Story: Bilbo (Martin Freeman), Gandalf (Ian McKellen), Thorin (Richard Armitage) und der Rest der Kompanie sind nach wie vor auf dem Weg zum Erebor, und nach wie vor jagt sie der Ork Azog (Manu Bennett). Ihr Weg führt die Kompanie nun, nachdem sie das Nebelgebirge überquert haben, immer weiter nach Osten, wo sie zuerst dem Pelzwechsler Beorn (Mikael Persbrandt) begegnen und sich später mit Riesenspinnen und unfreundlichen Waldelben im Düsterwald herumschlagen müssen. Nach einer eher ungemütlichen Begegnung mit dem Waldelbenkönig Thranduil (Lee Pace), dessen Sohn Legolas (Orlando Bloom) und Tauriel (Evangeline Lilly), der Anführerin von Thranduils Garde, gelangen die Zwerge schließlich nach Esgaroth. Der Erebor ist nun zum Greifen nahe, doch die größte Herausforderung liegt noch vor ihnen, denn in seinem Inneren schlummert der gewaltige Drache Smaug (Benedict Cumberbatch)…
Kritik: Genau wie im letzten Jahre gibt es auch beim zweiten Hobbit-Film wieder eine kürzere, möglichst spoilerfreie Kritik und eine ausführliche, detaillierte Rezension. Im Rahmen dieses Artikels bemühe ich mich, keine Details zu verraten.
Während „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ äußerst gespalten aufgenommen wurde, erhält „Smaugs Einöde“ insgesamt weitaus positivere Kritiken, besonders aus den Reihen der „normalen“ Filmkritiker – Tolkien-Puristen sind freilich wieder ein anderes Völkchen, denn was ich beim ersten Teil geschrieben habe, gilt hier noch stärker: Auch dieser Film ist eindeutig nichts für all diejenigen, die nur das auf der Leinwand sehen wollen, was Professor Tolkien geschrieben hat.
In der Tat wurden einige der Probleme, die den ersten Teil plagten, ausgemerzt – wobei sich nun die Frage stellt, ob die Konzeption der Filme von Anfang an so gedacht war oder ob Peter Jackson auf Kritiken reagiert hat und noch mal ein wenig umgeschnitten und nachgedreht hat. Eines der größten Probleme bei „Eine unerwartete Reise“ waren die atmosphärischen Schwankungen, die Kinderbuchelemente, die direkt neben eher an den „Herrn der Ringe“ angelehnten Teile des Films standen. „Smaugs Einöde“ ist bezüglich des Tonfalls sehr viel konsistenter und geht stärker in Richtung HdR-Trilogie. Ingesamt wird alles düsterer, der Humor wird spärlicher und Gestalten wie die Trolle oder der Große Ork tauchen nicht mehr auf. Die märchenhafteren Elemente werden zurückgefahren, stattdessen gibt es neue, zum Teil recht ambivalente Figuren auf.
Ebenso wird der Nostalgiefaktor verringert; in „Eine unerwartete Reise“ wurden bewusst so viele Parallelen zur HdR-Trilogie gezogen wie möglich, sei es durch den Einsatz der Musik, durch Kameraeinstellungen, Hinzufügungen etc. Nun betreten wir allerdings zusammen mit Bilbo Länder, die bisher noch nicht filmisch umgesetzt wurden. Die neuen Locations – Düsterwald, Thranduils Palast, Egarroth sind allesamt sehr gut gelungen, ebenso wie die neuen Figuren. Besonders gelungen sind der von Luke Evans verkörperte Bard, Lee Pace als Thranduil (endlich einmal ein Elb, der etwas ambivalenter ist als Galadriel oder Elrond) und natürlich Benedict Cumberbatch als Smaug, der mal eben den besten Leinwanddrachen der Filmgeschichte gibt – da können HP 4 und 7.1 leider einpacken. Inzwischen finde ich das Design auch ziemlich gelungen – im ersten Trailer erschien es mir noch recht merkwürdig, aber man gewöhnt sich daran und es passt auch. Wie schon im ersten Hobbit-Film ist auch dieses Mal das Highlight eine Konversation zwischen Martin Freeman und einem Schauspieler, der durch Motion Capture in etwas anderes verwandelt wurde. Was die wiederkehrenden Schauspieler angeht, diese knüpfen ziemlich nahtlos an das Vorherige an. Richard Armtiage, Martin Freeman und Ian McKellen sind nach wie vor grandios, die restlichen Zwerge (mit Ausnahme von Kili) bleiben dagegen recht anonym.
Nach wie vor folgt „Smaugs Einöde“ der Struktur des Romans relativ genau – von Beorn in den Düsterwald, von dort über Thranduils Hallen per Fass nach Esgaroth und von dort wiederum direkt zum Erebor – allerdings wurde einiges stark erweitert, vor allem um Actionszenen. So treiben die Zwerge nicht einfach nur in Fässern versteckt nach Seestadt, sie werden von Elben und Orks dabei noch gejagt, die sich nebenher munter gegenseitig umbringen. Eine ähnliche Erweiterung findet sich im Finale, das sich für meinen Geschmack zu lange hinauszieht. Besagte Action-Szenen sind, wie üblich bei Jackson, relativ übertrieben, aber damit habe ich persönlich weniger Probleme.
Einige alte Probleme hat der Film aber dennoch: Die Handlung kommt nach wie vor äußerst episodisch daher. Regisseur und Drehbuchautoren haben wieder einiges unternommen, um das ganze kohärenter zu gestalten, aber ein weiteres Mal mit gemischten Ergebnissen. Im Roman gibt es ja bekanntermaßen nur einen Handlungsstrang, dies wurde im Film geändert: Gandalf geht allein auf Wanderschaft, Legolas und Tauriel folgen den Zwergen nach Esgaroth, und später gehen nur einige Zwerge zum Erebor, während ein Teil von ihnen in Esgaroth zurückbleibt. Um das Ganze einheitlicher wirken zu lassen, gibt es im letzten Drittel viele schnelle Szenenwechsel, die aber wiederum dafür sorgen, dass sich die einzelnen Szenen nicht wirklich gut entfalten können. Und die episodenhaftigkeit der Handlung bleibt trotzdem offensichtlich. Dennoch funktioniert die Aufspaltung erstaunlich gut, vor allem im Hinblick auf das, was noch im dritten Film folgen wird.
Fazit: Insgesamt ist „Smaugs Einöde“ konsistenter und besser durchdacht als „Eine unerwartete Reise“ und hat mir eigentlich sehr gut gefallen. Was allerdings ausgeblieben ist, ist dieselbe Begeisterung, die ich nach dem Ansehen des ersten Hobbit-Films verspürt habe. Ein endgültiges Urteil folgt nach der Zweitsichtung im O-Ton.
Siehe auch:
Der Hobbit: Smaugs Einöde – Soundtrack