GoT: The Lion and the Rose

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Es wird wieder geheiratet – und inzwischen weiß auch jeder, dass Hochzeiten in Westeros eine äußerst delikate Angelegenheiten sind.
Der Titel der Episode, „The Lion and the Rose“, bezieht sich selbstverständlich auf besagte Hochzeit, in der die Häuser Lannister und Tyrell ihr Bündnis endgültig besiegeln. Zudem spiegelt er den Titel der fünften Episode aus Staffel 1 wieder: „The Wolf and the Lion“. Möglicherweise lässt sich aus dieser Parallele bereits eine Andeutung herauslesen. In der Staffel-1-Episode wird der Löwe zuletzt genannt und geht aus der Konfrontation als Sieger hervor. In dieser Episode wird die Rose zuletzt genannt…
Wie bei jeder Staffel stammt auch dieses Mal wieder eine Episode – diese hier – aus der Feder von George R. R. Martin persönlich. Interessanterweise befand sich die Martin-Episode bisher immer in der zweiten Hälfte der Staffel; „The Pointy End“ war Episode 8 von Staffel 1, „Blackwater“ Episode 9 von Staffel 2 und „The Bear and the Maiden Fair“ Episode 7 von Staffel 3. Warum Martins Episode dieses Mal allerdings so früh kommt, ist nicht schwer zu verstehen. Während ich „The Bear and the Maiden Fair“, zumindest unter Anbetracht der Tatsache, dass sie vom Schöpfer der Welt von Eis und Feuer verfasst wurde, eher enttäuschend fand, bewegt sich „The Lion and the Rose“ qualitativ wieder in Richtung „Blackwater“ – nach wie vor meine Lieblingsepisode der gesamten Serie. Während die erste Hälfte von „The Lion and the Rose“ wie eine gewöhnliche GoT-Episode mit wechselnden Schauplätzen strukturiert ist, konzentriert sich die zweite Hälfte ausschließlich auf Joffreys Hochzeit und läuft in Echtzeit ab – eine gelungene Taktik, die vollständig aufgeht und an die Intensität von „Blackwater“ erinnert, wenn auch auf andere Weise.

Dreadford
Wie erwartet werden in dieser Episode einige Handlungsstränge ausgeklammert (Wildlinge, Nachtwache, Daenerys), während diejenigen, die in „Two Swords“ fehlten, dieses Mal zumindest angeschnitten werden. Wir beginnen an der Dreadford, wo Ramsay einem seiner Hobbys nachgeht: Der Jagd. Statt Wild jagt der Bastard von Bolton allerdings lieber junge Frauen. Das Bauernmädchen Tansy (Jazzy de Lisser) wird von seinen Hunden gehetzt, während Ramsay in Begleitung der Bogenschützin Myranda (Charlotte Hope; Myranda war auch eine der beiden Frauen, mit denen Ramsay Theon in der dritten Staffel quälte) den Tag im Wald genießt. Ebenfalls mit von der Partie ist Theon Greyjoy, nun besser bekannt als Reek und völlig gebrochen, der als humpelnder Jagdgehilfe herhalten muss.
Ramsays Vorliebe für die Jagd wird in den Romanen des Öfteren erwähnt, in „A Dance with Dragons“ erinnert sich Theon an eine versuchte Fluch mit einer seiner früheren Bettwärmerinnen, die ähnlich endet. Die Frauen, die Ramsay eine gute Jagd liefern, werden von ihm vergewaltigt, ermordet und anschließend gehäutet (und sie liefern die Namen für neue Hunde), während die anderen lebendig gehäutet werden. Ja, Ramsay Snow ist ein angenehmer, vollkommen ausgeglichener Mensch.
Obwohl einige dieser Details hier keine Verwendung finden (Tansy wird von den Hunden zerfleischt), dürfte dennoch inzwischen sehr eindeutig sein, was für ein Monster Ramsay Snow ist – in der Tat gehört er zu den wenigen Charakteren, denen man wirklich keinerlei Sympathie entgegen bringen und die man genüsslich hassen kann – möglicherweise wird er als Ersatz für einen gewissen anderen derartigen Charakter aufgebaut, für den in dieser Episode der Vorhand fällt.
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Ramsay (Iwan Rheon) und Myranda (Charlotte Hope)

Kurz nach der Jagd kommt Roose Bolton an der Dreadford an, wobei wir gleich seine Ehefrau, die fetteste Tochter von Lord Walder Frey kennen lernen. Ramsay verhält sich gegenüber Walda Bolton (Elizabeth Webster) geradezu beängstigend freundlich. Auch mit Locke versteht er sich blendend, was allerdings niemanden wundern dürfte – Brüder im Geiste.
Roose Bolton dagegen ist von den Aktionen seines Sohnes nicht unbedingt begeistert, da er der Meinung ist, dass Theon unverletzt wertvoller gewesen wäre, und er erinnert Ramsay daran, dass er kein Bolton, sondern ein Snow ist. Allerdings hat Theon noch Informationen, die für Roose, der nun von Tywin Lannister zum Wächter des Nordens ernannt wurde, sehr nützlich sind: Bran und Rickon Stark leben noch.
Wie ich gehofft hatte, bewegt sich dieser Handlungsstrang, der in Staffel 3 ziemlich auf der Stelle trat, nun endlich. Vor allem die Szene, in der Theon Ramsay rasiert, ist sehr gut gelungen, nicht zuletzt wegen des überzeugenden Spiels (bzw. Zusammenspiels) von Michael McElhatton, Alfie Allen und Iwan Rheon. Es ist eine absolute Machtdemonstration: Theon hat das Rasiermesser an Ramsays Kehle, während dieser ihm erzählt, dass Robb Stark tot ist. Und dennoch ist Theon psychisch derart verstümmelt, dass er nicht in der Lage ist, die Gelegenheit zu nutzen.
Anschließend wird noch der weitere Verlauf dieses Subplots angedeutet: Locke macht sich in Richtung Castle Black auf, um Bran und Rickon zu finden (in einem Trailer war er bereits an der Mauer zu sehen), und Ramsay und Theon sollen Moat Cailin zurückerobern.

Dragonstone
Wenn es auf Dragonstone nichts zu tun gibt, frönt Melisandre ihrem liebsten Hobby: Ungläubige verbrennen. Das schließt auch den Schwager des Königs nicht aus. Ansonsten gibt es recht wenig neues: Davos ist nicht begeistert, Selyse beweist, dass sie geistig nicht so ganz gesund ist und Stannis gibt sich stoisch.
Das völlig verkorkste Dinner, dass Melisandre, Stannis und Selyse daraufhin abhalten zeigt noch einmal mehr, wie dysfunktional diese Familie doch ist (nicht, dass das in Westeros etwas Besonderes wäre). Aber auch hier: Wenig neues. Immerhin gibt es ein nettes kleines Gespräch zwischen Shireen und Melisandre, in dem Erstere beweist, dass sie einen sehr wachen Verstand hat und religiösem Fanatismus kritisch gegenübersteht.
Ich hoffe, dass es hier bald vorangeht, denn dieser Handlungsstrang ist schon in der letzten Staffel kaum vorangekommen, und es gibt nicht mehr wirklich viel, was man auf Dragonstone machen oder zeigen könnte. Während die letzte Davos/Stannis/Melisandre-Szene der dritten Staffel ein Vorankommen versprach, tritt das Ganze hier nun wieder auf der Stelle. Wird Zeit, dass Stannis nach Norden aufbricht.

Nördlich der Mauer
Bran wargt mehr denn je und kehrt immer widerwilliger aus Summers Geist zurück – es braucht schon Hodor, um ihn wieder zurückzuholen. Eine ähnlich geartete Szene findet sich an „A Storm of Swords“ bereits gegen Anfang.
Wie schon Maisie Williams ist auch Isaac Hampstead-Wright unglaublich gewachsen. Nicht nur ist er größer geworden (das ließe sich gerade bei Bran noch recht gut verbergen, da er ja meistens liegt oder sitzt), auch sein Gesicht ist merklich länger und erwachsener geworden.
Ich bin wirklich gespannt, wie sich Brans Handlungsstrang weiterentwickelt, denn besonders viel Material gibt es nicht. Ich habe auch den Verdacht, dass Coldhand nicht mehr vorkommt und dass Bran, die Reeds und Hodor von selbst auf die Dreiäugige Krähe stoßen. Den ersten Schritt in diese Richtung macht Bran schon, indem er in einen Wehrholzbaum wargt und so eine Reihe kurzer Visionen hat. Unter anderem sieht er die dreiäugige Krähe, die durch die Grabgewölbe Winterfells fliegt, Lord Eddard bei Schärfen von Ice, Lord Eddard in den Verließen von King’s Landing, noch mehr Eindrücke vom Wehrholzbaum und der Krähe (inklusive des Befehls „Look for me beneath the tree, north!“), gefolgt von dem Wiedergängermädchen aus der ersten Folge der erste Staffel, einem untoten Pferd und dem Thronsaal des Red Keep aus Danys Vision im Haus der Unsterblichen. Die Vision endet mit einem kurzen Eindruck von Brans Fall, dem Spiegelbild eines Weißen Wanderers und dem Schatten eines Drachen, der über King’s Landing hinweggleitet – diese Einstellung ist bereits aus den Trailern bekannt.

King’s Landing
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Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) und Bronn (Jerome Flynn) trainieren

Wie erwartet folgt nun das Gespräch zwischen Jaime und Tyrion, wobei Tyrion der einzige ist, der sich offenbar freut, den Königsmörder wiederzusehen und ihm das Gefühl gibt, willkommen zu sein. An der goldenen Hand (die in der Serie, im Gegensatz zu den Romanen, nicht vollständig aus Gold ist) stört er sich nicht und ganz allgemein bemüht er sich auf seine einzigartige Weise, Jaime zu ermuntern, anstatt ihn niederzumachen: „To the proud Lannister children: The dwarf, the cripple and the mother of madness.“ Tyrion arrangiert sogar einen Sparringpartner für seinen Burder, damit dieser trainieren kann, das Schwert linkshändig zu führen. In den Romanen trainiert Jaime mit Ilyn Payne, da dieser seine Zunge verloren hat und auch nicht schreiben kann, weshalb es ihm unmöglich ist, auszuplaudern, dass der Königsmörder nicht mehr mit dem Schwert umgehen kann. In der Serie wurde er aus zwei Gründen durch Bronn ersetzt: In den Szenen mit Ilyn Payne geht es vor allem um Jaimes innere Prozesse, was sich in der Serie freilich nicht gut darstellen lässt, insofern ist es besser, wenn Jaime einen Gesprächspartner bekommt. Weitaus bedeutender ist allerdings, dass Wilko Johnson, der Schauspieler, der Ilyn Payne in Staffel 1 und 2 darstellte, leider an Krebs erkrankt ist und deshalb nicht mehr an der Serie mitwirken kann. Trotz dieses traurigen Umstandes ist die folgende Trainingsrunde zwischen Bronn und Jaime äußerst amüsant – es werden nicht nur die stählernen, sondern auch die verbalen Klingen gekreuzt.
Nach „A Storm of Sword“ verschwindet Bronn aus der Buchreihe, allerdings ist die Figur, nicht zuletzt wegen Jerome Flynns Darstellung, im Fandom äußerst beliebt. Ich danke, man darf durchaus darauf hoffen, dass Bronn auch weiterhin Ser Ilyns Stelle einnimmt oder doch zumindest nicht einfach verschwindet.
Vor dem Frühstück am Hochzeitstag trifft sich Tyrion noch einmal mit Varys, der ihn warnt, dass eine von Cerseis Zofen auf Shae aufmerksam geworden ist und sich nicht willig zeigt, weiterhin für Tyrion zu lügen. Beim Frühstück folgt dann auch die Bestätigung; Shae ist als Sansas Zofe anwesend, und Cersei und Tywin flüstern und werfen ihr immer wieder Blicke zu. Außerdem taucht zum ersten Mal Mace Tyrell (Roger Ashton-Griffiths), der Brautvater auf. Nacheinander werden Joffrey die diversen Hochzeitsgeschenke überreicht. Wie im Buch schenkt Tyrion Joffrey „The Lives of the Four Kings“, anders als im Buch reagiert Joffrey jedoch noch verhältnismäßig höflich, um den unbedarften Zuschauer auf eine falsche Fährte zu locken. Das hebt jedoch nicht lange, sobald Joffrey das Geschenk seines Großvaters, das zweite Schwert aus valyrischem Stahl (es ist schon ein wenig schade, dass weder Widow’s Wail noch Oathkeeper die spezielle rote Färbung aus Martins Beschreibung haben), bekommt, verfällt er in seinen berüchtigten Arschlochmodus, probiert es am Geschenk seines Onkels aus läuft im weiteren Verlauf dieser Episode zu absoluter Hochform auf.
Nach dem Frühstück zieht Tyrion nun die Konsequenz aus dem, was er von Varys erfahren hat, stößt Shae auf unschöne Weise von sich und lässt sie von Bronn zum Hafen bringen, damit ein Schiff sie nach Pentos bringt. Im Roman überlegt er stattdessen, sie mit einem niederen Ritter zu verheiraten, zu einem derartigen Zerwürfnis kommt es dort aber nicht. Man kann wohl davon ausgehen, dass das Schiff Shae nicht nach Pentos bringt und dass es Cersei/Tywin gelungen ist, es abzufangen oder dass Bronn jetzt auf jemand anderes Lohnliste steht.
Und nun folgt die eigentliche Hochzeitszeremonie in Baelors Septe, bei der es für mich eine sehr angenehme Überraschung gab, denn sie wird von einer neuen Variation des Baratheon-Themas, stilecht mit Frauenchor, untermalt. Ich hatte schon befürchtet, dass es diese Staffel keine neue Version dieses Themas gibt, aber zu Unrecht.
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Joffrey (Jack Gleeson) und Margaery (Natalie Dormer) geben sich das Ja-Wort. Im Hintergrund die Familie des Bräutigams (von links nach rechts): Jaime, Tommen (Dean-Charles Chapman), Cersei (Lena Headey) und Tywin (Charles Dance)

Bei der Zeremonie sieht man nun auch zum ersten Mal deutlich, dass Tommen (in Staffel 3 auffällig abwesend) nun nicht mehr von Callum Wharry, sondern dem sehr viel älteren Dean-Charles Chapman verkörpert wird, der bereits den von Rickard Karstark verkörperten Martyn Lannister spielte. Warum das so ist, will mir nicht ganz einleuchten, vielleicht war man der Meinung, dass Callum Wharry den Anforderungen, die die Rolle an ihn in dieser Staffel stellt, nicht gerecht wird. Und noch ein kleines Detail am Rande: Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Kamera immer wieder Lady Olenna in den Fokus. Darauf sollte man achten.
Nach der eigentlichen Zeremonie geht’s ans Eingemacht. Die Hochzeitsfeier findet in der Serie nicht abends und drinnen, sondern nachmittags und draußen statt. Bei Martin wird diese Szene ausschließlich aus Tyrions Blickwinkel geschildert. Für diese Episode nutzt Martin dagegen die Gelegenheit, das Ganze etwas vielseitiger zu gestalten und alle möglichen Figuren miteinander sprechen zu lassen.
Lord Tywin und Lady Olenna eröffnen den Reigen. Hierbei wird gleich deutlich gemacht, welche Rolle Mace Tyrell spielt: Er ist das öffentliche Gesicht der Tyrells, aber seine Mutter ist diejenige, die eigentlich den Laden schmeißt. Im Gespräch wird auch die Eiserne Bank von Braavos erwähnt, die in dieser Staffel noch eine Rolle spielen wird. Ihr Gesandter Tycho Nestoris, der sicher in absehbarer Zeit auftaucht, wird von Mark Gatiss (Mycroft Holmes in „Sherlock“) dargestellt.
Nach einem kurzen Intermezzo mit Bronn und Tyrion sucht Lady Olenna Sansa auf, und wie oben erwähnt lohnt es sich, die alte Dame im Blick zu behalten. Auch wenn Sansa hier eine Kette statt eines Haarnetzes trägt, ist der Effekt derselbe. Und wer gut aufpasst, wird bemerken, dass nach dem Gespräch, bei dem Olenna über Sansas Zöpfe streicht, einer der Steine nicht mehr an seinem Platz ist. Ihre Worte sind nicht minder aufschlussreich: „Killing a man at a wedding. Horrid. What sort of monster would do such a thing.“
Nun folgen viele kleine Begegnungen: Cersei und Margaery, die soeben verkündet hat, dass die Überreste des Festessens den Armen übergeben werden, ergehen sich in Zuneigungsbekundungen – ein wenig später ordnet Cersei an, dass die Überreste den Hunden vorgeworfen werden. Dies zeigt sehr schön, dass Cersei weiß, dass ihre Zeit an der Macht endet; Margaery ist jetzt Königin, was Cersei allerdings nicht davon abhält, noch eine unwichtige, hinterhältige und nutzlose Intrige einzufädeln, die lediglich ihr selbst ein gutes Gefühl gibt.
Während die Band The Bear and the Maiden Fair spielt, unterhalten sich derweil Jaime und Loras miteinander, die beide dem jeweils anderen zu verstehen geben, dass sie über dessen sexuelle Präferenzen bescheid wissen. Vielleicht kommen sie in einer späteren Folge zu einem Einverständnis und Ser Loras tritt so der Königsgarde bei.
Brienne ist, wie so ziemlich jede andere Figur, die sich gegenwärtig in King’s Landing aufhält, ebenfalls auf der Hochzeit. Obwohl ich zugeben muss, dass ich es immer noch merkwürdig finde, dass Brienne sich einfach so im Red Keep bewegt, ist die Unterhaltung zwischen ihr und Cersei doch ebenfalls sehr aufschlussreich. Brienne ist das, was Cersei gerne wäre: Eine Kriegerin, die sich nicht um die Beschränkungen schert, die die Gesellschaft ihrem Geschlecht auferlegt hat. Im Gegenzug ist Cersei allerdings auch in der Lage, die Jungfrau von Tarth zu durchschauen. Ich frage mich, ob das nur ein kurzes Zwischenspiel wird oder ob da noch mehr folgt.
Fast so amüsant wie der kleine Dialog zwischen Olenna und Tywin ist die folgende Begegnung von Oberyn Martell, Ellaria Sand, Lord Tywin und Cersei, die sich auf höflichste Weise gnadenlos angiften – das hat Potential.
Mit dem Auftritt der Zwerge, die den Krieg der fünf Könige nachstellen, nähert sich die Hochzeit ihrem Höhepunkt. Im Roman treten an dieser Stelle einfach nur Zwerge auf, die gegeneinander tjostierten, während sie auf Schweinen und Hunden reiten. Besagte Tiere fehlen hier, aber da die Zwerge als Joffrey, Renly, Robb, Stannis und Balon Greyjoy auftreten, wird das Ganze noch mehr auf die Spitze getrieben und richtet sich somit nicht nur an Tyrion, sondern sorgt auch dafür, dass sich viele andere Gäste unangenehm berührt fühlen, in erster Linie natürlich Sansa und Loras. Keiner der fünf Kleinwüchsigen scheint weiblich zu sein, was nebenbei die Frage aufwirft, ob Penny (in der deutschen Version heißt sie Heller), in „A Dance with Dragons“ eine nicht ganz unwichtige Figur, in der Serie auftaucht.
Im Folgenden treibt Joffrey die Demütigung seines Onkels immer weiter, der versucht, das ganze stoisch über sich ergehen zu lassen. Die Herabwürdigung zum Mundschenk macht ihn dann natürlich später auch zum Hauptverdächtigen.
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Joffrey stirbt in den Armen seiner Mutter

Der geneigte Buchleser weiß selbstverständlich, was nach dem Anschneiden des Hochzeitkuchens kommt: Der namensgebende Moment der „Violetten Hochzeit“. Im Gegensatz zur Roten Hochzeit stammt dieser Name von den Fans und bezieht sich zum einen auf die Juwelen von Sansas Haarnetz (die der Halskette sind allerdings hellblau) und zum anderen auf die Gesichtsfarbe des Bräutigams bei seinem Ableben.
Joffrey dürfte mit Abstand die meistgehasste Figur der Serie sein, allerdings haben sich Martin, Weiss und Benioff dazu entschieden, seinen Tod nicht als etwas Triumphales darzustellen; er soll keine Befriedigung für die Zuschauer werden. Die Todesszene ist äußerst unschön (hier im positiven Sinn) inszeniert. In diesem Zusammenhang muss noch einmal Jack Gleesons Darstellung hervorgehoben werden, der Joffrey in der Serie zu dem machte, was er ist und dabei wirklich eine beeindruckende Leistung ablieferte. Obwohl er die Figur spielt, die speziell darauf ausgelegt ist, gehasst zu werden, verkommt sein Joffrey niemals zu einer eindimensionalen Cartoonfigur, sondern bleibt immer authentisch. In seiner Sterbeszene holt Gleeson noch einmal alles heraus, die Intensität, mit der er den Todeskampf spielt, ist wirklich bewundernswert.

The Rains of Castamere

Es war schon einige Zeit lang bekannt, dass die Post-Rock-Band Sigur Rós in die Fußstapfen von The National und The Hold Steady treten und ein Lied aus Westeros interpretieren würden. Ich hatte erwartet, dass man, wegen der Ankunft Oberyn Martells, The Dornishman’s Wife wählen würde, was allerdings nicht eintraf. Stattdessen gibt es eine zweite Interpretation von The Rains of Castamere, die beim Abspann gespielt wird. Die Mitglieder von Sigur Rós haben auch einen kurzen Gastauftritt, sie spielen The Rains of Castamere auch auf der Hochzeit mit einer Bläserorgel, was Joffrey allerdings nicht besonders beeindruckt, weshalb er sie mit Münzen bewirft.
Diese Interpretation wird für den Abspann quasi restauriert und ist zweifelsohne interessant; sie klingt schon fast morbide. Besonders auffällig sind dabei der Einsatz der bereits erwähnten Bläserorgel, die ein beständiges, schwerfälliges, pfeifendes Geräusch erzeugt, das an ein beschwerliches Atmen erinnert, und so wohl auf Joffreys Todesart anspielt. Anders als in der Version von The National wird nicht der volle Text gesungen, stattdessen hört man ein hohes, klagendes Gestammel, das nach „One night I hold on you“ klingt (Cerseis Klage?), gefolgt von einigen Äußerungen des Wortes „Castamere“, bis es dann schließlich mit der Textzeile „In a coat of gold…“ wirklich anfängt (die ersten vier Zeilen fehlen).
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Sigur Rós spielen The Rains of Castamere auf Joffreys Hochzeit

Zwar sind sowohl die Version von The National als auch die Interpretation von Sigur Rós sehr langsam und düster, aber davon einmal abgesehen sagen sie sehr unterschiedliche Dinge aus. The Nationals Version ist eine Drohung an alle Feinde des Hauses Lannister. Matt Berninger, der Lead-Sänger von The National, klingt absolut selbstsicher, und wer würde sich schon mit jemandem mit einer derart tiefen Stimme anlegen wollen. Jónsi Birgissons Stimme dagegen klingt sehr viel höher und klagender, die Sigur-Rós-Version ist eher ein Abgesang, nicht nur auf Joffrey, sondern auch auf das Haus Lannister selbst – ihre Interpretation deutet bereits an, was uns am Ende der Staffel erwartet.

Fazit: „The Lion and the Rose“ sorgt zusammen mit „Two Swords“ für einen enorm gelungenen Staffelstart und legt die Messlatte für den Rest der Staffel verdammt hoch. Die Idee, die Hochzeitsfeier in Echtzeit ablaufen zu lassen ist vollständig aufgegangen, und Martin nutzt geschickt den Medienwechsel, um die Szene aus der Vorlage noch aufzuwerten. Während ich die Änderungen bei der Roten Hochzeit mitunter fast ein wenig störend fand, sind sie hier sogar willkommen.

Game of Thrones Staffel 4:
Two Swords
Breaker of Chains
Oathkeeper

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3