GoT: Mhysa

season 3
Und schon ist die dritte GoT-Staffel wieder vorbei, wie üblich viel zu schnell. Der Struktur der ersten beiden Staffeln folgend ist auch bei Staffel 3 das emotionale Großereignis in Episode 9, während das Staffelfinale hauptsächlich zur „Nachbearbeitung“ dient: Die Ereignisse der vorangegangen Episode werden verarbeitet und der Weg für die nächste Staffel wird vorbereitet. Es wäre freilich auch schwierig gewesen, an die Ereignisse aus „The Rains of Castamere“ auch nur in irgendeiner Weise heranzukommen. Stattdessen versucht „Mhysa“, jeder der Figuren und Handlungsstränge so etwas wie einen Abschluss zu geben, was zur Folge hat, dass das Ganze wieder recht zerfasert ist und stärker an die schwächeren Episoden 6 und 7 erinnert als an die beiden stärkeren, weil stringenteren, die ihnen folgten. Zugute halten muss man den Autoren allerdings, dass es dieses Mal ein besonders schönes Episodenthema gibt, das in jedem Handlungsstrang eine Rolle spielt: Familie.
Im Grunde wäre dies auch gleich die Gelegenheit, auf die Staffel als Ganzes zurückzublicken, was ich hier aber nicht tun werde, stattdessen liegt der Fokus dieses Artikels ausschließlich auf „Mhysa“. Im Lauf der nächsten Wochen werde ich noch einen Artikel schreiben, der die Staffel als Ganzes bewertet (inklusive Review des Soundtrack-Albums) und möglicherweise kommt auch noch ein Ausblick auf Staffel 4 mit Erwartungen, Vermutungen, Hoffnungen etc.

Die Twins
Die Rote Hochzeit ist noch nicht vorbei. Während sich das Ende von „The Rains of Castamere“ vor allem auf die zentralen Figuren konzentrierte, beginnt „Mhysa“ nun mit Roose Bolton, der von einer Turmspitze aus beobachtet, wie die Soldaten der Starks massakriert werden. Sandor Clegane, der sich in dieser Episode für seine Verhältnisse äußerst selbstlos verhält, versucht, dem Ganzen zu entkommen und dabei auch noch die bewusstlose Arya zu retten. Diese erwacht dummerweise genau in dem Moment, in dem schadenfrohe Freys Robbs Leichnam vorführen, mit einer kleinen, kosmetischen Veränderung: Statt seines Kopfes hat er Greywinds Haupt auf den Schultern; eine fast schon obszöne, im Rahmen der Ereignisse allerdings passende Zurschaustellung von Sadismus. Im Roman wurde man lediglich von dieser Aktion unterrichtet, in einer Serie ist dies natürlich ein äußerst kraftvolles Bild, das nicht ungenutzt bleibt.
wolf
Greywinds Kopf auf Robbs Körper

Immerhin bekommt Arya noch die Gelegenheit, ein wenig Rache zu nehmen und tötet zum ersten Mal einen Mann (der Junge in Staffel 1 zählt hier wohl aufgrund seines Alters nicht). Dabei kommen auch Jaqens Münze, sein Thema und die Worte Valar Morghulis zum Einsatz, wohl um auf Kommendes hinzudeuten.
Durch eine Unterhaltung zwischen Roose Bolton und Walder Frey erfahren wir noch weitere Hintergrundinformationen zur Roten Hochzeit. Was die meisten bereits vermuteten, wird bestätigt: Brynden Tully ist entkommen.
Dabei beweist Walder noch einmal, was für ein kolossales, nachtragendes Arschloch er doch ist, während David Bradley ein weiteres Mal beweist, dass er diese Rolle vorzüglich zu spielen weiß, auch wenn er etwas zu jung ist. Bolton dagegen ist weitaus intelligenter und umsichtiger und ahnt zum Beispiel, dass der Blackfish noch zu einer Gefahr werden könnte. Das Gespräch endet schließlich mit der Enthüllung der Identität von Theons Folterknecht. „Ramsay has his own way of doing things.“

Die Mauer
Hodor referenziert „Der Herr der Ringe“ – faszinierend. Bran und Kompanie haben nun endlich die Mauer, genauer die verlassene Festung Nightfort, erreicht und campieren dort erst einmal. Bran nutzt die Gelegenheit, um seinen Freunden Gruselgeschichte zu erzählen, die eine wichtige Information nachliefert, die bisher noch nicht genug betont wurde: Das Gastrecht ist sowohl den Alten als auch den Neuen Göttern heilig. Die Lehre, die aus der Geschichte vom Rattenkoch zu ziehen ist, ist folgende: Die Verletzung des Gastrechts ist schlimmer als Mord und Anstiftung zum Kannibalismus. Leider fehlt in dieser Geschichte die Erwähnung von Brot und Salz. Dennoch wird sehr schön betont, wie verwerflich Walder Freys Tat doch war. Geschickterweise wird direkt nach Brans Erzählung zu ihm geschnitten.
Nachdem es in der letzten Episode mehrere Beinahezusammentreffen verschiedener Protagonisten gab, folgt hier nun ein tatsächliches Aufeinandertreffen. Obwohl Sam/Gilly und Bran/Team einander nicht kennen, erraten sie doch sehr schnell, wer die jeweils anderen sind, nicht zuletzt, weil Sam Summer als Schattenwolf erkennt. Es wurde ja bereits mehr als einmal erwähnt: In den Romanen haben Sam und Gilly bereits Kalthand getroffen, welcher die beiden beauftragt hat, Bran und Kompanie zu ihm zu schicken. Sam hilft Bran, den Reeds und Hodor schließlich, auf die andere Seite, der Mauer zu kommen (und wer weiß, vielleicht wartete Kalthand dort in der ersten Folge der viersten Staffel ja bereits), um anschließend zusammen mit Gilly weiter gen Castle Black zu wandern, wo eine weitere Figurenzusammenkunft zustande kommt, denn dort endet schließlich auch Jon. Zuvor, noch auf der Flucht, schafft Ygritte es allerdings, ihn einzuholen und ihn mit Pfeilen zu spicken (wobei sich der Boromir-Witz schon wieder aufdrängt). Um ehrlich zu sein, die ganze Szene ist ziemlich überflüssig und gefällt mir nicht wirklich, was zum Teil auch mit der Struktur der Folge zusammenhängt. Nun, da ich auf Folge 9 und 10 zurückblicke, wäre eine Umstrukturierung recht sinnvoll gewesen. Das größte Problem von „Mhysa“ ist, dass die Autoren unbedingt jeden Handlungsstrang unterbringen wollten, sodass es wieder sehr viele kurze Szene gibt, die teilweise schlicht ihre Wirkung verfehlen. Das Ganze ist nicht so tragisch, wenn man sich die Staffel am Stück ansieht (laut David Benioff und D.B. Weiss ohnehin die von ihnen bevorzugte Art des Konsumierens), aber wenn man die Einzelfolgen bewertet, fällt es schon ordentlich ins Gewicht. In meinen Augen wäre es besser gewesen, die Jon/Sam/Bran Handlung der zehnten Episode bereits in „The Rains of Castamere“ zu verarbeiten und dort bereits für die Staffel abzuschließen und stattdessen die Daenerys-Handlung, die sich in Episode 9 ohnehin fehl am Platz angefühlt hat, in das Staffelfinale zu packen. So hätte man in den beiden Abschlussfolgen der Staffel jeweils eine noch stärkere Entwicklung, und Entwicklungen finde ich fast immer besser als Einzelszenen.
Wie dem auch sei, Jon kommt in Castle Black an, Sam kommt in Castle Black an und es gibt ein kurzes Wiedersehen mit Maester Aemon (warum gibt Gilly ihrem Baby bereits einen Namen?) und Pyp.

King’s Landing
Da King’s Landing in der letzten Episode als Schauplatz wegfiel, ist er in dieser Folge zum Ausgleich ziemlich präsent. Zu Beginn wird die Beziehung zwischen Tyrion und Sansa noch ein wenig vertieft. Die Interaktion zwischen den beiden unfreiwillig verheirateten verläuft dabei etwas ungezwungener und angenehmer als im Buch, wo es praktisch keine Beziehung zwischen beiden gab, was vor allem auf Sansa zurückzuführen ist, die in der Vorlage niemandem, vor allem keinem Lannister, mehr auch nur Ansatzweise vertraut und sich bemüht, sämtliche Gedanken zu verbergen. Die Serien-Sansa wirkt dagegen in dieser Szene ein wenig ungezwungener und scheint eine grundsätzliche Sympathie für Tyrion zu empfinden. Wie bereits an anderer Stelle festgestellt: Serien-Sansa ist um einiges dümmer als Buch-Sansa (der Leser weiß zwar, dass Tyrion ihr nichts Übles will, aber Sansa kann das natürlich nicht wissen); in der Tat ist diese spezielle Szene allerdings ziemlich angenehm und eine nette Auflockerung nach viel Blut und Tod. Da Tyrion allerdings kurz darauf zum Kleinen Rat gerufen wird, ändert sich die Stimmung ziemlich abrupt: Wenn Joffrey aufgeregt und begeistert grinst, dann sollte man sich Sorgen machen.
Die Nachricht von Robb Starks Tod hat nun also King’s Landing erreicht, und Joffrey würde gerne noch einen draufsetzen, in dem er Sansa den Kopf ihres Bruders vorsetzt, etwas, das selbst Cersei geschmacklos findet und Tyrion dazu veranlasst, erneut das Leben seines Königs verbal zu bedrohen. Joffrey reagiert erwartungsgemäß, aber dieses Mal hat er praktisch den gesamten Kleinen Rat gegen sich. Was folgt ist eine erneute Auseinandersetzung zwischen Joffrey und Tywin, die damit endet, dass der König von seinem Großvater ohne Essen ins Bett geschickt wird. Die Szene ist grandios (nicht zuletzt wegen Charles Dance), aber ich hätte mich darüber gefreut, wenn sie, wie ihm Buch, noch ein wenig länger gewesen wäre – dort belehrt Tywin seinen Enkel gleich noch ein wenig.
Anschließend erfolgt noch eine weitere private Konversation zwischen Tyrion und Tywin, die jene in der ersten Staffel wiederspiegelt. Für alle, die die Bücher nicht gelesen oder es nicht sowieso schon geahnt haben, wird nun noch einmal klargestellt, dass Tywin hinter der Roten Hochzeit steckt. Anschließend folgt noch ein Gespräch zwischen Tyrion und Cersei (ein weiteres Mal wird klar, dass sich Serien-Tyrion und Serien-Cersei weitaus besser verstehen als ihre Romangegenstücke), in dem es abermals um den Wert von Familie geht. Cersei wird hier als sehr fragil und einsam dargestellt, und wir verstehen, weshalb sie Joffrey trotz seines schlechten Charakters so sehr liebt – eine gute Vorbereitung für die Hochzeit ihres Sohnes und die daraus resultierenden Folgen.
Derweil unterhalten sich auch Varys und Shae, zwei Fremde in King’s Landing. Hierbei könnte man meinen, dass Varys bereits ahnt, was kommt, während ein weiteres Mal deutlich wird, vor allem durch die Zuneigungsbekundung für Sansa, dass Shae in der Serie ein weitaus stärkerer und eigenwilligerer Charakter ist als in den Romanen.
jaime
Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) taucht in Cerseis Kammer auf

Da dies die Episode der Wiedervereinigungen ist, kommt auch Jaime mit Brienne in King’s Landing an (wo ihn niemand erkennt) und taucht schließlich in Cerseis Gemach auf). Obwohl sowohl Nikolaj Coster-Waldau als auch Lena Headey allein mit ihrer Mimik sehr gut spielen, ist diese Szene doch irgendwie enttäuschend; nach allem, was Jaime durchgemacht hat, hätte man sich irgendwie mehr gewünscht. Erschwerend hinzukommt, dass Jaime in den Romanen erst nach Joffreys Hochzeit in King’s Landing eintrifft. Die Ankunft wirkt erzwungen, weil man Jaime, der ohne Frage in dieser Staffel die größte Wandlung durchmacht, wohl noch irgendwie unterbringen und ihm ebenfalls einen Staffelpunkt schaffen wollte. Vielleicht wäre es besser gewesen, das alles in die nächste Staffel zu verlegen und nur in einer kurzen Szene zu zeigen, wie Jaime King’s Landing in der Ferne sieht.

In der Folterkammer
Falls es noch irgendwelche Zweifel daran gab, dass Ramsay Theon kastriert hat, dürften diese damit ausgeräumt sein. Immerhin ist Ramsay zwar ein sadistischer, folternder Psychopath, aber kein Kannibale – was für Theon aber nicht wirklich ein Trost ist. Die gesamte Szene ist extrem schwarzhumorig und endet schließlich damit, dass Theon seinen neuen Namen bekommt: Reek. Der ursprüngliche Reek (er kommt bei der Belagerung Winterfells in „A Clash of Kings“ ums Leben, weil er für Ramsay gehalten wird) wird allerdings (noch?) nicht erwähnt. Den neuen Namen lernt Theon jedenfalls erstaunlich schnell und nur durch ein paar Schläge. Andererseits, vielleicht ist er inzwischen einfach schon so gebrochen.

Pyke
Pyke war ein Handlungsort, den wir in Staffel 2 nur durch Theon kennenlernten und gewissermaßen auch nur zusammen mit Theon besuchten; ab dieser Folge ändert sich das nun und lässt wohl darauf schließen, dass der Greyjoyhandlungsstrang der Bände 4 und 5 wohl auch in der Serie umgesetzt wird, vermutlich allerdings mit starken Änderungen.
yara
Yara (Gemma Whelan) bricht auf, um ihren Bruder zu retten

Auf Pyke empfangen Theons Vater Balon und seine Schwester Yara ein ganz besonderes Geschenk von Ramsay: Theons Lieblingskörperteil. Während sich Balon, der Theon ja bereits bei seiner Rückkehr in Staffel 2 quasi als Sohn aufgegeben hat und nun der Meinung ist, er sei völlig nutzlos (nun kann er sich nicht einmal mehr fortpflanzen), kaum gerührt zeigt (ein weiteres Mitglied des Clubs der Rabenväter in dieser Serie), schwört Yara, dass sie ihren Bruder heimholen wird. Dies setzt sie sofort in die Tat um und bricht mit weiteren Eisenmännern gen Norden auf. Dies könnte umfassende Änderungen bedeuten, wie oben bereits erwähnt kommen die Spekulationen für Staffel 4 allerdings noch in einem Extraartikel.

Dragonstone
Die Veränderung führt zur Vorlage zurück: Nachdem Gendry die Rolle Edric Storms eingenommen hat, wiederfährt ihm auch dasselbe Schicksal: Die Nachricht von Robb Starks vergrößert Stannis‘ Vertrauen in Melisandre, sodass er nun gewillt ist, seinen Neffen zu opfern. Ser Davos ist allerdings nicht gewollt, dies zuzulassen und sorgt deshalb dafür, dass Gendry fliehen kann. Dabei gibt es ein interessantes Gespräch zwischen beiden, das jenes zwischen Varys und Shae wiederspiegelt. Wie Varys ist auch Ser Davos ein aufgestiegener Gemeiner, der auf die Noblen von Westeros eine etwas distanzierte Sichtweise hat. In gewissem Sinne ist er sogar Gendrys Nachbar, beide stammen aus Flea Bottom, den Slums von King’s Landing.
Der Rest ist sehr vorlagengetreu: Davos hat inzwischen lesen gelernt (in diesem Zusammenhang gibt es noch einen kurzen Gastauftritt von Kerry Ingram, die nach wie vor allerliebst ist) und entdeckt den Brief der Nachtwache, den Maester Aemon einige Szenen zuvor in Auftrag gegeben hat (die Raben in der Serie fliegen mitunter extrem schnell, in den Romanen wurde dieser Brief weitaus früher abgeschickt). Sowohl Melisandre als auch Stannis sind wegen Gendrys Befreiung nicht gerade gut auf Davos zu sprechen, doch dieser nutzt den Brief, der vom Angriff der Weißen Wanderer berichtet, als Schild. Und in der Tat, es funktioniert, Melisandre stimmt ihm zu, und so bricht Stannis gen Norden auf.

Yunkai
Im Gegensatz zu Staffel 2 endet Staffel 3 wieder mit einem positiven Eindruck: Daenerys wird nach ihrem Sieg von den befreiten Sklaven Yunkais als Mhysa (Ghiscari für Mutter) gefeiert. Leider muss ich sagen, dass dies als Staffelende irgendwie enttäuschend ist, vor allem nach den bisherigen Finalszenen. Das Ganze wirkt leider irgendwie kitschig und angeklebt.
mhysa
Daenerys (Emilia Clarke) wird von den befreiten Sklaven bejubelt

Fazit: Als „normale“ Episode wäre „Mhysa“ durchaus annehmbar gewesen, als Staffelfinale enttäuscht sie allerdings ein wenig: Zwar gibt es ein gelungenes Episodenthema, aber insgesamt ist die Folge zu zerfasert, da man unbedingt noch einmal alle wichtigen Charaktere unterbringen wollte.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3