Auf das oben eingebettete Video bin ich heute gestoßen. Obwohl es darum geht, wie die Sequel-Trilogie aussehen soll, ist es doch im Grund wieder ein Gemeckere darüber, was an den Prequels scheiße ist – zumindest in den Augen der Macher. Und mit Ausnahme von Punkt 4 sind es exakt die Kritikpunkte, die ich am wenigsten nachvollziehen kann, da es in der Essenz derselbe ist: Es ist anders als in der OT, deshalb ist es blöd. Fans mit dieser Meinung tendieren auch dazu, jeden Aspekt der OT zu idealisieren und dort keinerlei Kritik aufkommen zu lassen. Es gibt sicher viele Leute, denen es am liebsten wäre, wenn die Prequels in der neuen Trilogie komplett ignoriert werden würden. Ich dagegen möchte Spuren beider Trilogien sehen, ohne dass die OT oder die PT einfach reproduziert würde. Das schlimmste, was Arndt und Abrams machen könnte, wäre in meinen Augen das, was Letzterer im Finale von „Star Trek Into Darkness“ getan hat: Simple Wiederholung.
Unter den Star-Wars-Fans gehöre ich wohl eindeutig zu denjenigen, die den Prequels prinzipiell eher wohlgesonnen sind. Ich bestreite nicht, dass sie einige massive Schwächen haben, allerdings bin ich dennoch durchaus in der Lage, sie zu genießen. Dies mag auch mit meinem Alter zusammenhängen: Ich war Kind bzw. Teenager, als die Prequels herauskamen, und in dem Alter, in dem ich die Filme jeweils im Kino gesehen habe, fand ich sie gut.
Zurück zu den „Regeln für eine gelungene Sequel-Trilogie“: Werden die Sequels gut oder schlecht, wenn diese vier Regeln eingehalten werden? Weder noch, denn dazu gibt es viel zu viele andere Faktoren. Und mal ehrlich, diese vier zählen für mich nicht zu den wirklich wichtigen Kriterien. Nebenbei, wenn ich eins nicht ausstehen kann, dann ist es Pauschalisierung. Dennoch werde ich die vier Regeln einmal durchgehen, allerdings nicht in der korrekten Reihenfolge.
Rule 4: Star Wars isn’t cute
Von den vieren bin ich bei dieser Regel noch am ehesten zugeneigt, zuzustimmen. Ich bin ebenfalls kein Fan des Jake-Loyld-Anakin, von Jar Jar oder den übermäßigen Albernheiten. Diese Art von Humor brauche ich in den Sequels nicht unbedingt. Interessanterweise werden im Video nur Dinge kritisiert, die aus der PT oder der Nachbearbeitung der OT stammen, die Ewoks werden ausgeklammert. Just sayin’…
Rule 2: The future is old
Star Wars ist der Vorreiter der „Used Future“ (oder „Used Fantasy“, um es ein wenig allgemeiner zu formulieren). Das Gefühl der alten Umwelt ist ein wichtiger Bestandteil der Saga. Was mich bei diesem Punkt stört, ist die Pauschalisierung. Die Erläuterungen sind sehr kurz und scheinen sich vor allem auf die Raumschiffe zu beziehen. Wenn alle Schiffe alt und gammelig aussehen, wird es ein guter Film? Wohl eher nicht. Auch hier werden die Prequels wieder als Negativbeispiel herangezogen, und während die zum Teil übermäßige Verwendung von CGI und die daraus resultierende Künstlichkeit (denn darauf läuft es wohl hinaus) durchaus etwas ist, was bei den Prequels zurecht kritisiert wird, stößt mir die Art, wie das vorgebracht wird, sauer auf. Wie bei allen Stilmitteln sollte auch die Verwendung der Used Future nur dort vorgenommen werden, wo es passt. Auch in der OT waren nicht alle Schiffe alt und gammelig. Es gibt jedes Mal gute Gründe dafür, wenn ein Schiff verlottert aussieht. Die Schiffe des Imperiums sehen völlig zurecht neu und sauber aus, und die Schiffe der Rebellen sehe gebraucht aus, weil es sich bei ihnen nun einmal um eine Guerilla-Truppe handelt, die nicht wählerisch sein kann, die nehmen muss, was sie kriegt und oft weder Zeit noch Mittel hat, alles in Stand zu halten. Die Schiffe, die in den Prequels zu sehen sind, gehören zumeist entweder der Republik oder den Separatisten, die beide die finanziellen Mittel haben, ihre Besitztümer auf Vordermann zu halten.
Used Future in den Sequels? Ja, aber dort, wo sie angebracht ist und passt. Die Stilmittel müssen sich nach der Geschichte richten, nicht umgekehrt.
Rule 1: The setting is the frontier
Das klingt eher nach Star Trek als nach Star Wars. Forschungsreisen, Erschließung des neuen Raums etc. war nie eine Thematik von Star Wars. Es stimmt schon, die Schauplätze der OT befinden sich meistens im Outer Rim, aber dies hängt eher weniger mit der „Frontier-Thematik“ zusammen, sondern einerseits mit den Ansprüchen der Story (Rebellen auf der Flucht vor dem Imperium, inkl. abgelegener Stützpunkte) und andererseits mit den finanziellen Mitteln, die George Lucas und Co. seinerzeit zur Verfügung standen – oder nicht zur Verfügung standen. Das Finale von Episode VI sollte beispielsweise ursprünglich auf der imperialen Hauptstadtwelt (damals noch Had Abbadon genannt) spielen, doch diese war schlicht zu kostspielig für die Umsetzung. In den Sequels würde ich gerne weitere „zivilisierte “ Welten sehen. Corsucant ist ein Muss, und auch mit Corellia, Kuat oder anderen derartigen Welten hätte ich kein Problem. Ebenso freue ich mich auch auf „wilde“ Planeten. Abermals: Ich bin diesbezüglich gegen Pauschalisierung, die Geschichte braucht, was sie braucht. Und nach aktuellem Stand der Dinge kann man wohl davon ausgehen, dass am Anfang die Guten (die Allianz, die Neue Republik, wer auch immer) an der Macht sind und in dieser Stellung auch gezeigt werden muss. Welchen Planeten ich beispielsweise nicht noch einmal sehen muss, ist Tatooine, es sei denn, es gäbe einen sehr guten Grund, ihn zu besuchen. Schon die Verwendung im Clone-Wars-Film fand ich unnötig, und ein Vorkommen, nur damit er vorkommt muss nicht sein.
Letztendlich ist Star Wars kein Western, Star Wars bedient sich der Elemente des Westerns, ebenso wie sich Star Wars auch der Elemente des Märchens, des Samuraifilms, der Fantasy und noch vieler weiterer Genres bedient. Romane wie „Darth Plagueis“ oder „Schleier der Täuschung“ haben zur Genüge bewiesen, dass ein Politthriller in der weit, weit entfernten Galaxis ebenso gut funktioniert.
Rule 3: The Froce is mysterious
Ein weiterer Lieblingskritikpunkt vieler Prequel-Hasser: Die Midichlorianer, die angeblich die Macht entmystifizieren und sie wissenschaftlich erklären. Aber, tun sie das wirklich? Im Fandom scheint sich der Glaube zu halten, die Midichlorianer SEIEN die Macht, was aber schlicht falsch ist und in den Filmen auch nie so behauptet wird. Die Midichlorianer sind mikroskopische Lebewesen, die es einem lebenden Wesen erlauben, mit der Macht zu kommunizieren. Je größer die Anzahl der Midichlorianer, desto besser die „Verbindung“. Die Midichlorianer mit der Macht gleichzusetzen ist in etwa, als würde man ein Telefon mit dem Gesprächspartner am anderen Ende der Strippe gleichsetzen. Die Midichlorianer erlauben in der Tat innerhalb des Star-Wars-Universums eine wissenschaftliche Herangehensweise an die Macht – ich persönlich fände es in einem fiktiven Universum wie diesem sehr merkwürdig, wenn eine solche nicht gegeben wäre. Mit den Midichlorianern lässt sich die Macht aber weder rational erklären, noch vollständig erfassen. Trotz der Midichlorianer ist die Macht ein Energiefeld, das die Galaxis zusammenhält – das eine schließt das andere nicht aus. Wie in meinem letzten derartigen Beitrag schon erwähnt bin ich ein Fan der verschiedenen Machtansichten. Im EU gibt es viele verschiedene philosophische Herangehensweisen an und Sichtweisen auf die Macht – ich würde mir wünschen, dass in den Sequels nicht nur der dogmatische Ansatz der Jedi zum Tragen kommt.
Fazit: Die vier Regeln für gute Star-Wars-Filme sind letztendlich ziemlich irrelevant. Ein Film, der sich an diese Regeln hält, kann trotzdem schlecht werden, ebenso wie ein Film, der sich nicht an diese Regeln hält, gut werden kann. Viel wichtiger sind eine ansprechende Geschichte, ein gutes Drehbuch mit passenden Dialogen und eine schöne Inszenierung. Aus den Fehlern der Vergangenheit sollte gelernt werden, aber was in früheren Filmen funktioniert hat, sollte nicht einfach unreflektiert übernommen werden. Die Stilmittel müssen sich der Geschichte anpassen, nicht umgekehrt.
Siehe auch:
Dinge, die ich mir für zukünftige Star-Wars-Filme wünsche Teil 1