Man of Steel

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Story: Der Planet Krypton ist dem Untergang geweiht. Sowohl General Zod (Michael Shannon) als auch Jor-El versuchen dem entgegenzuwirken, wenn auch auf verschiedene Art und Weise. Während Zod einen Putschversuch wagt, schickt Jor-El seinen Sohn zur Erde.
Dort wächst Kal-El (Henry Cavill) als Clark Kent in Kansas auf bei seinen Adoptiveltern Jonathan (Kevin Costner) und Martha Kent (Diane Lane). Unter der Erdensonne entwickelt Clark enorme Kräfte, die ihn jedoch von den anderen Menschen absondern. Gerade, als Clark hinter das Geheimnis seiner Herkunft kommt, kehrt auch Zod, der die Zerstörung Kryptons überlebt hat, zurück, um auf der Erde ein neues Krypton zu erschaffen…

Kritik: Der erste Superheld kehrt auf die Leinwand zurück. Ich habe ja bereits an anderer Stelle zu Protokoll gegeben, dass ich weder mit den Christopher-Reeve-Filmen, noch mit „Superman Returns“ allzu viel anfangen konnte. Auch die Comics habe ich eher sporadisch verfolgt.
Ganz allgemein steht Superman in dem Ruf, eine recht antiquierte Heldenfigur zu sein, die sich, anders als Batman, der sich im Verlauf seiner Karriere sehr stark veränderte, seit ihrem ersten Auftritt 1938 nicht wirklich weiterentwickelt hat. Diese Aussage wäre zwar übertrieben, aber ein wenig Wahrheit steckt schon in ihr. Es wurden immer wieder Versuche unternommen, Superman düsterer, menschlicher oder verletzbarer zu machen, aber dennoch ist er weder so interessant wie etwa Batman, noch kann man sich mit ihm wirklich identifizieren, wie es etwa bei Spider-Man der Fall ist. Mehr als fast jeder andere Superheld ist Superman eine Ikone, und das macht ihn auch so schwierig zu adaptieren. Dennoch ist er eines von DCs Flagschiffen und die ersten beiden Christopher-Reeve-Filme sind, vor allem in den USA, nach wie vor Klassiker.
Vom Anhaltenden Superheldenboom im Kino möchte natürlich auch Warner Bros. profitieren, und so ist „Man of Steel“ nach „Superman Returns“ bereits der zweite Versuch, das Superman-Filmfranchise wiederzubeleben. Wie schon bei „Batman Begins“ entschloss man sich, mit der filmischen Vergangenheit der Titelfigur völlig zu brechen, und wie bei „Batman Begins“ (und dem Rest der Dark-Knight-Trilogie) sind David S. Goyer und Chris Nolan die Verantwortlichen hinter dem Reboot (Studios versuchen immer gerne, Erfolgsrezepte zu wiederholen). Nolan fungiert dieses Mal allerdings nicht mehr als Regisseur, sondern nur noch als Produzent und Autor der Story, auf deren Basis Goyer das Drehbuch verfasste. Als Regisseur wählte man Zack Snyder, der mit „300“ einen großen Erfolg feierte und sich mit der sehr originalgetreuen Verfilmung von „Watchmen“ unter den Comic- und Superheldenfans viele Freunde machte, dessen letzter Film „Sucker Punch“ allerdings floppte. Die Kombination Nolan/Goyer/Snyder versprach in jedem Fall interessant zu werden und „Man of Steel“ wurde mit Spannung erwartet. Letztendlich hat der Film Kritiker und Fans in zwei Lager geteilt: Die einen hassen ihn regelrecht, während die anderen ihn in den Himmel loben. Ich sehe das allerdings ein wenig differenzierter: In meinen Augen hat „Man of Steel“ zwar einige massive Probleme, ist aber bei Weitem nicht so schlecht, wie manch einer schreibt.
Das erste, was bei „Man of Steel“ auffällt, ist die Tatsache, dass viele von Zack Snyders Lieblingsstilmitteln keine Verwendung finden; es gibt weder Zeitlupe noch knallige, exzentrische Bilder. Stattdessen ist die Wackelkamera sehr aktiv, und zwar in einem Ausmaß, das mitunter schon ein wenig an den Nerven zehrt, vor allem wenn man sich den Film in (unnötigem) 3D anschaut. In der Tat fühlt es sich mitunter so an, als hätte sich Snyder bewusst an Nolans Regiestil orientiert. Und das gilt nicht nur für den Stil, auch inhaltlich merkt man, dass Nolan und Goyer hinter der Geschichte stecken.
In der Tat ist das Drehbuch wohl die größte Schwäche des Films. Nolan, Goyer und Snyder erzählen die Entstehungsgeschichte Supermans neu und versuchen dabei eine ähnliche Herangehensweise wie bei „Batman Begins“: Nach einem Prolog auf Krypton springen wir direkt zu einem erwachsenen Clark auf Selbstfindungsreise, Kindheit und Jugend werden in Rückblicken nachgeliefert. Das Ganze ist allerdings sehr viel sporadischer und verwirrender (weil chronologisch durcheinander) gestaltet als in „Batman Begins“. Nolan und Goyer konzentrieren sich vor allem auf Kal-El als Außenseiter unter Menschen, aber vor allem bei den Rückblicken wirkt das alles irgendwie halbgar. Und während Diane Lane als Martha Kent durchaus zu überzeugen weiß, ist Jonathan Kent ein totaler Reinfall, was zum einen Teil an Kevin Costner und zum anderen Teil am Drehbuch liegt. Wie in Richard Donners „Superman“ stirbt Jonathan, aber wie er stirbt ist selten dämlich.
Allgemein sind die Figuren, nicht nur Jonathan Kent, eines der größten Probleme des Drehbuchs: Sie sind in erster Linie funktional und tun, was der Plot von ihnen verlangt, aber nicht wirklich rund oder interessant. Drehbuch und Figuren fehlt es an Substanz. Es fällt schwer, eine emotionale Verbindung zu ihnen aufzubauen oder mit ihnen mit zu fiebern, man erfährt zu wenig über Motivation oder Charakter. Diese Tendenz war bereits in den Dark-Knight-Filmen (vor allem „The Dark Knight Rises“) vorhanden, aber keinesfalls so stark wie in „Man of Steel“. Lois Lane (Amy Adams) beispielsweise schafft es, sogar noch uninteressanter als Rachel Dawes zu sein, ich sehe in ihr einfach nicht die scharfzüngige, risikobereite Reporterin, die Lois Lane sein sollte. Erschwerend hinzukommt, dass es zwischen ihr und Clark/Superman praktisch keine Chemie gibt (interessanterweise weiß sie praktisch von Anfang an um seine Identität) – am Ende küssen sie sich, weil es im Drehbuch steht und aus keinem anderen Grund.
Die Dialoge sind leider ebenfalls nicht gerade die gelungensten. Die Reden darüber, was es bedeutet, Superman zu sein, können schon manchmal ein nerven (auch wenn sie bei weitem nicht so präsent sind, wie manch eine Kritik behauptet) und Zods Gehilfin Faora (Antje Traue) ist zwar ziemlich cool, allerdings nur, solange sie den Mund nicht aufmacht. Nebenbei: Wer sich gefragt hat, wo Jimmy Olsen steckt, die dunkelhaarige Frau, gespielt von der ziemlich unbekannten Rebecca Buller, die Perry White (Laurence Fishbunre) im dritten Akt begleitet, ist Jenny Olsen.
Prinzipiell ist „Man of Steel“ ein extrem actionreicher und sehr humorarmer Film, wodurch die oben genannten Schwächen noch deutlicher zutage treten. Vor allem die zweite Hälfte des Films ist eine Zerstörungsorgie gewaltigen Ausmaßes, gegen die selbst das Finale von „The Avengers“ fast ein wenig bieder wirkt. Prinzipiell ist das auch in Ordnung (und was die Spezialeffekte angeht, gibt es absolut nichts zu meckern, im Gegenteil), wenn zwei oder mehr Kryptonier sich prügeln, müssen konsequenterweise auch ordentlich die Fetzen fliegen, aber dem Actionoverkill des dritten Akts wird leider kaum Charakterentwicklung oder Interaktion gegenübergestellt, so dass es, wie bereits erwähnt, schwierig wird, wirklich mitzufiebern.
Neben der wirklich gelungenen Action gibt es, trotz der Drehbuchschwächen, auch einiges an Gelungenem zu vermerken. Zum Ersten wäre da Henry Cavill, der als Superman wirklich eine gelungene Performance abliefert. Er passt gut in den Anzug, wirkt nobel, ein wenig gequält, aber insgesamt heroisch und gefällt mir als Mann aus Stahl wirklich enorm gut. Auch die Darstellung Kryptons finde ich in diesem Film außerordentlich gelungen. Ich war nie ein Fan des Eiskristall-Kryptons der alten Filme, es wirkte auf mich zwar fremdartig, als Kultur aber niemals authentisch. Die Art und Weise, wie Krypton in „Man of Steel“ dagegen dargestellt wird – als technologisch hochentwickelte Welt mit tollem Design – gefällt mir außerordentlich gut, ebenso wie Russel Crowe als ziemlich aktionsfreudiger Jor-El. Michael Shannons Zod ist dagegen wieder nur funktional. Die Figur ist eigentlich gelungen angelegt, aber wie so häufig erfährt man zu wenig von ihr und Michael Shannon schafft es auch nicht, sie nur durch sein Spiel interessant zu machen – ein besseres Drehbuch hätte hier Wunder gewirkt.
Erwähnenswert sind noch die Anspielungen: Ein Satellit mit Wayne-Enterprises-Aufschrift, ein Laster mit dem LexCorp-Symbol; das lässt auf einiges hoffen.
Fazit: „Man of Steel“ ist weder das Meisterwerk, noch der Totalausfall, den ein Großteil der Kritiker in ihm sehen. Der Superman-Reboot weiß durchaus zu unterhalten, was aber nicht heißt, dass er nicht einige essentielle Schwächen besitzt. Für eine Fortsetzung wäre es vielleicht besser, wenn David S. Goyer beim Drehbuch ein wenig Unterstützung bekommt.

Trailer

Man of Steel – Soundtrack