Geschichte der Vampire: Nosferatu

Halloween 2014
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Sinfonie des Grauens
Nachdem ich mich im Rahmen dieser Artikelreihe bereits mit dem literarischen Ursprung des modernen Vampirs beschäftigt habe, folgt nun ein Blick auf die filmischen Ursprünge. Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu: Eine Sinfonie des Grauens“ aus dem Jahr 1922 ist zwar nicht der allererste, aber doch der älteste erhaltene Vampirfilm – somit gilt er, zu Recht, nicht nur als Wegbereiter des Genres, sondern auch als Meisterwerk des deutschen Stummfilms.

Ähnlich wie bei der Vampirliteratur kommt man auch beim Vampirfilm letztendlich nicht um Bram Stokers „Dracula“ und seine Auswirkungen herum, denn bei „Nosferatu“ handelt es sich auch gleichzeitig um die erste Leinwandadaption von Stokers Roman – dies war zumindest der ursprüngliche Plan von Murnau und Albin Grau, dem Produzenten des Films. Allerdings gelang es ihnen nicht, die Rechte an „Dracula“ zu erwerben, weshalb sie gezwungen waren, die Namen der Personen zu ändern. Auch verlegten sie die Handlung des Films vom Großbritannien des späten 19. Jahrhunderts ins Deutschland des Jahres 1838.
Dort lebt, in der fiktiven Stadt Wisborg, der Anwalt Thomas Hutter (Gustav von Wangenheim) mit seiner Frau Ellen Hutter (Greta Schröder). Im Auftrag seines Vorgesetzten Knock (Alexander Granach) begibt er sich ins ferne Transsylvanien, um dort dem Grafen Orlok (Max Schreck) beim Kauf diverser Immobilien in Wisborg behilflich zu sein. Bereits auf dem Weg warnen ihn die Einheimischen vor Orlok und lassen ihm das „Buch der Vampyre“ zukommen. Der Verkauf wird abgeschlossen, allerdings muss Hutter bald feststellen, dass die Warnungen berechtigt waren, denn Orlok ist in der Tat ein Vampir, der nach Wisborg umsiedeln möchte. Als Hutter dies herausfindet, flieht er vom Schloss des Grafen. Doch er kommt zu spät, an Bord der Empusa hat Orlok sich bereits nach Wisborg begeben, um dort das Blut der Unschuldigen zu trinken. Ihm folgt die Pest auf dem Fuße. Nun gibt es nur noch ein Möglichkeit, den Vampir zu besiegen: Ellen muss sich, als Frau reinen Herzens, dem Vampir opfern und ihm freiwillig ihr Blut anbieten, wodurch dieser den Hahnenschrei überhört und durch die Strahlen der Sonne vernichtet wird. Durch Ellens Opfer wird Wisborg schließlich aus der Umklammerung des Untoten befreit.

Wer mit der Handlung von Stokers Roman vertraut ist, erkennt sofort, dass es sich beim Plot von „Nosferatu“ in der Tat um eine, wenn auch reduzierte, Adaption handelt, und es dürfte auch nicht schwerfallen, den handelnden Personen ihre Gegenstücke zuzuordnen: Thomas Hutter ist Jonathan Harker, seine Frau Ellen ist Mina Murray bzw. Mina Harker, da sie als Opfer des Vampirs stirbt, besitzt sie allerdings auch Eigenschaften von Lucy Westenra, der irre Makler Knock ist Renfield, Orlok ist selbstverständlich Dracula und Professor Bulwer (John Gottowt) und Dr. Sievers (Gustav Botz) fungieren wohl als Gegenstücke zu Abraham van Helsing und Dr. Seward, auch wenn die Nosferatu-Versionen der Figuren weniger ernstzunehmende und auch weniger erfolgreiche Gegenspieler des Grafen darstellen, denn letztendlich versuchen sie nur, die durch den Untoten ausgelöste Krankheit zu bekämpfen, und nicht den Vampir selbst.

Die Namensänderungen waren aber letztendendes nicht erfolgreich: Florence Stoker, die Witwe Bram Stokers, klagte gegen Murnaus Film wegen Urheberrechtsverletzung und gewann im Jahr 1925 – ein Berliner Gericht entschied, dass alle Kopien des Films vernichtet werden sollten. Glücklicherweise entgingen einige Kopien diesem Schicksal, vor allem jene, die sich bereits in anderen Ländern befanden. Dabei handelte es sich allerdings zum Teil um unterschiedliche Schnittfassungen oder Schwarzweiß-Versionen (in der ursprünglichen Version war das Bild jeweils komplett eingefärbt, je nach Tageszeit; blau für nächtliche Außenaufnahmen, sepiabraun für nächtliche Innenaufnahmen, gelb für Szenen die am Tag spielten und rosa für die Morgendämmerung). Erst zu Beginn der 80er Jahre veranlasste das Filmmuseum München eine Widerherstellung der ursprünglichen Fassung, wobei man sich vieler verschiedener Schnittfassungen zur Rekonstruierung bediente. Seit 2006 ist „Nosferatu: Eine Sinfonie des Grauens“ auch auf DVD erhältlich, mit digitalisierten und gereinigten Bildern, der ursprünglichen Einfärbung, den originalen deutschen Zwischentiteln und der ursprünglichen Filmmusik von Hans Erdmann.
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Graf Orlok (Max Schreck)

Über Murnaus Film kann man selbstverständlich sehr viel schreiben (was man auch getan hat), seien es die gesellschaftskritischen Untertöne, die okkulte Symbolik (Albin Grau verkehrte in okkulten Kreisen), die hervorragende Arbeit mit Licht und Schatten etc. Mir geht es allerdings in erster Linie um die Darstellung des Vampirs und die massiven Auswirkungen, die „Nosferatu“ auf die weitere Darstellung der untoten Blutsauger hatte.

Während die Handlung „Dracula“ noch relativ genau folgt, ist die Konzeption des Vampirs doch eine ganz andere. Dracula begann als alter Mann und wurde im Verlauf des Romans ein junger Verführer. Die Tiere, die mit ihm assoziiert werden, sind Wolf und Fledermaus. Orlok dagegen verändert sich nicht (was er mit vielen späteren Leinwand-Draculas Gemeinsam hat), und darüber hinaus unterscheidet sich sein Aussehen stark vom allgemeinen Dracula-Bild. Der von Max Schreck dargestellte Vampirgraf ist kahl, hakennasig, spindeldürr und hat statt zweier spitzer Eckzähne zwei spitze Schneidezähne. Alles in allem hat er ein sehr rattenhaftes Aussehen, und die Ratte ist auch das Tier, mit dem er vor allem assoziiert ist. Ratten folgen Orlok nach Wisborg, und wie sie bringt er die Pest mit sich. Die Konzeption des Vampirs hängt auch mit der anders gelagerten Thematik zusammen. Wie in „Dracula“ spielt unterdrückte Sexualität eine Rolle, auch Orlok kann als Metapher für verdrängte Triebe interpretiert werden. Der Konflikt der unterschiedlichen Welten, der „Dracula“ ebenfalls dominiert, wird in „Nosferatu“ allerdings weit weniger stark betont. In Stokers Roman ist der Graf in der für den Autor modernen und aufgeklärten Welt des viktorianischen Englands ein Eindringling aus einer älteren, mythischen und nicht rationalen Zeit – am Ende wird er durch die Bemühungen Van Helsings und seiner Verbündeter, die für eine aufgeklärte Welt stehen, vernichtet. In „Nosferatu“ wird der Vampir zwar ebenfalls besiegt, aber eher durch ein märchenhaft-mythisches Vorgehen, das Opfer einer Frau mit reinem Herzen. Aus diesem Grund funktionieren Bulwer und Sievers auch nur sehr bedingt als Gegenstücke zu Van Helsing und Seward: In „Nosferatu“ sind die Vertreter der Aufklärung im Grunde nicht nötig, das mythische Ungeheuer wird mit seinen eigenen Waffen geschlagen. In Murnaus Film scheint das Übernatürliche viel stärker in die „normale Welt“ eingebettet zu sein, weshalb er auch oft dem magischen Realismus zugerechnet wird.

„Nosferatu“ hatte enormen Auswirkungen viele Vampirdarstellungen (diese werden weiter unten detailliert behandelt), die bedeutendste aber, die sich auf fast alle Vampirfilme, -romane, -comics und sonstige Darstellung der blutsaugenden Untoten bis heute auswirkt, lässt sich mit einem Wort ausdrücken: Sonne. Graf Orlok war der erste Vampir, der durch das Licht der Sonne vernichtet wurde. Zwar hatte die Sonne auch schon zuvor eine schwächende Wirkung auf Vampire, doch erst Orlok verbrannte in ihrem Licht zu Asche. Die Sonne als größte Schwäche des Vampirs hat sich unwiederbringlich mit der Wahrnehmung des Vampirs verbunden, sodass selbst jemandem, der sonst keine Ahnung von Vampiren hat, die in der Sonne glitzernden Meyer-Vampire seltsam vorkommen.

Phantom des Nacht
Es gibt zwei Filme, die die Tradition von „Sinfonie des Grauens“ direkt fortsetzen und Murnaus Film gewissermaßen thematisieren und kommentieren. Der erste ist „Nosferatu: Phantom der Nacht“. Hierbei handelt es sich um ein Remake des Murnau-Films von Werner Herzog. Die Rolle des Vampirgrafen spielt Herzogs Stammschauspieler und Lieblingsfeind Klaus Kinski, in weiteren Rollen sind Bruno Ganz, Isabelle Adjani und Walter Ladengast zu sehen.
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Graf Dracula (Klaus Kinski)

Die Konzeption des zweiten Nosferatu-Films ist dabei sehr interessant: Statt der Ersatznamen, die Murnau und Grau den Figuren gaben, verwendet Herzog, der auch das Drehbuch schrieb, wieder die Namen aus Stokers Roman, der Vampirgraf heißt Dracula, der junge Makler Jonathan Harker, seine Frau Lucy (was freilich nicht ganz passt, aber auch nicht das erste Mal ist, dass die beiden Frauenfiguren des Romans vertauscht werden) und auch Van Helsing taucht auf, ist aber ziemlich inkompetent. Andererseits behält Herzog aber das Setting Murnaus bei, auch wenn er statt Wisborg die reale Stadt Wismar verwendet, in der „Sinfonie des Grauens“ zum Teil gedreht wurde.

Auch sonst orientiert sich Herzog stilistisch und inhaltlich stark an der Vorlage: Der von Kinski dargestellte Dracula ist kahl, hat fledermausohren und spitze Vorderzähne, die Sets ähneln denen des Originals sehr stark, die Thematik des Vampirs als Pestbringer wird sogar noch stärker herausgearbeitet, und darüber hinaus ist dieser Dracula auch eine sehr einsame, von seiner Unsterblichkeit gepeinigte Kreatur, ein Element, das im Original weit weniger stark vorhanden war.

In einem Punkt weicht Herzog allerdings von Murnaus Film ab: Zwar opfert sich Lucy auch bei ihm, sodass der Vampir vernichtet werden kann (hier wird er von der Sonne nur paralysiert und muss anschließend noch gepfählt werden), doch das Opfer ist letztendlich umsonst: Jonathan Harker wurde bereits infiziert und reitet am Schluss in die Welt hinaus, um die Seuche weiter zu verbreiten. Herzogs Version ist somit sehr viel pessimistischer als Murnaus Film, und insgesamt auch sehr viel deprimierender.

Schatten des Vampirs
„Shadow of the Vampire“ aus dem Jahr 2000 von E. Elias Merhige ist der zweite Film, der sich direkt mit dem Vermächtnis des ursprünglichen „Nosferatu“ auseinandersetzt. Anders als Herzogs „Phantom der Nacht“ ist „Shadow of the Vampire“ kein Remake, sondern ein Metafilm, er erzählt die fiktionalisierte Entstehungsgeschichte von Murnaus „Nosferatu“. Der Twist dabei: Da Murnau (John Malkovich) in „Shadow of the Vampire“ den realistischsten Vampirfilm drehen möchte, schafft er es, mit Max Schreck (Willem Dafoe) einen echten Vampir aufzutreiben. Als Gegenleistung für das Mitwirken in seinem Film darf er am Ende der Dreharbeiten die Hauptdarstellerin Great Schröder (Catherine McCormack) aussaugen.
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Max Schreck (Willem Dafoe)

Merhiges Film ist, wie nicht anders zu erwarten, eine einzige Liebeserklärung an „Eine Sinfonie des Grauens“, viele Filmszenen werden minutiös nachgestellt und zum Teil in einen neuen Kontext gesetzt. Gleichzeitig thematisiert „Shadow of the Vampire“ auch das Filmemachen und den absoluten Willen zur Kunst an sich. Nicht von ungefähr stellt sich am Schluss die Frage, ob Murnau auf seine Art nicht ein genauso großes Monster ist wie Max Schreck.

Wirkung des Pestbringers
„Nosferatu“ mag auf Dracula basieren, mit seinem Film hat Murnau allerdings einen ganz eignen Vampir-Archetypen geschaffen. Das Wort Nosferatu stammt aus Stokers Roman und fungierte dort als Synonym für Vampir. Das tut es heutzutage zwar auch noch, aber meistens ist mit einem Nosferatu gezielt ein an Orlok angelehnter Vampir gemeint. Kahler Schädel, krumme Nase, Feldermausohren und übermäßige Fangzähne trifft man im Vampirfilm fast so häufig wie den stereotypen Aristokraten (in manchen Fällen, wie auch bei Orlok selbst, ist der Vampir sowohl hässlich als auch aristokratisch). Ein Beispiele wäre etwa Kurt Barlow in der Verfilmung von Stephen Kings „Brennen muss Salem“ aus dem Jahr 1979. Während Barlow im Roman an Dracula angelehnt ist, sieht er in besagter Adaption aus wie eine türkise Version von Orlok. Auch in moderneren Vampirfilmen, etwa „30 Days of Night“ oder „Daybreakers“ (um nur zwei zu nennen) finden sich Variationen des Nosferatu-Vampirs. Und selbst in vielen nicht-Vampirfilmen findet man die Spuren Orloks, etwa wenn man sich die Fremden in „Dark City“ oder den Pinguin in „Batmans Rückkehr“ (wo zu allem Überfluss auch noch eine Figur namens Max Shreck auftaucht) ansieht.
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Kurt Barlow (Reggie Nalder) in „Brennen muss Salem“

Und natürlich zollt auch das Rollenspiel „Vampire: The Masquerade“ Orlok und Murnaus Film seinen Respekt, in dem es einen ganzen Vampirclan nach Orloks Vorbild formt. Bei diesem handelt es sich, wie könnte es anders sein, um die Nosferatu.

Halloween 2014:
Only Lovers Left Alive
Pinhead
From Hell
Halloween-Blogparade

Media Monday 174

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But for me, it was monday.

1. In jedem Film, der in New York spielt, sieht man die Freiheitstatue. Können die nicht mal stattdessen… keine Ahnung, die meisten anderen New-York-Sehenswürdigkeiten sieht man auch ziemlich oft.

2. Ralph Fiennes zählt zu meinen liebsten Schauspielern, spätestens seit seiner Rolle als Lord Voldemort in „Harry Potter und der Feuerkelch“.

3. Das Soundtrack-Duo Reznor/Ross ist auch wieder so ein Hype, dem ich nichts abgewinnen kann, denn die beiden werden von „normalen“ Filmkritikern, die sonst kaum auf den Score achten, sehr häufig erwähnt (was für Filmmusikverhältnisse einem Hype gleicht), obwohl es in meinen Augen kaum einen Komponisten (oder ein Komponisten-Team) gibt, das in dieser Hinsicht unfähiger ist. Selbst der unkreativste Remote-Control-Soundtrack dient der Dramaturgie seines Films zumeist immer noch besser als „Verblendung“.

4. Hingegen für einige kommende Franchise-Soundtracks, etwa „Star Wars Episode VII“, „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ und „The Avengers: Age of Ultron“ bin ich Feuer und Flamme, bekomme nicht genug davon und hoffe, dass die Komponisten das gewaltige Potential ausschöpfen, das ich sehe.

5. Im direkten Vergleich zu früheren Filmepochen sind die in den letzten Jahren entstandenen Filme ______ .
Ich finde die „früher-war-alles-besser“-Mentalität nicht so toll, aber es stimmt schon, dass gegenwärtig so viel adaptiert wird wie nie zuvor, sei es die klassische Roman- oder Comicadaption oder die Adaption eines bereits bestehenden Films in Form eines Sequels, Prequels, Remakes oder Reboots. Das bedeutet natürlich nicht, dass diese per se schlecht wären (oder umgekehrt), aber trotzdem wäre es schön, wenn es wieder ein paar mehr Originalkonzepte ins Kino schaffen würden.

6. Das Hörspiel/den Podcast ______ kann ich nur jedem empfehlen, der ______ , denn ______ .
Ich finde gerade zunehmend mehr gefallen an Podcasts, sowohl englischen als auch deutschen – in diesem Bereich wird die Auswahl auch immer größer, u.a. finden sich inzwischen deutschsprachige Star-Wars- oder Batman-Podcasts (etwa der Batcast auf batmannews.de. Auch zu Filmmusik gibt es einige tolle Sachen, wenn auch auf Englisch.

7. Zuletzt gelesen habe ich diverse Batman-Comics und das war zu Vorbereitungszwecken.

Aktuell: One Lovely Blog Award

Uuuund es geht gleich weiter, dieses mal mit dem One Lovely Blog Award, von olivesunshine91 (herzlichen Dank). Gefordert sind sieben beliebige Fakten über mich, gefolgt von sieben weiteren Nominierungen. Nun denn, legen wir los.

1. Passend zum vorherigen Post: Meine erste Begegnung mit Vampiren bestand aus einer Hörspielfolge „Der kleine Vampir“. Damals muss ich so vier, fünf Jahre alt gewesen sein. Ich wusste nicht so genau, was Vampire eigentlich sind und musste es mir erst von meinen Eltern erklären lassen. Vampire haben somit, praktisch bevor ich wusste, was sie eigentlich sind, eine schier unerklärliche Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Ganz ähnlich ging es mir übrigens mit Batman, auch der hat eine Anziheungskraft auf mich ausgeübt, bevor ich überhaupt wusste, wer er ist. Wahrscheinlich hängt das irgendwie mit der Fledermausthematik zusammen.

2. Vielen Leuten geht die aktuelle Welle an Superheldenfilmen auf die Nerven – ich sehe das gegenteilig, und letztendlich hat das Marvel Cinematic Universe es möglich gemacht. Endlich sind wir an einem Punkt angekommen, wo es nicht einen Origin-Film und dann noch ein, zwei Abenteuer gibt, sondern man alles in einem Film größeren Rahmen und einem gemeinsamen Universum aufziehen kann. Gerade für jemanden wie mich, der als Kind in den 90ern Superheldencomics gelesen hat und sich dabei immer dachte, wie verdammt grandios es doch wäre, derart epische, Universen-zerstörende Geschichten im Film zu sehen, ist es herrlich, denn endlich besteht mit Avengers 3 (und eventuell weiteren Teilen) die Aussicht, so etwas mit dem Infinity War tatsächlich zu sehen. Auch viele Figuren und Konzepte, die früher als kaum verfilmbar galten, habe nun die Chance, auf der Leinwand zu landen. Dies wird deutlich, wenn man sich „X-Men 3“ ansieht und es mit der Phönix-Saga in den Comics vergleicht. Aber nach Filmen wie den beiden Thors und „Guardians of the Galaxy“ ist da so viel mehr möglich geworden. Jetzt muss nur noch „Batman V Superman: Dawn of Justice“ gut geworden, ich will endlich eine Real-Life-Version von Darkseid…

3. Ich bin nicht religiös, finde Religion aber prinzipiell in allen Aspekten hochinteressant, egal ob aktuell noch existierende monotheistische, nicht mehr praktizierte polytheistische oder völlig fiktive Religionen (ich plane gerade einen Artikel zu den Religionen von Westeros).

4. Ich besitze in der Zwischenzeit über 500 Alben mit Filmmusik, die meisten davon allerdings nur in digitaler Form. Es fehlen mir allerdings immer noch viele Klassiker, vor allem, was Soundtracks aus dem sog. „Golden Age“ angeht. Von Miklos Rosza („Ben Hur“) oder Alex North („Cleopatra“) besitze ich zum Beispiel noch überhaupt nichts. Allerdings gedenke ich, das bald zu ändern.

5. Ich ziehe klassischen Zeichentrick der 3D-Animation vor – aus diesem Grund finde ich es auch verdammt schade, dass klassischer Zeichentrick immer weniger wird, denn er hat einen ganze bestimmten Charme, den 3D-Animation einfach nicht einfangen kann. Und gerade bei Fernsehserien (die natürlich mit weit weniger Geld produziert werden müssen), funktioniert Zeichentrick in meinen Augen besser – die modernen Animationsserien wirken aufgrund der geringeren Details immer sehr steril und kalt. Allerdings würde ich gerne mal einen ganzen Film im Stil der The-Old-Republic- oder World-of-WarCraft-Intros sehen.

6. Ich habe ein Smartphone, ich habe einen Facebook-Account, aber aus irgendeinem Grund widerstrebt es mir, beides zusammenzubringen. Ich will partout kein Facebook auf meinem Handy und weiß selbst nicht so genau, warum.

7. In meinen Augen ist die Leitmotivtechnik eine der absolut genialsten Erfindungen der Musikgeschichte. Allein dafür verdient Richard Wagner, dass man sich an ihn als einen der größten Komponisten erinnert. Ich fand, das musste mal gesagt werden.

Und ich nominiere (und hoffe dabei, dass sie nicht schon von anderen nominiert wurden und weitergeworfen haben):
Robin Urban
Wortman
MWJ
friedlvongrimm
hijack
Sir Donnerbold
Evil Michi

Aktuell: Halloween-Blogparade

Halloween 2014

Robin hat zur Halloween-Blogparade aufgerufen, und das passt natürlich hervorragend zu meinem eigenen Themenmonat. Die Regeln sind einfach: Die neun Fragen beantworten und andere nominieren.

1. Für die einen ist es ein blöder Ami-Brauch, für die anderen ein ernsthafter Feiertag: Wie ist deine Meinung zu Halloween?
Eigentlich mag ich Halloween ziemlich gerne, unabhängig ob es jetzt ein blöder Ami-Brauch ist oder nicht (mal ehrlich, sind nicht sogar oft blöde Sachen richtig toll?), was natürlich vor allem damit zusammenhängt, dass bei Halloween all das zelebriert wird, was ich mag – Grusel, Horror, Geister, Vampire, Serienkiller, Tod und Verderbnis, also kurzum alles was Spaß macht. Außerdem ist es immer eine gute Gelegenheit, mich auf diesem Blog dem Unheimlichen und Makaberen zu widmen, wie in den letzten Wochen ja auch geschehen.

2. Feierst du Halloween und wenn ja, wie?
Meistens auf irgendeine Art und Weise, aber nicht in wirklich regelmäßiger Form.

3. Was ist dein Lieblingskostüm?
Meine schwarze Kutte. Die ist, mit Modifikationen bzw. zusätzlichen Accessoirs, sehr vielseitig einsetzbar, sie funktioniert sowohl als Sith-Robe, als auch als Todesser-Gewand, Kutte eines Ringgeistes oder schwarzen Magiers. Und für den Herrn Gevatter sieht sie auch nicht schlecht aus.

4. Was war dein Kindheitsmonster?
Ich habe mich schon als Kind immer eher mit den Monstern identifiziert, vor allem der Vampir ist diesbezüglich meine „erste Liebe“. Aber ich war, ich weiß nicht mehr genau in welchem Alter, bei einer Theateraufführung von „Wo die wilden Kerle wohnen“ und fand besagte wilde Kerle in dieser Darstellung ziemlich beängstigend. Ich weiß nicht mehr, woran an das lag oder was es war, das mir Angst gemacht hat, ich weiß nur noch dass.

5. Viele Leute schwören, nicht abergläubisch zu sein. Aber Hand auf’s Herz: Jeder glaubt doch irgendwie, Glück und Pech beeinflussen zu können. Welchem Aberglauben hängst du an?
Ich trete jede schwarze Katze, die mir über den Weg läuft und säge jede Leiter an, die ich sehe.
Nein, meines Wissens nach bin ich eigentlich nicht abergläubisch. Natürlich frage auch ich mich hin und wieder ob nicht vielleicht doch… Aber meistens rationalisiere ich die Frage dann wieder weg.

6. Glaubst du an Geister?
Nein, ich glaube nicht an Geister oder das Übernatürliche allgemein. Ich wünsche mir, dass es existiert, aber ich glaube nicht daran.

7. Der Tod lauert überall… In welcher Situation ist dir mal der Gedanke gekommen: “Ich hätte gerade sterben können?”
Am ehesten im Straßenverkehr: Hin und wieder wird’s dann doch mal knapp, ein rauscht nur wenige Zentimeter an einem vorbei oder man wäre gerade selbst fast in eines reingefahren. Da erkannt man dann, dass das auch ganz anders und sehr viel weniger glücklich hätte laufen können.

8. In unserer heutigen Zeit wird der Tod gerne ausgeblendet. Wie gehst du persönlich damit um?
Der Tod übt auf mich eine, nun manche würden sagen, morbide Faszination aus. Und nicht nur der Tod an sich, sondern auch die Art, wie Menschen damit umgehen finde ich ziemlich interessant. Ich hoffe, ich wirke jetzt nicht kaltherzig, aber bisher war meine Einstellung zum Tod ansonsten eher pragmatisch, denn: Valar Morghulis. Ich habe den vagen Verdacht, dass sich das in unbestimmter Zukunft allerdings noch ändern wird.

9. Ich lege dir 1000 Euro in bar auf den Tisch und einen Zettel, auf dem steht “Hiermit verkaufe ich dem Besitzer dieses Vertrags meine Seele”. Würdest du das Geld nehmen und ihn unterschreiben?
Für 1000 Euro? Nein, da müsste schon mehr drin sein. Wenn magischen Fähigkeiten oder Superkräfte angeboten werden würden, dann könnte ich mir das schon eher überlegen. Selbstverständlich erwarte ich vorher eine Gratiskostprobe.

Außerdem nominiere ich Miss Booleana, die singende Lehrerin und olivesunshine91.

Halloween 2014:
Only Lovers Left Alive
Pinhead
From Hell

Media Monday 173

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My Mama always said, ‚The Media Monday was like a box of chocolates; you never know what you’re gonna get.‘

1. Nicht zum ersten Mal habe ich der Serienfigur ______ den Tod gewünscht, weil ______ .
Man liest hier sehr oft Joffrey, deshalb nehme ich mal Ahsoka aus „The Clone Wars“, denn sie geht mir unheimlich auf den Geist.

2. Frank Miller habe ich früher echt gemocht, aber seine neue(re)n Comics sind allesamt für die Tonne.

3. Der Regiewechsel bei „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ zog einen so gravierenden stilistischen Bruch nach sich, dass man Alfonso Cúarons Version der magischen Welt kaum wiedererkennt (na gut, vielleicht etwas übertrieben). Ich mag seinen Stil und seine Herangehensweise lieber als die von Chris Columbus, aber es ist trotzdem ein ziemlich heftiger Stilwechsel.

4. Aus „Königreich der Himmel“ wurde im Extended/Directors Cut ein ganz anderer Film, denn das Studio hat Ridley Scotts ursprüngliche Absichten für die Kinoversion ziemlich verstümmelt, und das merkt man ihr auch an.

5. „Wächter der Nacht“ (der Film) hat mich ja thematisch sehr gereizt, allerdings war ich nach der ersten Sichtung nicht besonders begeistert. Es wurde allerdings besser (und verständlicher), nachdem ich die Bücher gelesen habe.

6. Dank diverser Foren und Seiten bin ich überhaupt erst auf einige Film- und Fernsehkomponisten aufmerksam geworden. Zum Glück, denn viele dieser Komponisten sind im Mainstream zwar, anders als Hans Zimmer oder John Williams, überhaupt nicht bekannt, aber sie liefern grandiose Arbeit ab. Sei es Tuomas Kantelinen, Debbie Wiseman, Abel Korzeniowski oder Chad Seiter.

7. Zuletzt gesehen habe ich „From Hell“ und das war so.

From Hell

Halloween 2014
fromhell
Story: In London geht ein grausamer Mörder um – Jack the Ripper tötet eine Prostituierte nach der anderen, weidet sie mit chirurgischer Präzision aus und scheint die Polizei dabei gnadenlos zu verhöhnen. Somit ist es an Inspektor Abberline (Johnny Depp), der aufgrund seines Laudanum-Konums geradezu prophetische Visionen erhält, sich des Falls anzunehmen. Und er stößt auf eine undurchsichtige Verschwörung, in die neben der Prostituierten Mary Kelly (Heather Graham) und ihren „Arbeitskolleginnen“ auch der britische Hochadel und die Freimaurer verstrickt sind…

Kritik: Alan Moore ist bekannt dafür, die Filmadaptionen seiner Werke grundsätzlich abzulehnen, und bei Machwerken wie „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ ist das auch ziemlich verständlich. Bei „From Hell“ dagegen ist die Sache in meinen Augen ein wenig zwiespältiger. Hier gilt es erst einmal festzustellen, was der Film ist und was er nicht ist. Die Adaption des Moore-Comics ist nämlich eindeutig keine vorlagengetreue Umsetzung. Die Graphic Novel „From Hell“ ist ein enorm vielschichtiges und komplexes Meisterwerk. Zwar ist die Antwort auf die Frage, wer Jack the Ripper ist, nicht korrekt, da diese Theorie widerlegt wurde (Alan Moore und Zeichner Eddie Campbell entschiede sich allerdings bewusst für diese widerlegte Theorie, die auf Stephen Knight zurückgeht), aber davon einmal abgesehen ist „From Hell“ extrem gut recherchiert, stellt das viktorianische London sehr detailliert dar und ist randvoll mit Philosophie, Metaphysik und sorgsam konstruierten Charakteren. Die Verfilmung der Hughes-Brüder hat nichts dergleichen anzubieten. Ohnehin könnte ein Film der Vorlage nicht gerecht werden, da bräuchte es mindestens eine Miniserie, und wohl genau aus diesem Grund hat das Regisseur-Duo es auch gar nicht versucht. Die Hughes übernehmen lediglich die Grundprämisse (Identität des Rippers, Gründe für die Morde und die damit verbundene Freimaurerverschwörung) und machen aus dem Stoff ein Whodunit (im Unterschied dazu erfährt der Leser im Comic bereits im ersten Drittel, wer der Mörder ist, die Vorlage hat einen völlig anderen Fokus). Die meisten Thematiken des Comics werden, wenn überhaupt, nur kurz oberflächlich angekratzt. Auch wurde Vieles „glattgebügelt“. Frederick Abberline ist im Comic ein etwas übergewichtiger und nicht gerade attraktiver Mann mittleren Alters, während er im Film von Johnny Depp gespielt wird (in der Tat sieht Robbie Coltrane, der Abberlines Gehilfen Sergeant Peter Godley spielt, dem echten bzw. dem Comic-Abberline ähnlicher als Depp). Auch Heather Graham ist, gerade im Vergleich zu ihren Freundinnen, sehr sauber und sehr unnatürlich rothaarig. Ebenso dürfte es kaum verwundern, dass es eine Romanze zwischen Abberline und Mary Kelly gibt.
Als Film funktioniert „From Hell“ dann am besten, wenn man die Vorlage nicht beachtet und ihn als das wertschätzt, was er ist: Ein düsterer, unterhaltsamer Thriller mit grandioser Atmosphäre (ich liebe das gotisch-düstere London des viktorianischen Zeitalters), der zwar nicht um einige Klischees herumkommt, aber nicht zuletzt durch seinen hervorragenden Cast besticht; vor allem zu erwähnen sind natürlich Johnny Depp, der zwar nichts mit dem Abberline der Vorlage zu tun hat, aber seine Rolle ansonsten gut spielt, Robbie Coltrane, dessen Peter Godley ein wenig Humor in die doch sehr ernste Angelegenheit bringt, Ian Holm als Sir William Gull (mit Abstand die beste Performance des Films) und Ian Richardson als herrlich arroganter Polizeichef. Nur Heather Graham wirkt einfach insgesamt irgendwie fehl am Platz. Unbedingt erwähnenswert ist auch Trevor Jones brillanter, abgründig düsterer Soundtrack.
Fazit: „From Hell“ überzeugt zwar nicht als Adaption der Vorlage, ist aber auf sich gestellt ein sehr unterhaltsamer, atmosphärisch überwältigender Thriller im viktorianischen London.

Halloween 2014:
Only Lovers Left Alive
Pinhead

Pinhead

Halloween 2014
pinhead

„I cannot die. I am forever.“
– Pinhead in „Hellraiser Bloodline“

So ziemlich jede erfolgreiche Horrorfilmreihe mit einer Legion immer schlechter werdender Sequels führt ihren Erfolg auf ein ikonisches Monster zurück: „Nightmare on Elm-Street“ hat Freddy Krüger, „Freitag der 13.“ Jason Voorhees, „Halloween“ Michael Myers, „Saw“ hat Jigsaw und „Hellraiser“ hat Pinhead – wobei dieser in meinen Augen bei Weitem der Interessanteste aus dieser Liste der Horrorfilmantagonisten ist. Das liegt schon allein daran dass er, anders als zum Beispiel Michael Myers oder Jason Voorhees, keine tumbe Killermaschine ist. Darüber hinaus ist er auch kein richtiger Slasher und manchen Hellraiser-Filmen nicht einmal der Schurke. In der Tat ändert sich seine Rolle fast von Film zu Film. Dies alles rechtfertigt in meinen Augen eine gründliche Betrachtung der Figur.

The Hellbound Heart

„Weißt du überhaupt, wer wir sind?“
– Proto-Pinhead in Clive Barkers „The Hellbound Heart“ (dt. Titel: “Hellraiser”)

Wer Clive Barkers Novelle, auf der die Hellraiser-Filme basieren, nicht kennt, könnte sich darüber wundern, dass Pinhead, das Aushängeschild des Franchise, darin praktisch überhaupt nicht vorkommt, zumindest nicht so, wie man das erwarten würde. Besonders in Hinblick auf die deutsche Version (die, wie der Film, den Titel „Hellraiser“ trägt) ist dies ironisch, da Pinhead sich auf dem Titelbild befindet.
Die vier Cenobiten, die am Anfang beschrieben werden, entsprechen ungefähr ihren Filmpendants, aber eben nur ungefähr. Einer davon wird wie folgt beschrieben: „‚Verstehst du?‘, wollte die Gestalt neben dem ersten Sprecher schroff wissen. Diese Stimme klang, im Gegensatz zu der des Gefährten, hell und schnaufend – die Stimme eines aufgeregten Mädchens. Jeder Zentimeter des Kopfes war von der komplexen Tätowierung eines Gitters bedeckt, der Schädelknochen an jeder Kreuzung horizontaler und vertikaler Linien von einer edelsteinbesetzten Nadel durchbohrt.“ Mit diesem Cenobiten hat der Pinhead, der letztendlich im Film vorkommt, recht wenig zu tun, bis auf die Tatsache, dass beide Nadeln bzw. Nägel im Kopf haben. Gerade an der Stimme wird dies deutlich, da der Film-Pinhead mit einer sehr tiefen, sonoren Stimme spricht. Der in der Novelle beschriebene Cenobit ist auch nicht der Wortführer der Gruppe, alle anderen geben mehr von sich. Dass Pinhead im Film der wurde, der er ist, hat vor allem praktische Gründe: Das aufwendige Make-up erschwerte den anderen Cenobiten das Sprechen oder machte es unmöglich. Wie so oft sorgte ein Zufall dafür, dass eine Ikone geboren wurde.

Hellraiser

„We’ll tear your soul apart! “
– Pinhead in „Hellraiser”

Wie oben bereits geschildert entstand der eigentlich Pinhead erst für die Filmadaption von „The Hellbound Heart“. Da Clive Barker bereits schlechte Erfahrungen mit Verfilmungen seiner Werke gemacht hatte, beschloss er, bei der Leinwandadaption „The Hellbound Heart“ selbst zu Regie zu führen, sodass er den kreativen Prozess auch kontrollieren und dafür sorgen konnte, dass die Verfilmung seinen Vorstellungen entsprach. Das Design von Pinhead, inspiriert durch die S/M-Szene, den Punk und auch römischen Katholizismus, stammt wohl fast vollständig von Barker selbst.
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Pinhead-Entwurf von Clive Barker

Barker und der Schauspieler Doug Bradley waren zu diesem Zeitpunkt bereits seit vielen Jahren gut Freunde – aus diesem Grund bot Barker Bradley eine verhältnismäßig kleine Rolle in seinem Film an, und zwar die des Anführers der Cenobiten. In der Tat entstand der Name „Pinhead“ erst nach dem Erscheinen von „Hellraiser“, im Abspann ist Doug Bradley als „Lead Cenobite“ aufgeführt.
Einflüsse auf die Konzeption der Figur gibt es viele. Barker wollte sich gezielt von den Monstern der Slasher-Filme der 80er distanzieren; Pinhead sollte weder ein stummer, tumber Killer wie Michael Myers oder Jason Vorhees sein, noch ein Sprücheklopfer wie Freddy Krüger. Stattdessen war die von Christopher Lee dargestellte Version von Dracula eine wichtige Inspiration, Pinhead sollte kultiviert, einschüchternd und stoisch wirken. Bradley selbst erzählte einmal in einem Interview, er sehe Pinhead als eine Mischung aus Oscar Wilde und Noël Coward. Von Barker bekam er die Anweisung, Pinhead als eine Mischung aus Chirurg und Verwalter zu spielen.
Betrachten wir nun einmal Pinheads Rolle im ersten Hellraiser-Film ein wenig genauer. Obwohl er die Posterfigur ist, handelt es sich bei Pinhead eindeutig nicht um den Schurken des Films, denn das ist Frank Cotton. Frank hegt Ambitionen, er ist aktiv und auch die direkte Bedrohung für Kirsty. Pinhead und die Cenobiten dagegen agieren nicht, sie reagieren nur. Sie planen nicht, sie verfolgen keine eigenen Absichten, sie kommen nur, wenn man die Puzzlebox öffnet und gleichen somit eher einer Institution, die lediglich für Menschen unverständliche Regeln befolgt. Gerade im ersten Film der Serie sind die Cenobiten eben eigentlich keine Dämonen oder höllische Wesen (trotz des Titels). Pinhead selbst sagt ja, sie seien „explorers in the further regions of expirience, demons to some, angels to others“. Wenn man „Hellraiser“ für sich betrachtet, sind sie lediglich Wesen aus einer anderen Dimension, nicht einmal primär böse, sondern nur vollständig amoralische Hedonisten, für die Lust und Schmerz unterschiedliche Wege zum selben Ziel sind.
Pinhead hebt sich gegenüber den anderen Cenobiten nur dadurch ab, dass er als ihr Wortführer fungiert, ansonsten hat er keine hervorgehobene Rolle, keinen Hintergrund oder ähnliches. Dennoch schafft es Doug Bradley durch seine stoisch-beeindruckende Präsenz, den Zuschauer sofort für sich einzunehmen. Nach dem Sehen des Film ist es trotz allem nicht Frank, der einem am meisten im Gedächtnis bleibt, sondern der Anführer der Cenobiten.

Hellbound: Hellraiser II

„It is not hands that call us, it is desire!”
– Pinhead in „Hellbound: Hellraiser II“

Bereits im ersten Sequel reagierte man auf die wachsende Beliebtheit Pinheads. Zwar wird er am Ende getötet (aber welche Horror-Ikone kann das schon aufhalten?), und anscheinend war der ursprüngliche Plan, Julia als immer wiederkehrende Schurkin zu verwenden, aber dennoch gibt „Hellbound: Hellraiser II“ Pinhead einen Namen und einen Hintergrund. Der Film beginnt mit einem Mann, der die Puzzlebox öffnet, von Ketten hineingezogen und anschließend in Pinhead verwandelt wird. Im Verlauf des Films findet Kirsty Cotton heraus, wer Pinhead war, bevor er zum Cenobiten wurde: Elliot Spencer, ein britischer Offizier, der nach dem ersten Weltkrieg den Glauben an die Menschheit verliert und deshalb letztendlich in den Besitz der Puzzlebox gelangt. Darüber hinaus erfährt der Zuschauer auch mehr über die Cenobiten an sich und die Dimension, aus der sie stammen. Bei dieser handelt es sich um ein gewaltiges Labyrinth (in gewissem Sinne die Hölle), über diesem schwebt Leviathan, der Herrscher des Labyrinths, in Gestalt einer gewaltigen, dreidimensionalen Raute. Obwohl das Ganze recht abstrakt ist, ist das Labyrinth der christlichen Hölle doch näher als alles, was im ersten Film auftaucht; Leviathan ist immerhin (zumindest dem Namen nach) eine dämonische Kreatur aus der Bibel. Auch scheint es ihm hier in der Tat darum zu gehen, so viele Seelen wie möglich im Labyrinth zu fangen.
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Die ursprünglichen Cenobiten in „Hellbound: Hellraiser II“ (von links nach rechts): Butterball (Simon Bamford), Pinhead (Doug Bradley), Female Cenobite (Barbie Wilde) und Chatterer (Nicholas Vince)

Pinhead selbst hat in „Hellbound: Hellraiser II“ zu Anfang dieselbe Funktion wie in Teil 1, er befolgt die Regeln. Dies zeigt sich vor allem bei seinem ersten Auftritt: Die Puzzlebox wird von einem Mädchen gelöst, das von seinen Psychosen (und so indirekt von ihrem Arzt Dr. Channard, der die Mysterien der Box erforschen möchte) dazu gezwungen wird. Als die Cenobiten sich Tiffany zuwenden wollen, hält Pinhead sie davon ab, da es nicht Hände seien, die sie riefen, sondern Verlangen.
Im Verlauf des Films wird Dr. Channard ebenfalls zu einem Cenobiten und damit zu Pinheads Gegenstück: Wo Pinhead sich an die Regeln hält (oder halten muss), kann Channard scheinbar problemlos verstümmeln und metzeln, wie es ihm beliebt. Letztendlich erinnert sich Pinhead an sein früheres Selbst, es kommt zur Konfrontation mit Channard, während der er zurückverwandelt wird, und schließlich sterben sowohl er als auch die anderen drei ursprünglichen Cenobiten.

Hellraiser III: Hell on Earth

„Down the dark decades of your pain, this will seem like a memory of Heaven.”
– Pinhead in “Hellraiser III: Hell on Earth”

Während die ersten beiden Hellraiser-Filme noch relative stark aufeinander aufbauten, ist der dritte bereits ziemlich losgelöst. Im Grunde sind, bis auf ein paar Anspielungen, Pinhead und die Puzzlebox die einzigen widerkehrenden Elemente. Zwar wurde Pinhead am Ende von „Hellbound“ getötet, aber wann hätte der Tod einer Figur die Studios je daran gehindert, einen Fortsetzung zu machen? Nachdem „Hellbound“ durchaus erfolgreich war, sich viele Fans aber über Pinheads Ableben beschwerten, wurde den Verantwortlichen klar, dass sie den nagelgespickten Cenobiten zurückbringen mussten. Zu diesem Zweck bauten sie auf dem Schlussgag des Vorgängers auf. Obwohl Channard ihm den Hals aufgeschlitzt hat, ist Pinhead noch nicht wirklich tot, vielmehr hat er sich aufgespalten: Seine menschliche Hälfte, Elliot Spencer, befindet sich in einer Art Limbo, während seine Cenobiten-Ich im sogenannten Pillar of Souls, der in den Besitz des Nachtclubbesitzers J. P. Monroe gerät, gefangen ist. Es kommt natürlich, wie es kommen muss: Mit Monroes nicht ganz freiwilliger Hilfe wird Pinhead befreit. Das Ganze ist nicht besonders logisch und wie genau es funktioniert, wird auch nicht erklärt, aber sei’s drum: Pinhead ist zurück.
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Captain Elliot Spencer (natürlich ebenfalls von Doug Bradley dargestellt)

Auffällig bei der Konzeption von Pinhead in diesem Film ist, dass er zum ersten und eigentlich auch einzigen Mal der alleinige Antagonist des Films ist, während Elliot Spencer als Mentor der Protagonistin Joey fungiert. Laut Spencers Erklärungen ist seine böse Seite nun frei und nicht mehr an die Gesetze der Puzzlebox gebunden, was von Pinheads Handlungen bestätigt wird: Nachdem er aus dem Pillar of Souls entkommen ist, massakriert er erst einmal die Besucher von J. P. Monroes Nachtclub (von denen eindeutig niemand die Puzzlebox gelöst hat) und bastelt sich neue Cenobiten, die im Vergleich zu den alten allerdings ziemlich uninteressant sind.
Zusammen mit seiner menschlichen Hälfte hat Pinhead in „Hell on Earth“ darüber hinaus auch seine stoische Präzision verloren, denn erstmals hat er so richtig Spaß bei dem was er tut und lacht sogar das eine oder andere Mal ziemlich bösartig.
Am Ende des Films wird er schließlich wieder mit seiner menschlichen Hälfte vereint und ist damit auch abermals den Gesetzen der Box unterworfen, will heißen, man kann ihn wieder zurück ins Labyrinth schicken, was Joey auch umgehend tut.
Noch eine interessante Beobachtung: Ab diesem und dem folgenden Film werden Pinhead und die anderen Cenobiten explizit als Dämonen bezeichnet.

Hellraiser: Bloodline

„Do I look like someone who cares what God thinks?“
– Pinhead in „Hellraiser: Bloodline“

Da es bei „Hellraiser: Bloodline“ so viele Unstimmigkeiten und Umschnitte gab, ist auch Pinheads Rolle schwerer zu definieren. Ursprüngliche sollte er nur einen sekundären Schurken spielen, der Fokus lag auf der Dämonen-Prinzessin Angelique. Das Studio wollte allerdings mehr von Pinhead, und das früher im Film. Letztendlich kommt Pinhead im fertigen Streifen zu Beginn kurz vor, für den ersten Akt ist allerdings nach wie vor Angelique die Hauptantagonistin, jedenfalls bis sie einen armen Tropf dazu bringt, die Puzzlebox zu lösen, was Pinhead auf den Plan bringt. In der fertigen Version des Films ist das Verhältnis zwischen Pinhead und Angelique aufgrund diverse Umschnitte relativ schwierig zu bewerten, während sie ursprünglich vor allem gegeneinander arbeiten sollten. Wie dem auch sei, ab der Hälfte des Films nimmt Pinhead im Grunde die Zügel in die Hand, sodass Angelique im dritten Akt nicht mehr viel zu tun hat. Pinheads emotionale Ausbrüche aus „Hell on Earth“ wurden jedenfalls wieder merklich zurückgefahren, er agiert wieder stoischer und „professioneller“.
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Angelique (Valentina Vargas), nachdem sie von Pinhead umgestaltet wurde

Obwohl er nun wieder den Gesetzen der Hölle unterworfen ist, scheint Pinhead nach wie vor eine Sonderstellung innezuhaben, so kann er immer noch nach eigenem Gutdünken neue Cenobiten basteln. Auch scheint sich die Funktion der Cenobiten, vor allem gegenüber dem ersten Teil, gewandelt zu haben. Sie reagieren nun nicht mehr einfach auf das Öffnen der Box, sie versuchen aktiv, eine stärkere Präsenz in der sterblichen Welt zu etablieren. Hinzu kommt mit Angelique eine „echte“ Dämonin, wir erfahren, wie Dämonen beschworen wurden, bevor es die Puzzlebox gab und Pinhead deutet an, dass das Labyrinth, wie wir es in „Hellbound“ gesehen haben, eventuell noch nicht sehr alt ist, denn er erklärt Angelique bei ihrem ersten Treffen: „Hell is more ordered since your time, princess. And much less amusing.“ Dies wirft natürlich die Frage auf, inwiefern das alles noch zu Clive Barkers ursprünglicher Version passt. Pinhead und Co. sind hier im Grunde nur noch böse Dämonen, die am Ende auf Hollywood-typische Art besiegt werden. Von der Finesse und Komplexität des ursprünglichen Konzepts bleibt da nicht mehr viel.

Hellraiser: Inferno

„Welcome to hell!“
– Pinhead in „Hellraiser: Inferno“

In den diversen Hellraiser-Direct-to-Video-Filmen wird Pinheads Rolle signifikant reduziert. Dies betrifft nicht nur die Anzahl und Dauer seiner Auftritte, sondern auch die Rolle, die er im Plot spielt. Ab „Hellraiser: Inferno“ arbeitet die Serie praktisch kaum mehr mit dem von Clive Barker geschaffenen Mythos, was primär daran liegt, dass in bereits existierende Drehbücher die Puzzlebox und ein kurzer Auftritt von Pinhead eingefügt wurde, da ein Hellraiser-Film nun einmal diese beiden Elemente braucht und man davon ausgehen kann, dass sich der Streifen mit einem Franchise-Namen einfach besser verkauft.
„Hellraiser: Inferno“ ist dabei zwar der Film, der noch am gelungensten ist, aber auch derjenige, in dem Pinheads Auftritt schlicht um unnötigsten ausfällt. Im Grunde tritt er am Ende für fünf Minuten auf, um dem Zuschauer die Zusammenhänge zu erklären, die dieser ohnehin schon kennt. Dabei ist er weder der Schurke wie in den Teilen 3 und 4, noch die Instanz aus den ersten beiden Filmen der Serie. Im Grunde ist er der Wächter der persönlichen Hölle des Protagonisten, in der dieser sich den ganzen Film über befindet und so gezwungen ist, dasselbe immer wieder zu erleben. Das Problem daran: Nachdem, was die bisherigen Filme etabliert haben funktioniert die Hölle (bzw. das Labyrinth) nicht auf diese Weise, ebenso, wie auch die Konzeption Pinheads in diesem Film absolut nicht zu den restlichen Filmen passt. Die moralische Rolle, die er hier einnimmt, ist absolut nicht mit der amoralischen Grundhaltung der Cenobiten im ersten Film zu vergleichen.

Hellraiser: Hellseeker

„Welcome to the worst nightmare of all… reality!.“
– Pinhead in „Hellraiser: Hellseeker“

Pinheads Rolle im sechsten Film der Reihe gleicht der in „Inferno“ – wieder ist er der Aspekt, der ein vorher selbstständiges Drehbuch zu einem Hellraiser-Film machen soll. Und abermals funktioniert das nicht wirklich. Neben dem nagelköpfigen Cenobiten und der Puzzlebox brachte man sogar Kristy Cotton zurück, die außer der Tatsache, dass sie wieder von Ashley Laurence gespielt wird, nichts mit der ursprünglichen Figur aus den ersten beiden Filmen zu tun hat.
In der Tat ist der Plot von „Hellseeker“ zum Teil sehr verworren, sodass man ohnehin nur schwer Motivationen bei den Figuren ausmachen kann. Was Pinhead angeht, dieser will wohl die offene Rechnung mit Kirsty aus den ersten Filmen begleichen, und bekommt dazu Gelegenheit, weil sie wieder die Puzzlebox öffnet bzw. von ihrem Mann (ein weiterer Arschloch-Protagonist) dazu gedrängt wird. Allerdings kann sie Pinhead davon überzeugen, einen Deal mit ihr einzugehen (schon wieder), indem sie ihm diverse andere Seelen, nämlich die ihres Mannes und seiner diversen Geliebten, anbietet. Dies zeigt abermals, dass sich die Macher von „Hellseeker“ nicht wirklich mit der Materie beschäftigt haben. Damit Pinhead auf besagte Seelen zugriff oder überhaupt ein Interesse an ihnen hätte, müssten sie selbst die Puzzlebox öffnen oder geöffnet haben und anschließend entkommen sein, so wie es bei Frank der Fall war.
Letztendlich läuft das Ganze auf dasselbe hinaus wie in „Inferno“: Der Zuschauer erfährt, zusammen mit dem Protagonisten, dass dieser sich schon den ganzen Film über in seiner eigenen, privaten Hölle befunden hat, und Pinhead ist derjenige, der ihm das erklären darf.

Hellraiser: Deader

„Dreams are fleeting. Only nightmares last forever!”
– Pinhead in „Hellraiser: Deader“

Im Grunde gibt es über „Deader“ dasselbe zu sagen wie über die beiden Vorgänger: Pinhead wurde nachträglich hinzugefügt. Dies merkt man schon daran, dass die Themen des Films, Unsterblichkeit und Nekromantie, mit denen von Clive Barkers Novelle nicht wirklich etwas zu tun haben.
Im Grunde sind Pinhead und die Cenobiten in „Inferno“, „Hellseeker“ und „Deader“ wieder eher Instanzen denn Schurken, aber offensichtlich hat sich niemand so genau damit auseinandergesetzt, wie sie funktionieren. Das gilt speziell für „Deader“, da es ohnehin niemanden mehr zu interessieren scheint, was die Box kann und was sie nicht kann. Im Grunde lassen sich sämtliche übernatürlichen Elemente nicht mit dem Hellraiser-Mythos vereinbaren.
Wenigstens ist die dieses Mal die Protagonistin nicht schon die ganz Zeit in ihrer eigenen, privaten Hölle gefangen. Trotzdem lässt sich Pinheads Funktion in diesem Film am besten mit den Worten „Expositions-Fee“ beschreiben. Er erklärt den löchrigen Plot und räumt am Ende auf, womit er technisch wieder gegen die Regeln des Labyrinths verstoßen würde, aber wen interessiert das überhaupt noch? In „Hell on Earth“ hat man sich wenigstens die Zeit genommen zu erklären, warum er Unbeteiligte niedermetzelt.
Letztendlich ist „Deader“ zwar nicht so unendlich dröge wie „Hellseeker“, hätte aber als Lovecraft-Film besser funktioniert denn als Hellraiser-Streifen – so ist Pinhead letztendlich ebenso fehl am Platz wie in „Inferno“

„Hellraiser: Hellworld“

„You still don’t understand, do you?”
– Pinhead in „Hellraiser: Hellworld“

Diese Frage könnte man auch an die Verantwortlichen hinter den Hellraiser-Filmen 5-8 stellen, gerade was Pinhead betrifft. In diesem Pseudo-Meta-Hellraiser-Film, bei dem sich die Autoren (wieder mal) nicht genug mit den ursprünglichen Filmen auseinandergesetzt haben, verkommt Pinhead endgültig zum Slasher. Zwar sind sich die Autoren und sogar die Figuren im Klaren darüber, dass Pinhead und die Puzzlebox so nicht funktionieren, aber trotzdem wird er nun einmal auf diese Weise eingesetzt. In der Tat handelt es sich bei jeder Pinhead-Sichtung außer der letzten um eine Illusion, was auch erklärt, weshalb der Cenobiten-Chef einfach Leute umbringt, ohne dass die Puzzlebox gelöst wurde.
Am Ende des Films tut dies schließlich der von Lance Henriksen gespielte Gastgeber und es stellt sich heraus, dass Pinhead tatsächlich existiert. Statt den Gastgeber allerdings mitzunehmen, wird er einfach von zwei völlig unkreativen Cenobiten in Stücke gehackt. Im Grunde lohnt es sich kaum zu erörtern, welche Rolle Pinhead in diesem Film spielt, seine Seinsberechtigung ist noch dünner als in den anderen Directo-to-DVD-Filmen der Serie.

„Hellraiser: Revelations“

„We have no desire for you.”
– Pinhead in „Hellraiser: Revelations“

Ein besseres Zitat zu diesem Film, der nur gedreht wurde, damit Dimension die Rechte am Hellraiser-Franchise behalten konnte, kann man wahrlich nicht finden. Dies zeigt sich schon allein daran, dass Doug Bradley, der selbst bei „Hellworld“ noch Pinhead spielte, sich weigerte, an diesem Machwerk teilzuhaben – im Vergleich zu „Revelations“ ist selbst „Hellworld“ noch ansehbar.
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Stephan Smith Collins als Pinhead-Actionfigur

Beim Skript handelt es sich um Grunde um eine abgewandelte Version des Originals, inklusive hautlosem Onkel-Frank-Ersatz, und somit ist auch Pinheads Rolle im Grunde dieselbe wie im ersten Film. Betrachten wir also lieber Doug Bradleys Nachfolger, Stephan Smith Collins, denn bei seinem Pinhead stimmt leider gar nichts. Er hat keine Ausstrahlung, kein Charisma, Kostüm und Make-up wirken, als handle es sich um eine Pinhead-Action-Figur und die Stimme (von Fred Tatatsciore) ist ebenfalls absolut nicht einschüchternd. Über diese Version von Pinhead breitet man lieber den Mantel des Schweigens.

Pinhead außerhalb der Filme

„I require a new arrangement. I require something…greater.”
– Pinhead in „Clive Barker’s Hellraiser: Pursuit of the Flesh“

Nach dem Erfolg der ersten Hellraiser-Filme dauerte es nicht lange, bis die Geschichte um die mysteriöse Puzzlebox auch in comicform fortgesetzt wurde. In der Tat gibt es ziemlich viel Material, diverse länger laufende Serien, Miniserien, Filmadaptionen, Crossover etc. Viele davon erhielten sogar mehr Input von Clive Barker als die meisten Hellraiser-Sequels. Ich habe leider nur einen Bruchteil dieser Comics gelesen, allerdings taucht Pinhead in ihnen eher selten auf, die Comics haben es sich vornehmlich zum Ziel gesetzt, dass Hellraiser-Universum zu erforschen, es werden neue Cenobiten eingeführt und Konzepte erforscht, die man in den Filmen nicht darstellen konnte oder wollte. Als Vorzeige-Cenobit zeigt Pinhead dennoch hin und wieder sein Gesicht und erhielt sogar seine eigene, sechsteilige Miniserie (die ich nicht mein Eigen nenne, weshalb ich nicht weiß, wie sie ihn darstellt).
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Kirsty Cotton als weiblicher Pinhead

Seit 2011 gibt es darüber hinaus eine neue Serie namens „Clive Barker’s Hellraiser“, die vom Erfinder des Franchise zumindest mitverfasst wurde und in der Pinhead wieder eine bedeutende Rolle spielt. In dieser Serie scheint er seiner cenobitischen Existenz überdrüssig zu werden tauscht schließlich den Platz mit Kirsty Cotton, die zu einem neuen, weiblichen und in weiß gewandeten Pinhead wird.
In der Popkultur ist Pinhead natürlich ebenfalls häufig zu finden, fungiert er doch als Vorzeigefigur des Franchise. Als solche hat er sich auch schon einige Male in „Die Simpsons“, bei „Family Guy“, „Robot Chicken“, „South Park“ oder ähnliche Formaten blicken lassen und wurde auch schon anderweitig parodiert, etwa in „The Cabin in the Woods“ – dort tritt eine vertraute Gestalt auf, die statt Nägeln allerdings ein Sägeblatt im Kopf hat.

Things to come…

„We have such sights to show your.”
– Pinhead in „Hellraiser“

Gegenwärtig sind zwei größere Hellraiser-Projekte angekündigt. Zum einen wäre da „The Scarlet Gospels“, ein Romanprojekt, das Clive Barker schon vor einiger Zeit ankündigte und das nun, den Informationen auf Barkers Internetseite zufolge, 2015 erscheint. In diesem sollen nicht nur die Hintergründe der Cenobiten und der Hölle erforscht werden, es soll auch Pinheads Ende enthalten.
Und schließlich ist schon seit längerer Zeit ein Hellraiser-Remake/Reboot angekündigt. 2013 ließ Clive Barker dann überraschend verlauten, er selbst werde Regie führen und Doug Bradley werde ebenfalls als Pinhead zurückkehren. Seither ist es an dieser Front allerdings ruhig geworden.
Sollte es wirklich dazu kommen, und sollte Doug Bradley doch nicht mehr den Anführer der Cenobiten spielen wollen/können (der Gute ist immerhin auch nicht mehr der Jüngste), wäre meine Wahl für Pinhead Benedict Cumberbatch. Er hat das Charisma, die nötige Präsenz und, vor allem, die Stimme. In „Star Trek Into Darkness“ zitiert er Pinhead sogar und klingt fast gleich: „Shall we begin?“

Fazit:
Pinhead ist ohne Zweifel eine Ikone des Horror-Films, die nicht nur auf einer Stufe mit Freddie Kruger und Jason Vorhees steht, sondern diese durch seine interessante und einzigartige Konzeption sogar übertrifft. Und obwohl Pinhead ebenfalls das Aushängeschild seiner Filmserie ist, ändert sich die Rolle, die er spielt, von Film zu Film. Das faszinierende ist, dass Pinhead als Figur so vielschichtig ist, dass er sowohl als emotionslose Instanz als auch als manischer Schurke funktionieren kann.

Halloween 2014:
Only Lovers Left Alive

Siehe auch:
Hellraiser
Hellbound: Hellraiser II
Hellraiser III: Hell on Earth
Hellraiser: Bloodline
Hellraiser: Inferno
Hellraiser: Hellseeker
Hellraiser: Deader
Hellraiser: Hellworld
Hellraiser: Revelations

Media Monday 172

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We’ll tear your Media Monday apart!

1. Einer der genialsten Kriminalfälle war der seltsame Fall des Doktor Jekyll und Mister Hyde.

2. Doug Jones hatte wirklich ein bahnbrechendes Kostüm/Make-up in so ziemlich jedem del-Toro-Film, in dem er auftaucht, er war unter anderem Abe Sapien, der Pan und der Pale Man.

3. „Die Frau in Schwarz“ hat die Bezeichnung Horrorfilm wirklich verdient, denn dieser Film zieht seine atmosphärische Spannungsschraube hervorragend an, ohne sich auf Blut oder nervige Jump-Scares verlassen zu müssen.

4. Wohingegen „Hellraiser: Revelations“ aus ganz anderen Gründen zum Fürchten war, weil dort eine einstmals großartige Horrofilmserie ihren absoluten Tiefpunkt erreicht hat. Tiefer gehts nicht mehr.

5. Auf die Musik des dritten Hobbit-Films bin ich schon wahnsinnig gespannt, denn egal wie der Film selbst wird, ich denke, Howard Shore wird noch einmal alle Register ziehen.

6. „How I Met Your Mother“ ist eine dieser typischen Serien, die in den ersten Staffeln am stärksten ist.

7. Zuletzt gesehen habe ich „The Quiet Ones“ und das war ganz in Ordnung, weil die Thematik zwar schon ziemlich ausgelutscht ist, aber die Atmosphäre durchaus gelungen war.

Media Monday 171

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Media Monday Assemble!

1. „Pirates of the Caribbean: At World’s End“ fand ich gar nicht mal so gut, aber Hans Zimmers Soundtrack, das ist hängen geblieben! Ist in meinen Augen seine mit Abstand beste Komposition.

2. Ich beobachte einen Trend hin zu deutlich mehr Serien- und daraus resultierend weniger Film-Konsum (gefühlsmäßig; nicht statistisch belegt). Wie schätzt du diese Annahme für dich persönlich ein?
Dem kann ich durchaus zustimmen. Mehr qualitativ hochwertiges Material, mehr Bedürfnis, Serien anzuschauen. Wobei ich aber nicht glaube, dass mein Filmkonsum daunter leidet.

3. Tom Cruise war ja in „Interview mit einem Vampir“ noch gut, aber in seinen meisten anderen Rollen mag ich ihn nicht besonders.

4. Gibt es eine Serie von früher, die du schmerzlich vermisst und bislang weder auf DVD/BD noch bei den einschlägigen Streaming-Diensten wiedergefunden hast?
Ja, „Gargoyles“, „Darwink Duck“, „Batman: The Animated Series“, weitere Staffeln von „Superman: The Animated Series“, „Batman Beyond“, „Justice League“, „Justice League Unlimited“ usw.

5. Ginge es nach mir, würde(n) ______ verboten werden, einfach weil ______ .
Ich bin ja eigentlich gegen Zensur, aber für Leute wie Daniela Katzenberger mache ich eine Ausnahme. Von der Poco-Domäne-Werbung allein kriege ich die Krätze.

6. Es ist schon wieder Zeit für die Frankfurter Buchmesse: Toll, blöd, egal – wie stehst du zur Messe und wieso?
Interessiert mich ehrlich gesagt nicht besonders.

7. Zuletzt gelesen habe ich ______ und das war ______ , weil ______ .
Bin gerade noch an „The Wise Man’s Fear“, dem zweiten Teil der Kingkiller Chronicles dran. Und da ich für die zweigeteilte deutsche Ausgabe zu geizig bin, musste die Englische her.

SWR: Spark of Rebellion

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Nein, in diesem Artikel geht es nicht um den Südwestrundfunk, sondern um die erste Doppelfolge von „Star Wars Rebels“, die gleichzeitig die Funktion eines Pilotfilms hat. Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, ob ich in Zukunft über alle Folgen der Serie schreiben werde, ob ich mir einzelne Exemplare rauspicke, die mich entweder beeindruckt oder aufgeregt haben oder ob ich am Ende der Staffel eine Überblicksdarstellung schreibe, aber da es sich bei „Spark of Rebellion“ um das erste bewegte Material der neuen Einheitskontinuität handelt, wollte ich diesen Umstand würdigen.
Bei „Star Wars Rebels“ handelt es sich im Grunde um den de facto Nachfolger von „Star Wars: The Clone Wars“. So ähnlich, wie TCW die Zeit zwischen Episode II und III überbrückte, tut „Rebels“ dasselbe für die Zeit zwischen Episode III und IV. Wer meinen Blog schon länger verfolgt, weiß, dass ich TCW aus mehreren Gründen nicht unbedingt positiv gegenüberstehe, weshalb ich auch „Rebels“ eher mit gemischten Gefühlen entgegensah. In der Tat ist Dave Filoni, der TCW produzierte, auch bei „Rebels“ wieder an Bord, es gibt allerdings auch einige Faktoren, die mich positiver stimmten, u.a. die Mitarbeit von Greg Weisman (der mit „Gargoyles“ für eine meiner Lieblingszeichentrickserien verantwortlich ist) und auch die Tatsache, dass George Lucas nicht mehr mitredet, denn von ihm kamen viele der kreativen Entscheidungen, die ich bei TCW, nun sagen wir mal, eher fragwürdig fand.

Handlung
Auf Lothal trifft der junge Ezra Bridger (Taylor Gray) eher durch Zufall auf die Crew der Ghost. Beide versuchen, dem Imperium mehrere wertvolle Kisten abzunehmen, was zur Folge hat, dass sie schließlich alle gemeinsam fliehen müssen. So findet Ezra heraus, dass es sich bei besagter Crew, die aus der Twi’lek Pilotin Hera Syndulla (Vanessa Marshall), dem Ex-Jedi Kanan Jarrus (Freddie Prinze jr.), dem Lasat Zeb Orrelios (Steven Blum), der Mandalorianerin Sabine Wren (Tiya Sircar) und dem Astromech-Droiden Chopper besteht, nicht einfach nur um gewöhnliche Diebe handelt, vielmehr begehen sie gezielt Sabotage-Akte gegen das Imperium. Da Ezra nun unfreiwillig bei ihrer nächsten Mission dabei ist, muss er sich entscheiden, ob er sein altes Leben weiterführen oder Teil der Crew werden und gegen das Imperium kämpfen will…

Umsetzung und Figuren
Um ehrlich zu sein, als im Vorfeld die Figuren der Serie vorgestellt wurden, war ich nicht besonders begeistert, so schlimm, wie ich es befürchtet hatte, ist es dann allerdings nicht gekommen. Im Grunde versucht SWR eine ähnliche Figuren-Dynamik aufzubauen, wie man sie in der OT findet. Das zeigt sich schon daran, dass Zeb auf einem von Ralph McQuarries ursprünglichen Entwürfen für Chewbacca basiert (darüber hinaus posiert er in dieser Folge als haarloser Wookiee). Auch bei einigen der anderen Figuren lassen sich Elemente der OT ausmachen. Ezra erinnert an Luke (kombiniert mit einer Prise Ahsoka), Kanan erscheint ein wenig wie eine Mischung aus Han Solo und Obi-Wan, Heras schnippische Kommentare erinnern an Prinzessin Leia und dass Chopper an R2 angelehnt ist dürfte wohl niemanden verwundern.
ghostcrew
Die Crew der Ghost (von links nach rechts): Sabine (Tiya Sircar), Ezra (Taylor Gray), Kanan (Freddie Prinze jr.), Zeb (Steven Blum) und Chopper

Erfreulich ist, dass mir keine der Figuren wirklich auf die Nerven gegangen ist, so wie es bei Ahsoka war, die ich praktisch von ihrem ersten Auftritt an nicht leiden konnte. Besonders bei Sabine, einer Mandalorianerin in pinker Rüstung, die gleichzeitig Sprengstoffexpertin und Graffiti-Künstlerin ist, hatte ich so meine Bedenken, aber (bisher, wohlgemerkt!) ist so noch nicht wirklich negativ aufgefallen. Allerdings gibt es unter der Crew der Ghost leider auch keine Figur, bei der ich sagen könnte: „Allein wegen diesem Charakter würde ich die Serie weiterverfolgen.“ Alle Figuren bleiben in der ersten Folge noch recht blass, Motive und Hintergründe bleiben fast völlig unerwähnt, wobei für mich persönlich Kanan noch am interessantesten ist. Zugegebenermaßen kann man in 45 Minuten nur eine bestimmte Menge an Material unterbringen. Dementsprechend ist die Story des Piloten auch ziemlich einfach gehalten und dient vor allem dazu, die Figuren, ihren Platz in der Crew und ihre Dynamik vorzustellen. Die verschiedenen Sprecher sind dabei in Ordnung, es sticht allerdings keiner wirklich hervor.
Das größte Manko ist in meinen Augen die Darstellung des Imperiums. Ja, „Rebels“ ist eine Serie, die sich vornehmlich an Kinder und Jugendliche richtet, aber müssen die Imperialen wirklich derart ineffektiv und schlicht blöd sein? Da steht Kanan bewegungslos da, baut seelenruhig sein Lichtschwert zusammen und die Sturmtruppen schießen daneben. Und derartiges ist leider die Regel, nicht die Ausnahme. Zwar waren die Sturmtruppen schon in der OT nicht unbedingt die Effektivsten, aber die Darstellung hier erreicht ein völlig neues Level an Unfähigkeit, das an die Kampfdroiden aus den Prequels und TCW erinnert. Kinderserie hin oder her, das muss nun wirklich nicht sein.
herasyndulla
Die Pilotin der Ghost: Hera (Vanessa Marshall)

Das heißt nun allerdings nicht, dass dieser Pilot völlig misslungen wäre. Es gab durchaus gelungene Momente, etwa als Kanan sich als Jedi enthüllt (trotz der danebenschießenden Sturmtruppen), die Aktivierung des Holocrons und das erste Auftauchen des Inquisitors am Schluss – auf diesen freue ich mich besonders, wird er doch von Jason „Lucius Malfoy“ Isaacs gesprochen. Insgesamt ist diese erste Doppelfolge vor allem funktional. Sie etabliert, aber viel mehr erreicht sie nicht.
Noch ein nettes kleines Detail für Fans: Das ISB (Kürzel für „Imperial Security Bureau“), eine aus dem EU stammende Behörde, hat es mit „Spark of Rebellion“ in die neue Einheitskontinuität geschafft. Ich hoffe, dass dies auf weitere, ähnlich geartete Detailinformationen ebenfalls zutreffen wird.

Der Animationsstil
„Rebels“ bemüht sich, mit seinen Animationen den Stil der Gemälde von Ralph McQuarrie einzufangen. Dies sorgt vor allem für durchaus gelungene Hintergründe, das Figurendesign dagegen ist eher mäßig. Im Gegensatz zu TCW, bei dem die Figuren insgesamt ziemlich kantig waren, herrschen nun runde Formen vor. Gerade im Vergleich zu den letzten TCW-Folgen ist der Detailgrad allerdings wieder merklich zurückgegangen, was wohl damit zusammenhängt, dass das Budget zum Serienstart noch sehr niedrig ist. Alles wirkt insgesamt sehr sauber und geleckt (was für eine Star-Wars-Serie natürlich nicht unbedingt optimal ist) und gerade bei der Animation von Ezras Haaren oder den Wookiees fällt auf, wie detailarm das Ganze noch ist. Besonder auffällig ist dies bei Obi-Wans Gastauftritt ins Form eines Hologramms, besonders, wenn man sein Design mit dem aus TCW vergleicht: Der allseits bekannte und beliebte Jedi-Meister sieht mit dem Mondgesicht, dass er hier hat, schlicht seltsam aus. Lange Rede, kurzer Sinn: Der Animationsstil ist recht gewöhnungsbedürftig und es gibt eindeutig noch sehr viel Raum für Verbesserungen.

Die Musik
Es ist schon ein wenig ironisch: Der Komponist von „Rebels“ ist Kevin Kiner, der bereits die Musik für TCW schrieb. Seine Clone-Wars-Musik war mir, vor allem zu Beginn der Serie, zu weit vom typischen, von John Williams geprägten Star-Wars-Sound entfernt, sowohl was die Leitmotive als auch den Stil angeht – harte E-Gitarren-Riffs passen meiner Meinung nach nun wirklich nicht zu Star Wars. Bei „Rebels“ ist es genau andersherum. An zu vielen Stellen, vor allem beim Action-Underscoring, kopiert Kiner einfach eins-zu-eins Musik aus Episode IV, nur dass diese von einem kleineren Ensemble gespielt wird, was, gerade im Vergleich zum Original, stark negativ auffällt. Ich bin immer für stilistische und leitmotivische Kontinuität, aber nicht durch direkte Übernahme. Auch Fehlplatzierungen von Themen (in diesem Fall vom Hauptthema (bzw. Lukes Thema) und Leias Thema) finde ich nicht besonders prickelnd.
callus
Die Repräsentanten des Imperiums: Agent Kallus (David Oyelowo) und völlig unfähige Sturmtruppen

Der Score von „Spark of Rebellion“ ist immer dann am besten, wenn Kiner sich zwar der Themen von John Williams bedient, aber eigene Variationen verwendet. Gut gefallen haben mir zum Beispiel die Einsätze des Machtthemas, das tatsächlich geholfen hat, den entsprechenden Momenten mehr Gewicht zu verleihen, und die Andeutungen des Imperialen Marsches, der allerdings nicht voll erklingt, sondern nur in Fragmenten, denn, mal ehrlich, so bescheuert, wie die Imperialen hier agieren, haben sie eine kräftige Performance einfach nicht verdient. Auch das Ende der Episode ist interessant, da hier ein Thema zu hören ist, das wegen des Chors zwar vage an das Palpatine/Sith-Thema erinnert, aber doch klar eine eigenständige Komposition ist – dass Kiner nicht einfach besagtes Williams-Thema für den Inquisitor recycelt ist definitiv zu begrüßen.

Fazit: „Spark of Rebellion“ bemüht sich in meinen Augen zu sehr damit, den Charme der OT (speziell von Episode IV) zu reproduzieren, anstatt etwas Eigenes zu etablieren. Potential ist zwar durchaus vorhanden, bislang bleibt aber alles eher funktional anstatt wirklich überzeugend. Somit ist der Gesamteindruck, den ich vom Piloten von „Star Wars Rebels“ habe, eher mäßig. Der Serienstart ist zwar nicht unterirdisch, aber damit mir die Serie gefällt ist noch gewaltige Qualitätssteigerung nötig.