Der Herr der Ringe: Die zwei Türme – Live in Concert

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Es gibt Dinge, die lässt man sich als Fan von Howard Shores Mittelerde-Musik nicht entgehen, und die Aufführung von „Die zwei Türme“ mit live gespielter Filmmusik, die am 1. März in der Stuttgarter Liederhalle stattfand, gehört eindeutig dazu.
Wie schon bei „Die Gefährten“ war die Erfahrung, Shores grandiose, vielschichtige Musik live zu hören, einfach grandios. Insgesamt würde ich „Die zwei Türme“ sogar noch ein wenig besser bewerten, was vor allem daran lag, dass es dieses Mal keine Störungen wie angehendes Licht während der Vorstellung gab. Auch technisch haben die Verantwortlichen wohl noch ein wenig dazugelernt; war während der Vorstellung des ersten Teils der Dialog oftmals zu leise (nicht wirklich tragisch, man kommt ja ohnehin wegen der Musik), war das Verhältnis dieses Mal wirklich optimal.
Wie schon beim letzten Mal war es auch hier wieder hochinteressant, die mir inzwischen doch sehr vertraute Musik von einem anderen Ensemble gespielt zu hören – in diesem Fall vom The Sound of Hollywood Symphony Orchestra & Chorus unter der Leitung von David Reitz. Dabei fallen immer wieder Nuancen und Details auf, die man bei den Filmaufnahmen nicht mitbekommt, und es gibt immer wieder die eine oder andere aleatorische Passage, die dann natürlich auch anders interpretiert wird. Insgesamt ist mir mal wieder aufgefallen, dass die Musik zu „Die zwei Türme“ doch düsterer und schwerer ist als die zu „Die Gefährten“, oder doch zumindest über mehr dissonante und finstere Passagen verfügt, was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass das Auenland-Thema spärlicher eingesetzt wird. Der eigentliche Star des Abends war ohnehin das Rohan-Thema, das ein weiteres Mal beweisen hat, dass es mit und ohne Hardangerfiedel einfach eine grandiose, mitreißende Komposition ist.
Zwei kleine Kritikpunkte gibt es allerdings doch: Da wäre zum einen die Moriamusik zu beginn, bei der der Chor abermals nicht tief genug war – was allerdings auch sehr schwer zu bewerkstelligen ist. Bei den Filmaufnahmen wurden extra zehn massige Rugby-Spieler verpflichtet, die spezifisch für die tiefen Passagen eingesetzt wurden. Der andere betrifft die Dominanz der Belchbläser, vor allem während der Helms-Klamm-Szenen, wo man zwar sehen konnte, dass die Streicher auch gespielt haben, es aber absolut nicht zu hören war. Aber auch hier: Das ist ein Problem, dass bei den Filmaufnahmen durch die Abmischung gelöst werden kann, bei einer Live-Performance aber nicht.
Ansonsten: Einfach grandios, Orchester und Chor waren in Topform. Besonderes Lob verdienen die Sopranistin Clara Sanabras, die souverän alle Gesangspassagen gemeistert hat, lediglich bei Gollum’s Song hat man Emiliana Torrinis spezielle Stimmfärbung ein wenig vermisst, und der Knabensopran, dessen Namen ich leider nicht herausgefunden habe. Der Einsatz der Rückforderung-der-Natur-Themas war genau so Gänsehaut-erzeugend, wie ich mir das im Vorfeld vorgestellt hatte.
Fazit: Auch beim zweiten Mal ist Shores Musik live gespielt wieder genial. Der einzige Nachteil: Bis zu „Die Rückkehr des Königs“ dauert es wieder ein ganzes Jahr.

Siehe auch:
Der Herr der Ringe: Die Gefährten – Live in Concert
The Music of the Lord of the Rings Films
Stück der Woche: For Frodo
Rückforderung der Natur