Das erweiterte Star-Wars-Universum ist ein sehr umstrittener Teil des Franchise. Viele Fans lehnen es komplett ab, andere genießen Teile davon, aber für sie gehört es „nicht wirklich“ dazu – die Filme sind der Kern. Mein eigenes Verhältnis ist ein wenig anders: Für mich waren die Filme nicht der Kern, sondern der Startpunkt. Das EU hat für mich praktisch von Anfang an dazugehört, das große Universum hinter den Filmen war einer der Aspekte, die den Reiz des Franchise für mich ausgemacht haben.
Nun, da Lucasfilm Disney gehört und neue Star-Wars-Filme kommen, ist zwar noch vieles unklar, aber eines ist eindeutig: Von großen Teilen des EU, möglicherweise vom gesamten, wird man sich verabschieden müssen. Die Gründung der Lucasfilm-Story-Group ist dabei in meinen Augen eine gute Entscheidung, um dafür zu sorgen, dass der neue Kanon einheitlich und in sich stimmig ist. Denn zugegeben: Im alten EU gab es einige Kontinuitätsprobleme, nicht zuletzt, aber auch nicht ausschließlich, durch „The Clone Wars“. Entgegen der landläufigen Meinung durfte allerdings auch nicht jeder Autor machen, was er wollte.
Ich will keinesfalls behaupten, dass alles Gold war, was das EU so über die Jahrzehnte ausgespuckt hat – es gibt durchaus einiges, bei dem ich absolut nicht traurig bin, wenn es aus dem Kanon verschwindet. Es gibt allerdings auch Werke, bei denen das extrem schade ist, Werke, die an die Qualität der Filme durchaus heranreichen – mindestens. Deswegen zähle ich hier, quasi als Abgesang, die in meinen Augen zwölf besten EU-Werke auf, grob nach Erscheinungsdatum sortiert.
Die Thrawn-Trilogie
Zugegeben, hierbei handelt es sich eher um eine „Nennung ehrenhalber“. Ich habe Timothy Zahns Thrawn-Trilogie erst verhältnismäßig spät gelesen und war zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich übersättigt mit Post-Endor-Geschichten um Luke, Han und Leia. Die Formel der Filme und der Thrawn-Trilogie war für mich seinerzeit schon ziemlich ausgereizt, wofür man aber natürlich keinesfalls Zahn verantwortlich machen kann. Ich habe einfach die falschen Bücher zuerst gelesen.
Aber nichtsdestotrotz ist die Thrawn-Trilogie ohne Zweifel eines der wichtigsten SW-Werke außerhalb der Filme; sie war zwar nicht das erste Werk des EU, leitete aber eine neue Phase ein und wurde Vorlage für viele andere Romane. Zahn schafft hier den Spagat zwischen klassischem SW-Handlungsaufbau und neuen Ideen, der nötig ist, um das ganze interessant zu machen – die Thrawn-Trilogie ist das Post-Endor-Werk, das den Geist der Filme am besten fortsetzt, ohne sich einerseits zu weit vom ursprünglichen Konzept wegzubewegen, und andererseits nur das bisher dagewesen zu wiederholen. Gerade in den Werken, die der Thrawn-Trilogie folgten, kam das Imperium (oder ein anderer Gegner) immer wieder zu einem neuen Pseudo-Todesstern, sodass die Superwaffen letztendlich unglaublich öde wurden.
Während die Handlung der Thrawn-Trilogie verhältnismäßig simpel ist – imperialer Großadmiral taucht auf und bedroht die noch junge Neue Republik, ist es vor allem die Umsetzung, die besticht. Die Dynamik der Film-Figuren passt und die neuen Charaktere sind durchweg interessant, seien es Talon Karrde, Mara Jade, Joruus C’baoth oder natürlich Großadmiral Thrawn selbst, ohne Zweifel einer der besten EU-Schurken.
Dir Thrawn-Trilogie ist ein klassisches SW-Abenteuer, nicht ohne Schwächen, aber auch mit vielen Stärken – ich wünsche mir nur, ich würde sie noch mehr wertschätzen. Aufgrund ihrer Bedeutung für das EU darf sie in so einer Liste allerdings einfach nicht fehlen.
Tales of the Jedi
Während die Thrawn-Trilogie sowohl inhaltlich als auch geistig die Trilogie einfach fortsetzte und es dem geneigten Leser ziemlich leicht machte, in die weit, weit entfernte Galaxis zurückzukehren, sind die „Tales of the Jedi“ praktisch das genaue Gegenteil. Wer zum ersten Mal einen Blick in diese von Tom Veitch und Kevin J. Anderson verfassten Comics wirft, wird Schwierigkeiten haben, das Ganze als Teil des Star-Wars-Universums zu identifizieren. Im Gegensatz zu „The Old Republic“, wo alles, trotz einem Zeitunterschied von über 3000 Jahren, fast gleich aussieht wie in den Filmen, wählten Veitch und Anderson ein sehr archaisch anmutendes Ambiente. Zwar gibt es auch weiterhin Blaster, Lichterschwerter und Raumschiffe, aber trotzdem scheinen die Zeichnungen besser zu einem Fantasy-Comic zu passen.
Auch inhaltlich gibt es einige Unterschiede: Die „Tales of the Jedi“ besitzen eindeutig nicht den Charme, den Humor und die liebenswerten Charaktere der Filme, aber diese wären bei einem derartigen Vorhaben auch ein wenig Fehl am Platz, denn die hier erzählten Geschichten sind praktisch die Heldensagen der Alten Republik. Trotz dieser bestimmten Art des Erzählens und des etwas eigentümlichen Stils werden sehr spannende und interessante Geschichten erzählt, deren Charaktere zwar ein wenig ikonisch wirken (eben so, wie man sie in späteren Jahren des SW-Universums sieht), aber dennoch sehr glaubhaft sind. Die diversen Miniserien wurden hierzulande alle von Panini im Rahmen der SW-Sonderband- bzw. SW-Essentials-Reihe (neu) aufgelegt, und nach diesen werde ich mich richten: Der erste, „Das Geheimnis der Jedi-Ritter“, führt in die neue Epoche ein und stellt die beiden zentralen Charaktere vor: Die jungen Jedi-Ritter Ulic Quel-Droma und Nomi Sunrider. Im Vergleich zu den beiden folgenden Bänden sind die Konflikte noch relativ klein, die Bedrohung besteht in erster Linie aus dem Geist des Sith-Lords Freedon Nadd. In „Die Lords der Sith“ und „Der Sith-Krieg“ geht es schließlich richtig zur Sache, Nadds Schüler Exar Kun, der neue Dunkle Lord der Sith, droht, die Galaxis in Dunkelheit zu hüllen, und die Jedi müssen vieles opfern, um das zu verhindern. Von den verbleibenden drei Bänden sind zwei, „Das goldene Zeitalter der Sith“ und „Der Untergang der Sith“ Prequels, die ebenfalls von einem gigantischen galaxisweiten Konflikt, dem Großen Hyperraumkrieg, erzählen, während der dritte, „Redemtpion“, ein erstaunlich intimer Epilog zu „Der Sith-Krieg“ ist, der sich weniger mit dem Kampf Gut gegen Böse, sondern der Schuld der Überlebenden und dem Neuaufbau nach dem Krieg auseinandersetzt.
Somit sind die „Tales of the Jedi“ sicher nicht nach jedermanns Geschmack, aber sie sind dennoch äußerst wichtig und auch einzigartig. Denn obwohl spätere Werke ebenfalls Geschichten aus diesen Zeiten erzählten, waren diese doch viel stärker an das Aussehen der Filme angepasst; somit sind die „Tales“ mit ihrem archaischen Ambiente ziemlich einzigartig. Oh, und sie haben einen meiner absoluten Lieblings-Sith-Lords hervorgebracht: Exar Kun. Dieser tauchte zwar erstmals in Andersons Jedi-Akademie-Trilogie auf, aber wirklich definiert wurde er erst in den „Tales“.
Crimson Empire
Diese sechsteilige Miniserie, geschrieben von Randy Stradley und gezeichnet von Paul Gulacy, gehört mit zu den ersten Star-Wars-Comics, die ich gelesen habe. Es handelt sich um eine Post-Endor-Geschichte, allerdings eine, die weit von den Standards dieser Ära entfernt ist; in ihr treten in erster Linie neue, für diese Serie geschaffene Figuren auf, lediglich in Rückblicken haben Palpatine, Vader und Luke kurze Auftritte.
Statt sich mit der nächsten Auseinandersetzung der Helden der OT zu beschäftigen, liegt der Fokus in „Crimson Empire“ auf Kir Kanos, dem letzten Überlebenden der Imperialen Ehrengarde des Imperators. Dieser wird gezwungen, mit den Truppen der Neuen Republik zusammenzuarbeiten, da der gegenwärtige Anführer des Imperiums, Carnor Jax, selbst ein ehemaliger Gardist, indirekt für den Tod des Imperators (bzw. für den Tod des letzten Palpatine-Klons) verantwortlich ist.
Gerade Kir Kanos ist ein wirklich toller Protagonist, der, anders als viele andere Star-Wars-Figuren, weder eindeutig gut noch böse ist. Eigentlich ist er ein guter, treuer Mann, doch wird er vom Rachedurst getrieben. Die Handlungs ist geradlinig, actionreich und stetig spannend. Nur schade, dass die beiden Fortsetzungen nicht mehr an den ersten Teil heranreichen.
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Verräter
Ich bin nicht unbedingt ein Fan der Romanreihe „Das Erbe der Jedi-Ritter“. Während ich die Idee der außergalaktischen Invasoren und die Konzeption der Yuuzhan Vong durchaus gelungen finde, zieht sich das Ganze unheimlich in die Länge – ich muss zugeben, dass ich nur einige der neunzehn Bände gelesen habe – „Verräter“ ist von diesen nicht nur mit Abstand der Beste, sondern auch eines der besten Post-Endor-Werke. Nicht nur ist er Matthew Stovers erster Star-Wars-Roman, „Verräter“ ist auch der erste Star-Wars-Roman, in welchem keine der Figuren aus den Filmen vorkommt. Gemessen an der Anzahl an Charakteren hat die Geschichte schon fast etwas Kammerspiel-artiges: Im Zentrum stehen Jacen Solo, der von den Yuuzhan Vong gefangen genommen wurde, Vong-Executor Nom Anor und die ehemalige Jedi Vergere. Das Ganze ist lose an Dante Alighieris „Göttliche Komödie“ angelehnt, mit Jacen als Dante und Vergere als Vergil, die ihn durch die Unterwelt führt und ihm ein neues Verständnis der Macht und auch der Vong offenbart. „Verräter“ ist ein sehr philosophischer Roman, in dem an Handlung oder Action nicht besonders viel passiert und der sich stattdessen stark auf die metaphysischen Aspekte der Star-Wars-Saga konzentriert. Somit ist „Verräter“ sicher nicht jedermanns Sache, und wer nur kurzweilige Abenteuer sucht, wird damit wahrscheinlich auch nicht glücklich werden.
Das Gute an Stovers‘ Roman ist, dass man die anderen Erbe-der-Jedi-Ritter-Bücher zum Verständnis nicht gelesen haben muss, eine grobe Inhaltsangabe reicht völlig.
Leider wurde im Nachhinein noch einiges bezüglich „Verräter“ verpfuscht, da George Lucas zu Protokoll gab, dass letztendlich die Sichtweise der Jedi auf die Macht die korrekte sei (womit ich nicht wirklich glücklich bin), weshalb Vergere rückwirkend zur Sith uminterpretiert wurde. „Verräter“ funktioniert am besten, wenn man sämtliche Romane nach „Das Erbe der Jedi-Ritter“ ignoriert.
Republic
1991 begann der Dark-Horse-Verlag damit, Star-Wars-Comics zu publizieren. Dies geschah zumeist in Form von Miniserien. Als jedoch acht Jahre später Episode I kam, startete Dark Horse eine fortlaufende Serie mit dem schlichten Titel „Star Wars“, die allerdings ausschließlich Geschichten aus der Prequel-Ära enthielt und aus diesem Grund später in „Star Wars: Republic“ umbenannt wurde. Die Republic-Serie ist, zusammen mit einigen anderen Einträgen in dieser Aufzählung, zumindest dafür mitverantwortlich, dass ich die Prequels, trotz ihrer Schwächen, verhältnismäßig gern habe, da sie es schaffen, deren Ponential voll auszureizen. Natürlich sind nicht alle der vielen verschiedenen Story-Arcs gleich gut, aber im Schnitt ist die Qualität hervorragend. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sich für die Republic-Serie ein Dream-Team zusammen fand: Autor John Ostrander und Zeichnerin Jan Duursema, die zusammen einige der absoluten besten Star-Wars-Comics überhaupt verfassen sollten und darüber hinaus auch einen der interessantesten und vielschichtigsten Charaktere der Prequel-Ära erschufen: Den Jedi-Ritter Quinlan Vos.
Die Republic-Serie steigerte ihre Qualität nach dem etwas mauen Start stetig und erreichte nach dem Kinostart von Episode II ihren Höhepunkt: Dort wurden ausgiebig und grandios die Klonkriege geschildert, wodurch einige der düstersten und vielschichtigsten Star-Wars-Geschichten überhaupt entstanden. Im Zuge von „Star Wars: The Clone Wars“ wurden diese Comics in neun Bänden noch einmal neu aufgelegt, und ich kann sie jedem Star-Wars-Fan nur wärmstens empfehlen.
Nach Episode III wurde die Serie mit „Star Wars: Dark Times“ fortgesetzt; diese kam zwar nicht mehr ganz an die Qualität von „Republic“ heran, erzählte allerdings immer noch ziemlich qualitativ hochwertige Geschichten, insbesondere der erste Story-Arc mit dem Titel „Der Weg ins Nichts“, verfasst von Crimson-Empire-Autor Randy Stradley ist sehr lohnenswert.
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Shatterpoint
Matthew Stovers zweiter Star-Wars-Roman übertrifft den ersten noch. Im Grunde hat er dieselben Grundzutaten: Interessante, vielschichtige Charaktere, viel Philosophie und eine neue Sichtweise auf die Macht. Dem fügt Stover dieses Mal allerdings auch noch grandiose Action hinzu. Der Roman handelt von Mace Windu (der in meinen Augen durch diesen Roman erst interessant wurde), der auf dem Planeten Haruun Kal nach seinem verschollenen Padawan sucht und dabei in große Gefahr gerät. Wie auch „Verräter“ basiert „Shatterpoint“ lose auf einem großen Werk der Weltliteratur, in diesem Fall Joseph Conrads „Heart of Darkness“ (und Francis Ford Coppolas Adaption „Apocalpyse Now“). Wie auch in den oben beschriebenen Klonkriegscomics findet sich in „Shatterpoint“ eine für Star-Wars-Verhältnisse außergewöhnlich realistische Kriegsdarstellung, die für mich die Klonkriege prägte und die mit einer der Gründe für meine Abneigung gegen „The Clone Wars“ ist.
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Die Dark-Lord-Trilogie
Und noch mehr Klonkriege. Die Dark-Lord-Trilogie umfasst die Romane „Labyrinth des Bösen“ (James Luceno), „Die Rache der Sith“ (Mathew Stover) und „Dunkler Lord: Der Aufstieg des Darth Vader“ (nochmal James Luceno). Die beiden Luceno-Werke fungieren als Pro- und Epilog zu „Die Rache der Sith“, während Stovers dritter SW-Roman natürlich die Adaption des Drehbuchs von George Lucas ist. Zusammen schildern sie die den Werdegang Darth Vaders weitaus besser, glaubwürdiger und nachvollziehbarer, als Episode III allein dies tut.
„Labyrinth des Bösen“ bereitet die Ereignisse der dritten Star-Wars-Episode vor, zeichnet ein gelungenes Bild der Republik in ihren letzten Tagen und schafft es trotzdem, einer der unterhaltsamsten klassischen Star-Wars-Abenteuer-Romane zu sein. In „Die Rache der Sith“ beschränkt sich Matthew Stover nicht nur darauf, das Drehbuch in Romanform nachzuerzählen, er wählt spezielle Blickwinkel und verändert den Fokus. Die Schlacht um Kashyyyk etwa findet kaum Beachtung, stattdessen konzentriert sich Stover vor allem auf das Innere der Figuren. Und mit „Dunkle Lord“ gibt es schließlich noch einen gelungen Epilog, der zwar nicht ganz an die anderen beiden Teile heranreicht, aber nichts desto trotz ebenfalls überzeugt, vor allem in den Passagen, die aus Vaders Perspektive geschrieben sind.
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Knights of the Old Republic
Schlechte Spiele mit Filmlizenz gibt es viele, allerdings gehört Star Wars zu den Franchises, die diesbezüglich einiges an qualitativ überzeugendem Material zu bieten haben. „The Force Unleashed“, die Jedi-Knight-Reihe oder die alten X-Wing-vs.-Tie-Fighter-Spiele sind alle zumindest unterhaltsam oder haben sogar Klassikerstatus. Die beste Story haben allerdings eindeutig die beiden Knights-of-the-Old-Republic-Spiele; dieser Eintrag bezieht sich allerdings nicht nur auf sie, sondern auch auf die gleichnamige, von John Jackson Miller geschriebene Comicserie.
Obwohl sich die KotOR-Spiele des Settings von „Tales of the Jedi“ bedienen und nur einige Jahrzehnte nach diesen spielen, wurde ihre Optik stärker an die der Filme angeglichen, wohl auch, um den typischen Filmschauer stärker anzusprechen. Das ist aus Kontinuitätsgründen zwar schade, ändert aber nichts daran, dass beide Spiele eine gute, spannende und interessante Story haben. Vor allem KotOR bietet ein rundes Spielerlebnis, praktisch „klassisches“ Star Wars mit neuen Figuren und einem guten Twist. Leider kann zumindest „Knights of the Old Republic II: The Sith Lords“ sein volles Potential nicht ausnutzen, da es unvollendet auf den Markt geworfen wurde, dafür wagt es sich allerdings auch in eine andere Richtung und ist, im Guten wie im Schlechten, stärker etwas Eigenes.
Noch gelungener als die beiden Spiele finde ich allerdings John Jackson Millers Comicserie, die einige Jahre vor dem ersten KotOR und dem darin geschilderten Jedi-Bürgerkrieg spielt. In den Mandalorianischen Kriegen wird der ungeschickte Padawan Zayne Carrick zu Unrecht beschuldigt, seine Mit-Padawane ermordet zu haben, und nun muss er sich durch eine feindliche, vom Krieg gebeutelte Galaxis kämpfen, verfolgt von seinem eigenen Meister. Millers KotOR-Comics bestechen vor allem durch interessante, schräge Charaktere und exotische Einfälle. Leider lässt die Serie nach dem Ende des Haupthandlungsstrangs nach, und der Epilog „Krieg“ ist ziemlich mittelmäßig, allerdings gehört „Knights of the Old Republic“ dennoch ohne Frage zu den gelungensten Star-Wars-Comicserien, ebenso wie die beiden KotOR-Teile zu den besten Star-Wars-Spielen gehören.
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Legacy
Nach dem Ende von „Republic“ wandten sich John Ostrander und Jan Duursema einem neuen Projekt zu: „Star Wars Legacy“ schildert die Zukunft der weit, weit entfernten Galaxis: 130 Jahre nach der Schlacht um Endor sind die Sith unter der Führung des Dunklen Lords Darth Krayt zurückgekehrt und haben die Herrschaft über das Imperium übernommen. Blöd nur, dass Cade, Luke Skywalkers Erbe, absolut keine Lust darauf hat, Held oder Symbolfigur einer Widerstandsgruppierung zu sein,
Zugegebenermaßen ist die Legacy-Comicserie im Fandom ziemlich umstritten, da ihr von vielen Vorgeworfen wird, sie würde nur den alten Status Quo wieder herstellen: Die Sith herrschen über die Galaxis und die Guten sind wieder Rebellen. Diese Vorwürfe haben durchaus Hand und Fuß, allerdings setzen Ostrander und Duursema diese Grundprämisse in meinen Augen äußerst gelungen um: Star Wars ist hier so dreckig und düster wie selten, es wimmelt nur so vor grauen, ziemlich vielschichtigen Charakteren und mit Darth Krayt wird der Riege der EU-Sith-Lords ein weiteres, toll gestaltetes Mitglied hinzugefügt. Freilich ist diese Umsetzung ein weiterer Grund, weshalb „Legacy“ bei vielen unbeliebt ist, aber mir gefällt das Ambiente dieses Settings extrem gut.
Zugegebenermaßen hat auch „Legacy“ in den späteren Ausgaben einiges an Qualität eingebüßt, die sechsteilige Miniserie, die als Finale fungiert, ist sogar ein wenig enttäuschend, was aber auch damit zusammenhängen dürfte, dass Ostrander und Duursema alle ihre Handlungsstränge auf relativ begrenztem Raum auflösen mussten. Dennoch, für Fans eines düsteren Star Wars sehr empfehlenswert.
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Die Darth-Bane-Trilogie
Vor 2006 gab es nur zwei Romane, deren Titelhelden Sith-Lords waren: Der bereits erwähnte „Dunkler Lord: Der Aufstieg des Darth Vader“ und „Darth Maul: Schattenjäger“. In beiden Büchern waren die jeweiligen Dunklen Lords weniger DER Protagonist als EIN Protagonist, da man wohl der Meinung war, ein Schurke allein könnte keinen ganzen Roman tragen. Bei „Darth Bane: Schöpfer der Dunkelheit“ verhält sich dies anders, denn Darth Bane ist ohne Frage DER Protagonist. Es gibt zwar noch ein paar andere Point-of-View-Charaktere, aber deren Passagen sind kurz und wenig. Der erste Darth-Bane-Roman ist ein vollauf gelungener Schurkenroman, der den Weg seines Protagonisten glaubhaft aufzeichnet. Autor Drew Karpyshyn, der auch einer der Autoren des ersten KotOR-Spiels war, schafft es, Bane (zu Beginn noch unter dem Namen Dessel) als sympathischen Charakter einzuführen, auf dessen Seite man als Leser steht, und ihn dann immer böser werden zu lassen, sodass sich der Leser (zumindest der Leser, der nicht wie ich sowieso für die Bösen ist) irgendwann fragt, ob er sich über Banes Erfolge überhaupt freuen sollte.
Die beiden folgenden Bände der Trilogie, „Die Regel der Zwei“ und „Dynastie des Bösen“ sind zwar ebenfalls gelungen, kommen aber an den ersten Band nicht heran. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Bane in diesen Romanen wieder nur EIN Protagonist ist. Dennoch sind die Bane-Roman für Fans der Dunklen Seite der Macht unverzichtbar, allein schon, weil sie viel Wissen über und Einblick in die Sith enthalten.
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Luke Skywalker und die Schatten von Mindor
Matthew Stovers bis dato (aber hoffentlich nicht endgültig) letzter Star-Wars-Roman spielt direkt nach der Schlacht um Endor, basiert auf einer kurzen Eintragung über die Schlacht von Mindor in einem Sekundärwerk und erzählt, wie wie die altbekannten Helden Luke, Han, Leia, Lando und die Renegatenstaffel es mit dem imperialen Kriegsherren Shadowspawn zu tun bekommen. Im Vergleich zu Stovers anderen Star-Wars-Romanen ist „Luke Skywalker und die Schatten von Mindor“ leichtherziger und ironischer (obwohl natürlich eine gewisse Düsternis ebenfalls nicht fehlt). Allerdings gilt auch hier: „Luke Skywalker und die Schatten von Mindor“ ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache. Durch die Holothriller, das SW-Pendant zu Filmen, die im Roman eine wichtige Rolle spielen, bekommt Stovers Werk einen sehr metafiktionalen Anstrich, der gekonnt mit Star Wars als Filmsaga sowie den Vorlagen (etwa den alten Flash-Gordon-Serials) spielt. Dies zeigt sich an der bewusst blumigen Sprache – der Epilog deutet gar an, dass „Luke Skywalker und die Schatten Mindor“ Fiktion innerhalb der Fiktion ist.
Ansonsten gibt es alles, was man von einem Stover-Roman erwarten kann: Viele interne Prozesse, viel Philosophie und einiges an Action. Zugegebenermaßen ist „Die Schatten von Mindor“ Stovers schwächster SW-Roman, aber keinesfalls ein schwacher.
Darth Plagueis
Last but not least: James Lucenos Meisterwerk. Mit „Labyrinth des Bösen“, „Dunkler Lord: Der Aufstieg des Darth Vader“ und „Schleier der Täuschung“ hat Luceno bereits einige gute, in der Prequel-Ära spielende SW-Romane geschrieben, aber mit „Darth Plagueis“ hat er sich in meinen Augen selbst übertroffen und einen Sith-Roman geschrieben, der selbst Drew Karpyshyns „Darth Bane: Schöpfer der Dunkelheit“ übertrifft. Nicht nur erzählt „Darth Plagueis“ die Geschichte besagten Sith-Lords (und nebenbei auch gleich die seines Schülers Darth Sidious), sondern ordnet nebenbei auch gleich sämtliche EU-Werke, die vor Episode I spielen, in den Masterplan der Sith ein. Allein schon die Recherchearbeit Lucenos ist beeindruckend, allerdings hat er nicht einfach nur „Fakten“ aneinander gereiht, er hat das Ganze zu einem vollauf überzeugenden Ganzen vermengt. „Darth Plagueis“ ist dabei vieles – Schurkenroman (das ganze wird fast ausschließlich aus der Perspektive der Sith-Lords Plagueis, Sidious und Maul erzählt), Politthriller – aber eines ist er eindeutig nicht: Ein gewöhnlicher Star-Wars-Roman. Wie viele andere Werke auf dieser Liste sticht „Darth Plagueis“ angenehm aus der Masse der EU-Werke hervor. Letztendlich ist „Darth Plagueis“ ist der Beispiele, was man aus Star Wars alles herausholen kann – und ich hoffe inständig, dass die neuen Star-Wars-Filme und das „neue“ Erweiterte Universum sich qualitativ an „Darth Plagueis“ und den anderen hier aufgezählten Werken orientieren.
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