Mit „Second Sons“ nähern wir uns bereits mit Riesenschritten dem Finale, und man merkt es auch. Anders als die vorhergehenden Episoden ist „Second Sons“ wieder eher so strukturiert wie „Valar Dohaeris“, der Fokus ist enger und es gibt nicht aus jedem Handlungsstrang eine Szene, stattdessen konzentriert sich diese Episode auf einige bestimmte (King’s Landing, Yunkai, Dragonstone), während in der nächsten Folge wohl die in „Second Sons“ vernachlässigten bearbeitet. Das führt dazu, dass Episode 8 der dritten Staffel sehr viel kohärenter und „runder“ erscheint als die letzten beiden, eher schwachen Episoden.
Auf dem Weg nach Riverrun
Arya ist nun mit dem Bluthund unterwegs nach Riverrun, da dieser sie an Robb verkaufen will. Diese Szene dient praktisch als Prolog der Episode, ebenso wie die Samwell-Szene als Abschluss dient. Arya erkennt, dass sie Sandor Clegane (noch?) nicht töten kann und erfährt etwas von ihrer Schwester. Nebenbei wird gleich noch einmal auf die in der nächsten Folge stattfindende Hochzeit hingewiesen.
Yunkai
Daenerys (Emilia Clarke) empfängt die Anführer der Second Sons
Der Titel der Episode ist ein weiteres Mal mehrdeutig (so ist auch Tyrion ein zweiter Sohn), der direkteste Bezug zum Inhalt findet sich aber in der Söldnertruppe, die von den Yunkaii angeheuert wurde, um die Stadt zu verteidigen. Nach dem Vertreter der Herrscher Yunkais empfängt Daenerys nun auch die drei Anführer der Second Sons: Mero, der „Bastard des Titanen“ (Mark Killeen), Prendahl na Ghezn (Ramon Tikaram) und Daario Naharis (Ed Skrein). Im Großen und Ganzen wurde die Begegnung mit den Söldnern ziemlich Vorlagengetreu umgesetzt, wenn auch recht stark vereinfacht. In den Romanen gibt es neben den Second Sons noch eine weitere Söldnertruppe, die Stormcrows, die von Daario Naharis, Prendahl na Ghezn und Sallor dem Kahlen (taucht in der Serie nicht auf) angeführt werden. In der Serie wurde aus beiden Söldnertruppen eine.
Mark Killeen gefällt mir als Bastard des Titanen äußerst gut, er ist genauso respektlos und lüstern wie in der Vorlage, während Prendahl na Ghezn werde im Roman noch in der Serie einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Bei Daario, dem Wichtigsten der drei, bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob er mir gefällt. Sein recht exotisches Aussehen (in den Büchern hat er blau gefärbte Haare und Bart) wurde, wohl weil man der Meinung war, es würde lächerlich aussehen, normalisiert – die Griffe von Daarios Waffen sind sowieso viel wichtiger, und diese wurden buchgetreu umgesetzt. Damit habe ich allerdings kein Problem, sondern eher damit, dass mich Ed Skrein an einen etwas älteren Jamie Campbell Bower erinnert.
Das Zwiegespräch der drei Anführer hat mir allerdings dennoch sehr gut gefallen, die Vereinfachungen schaden der Geschichte hier nicht, sondern helfen in der Tat, alles verständlicher zu machen. Daario begeht dieselbe Tat, die ihn an Daenerys‘ Seite bringt, und Mero möchte sie nach wie vor tot sehen. Im Buch führt er den Attentatsversuch selbst aus, nur um von Ser Barristan dabei getötet zu werden, während er hier Sallors Platz einnimmt.
In der Serie scheint es nun so, als würden die Second Sons Daario ausschicken, Daenerys zu töten.
Diese nimmt derweil nichtsahnend ein Bad. In dieser Szene finden sich sehr viele Anspielungen an Staffel 1. In der ersten Daenerys-Szene der allerersten Folge nimmt Dany ebenfalls ein Bad, was dazu veranlasst, darüber nachzudenken, wie sehr sie sich seither verändert hat. Kurz darauf folgt die Wiederspiegelung einer weiteren Szene aus Staffel 1, in welcher Irri Daenerys die korrekte Aussprache eines Dothraki-Wortes beibringt. Hier ist es Daenerys, die Missandei dasselbe beibringt – ein weiterer Hinweis darauf, dass die Königin der Drachen über die letzten Staffeln hinweg viel gelernt hat.
Schließlich kommt Daario, verkleidet als Unbefleckter, hinzu und präsentiert Daenerys die abgeschlagenen Köpfe seiner Vorgesetzten und schwört ihr Loyalität. Vermutlich setzt der Dany-Handlungsstrang in der nächsten Episode aus, während sie in der letzten Episode der dritten Staffel ein angemessenen Staffelfinale bekommt – der Titel „Mhysa“ deutet jedenfalls darauf hin, dass sie Yunkai erobert.
Daario Naharis (Ed Skrein)
Dragonstone
Gendry und Melisandre sind auf Dragonstone angekommen und werden von Stannis auf seine übliche, herzliche Weise begrüßt. Nachdem Gendry sich zurückgezogen hat, diskutieren Stannis und Melisandre über das Opfern von Lämmern (wobei sich die Frage stellt, ob Gendrys Angst wirklich das Opfer verderben würde). Jedenfalls plagen den Herrn von Dragonstone Zweifel und er sucht sein Gewissen auf, das in einer Zelle sitzt und das Lesen übt. Ser Davos, dessen Auftritte in dieser Staffel relativ selten, aber stets erfreulich sind, erweist sich dabei als sehr scharfsinnig. Wie in den Romanen und in Staffel 2 spricht er sich stets gegen Melisandre aus und begreift sehr genau, was seinen König umtreibt: Stannis hat Zweifel an der Opferung und möchte insgeheim, dass Davos sie ihm ausredet oder eine andere Möglichkeit findet. In diesem Gespräch wird auch die kommende Schlacht an der Mauer angedeutet, die Stannis in den Flammen erblickt hat und die wir wohl erste nächste Staffel sehen werden.
Schließlich kehren wir zu Gendry zurück, der vom Luxus auf Dragonstone geradezu überwältigt ist, aber trotzdem (oder gerade deshalb) sehr misstrauisch bleibt und zögert, als Melisandre ihm Wein anbietet; nicht ganz grundlos, wenn man sich an die erste Folge der zweiten Staffel erinnert.
Was nun folgt erinnert ein wenig an die Theon-Szene aus „The Bear and the Maiden Fair“: Abermals haben wir eine Sexszene, die für den Mann auf äußerst unangenehme Art und Weise endet – wobei Gendrys Schicksal dem Theons wohl eindeutig vorzuziehen ist; und insgesamt finde ich diese Szene auch gelungener. Natürlich stellt man sich die Frage, ob es nicht einfacher gewesen wäre, Gendry niederzuschlagen und ihm das Blut dann abzunehmen (noch einmal die Lämmerdiskussion). Es wäre natürlich möglich, dass das Blut für die Egel unter bestimmten Umständen gewonnen werden muss… nun ja, letztendlich führt das Ganze wieder zurück zur Vorlage: Ser Davos hat in der Tat einen (vorläufigen) Ausweg für Stannis‘ Dilemma gefunden: König und Zwiebelritter wollen erst einen Test der Potenz von königlichem Blut. Melisandres eigentliche Absicht, die Opferung eines Bastards von Robert Baratheon, um die steinernen Drachen von Dragonstone zu erwecken, wird jedoch noch nicht erwähnt.
King’s Landing
Es wird geheiratet. Über den Verlauf der Staffel wurden nun schon fünf Hochzeiten angekündigt: Tyrion/Sansa, Edmure/Roslin Frey, Joffrey/Margaery, Cersei/Loras (wobei ich immer noch nicht glaube, dass diese stattfinden wird) und Littlefinger/Lysa Arryn. Die erste bekommen wir in dieser Folge zu sehen. In der Tat nimmt der Teil in King’s Landing die meiste Zeit in Anspruch und ist enorm gut gelungen, nicht zuletzt, weil sowohl Peter Dinklage als auch Sophie Turner von ihrer ersten gemeinsamen Szene an alle Register ihres Könnens ziehen. Vor allem Letztere erweist sich als wirklich talentiert und vermittelt mit wenigen Gesten und Gesichtsausdrücken verdammt viel.
Vor der Hochzeit gibt es noch ein recht aufschlussreiches Zwiegespräch zwischen Margaery und Cersei, in welchem Letztere ihre zukünftige Schwiegertochter über die Bedeutung von The Rains of Castamere aufklärt: Ein geschickter Schachzug, da der Nichtbuchleser mit dem Liedtext wohl relativ wenig anfangen dürfte. Allerdings wird Lord Tytos, Tywins Vater, interessanterweise überhaupt nicht erwähnt, stattdessen hat in der Serie Haus Reyne von Castemere anscheinend gegen Tywin rebelliert. Cerseis Feindseligkeit am Ende des Gesprächs ist in meinen Augen ein wenig übertrieben, Cersei zeigt ihre wahre Geisteshaltung schlicht zu früh.
Tyrion (Peter Dinklage) und Sansa (Sophie Turner) auf dem Weg zum Traualtar
Die Hochzeit selbst ist im Vergleich zu den Romanen ein wenig „geglättet“ und für den Zuschauer angenehmer gemacht. In der Vorlage wird Sansa zum Beispiel erst am Tag ihrer Hochzeit überhaupt erst informiert, und auch die Episode mit dem als Schemel fungierenden Ser Dontos wurde ausgelassen, nach einem kurzen Zögern geht Sansa schließlich in die Knie, damit Tyrion ihr den Hochzeitsmantel anlegen kann. Dennoch ist alles rechtschaffen unangenehm für Sansa und Tyrion, wozu vor allem Joffrey genüsslich beiträgt, und während der Feier wird es freilich nicht besser, als er ihr ankündigt, sie zu besuchen, nachdem ihr neuer Ehemann eingeschlafen ist. Man kann Jack Gleeson gar nicht genug dafür loben, wie fies und bösartig er Joffrey spielt. So wird die Hochzeit für die Braut nun endgültig zum Albtraum. Für den Zuschauer gibt es hier allerdings Einiges an amüsantem Material. Wer genau aufpasst wird merken, dass die Musikanten The Bear and the Maiden Fair spielen. Olenna Tyrell darf natürlich nicht fehlen und macht sich über die neuen und zukünftigen Familienverhältnisse der Tyrells und Lannisters lustig.
Derweil betrinkt sich Tyrion zum ersten (und nicht zum letzten) Mal, und zu Lord Tywins Missfallen, in der Serie sehr heftig. Irgendwie erinnert mich der betrunkene Tyrion ein wenig an den betrunkenen Tony Stark. In diesem Zustand zeigt Tyrion auch, wie sehr er seinen Neffen hasst. Tyrion mag in der Serie betrunkener sein als im Roman, dennoch denke ich, dass sein Verhalten nach dem Ausstoßen der Drohung gespielt ist und er immer noch genug Verstand beisammen hat.
Die „Hochzeitsnacht“ ist schließlich wieder äußerst buchgetreu, wobei im Nachhinein Shaes Persönlichkeit noch einmal stärker betont wird; Buch-Shae hat mit Tyrions Hochzeit weit weniger Probleme als Serien-Shae.
Nördlich der Mauer
Nach der Hochzeit in King’s Landing, der Blutegelverbrennung auf Dragonstone und dem Seitenwechsel der Second Sons in Yunkai folgt nun noch ein Epilog mit Sam und Gilly. In der Tat haben viele auf diesen Moment gewartet: Sam the Slayer in Aktion. Freilich spielt die Szene im Roman in einem anderen Umfeld, Sam tötet den Weißen Wanderer vor den Augen seiner Brüder und bekommt von ihnen den oben erwähnten Spitznamen. Die Szene mit Gilly nimmt im Roman ein anderes Ende, die beiden begegnen dort bereits dem mysteriösen Kalthand, der in der Serie bisher fehlt.
Der vorherige Wortwechsel von Sam und Gilly knüpft gut an die vorhergegangenen Szenen mit den beiden an, allerdings hätte man hier sehr schön den Brauch der Wildlinge, Kinder erst mit zwei Namen zu geben, ins Gespräch einbauen können.
Alles, was folgt, erinnert atmosphärisch ein wenig an einen Horrorfilm, jedenfalls bis zum Tod des Anderen. Im Gegensatz zum Buch schmilzt er nicht, sondern wird zu Eis und zerbricht. Das wirkt zwar ein wenig albern, aber ich muss zugeben, dass Schmelzen hätte ich wahrscheinlich noch alberner gefunden: Ein Weißer Wanderer als Böse Hexe des Westens.
Fazit: Nach zwei etwas schwächeren Episoden folgt nun wieder eine stärkere, die vor allem Dank ihres engeren Fokus den Vorgängern überlegen ist. Es gibt nicht nur einzelne Szenen pro Handlungsstrang, sondern Entwicklungen. Ich hoffe, dass die nächste Folge (an die ich sehr hohe Erwartungen habe) strukturell ähnlich angelegt ist.
Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
The Rains of Castamere
Mhysa
Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3