Media Monady 157

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For Media Monady!

1. Die einen treten sang- und klanglos ab, andere SchauspielerInnen ruinieren sich ihren Ruf im Alter mit halbgaren Rollen. Sir Ian McKellen allerdings hat es geschafft, mich bis heute in seinen Rollen zu begeistern, denn er ist immer noch Gandalf/Magneto.

2. Weil letzte Woche vehement danach verlangt worden ist (und die WM ja schließlich immer noch läuft): Der beste Fussballfilm…öh, „Das Wunder von Bern“? „Kick it Like Beckham“? Das müssten die beiden einzigen Fußballfilme sein, die ich gesehen habe.

3. Wenn es darum geht, eine historische Persönlichkeit zu verkörpern, hat meiner Meinung nach Ulrich Matthes in „Der Untergang“ den besten Job gemacht, weil ich seinen Goebbels fieser fand als das Original. Ich glaube, es liegt an den Augen…

4. Früher konnte ich mit dem Genre ______ überhaupt nichts anfangen, aber ______ hat mich bekehren können, weil ______ .
Mir fällt da nichts ein.

5. Das unsinnigste Merchandise-Produkt, das ich je gesehen habe war wahrscheinlich die Yoda-Zahnbürste.

6. Taschenbuch, Hardcover oder eBook?
Ich ziehe normalerweise ein „echtes“ Buch einem eBook vor, schon allein wegen des Gefühls. Hard- und Softcover haben beide ihre Vor- und Nachteile. Zum Mitnehmen ist ein Taschenbuch angenehmer, aber manche Bücher sollte man einfach als fetten Wälzer mit hartem Einband im Regal stehen haben, „Herr der Ringe“ zum Beispiel.

7. Zuletzt gesehen habe ich „Die Muppets“ und das war muppetmäßig überzogen, weil das so sein muss.

The Hunger Games

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Story: Nach einem Atomkrieg, ökologischen Katastrophen oder ähnlichen Desastern hat sich auf der nordamerikanischen Landmasse ein neuer, diktatorischer Staat erhoben: Panem. Dieser unterteilt sich in 14 Gebiete: 13 verschiedene „Distrikte“ und die Hauptstadt, von der aus das Land beherrscht und die wiederum von den Distrikten versorgt wird. Nach einer Rebellion der Distrikte gegen das Kapitol, die dieses brutal niederschlug, wurde Distrikt 13 ausgelöscht und die sog. „Hungerspiele“ eingerichtet: Jedes Jahr findet ein Turnier statt, bei dem sich 24 Jugendliche zwischen zwölf und achtzehn, jeweils ein Junge und ein Mädchen aus jedem Distrikt, die ausgelost werden, gegenseitig bis zum Tod bekämpfen.
Bei den 74. Hungerspielen springt Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) aus Distrikt 12 für ihre jüngere Schwester Prim (Willow Shields) ein. Gemeinsam mit ihrem Mittribut Peeta (Josh Hutcherson) und den Mentoren Haymitch (Woody Harrleson) und Effie (Elizabeth Banks) reist Katniss nun in die Hauptstadt, wo sie nicht nur gegen die anderen Tribute kämpfen, sondern sich vorher auch noch der unterhaltungslüsternen Bevölkerung des Kapitols präsentieren muss. Und obwohl Katniss es nicht weiß, könnten ihr Sieg und ihre Niederlage bei den Hungerspielen mehr bedeuten als nur ihr eigenes Leben…

Kritik: Als Suzanne Collins‘ Romanreihe langsam populär wurde und sich die Verfilmung abzuzeichnen begann, reizte mich die Prämisse ehrlich gesagt nicht allzu sehr, vor allem deshalb, weil das Marketing vor allem auf das Twilight-Publikum abzuzielen schien – man betrachte nur einmal die scheußliche Coverillustration der deutschen Ausgabe. Im Gegensatz zu den Twilight-Romanen genießt die Hunger-Games-Trilogie allerdings einen weitaus besseren Ruf. Irgendwann sah ich dann den Film und fand ihn sogar ganz in Ordnung. Dass ich mich nun intensiver mit dem Franchise beschäftigte, passiert praktisch gezwungenermaßen; ich hatte es in einem anderen Artikel ja bereits erwähnt: Ich belege derzeit an der Uni ein Literaturseminar mit dem Titel „Dystopian Fiction“, und die Hunger-Games-Trilogie gehört zu den behandelten Werken.
Darum werde ich zuerst noch ein paar Worte zum ersten Roman sagen, bevor ich auf die Verfilmung zu sprechen komme. „The Hunger Games“ (dies trifft auch auf die beiden Folgebände zu) haben in der Tat ein paar Gemeinsamkeiten mit den Twilight-Romanen, diese sind allerdings eher formaler Natur. Wie Stephenie Meyer auch arbeitet Suzanne Collins mit einer Ich-Erzählerin, es gibt ein Liebesdreieck und der Schreibstil ist es sehr (und damit meine ich sehr) einfach gehalten, was bedeutet, dass er einerseits zwar sehr flüssig und schnell lesbar, andererseits aber auch absolut nicht anspruchsvoll oder fordernd ist, selbst auf Englisch dürften die meisten mit der Trilogie problemlos fertig werden (da ich die Romane nur im Original gelesen habe, weiß ich nicht, wie gut oder schlecht die Übersetzung ist). Von diesen Eigenschaften einmal abgesehen hat die Hunger-Games-Trilogie allerdings ziemlich wenig mit der Twilight-Saga gemein, denn Suzanne Collins‘ Romane haben etwas, dass Stephenie Meyers völlig abgeht: Substanz und interessante Ideen. Zwar ist die Hunger-Games-Trilogie keinesfalls optimal (u.a. nimmt sie sich und ihre Prämisse ein wenig zu ernst, etwas mehr auflockernde Ironie wäre hin und wieder willkommen gewesen), aber doch weitaus besser als die Twiligt-Romane und viele ähnlich gelagerte Nachahmer im Young-Adult-Bereich. Noch eine Randbemerkung zu „Battle Royale“: Ich habe weder den Film gesehen, noch den Roman gelesen und kann nichts zu Handlungsparallelen sagen, allerdings muss man heutzutage schon sehr lange suchen, um einen wirkliche innovativen Plot zu finden, der sich nicht an irgend einem Vorbild orientiert.
Kommen wir nun zu Gary Ross‘ Verfilmung. Insgesamt handelt es sich um eine ziemlich vorlagengetreue Adaption, die sich sehr eng an den Roman hält. Abweichungen findet man vor allem in den Details. Die größten Schwächen des Films, die vom Medientransfer der Geschichte kommen, sind das Fehlen einiger wichtiger Details (gerade die Bedeutung des Mockingjay hätte wegen seiner Relevanz für die Geschichte erklärt werden sollen) und der übermäßige Einsatz der Shaky-Cam – diese ist vor allem am Anfang in Distrik 12 und später, während der eigentliche Spiele, im Einsatz. Ich kann dabei durchaus verstehen, weshalb Ross sie einsetzt, einerseits soll sie wohl die Unmittelbarkeit der Erzählung (bedingt durch Ich-Erzählerin und Präsens) im Roman wiedergeben und andererseits das Gemetzel an der Cornucopia entschärfen, um die Altersbeschränkung nicht in die Höhe zu treiben. Das ändert allerdings nichts daran, dass die Shaky-Cam in meinen Augen auch in diesem Film unnütz ist und zumeist eher nervt denn unterstützt.
„The Hunger Games“, sowohl Film als auch Roman, lässt sich grob in zwei Hälften teilen: In der ersten lernen wir Panem und die Figuren kennen, während sie auf die Hungerspiele vorbereitet werden, in der zweiten findet dann das eigentliche, titelgebende Ereignis statt. Ironischerweise ist die erste Hälfte die interessantere. Vor allem Katniss‘ Aufenthalt in der Hauptstadt ist eine überaus gelungene Mediensatire, vermischt mit politischem Kommentar, die unsere heutige Fernsehlandschaft mit Sendungen wie „Das Dschungelcamp“ oder den diversen Castingshows ins absolute Extrem überzeichnet. Die Tribute werden medienwirksam aufgetakelt, um sich anschließend in ausgedehnten Gladiatorenspielen gegenseitig umzubringen. Collins‘ orientiert sich dabei nicht zufällig stark an den antiken Römern, was man nicht nur an „Panem“ (von panem et circensis, „Brot und (Zirkus-)Spiele“) selbst, sondern auch an den Namen der Einwohner des Kapitols und der Distrikte 1 und 2 merkt, die allesamt römisch sind. Der Film treibt dies mit visuellen Mitteln noch weiter, vor allem in der Szene, in der die Tribute dem Publikum präsentiert werden, werden die Parallelen überdeutlich; die Präsentation selbst erinnert an die römischen Triumphzüge, und auch die Architektur des Kapitols spricht eine sehr eindeutige Sprache.
Nach der gelungenen ersten Hälfte sind die Hungerspiele selbst dann fast ein wenig enttäuschend – nicht schlecht, aber auch bei Weitem nicht so interessant wie das, was zuvor kam.
In dieser Hinsicht gefällt mir der Film allerdings besser als der Roman. Dort gibt es nur einen Blickwinkel, nämlich den von Katniss. Das ist für mich insofern problematisch, weil Katniss sich in die lange Reihe der Hauptfiguren einreiht, die von weitaus interessanteren Nebenfiguren überschattet wird. Nicht nur schafft Jennifer Lawrence es, Film-Katniss sympathischer zu machen als Buch-Katniss, hin und wieder verlässt der Film auch seine Heldin und zeigt, was hinter den Kulissen der Hungerspiele so vor sich geht, was dem Film wiederrum sehr gut tut, besonders, da Haymitch und Präsident Snow die in meinen Augen interessantesten Figuren (zumindest des ersten Teils) sind. Auch hier optimiert der Film durch die exzellenten darstellerischen Leistungen von Woody Harrleson und Donald Sutherland das Ganze noch einmal. Überhaupt sind die Schauspeiler insgesamt ziemlich gut gewählt: Neben den bereits erwähnten wissen vor allem Elizabeth Banks und Stanley Tucci in ihren Rollen zu überzeugen, auch Josh Hutcherson bringt das richtige Charisma für Peeta mit. Lediglich Liam Hemsworth als Gale ist ziemlich uninteressant – glücklicherweise hat er nicht besonders viel Leinwandzeit.
Zum Schluss noch ein Wort zum Soundtrack: James Newton Howards Musik ist leider ziemlich anonym, die Themen sind kaum ausgearbeitet und es gibt viel elektronisches Ambiente. Das markanteste Stück ist die von Arcade Fire komponierte und Howard adaptierte Panem-Hymne Horn of Plenty, die allerdings noch besser in den Soundtrack hätte integriert werden können.
Fazit: „The Hunger Games“ ist trotz einiger Schwächen eine gelungene Umsetzung der Vorlage, die diese in einigen Aspekten sogar übertrifft.

Trailer

Siehe auch:
Catching Fire

GoT: Ausblick auf Staffel 5

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Eigentlich wollte ich schon letztes Jahr eine Ausblick schreiben, aber irgendwie bin ich nicht dazu gekommen. Nun, nachdem Staffel 4 zu Ende ist, bietet es sich sogar noch mehr an, denn nie zuvor hat sich die Serie weiter von den Romanen entfernt.
Das bedeutet im Klartext natürlich, dass dieser Artikel extrem spoilerverseucht ist, er setzt die Kenntnis von Staffel 4 voraus, und meine Spekulationen basieren natürlich auf dem Inhalt der Romane.
In keiner anderen Staffel wurden wir Buchleser so oft überrascht, sei es durch unerwartete Todesfälle oder das Auftauchen von Elementen, die bereits aus „The Winds of Winter“ stammen könnten, und gerade das macht das Spekulieren natürlich interessant. Was hinzukommt ist die Tatsache, dass sich die Handlungsstränge noch sehr viel stärker aufspalten, als dies bisher der Fall war. Gerade am Beispiel King’s Landing zeigt sich das sehr gut: Die Hauptstadt der Sieben Königslande war bisher zumeist der interessanteste Schauplatz, auch, weil sich dort die meisten wichtigen Figuren tummelten. Aber in Staffel 4 haben sehr viel die Stadt verlassen oder sind gestorben: Littlefinger und Sansa machen das grüne Tal unsicher, Lord Tywin hat einen Bolzen in den Bauch bekommen, Varys und Tyrion sind auf der Flucht, Lady Olenna ist nach Highgarden zurückgekehrt und auch Jaime bleibt wahrscheinlich nicht mehr lange. Damit wird alles zerfaserter und es interessiert mich sehr, wie Benioff und Weiss damit umgehen. Ebenso fraglich ist, wie viel Material in Staffel 5 adaptiert wird. Für die ersten beiden Staffeln galt: Das Material eines Buches wird in einer Staffel umgesetzt. „A Storm of Swords“ wurde dagegen in zwei Staffeln adaptiert, wobei Staffel 4 ja bereits einiges an Material der Folgebände enthält. „A Feast for Crows“ und „A Dance with Dragons“ zeichnen sich ja nun nicht nur durch „Zerfaserung“ aus, sondern auch durch die geographische Separation der Handlungsstränge, was in der Serie natürlich nicht machbar ist, eine Staffel ohne Tyrion wäre kaum denkbar. Laut aktuellen Aussagen peilen Benioff und Weiss momentan sieben Staffeln an (dies ist aber keinesfalls in Stein gemeißelt), was bedeuten könnte, dass die Bände 4 und 5 zusammen eine Staffel geben und die beiden (geplanten) Abschlussbände der Reihe Staffel 6 und 7 füllen. Es könnte aber auch bedeuten, dass die Buch-Staffel-Aufteilung schwieriger festzulegen sein wird, so war es ja auch bereits in dieser Staffel.

Arya und Sam
Fange wir dort an, wo die letzte Staffel aufgehört hat. In der Serie hat Arya zwar einen Umweg genommen, letztendlich ist sie aber dort angekommen, wo sie auch am Ende von „A Storm of Swords“ ist: Auf einem Schiff gen Braavos. In „A Fest for Crows“ schließt sie sich den Gesichtslosen, der Attentätergruppe, der Jaqen H’gar angehört, an, und lernt deren Handwerk. Wohin dieser Handlungsstrang führt, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht absehbar. Selbst das Arya-Promo-Kapitel aus „The Winds of Winter“ weist in keine eindeutige Richtung. Aus diesem Grund denke ich, dass sich Aryas Begegnung mit Sam relativ lang ziehen könnte. Dieser begibt sich, auf Befehl von Jon Snow, zusammen mit Gilly und Maester Aemon ebenfalls nach Braavos, um von dort aus nach Oldtown zu gelangen. Der Hauptgrund dafür ist Melisandre, die für ihre Opfer Königsblut braucht. Aemon Targaryen kommt dafür ebenso in Frage wie Mance Rayders Sohn, der gegen Gillys ausgetauscht wird, in der Serie bislang aber nicht vorkam.
Wie gesagt, ich sehe große Chancen darin, dass die Sam-Arya-Begegnung ausgedehnt wird, die Serie bringt ja gerne Figuren aus verschiedenen Hanslungssträngen zueinander, und zwar in weit größerem Ausmaß als in den Romanen. Ich glaube, Sams Handlungsstrang endet damit, dass er Oldtown erreicht, die Stadt selbst wird dann wohl erst in Staffel 6 ein wichtiger Handlungsort, so ähnlich, wie Braavos, das in dieser Staffel angeteasert wurde und das wir in der nächsten Staffel sicher mit Arya erforschen. Apropos, auf einer durchgesickerten Castingliste wird die Herrenlose („the Waif“) aufgeführt, eine 36-jährige Gesichtslose, die aussieht wie ein Mädchen. Inzwischen gibt es auch eine halboffizielle Bestätigung, dass Tom Wlashiha zu GoT zurückkehrt, was möglicherweise bedeutet, dass der freundliche Mann („the Kindly Man“), Aryas Ausbilder, in der Serie Jaqen ist.

Dorne
Dorne als neuer Schauplatz wurde bereits offiziell bestätigt, und die oben erwähnte Castingliste enthält einige dornische Figuren. Zu diesen gehören Doran Martell, der von Krankheit gezeichnete Fürst von Dorne und älterer Bruder von Oberyn, Dorans jüngster Sohn Trystane Martell, den Myrcella heiraten soll (und der wohl in der Serie ein paar Jährchen älter ist als in den Romanen, wo er ohnehin fast nur erwähnt wird), Areo Hothah, Dorans Leibwächter, sowie drei der Sandschlangen, Obara, Nymeria und Tyene Sand. Auf dieser Liste fehlen Arianne Martell, Dorans älteste Tochter und Erbin von Dorne, die ein Komplott schmiedet, um Myrcella auf den Eiserern Thron zu bringen (besagtes Komplott geht fürchterlich nach hinten los) und Quentyn Martell, Dorans zweitältestes Kind, das sich in „A Dance with Dragons“ nach Meereen begibt, um Daenerys zu ehelichen (was ebenfalls fürchterlich nach hinten losgeht). Hier besteht natürlich die Möglichkeit, dass die Liste nicht komplett ist, dass diese Figuren der Schere zum Opfer fallen oder vielleicht sogar schon gecastet, die Schauspieler aber noch nicht angekündigt wurden.
Wie dem auch sei, vermutlich müssen wir Buchleser uns auf einige Änderungen in Dorne gefasst machen. Es ist nämlich ebenfalls durchgesickert, dass sich Jaime in der Serie wohl nicht in die Flusslande begibt, um dort aufzuräumen, sondern nach Dorne. Höchstwahrscheinlich nimmt er den Platz von Ser Balon Swan, einem Ritter der Königsgarde ein, der sich nach Dorne begibt, um dem Tod seines Kameraden Ser Arys Oakheart auf den Grund zu gehen.
Auf jeden Fall freue ich mich ziemlich auf Dorne und bin gespannt auf die Umsetzung. Die Dorne-Szenen werden wohl in Spanien gedreht, was ich ziemlich passend finde. Und vielleicht bekommen wir ja endlich The Dornishman’s Wife zu hören, nachdem in dieser Staffel eine zweite Version von The Rains of Castamere kam.

Brienne, Podrick und die Flusslande
Hier wird es schon schwieriger. Brienne und Podrick haben in Staffel 4 bereits einen großen Teil ihrer Feast-for-Crows-Handlung hinter sich gebracht – zumindest in gewissem Sinn. Einige der Figuren, denen sie auf ihrer Reise begegnen, sind bereits tot (Rorge und Beißer), bei anderen ist es fraglich, ob sie in der Serie auftauchen (Ser Hyle Hunt, Lord Randyl Tarly, Septon Meribald) – die Möglichkeit besteht aber noch. Sollte Lady Stoneheart in der Serie noch auftauchen, könnte sie am Ende von Staffel 5 auf Brienne warten. Zumindest glaube ich nicht, dass die Bruderschaft ohne Banner einfach so sang- und klanglos aus der Serie verschwindet, irgendeine Rolle werden Thoros von Myr und Beric Donadrrion ja hoffentlich noch spielen.
In diesem Zusammenhang ist auch Jaime von Bedeutung. Wenn er sich in Staffel 5 tatsächlich nach Dorne begibt, bedeutet das dann, dass seine Abenteuer in den Flusslanden, die mit einer Begegnung mit Brienne in „A Dance with Dragons“ enden, völlig wegfallen? Und wenn ja, was ist dann mit Edmure Tully und dem Blackfish, deren Schicksal in der Serie bislang offen geblieben ist. Fragen über Fragen…

King’s Landing
Über King’s Landing lässt sich mehr sagen. Obwohl die Stadt ihren Status als „Haupthandlungsort“, wie bereits erwähnt, verloren hat, dürfte die Cersei-Handlung aus „A Feast for Crows“ und „A Dance with Dragons“ wohl verhältnismäßig buchgetreu adaptiert werden, das vermute ich zumindest. Auch hier lohnt es sich wieder, die Castingliste heranzuziehen, auf der sowohl der Hohe Spatz (der neue Hohe Septon, der zu starkem Fanatismus neigt) und Septa Unella aufgeführt werden. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass Cerseis Handlungsstrang mit ihrem Marsch der Schande endet. Interessanterweise wird auf besagter Liste auch Maggy der Frosch aufgeführt, was darauf schließen lässt, dass es entweder einen Rückblick gibt, oder Cersei die Prophezeiung von einer jüngeren Königin und dem Valonqar als Erwachsene hört – wobei ich Letzteres eher unplausibel finde.

Die Iron Islands
Hier gibt es vor allem ein großes Fragezeichen. Der kurze Auftritt von Yara hat hier keinerlei Klarheit gebracht. In den Romanen stirb Balon Greyjoy bereits vor der Roten Hochzeit, und in „A Feast for Crows“ streiten seine Brüder Euron und Victarion sowe Yara (bzw. Asha) um die Nachfolge. Es endet damit, dass Euron neuer König der Iron Islands wird und seinen Bruder Victarion ausschickt, damit dieser ihm Daenerys als Braut bringt.
Weder Euron noch Victarion sind auf der Castingliste aufgetaucht, insoweit ist es fraglich, in welchem Umfang die Iron-Islands-Handlung adaptiert wird – in der Serie ist Balon ja noch nicht einmal gestorben.

Tyrion
Bei Tyrion lautet die Frage nicht ob seine Kapitel aus „A Dance with Dragons“ adaptiert werden, sondern in welchem Umfang. Auf seiner Reise von Pentos nach Meereen trifft er verdammt viele neue Figuren und mit Jorah Mormont nur eine bekannte. Ich denke, dass Aegon VI. und Jon Connington wahrscheinlich zu wichtig werden, um sie einfach auszulassen, aber dass Tyrions Zeit als Sklave, wenn überhaupt, nur kurz behandelt wird. Figuren wie Penny sind wahrscheinlich zu unbedeutend, allerdings taucht Yezzan zo Qaggaz, der Tyrion käuflich erwirbt, auf der Castingliste auf. Wo Tyrions Handlungsstrang endet, lässt sich schwer sagen, wahrscheinlich in Sichtweite von Meereen. In der Serie fehlt gerade hier allerdings zu viel (u.a. der Verrat von Brown Ben Plumm), um eine genaue Voraussage machen zu können.

Daenerys
Bei der Mutter der Drachen sehe ich ebenfalls viel Potential für eine relativ buchnahe Umsetzung. Hidahr zo Loraq wurde in der vierten Staffel ja bereits eingeführt, Drogon ist unterwegs und die anderen beiden Drachen eingesperrt. Jetzt müssen noch die Söhne der Harpyie eingeführt werden, und wir haben genug Material für eine Staffel. Vielleicht scheitert Daarios Eroberung von Yunkai, er könnte sogar Brown Ben Plumms Platz einnehmen. Insgesamt fehlen hier bislang allerdings Hinweise.

Lord Snow
Hier haben wir einen Ausnahmefall: Im Gegensatz zu vielen anderen Handlungssträngen, die bereits Material aus den Bänden 4 und 5 beinhalten, fehlt bei der Nachtwache noch einiges aus „A Storm of Swords“, nämlich Jons Wahl zum Lord Commander. Diese wird mit Sicherheit die ersten zwei, vielleicht auch drei Folgen der fünften Staffel füllen (bzw. Teile dieser Folgen). Danach wird die Jon-Handlung wohl in groben Zügen befolgt, vermutlich mit Fokus auf die Auseinandersetzungen mit Stannis und Melisandre. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Ser Alisser Thorne den Platz von Bowen Marsh einnimmt und als konservativer Gegenpart zu Jons reformfreudigem Lord Commander fungiert. Möglicherweise ist der Mord an Jon (von dem ich immer noch nicht glaube, dass er dauerhaft ist, nicht wenn Melisandre gleich nebenan ist) das Episode-9-Ereignis, es würde jedenfalls gut zur Tradition der sterbenden Starks in den ungeraden Staffeln passen.

Der Norden
Auch außerhalb von Castle Black geschieht im Norden viel, allerdings ist schwer abzuschätzen, wie viel davon den Weg in die Serie findet. Der Ramsay/Theon-Handlungsstrang in Staffel 4 endet damit, dass sich die Boltons nach Winterfell begeben, den Zweck dafür erfahren wir allerdings noch nicht. Jeyne Poole, die falsche Arya, die Ramsay heiraten soll, um den Anspruch der Boltons auf den Norden zu festigen, wurde bisher noch nicht einmal erwähnt, obwohl sie ziemlich essentiell ist. Ich denke, um Ramsays Hochzeit kommt man schwer herum, es sei denn, Benioff und Weiss gehen direkt zur Belagerung Winterfells über – diese findet allerdings erst in „The Winds of Winter“ richtig statt.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper
First of His Name
The Laws of Gods and Men
Mockingbird
The Mountain and the Viper
The Watcher on the Wall
The Children

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

Media Monday 156

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I am vengeance, I am the night, I am … the Media Monday!

1. Der perfekte Film für einen Männerabend/Mädelsabend ist ein Film, der mich wahrscheinlich nicht interessiert.

2. „Cosmopolis“ soll ja ein toller Film sein, aber allein, dass Robert Pattinson mitspielt, hält mich schon davon ab, ihn eines Blickes zu würdigen, weil ich Pattinson schon nicht mochte, als seine bekannteste Rolle Cedric Diggory war.

3. Die WM ist im vollen Gange. Steht der Film- oder allgemeine Medienkonsum nun hinten an oder flieht ihr ganz bewusst in fremde Welten, um dem Fussball-Trubel zu entgehen?
Nein, mein Film und Medienkonsum steht nicht hinten an. Die WM interessiert mich nicht wirklich.

4. Wenn schon historische Geschichte, dann aber bitte am liebsten aus der Epoche ______ .
Es gibt viele interessante historische Epochen. Ich würde gerne mal einen guten Film sehen, der in der griechischen Antike spielt. In letzter Zeit waren derartige Filme bestenfalls halbwegs unterhaltsam.

5. Found-Footage-Filme nebst obligatorischem Kameragewackel nerven mich meistens. Die Shaky-Cam wird ohnehin viel zu oft eingesetzt, und meistens ist sie ziemlich sinnlos.

6. Der Inhalt vieler Bücher, Comics und Filme ist so dermaßen an den Haaren herbeigezogen, das heißt aber nicht, dass sie nicht trotzdem unterhaltsam sein können.

7. Zuletzt gelesen habe ich „Wonder Woman: Opfer des Krieges“ und das war eine gute Fortsetzung der aktuellen Serie, weil Brian Azzarello eine interessante Herangehensweise an die Figur und ihre Welt hat.

GoT: The Children

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Wie schon bei „Mhysa“ gibt es auch dieses Mal ein umfassendes Thema für das Staffelfinale. „The Children“ bezieht sich nicht nur auf die Kinder des Waldes, die hier zum ersten Mal in der Serie auftauchen, sondern auch auf Kinder allgemein, sowie ihre Beziehung zu ihren Eltern. Eine durchaus löbliche Herangehensweise. Leider leidet „The Children“ ein Stück weit unter denselben Problemen wie „The Mountain and the Viper“: Zu viel Hype und zu wenig Fokus.

Castle Black
Ein weiteres Mal beginnt die neue Episode genau dort, wo die alte geendet hat: Jon Snow begibt sich, begleitet von einer ziemlich wackeligen Kameraführung, zu Mance Rayder. Die Szene spielt sich für meinen Geschmack ein wenig zu schnell ab, ist aber im Große und Ganzen ziemlich gut umgesetzt. Endlich kommt auch Mance wieder persönlich vor, den ich schon in der letzten Folge gerne gesehen hätte. Wie ich schon letztes Jahr sagte, ich bin praktisch ein Fan von Ciáran Hinds und halte ihn für die ideale Besetzung für Mance, und in dieser Szene zeigt sich ein weiteres Mal, weshalb. Wenn man ihn ansieht und hört, wie er spricht, fällt es einem nicht schwer zu glauben, dass er es geschafft hat, die Wildlinge von seinem Anliegen zu überzeugen, er strahlt einfach ein natürliches Charisma aus. Und darüber hinaus ist er intelligent, sympathisch und scheinbar auch nicht nachtragend.
Das Ganze ist in der Serie ein wenig vereinfacht, im Roman sind im Zelt auch noch Mance‘ Frau Dalla und deren Schwester Val anwesend; Dalla liegt gerade in den Wehen. Ihr Sohn, der „Wildlingsprinz“, spielt in den Romanen durchaus noch eine Rolle, vielleicht wird er später noch separat eingeführt, oder aber er seine Rolle wird herausgeschnitten.
Kurz darauf kommt auch schon Stannis. Zugegebenermaßen habe ich mir das beim Lesen ein wenig epischer vorgestellt, aber dem Budget sind nun einmal Grenzen gesetzt, und daran gemessen gefällt mir sein Angriff eigentlich ziemlich gut, genauso wie die Interaktion der beiden Könige und Jon als Vermittler. Man wird den Gedanken nicht los, dass Mance der bessere Herrscher ist…
Das folgende Begräbnis (bzw. die Verbrennung) der gefallenen Brüder gefällt mir ebenfalls ziemlich gut. Ser Alisser ist nicht zu sehen, weder unter den Lebenden, noch unter den Toten, was wohl die Vermutung zulässt, dass er zwar noch lebt, aber zu verwundet ist, um anwesend zu sein. Die erste Begegnung zwischen Jon Snow und Melisandre, der diese durch das Feuer der brennenden Toten erblickt, ist schön symbolisch.
Es folgt ein Konversation mit Tormund und eine persönliche Verbrennung von Ygritte (ich hatte mich schon gewundert, weshalb Rose Leslie noch im Vorspann auftaucht). Das Ganze ist nett, nimmt aber letztendlich Zeit ein, die an anderer Stelle in dieser Episode gebraucht worden wäre.

King’s Landing
Am Ende von „The Mountain and the Viper“ war nicht klar, ob Gregor Clegane nun überlebt hat oder nicht. Hier erfahren wir nun die Antwort, und mehr noch: Der reitende Berg wird auf Cerseis Geheiß an Qyburn übergeben, was Großmaester Pycelle überhaupt nicht gefällt. Ich hingegen freue mich, denn das bedeutet mit ziemlicher Sicherheit, dass wir in der nächsten oder übernächsten Staffel Ser Robert Strong zu Gesicht bekommen. Mir hat es schon immer gefallen, wenn Martin subtile Horrorelemente eingearbeitet hat, und Dr. Frankenqyburn ist eines der Idealbeispiele.
Bei Martin ist es allerdings vorerst nicht Cersei, die möchte, dass Ser Gregor am Leben bleibt, sondern Tywin. Da Gregor während des Kampfes gestanden hat, Elia Martell vergwaltigt und ermordet zu haben, ist es nun nötig, dass Gregor nicht am Gift, sondern durch das Schwert des königlichen Henkers stirbt, um Doran Martell nicht noch mehr zu verägern. Erst später, nach Tywins Tod, übergibt Cersei Gregor an Qyburn, damit dieser an ihm experimentieren kann.
Und apropos Tywin, dieser bekommt auch noch einmal eine Szene mit Cersei, um dem Publikum seine fatale Schwäche vor Augen zu führen: Seine Blindheit für seine Kinder. Das Ganze ist zwar ein wenig plakativ, aber von Lena Headey und Charles Dance sehr gut gespielt, und da Letzterer nach dieser Folge aus der Serie ausscheidet, muss man nehmen, was man bekommt. Ironisch, dass Cersei Tywin dessen beschuldigt, was sie später selbst tut: Mit Margaery um Tommen streiten.
Ich kann leider nicht sagen, dass die nächste Szene, in der sich Cersei an Jaime heranmacht, und dieser das auch noch zulässt, auch nur Ansatzweise gelungen ist. Was soll das bitte? Die Beziehung der beiden mäandert seit der dritten Folge dieser Staffel völlig sinnlos im Kreis herum. Eine ähnliche Szene existiert zwar auch in den Büchern, in dieser weist Jaime Cersei aber zurück, und mehr noch, im Vorfeld wurde sie dort nicht von ihm Vergewaltigt. Die Entwicklung dieser beiden Figuren in dieser Staffel ist schlicht und ergreifend völlig daneben.
tywin
Lord Tywin Lannister (Charles Dance) did not, in the end, shit gold.

Nun folgt noch die wahrscheinlich wichtigste Szene der Staffel, einer der entscheidenden Wendepunkte der gesamten Serie: Tyrion ermordet Tywin. Nachdem ich diese Szene angeschaut hatte, war meiner erster Gedanke: Ganz nett, jetzt wurde ich aber gerne die ungeschnittene Fassung sehen. Gerade hier zeigen sich die Fokusprobleme dieser Episode: Das Ganze ist zu kurz, es geht zu schnell. Und nicht nur das, Benioff und Weiss haben das Ereignis ziemlich entschärft, in dem sie Tysha herausgenommen haben. Für alle, die sich nicht mehr erinnern: Tysha war ein junges Mädchen, das Tyrion als Teenager heiratete. Später erzählten Jaime und Tywin ihm, sie sei eine Hure, die Jaime für Tyrion angeheuert habe, und anschließend wurde sie den Wachen übergeben und dafür bezahlt. In „A Storm of Swords“ eröffnet Jaime Tyrion nun bei der Flucht, dass Tysha keine Hure war und ihre Gefühle für Tyrion echt waren, was diesen widerrum dazu bringt, mit Jaime zu brechen; er gesteht (natürlich fälschlicherweise) den Mord an Joffrey und erklärt seinem Bruder, dass Cersei während seiner Abwesenheit mit allen möglichen Leuten im Bett war. Jaimes Geständnis ist es auch, das ihn dazu bringt, Tywin in seinen Gemächern aufzusuchen. Somit fällt das Zerwürfnis zwischen Tyrion und Jaime und das ganze, höchst unangenehme Drumherum weg, wodurch die Szene einiges an Biss verliert. Es geht ja eigentlich gerade darum, dass für Tyrion jegliche Verbindung zu seiner Familie regelrecht zerstört wird. Im Vergleich zu der Wucht, die dies im Roman hat, wirkt das Ereignis in der Serie geradezu lauwarm. Ich kann allerdings schon verstehen, weshalb hier Dinge ausgelassen wurden: In „A Dance with Dragons“ ist Tyrion mitunter ziemlich unsympathisch. Das kann man natürlich nachvollziehen, aber da Tyrion die Lieblingsfigur von vielen, vielen GoT-Fans ist, wollte man ihn wohl nicht derartig in Mitleidenschaft ziehen.
Die Szene selbst ist gut umgesetzt (oder wäre es, wäre sie vollständig), was vor allem daran liegt, dass sowohl Peter Dinklage als auch Charles Dance wie gewohnt exzellent spielen. Ebenso ist die musikalische Untermalung gut gelungen, mir gefällt es, dass jedes Mal, wenn Tyrion der dunklen Seite nachgibt (als er beschließt, seinen Vater zu besuchen und als er die Armbrust von der Wand nimmt) The Rains of Castamere angedeutet wird, und dass ein Fragment noch einmal zu hören ist, als Tywin stirbt.

Meereen
Daenerys‘ Handlungsstrang war diese Staffel nicht unbedingt optimal (mehr dazu später), aber immerhin bekommt er noch einen ganz guten, und vor allem halbwegs buchgetreuen Abschluss. Sowohl der Freigelassene, der wieder in die Sklaverei zurückmöchte, also auch das von Drogon getötete Kind zeigen Daenerys, dass die ganze Situation sehr viel komplizierter ist, als sie es sich eingestehen möchte. Das Wegsperren der Drachen stellt Emilia Clarkes beste darstellerische Leistung dieser Staffel dar, hier zeigt sie die Emotionalität, die mir bei Jorahs Verbannung gefehlt hat.

Nördlich der Mauer
leaf
Das Kind des Waldes, das Bran rettet und später den Namen Leaf bekommt (Octavia Alexandru)

Hodor und die Gang erreichen endlich ihr Ziel. Gerade, als sie den Baum aus Brans Vision sehen, werden sie von mehreren Skeletten angegriffen, bis ein Kind des Waldes auftaucht und sie rettet. Ich muss zugeben, dass mich das Auftauchen besagter Skelette irgendwie irritiert hat, diese wirken in „Game of Thrones“ irgendwie deplatziert und passen eher zu „WarCraft III“ oder „Diablo“ als zu Westeros.
Jojen ereilt dasselbe Schicksal wie Pyp und Grenn: Er stirbt in der Serie, obwohl er in den Romanen noch lebt. Da Jojen in „A Dance with Dragons“ allerdings sowieso nichts mehr zu tun hat und nur noch dahinvegetiert, ist das nicht weiter tragisch.
Das Aussehen des Kindes des Waldes gefällt mir ziemlich gut, einerseits kindlich, andererseits aber auch seltsam, so in etwa habe ich sie mir auch vorgestellt (obwohl die Beschreibung in den Romanen etwas anders ist). Mit der Dreiäugigen Krähe bin ich dagegen nicht wirklich zufrieden, er sieht viel zu saftig und gesund aus. Bei Martin wird er als völlig ausgemergelt, skeletthaft und praktisch als mit den Wurzeln des Baumes verwachsen beschrieben.
Um zu erklären, wer die Dreiäugige Krähe eigentlich ist, muss ich ein wenig weiter ausholen. Es handelt sich hierbei um Lord Brynden Rivers, alias Lord Bloodraven. Dieser ist ein Targaryenbastard, der gut neunzig Jahre vor den Geschehnissen der Serie (und der Romane) als Hand des Königs diente, später zur Mauer geschickt wurde, zum Lord Commander der Nachtwache aufstieg und schließlich verschwan. In der zweiten Heckenritter-Novelle, „The Sworn Sword“, wird er immer wieder erwähnt und taucht in der dritten, „The Mystery Knight“, erstmals persönlich auf. Auch in „A Feast for Crows“ wird auf ihn angespielt. Lord Bloodraven hat, während er als Hand diente, Westeros praktisch in einen Polizeistaat verwandelt, weshalb ein bestimmtes Rätsel kursierte: „Wie viele Augen hat Lord Bloodraven?“ Die Antwort gibt Brynden Rivers in der Serie selbst: „Eintausend und eines“ (bezogen auf die vielen Spione und das eine Auge, das er selbst hat).
bryndenrivers
Brynden Rivers, die dreiäugige Krähe (Struan Rodger)

Auf dem Weg zur Eyrie
Briennes Handlungsstrang nimmt eine unerwartete Wendung, denn sie und Pod treffen auf Arya und den Bluthund (sagte ich bereits, dass Westeros ein Dorf ist?). Ich muss sagen, ich bin enttäuscht, dass Lady Stoneheart in dieser Folge nicht mehr auftaucht, ich hatte fest damit gerechnet, dass Brienne und Pod ihr am Ende ihres Handlungsstranges begegnen, einerseits, weil Catelyn in dieser Staffel bereits ziemlich oft erwähnt wurde und andererseits, weil Lena Headey etwas in diese Richtung über Instagramm angedeutet hat. Hat sie uns wohl verarscht.
Wie dem auch sei, die Begegnung ist zugegebenermaßen nicht ganz uninteressant, da Arya in Brienne etwas sieht, was sie werden könnte. Auch entscheidet sie sich hier eindeutig für Sandor (das Übel, das man kennt, ist besser als das, das man nicht kennt). Und es ist letztendlich nicht Beißers Biss, sondern das Duell mit Brienne, dass Sandor das Leben kostet. Statt Vargo Hoat darf sie nun dem Bluthund das Ohr abbeißen…
Interessanterweise ist Aryas darauf folgender „Abschied“ von Sandor ziemlich unpassend, gerade weil er sich genauso abspielt wie im Buch. Bei Martin hat dies gut gepasst, aber in der Serie hat sich das Verhältnis der beiden ungleichen Reisegefährten geändert, wie man ja wenige Minuten zuvor selbst gesehen hat. Sandor ist schon fast ein Mentor für Arya, und auf jeden Fall ein Beschützer. Dass sie ihm die Gnade eines schnellen Todes nun nicht erweist, wirkt unnötig grausam.
Die Schlussszene dieser Episode gehört ebenfalls Arya, sie geht an Bord eines Schiffes, das gen Braavos fährt. Im Prinzip ist an dieser Szene nichts verkehrt, sie ist gut umgesetzt, aber als Schlussszene eine ganzen Staffel wirkt sie ziemlich enttäuschend. Man muss sie nur einmal in den Kontext setzen: Die Geburt der Drachen, die Rückkehr der Weißen Wanderer, die Befreiung tausender Sklaven und… Arya geht auf ein Schiff. Ich denke nach wir vor, das Auftauchen von Lady Stoneheart wäre der ideale Cliffhanger gewesen, um die Staffel denkwürdig zu beenden.

Fazit: Um es kurz zu machen, leider bei weitem nicht das grandiose Staffelfinale, als das es gehypt wurde. Die Folge schwankt zwischen „in Ordnung“ und „viel Potential verschenkt“.

Staffelresümee:
Jede GoT-Staffel hat ihre Höhen und Tiefen, ihre Hammerepisoden und ihre Überbrückungsfolgen, kurzum, ihre Stärken und Schwächen, das allerdings auf ziemlich hohem Niveau. Staffel 4 ist diesbezüglich allerdings, was man auf Englisch als „mixed bag“ bezeichnen würde. Wenn die Staffel gut ist, sei es in Einzelszenen oder ganzen Folgen, dann ist sie richtig gut, man denke nur an den extrem starken Start mit „Two Swords“ und „The Lion and the Rose“, alles, was mit Oberyn Martell zu tun hat, Tyrions Verhandlung und (mit ein paar Einschränkungen), der King’s-Landing-Handlungsstrang allgemein. Wenn sie allerdings nachlässt, dann lässt sie auch richtig nach.
Es lässt sich darüber hinaus nicht leugnen, dass Staffel 4 sich bislang am weitesten von der Vorlage entfernt. Wer meine Staffel- und Folgenbesprechungen gelesen hat, hat hoffentlich auch gemerkt, dass ich kein Purist bin, der eine Änderung nur um der Änderung willen kritisiert; wenn man eine Geschichte von einem Medium in ein anderes transferiert, sind Änderungen ohnehin nicht vermeidbar. Aber gerade bei Staffel 4 wirken viele der vorgenommenen Änderungen einfach unnötig, gerade weil Martins ursprüngliche Version der Ereignisse in meinen Augen besser funktioniert.
Was Staffel 4 letztendlich vor allem auszeichnet, sind Strukturprobleme und, wie ich schon mehrfach gesagt habe, mangelnder Fokus. Das hängt auch damit zusammen, dass letztendlich „A Storm of Swords“ zwar auf zwei Staffeln verteilt wird, das aber ungleichmäßig. Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber Staffel 3 enthält nun einmal bereits etwa dreiviertel des dritten Bandes. Der einzige Handlungsstrang, der noch genug Material enthält, ist die King’s-Landing-Handlung, die insgesamt betrachtet auch am meisten Zeit bekommt. Bei allen anderen Handlungssträngen wird entweder ausgedehnt oder bereits Material aus „A Feast for Crows“ und „A Dance with Dragons“ verwendet. Auch das wäre letztendlich nicht problematisch, es kommt hier auf das Wie an. Egal ob Neuerfindung der Serienmacher oder Material aus den Bänden vier und fünf, es fühlt sich oft an wie unnötiges Füllmaterial. Gerade bei Daenerys wird dies deutlich. Im Großen und Ganzen wird hier Material aus „A Dance with Dragons“ adaptiert, aber es wirkt wie relativ zusammenhanglose Einzelszenen ohne eine übergreifenden Handlungsstrang – dies hätte man verhindern können, in dem man zum Beispiel bereits die Söhne der Harpyie einführt, um dem Ganzen einen Rahmen zu geben, anstatt zwischen Grauer Wurm und Missandei eine Romanze aufzubauen, so knuffig die zwei auch sein mögen.
Am besten funktioniert diese Vorgehen noch beim Dreadfort-Material, weil es hier nicht nur aneinandergereihte Szenen, sondern einen Handlungsbogen gibt. Interessanterweise allerdings nicht für Theon/Reek, sondern für Ramsay
Arya und Sandor Clegane sowie die Jon-Snow- und Bran-Handlungsstränge sind gute Beispiele für sinnlose Ausdehnung. Sie alle kommen über den Verlauf der Handlung weder inhaltlich noch charakterlich weiter. Arya lernt durch das Reisen mit Clegane etwa drei Mal dieselbe Lektion, nur um dann schließlich doch dort zu landen, wo sie auch am Ende von „A Storm of Swords“ hinkommt: Auf ein Schiff nach Braavos. Nur um das zu verdeutlichen: Die erste Arya-Szene der Staffel (das Gefecht im Gasthaus) und die letzte (Arya kommt auf das Schiff) befinden sich im Roman im selben Kapitel.
Ganz ähnlich verhält es sich bei Jon Snow, wo mir sie Strukturierung ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet. Im Roman flieht er vor den Wildlingen, kommt in Castle Black an, kurz darauf greift der Trupp von Styr Castle Black an und schließlich folgt die Attacke von Mance Rayder. So gerne ich auch fokussierte Episoden mag – für sich betrachtet hat mir „The Watchers on the Wall“ ziemlich gut gefallen – hier wäre Martins Struktur besser gewesen. Es hätte durchaus genug Material für die Staffel gegeben, hätte man nicht beide Wildlingsangriffe zusammengelegt. Und vor allem hätte man sich den völlig unnötigen Ausflug zu Craster’s Keep erspart, allerdings waren Benioff und Weiss in meinen Augen zu sehr darauf bedacht, den Erfolg von „Blackwater“ zu wiederholen.
Eine weitere große Schwäche dieser Staffel sind einige merkwürdige, um nicht zu sagen unpassende kreative Entscheidungen. Meist sind dies nur Einzelszenen, und für sich betrachtet fallen sie auch nicht ins Gewicht, aber wenn man alles zusammenaddiert, hinterlässt das alles einen bitteren Nachgeschmack. Am gravierendsten ist hier die Jaime-Cersei-Geschichte, deren Ausgestaltung mir nach wie vor als eine der größten Fehlleistungen der Serie erscheint. Somit ist Staffel 4 in meinen Augen, trotz einiger wirklich gelungener Höhepunkte, die bisher schwächste Staffel.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper
First of His Name
The Laws of Gods and Men
Mockingbird
The Mountain and the Viper
The Watcher on the Wall

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

Media Monday 155

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Media Monday is back!

1. Der beste Beitrag oder die beste Kritik, die ich in der vergangenen Woche auf einem Blog gelesen habe, war diese Rezension des Maleficent-Soundtracks. Ich denke, das schaffe ich mir an, egal, ob ich den Film anschauen werde oder nicht.

2. „Star Trek Into Darkness“ hatte ein wirklich enttäuschendes Ende, denn es war dasselbe wie im ersten Teil.

3. In der zweiten Jahreshälfte 2014 freue ich mich am meisten auf „Guardians of the Galaxy“, weil das äußerst vielversprechend aussieht: Ein Team mit einem sprechenden Waschbär und einem Baum gibt es nicht alle Tage. Darüber hinaus: Hobbit 3, Sin City 2

4. Demnächst möchte ich die alten Star-Trek-Filme sehen weil ich außer „Der Zorn des Khan“ noch keinen von ihnen ganz angeschaut habe. Vielleicht schreibe ich auch etwas darüber.

5. Zuletzt enttäuscht von einer Figur, die plötzlich völlig out-of-character agiert hat, war ich bei GoT – Jaime in Episode 3 sitzt immer noch tief..

6. Das größte Geschenk, das man mir in punkto Medien machen könnte, wäre ______ .
Öh, keine Ahnung. Alles für umsonst?

7. Zuletzt gesehen habe ich GoT S4E10 und das war leider nicht das grandiose Staffelfinale, als das es gehypt wurde, weil D&D mitunter ziemlich merkwürdige Entscheidungen treffen.

GoT: The Watchers on the Wall

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So langsam dürfte das Muster für jeden klar erkennbar sein: In der neunten Episode der ungeraden Staffeln sterben ein oder mehrere Starks, in der neunten Episode der geraden Staffeln findet eine große Schlacht statt, die die gesamte Folge ausfüllt. Das wirft natürlich die Frage auf, ob dieses Muster für die fünfte Staffel durchbrochen wird – letztendlich kommt es darauf an, wie viel Material aus „A Feast for Crows“ und „A Dance with Dragons“ adaptiert wird, und es sind auch nicht mehr allzu viele Starks übrig, die man umbringen könnte. Aber konzentrieren wir uns erst einmal auf diese Episode. Wie schon in „Blackwater“ gibt es auch in „The Watchers on the Wall“ nur einen Schauplatz, der von einer Armee belagert und von einer verhältnismäßig kleinen und unterlegenen Truppe verteidigt wird.
Diese veränderte Episodenstruktur sorgt natürlich auch dafür, dass ich meine Artikelstruktur ändern muss. Die Episode folgt einem linearen Handlungsstrang, weshalb ich dieses Mal eine Einteilung in Abschnitte statt in Orte vorgenommen habe. Nebenbei ist erwähnenswert, dass Neil Marshall, der bereits die Schlacht um King’s Landing inszenierte, auch bei „The Watchers on the Wall“ Regie führt.
Betrachten wir zunächst kurz, wie der Angriff der Wildlinge im Roman verläuft. Dort erreicht die Gruppe, mit der Jon die Mauer überklettert hat, bereits kurz nach ihm Castle Black und greift es an. Zusammen mit dem Schmied Donal Noye und den wenigen anderen Männern, die noch dort sind, schaffen sie es, den Angriff abzuwehren. Erst danach attackiert Mance Rayders Armee von der nördlichen Seite der Mauer aus, und abermals sind es Jon und Donal Noye, die die Verteidigung übernehmen, da Ser Alisser Thorne und Janos Slynt erst nach der ersten Angriffswelle in Castle Black eintreffen.
Wie ich bereits vermutet hatte (es war ja auch nicht schwer zu erraten), finden in der Serie beide Angriffe gleichzeitig statt, sodass die schwarzen Brüder sowohl die Mauer als auch Castle Black verteidigen müssen.

Vor der Schlacht
Die Episode beginnt mit einer Unterhaltung zwischen Jon und Sam auf der Mauer; die beiden sprechen über Liebe, Ygritte und die Details der Schwurs. Anschließend begiebt sich Sam in die Bibliothek, liest über Wildlinge nach und führt ein ähnliches Gespräch mit Maester Aemon. Dessen doch recht spärliche Auftritte finde ich übrigens immer sehr gelungen. Während der Schlacht scheint sich Aemon allerdings unsichtbar gemacht zu haben – wahrscheinlich versteckt er sich einfach in der Bibliothek, die dürfte für die Wildlinge kaum interessant sein. Apropos: Auch die Wildlinge bereiten sich auf die Schlacht vor und man merkt ihn eine gewisse Nervosität an. Nett, dass hier Tormunds Bärengeschichte mit einfließt, auch wenn sie Ygritte nicht besonders gefällt.
Gerade hier zeigt sich, was für ein guter Regisseur Marshall doch ist, denn in diesen Szenen bringt er endlich das ein, was bisher im Jon-Snow-Handlungsstrang fehlte: Atmosphäre. Endlich ist die Anspannung vor der Schlacht greifbar; das hätte sie schon lange vorher sein sollen. Gerade im Gegensatz zu „Blackwater“ fällt hier noch einmal auf, dass der Aufbau zur Schlacht suboptimal war – der kleine Ausflug zu Craster’s Keep hat einiges an Anspannung genommen.
Bevor es richtig losgeht, trifft Gilly mit Baby auf Castle Black ein, gerade noch rechtzeitig, bevor die Hörner von den angreifenden Wildlingen künden. Von der Spitze der Mauer aus erblickt Jon nun das größte Feuer, das der Norden je gesehen hat.
Hier und in der folgenden Schlacht zeigt sich, dass Ser Alisser zwar ein Arsch, aber immerhin ein fähiger Arsch ist. Im Gegensatz dazu ist Janos Slynt, der später kurzzeitig den Befehl über die Mauer übernimmt, völlig unfähig.
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Der Riese Mag Mar Tun Doh Weg (Neil Fingleton) auf seinem Mammut

Ein paar kurze Gespräche folgen noch, Sam und Gilly küssen sich zum ersten Mal, danach erzählt er Pyp, wie es für ihn war, den Weißen Wanderer zu töten und dann geht es endlich los.
„The Watchers on the Wall“ weiß gerade an dieser Stelle (und auch noch zu späteren Zeitpunkten) mit sehr gelungenen Weitwinkelaufnahmen zu überzeugen; die Kamera schwenkt hier in einem Zug von den Wildlingen südlich der Mauer zu Castle Black, über die Mauer und zum Feuer, wo wir einen kurzen Eindruck von Mance Rayders Armee bekommen, inklusive zweier Riesen und eines vollständig animierten Mammuts. Ein Großteil der Armee bleibt leider zwischen den Bäumen, für Serienverältnisse ist das allerdings dennoch sehr aufwändig.

Die Schlacht
Die eigentlichen Kampfhandlungen beginnen südlich der Mauer, Styr, Tormund und der Rest verschaffen sich verhältnismäßig leicht Zutritt zu Castle Black. Wir erinnern uns, die Burgen der Nachtwache sind spezifisch darauf ausgelegt, dass man sie nach Süden nicht besonders gut verteidigen kann, damit kein Lord Commander auf die Idee kommt, sein eigenes Ding zu drehen.
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Pyp (Josef Altin) stirbt in Sams (John Bradley) Armen

Der Angriff sorgt dafür, dass Thorne sich nach unten begibt und das Kommando Slynt übergibt, der damit, wie bereits erwähnt, völlig überfordert ist. Thorne dagegen bekommt sogar die obligatorische heroische Ansprache besser hin, als man erwarten würde; der Mann beweist hier eindeutig Badass-Qualitäten.
Auf der Mauer sorgt Grenn derweil dafür, dass Slynt sich nach unten begibt, sodass das Kommando nun an Jon fällt. Wie im Roman, wo es außer Jon niemanden mehr gibt, der das Kommando übernehmen könnte, werden die Wildlinge mithilfe von Pfeilen und Fässern zurückgeschlagen. Die Serie setzt noch einige nette Eigenakzente, vor allem durch die Riesen, die ebenfalls mit Pfeilen schießen und die fiese Kette in der Mauer, die die Wildlinge auseinander reißt, die versuchen, sie zu erklimmen – vielleicht eine Entschädigung dafür, dass bei der Schlacht um King’s Landing keine übergroße Kette zum Einsatz kam?
Am Fuß der Mauer wird derweil fröhlich und ziemlich blutig weitergemetzelt, nur Janos Slynt beteiligt sich nicht, sondern versteckt sich bei Gilly. Dafür hat hat Styr aber umso mehr Spaß bei der Sache. Der erste namentlich bekannte Charakter stirbt allerdings durch Ygrittes Hand, die Pyp einen Pfeil durch den Hals schießt – er ist damit der erste von zwei (vielleicht auch drei) Figuren, die in dieser Episode sterben, obwohl sie „A Storm of Swords“ eigentlich überleben. Benioff und Weiss haben dies kommentiert; da in der Serie weit weniger Mitglieder der Nachtwache charakterisiert wurden, wollte man das Ganze durch den Tod von Pyp und Grenn, der später die Rolle des einarmigen Schmiedes Donal Noye einnimmt und bei der Verteidigung des Tores stirbt, emotionaler machen. Zwar spielen beide Figuren in „A Dance with Dragons“ noch eine Rolle, es ist aber zugegebenermaßen keine besonders bedeutende. Bei Alisser Thorne ist nicht ganz klar, ob er in der Serie überlebt, er wird im Kampf mit Tormund verwundet, allerdings scheint er nicht tot zu sein.
Das Tor nördlich der Mauer wird nur von einem kleinen Trupp angegriffen, was natürlich einerseits aus Budgetgründen geschieht, aber andererseits einer gewissen Logik nicht entbehrt: Mance schickt nur die, die wirklich nötig sind, um das Tor zu öffnen, da alle anderen nur untätig herumstehen und somit gute Ziele abgeben würden. Jon schickt Grenn nach untern, um das Tor zu verteidigen, wo er, wie bereits erwähnt, Donal Noyes Platz einnimmt und letztendlich stirbt.

Höhepunkt und Ende
Die Schlacht kommt zum Höhepunkt, als Jon sich nach unten begibt und im Gemetzel mitmischt, während Fragmente des GoT-Themas gespielt werden. Es folgt eine sehr gelungene 360-Grad-Aufnahme von Castle Black, die zeigt, wie eindrucksvoll dieses Set eigentlich ist.
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Styr (Yuri Kolokolnikov) mit Hammer im Kopf

Damit Jon sich endgültig als heroischer Krieger etablieren kann, braucht er natürlich einen passenden Gegner, den er in Gestalt von Styr findet. Der Zweikampf ist ziemlich intensiv inszeniert und endet schließlich damit, dass der Magnar von Thenn einen Hammer in den Schädel bekommt. Und schließlich kommt, was kommen muss: Jon und Ygritte stehen sich gegenüber. Im Roman findet er sie bereits sterbend, während sie hier, nachdem sie es nicht über sich gebracht hat, ihn zu erschießen, vor seinen Augen von einem Pfeil getroffen wird. Ihr Tod ist erwartungsgemäß ein wenig kitschig, vor allem, weil die Schlacht kurzzeitig völlig ausgeblendet wird, aber das ließ sich wohl schlecht vermeiden.
Die Schlacht neigt sich ihrem Ende zu, die Wildlinge in Castle Black sind fast alle tot, Mance‘ Armee nördlich der Mauer zieht sich vorerst zurück. Anders als im Buch wird Tormund, der sich dort bei Mance befand, gefangen genommen. Apropos: Es wäre nett gewesen, wenn man Mance auch das eine oder andere Mal gesehen hätte, etwa wie er den Befehl zu Angriff gibt.
Im Vorfeld der Episode wurde spekuliert, ob „The Watchers on the Wall“ wohl damit endet, dass Stannis auftaucht, dem ist aber nicht so. Wahrscheinlich haben Benioff und Weiss befürchtet, die Folge wäre dadurch „Blackwater“ zu ähnlich. Stattdessen endet sie damit, dass Jon sich zu Mance begibt, um zu verhandeln bzw. um ihn umzubringen. In „A Storm of Swords“ tut er das, weil Slynt und Thorne es befehlen, in der Serie dagegen aus eigenem Antrieb.
Stannis taucht damit wohl erst im Staffelfinale auf, und Jons Wahl zum Lord Commander werden wir mit ziemlicher Sicherheit erst in Staffel 5 sehen.

Fazit: Die Schlacht um Castle Black ist durchaus eindrucksvoll inszeniert, kann aber mit der Schlacht um King’s Landing nicht mithalten, und das aus mehreren Gründen. Zum einen wurde „Blackwater“ weitaus besser vorbereitet und zum anderen sind die Figuren, die an besagter Episode der zweiten Staffel beteiligt waren, in meinen Augen schlicht interessanter, weshalb ich emotional weit mehr involviert war. Angesichts des Materials, mit dem er arbeiten musste, hat Neil Marshall seinen Job allerdings hervorragend gemacht, vom reinen Regieaspekt gehört „The Watchers on the Wall“ eindeutig zu den besten Episoden, die Folge wirkt wie aus einem Guss, alles ist wunderbar miteinander verknüpft. Lediglich das Ende wirkt ein wenig unbefriedigend.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper
First of His Name
The Laws of Gods and Men
Mockingbird
The Mountain and the Viper

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

Media Monady 154

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Erkennst du den Media Monady nicht, wenn du ihn siehst?

1. Filme werden für das Kino gemacht – sagt man ja so schön. Doch dann gibt es da ja auch noch Fernsehfilme. Die zeichnen sich für mich zuvorderst dadurch aus, dass ich sie selten bis gar nicht anschaue, besonders, wenn es sich um deutsche Produktionen handelt.

2. Als Literatur kann man ja vieles bezeichnen. Für mich sind natürlich auch Comics Literatur. Graphische Literatur, aber Literatur nichts desto trotz. Und wie überall gibt es dort zwar Schund, aber auch grandiose Meisterwerke, die an Schulen gelesen werden sollten.

3. Übermächtige Helden, die nicht sterben zu können scheinen insgesamt nicht sehr beliebt zu sein, und dass aus gutem Grund.

4. Nicht, dass man den Namen des Kameramannes kennen müsste, aber gerade Wally Pfister ist mir im Gedächtnis geblieben ob der ungewöhnlichen Blickwinkel und des einzigartigen Looks, denn er ist Chris Nolans bevorzugter Kameramann und irgendwie ist mir sein Stil vor allem in „The Dark Knight“ aufgefallen.

5. Animes schaue ich kaum, nicht, weil ich sie für qualitativ minderwertig halten würde, sondern weil ich mich mit japanischen Stilelementen und Erzählstrukturen nicht wirklich anfreunden kann.

6. Mobile Games – sprich Apps – zu aktuellen Kinofilmen verwende ich nicht.

7. Zuletzt gesehen habe ich „The Wolf of Wall Street“ und das war interessant, weil man sich fragt, ob Wall-Street-Broker wirklich derartig dekadent sind.

GoT: The Mountain and the Viper

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Während die „Mockingbird“ von merkwürdigen Inszenierungen geprägt war, gibt es bei „The Mountain and the Viper“ Fokusprobleme. Einiges zieht sich ziemlich und wirkt sekundär oder gar schlicht unnötig, während der eigentliche, titelgebende Höhepunkt der Episode fast schon zu kurz kommt.

Castle Black
Genaugenommen beginnt die Episode nicht in Castle Black, sondern in Molestown, aber das liegt praktisch nebenan und lohnt keinen eigenen Abschnitt. Wie dem auch sei, die Wildlinge kommen endlich an. Vorher dürfen wir noch einmal sehen, dass das Bordell in Molestown qualitativ nicht ganz mit Littlefingers Etablissement mithalten kann; Gilly fühlt sich dort, wen wundert es, nicht besonders wohl. Beim Angriff der Wildlinge werden alle Anwesenden niedergemetzelt, nur Gilly und ihr Sohn werden von Ygritte verschont – nach dem kaltblütigen Mord bei ihrem letzten Auftritt und dem Erstechen der Puffmutter sammelt sie wohl wieder ein paar Sympathiepunkte bei den Zuschauern, damit auch ihr zukünftiges Schicksal ein wenig tragischer wird.
Auf Castle Black macht man sich derweil Sorgen und auch Sam sieht endlich ein, dass es eine blöde Idee war, Gilly in Molestown zu verstecken. Der Aufbau zur Schlacht um die Mauer findet mit dieser Episode nun auch endlich sein Ende, denn in der nächsten Folge geht’s hier endlich zur Sache. Gerade wenn man den Aufbau hier mit den Schlacht-Vorbereitungen in der zweiten Staffen vergleicht, fällt auf, um wie viel atmosphärischer und bedrückender diese waren. Vielleicht hängt das aber auch damit zusammen, dass King’s Landing einfach der interessantere Schauplatz mit den besseren Figuren ist.

Meereen
Grauer Wurm ist ein Spanner. Interessant. Beim Baden beobachtet er Missandei ein wenig zu intensiv, was der Übersetzerin ebenfalls auffällt – im Folgenden wundert sie sich zusammen mit Daenerys, ob da noch was übrig ist. Diese angedeutete „Romanze“ hat in den Romanen natürlich keine Grundlage, da Missandei dort erst elf ist. Immerhin gibt es eine Bemerkung über Bedürfnisse der Unbefleckten, die sich trotz Kastration zu Prostituierten begeben, einfach um körperliche Nähe zu Frauen zu spüren. Es mag mir nur so vorkommen, aber irgendwie scheint es mir, als würden Benioff und Weiss dem Pärchen Missandei/Grauer Wurm mehr Aufmerksamkeit schenken als Daario/Daenerys. Der kleine Dialog zwischen Unberührtem und Übersetzerin im Thronsaal ist zweifelsohne knuffig, aber man fragt sich, wo das hinführt.
Derweil folgt nun endlich Ser Jorahs Verbannung, quasi initiiert von Tywin Lannister in Form einer königlichen Begnadigung. Da diese Ser Barristan zugestellt wird ist er es, der Daenerys, wie in den Romanen (dort aber mit anderem Hintergrund) von Jorahs Verrat berichtet. Die Szene seiner Verbannung ist ähnlich wie im Roman, aber weit weniger wirksam. Gerade hier ist es sehr wichtig zu wissen, was Daenerys denkt. Möglicherweise wäre es nützlich gewesen, hätte Daenerys im Anschluss noch mit Ser Barristan oder Missandei über ihre Entscheidung gesprochen.

Moat Cailin
Die „Eroberung“ Moat Cailins stammt direkt aus „A Dance with Dragons“ und ist auch ziemlich buchgetreu umgesetzt. Reek darf kurz als sein altes Selbst posieren, um die von Krankheit geplagten Eisenmänner davon zu überzeugen, das Feld zu räumen. Er verspricht ihnen freien Abzug, aber natürlich zieht Ramsay ihnen hinterher nur die Haut ab.
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Ramsay (Iwan Rheon) und Roose (Michael Mcelhatton) tragen nun denselben Nachnamen

Gerade hier fällt noch einmal auf, wie gut Alfie Allen spielt. Im Roman ist Theon zu diesem Zeitpunkt körperlich ein völliges Wrack, er hat weiße Haare, ist vollkommen abgemagert und sieht aus wie ein alter Mann. Serien-Theon dagegen sieht rein körperlich dagegen noch halbwegs fit, unter anderem auch, weil man von Alfie Allen kaum erwarten kann, dass er sich gnadenlos herunterhungert, er ist ja schließlich nicht Christian Bale, der das hin und wieder mal gerne tut. Aber die Art und Weise, wie er schaut, wie er sich bewegte und wie er mit anderen agiert zeigt ganz genau, wie gebrochen er ist.
Die Szenerie von Moat Cailin unterstreicht das Ganze und ist hübsch unangenehm. Die Eisenmänner sind gezeichnet von Krankheit und Entbehrung. Natürlich wird es für sie nicht besser, und wir sehen zum ersten Mal die praktisch Umsetzung des Bolton-Wappens.
Anschließend übergibt Ramsay seinem Vater feierlich die eroberte Burg und erhält dafür einen neuen Nachnamen. Die Szene erinnert an eine pervertierte Version des Dialogs zwischen Simba und Mufasa am Anfang von „Der König der Löwen“ („alles, was das Licht berührt“) und irgendwie freut man sich für Ramsay. Irgendwie…

Eyrie
Nach Lysa Arryns plötzlichem, unerwartetem Mondtorsturz wird Littlefinger erst einmal von Yohn Royce (Rupert Vansittart), Anya Waynwood (Paoloa Dionisotti) und Vance Corbray (Richard Doubleday), drei Adeligen des Grünen Tals, verhört. Die Folgen von Lysa Arryns Tod unterscheiden sich in der Serie stark von denen im Roman, und ein weiteres Mal wird hier bereits Material aus „A Feast for Crows“ adaptiert. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt ist der Sänger Marillion bei Lysas Sturz im Roman anwesend und ihm wird dann auch die Schuld gegeben. Auf der Eyrie finden sich anschließend die sogenannten „Lords der Erklärung“, ein Bündnis wichtiger Adeliger des Grünen Tals (unter ihnen auch Yohn Royce und Anya Waynwood, Vance Corbray ist eine Schöpfung der Serienautoren), ein, die Robin/Robert in ihre Gewalt bringen und Littlefingers Kontrolle über das Tal beenden wollen. Der Lord Protector kommt allerdings durch Manipulation einiger und Bestechung anderer Lords der Erklärung mit ihnen zu einer Übereinkunft. Das Ganze wird aus Sansas Sicht geschildert und somit ist deutlich, dass Littlefinger alles sehr genau durchgeplant hat.
In der Serie verhält sich dies anders, da Littlefinger offenbar nicht allzu weit vorausgeplant hat; er stellt Lysas Tod als Selbstmord hin, die Lords und die Lady des Tals glauben ihm allerdings nicht, bis Sansa befragt wird. Diese erzählt, ohne dass sie von Littlefinger instruiert wurde, wohlgemerkt, beinahe die Wahrheit. Sie enthüllt, dass sie Sansa Stark ist und berichtet von ihrer Leidensgeschichte, lediglich Lysas Tod stellt sie ebenfalls als Selbstmord da, sodass Royce, Corbray und Waynwood von Littlefingers „Unschuld“ überzeugt sind. Somit ist Sansa in ihrer Charakterentwicklung schon weiter als in den Romanen, dort zeichnete sich zwar bereits ab, dass Sansa Littlefingers Schülerin wird und mitintrigiert, aber in „A Feast for Crows“ agiert sie ausschließlich nach Petyr Baelishs Anweisungen. In der Serie dagegen handelt sie hier erstmals aus eigenem Antrieb heraus und zeigt Littlefinger so, dass sie nicht nur nützlich, sondern auch gefährlich sein kann. Diese Entwicklung wird am Ende etwas zu sehr durch Sansas neue Kleiderwahl unterstrichen. Nicht, dass es ihr nicht stehen würde, aber sie sieht aus, als wäre sie zur Dunklen Seite der Macht übergetreten. Nun gut, ist sie ja irgendwie auch. Immerhin sind jetzt die Haare gefärbt.
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Sansa (Sophie Turner) ist zur Dunklen Seite der Macht übergetreten

Am Bluttor
Faszinierend: Arya und Sandor erreichen tatsächlich das Bluttor, nur um zu erfahren, das mit Lysa eine weitere Verwandte von Arya gestorben ist, was diese mit wildem Gelächter quittiert. Geht’s jetzt dann endlich gen Braavos? Oder hat Arya doch ein ganz anderes Schicksal vor sich als bei Martin? Es fällt ein wenig schwer zu glauben, dass Arya und Sandor einfach wieder gehen. Oder dass sie einfach weggelassen werden.

King’s Landing
So gelungen die bisherigen Zellengespräche mit Tyrion auch waren, ich fürchte, dieses hier ist zu viel. Man kann schon verstehen, worauf Tyrion mit seiner Geschichte über Orson Lannister hinaus will (Willkür der Götter, Charakterisierung von Gregor Clegane etc.), aber das Ganze zieht sich ungemein, und es findet sich nichts, was nicht schon an anderer Stelle deutlich gemacht wurde. Stattdessen wäre es in meinen Augen besser gewesen, man hätte die Konversation mit Oberyn aus „A Storm of Swords“ adaptiert, in welcher er Tyrion den Plan verrät, Myrcella zu krönen (nach dornischem Recht geht das Erbe an das älteste Kind, egal ob männlich oder weiblich) und sie so als Waffe gegen Tywin zu benutzen. Somit hätte man Tyrion nicht nur eine Chance aufs Überleben gegeben, sondern auch eine auf eine mögliche, positive Zukunft, wodurch der Ausgang des Kampfes noch härter gewesen wäre. Und man hätte in einem Zug auch gleich mögliche Machenschaften der Dornischen, die in der nächsten Staffel wahrscheinlich vorkommen werden, andeuten können.
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Oberyn Martell (Pedro Pascal) kämpft gegen Gregor Clegane (Hafþór Júlíus Björnsson)

Der eigentliche Kampf Berg gegen Viper (in dieser Folge fällt erstmals sein Spitzname) ist ordentlich und sehr buchgetreu umgesetzt. Das Probleme daran ist, dass er als beste bisherige Kampfszene angekündigt und ziemlich gehypt wurde, ordentlich ist da nicht ganz ausreichend. Es mangelt in meinen Augen an der Intensität, die zum Beispiel der Kampf Beric Dondarrions gegen den Bluthund hatte. Auch das Platzen von Oberyns Kopf wirkt ein wenig übertrieben. Trotzdem möchte ich noch einmal betonen, was für einen grandiosen Oberyn Martell Pedro Pascal dargestellt hat; die Figur wurde durch sein Spiel noch einmal aufgewertet.

Fazit: Leider ist das Großereignis dieser Folge nur in Ordnung und nicht grandios, was hätte sein sollen. Mehr Intensität und vor allem mehr Fokus wären wünschenswert gewesen.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper
First of His Name
The Laws of Gods and Men
Mockingbird

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

Hans Zimmer

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Wie auch immer man zu dem deutschstämmigen Komponisten steht, eines lässt sich nicht leugnen: Hans Zimmer hat die Filmmusikszene wie kaum ein anderer Komponist vor ihm verändert und ihr seinen Stempel aufgedrückt.

Wer sich für (amerikanische) Filmmusik im Ganzen interessiert, kommt schier nicht an ihm vorbei, da er nun mal ohne jeden Zweifel ein Trendsetter ist. Problematisch wird es allerdings, wenn man versucht, das Phänomen „Hans Zimmer“ sachlich zu diskutieren, denn leider werden solche Diskussionen oftmals von zwei Gruppen dominiert: Hatern und Fanboys. Erstere stammen vor allem aus dem Lager der Traditionalisten, finden Zimmers Schaffen insgesamt absolut verwerflich und machen ihn nicht nur für den Niedergang der Filmmusik, sondern auch für alle möglichen anderen Übel verantwortlich (überspitzt ausgedrückt). Die Fanboys sind leider auch nicht besser, da sie alles von Zimmer unreflektiert und unkritisch in den Himmel loben.
Ich persönlich stehe Zimmer insgesamt eher zwiegespalten gegenüber, und im Folgenden werde ich (hoffentlich nachvollziehbar) erläutern, weshalb.
Hans Zimmer (geboren 1957 in Frankfurt am Main) begann in den 80ern damit, Filmmusik zu komponieren, und das ohne formale, musikalische Ausbildung. Zu seinen ersten Erfolgen gehörte „Rain Man“ aus dem Jahr 1988; für diesen Score erhielt er seine erste Oscar-Nominierung. Im selben Jahr gründete er zusammen mit Jay Rifkin die Firme Media Ventures und entwickelte seinen Stil, wobei ihn vor allem der Einsatz von Synthesizern und die Kombination von traditionellem Orchester und Synth-Elementen interessierte.

In den 90ern feierte er mit Scores wie „Der König der Löwen“, „Der Prinz von Ägypten“, „Gladiator“, „The Thin Red Line“ oder „Crimson Tide“ große Erfolge. Schon in dieser Zeit arbeitete er oft mit Assistenten und Co-Komponisten zusammen, was später noch exzessive Ausmaße annehmen sollte, sich während dieser Zeit aber noch eher in Grenzen hielt. Zu den ersten „Zimmer-Schülern“ gehörte zum Beispiel Harry Gregson-Williams, der später mit Solo-Projekten wie „Königreich der Himmel“ oder „Prince of Persia“ ebenfalls sehr erfolgreich werden sollte.

In der folgenden Dekade wurde Zimmer immer erfolgreicher und beliebter, was auch zur Folge hatte, dass die Zahl seiner „Adepten“ immer weiter wuchs. Nach einem Rechtsstreit mit Jay Rifkin wurde Media Ventures in Remote Control Productions umbenannt, und seitdem begannen die Soundtracks dieser „Musik-Schmiede“ die amerikanische Filmmusik zu dominieren, was auch bedeutet, dass das „Team-Komponieren“ immer beliebter wurde. Das Idealbeispiel ist die Musik zu Gore Verbinskis „Fluch der Karibik“: Als Produzent Jerry Bruckheimer mit Alan Silvestris Musik nicht zufrieden war, wollte er Hans Zimmer ins Boot holen, dieser war allerdings vertraglich an „The Last Samurai“ gebunden. Also komponierte er ein Stück mit Ideen, das an seine Remote-Control-Mitarbeiter weitergeben wurde, die dann auf Basis dieses Stückes den Soundtrack komponierten. Auf dem Albumcover mag Klaus Badelts Name stehen, aber die Grundlage stammt von Zimmer, und darüber hinaus haben noch sieben weitere Komponisten (Ramin Djawadi, James Dooley, Nick Glennie-Smith, Steve Jablonsky, Blake Neely, James McKee Smith und Geoff Zanelli) an diesem Score mitgearbeitet. In Filmmusikkreisen kursiert der Witz, die acht Komponisten hätten ausgelost, unter wessen Namen die Musik vermarktet wird und wer im Abspann des Films stehen darf. Hans Zimmer selbst findet sich als „Overproducer“. „Fluch der Karibik“ mag ein etwa extremes Beispiel sein, im Grunde zeigt es allerdings, wie bei Remote Control gearbeitet wird und wie die meisten Hans-Zimmer-Scores der letzten Jahre entstanden sind: Zimmer komponiert eine oder mehrere Suiten mit den grundlegenden Ideen, den wichtigen Themen etc., und diese werden dann von seinen Mitarbeitern an den Film angepasst, erweitert, orchestriert etc. Ich will diese Methode nicht grundsätzlich verdammen, immerhin ist „Pirates of the Caribbean: At World’s End“ einer meiner absoluten Lieblingssoundtracks, und auch er entstand auf diese Weise. Trotzdem sorgt das dafür, dass man einerseits nicht weiß, wie viel von der Musik tatsächlich von Zimmer stammt und dass zumindest ich persönlich andererseits nicht umhin kann, Komponisten wie Howard Shore, die alles oben erwähnte selbst machen, weitaus höher einzuschätzen.

Prinzipiell habe ich mit Hans Zimmer gegenwärtig zwei Probleme. Das erste hängt mit seiner Herangehensweise an die Projekte zusammen. Diese hat sich über die Jahre hinweg fraglos langsam entwickelt, aber für mich war der einschneidende Punkt das Jahr 2009, denn in diesem Jahr kamen die letzten Zimmer-Soundtrack, die ich wirklich gut fand: „Sherlock Holmes“ und „Illuminati“. Danach folgten einige herbe Enttäuschungen, vor allem in Gestalt der Soundtracks zu „Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides“ und „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“. Die Musik der beiden jeweiligen Vorgängerfilme gehören in meinen Augen zu Zimmers besten Werken, während die beiden erwähnten Scores nicht einfach nur ein wenig schwächer sind, ihre Qualität ist vielmehr meilenweit von denen der Vorgänger entfernt. Über Qualität lässt sich nun natürlich vortrefflich streiten, ohne dass man sich jemals einigen kann, aber nicht nur das stört mich, es ist eher Zimmers gesamte Herangehensweise. Wenn es um Soundtracks geht, scheint er sich nämlich immer mehr in der Rolle des bereits erwähnten „Overproducers“ zu sehen. Das Produzieren, Kooperieren mit anderen Künstlern und Vermarkten eines Soundtracks scheinen ihm weit wichtiger zu sein als das eigentliche Komponieren. Dies betrifft vor allem die Soundtracks, die zu großen Blockbustern gehören und immer einen entsprechenden Hype auslösen. In Interviews spricht Zimmer immer darüber, wie radikal und neu die Musik doch sei, was sie allerdings in den seltensten Fällen wirklich ist. Es stimmt schon, Zimmer hat einen Hang zum Experimentieren, aber oft konzentriert er sich entweder zu sehr auf seine Experimente und vergisst darüber, was der Film eigentlich bräuchte, oder er zwängt seine Experimente und den Film in seinen Wohlfühlbereich. So entsteht das, was ich als „Gimmick-Score“ bezeichnen würde: Große Blockbuster-Soundtracks, die sich vor allem auf ein bestimmtes, nach Zimmers Aussage revolutionäres Gimmick verlassen, das aber letztendlich nicht funktioniert, dessen Potential nicht ausgeschöpft wird oder das völlig fehl am Platz ist. Ich habe bis heute nicht verstanden, weshalb Superman-Musik unbedingt ein Percussion-Orchester braucht, oder weshalb Zimmer einige der besten Schlagzeuger versammelt, wenn er sie doch alle gleichzeitig auf ihre Instrumente hauen lässt und sich das Ergebnis auch nicht allzu sehr von den (oft programmierten) Percussion-Loops unterscheidet, die er sonst verwendet. „Man of Steel“ ist für mich persönlich ohnehin die Kulmination aller negativen Eigenschaften, die ein Zimmer-Score haben kann: Absoluter Minimalismus (eine Tendenz, die sich seit 2009 ebenfalls stark gesteigert hat), ein völlig unnötiges Gimmick, keine emotionale Resonanz, kaum bis keine Variation und mit so viel Elektronik bearbeitetes Orchester, dass es klingt, als wäre es gesamplt und programmiert. Die Zimmer-Soundtracks, die mir aus dieser Schaffensperiode noch am besten gefallen (auch wenn sie immer noch ziemlich weit von früheren Erfolgen entfernt sind), sind „Rush“ und „The Lone Ranger“. Beide kommen ohne Gimmicks aus und passen in meinen Augen einfach gut zum Film. „The Amazing Spider-Man 2“ ist allerdings zugegebenermaßen ein ziemlich interessanter Sonderfall, dem ich mich an anderer Stelle noch ausführlich widmen werde.

Gerade weil mir viel von Zimmers früherer Arbeit sehr gut gefällt – neben den bereits erwähnten auch „Gladiator“, „King Arthur“ und „Der König der Löwen“ – finde ich es sehr schade, in welche Richtung sich Zimmers Musik in den letzten Jahren entwickelt hat. Ich denke immer, dass er das einfach besser kann.

Das zweite Problem, das ich gegenwärtig mit Zimmer habe, hängt weniger direkt mit seinem Schaffen, sondern mehr mit seinem Einfluss zusammen. In der Musikszene im Allgemeinen und der Filmmusikszene im Besonderen haben Komponisten natürlich schon immer versucht, Stilmittel anderer Komponisten zu verwenden. Die klassische Filmmusik von Steiner, Korngold, Williams etc. ist unleugbar von den Komponisten der Romantik wie Wagner, Tschaikowsky oder Dvorak beeinflusst, und wenn ein Filmkomponist großen Erfolg hat, gibt es natürlich immer andere, die einen ähnlichen Klang anstreben. Kein Komponist arbeitet in einem Vakuum, er wird, bewusst oder unbewusst, von anderen Komponisten beeinflusst.

Was momentan in der Filmmusik geschieht, geht in meinen Augen über das normale Maß allerdings weit hinaus. Zimmers Kompositionsstil ist momentan unglaublich populär, die Zahl der Komponisten, die ihn imitieren oder die von ihm bevorzugten Stilmittel zum Teil exzessiv verwenden, war niemals größer.

Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist Hans Zimmers Stil, gerade im Vergleich zu anderen Komponisten wie John Williams, verhältnismäßig leicht zu kopieren, da seine Kompositionen insgesamt relativ einfach gestrickt sind, gerade im Actionbereich. Dominante Faktoren sind einfache bis minimalistische melodische Konstrukte, die übermäßige Verwendung gleichförmiger Streicherostinati, viel Elektronik, Percussion-Loops und seit „Inception“ das infame „Horn of Doom“.

Und dann wäre da noch der Remote-Control-Faktor: Die Komponisten, die Zimmer in seiner Firma ausbildet, arbeiten zuerst an seinen eignen Scores mit, orchestrieren, liefern zusätzliche Musik und bekommen dann irgendwann ihren eigenen Auftrag. Dabei bedienen sie sich natürlich der Zimmer-Stilmittel und verwenden diese auch weiter. Damit hätten wir schon eine ganze Gruppe von Komponisten, die sich dieses Stils bedient, eine Gruppe, deren Soundtracks enorm erfolgreich sind. Aus diesem Grund verlangen viele Studios und Regisseure von ihren Komponisten direkt oder indirekt, die Zimmer-Stilmittel zu verwenden. Das kann durch Temp-Tracks geschehen oder durch direkte Anordnung – so wollte Bryan Singer zum Beispiel, dass John Ottman die Musik zu „X-Men: Days of Future Past“ im Stil von „The Dark Knight“ und „Inception“ komponiert – was man leider auch hört. Diese Tendenz führt zu einer Gleichförmigkeit, wodurch viele Komponisten ihren individuellen Stil verlieren, was ich äußerst schade finde, und leider wird die Liste immer länger. Paul Haslinger, Brian Tyler, Patrick Doyle, John Ottman, Javier Navarette, James Newton Howard – um nur einige zu nennen. Gleichzeitig kommen Newcomer wie Pedro Bromfman oder Clinton Shorter gar nicht mehr dazu, einen eigenen Stil zu entwickeln, da die Studios von ihnen Zimmer-ähnliche Musik verlangen.

Das soll nun nicht bedeuten, dass jeder Soundtrack, der Zimmer-Stilmittel in irgendeiner Form adaptiert, schlecht wäre, im Gegenteil. Gerade Brian Tylers Musik für die Marvel-Filme finde ich äußerst gelungen, und viele Komponisten schaffen es auch, dem RCP-Schema eine neue Seite abzugewinnen. Für jeden Score wie „Iron Man 3“ oder „Thor: The Dark World“ gibt es aber auch völlig uninspirierten Müll wie „Robocop“ oder „300: Rise of an Empire“. Das oben erläuterte erste Problem hat natürlich auch Auswirkungen auf das diese Tendenz: Was immer Zimmer macht ist fast ausnahmslos erfolgreich und wird wiederum von seinen Nachahmern kopiert, was bedeutet, dass sich Zimmers Output immer direkt auf die aktuellen Trends der Filmmusik auswirkt – ich glaube, „The Dark Knight“ und „Inception“ sind die beiden Scores, die am häufigsten für Temp-Tracks verwendet werden.

Trotz allem denke ich nicht, dass Hans Zimmer für den „Untergang der Filmmusik“ verantwortlich ist. Allerdings fände ich es schön, wenn er sich in Zukunft weniger auf Gimmicks verlassen würde. Es wäre sehr interessant zu sehen, wie heute ein Score klingt, den er komplett selbst komponiert, anstatt eine Heerschar von Assistenten zu beteiligen. Und es wäre auch schön, wenn man Filmkomponisten wieder erlauben oder sogar ermutigen würde, in ihrem eigenen Stil Musik zu schreiben, statt sie Zimmer imitieren zu lassen.