X-Men: Days of Future Continuity

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Ich hatte es ja schon angekündigt: „X-Men: Days of Future Past“ ist, vor allem Hinblick auf die anderen Filme des Franchise, interessant und kompliziert genug, um eine ausführliche Analyse nicht nur zu rechtfertigen, der Film fordert sie geradezu. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf dem Streifen selbst, sondern vor allem darauf, wie er sich zur „Verwandschaft“ verhält.
Dieser Artikel ist zweigeteilt, die erste Hälfte beschäftigt sich mit dem Verhältnis des Films zur gleichnamigen Comicvorlage, während die zweite Hälfte die Kontinuität des X-Men-Filmuniversums und die Auswirkungen, die „Days of Future Past“ darauf hat, diskutiert. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass ich auf Spoiler keine Rücksicht nehmen werde, wer den Film also noch nicht gesehen hat und nicht vorher wissen möchte, wie er endet, sollte stattdessen meine spoilerfreie Filmkritik lesen.

Vorlage ist Vergangenheit: Film und Comic
Die meisten X-Men-Filme basieren zumindest teilweise auf genau bestimmbaren Comicvorlagen, allerdings handelt es sich zumeist um eher lose Adaptionen oder sogar Vermischungen einzelner Handlungsstränge. „X-Men: The Last Stand“ basiert zum Beispiel auf der berühmt-berüchtigten Dark-Phoenix-Saga, während der Plot um das Heilmittel aus Joss Whedons (ja, der Joss Whedon) X-Men-Run stammt. Sowohl „X-Men: First Class“ als auch „X-Men: Days of Future Past“ gehen diesbezüglich noch einen Schritt weiter und sind sogar nach der jeweiligen Comicvorlage benannte, auf der sie allerdings abermals nur lose basieren.
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Das berühmt gewordene Cover von The Uncanny X-Men 141

Die in diesem Fall titelgebende Geschichte stammt aus dem Jahr 1981, wurde von Chris Claremont geschrieben und von John Byrne gezeichnet (Claremont/Byrne gilt als DAS X-Men-Dream-Team, zusammen haben sie einige der wichtigsten und einflussreichsten X-Men-Geschichten zu Papier gebracht, und ohne sie wären die Mutanten heute mit Sicherheit nicht so populär, wie sie es sind). Es handelt sich dabei interessanterweise weder um eine ausgekoppelte Miniserie oder Graphic Novel (wie es etwa bei „God Loves, Man Kills“, der Vorlage für „X2: X-Men United“, der Fall war), noch um einen größeren Handlungsbogen wie bei den oben erwähnten Beispielen. Die Geschichte zieht sich nur über zwei Hefte, The Uncanny X-Men 141 und 142, und fühlt sich beim Lesen ehrlich gesagt auch nicht so „groß“ an, wie man das vielleicht erwarten würde. Dennoch ist die Geschichte nicht nur enorm beliebt, sie hatte auch große Auswirkungen. Die düstere X-Men-Zukunft gehört zu den beliebtesten alternativen Marvel-Settings, es gibt mehrere Comics, die es wieder aufgreifen (etwa „Days of Future Present“ oder „Days of Future Yet To Come“) und auch in den diversen X-Men-Zeichentrickserien wurde sie mal mehr, mal weniger Vorlagengetreu umgesetzt.
Der Film adaptiert vor allem die Grundidee des Comics, passt diese dem Film-Universum an, erweitert und vergrößert sie. Besagte Grundidee lässt sich wie folgt zusammenfassen: In einer dystopischen Zukunft werden Mutanten von Sentinels gejagt und stehen kurz vor der Auslöschung. Um zu verhindern, dass dies geschieht, wird der Geist eines X-Man in seinen früheren Körper geschickt, um Mystique daran zu hindern, eine bestimmte politische Figur zu eliminieren, deren Tod die düstere Zukunft ausgelöst hat.
So weit so gut, alles andere unterscheidet sich allerdings fundamental vom Comic. Das beginnt schon bei der Auswahl der Figuren und der Zeitebene. Im Comic ist es Kitty Pryde, die vom Jahr 2013 aus in ihren Körper des Jahres 1981 geschickt wird, und zwar von Rachel Summers, der in dieser Zeitlinie existierenden Tochter von Scott Summers und Jean Grey. Im Filmuniversum funktioniert das nicht, da „Days of Future Past“ auch als Sequel zu „X-Men: First Class“ fungieren sollte und hauptsächlich im Jahr 1973 spielt, in welchem Film-Kitty noch gar nicht geboren ist. Aus diesem Grund wählte man Wolverine und gab Kitty dafür die Rolle von Rachel Summers. Die Begründung, weshalb es Wolverine und nicht Xavier ist, der zurückgeschickt wird, ist zwar ein wenig fadenscheinig, aber was soll’s, Wolverine ist nun einmal ein Fanliebling.
Die Gestaltung der Zukunft sowie die Konstellation der X-Men und der Bruderschaft unterscheiden sich ebenfalls stark von der Vorlage. Im Comic sind die Mutanten in einem Internierungscamp und tragen Halsbänder, die ihre Kräfte ausschalten. Im Film kämpfen sie, sind aber letztendlich unweigerlich dem Untergang geweiht, da die Sentinels hier nicht nur große fiese Roboter sind, sondern sich an alle Mutantenkräfte anpassen und diese sogar reproduzieren können.
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Ein Comic-Sentinel

Die Zukunfts-X-Men im Comic sind nicht mehr sehr zahlreich, zu diesen gehören Magneto, Shadowcat, Colossus, Franklin Richards (der Sohn von Reed Richards und Sue Storm) und Rachel Summers. Im Film dagegen kämpft, mit Ausnahme von Beast, fast alles, was in „The Last Stand“ nicht gestorben ist, zusätzlich zu neuen Gesichtern wie Bishop oder Blink. In den 70ern dagegen sind sowohl die X-Men als auch die Bruderschaft zu diesem Zeitpunkt nicht existent, Magneto sitzt mal wieder im Plastikgefängnis und Mystique arbeitet auf eigene Faust, während die X-Men praktisch nur aus Xavier, Beast und Wolverine bestehen. Im Comic sind beide Teams gut besetzt und aktiv.
Auch sonst unterscheidet sich der Handlungsablauf im Film stark von der Vorlage, wo es nicht Bolivar Trask ist, den Mystique umbringen will, sondern ein gewisser Senator Kelly – wir erinnern uns dunkel an die beiden Singer-Filme. Nebenbei bemerkt, in den Comics ist Trask nicht kleinwüchsig, aber ich denke, niemand außer den Hardcore-Puristen stört das, wenn Peter Dinklage die Rolle spielt. Viel interessanter ist, dass in „The Last Stand“ ebenfalls ein Bolivar Trask auftaucht (nicht kleinwüchsig, dafür aber Afroamerikaner, gespielt von Bill Duke), der mit den Sentinels allerdings nichts zu tun hat. Wahrscheinlich sollte man das als Zufall werten. Im Comic fehlt ebenfalls der ganze weltpolitische Überbau mit Nixon, JFK etc., ebenso wie Magneto, der lediglich in der Zukunftsrahmenhandlung auftaucht.
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Bolivar Trask in den Comics

Die vielleicht gravierendste Änderung findet sich allerdings am Ende: Für die Zukunfts-X-Men im Comic gibt es kein Happy-End; wie sich die Zukunft nach dem gescheiterten Attentat verändert, bleibt offen, während wir im Film eine kurze Szene zu sehen bekommen, in welcher noch alle X-Men auftauchen, die bisher noch nicht zu sehen waren, mit der Ausnahme von Nightcrawler und Angel.
Im Großen und Ganzen muss ich sagen, dass mir die Umsetzung des Grundplots im Film besser gefällt als im Comic. Die Idee ist heute noch mehr als damals alles andere als revolutionär, insbesondere, da es seit dem erscheinen der beiden Hefte vier Terminator-Filme gab, die einem ähnlichen Handlungsmuster folgen, aber die Geschichte hat zweifelsohne viel Potential, das in der Vorlage in meinen Augen bei Weitem nicht ausgeschöpft wird.

Der Gordische Knoten: Die Kontinuität der X-Men-Filme
Die X-Men-Filme sind nicht gerade ein Musterbeispiel an stimmiger Kontinuität. Während die Trilogie noch halbwegs in sich konsistent ist, fangen die Probleme bei „X-Men Origins: Wolverine“ bereits an, wirklich problematisch wird es allerdings mit „X-Men: First Class“, da er sich einerseits an den bisherigen Filmen zu orientieren scheint (Hinweis hierauf sind Mystiques Aussehen, die Cameos von Hugh Jackman und Rebecca Romjin, die Reproduktion der Konzentrationslagerszene u.ä.), andererseits gibt es aber einige massive Kontinuitätsschnitzer. Selbst wenn man annimmt, dass „First Class“ nur die beiden Singer-Filme akzeptiert, gibt es einige Probleme, da Xavier in „X-Men“ beispielsweise behauptet, er hätte Magneto mit 17 Jahren kennen gelernt und dieser hätte ihm dabei geholfen, Cerebro zu bauen. In „First Class“ ist beides nicht der Fall, Xavier ist wesentlich älter, als er Magneto kennen lernt und Cerebro – zumindest der Prototyp – wurde von Hank McKoy gebaut. Ebenso ist Xavier in „X-Men“ überrascht, dass Magneto durch seinen Helm gegen Telepathie immun ist, während er in „First Class“ dabei war, als Magneto den Helm erwarb. Auch scheint es merkwürdig, dass Xavier und Mystique zusammen aufgewachsen sind, wo sie ihn in „X-Men“ doch bereitwillig vergiftet.
Manche der Kontinuitätsprobleme werden durch „X-Men: Days of Future Past“ gelöst, andere werden ignoriert (etwa der 17-jährige Xavier). Wer sich in der Film-Kontinuität allerdings nicht gut auskennt und mit Zeitreisen Probleme hat, der könnte nach der Sichtung von „Days of Future Past“ etwas verwirrt sein, denn Singers Film tut dasselbe wie J. J. Abrams‘ „Star Trek“: Durch Wolverines Reise in die Vergangenheit wird eine neue Zeitlinie gestartet.
Betrachten wir zuerst einmal, wo wir zu Beginn des Films stehen. Die dystopische Zukunft gehört zur ursprünglichen Zeitlinie, in der mit einer Ausnahme alle bisherigen X-Men-Filme spielen – Singer und sein Drehbuchteam machen im Verlauf des Films ziemlich klar, dass „X-Men Origins: Wolverine“ so, wie der Film ist, nicht mehr zur Kontinuität gehört, deswegen werde ich ihn im Folgenden auch nicht mehr beachten.
Die ursprüngliche Zeitlinie beginnt mit „X-Men: First Class“, die Welt wird durch die Kuba-Krise zum ersten Mal auf Mutanten aufmerksam. Danach spielen sich die Ereignisse so ab, wie Xavier und Magneto sie zu Beginn von „Days of Future Past“ schildern: Mystique tötet Bolivar Trask, wird gefangengenommen und mithilfe ihrer DNS werden die Sentinels weiterentwickelt – dieser Prozess erstreckt sich wohl über mehrere Jahrzehnte. Xavier erklärt, dass Raven Darkholme an dem Tag, an dem sie Trask tötet, erst wirklich zu Mystique wird. Ihre folgende Gefangenschaft, die Experimente etc. sorgen dafür, dass sie zu der kalten Killerin wird, die sie in der ursprünglichen Trilogie ist.
Das Serum, das Xavier sich spritzt, um seine Telepathie auszuschalten, sorgt auch dafür, dass die Rückblickszene mit dem laufenden Xavier zu Beginn von „The Last Stand“ wieder funktioniert: In der alten Zeitlinie muss Xavier seine Depressionen selbst überwunden haben (vielleicht ausgelöst durch den Mord an Trask?) und die Dosis zumindest reduziert haben. An Beast sehen wir ja, dass eine geringere Dosis seine Kräfte nicht völlig ausschaltet. Xavier nimmt das Serum bis in die 80er, reduziert dann aber irgendwann die Dosis immer weiter und entscheidet schließlich, dass er es überhaupt nicht mehr braucht oder will. Auch eine zeitweilige Versöhnung mit Magneto scheint zwar nicht besonders wahrscheinlich, aber immerhin nicht völlig ausgeschlossen.
Es folgen die Ereignisse von „X-Men“, „X2: X-Men United“ und „X-Men: The Last Stand“: Der Ellis-Island-Vorfall, die Sache mit Stryker und schließlich das Heilmitel und das Erwachen von Dark Phoenix. Ebenfalls zu dieser Zeitlinie gehört James Mangolds „The Wolverine“, das auf den Ereignissen von „The Last Stand“ aufbaut und in der Mid-Credits-Szene wiederrum auf „Days of Future Past“ hindeutet. Zwischen „The Last Stand“ (bzw. „The Wolverine“) und dem Anfang von „Days of Future Past“ fehlt nun praktisch ein Film – zumindest empfinde ich es so, denn es gibt ein paar Lücken. Die Lösung für Fragen wie „Warum lebt Xavier noch?“ wird zwar angedeutet (in der Post-Credits-Szene von „The Last Stand“ erfährt man, dass er sein Bewusstsein in einen anderen Körper transferiert hat), aber es wird doch auch vieles offen gelassen, etwa weshalb Kitty Pryde plötzlich Zeitreisefähigkeiten hat. Am Ende dieser primären Zeitlinie steht die finstere Zukunft, in der die Mutanten von den Sentinels gejagt und nach und nach vernichtet werden.
Dann wird Wolverines Geist in den Körper seines früheren Ichs geschickt, und damit beginnt die neue, sekundäre Zeitlinie. Während des Films laufen, vor allem aus dramaturgischen Gründen, sowohl die alte als auch die neue Zeitlinie parallel zueinander – ob das nun logisch ist sei einmal dahingestellt, aber immerhin wird es, im Gegensatz zu vielen anderen Zeitreisefilmen, wenigstens erwähnt und erklärt.
Zur sekundären Zeitlinie gehören nach wie vor die Ereignisse von „X-Men: First Class“ und der Teil von „Days of Future Past“, der im Jahr 1973 spielt. Alle anderen Filme gehören allerdings nicht mehr dazu.
Im Internet existiert noch eine weitere Theorie, um die oben erwähnten Kontinuitätsprobleme zu Erklären: Ihr zufolge gibt es nicht zwei, sondern drei Kontinuitäten. In der ersten, die von den anderen völlig losgelöst ist, spielen „X-Men Origins: Wolverine“, „X-Men“, „X2: X-Men United“ und „X-Men: The Last Stand“. Zur zweiten gehören „X-Men: First Class“, „The Wolverine“ und die Zukunftsteile von „Days of Future Past“. Zwischen „First Class“ und „The Wolverine“ finden Ereignisse statt, die denen der ursprünglichen Trilogie sehr ähnlich, aber nicht mit ihnen identisch sind. Die dritte Kontinuität ist die oben beschriebene, durch Wolverines Zeitreise veränderte. Vermutlich ist diese Theorie für den gemeinen Filmschauenden wahrscheinlich ein wenig zu pedantisch.
Am Ende von „Days of Future Past“ erhalten wir noch einen kleinen Ausblick auf die Zukunft der sekundären Zeitlinie, die nicht allzu viel verrät, die aber immerhin einige Schlüsse zulässt und zu Vermutungen anregt: Die Ereignisse von „X-Men“ und „X2: X-Men United“ könnten in groben Zügen in dieser Kontinuität ebenfalls passiert sein, allerdings nicht identisch wie in den alten Filmen. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass Wolverine Teil der X-Men ist und Rogue weiße Strähnen hat und mit Bobby Drake/Iceman zusammen ist. Die Ereignisse von „The Last Stand“ dagegen haben sich gar nicht oder zumindest anders abgespielt, da Jean und Cyclops noch leben. Ich persönlich glaube allerdings, dass man diesen Ausblick nur als mögliche Zukunft verstehen sollte, schon allein weil man nicht weiß, was in zukünftigen Filmen noch alles passiert.
Betrachten wir zum Schluss noch einmal, wie „Days of Future Past“ im Jahr 1973 endet und was das für die sekundäre Zeitlinie und die kommenden X-Men-Filme bedeuten könnte. Xavier eröffnet seine Schule wieder, was zu erwarten war. Das heißt, dass wir in „X-Men: Apocalypse“, dem bereits angekündigten Sequel zu „Days of Future Past“, wieder ein funktionsfähiges X-Men-Team unter Leitung des McAvoy-Xaviers zu sehen bekommen werden. Da Magneto entkommt, könnte auch die Bruderschaft wieder auftauchen, mögliche Kandidaten gab es im Film bereits zu sehen, etwa eine jüngere Version von Toad.
Die interessanteste Frage ist nun, wie sich Mystique wohl entwickelt. Sie hat weder Trask noch Magneto getötet und sich mit Xavier zumindest teilweise versöhnt. Vermutlich wird sie sich nicht erneut der Bruderschaft anschließen. Am Ende des Films hat sie die Gestalt des jungen William Stryker angenommen, was auch Fragen bezüglich Logans weiterem Schicksal aufwirft. Bekommt er nun kein Adamantium-Skelett?
Wie auch immer sich die neue Zeitlinie entwickelt, nun ist klar, wie Bryan Singer und Co. den Kontinuitätsknoten des X-Men-Filmuniversums gelöst haben, nämlich genau so, wie Alexander der Große es mit dem Gordischen Knoten getan hat: Sie haben ihn durchgehauen, in dem sie mit „Days of Future Past“ einen Quasi-Reboot initialisiert haben. Diese Lösung ist zweifelsohne reichlich unelegant, ermöglicht aber nun weitere X-Men-Filme ohne den Ballast der bisherigen Teile. Nun stellt sich allerdings noch die Frage, in welcher Kontinuität der dritte Wolverine-Film spielen wird, der für 2017 angekündigt ist und bei dem James Mangold wieder Regie führen soll. Wird er als Sequel zu „The Wolverine“ konzipiert und spielt damit in der primären Zeitlinie, oder spielt er in der sekundären Zeitlinie und steht in irgendeiner Form mit „X-Men: Apcoalypse“ in Verbindung? Only time can tell.

Siehe auch:
X-Men
X-Men: First Class
Wolverine: Weg des Kriegers
X-Men: Days of Future Past
X-Men: Days of Future Past – Soundtrack

X-Men: Days of Future Past – Soundtrack

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Tracklisting:

01. The Future – Main Titles
02. Time’s Up
03. Hope (Xavier’s Theme)
04. I Found Them
05. Saigon/Logan Arrives
06. Pentagon Plan/Sneaky Mystique
07. He Lost Everything
08. Springing Erik
09. How Was She
10. All Those Voices
11. Paris Pandemonium
12. Contacting Raven
13. Rules of Time
14. Hat Rescue
15. Time’s Up (Film Version)
16. The Attack Begins
17. Join Me
18. Do What You Were Made For
19. I Have Faith In You/Goodbyes
20. Welcome Back/End Titles
21. Time in a Bottle (written and performed by Jim Croce)
22. The First Time Ever I Saw Your Face (written by Ewan MacColl, performed by Roberta Flack)

Auf John Ottmans Rückkehr als X-Men-Komponist hatte ich mich sehr gefreut, denn wie kaum einem anderen Franchise mangelt es den X-Men-Filmen an musikalischer Identität, alle bisherigen Filme wurden von verschiedenen Komponisten vertont, ohne dass es je einen Rückbezug auf das leitmotivische Material der anderen gegeben hätte.
Die gute Nachricht: John Ottman schafft ein Minimum an musikalischer Kontinuität, da er sein X-Men-Thema aus „X2: X-Men United“ wieder aus der Versenkung holt. Er zitiert sogar einmal scheinbar Henry Jackmans Magneto-Thema (in der zweiten Hälfte von Time’s Up (Film Version)), wenn auch in einer Szene, in der Magneto gar nicht auftaucht – wahrscheinlich ist es lediglich ein ähnliches Konstrukt.
Die schlechte Nachricht: Der restliche Soundtrack taugt praktisch nichts. Ich weiß nicht, wem man hier die Schuld geben muss: John Ottman, weil er derartig uninspirierte, ja geradezu langweilige Musik komponiert hat oder Bryan Singer oder dem Studio weil sie wohl wieder einmal die Verwendung der Zimmer’schen Stilmittel befohlen haben.
„X-Men: Days of Future Past“ wirkt, als hätte Singer sich nicht von seinen Temp-Tracks trennen können, sowohl auf dem Album als auch im Film ist die Musik fürchterlich inkohärent, ein nicht wirklich zusammenpassender Mischmasch verschiedener Stile. So klingt Time’s Up stark nach Ramin Djawadis „Pacific Rim“ während Hope (Xavier’s Theme) eine kaum veränderte Einspielung des Stückes Time aus „Inception“ ist (welches von Hans Zimmer ohnehin ständig verwendet wird, u.a. in „12 Years a Slave“, „The DaVinci-Code“ und „The Thin Red Line“). Traurigerweise hört man John Ottmans kompositorische Stimme kaum heraus.
Leider findet sich auch sonst alles, was dafür sorgt, dass der Großteil der Filmmusik der heutigen Zeit völlig austauschbar klingt: Simple Konstrukte, gleichförmige Ostinati, das durch „Inception“ populär gewordene „Horn of Doom“, Wummern, Dröhnen und der übermäßige und unnötige Einsatz von elektronischer Orchestermanipulation und Percussion-Loops.
Und als ob das alles nicht schon ausreichen würde, ist „X-Men: Days of Future Past“ auch noch aus narrativer Hinsicht völlig uninteressant. Wie bereits erwähnt verwendet Ottman sein X-Men-Thema wieder, dies tut er allerdings nur in Vor- (The Future – Main Titles) und Abspann (Welcome Back/End Titles). Während des Films selbst wird das Thema nur ein, zwei Mal angedeutet (etwa in Do What Your Were Made For). Der Rest des Scores ist fast völlig austauschbar und substanzlos. Gerade im Vergleich zu Henry Jackmans Musik zu „X-Men: First Class“ fällt auf, wie anonym, unmarkant und schlicht langweilig diese Musik ist. Jackmans Arbeit war weit davon entfernt, ein Meisterwerk zu sein, aber die Verwendung seines X-Men- und seines Magneto-Themas war äußerst wirkungsvoll, und darüber hinaus hat seine Musik Spaß gemacht. Gerade das Magneto-Thema hätte in „Days of Future Past“ an einigen Stellen extrem gut gepasst, auch ein stärkerer Einsatz von Ottmans Hauptthema hätte diesem Film gut getan.
Fazit: Ottmans zweiter X-Men-Soundtrack ist eine kolossale Enttäuschung und bleibt weit hinter seiner Musik zum zweiten X-Men-Film sowie den Kompositionen John Powells oder Henry Jackmans für das Franchise zurück.

Siehe auch:
X-Men: Days of Future Past
X-Men: Days of Future Continuity
Marvel-Musik Teil 1: X-Men

X-Men: Days of Future Past

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Story: In naher Zukunft stehen die Mutanten kurz vor der Auslöschung, nur noch wenige, unter Führung von Charles Xavier (Patrick Stewart) und Magneto (Ian McKellen), können sich gegen die Sentinels, übermächtige, Mutanten-jagende Killerroboter, behaupten. Aus diesem Grund beschließen sie, mit der Hilfe von Kitty Pryde (Ellen Page), Wolverine (Hugh Jackman) in die Vergangenheit zu schicken, um zu verhindern, dass es jemals zu diesem Krieg kommt. Wolverine erwacht im Körper seines jüngeren Selbst im Jahr 1973 und muss nun sowohl Xavier (James McAvoy) als auch Magneto (Michael Fassbender) davon überzeugen, ihm dabei zu helfen das zu verhindern, was die düstere Zukunft ausgelöst hat: Zusammen müssen sie Mystique (Jennifer Lawrence) daran hindern, Bolivar Trask (Peter Dinklage), den Erfinder der Sentinels, zu töten…

Kritik: Der bereits siebte Film des X-Men-Film-Franchise (die beiden Wolverine-Filme mitgerechnet) markiert die Rückkehr von Bryan Singer auf den Regiestuhl, der die Filmreihe damals, vor langer, langer Zeit, startete. Während die ersten beiden X-Men-Filme fast durchweg positiv aufgenommen wurden, verhält es sich mit den diversen Nachfolgern und Spin-offs anders. „X-Men 3“ und „X-Men Origins: Wolverine“ werden von Fans der Filme und Comics fast rundheraus abgelehnt. „X-Men: First Class“ und „The Wolverine“ dagegen sind eher umstritten, für manche setzen sie den Abwärtstrend fort, für andere sind sie dagegen eine Rückkehr zu alter Stärke.
In diesem Zusammenhang hat sich Bryan Singer viel vorgenommen und auch viel versprochen. „X-Men: Days of Future Past“ sollte nicht nur alle anderen X-Men-Filme übertreffen, sondern auch die Fehler korrigieren, die man nach Singers Abgang gemacht hatte. Und was bietet sich da besser an als ein Zeitreiseplot? Dieser sorgt allerdings auch dafür, dass das Verhältnis dieses Films zu seinen Vorgängern ziemlich kompliziert ist, weshalb ich in absehbarer Zeit einen eigenen Artikel zur Kontinuität des X-Men-Film-Universums schreiben werde, auch, damit dieser Artikel spoilerfrei bleibt. Aus diesem Grund wird die Frage, ob Singer es geschafft hat, den Kontinuitätsknoten dieses Franchise zu entwirren, hier noch nicht beantwortet, stattdessen liegt der Fokus auf dem Film selbst.
Es freut mich sagen zu können, dass „X-Men: Days of Future Past“ mich im Großen und Ganzen überzeugt hat. Nach „The Amazing Spider-Man 2“ hatte ich schon befürchtet, dass man hier etwas Ähnliches veranstalten würde, da auch Fox auf ein großes filmisches Superheldenuniversum schielt. Dem ist allerdings nicht so.
Singer verbindet gekonnt die Stärken seiner X-Men-Filme mit denen von Matthew Vaughns „X-Men: First Class“. Die Rahmenhandlung, die in einer dystopischen Zukunft spielt, führt die eher düstere, farblose Herangehensweise der Singer-Filme zum Höhepunkt, während die Handlung in den 70ern ganz klar auf der Stimmung von Vaughns Film aufbaut.
Darstellerisch hat Singer ein enormes Ensemble versammelt. Viele der Figuren aus der ursprünglichen Trilogie haben wenigstens einen kurzen Cameo-Auftritt, selbst Brian Cox‘ William Stryker darf in einem Flashback kurz sein Gesicht zeigen. Trotz der vielen Figuren wirkt dieser Film allerdings nicht überladen und ist auch sehr angenehm strukturiert.
Der Fokus liegt allerdings eindeutig auf Wolverine, Mystique und den jungen Versionen von Xavier und Magneto. Dabei kann man durchaus bemängeln, dass es schon wieder Wolverine ist, der im Zentrum steht. Besonders Fans von Kitty Pryde/Shadowcat waren damit unzufrieden, da sie es in der gleichnamigen Comicvorlage (mit der dieser Film allerdings bis auf die Grundidee nur wenig gemein hat) ist, die in die Vergangenheit reist. Im Verlauf der Geschichte wird allerdings klar, dass Xavier die eigentliche Hauptperson ist – Wolverine ist während des Finales nicht einmal bei Bewusstsein. Die Darsteller sind alle solide bis sehr gut, vor allem die Chemie zwischen Fassbender und McAvoy, der sich gegenüber „X-Men: First Class“ noch einmal ordentlich gesteigert hat, ist hervorragend. Besonders erwähnenswert ist Evan Peters als Quicksilver, der während seines Einsatzes allen die Show stiehlt. Schade, dass er nicht öfter vorgekommen ist, allerdings hätte sein weiteres Mitwirken vieles zu einfach gemacht.
Ebenfalls erfreulich: Endlich mal wieder ein Superheldenfilm, in dem nicht eine ganze Stadt in Schutt und Asche gelegt wird. Die Action ist wohldosiert, an manchen Stellen etwas konservativ, an anderen aber, gerade im vergleich zu Singers anderen X-Men-Filmen, ziemlich kreativ und amüsant. Zu nennen wären hier vor allem die grandiose Szene mit Quicksilver und Blinks Portalkämpfe.
Einige Kritikpunkte gibt es dann allerdings doch: Viele der neuen Figuren sind zwar interessant, werden aber kaum beleuchtet. Am stärksten trifft dies Bolivar Trask. Peter Dinklage spielt wie gewohnt gut, aber die Figur bleibt zu blass, die Motivation zu unklar.
Auch mit dem Design der Sentinels bin ich nicht ganz einverstanden, allerdings haben sie mir in den Comics auch nicht wirklich gefallen, gerade die klassische Version fand ich immer leicht dämlich. Allgemein hätte ich gerne noch mehr über die finstere Zukunft erfahren, und es gibt wohl auch noch einiges an Material. Vielleicht wird irgendwann ein Director’s Cut veröffentlicht.
Und schließlich bekommt man noch den Eindruck, dass zwischen den Filmen zu viel geschehen ist, die Antworten auf manche Fragen werden nur angedeutet, andere werden gar nicht beantwortet und viele der First-Class-Figuren sind zwischen den Filmen einfach gestorben, was irgendwie schade ist. Dennoch sind all diese Kritikpunkte kaum der Rede wert.
Fazit: Gelungene Fortführung des X-Men-Filmfranchise, vielleicht in der Tat der bisher beste X-Men-Film, bei dem sowohl Fans der Singer-Filme als auch Anhänger von „First Class“ auf ihre Kosten kommen können. Eine ausführliche Analyse der Kontinuität der Filmreihe und ein Vergleich zur Vorlage folgt in Kürze.

Trailer

Siehe auch:
X-Men: Days of Future Continuity
X-Men: Days of Future Past – Soundtrack
X-Men
X-Men: First Class
Wolverine: Weg des Kriegers

Media Monday 152

media-monday-152
Immer wieder Montags

1. Ein toller Film, der unter der Regie eines/einer Anderen gnadenlos gescheitert wäre: Das trifft wahrscheinlich auf die meisten tollen Filme zu, vor allem diejenigen, die die eindeutige Handschrift ihres Regisseurs tragen. Sagen wir mal: „Inglourious Basterds“.

2. Der mitunter verstörendste Film, den ich je gesehen habe ist „Requiem for a Dream“, weil er Suchtproblematik äußerst eindringlich darstellt.

3. Godzilla ist wieder da und die Meinungen gehen weit auseinander. Welches (Film-)Monster sollte man eurer Meinung nach mal wieder aus der Versenkung holen?
Es sind doch schon haufenweise Remakes und ähnliches angekündigt, ich glaube, fast jedes Filmmonster ist da irgendwie abgedeckt.

4. Zu „Hellboy II: Die goldene Arme“ hätte ich ja gerne eine Fortsetzung gesehen, weil die große Apokalypse noch aussteht.

5. Ich glaube ja, von Tom Hiddleston wird man in den nächsten Jahren noch viel hören, denn Loki lässt sich nicht unterkriegen.

6. Wäre ich eine Comic-Figur, dann wohl am ehesten der Joker, weil er immer so viel Spaß an dem hat, was er tut. Har, har.

7. Meine zuletzt gesehene Serienstaffel war GoT Staffel 2 und die war gut, weil GoT.

GoT: Mockingbird

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„Mockingbird“ (der Titel bezieht sich auf Littlefingers selbstgewähltes Wappen) ist mal wieder eine relativ typische Übergangsepisode, die meisten Szenen bereiten die Großereignisse der nächsten Episoden vor. Allerdings finden sich hier einige etwas seltsame kreative Entscheidungen, die sich in Form von merkwürdigen, ungelenk inszenierten Szenen offenbaren.

King‘s Landing
Während Tyrions Rede aus der letzten Episode nicht nur für mich einer der Staffelhöhepunkte war, ist Jaime nicht unbedingt begeistert, was man ihm auch nicht wirklich verübeln kann. Obwohl die beiden immer noch miteinander scherzen, ist das Verhältnis doch merklich kühler geworden, womit wohl schon etwas vorgearbeitet wird. In „A Storm of Swords“ reden Tyrion und Jaime nur ein mal miteinander, während sie in der Serie wegen Jaimes verfrühter Rückkehr einige Gespräche haben – möglicherweise ändert sich dadurch die Dynamik des noch ausstehenden Gesprächs, das wahrscheinlich in Episode 9 oder 10 folgt. Jedenfalls dürfte es niemand überraschen, dass Jaime nicht nur nicht gegen Ser Gregor Clegane kämpfen will, sondern es nicht kann.
Apropos Gregor Clegane: Dieser wurde für Staffel 4 neu gecastet, und zwar schon zum zweiten Mal. In der ersten Staffel hatte Conan Stevens einen kurzen, wenn auch eindrucksvollen Auftritt als Reitender Berg. Da er allerdings in Peter Jacksons Hobbit-Trilogie den Ork-Häuptling Bolg spielen sollte, kehrte er in der zweiten Staffel nicht zurück (traurige Ironie: nachdem bekannt wurde, dass es statt zwei Hobbit-Filmen drei werden würden, wurde Bolg erst in den zweiten Film verschoben und schließlich wurde Stevens‘ Performance im Kostüm auch noch durch einen anderen Schauspieler und CGI ersetzt). An seiner Stelle spielte Ian Whyte Clegane in Staffel 2, mit diesem war ich allerdings absolut nicht zufrieden. Whyte ist zwar groß, aber auch spindeldürr, eher die Reitende Bohnenstange als der Reitende Berg. Und darüber hinaus stand oder saß er meistens herum und wirkte absolut nicht brutal oder einschüchternd. In Staffel 3 tauchte er überhaupt nicht auf, und nun wurde er abermals neu gecastet. Hafþór Júlíus Björnsson hat in jedem Fall die richtige Statur und Ausstrahlung für Gregor Clegane (das soll nicht als Beleidigung gemeint sein, ich bin sicher, der Darsteller ist ein netter, freundlicher Mensch). Da man wohl nicht erwarten kann, dass ein Nicht-Buchleser sich an die erste beiden Gregors erinnert, wird er hier praktisch noch einmal neu eingeführt, in einer zweifelsohne passenden, wenn auch nicht ganz logischen Szene. Wenn er trainieren will, ist es irgendwie kontraproduktiv, wenn er jeden Gegner gleich umbringt. Oder springt er für Illyn Payne ein?
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Ser Gregor Clegane (Hafþór Júlíus Björnsson)

Wie dem auch sei, genauso wie Jaime will auch Bronn nicht als Champion für Tyrion fungieren. Die Szene entspricht ziemlich genau der Szene im Roman, auch wenn sie hier ein wenig angenehmer inszeniert ist. Es stellt sich nach wie vor die Frage, ob Bronn dafür verantwortlich ist, dass Shae Cersei in die Hände gefallen ist. Bronns Verlobung könnte darauf hindeuten, oder auch nicht. Seine zukünftige Gemahlin, Lollys Stokeworth, kam in der Serie bisher noch nicht vor, während sie in den Romanen immer mal wieder erwähnt wird. Während der Revolte wird sie mehrfach vergewaltigt und dadurch schwanger und extrem ängstlich und traumatisiert. Da Lollys auf einer Castingliste für Staffel 5 aufgetaucht ist, werden wir sie nächstes Jahr wohl auch zu Gesicht bekommen. Wie ich bereits sagte, glaube ich auch nicht, dass Bronn einfach so aus der Geschichte verschwindet, dazu ist er bei den Fans der Serie viel zu beliebt.
Tyrion empfängt noch einen dritten Besucher: Oberyn Martell, der sich ihm natürlich noch als Champion anbieten muss, damit der lang erwartete Zweikampf zwischen der Roten Viper und dem Reitenden Berg in der nächsten Episode auch stattfinden kann. Was zunächst wie eine obligatorische Konversation anmutet, entpuppt sich als beste und emotionalste Szene der Episode. Ich hatte es ursprünglich bedauert, dass Oberyns Geschichte über seine erste Begegnung mit Tyrion nicht in „Two Swords“ vorkam, aber die Idee, sie hier zu verwenden, ist wirklich gut und verstärkt die Wirkung der Szene noch. Sowohl Pedro Pascal als auch Peter Dinklage (wehe, es gibt keinen Emmy) spielen abermals superb.

Auf dem Weg zur Eyrie
Bei Arya und dem Bluthund wird weiter gedehnt: Sie begegnen einem Sterbenden, von dem Arya eine Lektion lernt, die wieder einmal ziemlich unnötig ist. Im Anschluss daran begegnen sie zwei alten bekannten aus Staffel 2: Rorge und Beißer – beide waren zusammen mit Jaqen H’Gar im Käfig und sollten zur Mauer gebracht werden, endeten aber stattdessen in Harrenhal. In den Büchern schließen sie sich nach der Flucht von Arya, Hot Pie und Gendry dem Blutigen Mummenschanz, einer äußerst brutalen Söldnertruppe, an, der in der Serie nicht vorkommt, und tauchen in „A Feast for Crows“ in Briennes Handlungsstrang wieder auf. Dort hat Rorge sich Sandor Cleganes Helm unter den Nagel gerissen und richtet zusammen mit Beißer und anderen Ausgestoßenen Chaos und Verwüstung an, bis er mit Brienne zusammentrifft, was er nicht überlebt. Die Begegnung mit Sandor und Arya überlebt er allerdings auch nicht, was kein Wunder ist. Anstatt den Bluthund anzugreifen oder seine Verwirrung zu nutzen, nachdem Beißer ihn angefallen hat, steht er rum und hält Reden – so blöd muss man erst einmal sein.
Immerhin zeichnet sich nun das bevorstehende Ende des Bluthundes ab: Ich wette auf Beißers Biss. Menschenbisse sind bekanntermaßen sehr gefährlich, wie auch Vargo Hoat in den Romanen am eigenen Leib erfahren musste, und Sandor weigert sich darüber hinaus, die Wunde auszubrennen.
Zwischen Arya und Sandor herrscht hier eindeutig sehr viel mehr Sympathie als in der Vorlage. Wird Arya vielleich sogar traurig sein, wenn Sandor letztendlich das Zeitliche segnet, statt ihn sterbend zurückzulassen? Wobei selbst in den Romanen Sandors Tod nicht ganz eindeutig ist…

Castle Black
Im Norden nichts Neues: Jon und Co. kehren zurück, Ser Alisser ist immer noch ein Arsch und die Wildlinge sind immer noch auf dem Vormarsch – Styr, Ygritte und Tormund müssten Castle Black doch inzwischen erreicht haben. Nun, wahrscheinlich werden aus dramaturgischen Gründen beide Wildlingsattacken zu einer zusammengelegt, die dann Episode 9 füllt. Bis dahin haben die Schwarzen Brüder weiterhin Zeit zum Diskutieren. Interessanterweise macht Jon hier den Vorschlag, die Tore in der Mauer zu verschließen, was Alisser Thorne ablehnt. Derselbe Vorschlag wird in „A Dance with Dragons“ von Bowen Marsh, dem Lord Verwalter von Castle Black gemacht und von Jon mit derselben Begründung, die auch Alisser vorbringt, abgelehnt.

Meereen
Auch in Meereen gibt es eine der oben erwähnten merkwürdigen und ungelenken Szenen. Daario und Daenerys landen, von einer Aufnahme seines nackten Hinterteils abgesehen off-screen, im Bett, was irgendwie relativ plötzlich und unerwartet geschieht; es fehlt der Rahmen. In „A Dance with Dragons“ geschieht dies im Vorfeld von Daenerys‘ geplanter Hochzeit mit Hizdahr zo Loraq, die bisher noch nicht einmal angedeutet wurde, während es in der Serie „einfach so“ passiert. Auch wurde für meinen Geschmack noch nicht klar gemacht, wie gefährlich und launisch Daario sein kann – Daenerys weiß um diese Eigenschaften und lässt sich trotzdem mit ihm ein. Dass sie ihn nach Yunkai schickt impliziert etwas in diese Richtung, aber irgendwie ist mir das zu halbherzig umgesetzt. Nur für’s Protokoll: In „A Dance with Dragons“ schickt Daenerys Daario ebenfalls von ihrer Seite, allerdings nicht, um Yunkai zurückzuerobern, sondern um einen Vertrag mit den Lhazareen auszuhandeln. Dort ist die politische Lage auch um einiges schwieriger, da in den Mauern von Meereen Danys Leute beständig ermordet werden und alles, was vom Sklavenhandel abhängig ist (also Qarth, diverse freie und Ghiscari-Städte) damit beginnt, Meereen zu belagern und von der Außenwelt abzuschneiden. Daenerys kann es sich hier zu keinem Zeitpunkt leisten, Yunkai zurückzuerobern.
Die folgende Szene mit Jorah ist ebenfalls ein wenig seltsam: „Tell him you changed my mind.“ Vermutlich will Daenerys Daario so mitteilen, dass er sich nicht zu viel herausnehmen soll, nur weil sie jetzt mit ihm schläft.

Dragonstone
Ich wiederhole mich ja nur ungern, aber auch bei dieser Szene ist mir der Zweck nicht klar und sie erscheint mir darüber hinaus unpassend, merkwürdig und unnötig. Melisandre ist merkwürdig gesprächig und offenherzig, betreibt Smalltalk und macht sogar einen Witz – das wirkt irgendwie out of character. Was nehmen wir aus dieser seltsamen Unterhaltung zwischen Melisandre und Selyse mit? Dass Stannis‘ Gemahlin Minderwertigkeitskomplexe hat wissen wir schon seit Staffel 3. Shireen kommt mit nach Norden, gut und schön. Hat Melisandre vor sie zu opfern? Man kann ihre Worte als Andeutung verstehen. Oder auch nicht.

In den Flusslanden
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Pod (Daniel Portman), Hot Pie (Ben Hawkey) und Brienne (Gwendoline Christie)

Was bei Arya und dem Bluthund geschieht, wirkt sich auch stark auf Briennes Handlungsstrang auf. Wie ich an anderer Stelle bereits erwähnte, befinden wir uns hier bereits in Feast-for-Crows-Territorium, und ich denke, dass die Brienne-Handlung allgemein stark abgeändert und verkürzt wird. In besagtem Roman kommen Brienne und Pod ziemlich weit in den Flusslanden herum, ohne wirklich etwas zu erreichen. Sie begegnen Ser Hyle Hunt (ein Ritter, mit dem Brienne einen Disput hat), Gendry und Lord Randyll Tarly (Sams Vater), zusätzlich zu mehreren Mitgliedern des Blutigen Mummenschanzes. Die meisten dieser Personen tauchten in der Serie bisher nicht auf und werden das wohl in Zukunft auch nicht tun, oder sie sind, im Falle von Rorge und Beißer, bereits tot. Am Ende von Briennes Reise wartet im Roman schließlich Lady Stoneheart und ich könnte mir gut vorstellen, dass Brienne ihr bereits am Ende dieser Staffel begegnet. Dies könnte gleichzeitig als Enthüllung fungieren: Warum nicht Brienne entdecken lassen, wer die neue Anführerin der Bruderschaft ohne Banner ist statt eines ziemlich x-beliebigen Frey?
Ihre Begegnung mit Hot Pie (Westeros ist halt doch ein Dorf) gehört leider wieder zu den etwas merkwürdig konzipierten Szenen – es sieht Brienne gar nicht ähnlich, einfach so ihr Vorhaben auszuposaunen, gerade weil sie bei Martin sehr bedacht darauf ist, keine Aufmerksamkeit darauf zu lenken; sie fragt nur nach Sansa, wenn es sich nicht mehr vermeiden lässt und behauptet sonst, sie suche ihre Schwester, eine Jungfer von dreizehn Jahren mit kastanienbraunem Haar. Immerhin Pod denkt ein wenig mit.
Von Hot Pie erfahre Pod und Brienne schließlich etwas über Arya, was sie dazu bringen könnte, nach der Bruderschaft zu suchen und somit meine Vermutung untermauert.

Eyrie
Zum Schluss noch etwas mit mehr Gehalt und Auswirkungen: Der Tod von Lysa Arryn. Das Ganze spielt sich ähnlich ab wie in „A Storm of Swords“, allerdings ohne die Beteiligung des Sängers Marillion. Auch scheint Robin Arryn, im Gegensatz zu Robert Arryn, kein Epileptiker zu sein – statt eines Anfalls bekommt er eine Ohrfeige.
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Sansa (Sophie Turner) im Schnee

Bei Lysas Sturz gibt es ebenfalls eine kleine Änderung, eigentlich nur ein minimales Detail, das allerdings Buchleser ziemlich aufregt. Im Roman sagt Littlefinger er habe nur eine Frau geliebt: „Only Cat“ – aus diesem Grund wird Lysas Sturz im Fandom auch als „Onlycat“ bezeichnet. In der Serie sagt Littlefinger allerdings: „I have loved only one woman, my entire life. Your sister.“ Zugegebenermaßen weniger pregnant, aber es gibt schlimmeres. Wie dem auch sei, goodbye Lysa.

Fazit: Übergangsepisoden wie „Mockingbird“ gehören selten zu den besten, aber gerade in dieser gibt es einige Szenen, die komisch und ungelenk wirken. Der vollauf gelungene Dialog zwischen Tyrion und Oberyn gleicht das allerdings wieder ein wenig aus.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper
First of His Name
The Laws of Gods and Men

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

Media Monday 151

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It’s Media Monday time!

1. Was ist euer liebster Urlaubsfilm
„Der Herr der Ringe“. Ich würde wirklich verdammt gerne mal nach Neuseeland.

2. Welche Art von Buch ist euch für den Strand die liebste?
Ich habe da keine Präferenzen.

3. Von welcher Stadt würdet ihr euch wünschen, dass sie einmal Handlungsort eines Films (oder einer Serie, eines Romans) wäre und warum?
So ziemlich jede größere Stadt muss doch schon einmal Handlungsort eines Films gewesen sein. Sogar meine Heimatstadt wurde schon von Loki besucht.

4. Ähnliches Szenario wie Frage 3: Welche Stadt würdet ihr im Rahmen eines Katastrophenfilms liebend gerne zerstört werden sehen und warum?
Vielleicht mal die europäischen Kulturmetropolen. Es sind ja meistens die amerikanischen Großstädte, die in Filmen zerlegt werden.

5. Es gilt spontan zu verreisen und ihr wisst nicht, was und ob man vor Ort unternehmen kann. Was – in punkto medialer Erzeugnisse jeder Art – muss folglich auf jeden Fall mit, um möglicher Langeweile entgegenzuwirken?
Bücher und MP3-Player samt Ladekabel

6. Niederländische Filme schaue ich selten bis gar nicht.

7. Mein zuletzt gesehener Film war „Captain America: The First Avenger“ und der war wie immer unterhaltsam, weil er sich selbst nicht allzu ernst nimmt und Indiana-Jones-Feeling weckt.

The Amazing Spider-Man 2

Enthält Spoiler!
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Story: Peter Parker alias Spider-Man (Andrew Garfield) hadert mit sich selbst: Einerseits kann er ohne seine Freundin Gwen Stacey (Emma Stone) nicht sein, andererseits hat er aber ihrem Vater vor dessen Tod versprochen, sie aus Gefahr herauszuhalten. Und um alles noch schwieriger zu machen, tritt Peters alter Kindheitsfreund Harry Osborn (Dane DeHaan) auf den Plan, der Spider-Mans Blut braucht, um von einer tödlichen Krankheit, die seinen Vater Norman (Chris Cooper) dahingerafft hat, geheilt zu werden. Währenddessen entsteht eine neue Bedrohung: Durch einen Unfall wird der Oscorp-Mitarbeiter Max Dillon (Jamie Foxx) zum blitzeschleudernden Electro…

Kritik: Obwohl „The Amazing Spider-Man“ keinesfalls frei von Schwächen war, gefiel er mir doch ziemlich gut; der Film war, trotz eines eher schwachen, bzw. nicht gut ausgestalteten Widersachers, ziemlich rund. Insgesamt gefällt mir Marc Webbs Herangehensweise, die Atmosphäre die er kreiert und die Art, wie er den Netzschwinger umsetzt, besser als Sam Raimis Adaption der Figur. „The Amazing Spider-Man 2“ dagegen ist eine höchst eigentümliche Kreatur. Das Sequel geht einerseits zu weit und doch nicht weit genug, es passiert zu viel und gleichzeitig zu wenig.
Ich denke, dies sind die ersten negativen Auswirkungen des Erfolgs von „The Avengers“, und interessanterweise findet man sie nicht im Marvel Cinematic Universe, sondern im „Schwesterfranchise“. Der Erfolg der Marvel-Studios führt nun den anderen Rechteinhabern vor Augen, wie man den Superheldenfilm auf ein neues Level heben und damit noch viel mehr verdienen kann. Grundsätzlich befürworte ich diesen Ansatz sogar, weil Superheldengeschichten nun einmal dafür prädestiniert sind, große, epische Geschichten zu erzählen, die sich in mehreren Episoden erst so richtig entfalten. Der Fehler liegt bei der Herangehensweise: Studios sind ungeduldig. Das Marvel Cinematic Universe entstand in einem Zeitraum von fünf Jahren, bis sich der Megaerfolg einstellte. Die anderen Studios, die mit den ihnen zur Verfügung stehenden Lizenzen ähnliches erreichen könnten – in diesem Fall Sony (Spider-Man), Fox (X-Men und Fantastic Four) und Warner (DC) wollen aber nicht so lange warten und auch nicht so viel Mühe investieren, weshalb sie versuchen, eine Abkürzung zu nehmen. Oder, um es kurz und knapp auszudrücken: Für „The Amazing Spider-Man 2“ wurden die Fehltritte von „Iron Man 2“ und „Spider-Man 3“ auf eindrucksvolle Weise miteinander kombiniert.
Ich kann das natürlich nicht beweisen, aber ich habe so den Verdacht, dass Marc Webb nicht wirklich verantwortlich für viele der Entscheidungen ist, die letztendlich dafür sorgen, dass „The Amazing Spider-Man 2“ so fürchterlich unausgegoren ist – das riecht stark nach Studioeinmischung. Dafür würde auch die Beteiligung von fünf Drehbuchautoren sprechen. Es ist nämlich nicht so, dass die Stärken von Webbs erstem Spider-Man-Film völlig verloren gegangen wären: Die Darsteller sind durch die Bank gut bis sehr gut, und die Action ist zwar nicht spektakulär, aber überzeugend und die Chemie zwischen Andrew Garfield und Emma Stone stimmt nach wie vor, die Beziehung von Peter und Gwen wirkt authentisch – gerade bei der Inszenierung von Beziehungen liegen Webbs Stärken.
Studio und Drehbuch arbeiten allerding auf ein ganz bestimmtes Ziel zu, und diesem Ziel werden die anderen Aspekte des Films geopfert: Sony möchte die Sinister Six, quasi Spider-Mans ganz persönliche Anti-Avengers, versammeln. Drei, Electro, Rhino und der Grüne Kobold, kommen bereits in Person vor, während man gegen Ende des Films die Ausrüstung von zwei weiteren Mitgliedern, Dr. Octopus und des Geiers, kurz sieht. Über die Aufbauarbeit vergisst der Film allerdings, seine Schurken auch interessant zu machen. Abermals: Das liegt nicht an den Schauspielern, sowohl Jamie Foxx als auch Dan DeHaan spielen gut, aber sie können nur mit dem arbeiten, was man ihnen vorsetzt. Die Filmversion von Electro bemüht sich nach Aldrich Killian ein weiteres Mal des Syndrome-Konzepts, dem ich nicht allzu viel abgewinnen kann, und darüber hinaus bleibt die Figur ziemlich blass und klischeehaft. Harry Osborn ist praktisch ein wandelnder Retcon, im Vorfeld des Films entschied man, dass er nötig sein würde, wollte aber eine Beziehung zwischen ihm und Peter nicht neu aufbauen, weshalb er ein alter Freund ist, der nach Abwesenheit zurückkehrt (im ersten Film kam er selbstverständlich nicht vor). Anstatt die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Peter und Harry zu zeigen informiert der Film den Zuschauer einfach ziemlich plump.
Was noch erschwerend hinzukommt ist, dass der Plot des Films nicht nur ziemlich zerfasert und unzusammenhängend ist, sondern viel zu stark auf die Raimi-Filme basiert. Schon in „The Amazing Spider-Man“ war es ein Problem, dass der Film zum Großteil bereits Bekanntes einfach neu erzählt hat. Ein Stück weit lässt sich das bei einem Reboot natürlich nicht vermeiden, und darüber hinaus gefällt mir die Webb-Version der Geschichte besser als die Raimi-Version – das ändert aber nichts an der Tatsache, dass beide Versionen zu ähnlich sind. Für „The Amazing Spider-Man 2“ hatte ich die Hoffnung, man würde sich nun weiter von Raimis Spider-Man-Trilogie entfernen, aber die Grundplots der beiden zweiten Teile gleichen sich verblüffend: In beiden wird ein Oscorp-Angestellter durch einen Unfall zum Schurken, und in beiden wird besagter Schurke dann von Harry Osborn angeheuert, da dieser ein Hühnchen mit Spider-Man zu rupfen hat. Am Ende wird Harry dann zum nächsten (im Fall von „The Amazing Spider-Man 2“ zum ersten) Kobold.
Diese Handlung hat in „The Amazing Spider-Man 2“ allerdings nicht genug Substanz, weil man gleichzeitig versucht hat, zu viel in den Film hinein zu quetschen. Das betrifft vor allem Gwen Staceys Tod und das Aufgeben der Spider-Man-Identität (ein weiteres Element, das sich auch in „Spider-Man 2“ fand). Letzteres wird viel zu schnell abgehakt, als dass es irgendeinen Eindruck machen würde, während bei Ersterem die eigentliche Wirkung völlig verfehlt wurde. Mich stört nicht, dass sie stirbt oder dass Harry und nicht Norman dafür verantwortlich ist, mich stört, dass es jetzt schon geschieht. Der Tod von Gwen Stacey ist in den Comics der Höhepunkt der Feindschaft zwischen Spider-Man und dem Grünen Kobold, ähnlich wie es die Verkrüppelung von Barbara Gordon und der Mord an Jason Todd bei Batman und dem Joker ist. Auf diese Art funktioniert dieses einschneidende Erlebnis am besten, während es hier verschenkt wirkt und an „X-Men: First Class“ erinnert, wo man ebenfalls versuchte, noch schnell alles unterzubringen.
Fazit: „The Amazing Spider-Man 2“ konzentriert sich zu sehr darauf, die Sinister Six aufzubauen und zu wenig damit, eine kohärente Geschichte zu erzählen und interessante Schurken einzuführen. Ein weiteres Mal zeigt sich, dass Studioeinwirkungen und zu viele Drehbuchautoren schädlich sind.

Trailer

Siehe auch:
The Amazing Spider-Man

Media Monday 150

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Aufgrund von Zeitmangel am Wochenende ist es dieses Mal halt eher Media Friday. Aber sei’s drum, das Jubliäum kann man natürlich nicht auslassen, darum läuft es dieses Mal unter dem Motto „Besser spät als nie“.

1. Fragt man mich nach meinen drei liebsten SchauspielerInnen, so fallen mir spontan sehr viel mehr als drei ein, u.a. Sir Ian McKellen, Eva Green, Helena Bonham-Carter, Sir Anthony Hopkins, Sir Christopher Lee und, und, und…

2. Es gibt Filme die allein auf die Unterhaltung abzielen und ebenso gibt es Filme, die versuchen, den Zuschauer zum Nachdenken anzuregen oder den Anspruch haben, sich ernsthaft mit einem sozialen oder gesellschaftlichen Thema auseinanderzusetzen. Bevorzugt ihr eine der Gruppen und wenn ja, warum?
Ich frage mich immer, warum das eine das andere auszuschließen scheint. Sicher, manche Themen sind einfach nicht dafür geschaffen, zu unterhalten, und manchmal will man sich auch einfach entspannen, ohne „Ernsthaftigkeit“, aber man sollte doch meinen, dass beide Themenbereiche in größerem Ausmaß miteinander verbunden werden können.

3. Fernab von sympathischen und/oder attraktiven SchauspielerInnen oder präferierten Genres; habt ihr einen Lieblingsregisseur, der euch ungeachtet der genannten Kriterien in steter Folge ins Kino treibt, wenn sein neuestes Werk anläuft?
Schwierig, am ehesten Tim Burton, obwohl der in letzter Zeit eher nachgelassen hat (und ich „Frankenweenie“ verpasst habe).

4. Es kommt immer wieder vor, dass man ins Kino gelockt und von dem dann folgenden Film grenzenlos enttäuscht wird. Was war euer schlimmster Film, für den ihr auch noch eine Kinokarte gelöst habt?
Grenzenlos enttäuscht ist vielleicht ein wenig zu stark, aber in letzter Zeit liefen einige Filme, sagen wir mal, unter Erwartung. „Man of Steel“ wahrscheinlich am meisten.

5. Den einen sind deutsche Filme verhasst, wieder andere können mit Hollywood-Produktionen nichts anfangen, den nächsten ist Bollywood ein Gräuel. Gibt es (nicht nur länderspezifische) Sparten, denen ihr absolut nichts abgewinnen könnt?
Sowohl deutschen Filmen (mit Ausnahmen) als auch Bollywood-Filmen (ohne Ausnahmen) kann ich nicht viel abgewinnen. Ansonsten mag ich Romanzen, romantische Komödien u.ä. nicht wirklich gerne.

6. Wenn ich lese, dass es einen neuen Film mit Robert Pattinson gibt, dann ist mir eigentlich schon im Vorfeld klar, dass ich ihn nicht ansehen werde.

7. Mein zuletzt gesehener Film war „The Amazing Spider-Man 2“ und der hatte massive Drehbuchprobleme, über die ich mich in Kürze ausführlich äußern werde.

GoT: The Laws of Gods and Men

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Es geht wieder voran, sowohl inhaltlich als auch qualitativ. Wie schon in „The Lion and the Rose“ beansprucht auch in „The Laws of Gods an Men“ der King’s-Landing-Handlungsstrang die komplette zweite Hälfte der Episode, und wie schon in besagter Episode funktioniert das auch dieses Mal hervorragend. Insgesamt ist Staffel 4, meiner Meinung nach, besser strukturiert alles Staffel 3, es gab bisher keine Episode, in der alle Handlungsstränge angeschnitten wurden, und dass Dank der Roten Hochzeit das Personal ein wenig reduziert wurde fällt ebenfalls positiv auf.
Nebenbei: Auf der Intro-Karte taucht zum ersten Mal Braavos samt Titan auf.

Braavos
braavos
Der Titan von Braavos

Die Vorschau dieser Episode hat es angedeutet, die Bestätigung folgt auf dem Fuß: Braavos, das „Bastard-Kind“ des alten Valyria, sehen wir zum ersten Mal nicht zusammen mit Arya, sondern mit Stannis und Davos, die von der Eisernen Bank Kredit wollen. Die Totale von Braavos, samt Titan, ist äußerst gelungen, allerdings gibt es ansonsten nur das Innere zweier Gebäude zu sehen. Natürlich verschlingt ein Handlungsort wie Braavos, besonders, wenn man ihn distinktiv gestalten möchte, mit Sicherheit eine Menge Geld, weshalb es zwar nicht weniger schade ist, dass man Stannis und Davos nicht am Hafen oder in den Straßen sieht, aber doch letztendlich nachvollziehbar. Vielleicht sehen wir ja in der nächsten Staffel mehr von diesem Schauplatz, wenn Arya sich als Muschelverkäuferin betätigt.
Es zeigt sich jedenfalls, dass die Banken der Welt von Eis und Feuer den Unseren gar nicht so unähnlich sind: Überall muss man warten. Das Empfangszimmer ist dabei sehr schön gestaltet: Die Bittsteller müssen auf niedrigen Bänken sitzen, während die Bankangestellten in üppigen, thronähnlichen Stühlen platznehmen.
Letztendlich handelt es sich bei diesem Abstecher auch wieder um eine Beschäftigungstherapie, um Figuren nicht einfach für den Großteil einer Staffel verschwinden zu lassen. Diese Beschäftigungsszenen sind aber um einiges bekömmlicher als Jons Snows Ausflug zu Crasters Keep, da sie immerhin auf Buchmaterial basieren, das vorgezogen wurde, und weil Mark Gatiss mitspielt. Tycho Nestoris ist Mycroft Holmes gar nicht so unähnlich, aber es macht einfach Spaß ihm dabei zuzusehen, wie er andere Leute mit freundlichem Lächeln auseinander nimmt. Dank Davos (der wahrscheinlich ein besserer König als Stannis wäre) klappt das Vorhaben aber dennoch, und der ehemalige Schmuggler sucht seinen alten Freund Salladhor Saan, der nun, Staffel 1 ausgenommen, in jeder Staffel in genau einer Episode auftauchte.
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Tycho Nestoris (Mark Gatiss)

Dreadford
Yara is back! Nachdem sie in der letzten Folge der dritten Staffel ankündigte, Theon retten zu wollen, kommt sie nun endlich bei der Dreadford an. Das mag lang erscheinen, wenn man allerdings bedenkt, dass sie ganze Westeros umsegeln musste, um von den Iron Islands zur anderen Seite zu gelangen, war sie wahrscheinlich nicht lange genug unterwegs. Zugegebenermaßen ist schwierig zu sagen, da nicht eindeutig ist, wie viel Zeit in der Serie vergangen ist.
Die Parallelemontage, die abwechselnd Yara bei ihrer Rede und eine Ramsay/Myranda-Sex-Szene zeigt, mutet irgendwie seltsam an, mir ist die symbolische Bedeutung (sofern eine vorhanden ist) nicht ganz klar? Wurde das so geschnitten um zu zeigen, dass Yara Ramsay ficken möchte, wenn auch auf völlig andere Weise als Myranda das tut?
Wie dem auch sei, ist ziemlich kurz gehalten und dient vor allem dazu, noch einmal zu zeigen, wie psychisch kaputt Theon ist. Letztendlich haben wir hier noch einmal Beschäftigungstherapie für einige Figuren, weshalb das Ganze auch ein wenig halbherzig wirkt: Für die Umstände, die Yara auf sich genommen hat, gibt sie dann doch erstaunlich schnell wieder auf. Und wo ist eigentlich Roose Bolton?
Hier stellt sich darüber hinaus die Frage, was das für die Iron Islands als Handlungsort bedeutet. In „A Storm of Swords“ ist Balon Greyjoy zu diesem Zeitpunkt bereits tot – in der Serie könnte das zwar ebenfalls der Fall sein, aber normalerweise zeigt die Serie solche Ereignisse, da sie ja nicht an die POV-Charaktere gebunden ist. In jedem Fall bin ich gespannt, ob wir in der nächsten Staffel Euron und Victarion Greyjoy zu Gesicht bekommen.
Der gelungenste Teil dieses Abschnitts der Folge ist in jedem Fall die Szene mit Theon und Ramsay. Was hier vorbereitet wird, stammt bereits aus „A Dance with Dragons“ und klingt vielversprechend. Hier wird noch einmal sehr schön die völlige kranke Beziehung zwischen Ramsay und Reek illustriert.

Meereen
Wie erwartet fließen bei Daenerys‘ Handlungsstrang nun bereits Inhalte aus „A Dance with Dragons“ ein: Die Drachen erweisen sich als immer schwerer zu kontrollieren, was zu Unfällen führt. Im Roman ist dies noch eindringlicher, da von den Drachen getötetes Vieh dort bereits an der Tagesordnung ist; stattdessen töten die Drachen ein Kind, und dessen Knochen werden vom Vater zu Daenerys gebracht.
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Daenerys (Emilia Clarke) auf ihrer Bank. Im Hintergrund: Ser Jorah (Iain Glenn) und Ser Barristan (Ian McElhinney)

Außerdem tritt Hizdahr zo Loraq (Joel Fry), der bereits in „Breaker of Chains“ kurz zu sehen war, zum ersten Mal vor Daenerys. Während er im Roman allerdings Daenerys darum bittet, die Grubenkämpfe, die sie verboten hat, wieder zu erlauben, ist sein Anliegen in der Serie persönlicher Natur: Er will die Erlaubnis, seinen gekreuzigten Vater würdevoll zu begraben und behauptet, dass dieser an der Kreuzigung der Sklaven unschuldig war. Dadurch wird Hizdahr sympathischer, und darüber hinaus bringt das Ganze Daenerys dazu, ihre Handlungen zu hinterfragen.

King’s Landing
Wir beginnen die zweite Hälfte der Episode mit einem höchst amüsanten Treffen des Kleinen Rates. Oberyn ist von dem ganzen ziemlich gelangweilt, während Lord Tywin Mace Tyrell, inzwischen Meister der Schiffe und somit praktisch der Flottenadmiral Tommens, ebenso behandelt, wie Lady Olenna es tut – herrlich. Wirklich interessant ist, dass der Kleine Rat ziemlich genau über Daenerys‘ Situation informiert ist – dies war bereits zu einem früheren Zeitpunkt festzustellen, als Lord Tywin Oberyn in den Kleinen Rat berief. In den Romanen gibt es in Westeros zu dieser Zeit allenfalls Gerüchte über eine Drachenkönigin im Osten, allerdings keine detaillierten Berichte. Hier zeichnet sich bereits ab, dass Jorahs Verbannung doch noch kommen könnte. In „A Storm of Swords“ ist es Ser Barristan, der Daenerys mitteilt, dass Jorah Informationen über sie an Varys verkauft hat, in der Serie weiß er das allerdings nicht. Nun schreibt Lord Tywin einen Brief, und das ist immer gefährlich…
Bevor Tyrions Prozess beginnt, treffen sich Oberyn und Varys vor dem Eisernen Thron, um ein wenig über Essos und Varys‘ Asexualität zu plaudern, wobei wir auch noch mehr über den Gesandten aus Dorne erfahren. Gerade in kleinen Szenen wie diesen zeigen sich die Stärken der Serie, die auch Szenen abseits der POV-Charaktere zeigen kann.
Die Verhandlung ist im Großen und Ganzen sehr vorlagengetreu umgesetzt, auch wenn es einige kleinere Abweichungen gibt, die allerdings keinesfalls stören. Während im Roman Tywins Bruder Kevan (seit Staffel 2 haben wir diesen in der Serie nicht mehr gesehen) Tyrion über den Ablauf des Prozesses informiert, ist es hier Jaime, der den Angeklagten „betreut“ und ihm vorschlägt, zu gestehen um anschließend zur Mauer geschickt zu werden. In „A Storm of Swords“ sagen darüber hinaus noch weitaus mehr Personen gegen Tyrion aus, etwa Taena Merryweather, die in „A Feast for Crows“ zu einer Vertrauten Cerseis wird.
Ganz ohne Zweifel gehört die Verhandlung zu den Höhepunkten der vierten Staffel, hier zeigt sich „Game of Thrones“ mal wieder von seiner besten Seite: Als hervorragend gespieltes, intensives Charakterdrama. Nachdem Peter Dinklage in dieser Staffel bisher eher zurückstecken musste, reißt er nun die Show wieder gnadenlos an sich: Hier stimmt jede Geste und jede Betonung. Dies gilt auch für sämtliche anderen Beteiligten, wenn auch nicht ganz im selben Ausmaß: Großmaester Pycelles zurückhaltende Genugtuung, Ser Merryns Häme, Cerseis kleine Gesten, die genau verraten, was sie denkt und Oberyns gespielte Langeweile – alles hervorragend. Die ganze Szene ist voller kleiner Nuancen, cleverer Rückbezüge und Andeutungen, wie etwa Varys‘ Ausspruch: „Sadly, my lord, I never forget a thing.“
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Tyrion (Peter Dinklage) vor Gericht

Die interessanteste Hinzufügung ist Jaimes Angebot, aus der Königsgarde auszutreten, wenn Tywin seinen Sohn nicht hinrichten lässt. Tywins Antwort lässt zumindest darauf schließen, dass er ohnehin vorhatte, Tyrion zur Mauer zu schicken, oder dass er Jaimes Angebot vielleicht sogar einkalkuliert hatte und der Prozess zu diesem Zweck überhaupt geführt wird. Was stattdessen fehlt ist Oberyns Angebot; im Roman bietet die Rote Viper Tyrion an, bei einem Gottesurteil als sein Champion gegen Gregor Clegane anzutreten, nachdem Bronn dies ablehnt. Während des Prozesses überlegt Tyrion, ob er lieber Obernys Angebot annehmen oder den Rat seines Onkels befolgen soll. Der Ausgang ist aber letztendlich derselbe, da Shaehs Aussage alles ändert. Sibel Kekilli reiht sich ebenfalls in die Riege der Schauspieler ein, die sich hier selbst übertreffen. Ihre Beschuldigung klingt wie auswendiggelernt, aber auch hier finden sich wieder kleine Nuancen, die darauf schließen lassen, dass Tyrions Zurückweisung in Folge 2 dieser Staffel mit für die Aussage verantwortlich ist, wahrscheinlich zusätzlich zu der Androhung von Gewalt. Nun stellt sich nur die Frage, wer dafür verantwortlich ist, dass Shae Cersei in die Hände gefallen ist. Bronn? Varys? Allzu viele andere Möglichkeiten gibt es nicht.
Die Episode endet mit Tyrions Monolog, der sich langsam zu einem meiner GoT-Lieblingsmomente mausert. Dinklage übertrifft sich hier noch einmal selbst und bringt jede seiner Zeilen mit tiefem, überzeugendem Hass hervor. Die gesamte Verachtung, die Tyrion während seines Lebens erfahren hat, bricht nun aus ihm heraus und ist praktisch greifbar. Die Intensität der Szene wird noch durch den gelungenen Einsatz von The Rains of Castamere gesteigert, das bedrohlich brodelnd Tyrions Worte unterlegt.

Fazit: Nach drei eher mittelmäßigen Episoden, in denen diverse Handlungsstränge nicht recht vorankamen, findet die Serie nun, dank der geradezu perfekten zweiten Hälfte dieser Episode, wieder zur Stärke des Staffelstarts zurück.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper
First of His Name

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: First of His Name

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Diese Woche bin ich aufgrund universitärer Umstände leider ein wenig später dran. Wir haben schon wieder die Staffelhalbzeit erreicht, weshalb es an der Zeit ist, ein Zwischenfazit zu ziehen. Die vierte Staffel begann extrem stark, hat mit den Folgen drei, vier und fünf dann allerdings ziemlich auch stark nachgelassen. Bislang gab es in jeder Staffel einige eher unspektakuläre Zwischenepisoden, auch wenn man sich bisher keinen so großen Fehltritt wie den in Episode 3 geleistet hat. Hoffentlich erreicht die Staffel gegen Ende wieder dieselbe Qualität, die die ersten beiden Folgen aufwiesen, das Potential ist zweifelsohne vorhanden.

King’s Landing
Die Episode beginnt mit der Krönung Tommens und veranlasst mich, gleich einem kleinen Detail unnötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Wer die Romane gelesen und gut aufgepasst hat, wird bemerken, dass in der Königstitulatur der Serie etwas fehlt. Bei Martin lautet diese (in diesem Fall): Tommen aus dem Haus Baratheon, der erste seines Namens, König der Andalen, der Rhoynar und der Ersten Menschen, Lord der Sieben Königslande und Protektor des Reiches. In der Titulatur der Serie fehlen die Rhoynar, bei denen es sich um den dritten in Westeros lebenden Menschenstamm handelt. Die Ersten Menschen waren, wie der Name schon sagt, die ersten Menschen, die von Essos nach Westeros kamen. Ihnen folgten später die Andalen, die große Teile des Kontinents eroberten; die Ersten Menschen findet man fast ausschließlich im Norden, während die Andalen fast alle anderen der Sieben Königreiche bevölkern, bis auf Dorne, das von den Rhoynar bevölkert wird, die noch später einwanderten.
Diese Entscheidung wurde bereits in der ersten Staffel getroffen, wohl vor allem aus zwei Gründen: Erstens wusste man noch nicht, ob Dorne überhaupt vorkommt (in Staffel 1 gibt es nur eine winzige Referenz) und zweitens wollte man den unbelesenen Zuschauer wohl nicht verwirren (was der Königstitel aber wahrscheinlich ohnehin tut). Trotzdem finde ich es schade, dass die Rhoynar ausgeklammert wurden, gerade wenn man bedenkt, welche Bedeutung ihnen in dieser Staffel (und vielleicht auch den kommenden, dazu später mehr) zuteil wird. Wie dem auch sei: „Long may he reign.“
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Tommen (Dean-Charles Chapman) wird vom Hohen Septon (Paul Bentley) gekrönt

Nachdem der King’s-Landing-Teil der letzten Episode vor allem Jaime im Fokus hatte, ist es dieses Mal Cersei, die im Mittelpunkt steht und mit mehreren anderen Figuren spricht. Den Anfang macht Margaery Tyrell, der gegenüber sich Cersei für ihre Verhältnisse geradezu jovial und ehrlich verhält. In den Romanen ist sie gegenüber Joffrey beispielsweise äußerst blauäugig, während sie hier zu erkennen scheint, wie ihr Sohn wirklich war.
Allgemein ist auffällig, dass Cersei in dieser Episode äußerst positiv gezeichnet wird, was in der Serie eine gewisse Tradition hat. Man fragt sich, welche Absicht Benioff und Weiss hier verfolgen. In „A Feast for Crows“ wird Cersei POV-Charakter, wodurch ihre Handlungen zwar teilweise nachvollziehbarer, sie selbst aber nicht sympathischer wird. Soll Serien-Cersei positiver wahrgenommen werden oder wollen Benioff und Weiss einen stärkeren Kontrast schaffen, indem sie bei Cerseis Charakterisierung eine ähnliche Änderung vornehmen wie bei der Roten Hochzeit: Schockwirkung statt Entwicklung?
Ansonsten wird hier „offiziell“ beschlossen, was ohnehin schon jedem klar war: Margaery wird Tommen heiraten.
Über die bevorstehende Hochzeit diskutieren im Anschluss Cersei und Tywin. Und wieder einmal wird auf die Eiseren Bank von Braavos verwiesen, was darauf schließen lässt, dass ihre Rolle in der Serie größer ausfällt als in den Romanen. Dort ist es Cersei, die sich letztendlich weigert, die Schulden der Krone zurückzuzahlen. In der Serie wird die Situation vereinfacht und verschlimmert: Die Goldminen der Lannister sind abgebaut und die Familie – nicht nur die Krone – hat massive Schulden bei der Eisernen Bank.
Da Tywin nicht den Prozess seines Sohnes mit ihr diskutieren möchte, wendet sich Cersei stattdessen an Oberyn Martell, der ebenfalls Richter beim Prozess ist. Dies wiederrum ist eine Hinzufügung, die ich außerordentlich genossen habe, da sie Oberyns andere Seite zeigt: Er ist auch liebender Vater, der seiner Tochter ein Gedicht schreibt. Nebenbei werden auch Oberyns Bastardtöchter, die Sandschlangen erwähnt (und zwar alle acht, wenn auch nur eine, Elia, beim Namen), was die Hoffnung weckt, dass sie in der Serie irgendwann vorkommen und wir Dorne zu Gesicht bekommen werden.
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Oberyn (Pedro Pascal) und Cersei (Lena Headey) unterhalten sich über ihre Kinder

Meereen
Jenseits der Meerenge steht Daenerys vor eine schwierigen Entscheidung: Da die Flotte von Meereen nun unter ihrer Kontrolle steht, wäre sie mit den Unberührten und ihrem Söldnerheer nun endlich in der Lage, in Richtung King’s Landing aufzubrechen, vor allem, da nach Joffreys Tod die Zustände in den Sieben Königslanden immer chaotischer werden. Aber Daenerys entscheidt sich stattdessen, erst einmal in Meereen Erfahrungen als Königin zu sammeln, besonders, da in Yunkai und Astapor wieder alte Gewohnheiten ausgebrochen sind (Bonuspunkte für die Erwähnung des Metzgerkönigs Cleon) – man hört fast schon das kollektive Aufstöhnen der Nichtbuchleser, die Dany und ihre Drachen endlich in Westeros sehen wollen.
Der Daenerys-Handlungsstrang von „A Storm of Swords“ endet etwa an dieser Stelle mit einer ähnlichen Szene in etwas anderem Umfeld (Jorah ist zu diesem Zeitpunkt bereits im Exil), da aber noch fünf Episoden dieser Staffel ausstehen, fragt man sich, wie viel Material aus „A Dance with Dragons“ noch übernommen wird, oder ob es stattdessen weitere Dehnungen gibt.

Eyrie
Littlefinger und Sansa treffen auf der Eyrie ein. Wie erwartet wurde der Abstecher zu den Fingers gestrichen, und es gibt noch einige andere Änderungen: Sansa wird nicht als Littlefingers uneheliche Tochter, sondern als seine Nicht ausgeben. Immerhin der Name Alayne bleibt, man fragt sich allerdings, weshalb die Änderung vorgenommen wurde. Hat Littlefinger überhaupt Geschwister? Die Bastardtochter wäre eindeutig die bessere Alibiidentität. Und die Haare hätte man Sansa auch färben können.
Mit der Darstellung der Eyrie, bzw. der Umgebung der Eyrie (die Festung selbst gefällt mir eigentlich recht gut) in der Serie war ich nie ganz zufrieden, sie sieht irgendwie zu zugänglich aus. Nebenbei, in Staffel 1 sah die Umgebung auch irgendwie anders aus, die Eyrie war höher und die Berge auf der linken Seite waren auch nicht da – oder liegt es am Blickwinkel?
Lysa Arryn dagegen hat sich kaum verändert, Robin ist ein wenig älter geworden, aber, anders als Bran, immerhin noch nicht im Stimmbruch. Hier gibt es auch weiterhin einige subtile und weniger subtile Änderungen gegenüber der Vorlage, und nicht alle sind ganz glücklich. Littlefinger war im Roman zwischen seinem Fortgehen aus King’s Landing und der Violetten Hochzeit nicht auf der Eyrie, während er in der Serie bereits Vorbereitungen getroffen und sich mit Robin Arryn angefreundet hat (bei Martin ist das Verhältnis zwischen beiden eher unterkühlt). Das ist nicht weiter tragisch. Allerdings erscheint es unpassend, dass Robin über Alaynes wahre Identität bescheid weiß – einem Kind so etwas zu sagen ist schon riskant, und bei diesem Kind gilt das doppelt.
Obwohl Kate Dickie, wie so viele andere Serienfiguren auch, um einiges attraktiver ist als ihr Buchgegenstück muss trotzdem noch einmal betont werden, dass sie in meinen Augen die ideale Lysa Arryn spielt: Hochnäsig, arrogant, aber gleichzeitig unsicher und massiven Stimmungsschwankungen unterworfen.
Im Anschluss wird nebenbei gleich das größte Mysterium der ersten Staffel aufgelöst: Wer hat Jon Arryn ermordet? Das Ganze geschieht ziemlich nebensächlich, während die Szene bei Martin um einiges dramatischer war. Auch hier stellt sich die Frage, wie es wohl weitergeht, da Marillion in der Serie in Staffel 1 seine Zunge verliert und scheinbar nicht anwesend ist.
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Lysa Arryn (Kate Dickie), ihr Sohn Robin (Lino Facioli), Littlefinger (Aidan Gillen) und Sansa (Sophie Turner) auf der Eyrie

Immerhin hat Sansa wie im Buch das Vergnügen, den Lustschreien ihrer Tante zu lauschen. Ein wenig später führen beide ein nettes Gespräch unter vier Augen, dass noch einmal Lysas labilen Geisteszustand illustriert. Die Aussicht, mit dem nächsten, geistig nicht ganz stabilen Kind verheiratet zu werden, gefällt Sansa ebenso wenig wie die Tatsache, dass Lysa zwar wankelmütiger, insgesamt aber auch nicht viel angenehmer ist als Cersei. Irgendwie wird es einfach nicht besser für das arme Mädchen.

Auf dem Weg zur Eyrie
War die letzte Arya/Sandor-Szene ziemlich überflüssig, geht es nun wieder aufwärts. In dieser Episode wird vor allem an Syrio erinnert: Das könnte bedeuten, dass Aryas Reise nach Braavos – immerhin Syrios Heimat – näher rückt. Möglicherweise bereitet die Serie allerdings auch etwas anderes vor, immerhin haben wir Syrio weder im Roman noch in der Serie sterben sehen. Es existiert sogar die Theorie, Syrio sei in Wahrheit Jaqen H’gar, der nach Aryas Flucht in die Schwarzen Zellen gebracht wurde, wo er das Gesicht wechselte. Während das theoretisch möglich ist, scheint das doch recht weit hergeholt, allerdings kann man nicht leugnen, dass noch etwas kommen könnte. In einer Welt, in der Blitzlords wieder auferstehen, kann man sich des Todes von jemandem, dem man nicht beim Sterben zugesehen hat, nicht sicher sein.

Auf dem Weg in die Flusslande
Pod und Brienne sind eindeutig das neue, grandiose Duo der Serie. Hier bewegen wir uns bereits auf Feast-for-Crows-Terrain (dort ist Pod nicht von Anfang an dabei, sondern folgt Brienne und schließt sich ihr „offiziell“ erst ein wenig später an). Die Probleme, die er mit seinem Pferd hat und der Blick, mit dem Brienne das Ganze quittiert, sind unbezahlbar. Immerhin wächst Briennes Respekt vor Pod ein wenig, nachdem sie etwas mehr über ihn erfährt, er darf ihr sogar bei ihrer Rüstung helfen.

Nördlich der Mauer
Erstaunlich, aber wahr: Diese kleine Angelegenheit mit Bran, Locke und Jon erledigt sich bereits in dieser Folge. Wie ich erwartet hatte, ist es reines Dehnmaterial, das weder den Plot, noch die Charaktere irgendwie weiterbringt, es entfernt lediglich Figuren, die ihren Zweck ohnehin erfüllt haben, nämlich Locke, Karl und Rast (obwohl ich zugegebenermaßen kein Problem damit gehabt hätte, wäre uns Noah Taylor noch ein wenig erhalten geblieben). Aber immerhin zieht sich das Ganze nicht über noch mehr Folgen. Es gibt noch eine kleinere, wenn auch recht brutale Actionszene, die wohl die bislang ziemlich dialoglastige vierte Staffel ein wenig auflockern soll, aber insgesamt wirkt das Ganze ziemlich unnötig. Immerhin, Crasters Frauen bekommen ein wenig Rache, Karl ein Schwert durch den Mund und der von Bran besessene Hodor darf Locke den Hals umdrehen. Am Ende kehrt alles wieder zum Anfang zurück: Bran, Hodor und die Reeds marschieren weiter nach Norden und Jon und Co. kehren zur Mauer zurück. Wenigstens ist Craster’s Keep als zukünftiger Handlungsort nun ausgeschlossen.

Fazit: Eine weitere, eher unspektakuläre Füller- bzw. Aufbau-Episode, die immerhin den ziemlich unnötigen Handlungsstrang um die Meuterer der Nachtwache beendet. Da in der nächsten Folge Tyrions Prozess beginnt, kommt hoffentlich wieder mehr Schwung und Substanz in die Staffel.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
The Lion and the Rose
Breaker of Chains
Oathkeeper

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3