Man of Steel – Soundtrack

Man-of-Steel-OST-Cover
Tracklisting:

01. Look to the Stars
02. Oil Rig
03. Sent Here for a Reason
04. DNA
05. Goodbye My Son
06. If You Love These People
07. Krypton’s Last
08. Terraforming
09. Tornado
10. You Die or I Do
11. Launch
12. Ignition
13. I Will Find Him
14. This is Clark Kent
15. I Have So Many Questions
16. Flight
17. What Are You Going to Do When You Are Not Saving the World?

Kein Komponist polarisiert so sehr wie Hans Zimmer. Angesichts der Anzahl an negativen Reviews zu Zimmer-Scores könnte der Eindruck entstehen, dass ich zu denjenigen zähle, die ihn rundheraus ablehnen und der Meinung sind, dass er das schlimmste ist, was der Filmmusik jemals passieren konnte. Dem ist allerdings keinesfalls so, denn viele seiner Arbeiten schätze ich wirklich sehr, u.a. „Der König der Löwen“, „Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest“, „Gladiator“, „King Arthur“ oder „Sherlock Holmes“, und „Pirates of the Caribbean: At World’s End“ gehört sogar zu meinen absoluten Lieblingssoundtracks. Allerdings bin ich der Meinung, dass ihm seit „Sherlock Holmes“ nichts mehr gelungen ist. Sowohl „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ als auch „Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides“ waren herbe Enttäuschungen, um nur zwei zu nennen.
Als angekündigt wurde, dass Zimmer die Musik zu „Man of Steel“ schreiben würde, war ich zwar enttäuscht, aber keinesfalls überrascht, denn irgendwie war es abzusehen, ist Zimmer doch seit „Batman Begins“ Chris Nolans Lieblingskollaborateur und, da gibt es kein Leugnen, nun einmal der Bekannteste und bei „normalen“ Kinogängern beliebteste seiner Zunft. Vom Man-of-Steel-Soundtrack habe ich schließlich eine dröge, minimalistische Mischung aus „Inception“ und „The Dark Knight“ erwartet, und traurigerweise ist genau das auch dabei herausgekommen. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass ich Zimmer nicht die Alleinschuld gebe (auch wenn es der Einfachheit im Folgenden so klingen mag), denn Nolan und Snyder sind beide dafür bekannt, eher Ambience-Scores, die in Richtung Sounddesign gehen, zu bevorzugen. Vor „Man of Steel“ schrieb Tyler Bates die Musik für Snyders Filme, und dessen Musik ist bestenfalls langweilig und schlimmstenfalls plagiiert.
Bevor ich mich nun dem eigentlichen Soundtrack widme, möchte ich eines noch gleich von vornherein klarstellen. Es geht nicht darum, dass Zimmer das Williams-Superman-Thema hätte verwenden sollen, denn von übereifrigen Verteidigern des Soundtracks wird einem zumeist zuerst vorgeworfen, man sei nur stinkig, weil Zimmer nicht das klassische Leitmotiv verwendet habe.
Unweigerlich drängt sich bei „Man of Steel“ (und auch bei Zimmers-Batman-Scores) die Frage auf, ob Zimmer keine Melodien mehr schreiben kann, will oder ob es ihm verboten wurde. Als Fan der Leitmotivik bin ich generell kein Freund von Ambience-Scores, und selbst für einen solchen ist „Man of Steel“ extrem minimalistisch. Dominiert wird das Ganze von Soundwällen á la „Inception“ und einer übermäßigen Verwendung von Percussions, beides sehr gut in Oil Rigs zu hören. Ebenso zu hören sind enorm tiefe Bässe und der übermäßige Einsatz von Synth-Elementen. Prinzipiell habe ich nichts gegen solche, allerdings setzt Zimmer sie in „Man of Steel“ derart exzessiv und unnötig ein, dass es zumindest mich ziemlich stört. Das geht soweit, dass er es schafft, dass der „echte“ Orchestereinsatz verdammt künstlich klingt. Man vergleiche nur die etwa dreißigminütige Suite Man of Steel (Hans‘ Original Sketchbook), die auf der Special Edition enthalten (und auf YouTube anhörbar) ist. Bei dieser handelt es sich um eine gesamplte Mock-up-Ideensammlung. Unglücklicherweise klingt das schon fast wie das fertige Produkt.
In Interviews gab Zimmer zu Protokoll, mit seiner Musik den amerikanischen mittleren Westen (speziell natürlich Kansas) darstellen zu wollen, allerdings höre zumindest ich absolut nichts davon heraus. Stattdessen vernimmt man in erster Linie Versatzstücke anderer Zimmer-Scores, v.a. „Inception“, die Dark-Knight-Trilogie und, in If You Love These People, merkwürdigerweise auch „Der König der Löwen“.
Thematisch gibt es zwar Material, dieses ist aber noch dröger und minimalistischer als in der Dark-Knight-Trilogie. Das Superman-Thema ist bereits in Look to the Stars zu hören und besteht zwar nicht nur aus zwei Noten, aber aus mehreren Zwei-Noten-Figuren – irgendwie scheint dieses Konzept es Zimmer angetan zu haben. Variation gibt es in jedem Fall kaum, wenn man davon absieht, dass das Thema hin und wieder vom Klavier gespielt wird und mich dabei irgendwie an Chariots of Fire erinnert (Sent Here for a Reason). Es gibt zwei ausführliche Statements des Themas in Flight und What Are You Going to Do When You Are Not Saving the World?, die letztendlich an das heroische Bat-Zweitthema aus “The Dark Knight” erinnern (Like an Dog Chasing Cars). Allerdings besitzten diese Stücke nicht einmal dessen Qualitäten.
Es gibt möglicherweise auch noch weitere Themen, diese sind aber kaum als solche zu erkennen. Sie sind bedrohlichen Bläserfiguren am Ende von Krypton’s Last oder die Streichereinsätze in der Mitte von Terraforming Zods Thema? Man weiß es nicht. So etwas wie eine musikalische Narration gibt es praktisch nicht, und mehr noch als bei der Dark-Knight-Trilogie wird die emotionale Verbindung kaum ermöglicht (denn zu was ist Musik sonst da, wenn nicht, um Emotionen zu wecken). Und gerade „Man of Steel“ hätte das bitter nötig gehabt.
Fazit: Obwohl es zu erwarten war ist die Musik zu „Man of Steel“ eine gewaltige Enttäuschung, eine unausgegorene, minimalistische Mischung aus „The Dark Knight“ und „Inception“ und ein weiterer Tiefpunkt in Hans Zimmers Schaffen.

Siehe auch:
Man of Steel

Man of Steel

man-of-steel-poster
Story: Der Planet Krypton ist dem Untergang geweiht. Sowohl General Zod (Michael Shannon) als auch Jor-El versuchen dem entgegenzuwirken, wenn auch auf verschiedene Art und Weise. Während Zod einen Putschversuch wagt, schickt Jor-El seinen Sohn zur Erde.
Dort wächst Kal-El (Henry Cavill) als Clark Kent in Kansas auf bei seinen Adoptiveltern Jonathan (Kevin Costner) und Martha Kent (Diane Lane). Unter der Erdensonne entwickelt Clark enorme Kräfte, die ihn jedoch von den anderen Menschen absondern. Gerade, als Clark hinter das Geheimnis seiner Herkunft kommt, kehrt auch Zod, der die Zerstörung Kryptons überlebt hat, zurück, um auf der Erde ein neues Krypton zu erschaffen…

Kritik: Der erste Superheld kehrt auf die Leinwand zurück. Ich habe ja bereits an anderer Stelle zu Protokoll gegeben, dass ich weder mit den Christopher-Reeve-Filmen, noch mit „Superman Returns“ allzu viel anfangen konnte. Auch die Comics habe ich eher sporadisch verfolgt.
Ganz allgemein steht Superman in dem Ruf, eine recht antiquierte Heldenfigur zu sein, die sich, anders als Batman, der sich im Verlauf seiner Karriere sehr stark veränderte, seit ihrem ersten Auftritt 1938 nicht wirklich weiterentwickelt hat. Diese Aussage wäre zwar übertrieben, aber ein wenig Wahrheit steckt schon in ihr. Es wurden immer wieder Versuche unternommen, Superman düsterer, menschlicher oder verletzbarer zu machen, aber dennoch ist er weder so interessant wie etwa Batman, noch kann man sich mit ihm wirklich identifizieren, wie es etwa bei Spider-Man der Fall ist. Mehr als fast jeder andere Superheld ist Superman eine Ikone, und das macht ihn auch so schwierig zu adaptieren. Dennoch ist er eines von DCs Flagschiffen und die ersten beiden Christopher-Reeve-Filme sind, vor allem in den USA, nach wie vor Klassiker.
Vom Anhaltenden Superheldenboom im Kino möchte natürlich auch Warner Bros. profitieren, und so ist „Man of Steel“ nach „Superman Returns“ bereits der zweite Versuch, das Superman-Filmfranchise wiederzubeleben. Wie schon bei „Batman Begins“ entschloss man sich, mit der filmischen Vergangenheit der Titelfigur völlig zu brechen, und wie bei „Batman Begins“ (und dem Rest der Dark-Knight-Trilogie) sind David S. Goyer und Chris Nolan die Verantwortlichen hinter dem Reboot (Studios versuchen immer gerne, Erfolgsrezepte zu wiederholen). Nolan fungiert dieses Mal allerdings nicht mehr als Regisseur, sondern nur noch als Produzent und Autor der Story, auf deren Basis Goyer das Drehbuch verfasste. Als Regisseur wählte man Zack Snyder, der mit „300“ einen großen Erfolg feierte und sich mit der sehr originalgetreuen Verfilmung von „Watchmen“ unter den Comic- und Superheldenfans viele Freunde machte, dessen letzter Film „Sucker Punch“ allerdings floppte. Die Kombination Nolan/Goyer/Snyder versprach in jedem Fall interessant zu werden und „Man of Steel“ wurde mit Spannung erwartet. Letztendlich hat der Film Kritiker und Fans in zwei Lager geteilt: Die einen hassen ihn regelrecht, während die anderen ihn in den Himmel loben. Ich sehe das allerdings ein wenig differenzierter: In meinen Augen hat „Man of Steel“ zwar einige massive Probleme, ist aber bei Weitem nicht so schlecht, wie manch einer schreibt.
Das erste, was bei „Man of Steel“ auffällt, ist die Tatsache, dass viele von Zack Snyders Lieblingsstilmitteln keine Verwendung finden; es gibt weder Zeitlupe noch knallige, exzentrische Bilder. Stattdessen ist die Wackelkamera sehr aktiv, und zwar in einem Ausmaß, das mitunter schon ein wenig an den Nerven zehrt, vor allem wenn man sich den Film in (unnötigem) 3D anschaut. In der Tat fühlt es sich mitunter so an, als hätte sich Snyder bewusst an Nolans Regiestil orientiert. Und das gilt nicht nur für den Stil, auch inhaltlich merkt man, dass Nolan und Goyer hinter der Geschichte stecken.
In der Tat ist das Drehbuch wohl die größte Schwäche des Films. Nolan, Goyer und Snyder erzählen die Entstehungsgeschichte Supermans neu und versuchen dabei eine ähnliche Herangehensweise wie bei „Batman Begins“: Nach einem Prolog auf Krypton springen wir direkt zu einem erwachsenen Clark auf Selbstfindungsreise, Kindheit und Jugend werden in Rückblicken nachgeliefert. Das Ganze ist allerdings sehr viel sporadischer und verwirrender (weil chronologisch durcheinander) gestaltet als in „Batman Begins“. Nolan und Goyer konzentrieren sich vor allem auf Kal-El als Außenseiter unter Menschen, aber vor allem bei den Rückblicken wirkt das alles irgendwie halbgar. Und während Diane Lane als Martha Kent durchaus zu überzeugen weiß, ist Jonathan Kent ein totaler Reinfall, was zum einen Teil an Kevin Costner und zum anderen Teil am Drehbuch liegt. Wie in Richard Donners „Superman“ stirbt Jonathan, aber wie er stirbt ist selten dämlich.
Allgemein sind die Figuren, nicht nur Jonathan Kent, eines der größten Probleme des Drehbuchs: Sie sind in erster Linie funktional und tun, was der Plot von ihnen verlangt, aber nicht wirklich rund oder interessant. Drehbuch und Figuren fehlt es an Substanz. Es fällt schwer, eine emotionale Verbindung zu ihnen aufzubauen oder mit ihnen mit zu fiebern, man erfährt zu wenig über Motivation oder Charakter. Diese Tendenz war bereits in den Dark-Knight-Filmen (vor allem „The Dark Knight Rises“) vorhanden, aber keinesfalls so stark wie in „Man of Steel“. Lois Lane (Amy Adams) beispielsweise schafft es, sogar noch uninteressanter als Rachel Dawes zu sein, ich sehe in ihr einfach nicht die scharfzüngige, risikobereite Reporterin, die Lois Lane sein sollte. Erschwerend hinzukommt, dass es zwischen ihr und Clark/Superman praktisch keine Chemie gibt (interessanterweise weiß sie praktisch von Anfang an um seine Identität) – am Ende küssen sie sich, weil es im Drehbuch steht und aus keinem anderen Grund.
Die Dialoge sind leider ebenfalls nicht gerade die gelungensten. Die Reden darüber, was es bedeutet, Superman zu sein, können schon manchmal ein nerven (auch wenn sie bei weitem nicht so präsent sind, wie manch eine Kritik behauptet) und Zods Gehilfin Faora (Antje Traue) ist zwar ziemlich cool, allerdings nur, solange sie den Mund nicht aufmacht. Nebenbei: Wer sich gefragt hat, wo Jimmy Olsen steckt, die dunkelhaarige Frau, gespielt von der ziemlich unbekannten Rebecca Buller, die Perry White (Laurence Fishbunre) im dritten Akt begleitet, ist Jenny Olsen.
Prinzipiell ist „Man of Steel“ ein extrem actionreicher und sehr humorarmer Film, wodurch die oben genannten Schwächen noch deutlicher zutage treten. Vor allem die zweite Hälfte des Films ist eine Zerstörungsorgie gewaltigen Ausmaßes, gegen die selbst das Finale von „The Avengers“ fast ein wenig bieder wirkt. Prinzipiell ist das auch in Ordnung (und was die Spezialeffekte angeht, gibt es absolut nichts zu meckern, im Gegenteil), wenn zwei oder mehr Kryptonier sich prügeln, müssen konsequenterweise auch ordentlich die Fetzen fliegen, aber dem Actionoverkill des dritten Akts wird leider kaum Charakterentwicklung oder Interaktion gegenübergestellt, so dass es, wie bereits erwähnt, schwierig wird, wirklich mitzufiebern.
Neben der wirklich gelungenen Action gibt es, trotz der Drehbuchschwächen, auch einiges an Gelungenem zu vermerken. Zum Ersten wäre da Henry Cavill, der als Superman wirklich eine gelungene Performance abliefert. Er passt gut in den Anzug, wirkt nobel, ein wenig gequält, aber insgesamt heroisch und gefällt mir als Mann aus Stahl wirklich enorm gut. Auch die Darstellung Kryptons finde ich in diesem Film außerordentlich gelungen. Ich war nie ein Fan des Eiskristall-Kryptons der alten Filme, es wirkte auf mich zwar fremdartig, als Kultur aber niemals authentisch. Die Art und Weise, wie Krypton in „Man of Steel“ dagegen dargestellt wird – als technologisch hochentwickelte Welt mit tollem Design – gefällt mir außerordentlich gut, ebenso wie Russel Crowe als ziemlich aktionsfreudiger Jor-El. Michael Shannons Zod ist dagegen wieder nur funktional. Die Figur ist eigentlich gelungen angelegt, aber wie so häufig erfährt man zu wenig von ihr und Michael Shannon schafft es auch nicht, sie nur durch sein Spiel interessant zu machen – ein besseres Drehbuch hätte hier Wunder gewirkt.
Erwähnenswert sind noch die Anspielungen: Ein Satellit mit Wayne-Enterprises-Aufschrift, ein Laster mit dem LexCorp-Symbol; das lässt auf einiges hoffen.
Fazit: „Man of Steel“ ist weder das Meisterwerk, noch der Totalausfall, den ein Großteil der Kritiker in ihm sehen. Der Superman-Reboot weiß durchaus zu unterhalten, was aber nicht heißt, dass er nicht einige essentielle Schwächen besitzt. Für eine Fortsetzung wäre es vielleicht besser, wenn David S. Goyer beim Drehbuch ein wenig Unterstützung bekommt.

Trailer

Man of Steel – Soundtrack

GoT: Mhysa

season 3
Und schon ist die dritte GoT-Staffel wieder vorbei, wie üblich viel zu schnell. Der Struktur der ersten beiden Staffeln folgend ist auch bei Staffel 3 das emotionale Großereignis in Episode 9, während das Staffelfinale hauptsächlich zur „Nachbearbeitung“ dient: Die Ereignisse der vorangegangen Episode werden verarbeitet und der Weg für die nächste Staffel wird vorbereitet. Es wäre freilich auch schwierig gewesen, an die Ereignisse aus „The Rains of Castamere“ auch nur in irgendeiner Weise heranzukommen. Stattdessen versucht „Mhysa“, jeder der Figuren und Handlungsstränge so etwas wie einen Abschluss zu geben, was zur Folge hat, dass das Ganze wieder recht zerfasert ist und stärker an die schwächeren Episoden 6 und 7 erinnert als an die beiden stärkeren, weil stringenteren, die ihnen folgten. Zugute halten muss man den Autoren allerdings, dass es dieses Mal ein besonders schönes Episodenthema gibt, das in jedem Handlungsstrang eine Rolle spielt: Familie.
Im Grunde wäre dies auch gleich die Gelegenheit, auf die Staffel als Ganzes zurückzublicken, was ich hier aber nicht tun werde, stattdessen liegt der Fokus dieses Artikels ausschließlich auf „Mhysa“. Im Lauf der nächsten Wochen werde ich noch einen Artikel schreiben, der die Staffel als Ganzes bewertet (inklusive Review des Soundtrack-Albums) und möglicherweise kommt auch noch ein Ausblick auf Staffel 4 mit Erwartungen, Vermutungen, Hoffnungen etc.

Die Twins
Die Rote Hochzeit ist noch nicht vorbei. Während sich das Ende von „The Rains of Castamere“ vor allem auf die zentralen Figuren konzentrierte, beginnt „Mhysa“ nun mit Roose Bolton, der von einer Turmspitze aus beobachtet, wie die Soldaten der Starks massakriert werden. Sandor Clegane, der sich in dieser Episode für seine Verhältnisse äußerst selbstlos verhält, versucht, dem Ganzen zu entkommen und dabei auch noch die bewusstlose Arya zu retten. Diese erwacht dummerweise genau in dem Moment, in dem schadenfrohe Freys Robbs Leichnam vorführen, mit einer kleinen, kosmetischen Veränderung: Statt seines Kopfes hat er Greywinds Haupt auf den Schultern; eine fast schon obszöne, im Rahmen der Ereignisse allerdings passende Zurschaustellung von Sadismus. Im Roman wurde man lediglich von dieser Aktion unterrichtet, in einer Serie ist dies natürlich ein äußerst kraftvolles Bild, das nicht ungenutzt bleibt.
wolf
Greywinds Kopf auf Robbs Körper

Immerhin bekommt Arya noch die Gelegenheit, ein wenig Rache zu nehmen und tötet zum ersten Mal einen Mann (der Junge in Staffel 1 zählt hier wohl aufgrund seines Alters nicht). Dabei kommen auch Jaqens Münze, sein Thema und die Worte Valar Morghulis zum Einsatz, wohl um auf Kommendes hinzudeuten.
Durch eine Unterhaltung zwischen Roose Bolton und Walder Frey erfahren wir noch weitere Hintergrundinformationen zur Roten Hochzeit. Was die meisten bereits vermuteten, wird bestätigt: Brynden Tully ist entkommen.
Dabei beweist Walder noch einmal, was für ein kolossales, nachtragendes Arschloch er doch ist, während David Bradley ein weiteres Mal beweist, dass er diese Rolle vorzüglich zu spielen weiß, auch wenn er etwas zu jung ist. Bolton dagegen ist weitaus intelligenter und umsichtiger und ahnt zum Beispiel, dass der Blackfish noch zu einer Gefahr werden könnte. Das Gespräch endet schließlich mit der Enthüllung der Identität von Theons Folterknecht. „Ramsay has his own way of doing things.“

Die Mauer
Hodor referenziert „Der Herr der Ringe“ – faszinierend. Bran und Kompanie haben nun endlich die Mauer, genauer die verlassene Festung Nightfort, erreicht und campieren dort erst einmal. Bran nutzt die Gelegenheit, um seinen Freunden Gruselgeschichte zu erzählen, die eine wichtige Information nachliefert, die bisher noch nicht genug betont wurde: Das Gastrecht ist sowohl den Alten als auch den Neuen Göttern heilig. Die Lehre, die aus der Geschichte vom Rattenkoch zu ziehen ist, ist folgende: Die Verletzung des Gastrechts ist schlimmer als Mord und Anstiftung zum Kannibalismus. Leider fehlt in dieser Geschichte die Erwähnung von Brot und Salz. Dennoch wird sehr schön betont, wie verwerflich Walder Freys Tat doch war. Geschickterweise wird direkt nach Brans Erzählung zu ihm geschnitten.
Nachdem es in der letzten Episode mehrere Beinahezusammentreffen verschiedener Protagonisten gab, folgt hier nun ein tatsächliches Aufeinandertreffen. Obwohl Sam/Gilly und Bran/Team einander nicht kennen, erraten sie doch sehr schnell, wer die jeweils anderen sind, nicht zuletzt, weil Sam Summer als Schattenwolf erkennt. Es wurde ja bereits mehr als einmal erwähnt: In den Romanen haben Sam und Gilly bereits Kalthand getroffen, welcher die beiden beauftragt hat, Bran und Kompanie zu ihm zu schicken. Sam hilft Bran, den Reeds und Hodor schließlich, auf die andere Seite, der Mauer zu kommen (und wer weiß, vielleicht wartete Kalthand dort in der ersten Folge der viersten Staffel ja bereits), um anschließend zusammen mit Gilly weiter gen Castle Black zu wandern, wo eine weitere Figurenzusammenkunft zustande kommt, denn dort endet schließlich auch Jon. Zuvor, noch auf der Flucht, schafft Ygritte es allerdings, ihn einzuholen und ihn mit Pfeilen zu spicken (wobei sich der Boromir-Witz schon wieder aufdrängt). Um ehrlich zu sein, die ganze Szene ist ziemlich überflüssig und gefällt mir nicht wirklich, was zum Teil auch mit der Struktur der Folge zusammenhängt. Nun, da ich auf Folge 9 und 10 zurückblicke, wäre eine Umstrukturierung recht sinnvoll gewesen. Das größte Problem von „Mhysa“ ist, dass die Autoren unbedingt jeden Handlungsstrang unterbringen wollten, sodass es wieder sehr viele kurze Szene gibt, die teilweise schlicht ihre Wirkung verfehlen. Das Ganze ist nicht so tragisch, wenn man sich die Staffel am Stück ansieht (laut David Benioff und D.B. Weiss ohnehin die von ihnen bevorzugte Art des Konsumierens), aber wenn man die Einzelfolgen bewertet, fällt es schon ordentlich ins Gewicht. In meinen Augen wäre es besser gewesen, die Jon/Sam/Bran Handlung der zehnten Episode bereits in „The Rains of Castamere“ zu verarbeiten und dort bereits für die Staffel abzuschließen und stattdessen die Daenerys-Handlung, die sich in Episode 9 ohnehin fehl am Platz angefühlt hat, in das Staffelfinale zu packen. So hätte man in den beiden Abschlussfolgen der Staffel jeweils eine noch stärkere Entwicklung, und Entwicklungen finde ich fast immer besser als Einzelszenen.
Wie dem auch sei, Jon kommt in Castle Black an, Sam kommt in Castle Black an und es gibt ein kurzes Wiedersehen mit Maester Aemon (warum gibt Gilly ihrem Baby bereits einen Namen?) und Pyp.

King’s Landing
Da King’s Landing in der letzten Episode als Schauplatz wegfiel, ist er in dieser Folge zum Ausgleich ziemlich präsent. Zu Beginn wird die Beziehung zwischen Tyrion und Sansa noch ein wenig vertieft. Die Interaktion zwischen den beiden unfreiwillig verheirateten verläuft dabei etwas ungezwungener und angenehmer als im Buch, wo es praktisch keine Beziehung zwischen beiden gab, was vor allem auf Sansa zurückzuführen ist, die in der Vorlage niemandem, vor allem keinem Lannister, mehr auch nur Ansatzweise vertraut und sich bemüht, sämtliche Gedanken zu verbergen. Die Serien-Sansa wirkt dagegen in dieser Szene ein wenig ungezwungener und scheint eine grundsätzliche Sympathie für Tyrion zu empfinden. Wie bereits an anderer Stelle festgestellt: Serien-Sansa ist um einiges dümmer als Buch-Sansa (der Leser weiß zwar, dass Tyrion ihr nichts Übles will, aber Sansa kann das natürlich nicht wissen); in der Tat ist diese spezielle Szene allerdings ziemlich angenehm und eine nette Auflockerung nach viel Blut und Tod. Da Tyrion allerdings kurz darauf zum Kleinen Rat gerufen wird, ändert sich die Stimmung ziemlich abrupt: Wenn Joffrey aufgeregt und begeistert grinst, dann sollte man sich Sorgen machen.
Die Nachricht von Robb Starks Tod hat nun also King’s Landing erreicht, und Joffrey würde gerne noch einen draufsetzen, in dem er Sansa den Kopf ihres Bruders vorsetzt, etwas, das selbst Cersei geschmacklos findet und Tyrion dazu veranlasst, erneut das Leben seines Königs verbal zu bedrohen. Joffrey reagiert erwartungsgemäß, aber dieses Mal hat er praktisch den gesamten Kleinen Rat gegen sich. Was folgt ist eine erneute Auseinandersetzung zwischen Joffrey und Tywin, die damit endet, dass der König von seinem Großvater ohne Essen ins Bett geschickt wird. Die Szene ist grandios (nicht zuletzt wegen Charles Dance), aber ich hätte mich darüber gefreut, wenn sie, wie ihm Buch, noch ein wenig länger gewesen wäre – dort belehrt Tywin seinen Enkel gleich noch ein wenig.
Anschließend erfolgt noch eine weitere private Konversation zwischen Tyrion und Tywin, die jene in der ersten Staffel wiederspiegelt. Für alle, die die Bücher nicht gelesen oder es nicht sowieso schon geahnt haben, wird nun noch einmal klargestellt, dass Tywin hinter der Roten Hochzeit steckt. Anschließend folgt noch ein Gespräch zwischen Tyrion und Cersei (ein weiteres Mal wird klar, dass sich Serien-Tyrion und Serien-Cersei weitaus besser verstehen als ihre Romangegenstücke), in dem es abermals um den Wert von Familie geht. Cersei wird hier als sehr fragil und einsam dargestellt, und wir verstehen, weshalb sie Joffrey trotz seines schlechten Charakters so sehr liebt – eine gute Vorbereitung für die Hochzeit ihres Sohnes und die daraus resultierenden Folgen.
Derweil unterhalten sich auch Varys und Shae, zwei Fremde in King’s Landing. Hierbei könnte man meinen, dass Varys bereits ahnt, was kommt, während ein weiteres Mal deutlich wird, vor allem durch die Zuneigungsbekundung für Sansa, dass Shae in der Serie ein weitaus stärkerer und eigenwilligerer Charakter ist als in den Romanen.
jaime
Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) taucht in Cerseis Kammer auf

Da dies die Episode der Wiedervereinigungen ist, kommt auch Jaime mit Brienne in King’s Landing an (wo ihn niemand erkennt) und taucht schließlich in Cerseis Gemach auf). Obwohl sowohl Nikolaj Coster-Waldau als auch Lena Headey allein mit ihrer Mimik sehr gut spielen, ist diese Szene doch irgendwie enttäuschend; nach allem, was Jaime durchgemacht hat, hätte man sich irgendwie mehr gewünscht. Erschwerend hinzukommt, dass Jaime in den Romanen erst nach Joffreys Hochzeit in King’s Landing eintrifft. Die Ankunft wirkt erzwungen, weil man Jaime, der ohne Frage in dieser Staffel die größte Wandlung durchmacht, wohl noch irgendwie unterbringen und ihm ebenfalls einen Staffelpunkt schaffen wollte. Vielleicht wäre es besser gewesen, das alles in die nächste Staffel zu verlegen und nur in einer kurzen Szene zu zeigen, wie Jaime King’s Landing in der Ferne sieht.

In der Folterkammer
Falls es noch irgendwelche Zweifel daran gab, dass Ramsay Theon kastriert hat, dürften diese damit ausgeräumt sein. Immerhin ist Ramsay zwar ein sadistischer, folternder Psychopath, aber kein Kannibale – was für Theon aber nicht wirklich ein Trost ist. Die gesamte Szene ist extrem schwarzhumorig und endet schließlich damit, dass Theon seinen neuen Namen bekommt: Reek. Der ursprüngliche Reek (er kommt bei der Belagerung Winterfells in „A Clash of Kings“ ums Leben, weil er für Ramsay gehalten wird) wird allerdings (noch?) nicht erwähnt. Den neuen Namen lernt Theon jedenfalls erstaunlich schnell und nur durch ein paar Schläge. Andererseits, vielleicht ist er inzwischen einfach schon so gebrochen.

Pyke
Pyke war ein Handlungsort, den wir in Staffel 2 nur durch Theon kennenlernten und gewissermaßen auch nur zusammen mit Theon besuchten; ab dieser Folge ändert sich das nun und lässt wohl darauf schließen, dass der Greyjoyhandlungsstrang der Bände 4 und 5 wohl auch in der Serie umgesetzt wird, vermutlich allerdings mit starken Änderungen.
yara
Yara (Gemma Whelan) bricht auf, um ihren Bruder zu retten

Auf Pyke empfangen Theons Vater Balon und seine Schwester Yara ein ganz besonderes Geschenk von Ramsay: Theons Lieblingskörperteil. Während sich Balon, der Theon ja bereits bei seiner Rückkehr in Staffel 2 quasi als Sohn aufgegeben hat und nun der Meinung ist, er sei völlig nutzlos (nun kann er sich nicht einmal mehr fortpflanzen), kaum gerührt zeigt (ein weiteres Mitglied des Clubs der Rabenväter in dieser Serie), schwört Yara, dass sie ihren Bruder heimholen wird. Dies setzt sie sofort in die Tat um und bricht mit weiteren Eisenmännern gen Norden auf. Dies könnte umfassende Änderungen bedeuten, wie oben bereits erwähnt kommen die Spekulationen für Staffel 4 allerdings noch in einem Extraartikel.

Dragonstone
Die Veränderung führt zur Vorlage zurück: Nachdem Gendry die Rolle Edric Storms eingenommen hat, wiederfährt ihm auch dasselbe Schicksal: Die Nachricht von Robb Starks vergrößert Stannis‘ Vertrauen in Melisandre, sodass er nun gewillt ist, seinen Neffen zu opfern. Ser Davos ist allerdings nicht gewollt, dies zuzulassen und sorgt deshalb dafür, dass Gendry fliehen kann. Dabei gibt es ein interessantes Gespräch zwischen beiden, das jenes zwischen Varys und Shae wiederspiegelt. Wie Varys ist auch Ser Davos ein aufgestiegener Gemeiner, der auf die Noblen von Westeros eine etwas distanzierte Sichtweise hat. In gewissem Sinne ist er sogar Gendrys Nachbar, beide stammen aus Flea Bottom, den Slums von King’s Landing.
Der Rest ist sehr vorlagengetreu: Davos hat inzwischen lesen gelernt (in diesem Zusammenhang gibt es noch einen kurzen Gastauftritt von Kerry Ingram, die nach wie vor allerliebst ist) und entdeckt den Brief der Nachtwache, den Maester Aemon einige Szenen zuvor in Auftrag gegeben hat (die Raben in der Serie fliegen mitunter extrem schnell, in den Romanen wurde dieser Brief weitaus früher abgeschickt). Sowohl Melisandre als auch Stannis sind wegen Gendrys Befreiung nicht gerade gut auf Davos zu sprechen, doch dieser nutzt den Brief, der vom Angriff der Weißen Wanderer berichtet, als Schild. Und in der Tat, es funktioniert, Melisandre stimmt ihm zu, und so bricht Stannis gen Norden auf.

Yunkai
Im Gegensatz zu Staffel 2 endet Staffel 3 wieder mit einem positiven Eindruck: Daenerys wird nach ihrem Sieg von den befreiten Sklaven Yunkais als Mhysa (Ghiscari für Mutter) gefeiert. Leider muss ich sagen, dass dies als Staffelende irgendwie enttäuschend ist, vor allem nach den bisherigen Finalszenen. Das Ganze wirkt leider irgendwie kitschig und angeklebt.
mhysa
Daenerys (Emilia Clarke) wird von den befreiten Sklaven bejubelt

Fazit: Als „normale“ Episode wäre „Mhysa“ durchaus annehmbar gewesen, als Staffelfinale enttäuscht sie allerdings ein wenig: Zwar gibt es ein gelungenes Episodenthema, aber insgesamt ist die Folge zu zerfasert, da man unbedingt noch einmal alle wichtigen Charaktere unterbringen wollte.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

Star Trek Into Darkness

IntoDarkness
Story: Nach einer missglückten Mission wird Captain James T. Kirk (Chirs Pine) suspendiert und die Mannschaft der Enterprise scheinbar auseinandergerissen. Doch schon bald ändern sich die Dinge, denn der Terrorist John Harrison (Bedendict Cumberbatch) schlägt mehrfach zu, wobei Kirks Mentor Admiral Pike (Bruce Greenwood) stirbt, und flüchtet anschließend in das klingonische Hoheitsgebiet. Nicht nur Kirk, sondern auch dessen Vorgesetzter Admiral Marcus (Peter Weller) sinnt auf Rache. Und so hat die Enterprise, erneut unter Kirks Kommando, eine neue Mission: Harrison finden und töten…

Kritik: Da es nur sehr schwer möglich ist, „Star Trek Into Darkness“ zu rezensieren, ohne den entscheidenden Twist zu verraten, enthält dieses Review massive Spoiler.
J. J. Abrams‘ Version des Star-Trek-Universums geht weiter. Wer schon mit dem ersten Film nichts anfangen konnte und die ruhige, philosophische Seite an Star Trek schätzt, wird „Star Trek Into Darkness“ noch weniger abgewinnen können, denn die Tendenzen, die die den ersten Teil beim Mainstream interessant machten und viele alteingesessene Trek-Fans massiv störten, haben sich noch verstärkt. „Into Darkness“ ist größer, lauter und bombastischer als der Vorgänger und hat ein enormes Tempo, das konsequent durchgehalten wird; Action und Effekte sind nach wie vor vom Feinsten.
Im Großen und Ganzen ist „Into Darkness“ ein wirklich gelungenes Sequel, das allerdings zwei größere Schwächen besitzt. Zuerst allerdings zu den Stärken.
Anstatt einfach ein neues Abenteuer der Enterprise zu schildern, bemühen sich Abrams und seine Drehbuchautoren, die Figuren konsequent weiterzuentwickeln. Kirk ist nicht einfach wieder derjenige, der er zu Beginn des letzten Films war, man merkt, dass er die Ereignisse von „Star Trek“ verarbeitet und aus ihnen gelernt hat, ohne, dass diese direkt referenziert werden müssten. Ebenso beginnt Spock seine Haltung zu überdenken und es kommt zur Beziehungskrise mit Uhura (Zoe Saldana). Nach wie vor schaffen es eigentlich alle Darsteller, ihre Figuren glaubhaft, sympathisch und mit einem Augenzwinkern darzustellen.
Ebenso gelungen sind die politischen Untertöne. Es wird durchaus infrage gestellt, ob bzw. inwieweit die Föderation „nur“ eine Armada zur Friedenssicherung ist oder doch eine Streitmacht. Admiral Marcus ist diesbezüglich die interessanteste Figur, und erfreulicherweise wird dieser Konflikt am Ende des Films auch nicht gelöst, stattdessen deutet vieles darauf hin, dass er im nächsten Film noch eine bedeutende Rolle spielen wird.
Die größte Schwäche des Vorgängers war der Schurke: Nero war trotz eines gut aufgelegten Eric Bana irgendwie langweilig. Um den vorzubeugen wählte Abrams dieses Mal den größten Schurken des Star-Trek-Universums: John Harrison ist niemand anderes als Khan Noonien Singh. Zur Schauspielerwahl kann man Abrams nur gratulieren: Benedict Cumberbatch verkörpert ihn großartig. Obwohl er Ricardo Montalbán, der Khan in „Der Zorn des Kahn“ spielte, nicht wirklich ähnlich sieht und ihn auch nicht imitiert, besitzt er doch eine vergleichbare, beeindruckende Präsenz. Prinzipiell ist Khan sehr viel interessanter und charismatischer als Nero, dennoch liegt eines der Probleme von „Into Darkness“ beim Schurken: Er hat zu wenig Leinwandzeit. Khan hat enormes Potential, das allerdings kaum ausgeschöpft wird; da wäre sehr viel mehr drin gewesen.
Das Hauptproblem des Films liegt allerdings am Finale. In diesem wird der emotionale Höhepunkt von „Der Zorn des Khan“ mit umgekehrten Rolle nachempfunden. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich „Der Zorn des Khan“ noch nicht gesehen (das habe ich erst einige Tage nach dem Kinobesuch nachgeholt), und trotzdem waren selbst für mich die Parallelen überdeutlich. Das Ganze wirkt letztendlich fürchterlich erzwungen und unkreativ. Selbst die Schlussszene ist, bis auf die Anwesenheit von Carol Marcus (Alice Eve), fast mit der von Abrams‘ erstem Star-Trek-Film identisch, sodass es beinahe scheint, als ob Abrams und Co. nicht eingefallen wäre, wie sie den Film passend beenden sollten.
Fazit: Bis auf den Schluss gelungene Fortsetzung von J. J. Abrams‘ „Star Trek“, die dem Vorgänger allerdings nicht ganz das Wasser reichen kann.

Trailer

Siehe auch:
Star Trek

Aktuell: Erster Trailer zu „Der Hobbit: Smaugs Einöde“


Der erste Trailer zum zweiten Hobbit-Film ist verfügbar und ich muss leider sagen, da macht sich ein wenig die Ernüchterung breit, vor allem wenn man ihn mit dem ersten Trailer von „Eine unerwartete Reise“ vergleicht. Zugegeben, vielleicht hängt es auch ein wenig damit zusammen, dass es nur 0815-Trailermusik gibt und nichts neues (oder altes) von Howard Shore…
Der Anfang ist recht stimmungsvoll, mit gelungenen Bildern des Erebor und von Thranduils Festung (erinnert ein wenig an eine unterirdische Version von Lothlórien). Und ich glaube, ich mag Thranduil, auf jedenfall hat er eine gewisse Ausstrahlung (für ein Urteil ist es nach den kurzen Einstellung aus „Eine unerwartete Reise“ und dem bisschen Trailermaterial natürlich zu früh). Die Waldelben in den Bäumen dagegen…es wirkt, als hätte man den Olifanten tötenden Legolas aus „Die Rückkehr des Königs“ genommen und noch potenziert. Apropos Legolas (Orlando Bloom), für ihn gilt dasselbe wie für die anderen: Die Elben sollten wohl ätherischer und unmenschlicher gemacht werden, aber zumindest in diesem Trailer wirken sie einfach künstlich – ich hoffe, da wird nochmal dran gearbeitet. Es gibt auch die ersteb bewegten Bilder von Tauriel (Evangline Lilly) aber auch hier gilt: Zu früh, um sich wirklich eine Meinung zu bilden.
Kurz sieht man auch Azog (Manu Bennett, hätte nicht sein müssen, hoffentlich tritt er ab und wird durch den weitaus gelungener aussehnden Bolg ersetzt) und die Beine einer Spinne. Ebenso ist Bard der Bogenschütze (Luke Evans) kurz zu sehen.
Am Ende taucht schließlich noch Smaugs Kopf auf, dessen Auge irgendwie anders aussieht als in „Eine unerwartete Reise“. Ich muss sagen, dass mir das hier präsentierte Design nicht so ganz zusagt. Vielleicht habe ich in letzter Zeit zu viel „Game of Thrones“ angeschaut, aber ich hatte irgendwie vermutet (oder gehofft), dass Smaug ein wenig in Richtung Drogon gehen würde.
Alles in allem ein sehr actionreicher Trailer, der mitunter zu künstlich und sauber wirkt und dem es an Atmosphäre mangelt. Allerdings, Trailer sind notorische Lügner (man denke nur an „Watchmen“ oder „Inglourious Basterds“).

Stück der Woche: The Rains of Castamere II


Die dritte Staffel von „Game of Thrones“ ist nun (mal wieder viel zu schnell) vorbei. Meine Episodenrezension folgt wie üblich Ende der Woche, und irgendwann in den nächsten ein, zwei Monaten werde ich auch noch eine Staffelbesprechung inklusive Soundtrack-Kritik verfassen. Um das Staffelende allerdings gebührend zu feiern, gibt es noch eine kleine Zusammenstellung von Coverversionen meines Lieblingsstücks aus der Serie: The Rains of Castamere. Das oben eingestellte Video ist die Instrumentalversion vom Soundtrack der dritten Staffel. Wie schon bei den Main Titles gibt es einige wirklich extrem gelungene Fanversionen des Lannister-Liedes.

Acoustic Version von CosmicRecordings

Cover von Peter Hollens

Cover von Psyche Corporation

Harfenversion von Camille und Kennerly

Cover von Let’s Lumos!

Bombastische Orchestralversion

Cover von Jason Yang (ebenfalls dabei: Themen aus „Der Hobbit“ und „The Dark Knight“)

Siehe auch:
Stück der Woche: The Rains of Castamere

Batman 2

Nostalgiereview
Batman2_Dino
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Batman 2 oder JLA 3 mein zweites Heft war, in jedem Fall aber ist Batman 2 interessanterweise eine perfekte Ergänzung zu Batman Adventures 22, obwohl beide innerhalb unterschiedlicher Kontinuitäten spielen. In Letzterem lernt man vor allem einiges über Batmans Schurken, während in diesem Heft der Dunkle Ritter selbst im Mittelpunkt steht, und das auf…andere Weise, als es in einem „gewöhnlichen“ Heft der Fall wäre.
Nachdem Bane ihm in „Knightfall“ das Rückgrat brach, er sich mit seinem Stellvertreter Jean-Paul Valley auseinandersetzen musste und während der „Zero Hour“ auch noch seine Ursprungsgeschichte minimal verändert wurde (von „Zero Hour“ bis „Infinite Crisis“ war der Mörder von Thomas und Martha Wayne nicht Joe Chill, sondern ein völlig unbekannter Kleinkrimineller, der niemals gefasst wurde), nahm sich Bruce Wayne erst einmal eine kleine Auszeit: In der Miniserie „Prodigal“ vertrat Dick Grayson, der erste Robin, der später zu Nightwing wurde, seinen Mentor. Im Anschluss streifte Bruce allerdings wieder das (nun leicht veränderte) Batkostüm über. Aus diesem Anlass spendierte DC-Comics den US-Serien Batman, Robin und Detective Comics jeweils eine Nullnummer, die vor allem Neulesern den Einstieg ermöglichen sollten – genau diese Nullnummern wählte Dino zum Start der hauseigenen Batman-Heftserie. Batman 0 und Robin 0 füllten die erste Ausgabe, während die zweite Detective Comics 0 und Batman 518 enthielt.
Die Nullnummern der beiden klassischen Bat-Heftserien ergänzen sich dabei ziemlich gut. Beide erzählen, eingebettet in eine Rahmengeschichte, vom Werdegang des Dunklen Ritters. Batman 0 kümmert sich dabei vor allem ums Grundsätzliche, der Mord an den Eltern und die Kindheitstraumatisierung steht im Vordergrund (also quasi all das, was auch schon im Burton-Film thematisiert wird), während Detective Comics 0 (verfasst von Chuck Dixon) dies nur anschneidet und stattdessen mehr von Bruce‘ Weg zu Batman erzählt. Die Rahmenhandlung (Batman ist Verbrechern auf der Spur, die zwei Kinder entführt haben und Lösegeld erpressen möchten) ist dabei eher zweitrangig, im Fokus stehen die in Blau- und Grüntönen gehaltenen Rückblicke, in denen erzählt wird, wie Bruce zum Batmobil kommt, die Bathöhle entdeckt und an seiner Identität als Batman feilt. Zur Ergänzung des ersten Batman-Films von Tim Burton ist dieses Heft nahezu ideal, da dieser kaum darauf eingeht, wie aus dem Jungen, der seine Eltern verloren hat, Batman wurde. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass dieses Heft von David S. Goyer beim Schreiben des Drehbuchs zu „Batman Begins“ als Vorlage diente.
Gezeichnet wurde dieses Heft von Graham Nolan, der zusammen mit Kelley Jones der dominante Zeichner von Dinos Batman-Serie bis etwa Heft 40 war. Nolans Stil ist sehr geradlinig und detailliert; ich mag ihn äußerst gerne und finde seine Arbeiten für Detective Comics sehr gelungen.
Batman 518 ist dagegen ein „gewöhnliches“ Heft und markiert den Anfang einer Storyline, in deren Rahmen sich Bruce als Batman wieder zurechtfinden und vorerst ohne Alfred auskommen muss. Er bekommt es hier mit dem Schurken Black Mask zu tun, der seinen Killer Black Spider ausschickt, um Bruce Waynes Halloweenparty zu ruinieren.
Hier lernte ich auch Kelley Jones, den Meister des Bizarren, als Zeichner kennen, der, wie so oft, mit Autor Doug Moench zusammenarbeitet. In meinem Review zu „Batman – Vampire“ habe ich ja bereits ausführlich über ihn geschrieben. Im Gegensatz zu Graham Nolan, der quasi eine Allzweckwaffe ist, kommt es bei Jones sehr stark darauf an, welche Geschichte er zeichnet. Recht düstere und makabre Geschichten, in denen Batman als Einzelgänger agiert (wie eben „Batman – Vampire“; auch Batman 512 ist gelungen), können mit seinen Zeichnungen grandios werden, während Geschichten, in denen die Batman-Familie involviert ist, meistens eher bescheiden ausfallen (Jones‘ Robin sieht beispielsweise schlicht dämlich aus).
Fazit: Gelungene Ergänzung zu Batman Adventures 22 und ebenfalls ein sehr gelungenes Einstiegsheft; die erste Geschichte des Hefts konzentriert sich vor allem auf Batmans Werdegang, während in der zweiten die eigentliche beginnt

Siehe auch:
Batman Adventures 22

GoT: The Rains of Castamere

season 3
Das ist die Episode, auf die alle gewartet haben. Buchleser wussten natürlich, was kommen musste, während aufmerksame Nichtbuchleser zumindest wussten, dass etwas kommen würde. Fast alle Buchleser (und da schließe ich mich mit ein) vereinte eine geradezu sadistische Erwartungshaltung, wie die Uneingeweihten wohl auf die Rote Hochzeit reagieren würden. Und wahrlich, wir wurden nicht enttäuscht. Bereits am Tag nach der Ausstrahlung tauchten auf YouTube Reaktionsvideos auf, aufgenommen von Eingeweihten, die sich am Schock und dem Entsetzen ihrer Freunde und Verwandten genüsslich weideten. Zusätzlich gab es Artikel, Tweets, und, und, und… Viele bezeichnen „The Rains of Castamere“ als das Schockierendste, was sie je im Fernsehen gesehen haben. Unter den Buchlesern gehen die Meinung dagegen relativ weit auseinander: Manche fanden die Umsetzung ebenso intensiv wie das entsprechende Kapitel oder sogar noch intensiver, während andere absolut unzufrieden waren.
Auch abseits der Roten Hochzeit passiert in dieser Episode einiges, allerdings gehen die anderen Handlungsstränge ein wenig unter. Buchleser erwarten die Rote Hochzeit und achten in erster Linie auf das Geschehen bei den Twins (jedenfalls ging es mir bei der ersten Sichtung so), während für Nichtbuchleser die anderen Ereignisse dieser Episode schlicht von der Hochzeit überschattet werden. Vor allem Daenerys‘ Handlungsstrang wirkt vom Rest des Geschehens ziemlich abgesondert, was in dieser Episode ein wenig unglücklich ist – ich hatte erwartet, dass ihr Handlungsstrang in dieser Episode pausiert. Immerhin erwies sich meine Vermutung beim King’s-Landing-Personal als korrekt.

Yunkai
Nachdem sie nun die Second Sons auf ihre Seite gebracht hat, möchte Daenerys Yunkai, das nach wie vor von hohen Mauern geschützt wird, einnehmen. Ihr neuer Verbündeter Daario Naharis schlägt vor, durch einen geheimen Seiteneingang hineinzukommen. Alles in allem weicht die Eroberung Yunkais in der Serie stark von den Ereignissen im Roman ab, wo Daenerys die feindlichen Söldner alkoholisiert und dann einen Überraschungsangriff startet. In der Serie erinnert die Eroberung Yunkais eher an die Eroberung Meerens, wo Daenerys‘ Leute ebenfalls in die Stadt eindringen, was abermals zu Spekulationen einlädt: Werden Yunkai und Mereen in der Serie zu einer Stadt fusioniert?
3097736-grey_warm
Grauer Wurm (Jacob Anderson)

Jedenfalls ist bereits spürbar, dass sich Daenerys zu Daario hingezogen fühlt. Ebenso spürbar ist Jorah Mormonts Abneigung gegenüber dem Söldnerführer. Schließlich wird beschlossen, dass Jorah, Daario und Grauer Wurm, der Anführer der Unbefleckten, in die Stadt eindringen, während Ser Barristan, wie im Roman, bei Daenerys zurückbleibt. Möglicherweise sind es Jorahs Abschiedsworte an Barristan, die ihn schließlich dazu veranlassen, seiner Königin von Jorahs Verrat zu berichten – vorausgesetzt, dass dies in der Serie noch vorkommt.
Die vollständige Eroberung der Stadt wird nicht gezeigt, wohl aus Budgetgründen, aber immerhin der Anfang, das Einschleichen á la trojanischer Krieg (nur ohne hölzernes Pferd) bekommen wir zu sehen, inklusive einer Actionszene, in welcher sehr schön die verschiedenen Kampfstile von Daario, Jorah und Grauer Wurm herausgearbeitet werden. Vor allem Letzterer beweist, dass er es durchaus mit den besten Kämpfern der Serie aufnehmen kann. Das Ganze endet in einem Minicliffhanger, bis schließlich Jorah und Grauer Wurm wieder bei Daenerys auftauchen und von ihrem Sieg berichten. Besonders muss in dieser kleinen Szene Iain Glenn gelobt werden, dessen Mimik genau zeigt, dass Daenerys‘ Frage nach Daario (der natürlich überlebt hat) ihm das Herz bricht.
Obwohl die Umsetzung eigentlich gut ist, wirken die Ereignisse in Essos noch stärker von allem anderen entfernt, als dies sonst der Fall.

Nördlich der Mauer
Sam und Gilly wandern immer noch in Richtung Mauer, die sie in dieser Episode auch erreichen (allerdings nach wie vor ohne Kalthand). Sam nutzt die Gelegenheit gleich, um ein wenig mit seinem Buchwissen anzugeben, was auch prompt funktioniert; Gilly hält ihn für einen Zauberer. Martin hatte schon immer große Sympathie für Bücherwürmer, und wer könnte es ihm verdenken.

Südlich der Mauer
Unglaublich, aber wahr: Rickon spricht! Nachdem er fast die gesamte Staffel lang geschwiegen hat, gibt er etwas von sich, und das in der Folge, in der er sich wohl ersteinmal für längere Zeit verabschiedet. Die beiden Stark-Kinder, die Reeds, Osha und Hodor erreichen die Schenkung (in den Romanen spielt sich das Ganze in Queenscrown ab). Die Gruppe findet in einem Turm Unterschlupf, wo wir erfahren, dass Hodor Gewitter nicht mag.
Hier findet auch das erste Beinahezusammenreffen der Starks statt, denn Jon Snow ist ganz in der Nähe. Die Wildlinge rücken weiter vor (und das in nicht gerade subtiler Weise), während Jon Snows Loyalität ein weiteres Mal auf die Probe gestellt wird, dieses Mal mit fatalem Ausgang. Ein weiteres Mal soll Jon eine Hinrichtung vornehmen, dieses Mal an einem Pferdezüchter der Nachtwache, und ein weiteres Mal kann er es nicht, weshalb es schließlich zur Auseinandersetzung kommt. Es folgt die finale Konfrontation mit Orell, den nun doch noch sein Schicksal ereilt. Sogar der Übergang seines Geistes in den Adler wurde mit eingebaut, auch wenn der Adler selbst nicht lange überlebt.
Derweil lernt Bran, dass er nicht nur in den Geist von Summer, sondern auch in den Hodors, dessen Angst vor dem Gewitter immer stärker wird, schlüpfen kann, um ihn so zu beruhigen, damit sie nicht von den Wildlingen entdeckt werden. Laut Jojen beherrscht kein anderer Warg dieses Kunststück. Kurz darauf hilft Bran Jon im Kampf gegen die Wildlinge, in dem er von Summer Besitz ergreift und Jon so die Flucht ermöglicht.
Nachdem sich die Lage wieder beruhigt hat, kommt es zur Trennung zwischen den Stark-Brüdern: Osha und Rickon bleiben südlich der Mauer, während Bran, die Reeds und Hodor sich weiter nach Norden aufmachen (womit die Serie wieder zur Vorlage zurückkehrt). Dies sind durchaus bedeutende Momente, die alle für die jeweilige Handlung sehr einflussreich sind, im Vergleich zur Roten Hochzeit allerdings verblassen.

Die Twins
Bevor Robb Walder Frey gegenübertritt, führt er ein letztes Gespräch mit seiner Mutter, in welchem beide noch einmal über den Plan, Casterly Rock anzugreifen, sprechen. Diese Konversation ist die erste in einer Reihe von Maßnahmen, die dazu dienen, den Zuschauer in Sicherheit zu wiegen: Endlich scheint alles für die Starks nach Plan zu verlaufen: Catelyn und Robb söhnen sich aus und sie gibt ihm praktisch ihren Segen. Im den Romanen sieht die Situation etwas anders aus, da Robb dort nicht plant, Casterly Rock anzugreifen, sondern den Norden zurückzuerobern. Auch hat er vor, seine Mutter quasi abzuschieben und in Seaguard unterzubringen, was diese, ebenso wie Robbs Absicht, Jon Snow als Eddard Starks Sohn zu legitimieren und ihn zu seinem Erben zu machen, nicht besonders gut aufnimmt. In der Serie ist hiervon keine Rede.
Die Ankunft auf den Twins ist ein wenig reduziert (kein Vorfall mit Greywind o.ä.), im Großen und Ganzen aber sehr buchgetreu. Auffällig ist, dass Walder Frey nicht, wie in den Romanen, erst auf Nachfrage etwas zu essen serviert, sondern dass direkt Brot und Salz herumgegeben werden. Vielleicht wäre es geschickt gewesen, in einer der vorherigen Episoden noch einmal auf das Gastrecht und seinen heiligen Status hinzuweisen, ähnlich wie in „Second Sons“ die Bedeutung von The Rains of Castamere erklärt wurde.
Robb muss sich nun bei Walder Freys Töchtern und Enkelinnen entschuldigen. Hierbei ist vor allem Edmure auffällig (und ziemlich komisch), der nervös alle ausgiebig mustert und sich fragt, ob seine Zukünftige wohl ebenfalls so aussieht wie die hier vorgeführten Damen. Anschließend nimmt Walder Talisa ausgiebig in Augenschein und erklärt gönnerhaft, dass er, wäre er an Robbs Stelle gewesen, ähnlich gehandelt hätte.
Derweil haben Arya und der Bluthund die Twins fast erreicht. Auf dem Weg treffen sie einen Wagenfahrer mit gebrochener Achse, der Fleisch für die Hochzeit bringen soll. Diese Gelegenheit wird noch einmal genutzt, um einen wichtigen Charakterzug der Starks herauszuarbeiten (etwas Ähnliches findet sich in dieser Episode auch bei Jon Snow): Ihre Ehre und ihr Mitleid. Interessanterweise sind es beides Mal alte Männer, die gerettet werden sollen – ironisch, wenn man bedenkt, dass es zwei andere alte Männer sind, die schließlich das Schicksal des Hauses besiegeln. Dennoch scheint Sandor Glegane allgemein eine schwache Seite für Stark-Mädchen zu haben. Schließlich erreichen auch die beiden die Twins und das zweite Beinahezusammentreffen rückt näher. Wie der Bluthund korrekt bemerkt, fürchtet Arya (zurecht), dass kurz vor dem Ziel noch alles schief gehen könnte. Sowohl Arya als auch Sandor beweisen hier, dass sie sehr gut in der Lage sind, den jeweils anderen zu durchschauen.
Roslinedmure
Edmure (Tobias Menzies) und Roslin (Alexandra Dowling)

Und nun kommen wir zum eigentlichen Kern, der Hochzeit. Gerade hier gibt es im Vergleich zu den Romanen einige wirklich signifikante Änderungen, und damit meine ich nicht einmal die Anwesenheit Talisas und des Blackfish. Die gesamte Herangehensweise ist unterschiedlich. Im Buch herrscht von Anfang an eine extrem unangenehme Atmosphäre, die sich nach und nach immer weiter steigert und auch sehr stark mit Catelyns Perspektive zusammenhängt (die zuerst vermutet, dass alles noch eine persönliche, aber keine tödliche Rache Walder Freys ist, die man eben erdulden muss): Es ist extrem warm und stickig, das Essen ist schlecht, die Musiker spielen grauenvoll (aus gutem Grund, denn die meisten sind keine Musiker, sondern Schützen). Das Ganze Unbehagen steigert sich kontinuierlich, bis, nachdem Edmure und Roslin (Alexandra Dowling) das Fest verlassen haben, um die Ehe zu vollziehen, The Rains of Castamere erklingt und die Feier nahtlos ins Gemetzel übergeht. In der Episode dagegen scheint zuerst alles gut zu laufen: Edmures Braut entpuppt sich als Walder Freys attraktivste Tochter, und die Gäste scheinen die Hochzeitsfeier zu Beginn sogar als angenehm zu empfinden – zumindest die Musikanten spielen nicht schrecklich. Die Buchhochzeit baut stärker auf Atmosphäre und Steigerung des Horrors, während die Serienhochzeit den Schock in den Vordergrund stellt. Bis zu dem Zeitpunkt, als die Musiker beginnen, The Rains of Castamere zu spielen, scheint alles in Ordnung zu sein (fast schon zu gut): Catelyn und Robb lachen, scherzen sogar, die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich. Die Anzeichen für das Kommende sind subtiler: Zuerst trinkt Roose Bolton nur keinen Alkohol.
Bevor ich zum Verlauf des Massakers komme, noch ein paar kleine auffällige Details: Vor und während dem Betten spielen die Musikanten, wie schon auf Sansas und Tyrions Hochzeit, The Bear and the Maiden Fair.
Walder-Frey-3x09
Walder Frey (David Bradley)

Da der Blackfish pinkeln muss und während des Massakers nicht anwesend ist, kann man wohl davon ausgehen, dass er überlebt hat und später, wie gehabt, Jaime Lannister gegenübertritt.
Catelyn erzählt Roose Bolton, dass Ned Stark das Betten auf ihrer Hochzeit nicht zugelassen habe; dies steht in starkem Kontrast zum Roman, wo sich Catelyn während der Feier ebenfalls an ihre eigene Hochzeit erinnert.
Und noch ein besonderes Bonbon: Talisas und Robbs Sohn soll Eddard heißen – eindeutig kein gutes Omen.
Schließlich werden die Tore geschlossen und The Rains of Castamere erklingt. Ab diesem Moment wird auch die Serienhochzeit verdächtig und Catelyn schwant bereits Übles, ebenso wie Greywind, der in einem Pferch außerhalb festgehalten wird. Sandor und Arya erreichen derweil die Hochzeit, werden aber nicht hereingelassen.
Im Gegensatz zum Roman geht die Feier nicht einfach ins Gemetzel über: Nachdem die Musikanten zu spielen aufgehört haben, hält Walder Frey erst eine kleine Ansprache, bevor einer seiner Söhne damit beginnt, seinen Dolch mehrfach in Talisas Bauch zu rammen. Kurz darauf wird Robb von Armbrustbolzen gespickt (Boromis Sohn bringt das natürlich nicht sofort um) und das Schlachten beginnt. Talisas Tod macht das Ganze noch ein wenig harscher und tragischer, an anderer Stelle wird allerdings geschont: Catelyns Tod ist, so unglaublich das auch klingt, hier angenehmer als im Buch, wo sie sich erst das Gesicht völlig zerkratzt und über dem Anblick ihres toten Sohnes den Verstand verliert.
Ich muss leider sagen, dass ich von der Roten Hochzeit sogar minimal enttäuscht bin, allerdings wirklich nur minimal. Das hängt nicht mal so sehr mit der Verschiebung des Fokus von Atmosphäre auf Schock zusammen (obwohl gerade dieses Thema viel Diskussionsstoff bietet – funktioniert diese Herangehensweise für ein visuelles Medium besser oder nicht?), sondern eher damit, dass ich mir die Hochzeit, die ich persönlich für eines der stärksten Stücke Literatur überhaupt halte, sehr detailliert ausgemalt habe, vor allem musikalisch. Das eigentliche Schlachten wird von relativ schrillem Underscoring begleitet – ich persönlich hätte mir gewünscht, dass, wie im Roman, weiter The Rains of Castamere gespielt wird, bis am Ende nur noch die Trommeln zu hören sind. Auch gelungen hätte ich den The-Compass-and-the-Ruler-Ansatz gefunden: In besagtem Stück aus dem Soundtrack von „From Hell“ geht die intradiegetische Musik in die extradiegetische über. Djawadi hätte das ebenso machen können und sein Orchester eine besonders garstige Variation des Rains-of-Castamere-Themas spielen lassen können, ähnlich der Version des Hauptthemas in der letzten Folge der zweiten Staffel.
game-thrones-red-wedding
Catelyn (Michelle Fairley) wird vom Schwarzen Walder (Tim Plester) ermordet

Letztendlich ist das allerdings Kritik auf sehr hohem Niveau. Der eindeutige Gewinner dieser Episode ist David Bradley als Walder Frey, der genauso eklig und widerlich ist, wie er sein muss. Perfektes Mienenspiel, Hut ab. Ebenso gelungen fand ich Greywinds Hinrichtung, welche die arme Arya mitansehen musste, und Walder Freys Frau gibt in der Tat eine bessere Geisel ab als ein geistig behinderter Enkel. Und schließlich die Stille während des Abspanns: Ein grandioser Schachzug.

Fazit: Sehr gelungene Umsetzung der Roten Hochzeit, die aber in meinen Augen noch besser hätte sein können. Der Rest der Episode überzeugt ebenfalls, verblasst aber wegen der letzten Viertelstunde.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: Second Sons

season 3
Mit „Second Sons“ nähern wir uns bereits mit Riesenschritten dem Finale, und man merkt es auch. Anders als die vorhergehenden Episoden ist „Second Sons“ wieder eher so strukturiert wie „Valar Dohaeris“, der Fokus ist enger und es gibt nicht aus jedem Handlungsstrang eine Szene, stattdessen konzentriert sich diese Episode auf einige bestimmte (King’s Landing, Yunkai, Dragonstone), während in der nächsten Folge wohl die in „Second Sons“ vernachlässigten bearbeitet. Das führt dazu, dass Episode 8 der dritten Staffel sehr viel kohärenter und „runder“ erscheint als die letzten beiden, eher schwachen Episoden.

Auf dem Weg nach Riverrun
Arya ist nun mit dem Bluthund unterwegs nach Riverrun, da dieser sie an Robb verkaufen will. Diese Szene dient praktisch als Prolog der Episode, ebenso wie die Samwell-Szene als Abschluss dient. Arya erkennt, dass sie Sandor Clegane (noch?) nicht töten kann und erfährt etwas von ihrer Schwester. Nebenbei wird gleich noch einmal auf die in der nächsten Folge stattfindende Hochzeit hingewiesen.

Yunkai
second sons
Daenerys (Emilia Clarke) empfängt die Anführer der Second Sons

Der Titel der Episode ist ein weiteres Mal mehrdeutig (so ist auch Tyrion ein zweiter Sohn), der direkteste Bezug zum Inhalt findet sich aber in der Söldnertruppe, die von den Yunkaii angeheuert wurde, um die Stadt zu verteidigen. Nach dem Vertreter der Herrscher Yunkais empfängt Daenerys nun auch die drei Anführer der Second Sons: Mero, der „Bastard des Titanen“ (Mark Killeen), Prendahl na Ghezn (Ramon Tikaram) und Daario Naharis (Ed Skrein). Im Großen und Ganzen wurde die Begegnung mit den Söldnern ziemlich Vorlagengetreu umgesetzt, wenn auch recht stark vereinfacht. In den Romanen gibt es neben den Second Sons noch eine weitere Söldnertruppe, die Stormcrows, die von Daario Naharis, Prendahl na Ghezn und Sallor dem Kahlen (taucht in der Serie nicht auf) angeführt werden. In der Serie wurde aus beiden Söldnertruppen eine.
Mark Killeen gefällt mir als Bastard des Titanen äußerst gut, er ist genauso respektlos und lüstern wie in der Vorlage, während Prendahl na Ghezn werde im Roman noch in der Serie einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Bei Daario, dem Wichtigsten der drei, bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob er mir gefällt. Sein recht exotisches Aussehen (in den Büchern hat er blau gefärbte Haare und Bart) wurde, wohl weil man der Meinung war, es würde lächerlich aussehen, normalisiert – die Griffe von Daarios Waffen sind sowieso viel wichtiger, und diese wurden buchgetreu umgesetzt. Damit habe ich allerdings kein Problem, sondern eher damit, dass mich Ed Skrein an einen etwas älteren Jamie Campbell Bower erinnert.
Das Zwiegespräch der drei Anführer hat mir allerdings dennoch sehr gut gefallen, die Vereinfachungen schaden der Geschichte hier nicht, sondern helfen in der Tat, alles verständlicher zu machen. Daario begeht dieselbe Tat, die ihn an Daenerys‘ Seite bringt, und Mero möchte sie nach wie vor tot sehen. Im Buch führt er den Attentatsversuch selbst aus, nur um von Ser Barristan dabei getötet zu werden, während er hier Sallors Platz einnimmt.
In der Serie scheint es nun so, als würden die Second Sons Daario ausschicken, Daenerys zu töten.
Diese nimmt derweil nichtsahnend ein Bad. In dieser Szene finden sich sehr viele Anspielungen an Staffel 1. In der ersten Daenerys-Szene der allerersten Folge nimmt Dany ebenfalls ein Bad, was dazu veranlasst, darüber nachzudenken, wie sehr sie sich seither verändert hat. Kurz darauf folgt die Wiederspiegelung einer weiteren Szene aus Staffel 1, in welcher Irri Daenerys die korrekte Aussprache eines Dothraki-Wortes beibringt. Hier ist es Daenerys, die Missandei dasselbe beibringt – ein weiterer Hinweis darauf, dass die Königin der Drachen über die letzten Staffeln hinweg viel gelernt hat.
Schließlich kommt Daario, verkleidet als Unbefleckter, hinzu und präsentiert Daenerys die abgeschlagenen Köpfe seiner Vorgesetzten und schwört ihr Loyalität. Vermutlich setzt der Dany-Handlungsstrang in der nächsten Episode aus, während sie in der letzten Episode der dritten Staffel ein angemessenen Staffelfinale bekommt – der Titel „Mhysa“ deutet jedenfalls darauf hin, dass sie Yunkai erobert.
Daario
Daario Naharis (Ed Skrein)

Dragonstone
Gendry und Melisandre sind auf Dragonstone angekommen und werden von Stannis auf seine übliche, herzliche Weise begrüßt. Nachdem Gendry sich zurückgezogen hat, diskutieren Stannis und Melisandre über das Opfern von Lämmern (wobei sich die Frage stellt, ob Gendrys Angst wirklich das Opfer verderben würde). Jedenfalls plagen den Herrn von Dragonstone Zweifel und er sucht sein Gewissen auf, das in einer Zelle sitzt und das Lesen übt. Ser Davos, dessen Auftritte in dieser Staffel relativ selten, aber stets erfreulich sind, erweist sich dabei als sehr scharfsinnig. Wie in den Romanen und in Staffel 2 spricht er sich stets gegen Melisandre aus und begreift sehr genau, was seinen König umtreibt: Stannis hat Zweifel an der Opferung und möchte insgeheim, dass Davos sie ihm ausredet oder eine andere Möglichkeit findet. In diesem Gespräch wird auch die kommende Schlacht an der Mauer angedeutet, die Stannis in den Flammen erblickt hat und die wir wohl erste nächste Staffel sehen werden.
Schließlich kehren wir zu Gendry zurück, der vom Luxus auf Dragonstone geradezu überwältigt ist, aber trotzdem (oder gerade deshalb) sehr misstrauisch bleibt und zögert, als Melisandre ihm Wein anbietet; nicht ganz grundlos, wenn man sich an die erste Folge der zweiten Staffel erinnert.
Was nun folgt erinnert ein wenig an die Theon-Szene aus „The Bear and the Maiden Fair“: Abermals haben wir eine Sexszene, die für den Mann auf äußerst unangenehme Art und Weise endet – wobei Gendrys Schicksal dem Theons wohl eindeutig vorzuziehen ist; und insgesamt finde ich diese Szene auch gelungener. Natürlich stellt man sich die Frage, ob es nicht einfacher gewesen wäre, Gendry niederzuschlagen und ihm das Blut dann abzunehmen (noch einmal die Lämmerdiskussion). Es wäre natürlich möglich, dass das Blut für die Egel unter bestimmten Umständen gewonnen werden muss… nun ja, letztendlich führt das Ganze wieder zurück zur Vorlage: Ser Davos hat in der Tat einen (vorläufigen) Ausweg für Stannis‘ Dilemma gefunden: König und Zwiebelritter wollen erst einen Test der Potenz von königlichem Blut. Melisandres eigentliche Absicht, die Opferung eines Bastards von Robert Baratheon, um die steinernen Drachen von Dragonstone zu erwecken, wird jedoch noch nicht erwähnt.

King’s Landing
Es wird geheiratet. Über den Verlauf der Staffel wurden nun schon fünf Hochzeiten angekündigt: Tyrion/Sansa, Edmure/Roslin Frey, Joffrey/Margaery, Cersei/Loras (wobei ich immer noch nicht glaube, dass diese stattfinden wird) und Littlefinger/Lysa Arryn. Die erste bekommen wir in dieser Folge zu sehen. In der Tat nimmt der Teil in King’s Landing die meiste Zeit in Anspruch und ist enorm gut gelungen, nicht zuletzt, weil sowohl Peter Dinklage als auch Sophie Turner von ihrer ersten gemeinsamen Szene an alle Register ihres Könnens ziehen. Vor allem Letztere erweist sich als wirklich talentiert und vermittelt mit wenigen Gesten und Gesichtsausdrücken verdammt viel.
Vor der Hochzeit gibt es noch ein recht aufschlussreiches Zwiegespräch zwischen Margaery und Cersei, in welchem Letztere ihre zukünftige Schwiegertochter über die Bedeutung von The Rains of Castamere aufklärt: Ein geschickter Schachzug, da der Nichtbuchleser mit dem Liedtext wohl relativ wenig anfangen dürfte. Allerdings wird Lord Tytos, Tywins Vater, interessanterweise überhaupt nicht erwähnt, stattdessen hat in der Serie Haus Reyne von Castemere anscheinend gegen Tywin rebelliert. Cerseis Feindseligkeit am Ende des Gesprächs ist in meinen Augen ein wenig übertrieben, Cersei zeigt ihre wahre Geisteshaltung schlicht zu früh.
Tyrion and Sansa's wedding … a small gem of broken hope and pity.
Tyrion (Peter Dinklage) und Sansa (Sophie Turner) auf dem Weg zum Traualtar

Die Hochzeit selbst ist im Vergleich zu den Romanen ein wenig „geglättet“ und für den Zuschauer angenehmer gemacht. In der Vorlage wird Sansa zum Beispiel erst am Tag ihrer Hochzeit überhaupt erst informiert, und auch die Episode mit dem als Schemel fungierenden Ser Dontos wurde ausgelassen, nach einem kurzen Zögern geht Sansa schließlich in die Knie, damit Tyrion ihr den Hochzeitsmantel anlegen kann. Dennoch ist alles rechtschaffen unangenehm für Sansa und Tyrion, wozu vor allem Joffrey genüsslich beiträgt, und während der Feier wird es freilich nicht besser, als er ihr ankündigt, sie zu besuchen, nachdem ihr neuer Ehemann eingeschlafen ist. Man kann Jack Gleeson gar nicht genug dafür loben, wie fies und bösartig er Joffrey spielt. So wird die Hochzeit für die Braut nun endgültig zum Albtraum. Für den Zuschauer gibt es hier allerdings Einiges an amüsantem Material. Wer genau aufpasst wird merken, dass die Musikanten The Bear and the Maiden Fair spielen. Olenna Tyrell darf natürlich nicht fehlen und macht sich über die neuen und zukünftigen Familienverhältnisse der Tyrells und Lannisters lustig.
Derweil betrinkt sich Tyrion zum ersten (und nicht zum letzten) Mal, und zu Lord Tywins Missfallen, in der Serie sehr heftig. Irgendwie erinnert mich der betrunkene Tyrion ein wenig an den betrunkenen Tony Stark. In diesem Zustand zeigt Tyrion auch, wie sehr er seinen Neffen hasst. Tyrion mag in der Serie betrunkener sein als im Roman, dennoch denke ich, dass sein Verhalten nach dem Ausstoßen der Drohung gespielt ist und er immer noch genug Verstand beisammen hat.
Die „Hochzeitsnacht“ ist schließlich wieder äußerst buchgetreu, wobei im Nachhinein Shaes Persönlichkeit noch einmal stärker betont wird; Buch-Shae hat mit Tyrions Hochzeit weit weniger Probleme als Serien-Shae.

Nördlich der Mauer
Nach der Hochzeit in King’s Landing, der Blutegelverbrennung auf Dragonstone und dem Seitenwechsel der Second Sons in Yunkai folgt nun noch ein Epilog mit Sam und Gilly. In der Tat haben viele auf diesen Moment gewartet: Sam the Slayer in Aktion. Freilich spielt die Szene im Roman in einem anderen Umfeld, Sam tötet den Weißen Wanderer vor den Augen seiner Brüder und bekommt von ihnen den oben erwähnten Spitznamen. Die Szene mit Gilly nimmt im Roman ein anderes Ende, die beiden begegnen dort bereits dem mysteriösen Kalthand, der in der Serie bisher fehlt.
Der vorherige Wortwechsel von Sam und Gilly knüpft gut an die vorhergegangenen Szenen mit den beiden an, allerdings hätte man hier sehr schön den Brauch der Wildlinge, Kinder erst mit zwei Namen zu geben, ins Gespräch einbauen können.
Alles, was folgt, erinnert atmosphärisch ein wenig an einen Horrorfilm, jedenfalls bis zum Tod des Anderen. Im Gegensatz zum Buch schmilzt er nicht, sondern wird zu Eis und zerbricht. Das wirkt zwar ein wenig albern, aber ich muss zugeben, dass Schmelzen hätte ich wahrscheinlich noch alberner gefunden: Ein Weißer Wanderer als Böse Hexe des Westens.

Fazit: Nach zwei etwas schwächeren Episoden folgt nun wieder eine stärkere, die vor allem Dank ihres engeren Fokus den Vorgängern überlegen ist. Es gibt nicht nur einzelne Szenen pro Handlungsstrang, sondern Entwicklungen. Ich hoffe, dass die nächste Folge (an die ich sehr hohe Erwartungen habe) strukturell ähnlich angelegt ist.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

Batman Adventures 22

Nostalgiereview
batman.adventures.annual9.bt
Normalerweise rezensiere ich sehr ungern Einzelhefte (das „normale“ deutsche Einzelheft enthält zwei US-Ausgaben einer Serie), da sie doch vergleichsweise wenig Inhalt haben und oft nur Teil einer größeren Story sind, die man am besten am Stück bewertet. Warum mache ich also ausgerechnet für ein doch ziemlich obskures Heft wie Batman Adventures 22 eine Ausnahme? Ganze einfach: Es ist nicht nur mein erster Batman- oder Superheldencomic, es ist mein erster, eigener Comic überhaupt; er ist gewissermaßen mein Äquivalent zu Dagobert Ducks erstem Zehner.
Als ich ein Junge von sieben Jahren war (das war 1997, falls jemanden mein Alter interessiert), kam gerade Tim Burtons erster Batman-Film im Fernsehen, den ich zusammen mit meinen Eltern anschauen durfte und, was soll man sagen, ich war sofort begeistert. Irgendwann kurz darauf entdeckte mein Vater das Sujet dieses Reviews bei einem Zeitschriftenhändler und kaufte es mir. Dieses, mein erstes Superheldenheft, hinterließ einen mindestens ebenso bleibenden Eindruck wie „Batman“ und ich habe es als Kind heiß und innig geliebt (entsprechend sieht es inzwischen auch aus).
In der Tat war 1997 ein ziemlich gutes Jahr, um mit dem Comicsammeln anzufangen. Der Dino-Verlag hatte 1995 damit begonnen, die Heftserie The Batman Adventures, die Begleitcomics zu „Batman: The Animated Series“ herauszugeben. Diese lief sehr erfolgreich, weshalb Dino schon bald anfing, das Programm zu erweitern. Zuerst brachte der Verlag die Superman-Serien, dann die „normalen“ Batman-Serien, Justice League, DC vs. Marvel usw. Zuvor waren DC-Comics in Deutschland entweder in überteuerten Alben oder Paperbacks und oft auch nur mit eher zweifelhafter Druck- und Übersetzungsqualität erschienen (wer erinnert sich noch an so toll eingedeutschte Namen wie „Blitzschwalbe“ für Black Canary?).
Aber nun zum eigentlichen Heft: Batman Adventures 22 enthält US-The Batman Adventures Annual 1, also eine Spezialausgabe, die den doppelten Umfang eines US-Hefts besitzt. Es handelt sich dabei um eine Anthologie verschiedener kürzerer Geschichten, eingebettet in eine Rahmenhandlung, verfasst von Paul Dini, einem der beiden B:TAS-Serienschöpfer persönlich, und illustriert von mehreren Zeichnern. Die Illustrationen der Rahmenhandlung stammen von Bruce Timm, Serienschöpfer Nummer 2.
Am Anfang erinnert sich Batman, da im Fernsehen gerade über ihre Entlassung berichtet wird, an die Verhaftung der zur Diebin gewordenen, ehemaligen Stuntfrau Roxy Rocket, die extra für dieses Heft erfunden wurde und später ihren Weg in die Zeichentrickserie fand. Jede der folgenden drei kurzen Geschichten besteht aus einer Erinnerung Batmans an einen scheinbar rehabilitierten Schurken, der wieder auf die schiefe Bahn gerät.
„Puppenshow“ (illustriert von Mike Parobeck und Matt Wagner) ist dabei die längste. Im Mittelpunkt steht Arnold Wesker, der Bauchredner, der von einem rachedurstigen Fernsehstar dazu verleitet wird, mit seiner Puppe Scarface neue Verbrechen zu begehen.
„24 Stunden“ (Bruce Timme und Dan De Carlo) ist eher humoristischer Natur und kommt, bis auf einen einleitenden Kommentar von Alfred, nur mit den Worten „Och Menno“ aus. Auf vier Seiten wird Harley Quinn aus Arkham entlassen, vom Joker zu neuen Verbrechen angestiftet und schließlich Batman „geopfert“, damit er entkommen kann. Die Geschichte endet für Harley dort, wo sie begann: In Arkham.
„Hörsaal“ (gezeichnet von Klaus Janson) handelt von Scarecrow, der sich in seine Zeit als Dozent zurückversetzt, einem entführten Studenten von seinem Versuch, zur Normalität zurückzukehren erzählt und an ihm gleichzeitig experimentiert, bis Batman die Vorlesung beendet.
Schließlich kehren wir zurück zur Rahmenhandlung: Roxy Rocket scheint bereits rückfällig geworden zu sein, doch es stellt sich heraus, dass die Verbrechen, die Roxy angehängt werden, in Wahrheit von Selina Kyle alias Catwoman begangen wurden: Es kommt zur Konfrontation zwischen ihr, Batman und Roxy…
Batman Adventures 22 mag zwar nicht zu den großen Klassikern unter den Batman-Comics gehören, bietet aber eigentlich einen ziemlich guten Einstieg in die Welt des Dunklen Ritters, vor allem für einen Siebenjährigen, der mit anderen guten Einstiegspunkten oder Klassikern wie „Batman: Year One“ oder „The Killing Joke“ wohl geringfügig überfordert wäre. Durch den Anthologiecharakter des Heftes bekommt man einen guten Überblick über viele der wichtigen Schurken. Nebenbei wird auch gleich die gesamte Bandbreite der Zeichentrickserie abgearbeitet. „24 Stunden“ ist beispielhaft für die eher humoristischen Episoden („Harleys Holidays“ hat sogar eine ähnliche Thematik), die Rahmenhandlung ist ziemlich actionhaft, während „Hörsaal“ ziemlich düster ist. Und dann wäre da noch „Puppenshow“ – als Kind mochte ich diese Geschichte am wenigsten, während der Showdown zwischen Roxy, Catwoman und Batman mein Lieblingsteil des Heftes war, heute allerdings denke ich, dass „Puppenshow“ in der Tat der beste Teil des Heftes ist, da gerade diese Geschichte sehr schön in der Tradition von TAS-Folgen wie „Heart of Ice“ oder „Two-Face“ steht und die tragische Seite des Schurken betont. Wie auch die Serie insgesamt wandelt dieses spezielle Heft auf dem schmalen Grad zwischen noch kindgerecht auf der einen Seite und trotzdem ziemlich düster und erwachsen auf der anderen.
Zeichnerisch orientiert sich das Heft natürlich vor allem am B:TAS-Stil – kein Wunder, wurde ein Großteil davon ja von Bruce Timm, dem Erfinder dieses Stils, illustriert. Mike Parobeck und Matt Wagner (Letzterer schrieb und zeichnete später die gelungenen Batman Miniserien „Batman und die Monstermänner“ und „Batman und der rote Mönch“) imitieren den TAS-Stil ziemlich genau, während Klaus Jansons Zeichnungen zwar ebenfalls angepasst sind, sich aber zugleich ein wenig von Timm entfernen und detailreicher und düsterer sind.
Fazit: Kein „offizieller“ Meilenstein der Batman-Comic-Geschichte, aber ein privater. Auch nach all den Jahren ist Batman Adventures 22 nach wie vor ein äußerst solides Heft, das einen optimalen Einstieg in die Welt des Dunklen Ritters ermöglicht und nach wie vor einen besonderen Platz in meinem Herzen einnimmt.

Siehe auch:
Batman 2