Nachdem ich nun die Sternstunden und Abgründe des alten EU ausführlich behandelt habe, wird es Zeit, noch einen Blick in die Zukunft zu werfen. Der Verlust des alten und der Start eines neuen EU, das zumindest laut Aussage derjenigen, die dafür zuständig sind, besser kontrolliert werden soll als das alte – ich erwähnte ja bereits die Lucasfilm-Storygroup – ist natürlich nicht nur Verlust, sondern auch gleichzeitig Chance. Die Anfänge des alten EU habe ich verpasst, da es mich entweder noch nicht gab (wenn man ganz zurück bis zu den alten Marvel-Comics geht) oder ich noch zu jung war (wenn wir von der Thrawn-Trilogie und „Dark Empire“ als Start des EU ausgehen). Mich interessiert es natürlich brennend, wie das neue EU anfängt, welche Herangehensweise die Autoren verfolgen und natürlich wie sich der Einfluss der Story-Group zeigt. Einerseits ist es gut, wenn nicht nur grobe Schnitzer, sondern auch Unterschiede in der Charakterisierung vermieden werden, andererseits fragt man sich aber auch, ob das Diktat einer derartigen Gruppierung die Autoren nicht zu sehr einschränkt. Wie dem auch, sei, werfen wir nun einen Blick auf die bisher angekündigten Projekte, deren Konzeption durchaus vielsagend ist. Mit zwei Ausnahmen spielen sämtliche Werke zwischen den Episoden III und IV und dienen somit wohl als direkte (im Fall von „A New Dawn“) oder indirekte Vorbereitung und/oder Begleitung der Animationsserie „Star Wars: Rebels“, die im Herbst startet. Ebenfalls auffällig ist, dass die neuen Werke, bis auf eine Ausnahme, von Veteranen des alten EU verfasst werden. Sowohl von John Jackson Miller als auch James Luceno finden sich Werke auf meiner Best-of-EU Liste und Paul S. Kemps Romane „Betrogen“ und „Gegenwind“ sind zwar keine Meisterwerke wie „Darth Plageuis“ oder „Die Rache der Sith“, aber doch solide und unterhaltsame SW-Kost. Vielleicht wurden gerade diese Autoren angeheuert, um uns Alt-EU-Fans den Übergang so leicht wie möglich zu machen. Man fragt sich dabei natürlich auch, wie viel Material aus dem alten EU diese Autoren wohl ins neue Retten werden. Kommt Natasi Daala in „Tarkin“ vor? Gibt es vielleicht eine Anspielung auf Hego Damask, Kerra Holt oder Darth Malgus? Man darf gespannt sein.
Darth Maul: Son of Dathomir
Der Dark-Horse-Verlag war lange Zeit – seit der Publikation von „Dark Empire“ 1991 – die Heimat der Star-Wars-Comics. Diese Ära ist nun vorüber, da Disney Dark Horse die Lizent entzogen hat; von nun an wird wieder der Marvel-Verlag, der ja nun Disney gehört, die Star-Wars-Comics publizieren. „Darth Maul: Son of Dathomir“ ist der letzte SW-Comic von Dark Horse, und interessanterweise auch das erste Werk des neuen EU. Da „The Clone Wars“ ebenfalls verfrüht abgesetzt wurde, und bereits fertige Drehbücher für mindestens eine weitere Staffel existierten, entschied man sich, wenigstens einen der Handlungsstränge in Comicform zu beenden (möglicherweise folgen ja noch weitere). Wer die Serie verfolgt hat, wird sich erinnern: „The Clone Wars“ enthüllte, dass Darth Maul die Konfrontation mit Obi-Wan auf Naboo überlebte (eine Entscheidung, die ich nicht unbedingt gut heiße) und nach einer Rekonstruktion durch Talzin, die Clanmutter der Nachtschwestern von Dathomir, begann er zusammen mit seinem Bruder Savage Opress sein eigenes Ding zu drehen und Mandalore zu übernehmen. Darth Sidious war davon wenig begeistert, kümmerte sich selbst um die Angelegenheit und wischte mit den beiden Möchtegern-Sith den Boden. Opress fiel Sidious‘ Klingen zum Opfer, Maul wurde jedoch „verschont“, da Sidious, laut eigener Aussage, andere Pläne mit ihm hat. An dieser Stelle setzt „Son of Dathomir“. Die Drehbücher des geplanten Vierteilers wurden von Jeremy Barlow, der bereits als Autor und Editor für viele SW-Comics verantwortlich war, adaptiert und von Juan Frigeri zeichnerisch umgesetzt. Die ersten beiden Ausgaben der Miniserie sind bereits erschienen, ich habe sie allerdings noch nicht gekauft oder gelesen, ich werde wohl damit warten, bis die Serie abgeschlossen ist und vielleicht sogar, bis sie auf Deutsch oder als Paperback erscheint. Von allen Projekten des neuen EU interessiert mich „Son of Dathomir“ am wenigsten, vor allem auch, weil ich den ganzen Maul-Handlungsstrang der Animationsserie ziemlich unnötig fand.
A New Dawn
„A New Dawn“ war eine Zeit lang als möglicher Titel für Episode VII im Gespräch, nun ist es der Titel des ersten Romans der neuen Kontinuität, der die Vorgeschichte von „Star Wars Rebels“ erzählt, mit Fokus auf den Jedi Kanan Jarrus, der die Order 66 überlebt hat und versucht, den Schergen des Imperiums zu entgehen.
Schon allein der Titel erinnert nicht nur an „A New Hope“ sondern kann auch ziemlich metaphorisch verstanden werden: Es bricht eine neue Zeit für das Star-Wars-Universum an. Wie dem auch sei, als Autor für diesen Roman wurde John Jackson Miller verpflichtet, was ein gutes Zeichen dafür ist, dass es sich hierbei nicht einfach nur um ein schlichtes Tie-in zur Animationsserie handelt, immerhin schien Millers „Knights of the Old Republic“ ebenfalls ein Tie-in zum gleichnamigen Spiel zu sein, entwickelte sich dann aber zu einer der besten SW-Comicserien. Bei seinen anderen Star-Wars-Werken bin ich ein wenig zwiegespalten, seine Lost-Tribe-of-the-Sith-Geschichten fand ich nicht besonders gelungen, die Knight-Errant-Comics waren in Ordnung, beim gleichnamigen Begleitroman habe ich einige Zeit gebraucht, bis ich richtig „rein“ gekommen bin (dann war er aber gut) und „Kenobi“, Millers bis dato letzte Publikation, fand ich vollauf gelungen, hätte ich mich bei meiner Best-of-EU-Liste nicht auf zwölf Titel beschränkt, wäre dieser Roman in der Liste gelandet. Egal, was Miller schreibt, er hat auf jeden Fall immer interessante Ideen, auch wenn ich mit seinem Schreibstil nicht immer ganz klar komme. Aus diesem Grund blicke ich „A New Dawn“ ziemlich positiv entgegen und hoffe, dass Miller einiges herausholt.
„A New Dawn“ erscheint Anfang September diesen Jahres, pünktlich vor dem Start von „Star Wars: Rebels“.
Tarkin
Ab hier wird’s richtig interessant. James Luceno, der mit „Darth Plagueis“ einen meiner absoluten Lieblingsromane verfasst hat, schreibt die Lebensgeschichte des wohl kältesten Mannes der Galaxis. Falls der Roman ähnlich aufgebaut ist wie „Darth Plagueis“ (was die Verlagswerbung suggeriert), könnte Tarkin einen relativ großen Zeitraum abdecken. Mehr noch, Luceno ist dafür bekannt, in seinen Werken das restliche EU weitläufig miteinzubeziehen. Da stellt man sich natürlich die Frage: Wird Luceno Tarkins Geschichte völlig neu schreiben oder sich am bisher dagwesenen orientieren und dabei versuchen, so viel vom alten EU wie möglich ins neue zu retten? Werden wir vielleicht Admiral Daala wiedersehen, und wenn ja sollen wir das dann gut oder schlecht finden?
„Tarkin“ ist in jedem Fall der Roman, auf den ich am meisten gespannt bin, und ich hoffe, dass Luceno nicht enttäuscht. Der Roman erscheint im November.
Heir to the Jedi
Kevin Hearne ist unter den bisherigen Autoren des neuen EU der bislang einzige Newcomer, der noch nie eine Geschichte aus der weit, weit entfernten Galaxis erzählt hat. Sein Debütroman scheint auch, zumindest für SW-Verhältnisse, eher experimenteller Natur zu sein. Er konzentriert sich auf Luke Skywalker zwischen Episode IV und V und wird aus der Ich-Perspektive erzählt, was man bei SW-Romanen recht selten findet. Lediglich Michael Stackpoles „I, Jedi“ wird vollständig von einem Protagonisten erzählt. In Matthew Stovers „Shatterpoint“ finden sich immerhin noch Ausschnitte aus Mace Windus Tagebuch, die natürlich ebenfalls die Ich-Form verwenden, aber das war’s dann auch schon. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich „Heir to the Jedi“ einschätzen soll, da ich noch nichts von Kevin Hearne gelesen habe. Die Ich-Perspektive könnte interessant werden, das Ganze könnte aber auch ziemlich in die Hose gehen. Was die Prämisse der Handlung angeht (die auf Lukes Wichtigkeit in Episode VII hindeuten könnte): Die Thematik ist nun keinesfalls neu und wurde bereits in diversen Romanen und Comics bearbeitet. Gerade der Zeitraum zwischen Episode IV und V ist im alten EU derart mit Geschichten überfüllt, dass man sich fragt, wie das alles innerhalb von drei Jahren stattfinden konnte. Nun ja, hoffen wir, dass Kevin Hearne dem Ganzen eine neue Seite abgewinnen kann und nicht bloß bereits Dagewesenes wiederkäut. „Heir to the Jedi“ erscheint im Februar 2015.
Lords of the Sith
Ein Titel, der mich wahrlich anspricht. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um eine Revision der Geschichte des Sith-Ordens (zumindest allem Anschein nach, bei diesem Titel könnte man allerdings auch in großem Ausmaß auf die Vergangenheit des Ordens eingehen), sondern um ein Meister-Schüler-Abenteuer von Darth Sidious und Darth Vader das, wie könnte es anders sein, auch wieder zwischen Episode III und IV stattfindet. Die Konzeption ist ja nun eher ungewöhnlich, normalerweise fungiert Sidious in dieser Ära nur als Befehlsgeber und Hintergrundmanipulator, anstatt selbst an der Action teilzunehmen – da muss schon etwas Außergewöhnliches passieren – was das ist verrät die bisher veröffentlichte Inhaltsangabe allerdings noch nicht. Es wurde lediglich bekannt gegeben, dass ein Charakter aus „The Clone Wars“ auftauchen wird, aber nicht welcher. Ahsoka vielleicht?
Paul S. Kemp hat in seinen bisherigen SW-Romanen schon einige Erfahrung mit den Sith gesammelt. Sowohl in „Gegenwind“ (das ich durchaus solide fand) als auch in „Dunkle Flut“ (das meiner Meinung nach eher weniger solide ist) spielt Darth Krayts Sith-Orden eine wichtige Rolle, und in Ersterem kommt darüber hinaus ein Sith aus der Zeit des Großen Hyperraumkriegs durch einen Zeitriss in die Post-Endor-Ära. Bei seinem bisher besten Werk, dem Old-Republic-Roman „Betrogen“, steht ebenfalls ein Sith-Lord, in diesem Fall Darth Malgus, im Fokus. „Lord of the Sith“ ist allerdings Kemps erster Roman, der in ziemlicher Filmnähe spielt und sich mit Dunklen Lords des Bane-Ordens auseinandersetzt.
„Lords of the Sith“ erscheint im April 2015.
Siehe auch:
Star Wars Expanded Universe: The Very Best Of
Star Wars Expanded Universe: The Very Worst Of