten Beziehung zu Darth Vader wird viel Zeit eingeräumt, wobei Luceno die Dialoge so gelungen gestaltet, dass man dabei in seinem Kopf problemlos die Stimmen von Peter Cushing und James Earl Jones hört. Besonders wirksam sind auch die kleinen Details, die Luceno mit einbaut, um Tarkin plastischer werden zu lassen, etwa die Art und Weise, wie er sich zu Beginn des Romans seine Garderobe zurecht legt.
Ein weiterer Unterschied zu „Darth Plagueis“ ist die schiere „Größe“: Lucenos Sith-Roman machte es sich nicht nur zur Aufgabe, die Lebensgeschichte des titelgebenden DunklenLords zu erzählen, sondern arbeitete so ziemlich jedes Werk des EU, das während des Handlungszeitraums spielt, auf logische Weise in den Masterplan der Sith ein. Auch „Tarkin“ ist um eine größere Darstellung bemüht, zeigt aber weniger Entwicklung (diese ist nur für Tarkin selbst gegeben), sondern bietet eher eine Momentaufnahme des Imperiums im Jahr 14 vor der Schlacht um Yavin. Leider leidet „Tarkin“ an einer Schwäche, die auch „A New Dawn“ plagt, aber bei beiden nicht Werk-immanent ist: Beschränkung. Bei „Tarkin“ ist das weniger offensichtlich, aber dennoch fällt auf, dass die Rückblick an manchen Stellen recht schwammig sind und gewisse Aspekte, die eigentlich hätten angesprochen werden müssen, ausgespart werden, wahrscheinlich, weil die Lucasfilm Storygroup diese noch nicht freigegeben hat.
Dies Schwäche gleicht Luceno allerdings durch ein Vorhaben aus, das zumindest mir verdammt gut gefällt: Der gute James scheint sich vorgenommen zu haben, so viel vom alten EU in die neue Einheitskontinuität zu retten wie nur irgend möglich. Das betrifft Planeten (Murkhana), Personen (Sate Pestage, Armand Isard) und Ereignisse – vor allem solche, die in Lucenos eigenen Romane der Prequel-Ära thematisiert werden. So wird klar, dass sowohl die Handlung von „Schleier der Täuschung“ als auch „Dunkler Lord: Der Aufstieg des Darth Vader“ in groben Zügen in der neuen Kontinuität stattgefunden haben. Und darüber hinaus lässt sich aus Lucenos Charakterisierung von Darth Sidious (und dem Auftauchen des Droiden 11-4D) schließen, dass auch Teile von „Darth Plagueis“ es in den neuen Kanon geschafft haben. Nebenbei, ja, in diesem Roman erfahren wir Palptines Vornamen, er lautet Sheev und stammt wohl direkt von George Lucas. Ich lasse das jetzt einfach mal unkommentiert.
Fazit: Erfreulicherweise ist der zweite Roman der Einheitskontinuität weitaus besser gelungen als der erste. Zwar ist „Tarkin“ kein Meisterwerk wie „Darth Plagueis“, aber doch mehr als solide. Vor allem Fans des Imperiums und des alten EU werden an diesem Roman gefallen finden.
Siehe auch:
A New Dawn
Labyrinth des Bösen
Darth Plagueis
Media Monday 187
1. Spannend wird es doch eigentlich immer erst dann, wenn der Regisseur sein Handwerk versteht und es auch wirklich schafft, Spannung zu erzeugen.
2. Entgegen vorherrschender Meinung finde ich ja, dass die Musik von „Gone Girl“, „The Winter Soldier“ und „Birdman“ richtig mies ist, denn… okay, ich glaube, ich hab schon oft genug darüber geschrieben, ich hör ja schon auf.
3. SuBs oder Stapel ungelesener Bücher sind ja bei Literaturbloggern weit verbreitet. Wie sieht es bei euch aus, ggf. auch mit einem SuF – Stapel ungesehener Filme?
Ein paar stehen da schon im Regal – und dann gibt es da noch die Liste der Filme, die ich zwar nicht habe, aber besitzen (oder ausleihen) und sehen will.
4. Wenn ____ zu Höchstform aufläuft ____ , allerdings sind viele ihrer/seiner Rollen ____ .
Irgendwie fällt mir gerade niemand passendes ein.
5. Ob Flash, Arrow oder Constantine, plötzlich bekommen altbekannte Helden allesamt eine Serie spendiert, wohingegen die Größen des Superhelden-Genres ja auch weiterhin im Kino für Recht und Gesetz kämpfen. Ein begrüßenswerter Trend oder reicht es langsam mit der Verwertung altbekannter Comicstoffe?
Als Superheldenfan freue ich mich prinzipiell, dass es endlich mehr davon auf Leinwand und Bildschirmen zu sehen gibt, allerdings ist die Gefahr der Übersättigung natürlich immer gegeben. Gerade Warner scheint sich bezüglich des Fahrplans für die CD-Helden nicht so ganz einig zu sein und fährt lieber mehrgleisig. Von „Arrow“ war ich ja nicht besonders begeistert, in „Flash“ werde ich mal einen Blick reinwerfen und „Constantine“ interessiert mich auch – Letzterer ist zwar eine DC-Figur, aber nur im aller weitesten Sinne ein Superheld.
6. Und anschließend an die vorherige Frage: welcher (Super)Held eurer Kindheit wurde bisher schmählich vernachlässigt und könnte eine Frischzellenkur vertragen?
Ich würde mich schon freuen, einige der weniger bekannten DC-Helden in einer anständigen Leiwandumsetzung zu sehen – Betonung liegt auf Anständig. Ich bin immer noch dafür, dass Guillermo del Toro sein Justice-League-Dark-Projekt umsetzt – das würde sich dann auch wohltuend vom Rest absetzen. Gebt mir Etrigan, den Spectre, Zatanna und den Phantom Stranger.
7. Zuletzt gesehen habe ich den Anfang von „Die Rückkehr des Königs“ und das war… muss ich diesen Satz wirklich vollenden?
Stück der Woche: Neodämmerung
Ich denke, es ist an der Zeit, eine seit längerem inaktive Artikelreihe wieder aus der Versenkung zu holen, und zwar aus dem simplen Grund, weil ich gerade Lust darauf habe. Im Rahmen dieses Neustarts von „Stück der Woche“ werfe ich gleich mal einen Blick auf Neodämmerung, eines meiner liebsten Stücke Filmmusik überhaupt, und damit auch gleich auf die Musik der Matrix-Trilogie insgesamt.
Das „normale“ Publikum denkt bei den Stichworten „Matrix“ und „Musik“ wahrscheinlich am ehesten an Songs von Linkin Park, Marilyn Mansons oder Rob Dougan – vor allem dessen Clubbed to Death war im ersten Film der Trilogie sehr prominent platziert. Der eigentlich Score (und damit der für mich musikalisch interessante Teil) stammt von Don Davis, der nach dem Ende der Matrix-Trilogie (ohne Frage Davis‘ Opus Magnum) leider in der Versenkung verschwunden ist. Die Songs und der Score sorgen zusammen für eine ziemlich interessantes musikalisches Gesamtpacket – Erstere gehen vor allem in Richtung Hard Rock, Dance und Elektronik, während Letzterer von den Stilmitteln der klassischen Musik des 20. Jahrhunderts geprägt ist. Vor allem Davis‘ Musik zum ersten Teil der Trilogie ist alles andere als angenehm oder leicht zugänglich – im Gegenteil, Davis‘ Kompositionen sind sehr anspruchsvoll und sicher nicht für jederman geeignet. Durch die Verwendung von extrem harschen, sehr komplexen Orchesterklängen, Atonalität und massiven Dissonanzen hat Davis es geschafft, der Matrix-Trilogie einen ziemlich einzigartigen musikalischen Stil zu geben.
Für „The Matrix Reloaded“ entschieden die Wachowskis und Davis, die beiden Teile des Matrix-Sounds enger miteinander zu verbinden, sodass die Techno- und Dance-Elemente nun auch direkt in den Score einflossen – für Stücke wie Burly Brawl oder Mona Lisa Overdrive arbeitete Davis mit Ben Watkins, dem Initiator des Musik Projekts Juno Reactor, zusammen. Gleichzeitig reduzierte er die Atonalität zugunsten längerer, harmonischer Sektionen. Obwohl ich nicht wirklich ein großer Fan der Art von Musik bin, die Ben Watkins macht, ist es erstaunlich, wie gut sein und Davis‘ Stil sich kombinieren lassen.
Auch für „The Matrix Revolutions“ arbeiteten Davis und Watkins an einigen Stücken zusammen, doch das Finale der Trilogie ist viel stärker von Davis als von der Techno/Hard-Rock-Seite des „Matrix-Sounds“ definiert, was sich auch daran zeigt, dass es nur einen Song im Film gibt.
Nun aber zum eigentlichen Sujet dieses Artikels: Neodämmerung (ein Wortspieltitel, das auch gut von Michael Giacchino stammen könnte) untermalt den finalen Kampf von Neo und Agent Smith und bietet auf der musikalischen Ebene das, was „The Matrix Revolutions“ dem Zuschauer auf der Storyebene verwehrt: Eine befriedigende Auflösung und einen grandiosen Höhepunkt. Neodämmerung ist ein sechsminütiges, intensives und treibendes Meisterwerk von einem Actiontrack, voll von kompositorischer Komplexität und einem konstanten Kampf von Tonalität gegen Atonalität. Im Zentrum steht natürlich der massive, auf Sanskrit singende Chor, der diesem Stück geradezu eine religiöse Dimension verleiht. Auch in leitmotivischer Hinsicht wird hier einiges geboten, Davis‘ Motive fließen in das Stück hinein und wieder heraus und vollenden auf spektakuläre Weise die Entwicklung, die in „The Matrix“ begann. Sowohl das Matrix Hauptthema, bestehend aus sich wiederholenden Notenpaaren (taucht zum Beispiel bei auf 1:35) als auch Neos Heldenmotiv (1:42 und 4:04) sind prominent vertreten.
Neodämmerung wird, in einer von Ben Watkins bearbeiteten Version namens Navras, auch während der End Credits von „The Matrix Revolutions“ gespielt allerdings ist Davis‘ Original der von Watkins elektronisch bearbeiteten Version weit überlegen – ein Meisterwerk braucht keine Nachbearbeitung.
A New Dawn
Nachdem Disney Lucasfilm erwarb und neue Star-Wars-Filme ankündigte, wurde „A New Dawn“ eine Zeit lang als möglicher Titel für Episode VII gehandelt. Schließlich stellte sich heraus, dass Episode VII zwar anders heißen würde, aber dennoch hatte das Gerücht einen wahren Kern, denn immerhin trägt nun der erste Roman der neuen, von der Lucasfilm Story Group überwachten Einheitskontinuität diesen Titel. Um alten EU-Veteranen den Umstieg so leicht wie möglich zu machen (vielleicht aber auch nur aus praktischen Gründen), wählte man für „A New Dawn“ einen Autoren aus, der bereits einiges zum alten EU beigetragen hatte: John Jackson Miller, bekannt für Comicserien wie „Knights of the Old Republic“ und Romane wie „Kenobi“.
Auch wenn „A New Dawn“, anders als andere, ähnlich gelagerte Titel (etwa die Clone-Wars-Romane von Karen Traviss und Karen Miller), kein „Star Wars Rebels“ im Titel trägt, ist es doch im Grunde ein Begleitbuch zu besagter Animationsserie. Die Handlung spielt acht Jahre nach den Ereignissen von „Die Rache der Sith“ und sechs vor der Pilotfolge von „Rebels“ und thematisiert das erste Treffen von Kanan Jarrus (eigentlich ein ehemaliger Padawan namens Caleb Dume) und Hera Syndulla, der Pilotin der Ghost. Zusammen mit einigen anderen Outlaws stellen sie sich auf Gorse gegen die Mächte des Imperiums, repräsentiert durch den rücksichtslosen Cyborg Vidian.
Während John Jackson Miller als SW-Autor weit weniger produktiv ist als einige seiner Kollegen, so sind seine Werke doch zumeist etwas Besonderes, die sich durch den einen oder anderen Aspekt sehr stark von der Masse der Literatur dieses Franchise abheben. Oftmals arbeitet Jackson entweder mit von ihm kreierten Figuren, die in einer Epoche leben, die bisher noch nicht allzu ausführlich thematisiert wurde („Knights of the Old Republic“, „Knight Errant“) oder mit einem interessanten, bislang einzigartigen Konzept („Kenobi“). Die größte Schwäche von „A New Dawn“ ist, dass leider weder das eine, noch das andere gegeben ist – für einen John-Jackson-Miller-Roman wirkt dieser hier erstaunlich unkreativ, was, zumindest meiner Meinung nach, wohl auch daran liegt, dass dieser Roman von „Rebels“ abhängig ist. Gerade in Bezug auf Kanan und Hera fühlt es sich an, als hätte man Miller Beschränkungen auferlegt und ihm nur ein gewisses Maß an Enthüllung über deren Vergangenheit erlaubt, was wiederum dafür sorgt, dass Miller das Potential der Figuren nicht wirklich ausschöpfen kann. Auch die Nebencharaktere bleiben verhältnismäßig flach. Am interessantesten ist noch der Schurke, Count Vidian, dessen Konzeption an die ursprünglich Version von Darth Vader aus George Lucas‘ ursprünglichen Drehbuchentwürfen der OT erinnert (einer davon wurde unter dem Titel „The Star Wars“ vor einiger Zeit als Comic adaptiert), aber auch hier wäre mehr drin gewesen. Ganz ähnlich verhält es sich auch mit der eigentlichen Handlung und Thematik: Erste Akte der Rebellion, das Hadern eines überlebenden Jedi – all das hatten wir schon im alten EU, und zumeist wurde es dort besser umgesetzt.
Millers Prosastil finde ich persönlich immer ein wenig schwerfällig, bei „Kenobi“ und „Knight Errant“ hat es jeweils eine Weile gebraucht, bis ich so richtig „drin“ war, bei „A New Dawn“ bin ich überhaupt nicht richtig reingekommen, weil Handlung und Figuren es nicht geschafft haben, mich wirklich zu packen.
Letztendlich wirkt „A New Dawn“ wie eine ziemlich uninspirierte Auftragsarbeit. Der Roman ist nicht per se schlecht, sondern eher uninteressant. Gerade von einem Autoren wie Miller hätte ich schlicht mehr erwartet – für ein derartiges Ablegerwerk ist er wohl schlicht auch der falsche, die Erfahrung mit seinen bisherigen Werken hat gezeigt, dass Handlung und Figuren bei ihm „atmen“ können müssen, damit er etwas wirklich gutes produzieren kann.
Fazit: Als erster Roman der neuen Einheitskontinuität ist „A New Dawn“ eher enttäuschend – von John Jackson Miller hätte man mehr erwarten können.
Siehe auch:
Knights of the Old Republic Band I: Verrat
Kenobi
SWR: Spark of Rebellion
Aktuell: Liebster Award mal 2
In der letzten Woche hatte ich verdammt viel zu tun, weshalb in der Zwischenzeit einiges liegen geblieben ist, darunter auch zwei Nominierungen für den Liebsten Award, eine von der singenden Lehrerin und eine von Friedl von Grimm – herzlichen Dank. Machen wir und gleich einmal an die Beantwortung der Fragen.
Die singende Lehrerin wollte folgendes wissen:
1. Wie viel Zeit verbringst du mit Social Media (Blog, Facebook, Twitter…)? Jetzt mal ehrlich! 😉
Wahrscheinlich zu viel. Ist aber auch von den Umständen abhängig und kann variieren, je nach dem, was anliegt. Wenn es gerade viele Kommentare oder Blog-Artikel gibt, dann kostet das natürlich auch automatisch mehr Zeit.
2. Hast du einen selbst veröffentlichten Artikel, der dir besonders am Herzen liegt? Warum?
Durchaus, vor allem die längeren Artikel, in die ich viel Zeit und Mühe investiert habe, etwa der über Pinhead oder Hedwigs Thema.
3. Würde es dich manchmal interessieren, eine/n befreundete/n Blogger/in live zu treffen? Oder trennst du strikt dein virtuelles und reales Leben?
Ja, scheinen interessante Personen zu sein.
4. Mit welchem Ziel/Wunsch hast du mit dem Bloggen begonnen? Hast du das Ziel erreicht?
Ich wollte über Dinge schreiben, die mich interessieren, und es freut mich natürlich, dass es Leute gibt, die sich für dasselbe interessieren und das dann auch lesen. Insofern habe ich mein Ziel erreicht.
5. In Perfect Sense verliert die Menschheit alle Sinne, es beginnt mit dem Geruchssinn und endet mit dem Sehvermögen. Welcher Sinn ist euch am wichtigsten, welchen würdet ihr bis zuletzt bewahren wollen?
Ich glaube, das Gehör ist mir am wichtigsten, auch, weil ich auf Musik und Stimmen sehr stark anspreche. Aber den Rest würde auch sehr ungern verlieren.
6. Auf Conventions zu gewissen Serien gibt es oft die Möglichkeit, für eine stattliche Summe ein Meet & Greet (30 Minuten, ca. 15-30 Fans) mit einem Schauspieler aus der jeweiligen Serie zu ergattern. Gibt es eine/n Schauspieler/in (oder einen anderen prominenten Menschen), für den/die du JEDE Summe zahlen würdest (alternativ: wo läge die Höchstgrenze?), nur um ihm/ihr einmal eine halbe Stunde ganz nah zu sein (wenn auch nicht ganz allein! ;))? Wenn ja, worüber würdest du mit ihr/ihm reden wollen?
Es gibt niemanden, den ich um jeden Preis treffen wollen würde, aber es gibt einige, die ich bei angemessener Summe treffen wollen würde, etwa Christopher Lee, Ian McKellen, Anthony Hopkins, Eva Green, Charles Dance, Ralph Fiennes oder Helena Bonham Carter, um nur ein paar zu nennen.
7. Magst du offene Enden bei Filmen, Serien, oder Büchern? Warum (nicht)?
Kommt darauf an, ob es passt oder nicht. Manche Geschichten wirken ohne ein richtiges Ende unvollständig, bei anderen dagegen passt es perfekt zu Dramaturgie oder Aussage, wenn sie kein richtiges Ende haben.
8. Schaust du Serien und Filme ausschließlich/meistens/gelegentlich/nie im Original?
Ich schaue meistens im Original, spätestens, wenn es auf DVD/BD zur Verfügung steht. Beim Kino muss ich Kompromisse machen, da es zum einen in meiner Nähe zwar eine englischsprachiges Kino gibt, aber das natürlich viel kleiner ist als die großen Ketten, sodass man nicht immer eine passende Vorstellung findet, und zum anderen mögliche Begleitpersonen die deutsche Fassung vorziehen.
9. Gibt es ein Genre – egal ob Film, Serien, oder Bücher – , um das du einen großen Bogen machst?
Romantische Komödien und das, was man umgangssprachlich als „Schnulze“ bezeichnen würde, tue ich mir selten an, auch wenn es selbst da Ausnahmen geben kann, etwa, wenn ein Schauspieler mitspielt, den ich wirklich gut finde.
10. Hattest du als Kind/Jugendliche einen eigenen Fernseher oder habt ihr als Familie zusammen ferngesehen?
Nein, ich hatte keinen eigenen Fernseher.
11. Wie stehst du zu deutschem Fernsehen?
Deutschen Produktionen kann ich sehr selten etwas abgewinnen, deren Reichweite ist auch zumeist sehr begrenzt.
Friedls Fragen:
1. Liam oder Noel Gallagher?
Ich habe mich mit beiden Herren nicht genug beschäftigt (und mit „nicht genug“ meine ich „gar nicht“), um eine Wahl treffen zu können. Das kommt halt davon, wenn man fast ausschließlich orchestrale Musik hört.
2. Was trauen die meisten Menschen dir nicht zu?
Fiese Gemeinheiten. Was ich irgendwann einmal gnadenlos zu meinem Vorteil ausnutzen werde. Har, har.
3. Wie gut ist deine Körperwahrnehmung?
Meistens recht gut, hin und wieder allerdings auch etwas fehlerhaft.
4. Hast du Allergien?
Heuschnupfen. Ich weiß nicht genau, gegen was ich da allergisch bin, sollte es vielleicht irgendwann mal in Erfahrung bringen.
5. Joy Division oder New Order?
Siehe meine Antwort auf Frage 1.
6. Hast du manchmal die Angst, dass dein Blog zu viel preisgibt?
Hin und wieder, wobei ich ja eigentlich selten über wirklich persönliche Ereignisse oder ähnlich schreibe, wenn man von meiner persönlich Meinung zu diversen Medien absieht.
7. Wie stehst du zur Einsamkeit?
Fühle wir uns nicht alle hin und wieder einsam?
8. Inspizierst du beim Fragen entwickeln auch immer den gesamten Raum und hoffst auf schreibbare Assoziationen?
Ja, das beschreibt den Fragefindungsprozess ziemlich gut.
9. Hast du Idole?
Einige. J. R. R. Tolkien, George R. R. Martin, Neil Gaiman, Matthew Stover, Walter Moers.
10. Die Ärzte oder die anderen, die nicht heilig sind und jetzt einen auf Schlagerrock machen (Die toten Hosen)?
Sie meine Antwort auf Frage 1.
11. Womit kann man dich wirklich auf die Palme bringen?
Pauschalisierung, dem Satz „xyz ist das wasauchimmer aller Zeiten“ und noch so ein paar andere Kleinigkeiten.
Nun wäre eigentlich gefordert, dass ich mir nun meinerseits elf Fragen ausdenke, aber da ohnehin schon so ziemlich jeder Blog diese Fragen (oft mehrfach) bekommen hat und ich momentan fürchterlich unkreativ bin, spare ich mir das ausnahmsweise mal.
Media Monday 186
I am Groot.
1. John Williams ist ja mittlerweile echt in die Jahre gekommen, dennoch werde ich nicht müde, ihn zu bewundern. Wer mit 80 noch einen Score wie „Tim und Struppi“ raushaut, ist wirklich ein Meister seines Fachs.
2. Die Oscar-Nominierungen sind da! Thema oder eher nicht und wieso? Seid ihr, so es euch denn interessiert, zufrieden oder könnt ihr euch gar nicht mit den Nominierungen anfreunden?
Ich denke, „Grand Budapest Hotel“ hat auf jeden Fall sämtliche Nominierungen verdient.
3. Star Wars oder Star Trek und warum?
Ich mag zwar auch Star Trek, dafür hat es allerdings viele Jahre und einen Reboot gebraucht. Von Star Wars war ich sofort fasziniert, beeindruckt etc., eine Franchise-Liebe, die in über 15 Jahren kein bisschen nachgelassen hat,
4. Größter Fehlgriff in den letzten Monaten war für mich ____ .
Fällt mir gerade keiner ein.
5. Eine regelrecht tragische Figur, die vor allem vom Talent ihres Darstellers lebt ist Thorin Eichenschild (Richard Armitage).
6. Die dämlichste Plattitüde: Etwas ist das erfolgreichste, beste, wasauchimmer Etwas aller Zeiten. Ich hasse diesen Ausspruch, weil alle Zeiten nun einmal auch die Zukunft mit einbezieht, und keiner von uns kann in die Zukunft sehen, ergo weiß auch niemand, ob nicht noch ein erfolgreicherer Film kommt. Und dann auch noch Sätze wie: „Avatar“ ist momentan der erfolgreichste Film aller Zeiten, davor war es „Titanic“ – völlig widersinnig. Aber „der erfolgreichste Film bisher“ klingt einfach nicht so schön reißerisch (wäre aber passend).
7. Zuletzt gesehen habe ich „Der Herr der Ringe: Die zwei Türme“ und das war grandios, weil, nun das erübrigt sich wohl.
Media Monday 185
Do not come between a Media Monday and his prey!
1. Das neue Jahr fing ja schon mal gut (alternativ: schlecht) an in punkto Medien, schließlich ____ .
Eigentlich weder noch, es fing normal an.
2. Til Schweiger hat zwar nur immer ein und denselben Gesichtsausdruck im Repertoire, aber – nö, eigentlich kein aber.
3. Keine zwei Stunden, nachdem dieser Media Monday online gegangen ist, beginnen die Golden Globe Verleihungen. Spannend, uninteressant, schlicht egal? Wie ist deine Meinung zu derartigen bzw. speziell dieser Veranstaltung(en)?
Interessiert mich ehrlich gesagt nicht so wirklich. Die Oscar-Verleihung schaue ich mir meistens noch an (wenn auch nicht live), weils doch hin und wieder ganz amüsant ist, damit ist mein Bedarf an Derartigem allerdings bis zur nächsten gedeckt.
4. Ein Buch oder Film, das oder den ich nicht bis zum Ende durchgehalten habe, war Emmerichs „2012“. Ich fand den gesamten Film derartig vorhersehbar, dass ich korrekt geraten habe, welche Dialogzeile als nächstes kommt.
5. Christoph Waltz ist sicherlich prädestiniert, den Bösewicht zu spielen, schließlich wird er, mit wenigen Ausnahmen, seit „Inglourious Basterds“ fast ausschließlich als Schurke besetzt, u.a. auch im nächsten Bond-Film.
6. Wenn ____ nicht ihren/seinen großen Durchbruch feiert, dann weiß ich auch nicht, denn ____ .
Hmm, mir fällt leider gerade niemand ein.
7. Zuletzt gelesen habe ich „Der Comic: Geschichte, Stile, Künstler“ und das war eine schöne Überblicksdarstellung.
Das Soundtrack-Jahr 2014
Neujahr ist die Zeit der Bestenlisten und Rückblicke, einem Trend, dem auch ich mich dieses Jahr unterwerfe. Und da ich mich bei Filmen und Serien immer sehr schwer tue, diese in eine Reihenfolge zu packen, mache ich stattdessen einen Rückblick auf das Soundtrack-Jahr 2014. Ein weiterer Grund hierfür ist auch, dass ich über die meisten Filme, die eine derartige Liste füllen würden, ohnehin schon geschrieben habe, es wäre also lediglich noch einmal eine wiederholende Zusammenfassung des ohnehin bereits Geschriebenen und eine Einordnung in eine Reihenfolge. Über die meisten Soundtracks dieser Liste dagegen habe ich bisher noch wenig bis gar nichts geschrieben, höchstens mal eine knappe Erwähnung in der zugehörigen Filmkritik oder im Media Monday. Es ist übrigens volle Absicht, dass der Titel dieses Artikels „Rückblick auf das Soundtrack-Jahr“ und nicht „Rückblick auf das Filmmusikjahr“ heißt, denn bei zwei Einträgen handelt es sich in der Tat nicht um Filmmusik.
Gerade für 2014 bietet sich dieser Artikel an, da ich einerseits meinen Konsum in dieser Hinsicht stark erhöht habe (u.a. auch durch Spotify), und 2014, zumindest in meinen Augen, ein sehr viel stärkeres Soundtrack-Jahr als 2013 ist. Vielleicht nehme ich es nur so wahr, aber mir scheint, dass die individuellen Stimmen der Komponisten im vergangenen Jahr wieder weitaus stärker präsent waren, als dies 2013 der Fall war, wo der Remote-Control-Sound extrem dominant war.
Der folgende Artikel teilt sich in eine Worst-of- und eine Best-of-Liste des Jahres, da ich in dieser Hinsicht grundsätzlich aber lieber lobe als tadle, hat die Worst-of-Liste nur fünf Einträge, die willkürlich angeordnet sind, während es sich bei der Best-of-Liste um eine klassische Top 10 mit fester Reihenfolge handelt.
Trotz meines erhöhten Konsums bin ich leider weit davon entfernt, alle Neuerscheinungen des Jahres 2014 gehört oder mich intensiver mit allen beschäftigt zu haben, die mich interessieren, die mit Aufmerksamkeit bedacht wurden oder als Geheimtipp gehandelt wurden.
Nun noch ein paar Worte zur Konzeption: Selbstverständlich ist dies eine rein subjektive Auflistung, die nur meine persönliche Meinung und meine Ansichten, was gute Filmmusik ausmacht, wiederspiegelt. Um auf der Bestenliste zu landen, muss die Musik über das bloße „Funktionieren“ im Film hinausgehen, sie muss mich emotional und/oder intellektuell beschäftigen und dafür sorgen, dass ich sie immer wieder hören und mich eingehender mit ihr auseinandersetzen möchte. Auch spielt die Qualität des zugehörigen Films letztendlich keine Rolle, wie sich sowohl bei der Best-of- als auch bei der Worst-of-Liste mehrfach zeigen wird.
Worst of 2014
RoboCop (Pedro Bromfman)
Ein Score wie dieser macht mich meistens ziemlich traurig. Sowohl José Padilha, der Regisseur des RoboCop-Remakes, als auch Pedro Bromfman, der Komponist seiner Wahl, sind Hollywood-Newcomer. Gerade, was Komponisten angeht, tut frisches Blut aus anderen Erdteilen meistens ziemlich gut, um andere Stile und Musiktraditionen einzubringen. Bromfmans Hollywood-Debüt ist leider ein Griff ins Klo, wobei ich allerdings nicht sagen kann, ob man Bromfman wirklich die Schuld daran geben kann, oder ob sie bei Padilha oder dem Studio zu suchen ist. Der Score besteht aus typischem, Remote-Control-inspiriertem, Gedröhne, das Orchester wird von viel Elektronik und künstlichen Percussions verzerrt und die Musik hat praktisch keinerlei Substanz. Es gibt genau einen Moment, der aus der Masse des uninspirierten Underscorings hervorsticht. Bei diesem handelt es sich um das 50 Sekunden andauernde Stück Title Card, in welchem Bromfman Basil Poledouris‘ klassischen RoboCop-Marsch zitiert. Trotz der grauslichen Modernisierung mittels synthetischer Drumpads ist es das einzige Stück des Scores, das Persönlichkeit hat. Ich hatte nun nicht erwartet, dass für das Remake ein Score in Poledouris‘ Stil komponiert wird, oder dass sein Thema groß Verwendung findet, aber ist es zu viel verlangt, wenn man ein wenig Substanz und Eigenständigkeit will? Poledouris‘ Musik zu „RoboCop“ ist nun wirklich nicht sein bestes Werk (gerade, wenn man es mit „Conan der Barbar“ vergleicht), und inzwischen wirkt vor allem die Elektronik, die er einsetzte, um RoboCops mechanische Seite in der Musik darzustellen, veraltet, aber dennoch lässt sich nicht leugnen, dass genau DIESER Score zu DIESEM Film gehört. Bromfmans Musik dagegen passt zu jedem stereotypsichen Actionstreifen der letzten Jahre.
Captain America: The Winter Soldier (Henry Jackman)
Ich kann immer noch nicht verstehen, aus welchem Grund viele Filmkritiker gerade diesen Score lobten. Um mich einmal selbst zu zitieren: „Im Großen und Ganzen besteht dieser Soundtrack aus drei Bestandteilen: Typische RCP Actionmusik, die stark an Zimmers Dark-Knight-Trilogie erinnert (mit anderen Worten: Viel Wummern und Dröhnen), einige ruhigere und/oder heroische Momente, die wie eine verwässerte Version des Silvestri-Sounds klingen, und dazwischen einiges an völlig unhörbarem Schurkenmaterial.“
Jackmans Musik zu „The Winter Soldier“ mag im Kontext des Films noch halbwegs akzeptabel funktionieren, aber mal ehrlich, das ist die Mindestanforderung, die ich an einen Score habe. Darüber hinaus leistet dieser Soundtrack im Grunde kaum etwas, er ist ein stereotypes Produkt seiner Zeit – nicht ganz so schlimme wie „RoboCop“, da es immerhin einige Themen gibt, aber das ist trotzdem nicht gerade ein Lob. Besonders schade daran ist, dass Alan Silvestri Captain America eine ziemlich klare Identität verliehen hat, die gut in einer etwas modernisierten Version in diesem Film funktioniert hätte.
Gone Girl (Trent Reznor, Atticus Ross)
Ich habe „Gone Girl“ noch nicht gesehen, deswegen weiß ich nicht, wie die dritte Kollaboration von David Fincher und dem Duo Trent Reznor/Atticus Ross im Film wirkt, was ich auf dem Album gehört habe, hat mich allerdings alles andere als vom Hocker gerissen. Zugegeben, nach „Verblendung“ (in meinen Augen nach wie vor einer der schlechtesten Soundtracks überhaupt) hatte ich auch nicht allzu viel erwartet. Wahrscheinlich hätte ich mir die Musik von „Gone Girl“ nicht einmal angehört, hätte das Komponistenduo nicht in einem Interview, über das ich zufällig gestolpert bin, ausgesagt, dass sie in „Gone Girl“ zum ersten Mal ein richtiges Orchester verwendet hätten. Das hat mich zumindest neugierig gemacht. Leider lag ich mit meiner Voreinschätzung richtig: Das Orchester macht im Grunde keinen Unterschied, weil es so sehr mit Elektronik und Synth-Klängen verfremdet wurde, dass man es auch gleich hätte weglassen können. Ansonsten gilt im Grunde dasselbe, was ich auch schon bei „Verblendung“ geschrieben habe, auch wenn „Gone Girl“ nicht ganz so sehr an den Nerven zehrt. Soweit ich das sagen kann, sind die einzelnen Stücke untereinander fast völlig austauschbar und kaum mehr als langweiliges, uninspiriertes Ambience-Gedröhne, mehr Soundeffekte den wirkliche Musik. Einer der Tracks auf dem Album trägt sogar den Namen Background Noise – besser lässt sich dieser Score nicht beschreiben. Zugegeben, es gibt schon ein paar Stücke, die über gleichförmiges Dröhnen hinausgehen, aber auch diese bieten kaum mehr langweilige Minimalkonstrukte, die keinerlei Emotionen vermitteln, von Persönlichkeit oder einer Narrative ganz zu schweigen.
Birdman (Antonio Sánchez)
Hier gilt dasselbe wie bei „Gone Girl“, ich habe den Film noch nicht gesehen (hierzulande startet er auch erst im Februar) – vielleicht würde sich meine Meinung also durch eine Filmsichtung ändern; sollte dies der Fall sein, werde ich das selbstverständlich in der einen oder anderen Form korrigieren. Ich bezweifle es allerdings.
Anders als bei „Gone Girl“ hatte ich allerdings keine Ahnung, was man sich unter dem Score vorzustellen hat. Ich hatte lediglich etwas über den Film gelesen, was natürlich mein Interesse geweckt hat: Michael Keaton spielt einen Darsteller, der früher für ein Superheldenrolle bekannt war und nun versucht, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen – als Fan von Tim Burtons Batman-Filmen klang „Birdman“ für mich nach etwas, das höchst amüsant sein könnte. Als ich den kompletten Soundtrack auf Youtube entdeckte, habe ich spaßeshalber einfach reingehört, in der Hoffnung, die Musik würde in irgendeiner Form auf Danny Elfmans Batman-Thema verweisen. Nicht nur tut sie das nicht, sie besteht ausschließlich aus Percussions. Wie ich später in Erfahrung brachte, wurde dem Komponisten Antonio Sánchez, der als einer der weltbesten Jazz-Schlagzeuger gilt, im Grunde lediglich der Film gezeigt und dieser improvisierte auf seinem Schlagzeug dazu, und fertig. Auch habe ich in Erfahrung gebracht, dass die Musik des Films nicht ausschließlich aus Sánchez‘ Getrommel besteht, sondern dass einige klassische Stücke, unter anderem von Mahler, Tchaikovsky und Ravel, Verwendung finden. Ich bezweifle nicht, dass Sánchez ein ausgezeichneter Schlagzeuger ist und dass in dem, was er hier „komponiert“ hat, viel Kreativität steckt, allerdings besteht im Grunde dasselbe Problem wie bei „Verblendung“: Die einzelnen Stücke sind untereinander vollkommen austauschbar und sagen absolut nichts aus. Hier gibt es nichts zu analysieren, keine umfassende Narrative, keine Besonderheiten, gar nichts. Nur jemand, der 30 Minuten lang Schlagzeug spielt. Für mich funktioniert das als Film-Score schlicht nicht.
X-Men: Days of Future Past (John Ottman)
John Ottmans Musik zu „Days of Future Past“ ist zwar nicht der schlechteste Score dieser Liste (rein handwerklich betrachtet wohl sogar der beste), aber der, der mich mit Abstand am meisten enttäuscht hat. Von Jackman und Reznor/Ross habe ich mehr oder weniger das erwartet, was sie abgeliefert haben, während ich bei Sánchez und Bromfman überhaupt keine Erwartungen hatte, da ich sie nicht kannte. Von Ottman dagegen habe ich mir mehr versprochen. Der Score von „Days of Future Past“ klingt nämlich so, als habe Henry Jackman oder Ramin Djawadi ihn komponiert, aber nicht Ottman, denn im Grunde ist die Musik, abseits der Stücke The Future – Main Titles und Welcome Back – End Titles, welche beide Ottmans Thema aus „X2: X-Men United“ beinhalten, eine Mischung aus „The Dark Knight“, „Pacific Rim“, „Inception“ und „X-Men: First Class“ (allerdings ohne dessen Unterhaltungswert). Von Ottmans eigenem Stil ist im Grunde kaum etwas übrig geblieben. Wie „The Winter Soldier“ erfüllt auch „Days of Future Past“ die Mindestanforderung des „halbwegs im Film funktionierens“, aber für einen wirklich guten Score reicht das einfach nicht.
Best of 2014
10. Guardians of the Galaxy (Tyler Bates)
Zugegebenermaßen gibt es mit Sicherheit einige 2014-Scores, die diesen Platz eher verdient hätten als „Guardians of the Galaxy“. Bates hat den Zuschlag vor allem deshalb bekommen, weil er es endlich geschafft hat, einen Soundtrack zu komponieren, der mir gefallen hat – sein bisheriger Output war bisher ziemlich schwach. „Guardians of the Galaxy“ mag kein Meisterwerk sein, dafür aber Bates‘ bislang bester und dazu auch ein extrem unterhaltsamer Score.
Interessanterweise ähnelt die grundsätzliche musikalische Konzipierung von „Guardians of the Galaxy“ der von Zack Snyders „Watchmen“, dessen Score ebenfalls von Bates komponiert wurde. In beiden Fällen wird der Film vor allem von der Song-Auswahl dominiert, und die Songs sind es auch, an die sich die meisten Filmzuschauer erinnern, sodass die restliche Musik etwas untergeht. Bates‘ Arbeit für „Watchmen“ ist allerdings uninspiriert, dröge, langweilig und wird in keiner Minute den Ansprüchen von Alan Moores komplexer Story gerecht.
Für „Guardians“ orientierte sich Bates stilistisch stark an Brian Tyler, sodass sich der Score sehr gut ins musikalische Gefüge des Marvel Cinematic Universe einfügt. Während das Schurkenmaterial eher zu wünschen übrig lässt und das Action-Material solide, aber nicht ganz so gelungen ist wie das von Brian Tylers „Teenage Mutant Ninja Turtles“, einem sehr ähnlich gelagerten Score, ist es vor allem das Hauptthema, das natürlich für die Guardians als Gruppe steht, das zu überzeugen weiß. Es mag nicht das originellste sein, geht aber gut ins Ohr, ist markant, passt perfekt und wird von Bates auch gut eingesetzt. Exemplarisch sei hier das Stück The Kyln Escape genannt, in welchem das Thema langsam fragmentarisch aufgebaut wird, bis es am Ende schließlich vollständig erklingt. Somit ist „Guardians of the Galaxy“ ein höchst unterhaltsamer Superhelden/Sci-Fi-Score, nicht mehr aber auch nicht weniger – und für Tyler Bates ist das schon eine ganze Menge.
9. Mockingjay Teil 1 (James Newton Howard)
Von James Newton Howards bisherigen beiden Hunger-Games-Scores war ich nicht sonderlich begeistert. Sie waren grundsätzlich funktional, aber kaum mehr, geprägt vom Minimalismus, der auch die letzten paar Jahre in Howards Schaffen dominierte, und dem Mangel an einer starken Identität – das einprägsamste Stücke war die von Arcade Fire komponierte Panem-Hymne Horn of Plenty. Der Score zum dritten Hunger-Games-Film bedient sich zwar derselben Grundzutaten und Motive, Howard schöpft dieses Mal allerdings, ähnlich wie Hans Zimmer es bei „Pirates of the Caribbean: At World’s End“ tat, das volle Potential aus. Man ist fast geneigt, „Mockingjay Teil 1“ als stilistischen Hybriden aus den bisherigen beiden Soundtracks der Filmreihe und „Maleficent“ zu sehen. Die Musik ist weitaus emotionaler und klingt, in Ermangelung eines besseren Wortes, „voller“. Gerade in den intensiven Actionstücken wie Air Raid Drill wird deutlich, um wie viel komplexer und besser orchestriert dieser Score ist.
Ironischerweise wurde auch dieses Mal das Highlight nicht von Howard selbst komponiert, sondern stammt von Wesley Schultz und Jeremiah Fraites. Es handelt sich dabei um das von Jennifer Lawrence gesungene Lied The Hanging Tree, das auf gewisse Weise als Rebellen-Gegenstück zu Horn of Plenty fungiert. Nun, immerhin stammt die orchestrale zweite Hälfte von Howard. Dieses Lied stellt den emotionalen Kern des Scores dar und ist schlicht grandios, beginnend mit Jennifer Lawrence Einzelstimme, die nach und nach von Chor und Orchester unterstützte wird, bis das Stück in einen fulminanten Höhepunkt endet.
8. World of WarCraft: Warlords of Draenor (Russel Brower u.a.)
Obwohl ich nie in meinem Leben „World of WarCraft“ (wohl aber „WarCraft III“) gespielt habe, habe ich eine ziemlich Schwäche für die Musik dieses MMORPGs, besonders, da diese mit jedem weiteren Expansion-Set besser zu werden scheint. So bestand die Musik Hauptspiels (zumindest das, was auf dem Album zu hören war) noch in erster Linie aus ziemlich langweiligen Ambience-Stücken, zusätzlich zu einigen der Bombast-Themen, die den eigentlichen Charme der Musik dieses Franchise ausmachen – leider war alles noch gesamplt und klang ziemlich synthetisch. Spätestens ab „Wrath of the Lich-King“ verwendete Blizzard allerdings ein echtes Orchester und sorgte dafür, dass die Musik interessant und abwechslungsreich war – besonders „Mists of Pandaria“ besticht durch eine gelungene Mischung aus fernöstlichen Klangfarben und dem typischen WarCraft-Bombast. „Warlords of Draenor“ hat zwar keine so interessante Mischung anzubieten, fährt aber ansonsten beeindruckende Klänge auf. Da die Orks im Zentrum stehen, ist die Musik rechtschaffen martialisch und wird dominiert von tiefen Männerchören und donnernden Percussions. Aber auch die anderen Aspekte, die die Musik von Azeroth ausmachen, die Mystik und Abenteuerromantik, sind ausreichend vorhanden. Darüber hinaus gibt es auch einige sehr schöne thematische Momente, etwa wenn am Ende von Siege of Worlds das klassische WarCraft-III-Thema in all seiner Pracht erklingt.
Da ich WoW nicht spiele, kann ich natürlich nicht sagen, wie die Musik im Spiel selbst verarbeitet ist, aber das, was auf dem Album zu hören ist, ist mehr als befriedigend und hat keinen Grund, sich vor der restlichen Musik des Franchise zu verstecken, im Gegenteil.
7. Exodus: Götter und Könige (Alberto Iglesias, Federico Jusid, Harry Gregson-Williams)
Ridley Scott und seine Komponisten sind so ein Thema. Nicht nur wechselt er alle paar Jahre seinen Stammkomponisten, er ist auch dafür bekannt, die Scores in seinen Filmen zu verhackstücken und zum Teil durch bereits existierende Musik zu ersetzen, so geschehen etwa bei „Alien“ und „Königreich der Himmel“. Auch beim Score von Scotts aktuellem Historienepos, „Exodus: Götter und Könige“, ist die Ausgangslage ein wenig verworren. Für seine Bibeladaption wählte er weder Marc Streitenfeld („Robin Hood“, „Prometheus“) noch Daniel Pemberton („The Counsellor“), die seine letzten Filme vertonten, sondern den spanischen Komponisten Alberto Iglesias, der bislang weniger große, bombastische Historienfilme, sondern viel mehr subtile Dramen wie „Dame, König, As, Spion“ und „Drachenläufer“ vertonte. Allerdings scheint Scott irgendwie nicht so ganz mit Iglesias‘ Arbeit zufrieden gewesen zu sein, denn er heuerte noch zwei weitere Komponisten an, die zusätzliche Musik beisteuerten: Federico Jusid und Harry Gregson-Williams – Letzterer arbeitete mit Scott an „Königreich der Himmel“ und lieferte bereits zusätzliche Musik für „Prometheus“. Zumindest mir stellt sich da die Frage, warum Scott nicht einfach ein weiteres Mal Gregson-Williams anheuert, aber wie dem auch sei, die gute Nachricht ist auf jeden Fall: Trotz der drei Komponisten ist „Exodus“ ein hervorragender Score geworden, der nicht zersplittert sondern, im Gegenteil, wie ein gelungenes Ganzes wirkt. Viele befürchteten, Iglesias könne einen ähnlichen Weg einschlagen wie Javier Navarette mit „Zorn der Titanen“ oder Fernando Velázquez mit „Hercules“ – in beiden Fällen adaptierten die Komponisten in großem Umfang Remote-Control-Stilmittel, sodass ihre eigene Stimme kaum noch erkennbar war. „Exodus“ ist zwar zweifelsohne ein Score des 21. Jahrhunderts, inklusiver einiger moderner Passagen, es handelt sich aber keinesfalls um eine plumpe Hans-Zimmer-Stiladaption, im Gegenteil – schon allein die komplexe Orchesterarbeit findet man bei Remote-Control-Komponisten selten. Zwar sind gewisse Parallelen zu „Der Prinz von Ägypten“, „Königreich der Himmel“, „Prince of Persia“, aber auch „Ben Hur“ und „Die zehn Gebote“ nicht zu leugnen, aber dennoch etabliert „Exodus“ seinen eigenen Sound.
Die erste Hälfte ist weniger von Themen als von gelungenen atmosphärischen Texturen und ethnischer Instrumentierung geprägt, das Hauptthema, das für Moses als Botschafter Gottes steht, wird erst nach gut der Hälfte des Scores zum bestimmenden Faktor. Dafür ist es in der zweiten Hälfte, ab Exodus, wo es zum ersten Mal vollständig erklingt, sehr dominant. Vor allem gegen Ende, etwa in Stücken wie Hail, The Chariots oder Tsunami, entfesseln Iglesias, Jusid und Gregson-Williams eine geballte orchestrale und Chorale Macht wahrhaft biblischen Ausmaßes.
6. Grand Budapest Hotel (Alexandre Desplat)
Alexandre Desplat hat 2014 einmal mehr bewiesen, dass er einer der talentiertesten und vielseitigsten Komponisten ist, die gegenwärtig in Hollywood arbeiten – und diese Aussage tätige ich, obwohl ich bisher nur drei der fünf Desplat-Scores von 2014 gehört habe, denn schon allein diese drei zeigen, wie vielseitig der Franzose doch ist.
Seine Musik für Wes Andersons grandiose, völlig abgedrehte und einzigartige Komödie lässt sich am besten mit einem Wort beschreiben, für das ich leider gerade kein passendes deutsches Äquivalent zur Hand habe: Quirky.
Als fiktives mittel- oder osteuropäisches Land, das Merkmale verschiedener echter Länder dieser Region in sich vereint, bekommt Zubrovka auch eine passende musikalische Identität mit einer speziellen Instrumentierung, die durch den Einsatz von Instrumenten wie der Zither, der Balalaika, dem Cimbalom, der Kirchenorgel oder dem Alphorn genau diesen Mischungscharakter ausdrückt. „Grand Budapest Hotel“ ist zwar sofort als Desplat-Score zu erkennen, hat aber durch die Instrumentierung und auch die Art, wie diese Instrumente gespielt werden (beständige Percussions, außerdem wird viel gezupft und angeschlagen) gleichzeitig einen sehr distinktiven und unverwechselbaren Charakter. Meisterhaft schafft es Desplat, die eigentümliche, komödiantische Stilistik, die er für diesen Score gewählt hat, den Bedürfnissen der Handlung anzupassen, sodass er ihr immer treu bleibt, es ihm aber trotzdem gelingt, auch die dramatischeren Momente einwandfrei zu untermalen.
Das Hauptthema des Films gilt Zéro Moustafa und ist eine starke, eingängige und wandelbare Identität, die im Verlauf in einer Vielzahl von Gestalten immer wieder auftaucht und den Charakter des Films und der Figur optimal wiederspiegelt.
5. Penny Dreadful (Abel Korzeniowski)
2013 tauchte Abel Korzeniowskis Score zu einer Neuverfilmung von „Romeo und Julia“ mehr oder weniger aus dem Nichts auf und landete prompt an der Spitze vieler Jahresbestenlisten anerkannter Filmmusikkritiker. Und während auch ich Korzeniowskis schöne und romantische Vertonung des nur allzu bekannten Shakespeare-Stückes ziemlich gelungen finde, ist sie doch in meinen Augen ein wenig überbewertet. In der Tat liegt mir seine Musik zu „Penny Dreadful“ weitaus mehr, was auch mit der Thematik zusammenhängen mag. So ist „Penny Dreadful“ eine Horrorserie, die sich der Figuren, Atmosphäre und Ereignisse der viktorianischen Schauerliteratur bedient und diese zusammenbringt. Und genau danach klingt auch die Musik. Korzeniowski Ansatz ist dabei weniger leitmotivisch (was ich ein wenig schade finde) als viel mehr atmosphärisch, aber meine Güte, was für eine Atmosphäre der polnische Komponist etabliert. Ich liebe üppige, düstere und großorchestrale Gothic-Horror-Musik, und „Penny Dreadful“ gehört zu den besten. Korzeniowski arbeitet mit derselben Präzision und demselben Gespür für Melodie wie bei „Romeo und Julia“, fügt dem aber die düsteren und brutalen Elemente hinzu, die einen derartigen, schwarzromantischen Score ausmachen. Demimonde, das Intro-Stück, ist hierfür exemplarisch. Die Streicher sorgen für einen leich osteuropäischen Touch, der an Wojciech Kilars „Bram Stoker’s Dracula“, Danny Elfmans „The Wolfman“ oder Christopher Youngs „Drag me to Hell“ erinnert, und darüber hinaus ist das Stück melodisch, melancholisch, düster und verfügt über einen Hauch Brutalität – somit spiegelt es perfekt den gesamten Score wieder.
4. Godzilla (Alexandre Desplat)
Und noch mal Desplat. Seine Musik für Gareth Edwards „Godzilla“ unterscheidet sich allerdings so sehr vom Score für „Grand Budapest Hotel“ wie nur irgend möglich – die einzige Gemeinsamkeit ist im Grunde die überragende Qualität beider Werke, sowie einige grundsätzliche kompositorische Eigenheiten, etwa die komplexen Orchestrierungen. Wo „Grand Budapest Hotel“ leichtfüßig, humorvoll und exzentrisch daherkommt, ist „Godzilla“ mächtig, brutal und geradezu gewalttätig. In der Tat gab es einige, die Desplat, trotz solcher Arbeiten wie „Der goldene Kompass“ oder „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2“ – beide verfügen über durchaus imposante Action-Musik – einen derartigen Score nicht zutrauten. Derartige Befürchtungen erwiesen sich allerdings als unbegründet.
„Godzilla“ ist vor allem von massiven, sehr basslastigen Blechbläsereinsätzen geprägt, was unter anderem auch darauf zurückzuführen ist, dass Desplat die Anzahl der Belchbläser verdoppelte, sowie von scheinbar chaotischen Dissonanzen, die manchmal an Don Davis‘ Musik für die Matrix-Trilogie erinnern. Vor allem das letzte Drittel des Scores entfesselt Actionmusik von selten gehörter Intensität und Kraft.
Darüber hinaus finden sich auch einige musikalische Verweise auf Godzillas Herkunft, einerseits bedingt durch den Einsatz japanischer Instrumente und andererseits durch Referenzen an die klassische Godzilla-Musik von Akira Ifukube – das liest man zumindest bei einigen Rezensionen des Albums, da ich die alten Godzilla-Filme nicht kenne, kann ich diese Behauptung nicht überprüfen.
Die Leitmotivik, derer sich Desplat bedient, ist recht subtil, aber zweifelsohne vorhanden. Gerade das Thema der titelgebenden Riesenechse, das bereits im ersten Track des Albums vorgestellt wird, ist ziemlich dominant und recht gut hörbar, auch wenn es sich eher um eine rhythmische, sich wiederholende Figur denn eine wirklich Melodie handelt.
3. Drachenzähmen leicht gemacht 2 (John Powell)
Gerade was die Filmmusik angeht, bin ich mit der Academy of Motion Picture Art and Sciences selten einer Meinung. Besonders die Verleihung des Filmmusik-Oscars an „The Social Network“ werde ich wohl nie nachvollziehen können. Natürlich, über Geschmack kann man streiten, aber wie ein rundum gelungenes Meisterwerk wie „Drachenzähmen leicht gemacht“ leer ausgehen konnte, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben. John Powells Opus Magnum besticht durch grandiose Orchesterarbeit, tolle, eingängige Themen, opulente Actionmusik und eine perfekte Repräsentation der Geschichte, Charaktere und Emotionen. Mit dem Score zum Sequel macht Powell im Grunde genau dort weiter, wo er aufgehört hat und bleibt dem von ihm etablierten Sound treu. So gut wie alle Themen des Vorgängers kommen auch in „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ wieder vor, allerdings beschränkt sich Powell keinesfalls darauf, nur zu wiederholen, im Gegenteil, die Themen werden konstant weiterentwickelt. Vor allem das Flugthema ist sehr präsent und entwickelt sich nach und nach zu einer neuen Identität für Hicks und seine Beziehungen. Darüber hinaus gibt es auch einige ganz neue Themen, vor allem für die beiden wichtigsten neuen Figuren, Valka und Dargo.
Wenn man Powell etwas vorwerfen könnte, dann höchstend, dass die neuen Themen nicht ganz so stark und einprägsam sind wie die bereits etablierten, aber das ist Meckern auf sehr, sehr hohem Niveau. Ansonsten besitzt „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ alles, was schon den Vorgänger grandios gemacht hat: Grandiose Themen, mitreißende Actionmusik und, in Form von Two New Alphas, ein fulminantes Finale, in dem die leitmotivischen Fäden auf höchst befriedigende Weise zusammengeführt werden.
2. Maleficent (James Newton Howard)
Ich habe eine enorme Schwäche für epische, großorchestrale Fantasy-Musik. Erfreulicherweise hat das Soundtrack-Jahr 2014 diesbezüglich einiges zu bieten, nicht zuletzt auch „Maleficent“, James Newton Howards Rückkehr zu großer Form, nachdem er ein paar Jahre lang lediglich einige ziemlich mittelmäßige Scores komponiert hat.
„Maleficent“ ist mal wieder ein schönes Beispiel für einen Film, dessen Musik bei Weitem das gelungenste Element ist. Robert Strombergs Regiedebüt ist in meinen Augen ziemlich misslungen, wird weder dem Disney-Klassiker, noch der Titelfigur gerecht, hat massive Drehbuchschwächen, sehr durchwachsene schauspielerische Leistungen und mitunter ziemlich schlechtes CGI – der Erfolg dieses Films ist mir rätselhaft, und ich werde ihn mir wohl höchstens ein zweites Mal ansehen, um den Score noch einmal im Kontext zu hören.
James Newton Howards Musik dagegen ist wirklich grandios und hätte einen weit besseren Film verdient. Der Score ist opulent, facettenreich, hervorragend komponiert und orchestriert und verbreitet ein wunderbar altmodisches, episches Feeling, auch wenn manche Stücke, etwa The Christening, ein wenig moderner geraten sind. Egal ob verspielt, heroisch, düster, brutal, emotional oder lyrisch, Howards Musik trifft immer voll ins Schwarze. Und auch leitmotivisch wird einiges geboten. Der thematische Kern ist Maleficents Thema, eine enorm wandlungsfähige Melodie, welche die Entwicklung der Hauptfigur stets passend begleitet. Sie beginnt verspielt und jugendlich unschuldig, erhält dann erste majestätisch-heroische Variationen, um anschließend, nach dem Verrat von Maleficents Geliebtem Stefan, düster und abgründig zu werden und schließlich, durch Aurora, wieder zur guten und heroischen Version zurückzukehren. Ein weiteres wichtiges Thema ist das Motiv für Maleficents-Fluch, das sich ebenfalls über den Verlauf des Scores entwickelt, bis hin zur heroischen Fanfare in Maleficent is Captured. Beide Themen werden bereits in Maleficent Suite, der Albeneröffnung, vorgestellt.
1. Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere (Howard Shore)
Diese Platzierung dürfte wohl kaum jemanden verwundern, insbesondere, da ich schon in zwei anderen Artikeln subtil angedeutet habe, dass „Die Schlacht der fünf Heere“ in meinen Augen der beste Soundtrack des Jahres ist. Trotz einiger Schwächen (die allerdings in erster Linie auf Peter Jackson zurückgehen) ist die Leitmotivik, die Shore hier betreibt, immer noch auf derart hohem Niveau, dass sie alle Konkurrenten ziemlich weit hinter sich lässt. Mit scheinbarerer Leichtigkeit jongliert Shore mit einer Vielzahl von neuen und bereits etablierten Themen und sorgt gekonnt dafür, dass die Leitmotive der Hobbit-Trilogie auf höchst befriedigende Weise kulminieren. Sons of Durin ist hierfür ein wunderbares Beispiel, in diesem famosen Actionstück schöpfen die Zwergenthemen, ohnehin musikalischer Kern der Hobbit-Trilogie, ihr volles Potential aus.
Auch wenn es im Film aufgrund längerer Szenen ohne Musik nicht so erscheint, auf dem Album ist „Die Schlacht der fünf Heere“ ein enorm intensiver Score, ein Highlight jagt das nächste, die Actionmusik ist grandios, die ruhigeren, gefühlvolleren Stellen sind nicht minder gelungen: Alles in Allem ein würdiger musikalischer Abschluss für Mittelerde.
Siehe auch:
Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere – Soundtrack
X-Men: Days of Future Past – Soundtrack
Marvel-Musik Teil 3: Marvel Cinematic Universe
Musik-Duell: Gravity vs. Verblendung