Der Hobbit: Smaugs Einöde – Analytische Rezension

desolation
Dieser Artikel ist schon lange überfällig, aber irgendwie bin ich entweder nicht dazu gekommen, es gab anderes, über das ich schreiben wollte und dann lief auch schon wieder die nächste GoT-Staffel. Wie dem auch sei, besser spät als gar nicht.
Vor einiger Zeit enthüllte Peter Jackson in einem Interview etwas, das eigentlich bereits seit Sommer 2012 bekannt war: Wären es nur zwei Hobbit-Filme geworden, hätte der erste Film mit der Flucht aus Thranduils Palast geendet. Jackson hat dies noch ein wenig spezifiziert: In der letzten Einstellung hätten die Zwerge, Bilbo und die Zuschauer die Silhouette Bards gesehen. Dies erklärt auch, warum in den Trailern, die Auschnitte aus der Fässerflucht-Szene zeigen, Azog noch zugegen war, der dort im Film gar nicht vorkommt. Vermutlich hätte eine ähnliche Konfrontation wie am Ende des ersten Hobbit-Films an dieser Stelle stattgefunden. Nun ist das Ganze ja aber bekanntermaßen anders gekommen, und statt zwei Filmen, „An Unexpected Journey“ („Eine unerwartete Reise“) und „There and Back Again“ („Hin und wieder zurück“) haben wir nun drei: „An Unexpected Journey“, „The Desolation of Smaug“ („Smaugs Einöde“) und „The Battle of the Five Armies“ („Die Schlacht der fünf Heere“, diese Umbenennung des dritten Teils erfolgte erst dieses Jahr und sagt wohl schon einiges über den Inhalt aus). Geht man von der alten Aufteilung aus, dann besteht das Sujet dieses Artikels theoretisch aus dem Ende des ursprünglichen ersten und dem Anfang des zweiten Filmes. Diese Hybridnatur zeigt sich schon am Titel diese Mittelteils der Trilogie. Die beiden ursprünglichen sind ziemlich logische Wahlen, beides sind Phrasen, die Bilbo als mögliche Titel für seine Memoiren verwendet. „The Desolation of Smaug“ rückt nun den Drachen stärker in Mittelpunkt. Auch diese Phrase stammt von Tolkien selbst, auf der Karte von Wilderland, die dem „Hobbit“ beiliegt, wird das Gebiet um den Erebor herum so bezeichnet. „Desolation of Smaug“ ist dabei eine relativ clevere Wahl sowohl für das Gebiet als auch für den Film, da das Wort „Desolation“ sowohl „Einöde“ (wie im Filmtitel und der Krege-Übersetzung) als auch „Verwüstung“ oder „Zerstörung“ heißen kann – dieser Doppelsinn geht in der deutschen Übersetzung freilich verloren.
„Smaugs Einöde“ also – interessanterweise wird dieser Mittelteil, ohne richtigen Anfang und Ende – mitunter sehr verschieden bewertet. Den meisten „normalen“ Kritikern gefällt dieser Film sehr viel besser als „Eine unerwartete Reise“, oft liest man, „Smaugs Einöde“ gehe wieder stärker in Richtung HdR-Trilogie, und ganz offensichtlich ziehen viele Kritiker Action singenden Zwergen vor. Vielen Tolkien-Fans, speziell aus dem Puristen-Lager, ist dieser Film dagegen noch mehr zuwider als der erste.
Wie schon bei „Eine unerwartete Reise“ folgt der spoilerfreien Kritik auch dieses Mal wieder meine ausführliche, analytische Rezension, dieses Mal in einem Stück.
Zu Beginn noch ein paar allgemeine Dinge: Wie man an meiner ursprünglichen Kritik vielleicht merkt, wollte ich, dass mir dieser Film genauso gut gefällt wie die anderen, aber dem ist leider nicht der Fall. Dennoch fand ich ihn beim zweiten Ansehen besser als beim ersten, was auch daran lag, dass dies in 2D, ohne HFR und im O-Ton geschah – im Gegensatz zum ersten Hobbit-Film fand ich die 3D/HFT-Kombination dieses Mal ziemlich störend (das kann aber natürlich auch die Schuld des Kinos sein).
Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Hobbit-Filmen, die ich festgestellt habe, ist die Wirkung einiger Erweiterungen und Ausdehnungen. Bei „Eine unerwartete Reise“ dachte ich oft: „Das hätte da nicht sein müssen, aber es stört mich nicht.“ Bei „Smaugs Einöde“ dagegen dachte ich eher: „Das wäre besser rausgefolgen.“ Obwohl es sich um den kürzesten Mittelerde-Film handelt, hat er für mich doch die meisten Längen und wirkt insgesamt unausgegoren und nicht gut ausbalanciert. Dazu kommt noch ein sehr persönlicher Aspekt: Als ich nach der ersten Sichtung von „Eine unerwartete Reise“ das Kino verließ, hatte ich ein ähnliches Gefühl wie nach den HdR-Filmen. Bei „Smaugs Einöde“ hat dieses Gefühl gefehlt, was definitiv kein gutes Zeichen ist.

Politik im Prolog: Das Arkensteinproblem
Wie jeder der Mittlerde-Filme von Peter Jackson beginnt auch „Smaugs Einöde“ mit einem Rückblick. Ähnlich wie in „Die zwei Türme“ und anders als in den restlichen drei Filmen reicht der Rückblick dieses Mal jedoch nicht Jahrhunderte oder gar Jahrtausende zurück, stattdessen springen wir nur ein Jahr in die Vergangenheit, zur ersten Begegnung zwischen Thorin und Gandalf in Bree. Diese Begegnung ist den Anhängen des „Herrn der Ringe“ entnommen (Anhang A III für alle, die Nachlesen wollen; dieser Anhang enthält allgemein viele Informationen, die in den Hobbit-Filmen verwendet wurde, u.a. beschreibt er die Schlacht von Azanulbizar und die allgemeine Geschichte der Zwerge).
Die Örtlichkeit ruft sofort Erinnerungen wach, und das nicht nur, weil Howard Shore seine Bree-Musik aus „Die Gefährten“ zitiert und Peter Jackson mit einer Möhre durchs Bild läuft. Auch viele Jahre vorher ist das Film-Bree immer noch ziemlich dreckig und ungemütlich, und das Wetter ist auch nicht besser. Immerhin sieht man im Tänzelnden Pony (denn wo auch sonst sollten sich Gandalf und Thorin begegnen?) dieses Mal einheimische Hobbits. Die Begegnung ist recht Vorlagengetreu wiedergegeben: Gandalf befürchtet, dass Sauron zurückkehren und Smaug auf seine Seite ziehen könnte (im Buch weiß er bereits, dass Sauron im Düsterwald lauert). Deshalb hätte er gerne den Drachen aus dem Erebor draußen (und am besten tot) und stattdessen ein mächtiges Zwergenreich, damit Sauron im Osten nicht ungestört seinen Plänen nachgehen kann. Thorin und Gandalf verbünden sich schließlich und planen die Aktionen, die sie im „Hobbit“ durchführen.
Thorin_Gandalf_bree
Gandalf (Ian McKellen) und Thorin (Richard Armitage) treffen sich in Bree

Es gibt allerdings einige signifikante Hinzufügungen: Zum ersten wird bereits das Kopfgeld auf Thorin etabliert – in einem „Steckbrief“ in Schwarzer Sprache, was ein wenig merkwürdig anmutet, da diese in Reinform nur von den Nazgûl und einigen anderen hohen Offizieren Saurons gesprochen wurde. Azog kann man vielleicht noch als einen solchen ansehen, aber sicher nicht die angriffslustige Kundschaft im Tänzelnden Pony. Das ist freilich nur ein winziges Detail. Viel schwerer wiegt die Arkensteinfrage. Im Roman taucht der Arkenstein erst im letzten Drittel auf und ist vor allem ein Handlungskniff, quasi eine Art sehr spät eingefügtes Macguffin. Die Bedeutung des Arkenstein für Thorin ist vor allem persönlicher Natur. Bereits in „Eine unerwartete Reise“ dagegen wird der Arkenstein im Prolog eingeführt, und Bilbos Erzählstimme erklärt, dass Thorins Großvater Thrór ihn als Zeichen dafür sah, dass seine Herrschaft heilig bzw. gottgegeben war („divine“ im original). Gerade hier zeigt sich, wie PJ und Co. versuchen, die Handlung des Hobbits bzw. die Pläne von Gandalf und Thron logischer und besser durchführbar zu machen. Tolkiens Roman ist diesbezüglich natürlich vor allem ein märchenhaftes Kinderbuch: Die Zwerge machen sich halt auf den Weg. Warum genau sie überhaupt einen Meisterdieb brauchen, ist dabei nicht wirklich eindeutig: Der Schatz ist viel zu gewaltig, um ihn zu stehlen. Diese Planlosigkeit der Zwerge wird in der Tat im Roman angesprochen, was aber nicht unbedingt hilfreich ist. Erst im Nachhinein versuchte Tolkien, einige ihrer Handlungen zu rationalisieren, und Jackson geht da noch einen Schritt weiter, was ich gar nicht schlecht finde. Der Arkenstein mutiert hier zum Zeichen des obersten Zwergenherrschers; wer den Arkenstein besitzt, hat damit Anrecht, zu einer Art „Zwergenkaiser“ zu werden. Dies entspricht freilich nicht Tolkiens Legendarium, wo die Zwerge nie als geeintes Volk auftreten – in der Tat spielen fast ausschließlich Zwerge aus Durins Stamm eine Rolle in den Werken des Professors. Laut Film-Thorin kann ein Zwergenherrscher mit dem Arkenstein allerdings alle sieben Zwergenstämme vereinigen. Thorins und Gandalfs Plan sieht deshalb wie folgt aus: Eine kleine Gruppe von 13 Zwergen, einem Zauberer und einem Hobbit begibt sich zum einsamen Berg. Dort stiehlt Bilbo den Arkenstein, Thorin kann die Zwergenvölker vereinigen und den Erebor „offiziell“ angreifen. Dies simplifiziert zwar Tolkiens Welt, aber andererseits ist der Plan in der Tat sinnvoller.

Beorn und die Überdramatisierung
Nachdem Prolog schließt „Smaugs Einöde“ direkt an den Vorgänger an: Nach der gelungenen Adlerrettung begeben sich Thorin und Kompanie auf direktem Weg zu Beorn, immer noch verfolgt von Azog und seinen Wargreitern. Jackson bemüht sich dabei, das Ganze in ziemlich hohem Tempo zu inszenieren, während besagte Szenen im Roman sehr viel gemütlicher sind. Im Film kommen die Zwerge nicht in Zweiergrüppchen, während Gandalf Beron von ihren bisherigen Abenteuern erzählt, sie werden gejagt, zuerst von den Orks, dann von ihren zukünftigen Gastgeber in Bärengestalt.
Im Grunde ist die eigentliche Beorn-Szene wirklich sehr kurz, man bekommt kaum einen richtigen Eindruck von dem Pelzwechsler (in der SEE soll hier allerdings noch mehr Beorn-Material folgen), aber dennoch eignet sich der Dialog zwischen Gandalf, Bilbo, den Zwergen und Beorn hervorragend, um eine bestimmte Tendenz Peter Jacksons anzusprechen.
beorn
Beorn (Mikael Petersbrandt)

Was man auch immer von Professor Tolkien sagen kann, ein Meister der atemlosen Spannung ist er nicht, und auch eine schnörkellose Dramaturgie gehört nicht unbedingt zu seinen größten Stärken. Bei Peter Jackson ist es dagegen genau anders herum, er legt ziemlich großen Wert auf die kleineren dramatischen Bögen (weshalb die HdR-Filme „rundere“ Abschlüsse haben als die jeweiligen Romane) und hat darüber hinaus die Tendenz zur Überdramatisierung, und bei Beorn zeigt sich das besonders schön. Im Roman ist er ein Einzelgänger, zu dem nicht viel Hintergrund geliefert wird, er ist einfach da, genau wie Märchenfiguren oft einfach da sind. Über Volk und Vergangenheit erfahren wir fast gar nichts. In den Filmen dagegen gibt es eine direkte Verbindung zu Azog, der für die Ausrottung von Beorns Volk verantwortlich ist, Beorn selbst ist der Letzte seiner Art.
Derartige Dramatisierungen hielten sich in den HdR-Filmen meistens noch im Rahmen, in den Hobbit-Filmen treibt Jackson es allerdings an mancher Stelle zu weit.
Beorns Auftritt im Film bleibt insgesamt jedenfalls trotz besagter dramatischer Zuspitzung ziemlich insignifikant, zu kurz um wirklichen Eindruck zu machen oder auch nur Mikael Petersbrandts Spiel wirklich bewerten zu können. Ich weiß nicht, wie Jackson ihn in „Die Schlacht der fünf Heere“ einzusetzen gedenkt, aber letztendlich wäre es wohl konsequenter gewesen, ihn einfach herauszuschneiden – die Puristen meckern so oder so. Der Film wäre dadurch stringenter geworden und hätte ein wenig von seiner Episodenhaftigkeit verloren.

Im Düsterwald
Die Szenen im Düsterwald wurden gegenüber dem Roman ebenfalls verkürzt und vereinfacht. Gandalf verlässt die Gemeinschaft ebenfalls am Waldrand, im Film allerdings, im Gegensatz zum Buch, spontan, weil er von Galadriel den telepathischen Befehl bekommt, das Nekromantenproblem zu untersuchen (bei Tolkien erfahren wir erst im „Herrn der Ringe“, was Gandalf während der weiteren Abenteuer der Gemeinschaft so getrieben hat).
spiders
Bilbo (Martin Freeman) kämpft gegen die Spinnen des Düsterwaldes

Die Festivitäten der Elben, die die Zwerge immer wieder stören, fehlen im Film ebenso wie einige andere kleine Hindernisse. Die vergiftete Atmosphäre setzte Thorin, Bilbo und Co. ebenfalls ziemlich zu, aber nach recht kurzer Wanderung befinden sie sich auch schon in den Fängen der Spinnen, und es ist an Bilbo, die Zwerge zu befreien. Das Problem mit den sprechenden Spinnen wurde interessant gelöst: Bilbo kann sie nur verstehen, wenn der den Ring trägt, bzw. ab dem Zeitpunkt, ab dem er den Ring in ihrer Gegenwart aufgesetzt. In meinen Augen wäre es allerdings besser gewesen, hätte man die Szene, in der Bilbo eine der Spinnen auch ohne Ring verstehen kann, gestrichen.
Das Zusammentreffen mit den riesigen Arachniden illustriert darüber hinaus, wie der Ring von Bilbo Besitz ergreift. Dieses Element ist im Roman natürlich nicht vorhanden, da der Ring beim Abfassen des „Hobbits“ noch ein simples magisches Spielzeug war und erst während des Schreibprozesses des HdR zum „Einen Ring“ wurde. Hier überzeugen vor allem Martin Freeman und Shores Musik. Shore deutet das Geschichte-des-Ringes-Thema immer wieder subtil an, bevor er es einmal vollständig erklingen lässt.
Der Kampf mit den Spinnen wird von den Waldelben sehr schnell beendet, die die Zwerge in Gewahrsam nehmen. Anders als im Buch wird Thorin nicht im Vorfeld von ihnen getrennt, aber genauso wie im Buch schafft Bilbo es, sich abzusetzen und seine Freiheit zu behalten.

Thranduil, die Waldelben und das unnötige Liebesdreieck
Thranduil
Thranduil (Lee Pace), der König des Waldlandreiches

In den bisherigen Mittelerde-Filmen haben wir vor allem zwei Elbenkulturen kennen gelernt: Bruchtal und Lorien. Die Waldelben des Düsterwalds sind die dritte (auch wenn es natürlich bereits Eindrücke im ersten Hobbit-Film gab). Generell gefällt mir ihre Konzeption, das Aussehen von Thranduils Hallen und das restliche Drumherum ziemlich gut. Auffällig ist, dass die Waldelben fast durchgehend rothaarig sind, lediglich die beiden Mitglieder ihres Königshauses sind blond. Apropos Königshaus: Thranduil, gespielt von Lee Pace, ist in meinen Augen eines der Highlights des Films; eine ideale Besetzung und ein hervorragendes Spiel (auch Lee Pace kam natürlich schon in „Eine unerwartete Reise“ vor, hatte aber nicht wirklich viel Gelegenheit zu zeigen, was er kann). Bei Tolkien ist Thranduil als Charakter (zumindest im „Hobbit“) nicht wirklich gut ausgebaut. Er ist ein wenig fremden- bzw. zwergenfeindlich, hat eine gewisse Schwäche für Schätze, ist aber letztendlich einer der Guten, und das war es auch schon. Jackson und Co. haben sich da noch ein paar mehr Gedanken gemacht und Thranduil als Verkörperung des Düsterwaldes konzipiert – je weiter der Verfall des Düsterwaldes voranschreitet, desto fragwürdiger werden auch Thranduils Handlungen. So erinnert er eher an die zwiespältigen Elben des „Silmarillion“ als an die „Gutelben“ des HdR. Außerdem deutet Thranduil an, dass er bereits Begenungen mit einem oder mehreren Drachen (vielleicht sogar Smaug selbst?) hatte, und ich bin durchaus neugierig, woher seine Narbe stammt. Darüber hinaus weiß Film-Thranduil, im Gegensatz zu Buch-Thranduil, sehr genau, wen er mit Thorin vor sich hat und was dieser möchte.
Neben Thranduil gibt es noch zwei weitere Waldelben, die eines gemeinsam haben: Im Film spielen sie eine wichtige Rolle, im Roman kommen sie überhaupt nicht vor. Legolas auf die Leinwand zurückkehren zu lassen war eine durchaus logische Entscheidung, immerhin ist er in Tolkiens Legendarium tatsächlich Thranduils Sohn und lebt zu diesem Zeitpunkt schon. Man kann wohl davon ausgehen, dass er im „Hobbit“ tatsächlich anwesend ist, auch wenn er nicht namentlich genannt wird, da Bilbo ihn nicht kennt oder kennen lernt. Dass seine Rolle so groß ausfällt ist in meinen Augen dagegen eher unnötig, für mich hätte auch ein Cameo gereicht. Das Problem bei der ganzen Sache ist, dass Legolas als Charakter einfach nicht interessant ist. In „Smaugs Einöde“ wirkt er noch stoischer und langweiliger. Im HdR hatte er wenigstens einen Platz in der Gemeinschaft (und der Geschichte), er war nicht besonders interessant, er stand aber auch nicht im Weg. Hier hingegen wirkt seine Rolle unnötig aufgeblasen. Das bringt uns auch schon zur dritten dominanten Elben-Figur: Tauriel, gespielt von Evangeline Lilly. Hinsichtlich dieses Charakters bin ich ein wenig zwiegespalten. Einerseits mag ich Tauriel, ich finde, dass sie grundsätzlich gut hineinpasst, mir gefällt Evangeline Lillys Spiel und darüber hinaus ist die Figur schlicht interessanter und emotionaler als Legolas.
Tauriel
Tauriel (Evangeline Lilly)

Was mir nicht gefällt ist die Richtung, in die sie entwickelt wird, sprich: Das Liebesdreieck Kili-Tauriel-Legolas. Es wirkt einfach fürchterlich erzwungen und unnötig (und wir müssen auch noch von Thranduil darüber informiert werden, dass Legolas etwas für Tauriel empfindet, denn allein aufgrund von Orlando Blooms Spiel merkt man davon nicht allzu viel). Das erste Gespräch zwischen Tauriel und Kili ist dabei sogar noch ziemlich erträglich, aber muss das gleich zur Romanze weiterentwickelt werden, wäre es nicht viel interessanter gewesen, hätten die beiden einfach eine grundsätzliche Sympathie für den anderen entdeckt? Die Weiterentwicklung dieses Handlungsstrangs ist in meinen Augen völlig unnötig, und dazu gehören auch die Vergiftung Kilis, das Zurückbleiben einiger Zwerge in Esgaroth, die angreifenden Orks und die Arwen-mäßige Heilung. Hier werden zu viele Handlungsschauplätze aufgemacht, die vom eigentlichen Kern ablenken, immerhin heißt der Film „Der Hobbit“. Letztendlich wäre es vielleicht besser gewesen, hätte es Jackson bei einem kurzen Cameo-Auftritt für Legolas belassen und Tauriel eine andere Motivation gegeben, um den Zwergen zu folgen – Thranduil will wissen, was weiter geschieht o.ä.

Gandalfs Reise
Wenden wir uns nun dem Subplot des Grauen Zauberers zu, dessen Einzelszenen zwar über den Film verteilt sind, den man aber dennoch am besten am Stück betrachtet. Wir wird am stärksten Vorarbeit für den HdR betrieben, obwohl auch hier so manch eine Ausdehnung recht überflüssig ist.
bolg
Bolg (Lawrence Makaore)

Bereits zu Beginn des Films wird Azog gezwungen, seine Jagd abzubrechen und stattdessen in Dol Guldur Saurons Armeen zu trainieren und auf den Einsatz vorzubereiten. Statt seiner setzt sein Sohn Bolg die Jagd fort, weil Thorin und Kompanie halt auch unbedingt die ganze Strecke bis zum Erebor von Orks gejagt werden müssen. Über das Bolg/Azog-Problem hatte ich ja bereits in meinen Artikeln zum ersten Hobbit-Film geschrieben; diese Thematik setzt sich nun fort. Bolg wurde völlig neu gestaltet, die notdürftig zusammengeflickten Wunden und das ramponierte Aussehen sind geblieben, aber ansonsten wurde Bolg stark an Azog angeglichen, um als dessen Sohn überzeugen zu können (ironischerweise erfährt der Filmzuschauer vom Verwandtschaftsverhältnis der beiden nichts). Und leider muss ich sagen, ich fand das ursprüngliche Aussehen Bolgs weitaus überzeugender. Die Orks sorgen auch dafür, dass es zu weiteren zusätzlichen Actionszenen kommt: Die Waldflussszene ist durchaus amüsant (Stichwort Bombur im Fass), aber das Ausmaß der ausgehebelten physikalischen Gesetze nimmt hier bedrohliche Ausmaße an, und darüber hinaus sind Schnitt und Music-Editing hier mitunter ziemlich merkwürdig, sodass Howard Shores grandiose Komposition ziemlich verstümmelt wird.
Aber zurück zum Thema. Gandalf soll herausfinden, wer der Nekromant tatsächlich ist. Zu diesem Zweck begibt er sich erst zu den Gräbern der Ringgeister, wo er auf Radagast trifft. Es ist wohl zu vermuten, dass im dritten Film die Nazgûl allesamt auftauchen, denn ansonsten ist diese Szene ziemlich überflüssig und passt auch nicht so recht ins Legendarium. Wo liegt dieses Grab, im Nebelgebirge, in Angmar? Warum sind hier alle neun Ringgeister beerdigt, wo sie doch aus verschiedenen Kulturen stammen (Khamûl, der einzige, der einen richtigen Namen hat, war ein Ostling, und drei von ihnen, wahrscheinlich inklusive des Hexenkönigs, waren Schwarze Númenórer). Warum wurden sie überhaupt begraben, die Träger der neun Menschenringe müssten nach einem endlos ausgedehnten Leben langsam geschwunden und so zu Ringgeistern geworden sein, und das bereits während des Zweiten Zeitalters. Alles nicht wirklich durchdacht.
Die aufgebrochenen Gräber geben Gandalf auf jeden Fall den Hinweis, dass es sich beim Nekromanten um Sauron handeln muss, da nur dieser die Nazgûl befehligen kann. Darum begibt er sich nach Dol Goldur. Prinzipiell findet sich Gandalfs Eindringen in Saurons Festung auch bei Tolkien, allerdings zu einem früheren Zeitpunkt und einem anderen Zweck, nämlich um Thráin, Thorins Vater zu finden, der dort von Sauron eingekerkert. Gandalf schleicht sich ein und erhält vom sterbenden Thráin Schlüssel und Karte, die er dann später an Thorin weitergibt. Derartiges wurde wohl in der Tat gedreht, denn in frühen Trailern sieht man noch, wie Gandalf gegen einen ziemlich untot aussehenden Zwerg kämpft, bei dem es sich wohl um den wahnsinnig gewordenen Thráin handelt. Stattdessen betritt er nun in „Smaugs Einöde“ die finstere Festung, um jeglichen Zweifel zu beseitigen. Man muss wohl davon ausgehen, dass Gandalf sich nicht darüber im Klaren ist, wie groß Saurons Macht bereits ist, denn ansonsten ist es ziemlich dumm, die Festung des Dunklen Herrschers auf diese Art und Weise zu betreten.
sauron
Der Nekromant enthüllt sein wahres Wesen

Sauron offenbart sich nach einem kurzen Handgemenge mit Azog auch endgültig. Diese Szene ist ebenfalls ein wenig fragwürdig, da Gandalf in den HdR-Filmen vom Lidlosen Auge überrascht zu sein schien (ganz allgemein scheint Gandalf hier bereits viel zu viel zu erfahren), aber ich muss zugeben, ich liebe diese Enthüllung, nicht zuletzt wegen Howard Shores grandiosem Einsatz von Saurons Thema. Der Kampf zwischen Licht und Dunkle mutet zwar ein wenig Harry-Potter-mäßig an, aber die visuelle Gestaltung des sich materialisierenden Auges, inklusive eines Eindrucks der engelsgleichen und der gerüsteten Gestalt des Dunklen Herrschers finde ich hervorragend.

Esgaroth auf dem langen See
masterfry
Der Meister der Seestadt (Stephen Fry)

Bei Tolkien sind die Zwerge und Bilbo nicht besonders lange in Seestadt und der Leser erfährt auch kaum etwas über die Kultur diese Menschen, lediglich, dass es sich um eine Art Handelsrepublik mit einem korrupten (Bürger-)Meister handelt – möglicherweise war Venedig eine Inspiration. Jackson und Co. bauen Seestadt jedoch kräftig aus. Film-Esgaroth vereint hier einige Einflüsse, unter anderem russisch-slawische und barocke. Auch gibt es eine Umdeutung des von Stephen Fry gespielten Meisters, der hier kein gewähltes Oberhaupt ist, sondern eher als Diktator eines Überwachungsstaates (eine Entschädigung dafür, dass in „Die Rückkehr des Königs“ die Säuberung des Auenlandes der Schere zum Opfer fiel?) fungiert und den Gedanken an freie Wahlen nicht besonders behaglich findet. Hier gilt letztendlich Ähnliches wie bei Tauriel: Ich finde die grundsätzliche Ausgestaltung gut, aber Jackson schießt zu weit übers Ziel hinaus, er widmet Seestadt und seinen Einwohnern in meinen Augen zu viel Zeit. Es ist allerdings eindeutig ein Plus, dass Bard, hervorragend gespielt von Luke Evans, bereits so früh eingeführt und als Charakter auch weitaus plastischer ist als im Roman, wo er eigentlich nur auftaucht, um Smaug zu töten und die Menschen angemessen zu repräsentieren. Trotzdem werde zumindest ich das Gefühl nicht los, man hätte Bard auch gut einführen können, ohne dass die Zwerge sich so lange in Esgaroth herumtreiben. Eines der größten Probleme bei den vielen Subplots ist, dass Bilbo, immerhin die Titelfigur, mitunter völlig untergeht. Ich sehe hier ein eindeutiges Fokusproblem, statt dem Meister der Seestadt, Bards Familie und Tauriel und Legolas hätte man sich lieber auf die Beziehung von Thorin und Bilbo konzentrieren sollen.

Der Drache
Kommen wir zum Herzstück des Films: Die Zwerge und Bilbo erreichen endlich den Einsamen Berg, dessen Design mich schon im ersten Film vage an „Die Schlacht um Mittelerde II“ erinnert hat. Auch hier gibt es gegenüber dem Roman einige geringfügige strukturelle Unterschiede. Bei Tolkien schleicht sich Bilbo zwei Mal ins Innere des Einsamen Berges. Beim ersten Mal schläft Smaug und Bilbo stiehlt einen Becher, um sich als Meisterdieb zu profilieren. Samug findet das gar nicht toll und zündet eine Seite des Erebor an. Es erfolgt ein zweites Einschleichen, bei dem sich Bilbo, durch den Ring unsichtbar, ausgiebig mit dem Drachen unterhält, bevor dieser ausrückt, um Esgaroth zu zerstören. Im Film gibt es dagegen nur eine Begegnung.
Smaug
Smaug (Benedict Cumberbatch)

Sprechen wir zuerst einmal über Smaug. Als sein Kopf zum ersten Mal in einem der Trailer zu sehen war, war ich recht skeptisch. Aber nach der ersten Filmsichtung war mir klar: Ich liebe das Vieh. Design, Animation, Stimme, Bewegungen (die letzten beiden sind natürlich auf Benedict Cumberbatch zurückzuführen) – alles herausragend, Smaug hat sich in kürzester Zeit zu meinem liebsten Leinwanddrachen gemausert. Der Dialog zwischen Bilbo und dem Drachen ist in meinen Augen ohne Zweifel der Höhepunkt des Films. Vieles stammt direkt von Tolkien, es gibt jedoch ein paar kleine Veränderungen: Bilbo hat nur zu Beginn den Ring an, da Jackson nicht die ganze Zeit entweder Optik der Schattenwelt oder Smaug, der sich mit einem unsichtbaren Bilbo unterhält, zeigen wollte. Das ist ein wenig unglaubwürdiger, aber wenn man Smaugs Spieltrieb miteinbezieht, geht das schon in Ordnung. Darüber hinaus wurde auch eine Verbindung zwischen Smaug und Sauron hergestellt, denn Smaug kann den Ring spüren und weiß, wer dahinter steckt.
Eine weitere kleine Änderung findet sich bei Smaugs Bauchpanzer: Im Roman ist sein Bauch von Gold und Juwelen bedeckt, aber es gibt eine nackte Stelle. Im Film dagegen hat er einen normalen Bauchpanzer, der aber durch den schwarzen Pfeil von Girion, Bards Vorfahren, leicht beschädigt ist. Man kann sich schon ausmalen, wie Bard den Drachen letztendlich tötet.

Was besser auf dem Boden des Schneideraums gelandet wäre: Das Finale
Leider endet der Film nicht auf dem Niveau des Bilbo-Smaug-Dialogs, da Jackson der Meinung war, es müsse noch ein actionreiches Finale her, um den Film abzuschließen. Dummerweise findet sich an dieser Stelle im Roman allerdings keine wirklich Actionszene. Also kommen die Zwerge in den Berg und liefern sich eine Hetzjagd mit Smaug durch die Hallen des Erebor, kombiniert mit den oben erwähnten Orks-in-Seestadt-Handgemengen, was leider eine ganz blöde Idee war, und das aus mehreren Gründen. Zuerst einmal ist die Inszenierung beider Handlungsstränge schlicht nicht interessant, und vor allem für Buchleser auch extrem sinnlos, weil sich diese Einlagen absolut nicht organisch in den Rest der Geschichte einfügen oder die weitere Entwicklung in irgend einer Form beeinflussen – ähnliche Probleme hatte auch die vierte Staffel von „Game of Thrones“.
bard
Bard (Luke Evans)

Noch viel schwerer wiegt, dass die Jagd durch den Erebor die Glaubwürdigkeit des Films beträchtlich in Mitleidenschaft zieht. Physikalische Gesetze und die Verwundbarkeit der Hauptfiguren haben Peter Jackson schon in den HdR-Filmen nur partiell interessiert, aber dort gab es noch einen gewissen Rahmen. Gut, möglicherweise sind die Gefährten bei der Schlacht um Helms Klamm einmal zu oft in einen Wald aus Speeren gesprungen, nur um völlig unverletzt wieder daraus hervorzukommen, aber was hier geschieht, ist ganz eindeutig zu viel des Guten und raubt darüber hinaus Smaug alles, was vorher an Bedrohlichkeit mühsam aufgebaut wurde, weil er hier schlicht unfähig erscheint.
Der Drache speit sein Feuer ständig und die Zwerge sind nur wenige Zentimeter davon entfernt. Schon bei gewöhnlichem Feuer ist das sehr unrealistisch, und nun muss man sich vor Augen halten, dass Drachenfeuer heiß genug ist, um die minderen Ringe der Macht zu zerstören. Auch der Riesenzwerg aus Gold wirkt reichlich einfallslos.
So kommt es, dass das Finale sehr angeklebt und, zumindest für mich, auch nicht in irgendeiner Form einnehmend wirkt. Möglicherweise wäre es besser gewesen, die Zerstörung Seestadts oder sogar Smaugs Tod noch in diesen Film mit hineinzunehmen und das als Finale zu verwenden. Ich verstehe durchaus die Absicht, die Jackson hatte, er wollte, dass sich Smaug und die Zwerge (vor allem natürlich Thorin) wenigstens einmal von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen und in irgendeiner Form kämpfen. Aber so, wie es ist, ist das reichlich nach hinten losgegangen.

Fazit
„Smaugs Einöde“ ist keinesfalls vollkommen misslungen, aber leider zeigt sich hier, dass es letztendlich eine schlechte Idee war, den „Hobbit“ in drei statt in zwei Filmen zu adaptieren, weil man als Buchleser genau merkt, wo unnötigerweise gestreckt wurde, um auf die benötigte Laufzeit zu kommen. Darüber hinaus werden gewisse Tendenzen von Jacksons Regiestil hier übermäßig betont. Dramatisierung und Übertreibung gab es auch schon im HdR, aber dort hielt es sich in Grenzen und störte den Film nicht, während in „Smaugs Einöde“ diese Tendenzen an einigen Stellen geradezu überhand nehmen.
Viele Einzelaspekte sind dennoch gelungen, etwa Thranduil, Bard, das Waldlandreich, Seestadt, Saurons Enthüllung, Smaug, der Dialog Drache/Hobbit, Howard Shores Musik (unter Ausklammerung des teilweise merkwürdigen Musikschnitts und des fürchterlichen Abspannsongs von Ed Sheeran, für beides kann Shore allerdings nichts) und auch die schauspielerischen Leistungen alter wie neuer Darsteller sind (bis auf die von Orlando Bloom) wirklich sehenswert, aber „Smaugs Einöde“ schafft es nicht, über die Summe seiner Teile hinauszuwachsen, weil die Episodenstruktur der Vorlage und die oben aufgezählte Kritikpunkte dagegen arbeiten.
Hätte Jackson am ursprünglichen Plan festgehalten und nur zwei Filme gemacht, so hätten wir, denke ich, zwei wirklich gute, kompakte, mit den HdR-Filmen konforme Adaptionen des „Hobbit“ gehabt. Dennoch blicke ich positiv in die Zukunft und hoffe, dass wir mit „Die Schlacht der fünf Heere“ wenigstens ein überzeugendes Finale bekommen, dass uns die Schwächen des zweiten Hobbit-Films vergessen lässt.

Siehe auch:
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension Teil 1
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension Teil 2
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension Teil 3
Der Hobbit: Smaugs Einöde
Der Hobbit: Smaugs Einöde – Soundtrack

Media Monday 161

media-monday-161
Either you die a hero or you live long enough to become the Media Monday.

1. Das Stilmittel, Splitscreens einzusetzen stört mich eigentlich nicht, vor allem, weil es nicht so übertrieben eingesetzt wird wie beispielsweise die Shaky-Cam.

2. Selten gab es eine unsympathischere Hauptfigur als Bella aus „Twilight“, denn obwohl sie an dieser Stelle ziemlich oft genannt wird, ist sie das Nonplusultra – und das kommt von jemandem, der Hauptfiguren öfter eher suboptimal und die Nebenfiguren, Grenzgänger und Schurken toll findet.

3. Diverse Filme, Serien und Roman haben man mich im Grunde schon am Haken, weil sie zu einem bestimmten Franchise gehören. In dieser Hinsicht bin ich ein ganz-oder-gar-nicht-Typ.

4. Es wird allerhöchste Zeit, dass der Hype um „Transformers“ ein Ende findet, denn ich fand schon den ersten Film äußerst bescheiden, und bei den restlichen haben schon Ausschnitte und Trailer gereicht.

5. Bester Nebeneffekt, mich mit meinen Seh- und/oder Lese-Gewohnheiten auf meinem Blog auseinanderzusetzen ist der Antrieb, Sachen, die ich sonst vielleicht nicht konsumieren würde, anzuschauen oder zu lesen, um sie zu rezensieren und so den Horizont zu erweitern.

6. Von der deutschen Übersetzung von „Game of Thrones“ kann ich mich nur kopfschüttelnd abwenden, weil die Eindeutschung fürchterlich ist.

7. Zuletzt gesehen habe ich die siebte Folge von „Hannibal“ und das war lecker, weil der Doktor nun mal ein Gourmet ist.

Der Exorzist

Klassiker-Review
exorcist
Story: Nach der Scheidung ihrer Eltern beginnt sich das zwölfjährige Mädchen Regan MacNeil (Linda Blair) ein wenig merkwürdig zu verhalten. Zuerst scheint dies nichts Außergewöhnliches zu sein, doch dann beginnt sich ihre Mutter, die Schauspielerin Chris (Ellen Burstyn), ernsthaft Sorgen zu machen, da sich merkwürdige Vorkommnisse häufen. Nicht nur uriniert Regan während einer Party auf den Teppich und verhält sich ihren Ärzten gegenüber äußerst unflätig, auch mit dem Tod des Regisseurs Burke Dennings (Jack McGowran) scheint sie etwas zu tun zu haben. Die Situation wird immer seltsamer, sodass Chris bald in der Tat glaubt, dass Regan wirklich von einem Dämon besessen ist. Der Jesuitenpriester Damien Karras (Jason Miller), den Chris um Hilfe bittet, will nicht recht an dämonische Besessenheit glauben, doch langsam scheint es für Regans Zustand (die inzwischen anatomische Unmöglichkeiten vollbringt) keine andere Erklärung mehr zu geben…

Kritik: Der auf William Peter Blattys gleichnamigem Roman basierende Film gehört zu den absoluten Klassikern des Horror-Genres; ihm folgten nicht nur diverse Sequels und Prequels, sondern gleich ein ganzes Subgenre.

Es handelt sich bei diesem Film um eine sehr vorlagengetreue Adaption, was nicht weiter verwunderlich ist, immerhin war Blatty sowohl als Produzent als auch als Drehbuchautor tätig, während William Friedkin Regie führte. Figuren, Handlungsablauf, Struktur etc. entsprechen dem Roman sehr genau, lediglich einige Details, Feinheiten und Hintergrundinformationen fallen dem Medienwechsel zum Opfer. So nennt der Film zum Beispiel nie den Namen der höllischen Kreatur, die von Regan Besitz ergreift. Zwar ist „Pazuzu“ der Name eines Dämonen aus der assyrischen und babylonischen Mythologie, aber er klingt reichlich albern, weshalb es wohl auch besser ist, dass er im Film nie fällt.

Vor allem zu Beginn des Films bemühen sich Blatty und Friedkin um einen langsamen, schleichenden Spannungsaufbau, sie geben dem Zuschauer Zeit, die Charaktere kennen zu lernen. Regans Besessenheit manifestiert sich langsam, erst kommt es zu kleinen Seltsamkeiten, die sich immer weiter steigern. Gerade in der ersten Hälfte scheint es immer wieder ungewiss, ob Regan wirklich besessen ist oder doch nur an einer ausgefallenen Geisteskrankheit leidet, wobei diese Ambiguität im Roman noch stärker ist. Wenn der Film (bzw. der Dämon) dann aber loslegt, legt er richtig los. Gerade diesbezüglich ist „Der Exorzist“ ziemlich gut gealtert, die Effekte und das Make-up überzeugen auch heute noch, und viele Ausbrüche des Dämons erscheinen immer noch ziemlich heftig – im Jahr 1973 waren sie mehr, als so manch ein Kinozuschauer verkraften konnte. Das einzige Problem dabei: Der Kultstatus dieses Films kann auch eine negative Wirkung haben. Es gibt zu viele Parodien und Nachahmungen der diversen ikonischen Szenen, die ihre Wirkung ein wenig verwässern könnten – dies kann man dem Film selbst freilich nicht vorwerfen. Ohnehin bleiben die grandiosen schauspielerischen Leistungen, vor allem von Linda Blair (man bedenke nur ihr Alter) und Mercedes McCambridge (die dem Dämon ihre tiefe, furchterregende Stimme leiht), aber auch von Jason Miller, Max von Sydow und Ellen Burstyn, über jeden Zweifel erhaben.

Wie erwähnt zog der Erfolg von „Der Exorzist“ viele ähnlich geartete Filme nach sich, von denen allerdings keiner (zumindest keiner, den ich gesehen habe) qualitativ auch nur halbwegs in die Nähe des Genrepioniers kommt. Die meisten schaffen es nicht einmal, der Grundprämisse irgendetwas neues abzugewinnen. Dasselbe gilt leider auch für die diversen Nachfolgefilme, von denen lediglich einer in die Nähe des ersten Teils kommt. „Exorzist II: Der Ketzer“ ist dabei der schlimmste Teil und kann guten Gewissens als Müll bezeichnet werden. „Der Exorzist III“ ist der gelungenste Nachfolger, was möglicherweise damit zusammenhängt, dass Blatty hier abermals einen seiner eigenen Romane („Legion“) adaptierte und dabei nicht nur für das Drehbuch, sondern auch für die Regie verantwortlich war (und dabei konsequent den fürchterlichen zweiten Teil ignorierte). Darüber hinaus weiß der dritte Film der Reihe vor allem mit äußerst atmosphärischen und subtil-erschreckenden Dialogsequenzen zu überzeugen, die Jason Miller und Brad Dourif die Möglichkeit zu dämonischer guter Schauspielkunst geben.
Und schließlich gibt es noch zwei Prequels, die beide von der ersten Begegnung Father Merrins (in beiden gespielt von Stellan Skarsgård) mit dem Dämon erzählen. Im Grunde handelt es sich um zwei Versionen desselben Film. Die ursprüngliche Schnittfassung von Paul Schrader war dem Studio nicht horrormäßig genug, weshalb es Renny Harlin anheuerte, der große Teile des Films neudrehte. Letztendlich wurden allerdings beide Versionen veröffentlich (die Harlin-Version heißt „Exorzist: Der Anfang“, während die Schrader-Fassung den Titel „Dominion: Exorzist – Der Anfang des Bösen“ trägt). Letztendlich finde ich beide Versionen nicht besonders gelungen, Harlins Film ist in der Tat ein wenig unheimlicher, während Schraders psychologischer und besser durchdacht ist, aber von der Qualität des Originals und selbst des dritten Films sind beide ziemlich weit entfernt.

Fazit: „Der Exorzist“ gilt völlig zurecht als Meilenstein des Horrorfilms, was sich über die diversen offiziellen und inoffiziellen Nachfolger allerdings nicht sagen lässt.

Trailer

Media Monday 160

media-monday-160
Who watches the Media Monday?

1. Einmal einen Tag auf Recht und Ordnung pfeifen: Mit dem Bösewicht ________ würde ich gerne einmal die Plätze tauschen, denn ________ .
Oh, wo soll ich da anfangen; die komplette Liste wäre ziemlich lang und beinhaltet diverse Superschurken, Dunkle Lords und viele andere Meister des Diabolischen. Ich bin nun mal ein Schurkenfan.

2. Ein gelungenes Prequel macht für mich aus, dass es die „Hauptgeschichte“ gut ergänzt, dieser nicht widerspricht oder redundant ist.

3. Wohingegen ich mir von einem Sequel erhoffe, dass es die Geschichte logisch fortsetzt und nicht einfach nur das Handlungsmuster des Vorgängers wiederholt.

4. Ich ärgere mich richtiggehend, dass ich noch immer nicht dazu gekommen bin, mir „Hannibal“ zu Gemüte zu führen, denn ich bin ein Fan der Figur und denke, dass Mads Mikkelsen die optimale Wahl ist, um Anthony Hopkins nachzufolgen. Aber wenn ich das anpacke, will ich das auch richtig machen.

5. ______ hat mich richtiggehend überrascht, zumal ______ .
In letzter Zeit gab es kaum Überraschungen.

6. Das letzte Mal, dass ich mit einer Empfehlung so richtig fies auf die Nase gefallen bin, war ______ .
Auch hier fällt mir gerade kein Beispiel ein.

7. Zuletzt gelesen habe ich „Der Exorzist“ und das war sowohl gut zu lesen als auch ziemlich intensiv, und das obwohl ich den Film schon vorher gesehen habe.

Marvel-Musik Teil 3: Marvel Cinematic Universe

Nachdem ich im letzten Artikel die drei Iron-Man-Filme separat behandelt habe, folgen nun die restlichen MCU-Filme, mit einer Ausnahme: „The Incredible Hulk“ werde ich außen vor lassen, allerding nicht, weil mir Greg Armstrongs Musik nicht gefallen würde, sondern weil ich mich kaum mit ihr beschäftigt habe und der Erwerb des Soundtrack-Albums ziemlich teuer wäre. Eines allerdings weiß ich: Von Armstrongs musikalischem Material findet sich in den anderen Filmen nichts.

Patrick Doyle

Im Vorfeld des ersten Thor-Films war ich der Meinung, dass Patrick Doyle sich ziemlich gut als Komponisten für den Donnergott eignen würde. Seine Musik für das Harry-Potter-Franchise hat mir, für sich betrachtet, ziemlich gut gefallen, im Kontext der Filme war sie mir allerdings zu opulent. Für Thor und die nordischen Götter dagegen kann es nicht opulent genug sein, da diese bekanntlich keine halben Sachen machen. Dummerweise hatten die Marvel-Studios allerdings etwas anderes im Sinn. Man kann wohl getrost davon ausgehen, dass Patrick Doyle sicher nicht die Musik für diesen Film geschrieben hätte, wäre er nicht Kenneth Branaghs Wahlkomponist. Allerdings verlangte das Studio einen moderneren Soundtrack, was im Klartext bedeutete, dass Doyle die Stilmittel von Hans Zimmers Remote-Control-Studio adaptieren musste. Ich hatte mich ja an anderer Stelle darüber ausgelassen, wie schade ich es finde, dass die moderne Filmmusik durch den Einsatz übermäßiger Elektronik, gleichförmiger Ostinati und Drumloops so vereinheitlicht wird. Das, was Patrick Doyle letztendlich abgeliefert hat, ist erfreulicherweise mehr als funktional, der Soundtrack zu „Thor“ ist sogar ziemlich gut gelungen, allerdings trotz und nicht wegen der RCP-Stilmittel. Das liegt vor allem daran, dass Doyle es geschafft hat, den emotionalen Kern des Films musikalisch darzustellen.
Je nachdem, wen man fragt, hat der Film entweder ein oder zwei Hauptthemen. Ich persönlich habe es meistens als ein Thema für den Titelhelden wahrgenommen, dass in zwei unterschiedlichen Ausprägungen vorhanden ist, aber andere Rezensenten identifizieren zwei Themen, das Thor-Thema und das Brüder-Thema, die dann allerdings ziemlich eng verwandt sind. Wie dem auch sei, auf jeden Fall erfüllet der leitmotivische Kern seine Aufgabe voll und ganz. Es gibt noch einige sekundäre Themen, etwa für Asgard und Odin, ein eigenes Thema für Loki fehlt allerdings.
Doyles Actionmusik ist leider nicht so imposant wie die von „Harry Potter und der Feuerkelch“, aber immerhin durchaus funktional. Am besten ist dieser Score allerdings in den emotionalen und leitmotivisch geprägten Szenen, etwa wenn der sterbliche Thor nach dem Hammer greift und sein Thema erklingt, das Hoffnung und Verzweiflung zugleich ausdrückt. Somit ist Doyles Soundtrack sehr gut gelungen, auch wenn ich nach wie vor der Meinung bin, dass er mit weniger RCP-Stilmitteln noch besser geworden wäre.

Alan Silvestri

Die Verpflichtung von Alan Silvestri war aus zwei Gründen äußerst erfreulich für mich. Zum einen wurde er nicht nur für „Captain America: The First Avenger“ verpflichtet, sondern auch gleich für „The Avengers“, womit immerhin ein minimales Ausmaß an Kontinuität entstand. Außerdem passt Silvestri seinen Stil erfreulicherweise nicht an modernes Blockbuster-Scoring an. Vor allem seine Musik zum ersten Captain-America-Film ist ein wunderbar altmodischer Abenteuer-Soundtrack, der perfekt zum Film und zur Figur passt. Gerade das Titelthema ist eingängig, markant und patriotisch (was für diese Figur ein Muss ist), wenn es nach mir ginge, hätte Silvestri es zwar noch ein wenig öfter verwendet, aber sei’s drum.
Für „The Avengers“ verwendete Silvestri schließlich eine leicht modernisierte Fassung des Captain-America-Sounds, die ebenfalls gut funktioniert. Leider bleibt Silvestris zweiter MCU-Soundtrack hinter seinen Möglichkeiten zurück. Die Old-School-Actionmusik ist sehr unterhaltsam, aber vor allem auf leitmotivischer Ebene könnte die Avengers-Musik besser sein. Das Tesserakt-Motiv und der Captain-America-Marsch werden weiterverwendet, allerdings in verhältnismäßig geringem Ausmaß. Hinzu kommen zwei neue Themen, eines für Black Widow und eines für die Avengers selbst. Letzteres ist natürlich auch das Hauptthema des Scores, und Silvestri baut in der ersten Hälfte vor allem auf, macht hier und dort ein paar Andeutungen, bevor es mehrmals vollständig während des Finale erklingt. Silvestri arbeitet gut mit ihm, aber leider ist das Thema selbst nur in Ordnung und ist um einiges schwächer als der Captain-America-Marsch oder das heroischen Thema aus „Die Mumie kehrt zurück“. Vor allem ist es schade, dass Silvestri keinem der anderen Helden außer Black Widow und Captain America ein Thema zugewiesen oder, noch besser, leitmotivisches Material aus den anderen Scores des MCU verwendet hat. Gerade Doyles Thor-Thema hätte sich sehr gut geeignet.
Dennoch bringt Silvestri ein wenig dringend benötigte Kontinuität ins Marvel Cinematic Universe, auch wenn seine Avengers-Musik hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Brian Tyler

Für den zweiten Thor-Film wollte Regisseur Alan Taylor ursprünglich Carter Burwell verpflichten, eine sowohl interessante als auch ungewöhnliche Wahl, da Burwell im Superheldenbereich bisher noch nichts komponiert hatte, auch wenn er 2012 bewies, dass er in der Lage ist, imposante Actionmusik zu schreiben (und das noch dazu ausgerechnet mit „Breaking Dawn Teil 2“). Allerdings kam es zwischen Burwell und Marvel zu kreativen Differenzen, weshalb ihn das Studio verhältnismäßig kurzfristig durch Brian Tyler ersetzte. Das ist nun alles andere als eine innovative Wahl, aber andererseits bewies Tyler ja bereits mit „Iron Man 3“, dass sein Stil gut ins Marvel-Universum passt. Auf diesem Score baut er auch weiter auf; für die Musik von „Thor: The Dark World“ gilt letztendlich dasselbe wie für „Iron Man 3“: Im Grunde handelt es sich um eine besser orchestrierte Version des Hans-Zimmer-Action-Sounds von früher, bevor er sich verstärkt dem Minimalismus zuwandte. Tylers zweiter Marvel-Score ist dem ersten sehr ähnlich, allerdings verzichtet er hier zum Großteil auf die elektronischen Elemente und erhöht stattdessen die Bombast-Zufuhr. Leider entschloss sich auch Tyler wieder, das leitmotivische Material seines Vorgängers zu ignorieren. Das Hauptthema dieses Films ist sowohl schwächer als Tylers Iron-Man-Thema als auch als Doyles Thor-Thema, welches eine emotionale und noble Komponente besaß, die hier fehlt. Tylers Thema ist letztendlich nicht schlecht, aber eben eine relativ stereotype, vom Chor dominierte Powerhymne. Dafür ist die Verknüpfung zu den anderen Themen dieses Films allerdings sehr gelungen, denn das Hauptthema fungiert sowohl als Thema für Thor als auch für Asgard. Wenn es Thors Handlungen untermalt, wird ihm noch eine Fanfare vorangestellt. Darüber hinaus sind auch die Themen von Odin und Loki eng mit dem Asgard-Thema verwandt und drücken so die Verbindungen zwischen den Figuren aus.
Für Leitmotiv-Fanatiker wie mich gibt es darüber hinaus noch ein kleines Easter-Egg: In der Szene, in der Loki Captain Americas Gestalt annimmt, zitiert Tyler kurz das dazu passende Thema von Silvestri (im Track An Unlikely Alliance). Das unterstreicht nicht nur den komödiantischen Effekt der Szene, sondern erfreut mich dazu noch ungemein, weil es noch ein bisschen mehr leitmotivische Kontinuität schafft.

Henry Jackman
Anmerkung: Da die Gema mal wieder übereifrig war, finden sich auf youtube keine Einzestücke aus Jackmans Score.
Als ich erfuhr, wer „Captain America: The Winter Soldier“ vertonen würde, war ich ziemlich enttäuscht, da ich gehofft hatte, dass Alan Silvestri ein weiteres Mal für Cap komponieren würde. Henry Jackman gehört zu den Hans-Zimmer-Schülern und hat sich bisher vor allem durch Musik für Animationsfilme hervorgetan, auch wenn er mit „X-Men: First Class“ schon Superheldenerfahrung sammeln konnte. Die First-Class-Musik war zwar nicht grandios, aber doch immerhin ziemlich unterhaltsam. Selbiges lässt sich leider nicht über den Score von „The Winter Soldier“ sagen, der sich zusammen mit Ramin Djawadis Iron-Man-Musik ganz unten in meiner Rangfolge der Marvel-Soundtracks befindet. Mit dieser Meinung stehe ich unter Filmmusikkritikern absolut nicht allein da, allerdings lässt sich bei Filmkritikern interessanterweise Gegenteiliges feststellen: Viele, die sonst nie oder zumindest selten etwas zur Musik schreiben, hoben Jackmans Score positiv hervor und behaupteten, er bringe frischen Wind in die Superheldenmusik, was ich absolut nicht nachvollziehen kann. Jackamns Musik ist bestenfalls anonyme Dutzendware und schlimmstenfalls geradezu unhörbar. Abermals verwirft Jackman das Thema des Vorgängerfilms, wobei dies hier nicht vollständig zutrifft: Silvestris Thema wird zu Beginn des Films einmal kurz eingespielt, dieser Einsatz findet sich aber nicht auf dem Album (immerhin, damit ist Captain America der einzige Marvel-Held, der ein Thema besitzt, das in jedem Film, in dem er in irgend einer Form vorkommt, auch wenigstens einmal gespielt wird).
Im Großen und Ganzen besteht dieser Soundtrack aus drei Bestandteilen: Typische RCP Actionmusik, die stark an Zimmers Dark-Knight-Trilogie erinnert (mit anderen Worten: Viel Wummern und Dröhnen), einige ruhigere und/oder heroische Momente, die wie eine verwässerte Version des Silvestri-Sounds klingen, und dazwischen einiges an völlig unhörbarem Schurkenmaterial. Gerade der Umgang mit der „Musik“ des titelgebenden Winter Soldier erinnert stark an das, was Zimmer für den Joker komponiert hat. Wie Zimmer hat Jackman die Winter-Soldier-Musik als Werbe-Gimmick verwendet, sie sei neu, experimentell und grandios. Der Track The Winter Soldier besteht in der Tat ausschließlich aus Jackmans Winter-Soldier-Material, das sich vor allem aus migräneerzeugendem Electro-Dubstep-Lärm zusammensetzt. Glücklicherweise kommt im Film selbst nur sehr wenig von diesem Material vor, die Auftritte des Winter Soldiers werden zumeist von etwas begleitet, das nach einem elektronisch verzerrten Greifvogelschrei klingt (und sich ebenfalls in besagtem Track befindet). Die Parallelen zur Joker-Musik sind überdeutlich, allerdings gibt es einen Unterschied: Zum Winter Soldier passt diese Herangehensweise in meinen Augen nicht. Da er im Gegensatz zum Joker ein tragischer Schurke ist, wäre ein melodischer Kern, der in die eine oder andere Richtung entwickelt werden kann, weitaus angebrachter, dieser ist aber nicht vorhanden. Jackmans Ersatz für das Silvestri-Thema ist vage heroisch, aber völlig anonym und unscheinbar, gerade in diesem Film fehlt eine markante Identität für den Titelhelden spürbar. Im Großen und Ganzen denke ich, dass die Regisseure Anthony und Joe Russo sich lieber an Silvestri hätten wenden sollen.

Fazit und Ausblick
Was dem MCU bislang fehlt ist ein wirklich grandioses Meisterwerk. Bislang gab es einige solide bis gute und einige ziemlich schwache Scores. Im Insgesamt würde ich die Marvel-Musik als guten Durchschnitt bewerten.
Die Komponisten der kommenden beiden Marvel-Filme sind bereits bekannt: Tyler Bates komponierte die Musik für „Guardians of the Galaxy“ (Kinostart ist am 28. August), während Brian Tyler als Komponist für „The Avengers: Age of Ultorn“ bestätigt wurde. Für die Guardians-of-the-Galaxy-Musik habe ich ehrlich gesagt keine großen Hoffnungen. Bates‘ Musik war bisher bestenfalls uninspiriert und langweilig und schlimmstenfalls plagiiert. Es würde mich freuen, wenn er für „Guardians of the Galaxy“ das große Meisterwerk komponieren würde, dass vielleicht in ihm steckt, ich bezweifle es allerdings stark. Brian Tylers Rückkehr ins Marvel-Universum begrüße ich dagegen sehr, einerseits, weil er wohl mit großer Wahrscheinlichkeit seine Themen für Iron Man und Thor wieder aufgreifen und andererseits vielleicht sogar Silvestris Themen für Cap und die Avengers verwendt – Ersteres hat er immerhin schon einmal benutzt. Vielleicht wird Tylers Vertonung von „Age of Ultron“ ja das thematische Großwerk, das mir in diesem Franchise bislang noch fehlt.

Siehe auch:
Marvel-Musik Teil 1: X-Men
Marvel-Musik Teil 2: Iron Man

Star Wars Expanded Universe: Things to Come

Nachdem ich nun die Sternstunden und Abgründe des alten EU ausführlich behandelt habe, wird es Zeit, noch einen Blick in die Zukunft zu werfen. Der Verlust des alten und der Start eines neuen EU, das zumindest laut Aussage derjenigen, die dafür zuständig sind, besser kontrolliert werden soll als das alte – ich erwähnte ja bereits die Lucasfilm-Storygroup – ist natürlich nicht nur Verlust, sondern auch gleichzeitig Chance. Die Anfänge des alten EU habe ich verpasst, da es mich entweder noch nicht gab (wenn man ganz zurück bis zu den alten Marvel-Comics geht) oder ich noch zu jung war (wenn wir von der Thrawn-Trilogie und „Dark Empire“ als Start des EU ausgehen). Mich interessiert es natürlich brennend, wie das neue EU anfängt, welche Herangehensweise die Autoren verfolgen und natürlich wie sich der Einfluss der Story-Group zeigt. Einerseits ist es gut, wenn nicht nur grobe Schnitzer, sondern auch Unterschiede in der Charakterisierung vermieden werden, andererseits fragt man sich aber auch, ob das Diktat einer derartigen Gruppierung die Autoren nicht zu sehr einschränkt. Wie dem auch, sei, werfen wir nun einen Blick auf die bisher angekündigten Projekte, deren Konzeption durchaus vielsagend ist. Mit zwei Ausnahmen spielen sämtliche Werke zwischen den Episoden III und IV und dienen somit wohl als direkte (im Fall von „A New Dawn“) oder indirekte Vorbereitung und/oder Begleitung der Animationsserie „Star Wars: Rebels“, die im Herbst startet. Ebenfalls auffällig ist, dass die neuen Werke, bis auf eine Ausnahme, von Veteranen des alten EU verfasst werden. Sowohl von John Jackson Miller als auch James Luceno finden sich Werke auf meiner Best-of-EU Liste und Paul S. Kemps Romane „Betrogen“ und „Gegenwind“ sind zwar keine Meisterwerke wie „Darth Plageuis“ oder „Die Rache der Sith“, aber doch solide und unterhaltsame SW-Kost. Vielleicht wurden gerade diese Autoren angeheuert, um uns Alt-EU-Fans den Übergang so leicht wie möglich zu machen. Man fragt sich dabei natürlich auch, wie viel Material aus dem alten EU diese Autoren wohl ins neue Retten werden. Kommt Natasi Daala in „Tarkin“ vor? Gibt es vielleicht eine Anspielung auf Hego Damask, Kerra Holt oder Darth Malgus? Man darf gespannt sein.

Darth Maul: Son of Dathomir
sonofdathomir
Der Dark-Horse-Verlag war lange Zeit – seit der Publikation von „Dark Empire“ 1991 – die Heimat der Star-Wars-Comics. Diese Ära ist nun vorüber, da Disney Dark Horse die Lizent entzogen hat; von nun an wird wieder der Marvel-Verlag, der ja nun Disney gehört, die Star-Wars-Comics publizieren. „Darth Maul: Son of Dathomir“ ist der letzte SW-Comic von Dark Horse, und interessanterweise auch das erste Werk des neuen EU. Da „The Clone Wars“ ebenfalls verfrüht abgesetzt wurde, und bereits fertige Drehbücher für mindestens eine weitere Staffel existierten, entschied man sich, wenigstens einen der Handlungsstränge in Comicform zu beenden (möglicherweise folgen ja noch weitere). Wer die Serie verfolgt hat, wird sich erinnern: „The Clone Wars“ enthüllte, dass Darth Maul die Konfrontation mit Obi-Wan auf Naboo überlebte (eine Entscheidung, die ich nicht unbedingt gut heiße) und nach einer Rekonstruktion durch Talzin, die Clanmutter der Nachtschwestern von Dathomir, begann er zusammen mit seinem Bruder Savage Opress sein eigenes Ding zu drehen und Mandalore zu übernehmen. Darth Sidious war davon wenig begeistert, kümmerte sich selbst um die Angelegenheit und wischte mit den beiden Möchtegern-Sith den Boden. Opress fiel Sidious‘ Klingen zum Opfer, Maul wurde jedoch „verschont“, da Sidious, laut eigener Aussage, andere Pläne mit ihm hat. An dieser Stelle setzt „Son of Dathomir“. Die Drehbücher des geplanten Vierteilers wurden von Jeremy Barlow, der bereits als Autor und Editor für viele SW-Comics verantwortlich war, adaptiert und von Juan Frigeri zeichnerisch umgesetzt. Die ersten beiden Ausgaben der Miniserie sind bereits erschienen, ich habe sie allerdings noch nicht gekauft oder gelesen, ich werde wohl damit warten, bis die Serie abgeschlossen ist und vielleicht sogar, bis sie auf Deutsch oder als Paperback erscheint. Von allen Projekten des neuen EU interessiert mich „Son of Dathomir“ am wenigsten, vor allem auch, weil ich den ganzen Maul-Handlungsstrang der Animationsserie ziemlich unnötig fand.

A New Dawn
newdawn
„A New Dawn“ war eine Zeit lang als möglicher Titel für Episode VII im Gespräch, nun ist es der Titel des ersten Romans der neuen Kontinuität, der die Vorgeschichte von „Star Wars Rebels“ erzählt, mit Fokus auf den Jedi Kanan Jarrus, der die Order 66 überlebt hat und versucht, den Schergen des Imperiums zu entgehen.
Schon allein der Titel erinnert nicht nur an „A New Hope“ sondern kann auch ziemlich metaphorisch verstanden werden: Es bricht eine neue Zeit für das Star-Wars-Universum an. Wie dem auch sei, als Autor für diesen Roman wurde John Jackson Miller verpflichtet, was ein gutes Zeichen dafür ist, dass es sich hierbei nicht einfach nur um ein schlichtes Tie-in zur Animationsserie handelt, immerhin schien Millers „Knights of the Old Republic“ ebenfalls ein Tie-in zum gleichnamigen Spiel zu sein, entwickelte sich dann aber zu einer der besten SW-Comicserien. Bei seinen anderen Star-Wars-Werken bin ich ein wenig zwiegespalten, seine Lost-Tribe-of-the-Sith-Geschichten fand ich nicht besonders gelungen, die Knight-Errant-Comics waren in Ordnung, beim gleichnamigen Begleitroman habe ich einige Zeit gebraucht, bis ich richtig „rein“ gekommen bin (dann war er aber gut) und „Kenobi“, Millers bis dato letzte Publikation, fand ich vollauf gelungen, hätte ich mich bei meiner Best-of-EU-Liste nicht auf zwölf Titel beschränkt, wäre dieser Roman in der Liste gelandet. Egal, was Miller schreibt, er hat auf jeden Fall immer interessante Ideen, auch wenn ich mit seinem Schreibstil nicht immer ganz klar komme. Aus diesem Grund blicke ich „A New Dawn“ ziemlich positiv entgegen und hoffe, dass Miller einiges herausholt.
„A New Dawn“ erscheint Anfang September diesen Jahres, pünktlich vor dem Start von „Star Wars: Rebels“.

Tarkin
tarkin
Ab hier wird’s richtig interessant. James Luceno, der mit „Darth Plagueis“ einen meiner absoluten Lieblingsromane verfasst hat, schreibt die Lebensgeschichte des wohl kältesten Mannes der Galaxis. Falls der Roman ähnlich aufgebaut ist wie „Darth Plagueis“ (was die Verlagswerbung suggeriert), könnte Tarkin einen relativ großen Zeitraum abdecken. Mehr noch, Luceno ist dafür bekannt, in seinen Werken das restliche EU weitläufig miteinzubeziehen. Da stellt man sich natürlich die Frage: Wird Luceno Tarkins Geschichte völlig neu schreiben oder sich am bisher dagwesenen orientieren und dabei versuchen, so viel vom alten EU wie möglich ins neue zu retten? Werden wir vielleicht Admiral Daala wiedersehen, und wenn ja sollen wir das dann gut oder schlecht finden?
„Tarkin“ ist in jedem Fall der Roman, auf den ich am meisten gespannt bin, und ich hoffe, dass Luceno nicht enttäuscht. Der Roman erscheint im November.

Heir to the Jedi
heirtothejedi
Kevin Hearne ist unter den bisherigen Autoren des neuen EU der bislang einzige Newcomer, der noch nie eine Geschichte aus der weit, weit entfernten Galaxis erzählt hat. Sein Debütroman scheint auch, zumindest für SW-Verhältnisse, eher experimenteller Natur zu sein. Er konzentriert sich auf Luke Skywalker zwischen Episode IV und V und wird aus der Ich-Perspektive erzählt, was man bei SW-Romanen recht selten findet. Lediglich Michael Stackpoles „I, Jedi“ wird vollständig von einem Protagonisten erzählt. In Matthew Stovers „Shatterpoint“ finden sich immerhin noch Ausschnitte aus Mace Windus Tagebuch, die natürlich ebenfalls die Ich-Form verwenden, aber das war’s dann auch schon. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich „Heir to the Jedi“ einschätzen soll, da ich noch nichts von Kevin Hearne gelesen habe. Die Ich-Perspektive könnte interessant werden, das Ganze könnte aber auch ziemlich in die Hose gehen. Was die Prämisse der Handlung angeht (die auf Lukes Wichtigkeit in Episode VII hindeuten könnte): Die Thematik ist nun keinesfalls neu und wurde bereits in diversen Romanen und Comics bearbeitet. Gerade der Zeitraum zwischen Episode IV und V ist im alten EU derart mit Geschichten überfüllt, dass man sich fragt, wie das alles innerhalb von drei Jahren stattfinden konnte. Nun ja, hoffen wir, dass Kevin Hearne dem Ganzen eine neue Seite abgewinnen kann und nicht bloß bereits Dagewesenes wiederkäut. „Heir to the Jedi“ erscheint im Februar 2015.

Lords of the Sith
lordsofthesith
Ein Titel, der mich wahrlich anspricht. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um eine Revision der Geschichte des Sith-Ordens (zumindest allem Anschein nach, bei diesem Titel könnte man allerdings auch in großem Ausmaß auf die Vergangenheit des Ordens eingehen), sondern um ein Meister-Schüler-Abenteuer von Darth Sidious und Darth Vader das, wie könnte es anders sein, auch wieder zwischen Episode III und IV stattfindet. Die Konzeption ist ja nun eher ungewöhnlich, normalerweise fungiert Sidious in dieser Ära nur als Befehlsgeber und Hintergrundmanipulator, anstatt selbst an der Action teilzunehmen – da muss schon etwas Außergewöhnliches passieren – was das ist verrät die bisher veröffentlichte Inhaltsangabe allerdings noch nicht. Es wurde lediglich bekannt gegeben, dass ein Charakter aus „The Clone Wars“ auftauchen wird, aber nicht welcher. Ahsoka vielleicht?
Paul S. Kemp hat in seinen bisherigen SW-Romanen schon einige Erfahrung mit den Sith gesammelt. Sowohl in „Gegenwind“ (das ich durchaus solide fand) als auch in „Dunkle Flut“ (das meiner Meinung nach eher weniger solide ist) spielt Darth Krayts Sith-Orden eine wichtige Rolle, und in Ersterem kommt darüber hinaus ein Sith aus der Zeit des Großen Hyperraumkriegs durch einen Zeitriss in die Post-Endor-Ära. Bei seinem bisher besten Werk, dem Old-Republic-Roman „Betrogen“, steht ebenfalls ein Sith-Lord, in diesem Fall Darth Malgus, im Fokus. „Lord of the Sith“ ist allerdings Kemps erster Roman, der in ziemlicher Filmnähe spielt und sich mit Dunklen Lords des Bane-Ordens auseinandersetzt.
„Lords of the Sith“ erscheint im April 2015.

Siehe auch:
Star Wars Expanded Universe: The Very Best Of
Star Wars Expanded Universe: The Very Worst Of

Media Monday 159

media-monday-159
One Media Monday to rule them all…

1. Die Familie Lannister in der Serie „Game of Thrones“ ist wirklich extrem dysfunktional, selbst nach den Maßstäben von Westeros.

2. Wenn man einen Film poetisch nennen könnte, dann sicherlich „Pans Labyrinth“, denn Guillermo del Toros Magnum Opus versteht sich hervorragend darauf, Posie, Düsternis und die harte Realität des spanischen Faschismus zu vermengen.

3. Optik ist ja nicht alles, aber Smaug im zweiten Hobbit-Film sah schon beeindruckend gut aus, da hat Weta wirklich verdammt gute Arbeit geleistet.

4. Ralph Fiennes gefällt mir am besten in Rollen, in denen er als Schurke so richtig aufdrehen darf.

5. Das schönste Happy-End hat „Die Rache der Sith“ – zumindest für Darth Sidious.

6. Das letzte Mal so richtig als Geek gefühlt habe ich mich, als ich meinen Artikel über die Schwächen des Erweiterten Star-Wars-Universums gepostet habe. Das war heute mittag. Bzw. gestern Mittag.

7. Zuletzt gesehen habe ich „Batman: Under the Red Hood“ und das war immer noch der beste Film der DCUAOMs, weil er aus einer reltiv schwachen Comicvorlage ziemlich viel herausholt, verdammt gute Sprecher hat und auch sonst rundum ziemlich gelungen ist.

Star Wars Expanded Universe: The Very Worst Of

Ich sagte es ja bereits: Obwohl ich das EU liebe, gibt es auch sehr viel Müll, und darum geht es in diesem Artikel. Anders als in seinem Gegenstück werde ich hier nicht einfach Werke aufzählen, sondern stattdessen Figuren und Konzepte, die ich ziemlich misslungen finde und bei denen ich froh bin, dass sie aus dem Kanon fliegen. Diese Elemente sollten die Autoren des neuen EU (und natürlich die Drehbuchautoren und Regisseure kommender Episoden und Spin-offs) bitte nicht wiederbeleben.
Ich muss dazu sagen, dass ich natürlich nicht das Ganze EU gelesen habe, gerade aus der Bantam-Ära (in den 90ern verlegte der Bantam-Verlag Star-Wars-Romane, bevor die Lizenz zu Del Ray ging) fehlt mir einiges. „Der Kristallstern“ gilt zum Beispiel unter Fans als schlechtester aller EU-Romane – ich habe ihn allerdings nicht gelesen (und ich habe es auch nicht vor), kann aber mögliche Figuren und Konzepte, die ihn so schlecht gemacht haben, deshalb nicht in diese Liste aufnehmen.

Superwaffen
deathstar
Schon der zweite Todesstern war nicht mehr ganz taufrisch, aber was dann im EU, vornehmlich den bereits erwähnten Romanen des Bantam-Verlages folgte, war wirklich lächerlich, da das Imperium oder sonstige Gruppierungen mit finsteren Absichten ständig mit neuen Superwaffen aufwarteten. Sonnenhammer, Darksaber, Galaxisgeschütz oder doch gleich noch ein weiterer Todesstern – das Konzept wird sehr schnell langweilig und spricht für die Ideenlosigkeit der Autoren. Ich hoffe inständig, dass die Episoden VII bis IX ohne eine neue Planeten-, Sonnen- oder wasauchimmer-zerstörende Monstrosität auskommen. Nach zwei Filmen und vielen Romanen, die sich des Konzepts bedienten, ist es ausgelutscht.

Monsterreihen mit rotierenden Autoren
legacyforce
Den Anfang machte „Das Erbe der Jedi-Ritter“ („The New Jedi Order“) mit 19 Romanen und zwölf Autoren, und es folgten „Wächter der Macht“ („Legacy of the Force“) und „Das Vermächtnis der Jedi-Ritter“ („Fate of the Jedi“) mit jeweils neun Bänden und drei Autoren. Das soll nun nicht bedeuten, dass alles an diesen drei Serien per se schlecht war, immerhin findet sich ein Roman aus „Das Erbe der Jedi-Ritter“ sogar auf meiner Bestenliste, und ich muss auch zugeben, dass ich keine der drei Reihen komplett gelesen habe. Die Schwäche dieses Konzepts offenbart sich allerdings schon nach der Lektüre einiger Werke. Ich begrüße es ja eigentlich durchaus, wenn Geschichten in epischem Ausmaß erzählt werden, aber das ist schlicht zu viel des Guten.
Über diese drei Serien wurde bereits sehr viel geschrieben, und es gibt auch viel, was man an ihnen kritisieren kann. Manche Ideen sind durchaus brauchbar, andere weniger, aber darum geht es mir nicht einmal so sehr, sondern viel mehr um die Umsetzung. Die rotierenden Autoren sind dabei das größte Problem, da sie anscheinend bei allen drei Serien nicht in der Lage waren, ihre Arbeit aufeinander abzustimmen, bzw. der Verlag es nicht schaffte, seine Autoren richtig zu koordinieren. Da ich von „Wächter der Macht“ immerhin die ersten fünf Bände gelesen habe, wird mir diese Reihe als Fallbeispiel dienen. Das erste Problem ist der Fokus: Jeder der Autoren, in diesem Fall Troy Denning, Aaron Allston und Karen Traviss, hat einen anderen. In Traviss‘ Romanen nehmen Boba Fett und die Mandalorianer beispielsweise viel Raum an, bei den anderen Autoren wird dieser Subplot meistens lediglich in einem Nebensatz erwähnt. Auch die Charakterisierung lässt häufig zu wünschen übrig und ist inkonsistent, gerade in den ersten fünf Bänden ist Jacen praktisch ein Flummi, der ständig zwischen verschiedenen Stadien des moralischen Abstiegs hin und her springt.
Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, aber bisher sieht es aus, als würden Einzelromane und von einem Autor verfasste Trilogien einfach besser funktionieren.

Supermandalorianer
mandos
Hier muss ich durchaus Einschränkungen machen: Generell finde ich Karen Traviss‘ Ideen für die Mandalorianer, ihre Kultur, Sitten, Bräuche etc. eigentlich ganz gelungen, und es wäre Verschwendung, wenn man die von ihr geschaffene mandalorianische Sprache einfach ad acta legen würde. Das Problem: Traviss schießt ziemlich weit übers Ziel hinaus. Man merkt sehr deutlich, dass die Mandalorianer ihre absoluten Lieblinge sind. In ihren Romanen sind die Mandos allen anderen Völkern und Gruppierungen intellektuell, gesellschaftlich, moralisch und auch sonst in jeder Hinsicht überlegen, während die eher fragwürdigen Handlungen zum Teil einfach wegrationalisiert werden.
Traviss‘ Version der Mandalorianer wurde allerdings im Großen und Ganzen schon aus dem Kanon gestrichen, bevor Disney Lucasfilm erwarb, da „The Clone Wars“ dieses Volk ziemlich radikal anders darstellte. Ob zum besseren oder schlechteren sei erst einmal dahingestellt.

Starkiller
starkiller
In der Tat wäre die Nennung von „The Force Unleashed“ und seinem Sequel wahrscheinlich besser, aber der Protagonist dieser beiden Spiele, Galen Marek alias Starkiller, steht hier symbolisch. Grundsätzlich sei gesagt: Ich mochte „The Force Unleashed“, das Spiel hat verdammt viel Spaß gemacht, „The Force Unleashed II“ dagegen ist ziemlich unterirdisch und fühlt sich eher an wie ein Expansion oder DLC zum ersten Teil. Während TFU storymäßig eher schwach ist, ist es trotz allem noch eine verhältnismäßig runde Sache, während TFU II ein völlig unausgegorenes Konglomerat schlechter Ideen ist. TFU als runde Sache gilt allerdings nur, wenn man das Spiel für sich betrachtet, im Kontext zu den Filmen und dem Rest des EU gilt das weniger. Oder, um es klipp und klar zu sagen: Starkiller ist viel zu mächtig, und die im Spiel geschilderte Formierung der Rebellenallianz viel zu simpel. Ersteres wäre als Teil der Spielmechanik noch zu verkraften, ist aber auch Teil der eigentlichen Geschichte, sodass am Ende das Gefühl hat, dass Starkiller nur deshalb sterben muss, damit die Episoden IV bis VI passieren können. Und in TFU II scheinen sich die Macher nicht einmal mehr darum zu scheren… Apropos TFU II, die ganzen Figuren, die als Klone zurückkehren (Starkiller, Sidious, Thrawn) verdienen fast einen eigenen Eintrag auf dieser Liste.

Vader ad infinitum
vaderadinfinitum
Seit einigen Jahren gibt es den Trend, zwischen Episode III und IV spielende Miniserien mit Darth Vader in der Hauptrolle herauszugeben, die thematisch von der Dark-Times-Comicserie inspiriert sind, wobei „inspiriert“ als Wort hier zu schwach ist. Im Grunde lernt Vader in diesen Miniserien wieder und wieder dieselbe Lektion. „Darth Vader und das Geistergefängnis“ ist noch ganz gelungen, aber in den meisten anderen ähnlich gestalteten Comics gibt es nichts, was nicht schon in „Dunkler Lord: Der Aufstieg des Darth Vader“ oder „Dark Times“ behandelt worden wäre. Wiederholungen gefallen nicht, zumindest nicht in diesem Ausmaß.

Lord Vitiate
vitiate
Im Grund gilt hier dieselbe Thematik wie beim Starkiller-Eintrag auf dieser Liste. Lord Vitiate, der Sith-Imperator aus „The Old Republic“, ist nicht nur das schurkische Gegenstück zum übermächtigen Helden Starkiller, sondern steht auch symbolisch für vieles, was mir an „The Old Republic“ nicht gefällt. Star Wars als Gesamtfranchise hat die nicht zu leugnende Tendenz, gewisse Motive, Handlungsabläufe und Storyelemente immer wieder zu wiederholen. Ein Stück weit ist das auch in Ordnung, gerade, wenn das Ganze einen gelungenen Twist bekommt. So inspiriert sich „Knights of the Old Republic“ durchaus bei den Filmen, die Meister-Schüler-Beziehung von Revan und Malak erinnert stark an Sidious und Vader. Der Twist: Das Sidious-Gegenstück ist gleichzeitig der Held der Geschichte. „The Old Republic“ dagegen ist praktisch ein Best-of-Paket verschiedener beliebter Star-Wars-Elemente. Die Truppen der Republik orientiert sich sehr stark an der GAR aus Klonkriegszeiten (unter Fans ziemlich beliebt), das Sith-Imperium erinnert in vielerlei Hinsicht an das Galaktische Imperium und ganz allgemein ist das Design dem der Filme verdammt ähnlich, gerade wenn man bedenkt, dass zwischen TOR und Episode IV etwa 3000 Jahre liegen. Nirgends wird das so deutlich wie bei Sith-Imperator Vitiate, der von dem die Macher wohl wollten, dass er der größte, böseste und mächtigste aller Sith wird. Als solcher vereint er, unter anderem, Charakteristika von Darth Sidious, Darth Bane und Darth Nihilus, ohne allerdings an deren, nennen wir es einmal „Charme“, heranzukommen. Vitiate war praktisch von Geburt an böse, regiert sein Imperium über 1000 Jahre, ist absolut übermächtig und damit als Schurke schlicht verdammt langweilig. Es fehlt der Twist, der ihn irgendwie interessant machen könnte. Dieses Recyceln und Potenzieren von vorangegangenem Material ist leider eines der bestimmenden Merkmale von „The Old Republic“.
Ob Lord Vitiate aus dem Kanon fliegt ist allerdings noch nicht ganz klar, da der Kanonstatus von „The Old Republic“ unklar bleibt. Man könnte zwar theoretisch davon ausgehen, dass auch das MMORPG automatisch unter das von Disney geschaffene Legends-Label (sprich: „altes EU, das nicht mehr gültig ist, dessen Werke wir aber trotzdem weiterhin verkaufen wollen“) fällt oder nicht. Befragte Leute, die so etwas wissen könnten, hüllten sich bislang in Schweigen.

Siehe auch:
Star Wars Expanded Universe: The Very Best Of
Star Wars Expanded Universe: Things to Come

Media Monday 158

media-monday-158
When you play the game of Media Monday, you win or you die. There is no middle ground.

1. Der coolste Westernheld ist und bleibt Dr. King Schulz, denn er wird von Christoph Waltz gespielt.

2. Die Serie „True Blood“ hat in dem Moment stark nachgelassen, als ein übernatürliches Viehzeug nach dem anderen eingeführt wurde, weil Werpanther, Feen und Hexen einfach zu viel des Guten sind.

3. Wenn in Filmen Engel in Erscheinung treten sind sie meistens relativ interessant, weil Regisseure und Drehbuchautoren oft versuchen, sie nicht ganz so stereotypisch darzustellen (was zugegebenermaßen nicht immer klappt).

4. Noch eine Friedberg/Seltzer-Parodie würde ich mir nicht einmal unter Zwang ansehen, denn man kann förmlich fühlen, wie beim Schauen Graue Zellen absterben.

5. Es gibt heutzutage in Filmen wirklich viel zu wenig originale Story-Ideen.

6. Buch-Verfilmungen und Comic-Adaptionen sind ja groß in Mode, aber wieso kommt eigentlich niemand mal auf die Idee, „Requiem, der Vampirritter“ vorlagengetreu zu verfilmen. Na gut, ich kann mir schon vorstellen, warum, aber es wäre trotzdem verdammt cool.

7. Zuletzt gesehen habe ich „Superman/Batman: Public Enemies“ und das war in Ordnung, der Film ist zwar ein wenig überladen, und der Animationsstil (basierend auf den Zeichnungen von Ed McGuiness) ist nicht so meins, aber die Batman/Superman-Dynamik funktioniert sehr gut, und der Film hat die DCAU-Sprecher von Batman, Superman, Lex Luthor und Amanda Waller.

Pauschale Einschränkungen

Ich bin absolut kein Freund von Pauschalisierungen. Natürlich sind sie manchmal nicht zu umgehen, da die Welt einfach viel zu komplex für uns ist, der Mensch kann ohne Pauschalisierungen nicht. Allerdings denke ich, dass es sich viele Menschen in vielen Fällen viel zu einfach machen. Besonders im kreativen Bereich stören mich Pauschalisierungen besonders, speziell wenn sie in Form von Studio- oder Verlagsmandaten kommen und Autoren, Regisseuren und sonstigen Kreativschaffenden bestimmte Dinge verbieten. Natürlich gibt es gewisse Thematiken, wo das durchaus verständlich ist, und die man nicht einfach leichtfertig verwursten sollte. Holocaust, Kindesmissbrauch und ähnliche delikate Elemente sollte man meiner Meinung nach entweder fundiert und durchdacht oder gar nicht behandeln. Aber Derartiges ist in der Tat eher selten betroffen. Meistens handelt es sich um Triviales, das entweder aus Marketinggründen oder übertriebener Political Correctness verboten wurde. Manchmal auch nur aus einer komischen Laune heraus.
Ein relativ absurdes Beispiel ist der bekannte Produzent Jerry Bruckheimer, der in den Soundtracks seiner Filme keine Holzblasinstrumente möchte, weil er diese für Weicheiinstrumente hält. Das bedeutet im Gegenzug natürlich nicht, dass in jedem Soundtrack unbedingt Holzbläser auftauchen müssen, aber wäre es nicht besser, einfach dem Komponisten die Entscheidung zu überlassen, ob und in welchem Ausmaß eine Filmmusik Holzbläser braucht? Ganz nebenbei hat das weitere negativen Auswirkungen, da die meisten Bruckheimer-Filme nun einmal von Hans Zimmer vertont werden. Und da viele Studios wollen, dass ihre Komponisten die erfolgreichen Zimmer-Soundtracks nachahmen, hat das oft auch zur Folge, dass unter den Action-Filmen immer weniger Holzbläser eingesetzt werden, was schade ist, da dem Orchester so eine zusätzliche Nuance verloren geht. Hans Zimmer selbst hat ja in „The Amazing Spider-Man 2“ bewiesen, dass man mit Holzbläsern ziemlich interessante Sachen machen kann. Zugegeben fällt so etwas Nicht-Filmmusikfans eher selten auf, aber ich habe auch noch zwei weitere Beispiele, über die ich mich regelmäßig aufrege und die eventuell auch für nicht-Soundtrack-Fans gut nachvollziehbar sind.
Verheiratete Superhelden sind das erste. Als DC sein Superheldenuniversum (ziemlich schlampig) neu aufgezogen hat, wurden nicht nur fast alle Superheldenehen aufgelöst (ich glaube, Animal Man war die einzige Ausnahme, möglicherweise auch noch Aquaman), Dan DiDio, einer der Chefherausgeber und Hauptverantwortlichen des Verlags, hat angeordnet, dass die Helden des Verlags ledig bleiben müssen. Offenbar ist DiDio der Meinung, verheiratete Superhelden würden Käufer abschrecken. Damit legt er gleichzeitig seinen Autoren kreative Fesseln an. Wenn es sich aus der Entwicklung der Figur ergibt, warum sollte sie dann nicht heiraten? Ich finde es einfach dämlich, so etwas pauschal zu diktieren, so etwas sollte von Figur zu Figur entschieden werden. Ähnliche Tendenzen gibt es auch bei Marvel, obwohl es da meines Wissens keinen Pauschalerlass gab. Stattdessen hat Joe Quesada dafür gesorgt, dass der Dämon Mephisto Spider-Mans Ehe rückwirkend auflöst. Und ja, das klingt so dämlich, wie es ist.
Momentan ist es ebenfalls modern, fiktiven Figuren das Rauchen zu verbieten. Nur damit das deutlich wird: Ich mag Rauchen nicht, ich finde den Geruch von Zigarettenrauch extrem widerlich und kann absolut nicht nachvollziehen, wie man das auch noch freiwillig inhalieren kann. In meiner Kindheit und Teenagerzeit war ich da sogar ziemlich extrem eingestellt, inzwischen habe ich mich gemäßigt, die Abneigung ist aber immer noch da. Und trotz dieser Einstellung finde ich es äußerst bescheuert, wenn fiktiven Charakteren pauschal das Rauchen verboten wird, wie es zum Beispiel Disney oder der Sender NBC tun. Letzterer war im Grunde der Auslöser für diesen Artikel. Auf NBC läuft demnächst eine Serien-Adaption der Hellblazer-Comics, in deren Zentrum der zynische Magier und Dämonenjäger John Constantine steht. Und John Constantine raucht nicht einfach nur, es ist eine geradezu essentielle Eigenschaft seines Charakters. In NBC-Serien darf allerdings nicht geraucht werden, ergo darf auch Constantine in seiner eigenen Serie nicht rauchen – wobei noch nicht ganz eindeutig ist, ob sich das nur auf das On-Screen-Rauchen bezieht oder ob die Figur zum Nichtraucher werden muss. Gewalt, schwarze Magie und Dämonen sind in Ordnung, aber beim Rauchen wird’s kritisch…
Wie auch immer, jedenfalls ist das für mich ein weiterer, völlig unnötiger Eingriff in die Arbeit von Serien- und Filmautoren. So ungern ich den Qualm auch rieche, das Rauchen ist nun einmal Teil der Gesellschaft und in manchen Milieus (und Genres) einfach sehr weit verbreitet. Gerade in Superhelden- anderen fantastischen Geschichten ist es in meinen Augen wichtig, ein gewisses Gegengewicht zu den übernatürlichen und fantastischen Elementen zu haben, eine gewisse Bodenständigkeit bzw. einen gewissen Realismus. Und eine Welt, in der nicht geraucht wird, ist schlicht unrealistisch. Und dann gibt es auch noch Vereine, die gezielt an so etwas herummeckern. So wurde etwa James Camerons „Avatar“ dafür kritisiert, dass Sigourney Weavers Figur Grace im Film raucht. Es gibt wirklich einiges, was man an „Avatar“ aussetzen kann, aber das gehört sicher nicht dazu, im Gegenteil, es hilft, die Figur zu charakterisieren.
In meinen Augen ist das letztendlich eine völlig fehlgeleitete moralische Übertreibung, die eher schadet denn nützt, und das nicht nur aus den oben genannten Gründen. Meistens funktioniert eine realistische Herangehensweise doch besser als einfaches Wegignorieren.
Liebe Studiobosse und Herausgeber, setzt euren kreativen Köpfen doch bitte keine derartigen Pauschalverbote vor die Nase, in den meisten Fällen werden Geschichten ohne diese trivialen und unnötigen Einschränkungen besser, da diese meistens der Logik und der glaubhaften Entwicklung massiv im Weg stehen.