Story: Eigentlich sind Vladislav (Jemaine Clement), Deacon (Jonathan Brugh), Viago (Taika Waititi) und Petyr (Ben Fransham) ganz normale Typen, die in einer WG wohnen, allerdings mit einer Besonderheit: Alle vier sind Vampire. Trotzdem fallen auch in einer Vampir-WG ganz alltägliche Probleme an: Das (von Blut verklebte) Geschirr sammelt sich in der Spüle, die Couch wird immer wieder schmutzig (weil manch ein Einwohner es nicht schafft, beim Opfer leertrinken das Sofa mit Zeitungen abzudecken) und der WG-Neuling Nick (Cori Gonzalez-Macuer) macht Probleme und lockt Vampirjäger an. Alles in allem also eine normale WG. Fast…
Kritik: Bei „5 Zimmer, Kücher, Sarg“ (Originaltitel: „What We Do in the Shadows“) handelt es sich um eine Mockumentary, also eine „gefälschte“ Dokumentation, ganz im Stil einer Dokusoap, nur dass hier eben der Alltag einer eher ungewöhnlichen WG festgehalten wird. Und, um es gleich vorneweg zu sagen, das Konzept dieses Films geht vollständig auf, „5 Zimmer, Küche, Sarg“ ist ohne Zweifel DER Geheimtipp 2014 – leider scheint er ziemlich untergangen zu sein. Nicht nur ist das Werk des Regieduos Taika Waititi und Jemaine Clement (die auch zwei der Hauptrollen spielen) wirklich sehr komisch, es ist auch ein intelligenter Kommentar zum Vampir, v.a. dem Vampirfilm, und zieht zahllose Eigenheiten dieses Genres gekonnt durch den Kakao, ohne, dass es allzu bemüht wirken würde: Humor und Anspielungen funktionieren tadellos, arbeiten sich gegenseitig zu und selbst wenn man nicht über ein umfassendes Vampirwissen verfügt, kann man den schrägen und mitunter auch ziemlich schwarzen Humor des Streifens genießen. Dieser kommt, neben den Insidergags, vor allem aus der Mischung aus Alltäglichem und der blutigen Natur der Vampire, sowie diverser kleinerer und größerer Missgeschicke. Die Figuren sind dabei in ihrer Schrulligkeit (und trotz der Tatsache, dass sie regelmäßig Menschen töten) sehr liebenswert, ausnahmslos alle Darsteller machen ihren Job hervorragend.
Die ganzen Anspielungen und Verweise erschließen allerdings noch eine ganz neue Ebene. Manche davon sind freilich ein wenig unsubtil, etwa wenn Nick behauptet, er wäre ein Twilight-Vampir, um bei Frauen zu landen. Viele andere sind allerdings hervorragend und logisch ins Gefüge des Films eingebaut. Petyr zum Beispiel, der älteste WG-Bewohner (stattliche 8000 Jahre), der im Keller wohnt, ist ein prächtiges Beispiel für einen Vampir á la Graf Orlock aus „Nosferatu“. Passend dazu spricht er im Film kein Wort und wird natürlich letztendlich von der Sonne verbrannt – schließlich war Orlok der erste Vampir, der ihren Strahlen zum Opfer fiel.
Vladislav dagegen hat viel mit Dracula gemein, speziell der Version aus Francis Ford Coppolas „Bram Stoker’s Dracula“. Dies geht von seinem Aussehen über seinen Akzent und seine blutige Vergangenheit bis zu seinem Spitznamen („Vladislav der Stecher“). Und apropos Dracula, die Darstellung der Vampire orientiert sich ziemlich eng an Stoker: Sie haben kein Spiegelbild, können sich in Fledermäuse verwandeln und haben eine starke Abneigung gegen Kruzifixe.
Lange Rede, kurzer Sinne: Alle Anspielungen hier aufzuzählen würde nicht nur den Rahmen sprengen, von „Nosferatu“ bis „Twilight“ wird alles, was Vampire über die Jahrzehnte definierte, wenigstens kurz angesprochen.
Fazit: „5 Zimmer, Küche Sarg“ ist nicht nur der lustigste, sondern auch mit Abstand der beste Vampirfilm der letzten Jahre. Unbedingte Empfehlung.
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