Aktuell: Nostalgiemonat

DCbullet
Am 20. Juni kommt der Superman-Reboot „Man of Steel“ in die Kinos, der nicht nur für Superman, sondern für die gesamte filmische Zukunft des DC-Universums enorm wichtig ist, da Warner Bros. einen eventuellen Batman-Reboot, einen möglichen Batman/Superman-Team-Up-Film und weitere Superheldenverfilmungen bis hin zur Justice League vom Erfolg von „Man of Steel“ abhängig macht. Dies nehme ich zum Anlass, einmal auf meine Anfänge zurückzublicken, weshalb der Juni als Themenmonat den Comics meiner Kindheit und frühen Jugend gewidmet ist. Das bedeutet im Klartext: Ich werde im Juni vor allem Comics aus dem Hause DC rezensieren, die seinerzeit im Dino-Verlag erschienen sind und auf diese Weise ausgiebig der Nostalgie frönen.

Batman Beyond: Hush Beyond

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„Batman Beyond“ ist und war zwar alles andere als umstritten (viele Fans sind nach wie vor der Meinung, dass ausschließlich Bruce Wayne Batman sein sollte), im Großen und Ganzen hat die Serie jedoch eine sehr solide Fanbase und genießt durchaus recht hohes Ansehen. Nach dem „Batman Beyond“ 2001 endete, absolvierte Terry McGinnis immer wieder Gastauftritte, zuerst in der DCAU-Serie „Justice League Unlimited“, später dann auch in Comicserien wie „Superman/Batman“ oder „Countdown zur Final Crisis“, bis er schließlich seine eigene Miniserie erhielt: „Batman Beyond: Hush Beyond“ (hierzulande erschienen als „Batman of the Future: Die Rückkehr von Hush“), geschrieben von Adam Beechen und illustriert von Ryan Benjamin. Batman-Beyond-Fans, zu denen ich mich zähle, warteten lange auf eine Fortsetzung von Terrys Abenteuern, leider muss allerdings gesagt werden, dass die Miniserie zwar einige gute Ansätze hat, im Großen und Ganzen aber relativ enttäuschend ist.
Die Handlung ist folgende: Ein mysteriöser Täter ermordet alte Feinde Batmans, die sich längst zurückgezogen haben. Sowohl Terry als auch Bruce interessieren sich dafür sehr, und schon bald findet der neue Batman heraus, dass der Mörder sich in Bandagen hüllt und Hush nennt. Bei Hush handelt es sich ebenfalls um einen Gegner des ersten Dunklen Ritters, der allerdings schon lange tot sein müsste. Und als sei das noch nicht genug, taucht auch noch eine neue Catwoman mit rätselhaften Motiven auf…
Schon diese Inhaltsangabe dürfte beim Kenner der Materie ein gewisses Kopfschütteln auslösen. Einerseits beweist Adam Beechen durch viele Referenzen (u.a. finden Ereignisse aus der Serie, dem Spin-off-Film „Return of the Joker“ und „Justice League Unlimted“ Erwähnung), dass er sich im DCAU auskennt, allerdings fragt man sich unweigerlich, auf welcher Kontinuität das Ganze basiert, da Hush niemals im DCAU auftauchte, sondern nur in der normalen Kontinuität. Das allein wäre allerdings noch verzeihlich. Viel schwerer allerdings wiegt der Umstand, dass sich Beechen gezielt über die Absichten der Serienschöpfer Paul Dini und Bruce Timm hinwegsetzt. Diese beschlossen, den neuen Batman nicht gegen Abziehbilder der Feinde seines Vorgängers ins Feld zu schicken, sondern völlig neue Schurken zu kreieren. Nur in ganz seltenen Fällen ließen sie die Rückkehr eines alten Gegners zu, und wenn sie dies taten, arbeiteten sie dabei sehr sorgfältig, sodass jede Rückkehr zu einem absoluten Höhepunkt der Serie wurde. Beechen hingegen bringt gleich zwei alte Batgegner zurück, und beide auch noch auf recht unelegante Weise. Die Enthüllung der Identität des neuen Hush sowie die Identität selbst sind geradezu enttäuschend, während die zweite Catwoman zur Geschichte relativ wenig beiträgt und schlicht überflüssig ist. Es wirkt so, als hätten Beechen, nachdem er den Auftrag für diese Miniserie bekam, zwar seine Hausaufgaben gemacht, aber schlicht keine gute Idee für eine Geschichte gehabt. Im Großen und Ganzen handelt es sich bei „Hush Beyond“ um den wiederverwendeten Plot von „Return of the Joker“, vor allem, da sich der Konflikt zwischen Terry und Bruce aus diesem Film fast identisch wiederholt.
Wenigstens ist das Werk nicht völlig misslungen und es gibt durchaus einige gelungene Aspekte. Dazu gehören, neben einigen der Anspielungen, der Auftritt des gealterten Nightwing und Ryan Benjamins Zeichnungen. Dieser imitierte zwar nicht Paul Dinis Stil (auf dem das gesamte DCAU basiert), schuf für „Hush Beyond“ allerdings eine gelungene und sehr atmosphärische Mischung aus dem DCAU-Stil und den realistischeren Zeichnungen der „gewöhnlichen“ Batmancomics.
Fazit: Graphisch gelungene, aber inhaltliche enttäuschende Fortsetzung der Zeichentrickserie „Batman Beyond“.

Siehe auch:
Das DC Animated Universe
BB: Meltdown
Stück der Woche: Shirley Walkers Batman-Thema in BB

Star Trek

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Story: Im Jahr 2233 rettet George Kirk (Chris Hemsworth) die Besatzung der USS Kelvin, einschließlich seiner Frau und seines neugeborenen Sohns, und lässt dabei sein Leben. Gut zwanzig Jahre später ist besagter Sohn, James Tiberius Kirk (Chris Pine) zu einem Tunichtgut herangewachsen, der sich allerdings besinnt und nach einem eindringlichen Gespräch mit Sternenflotten-Captain Christopher Pike (Bruce Greenwood) schließlich ebenfalls der Sternenflotte beitritt.
Bei seinem ersten Einsatz auf der USS Enterprise, an dem er allerdings nicht ganz legal und nur dank der Hilfe seines Freundes Leonard McCoy (Karl Urban) teilnimmt, werden er und die Mannschaft mit dem Romulaner Nero (Eric Bana) konfrontiert, der verlangt, dass ihm Botschafter Spock ausgeliefert wird. Besagter Spock (Zachary Quinto) ist der erste Offizier der Enterprise, hat Nero allerdings noch nie getroffen. Die Situation eskaliert schließlich und nicht nur Spocks Heimatplanet Vulkan, sondern die gesamte Föderation ist in Gefahr…

Kritik:
Unglaublich, aber wahr: Mit Star Trek als Franchise konnte ich nie allzu viel anfangen (andererseits, angesichts des Mangels an Artikeln vielleicht doch nicht so unglaublich). Ich habe durchaus in jungen Jahren hin und wieder mal eine Folge der diversen Serien gesehen, aber es hat mich niemals gepackt und für sich vereinnahmen können, Star Wars war immer interessanter. Erst J. J. Abrams‘ Quasi-Reboot des Franchise hat es mir angetan. Besagter Film von 2009, nach zehn Star-Trek-Kinofilmen mit diversen Untertiteln, von „The Motion Picture“ bis „Nemesis“, firmiert nun wieder unter dem schlichten Titel „Star Trek“, um den Neuanfang zu symbolisieren.
Gerade bei den alten Filmen und Serien ist der Zugang für Nichtfans (zu denen ich mich hier ebenfalls zähle) recht schwierig, da sie eine gewisse Mainstreamunfreundlichkeit besitzen, anders als etwa Star Wars. Gerade das, was die Fans am Franchise schätzen, macht es Nichtfans schwierig, sich für es zu begeistern. Somit ist J. J. Abrams Herangehen, je nach Sichtweise, entweder wirklich gut gelungen oder eben völlig misslungen. Abrams selbst ist kein Trek-Fan und seine Version von Star Trek deshalb ziemlich mainstreamtauglich, Action, Dynamik und Bildsprache erinnern mitunter eher an Star Wars denn Star Trek. Und in der Tat gefiel Ambras‘ „Star Trek“ den Massen und den Kritikern, während viele Fans genau das vermissen, was das Franchise für sie ausmacht. Als jemand, der ebenfalls in vielen Franchises unterwegs ist und etwas ähnliches bereits mehr als einmal erlebt hat, kann ich das durchaus nachempfinden, allerdings teile ich diese Ansicht nicht. Und immerhin, zu Abrams‘ Verteidigung muss man sagen, dass er und seine Drehbuchautoren einiges getan haben, um die Fans nicht zu verärgern. Sie haben extra dafür gesorgt, dass ihre Version von Star Trek ganz eindeutig in einem alternativen Universum spielt, sodass das „alte“ Star Trek nicht einfach überschrieben wird. Dadurch konnten sie sich im Umgang mit Figuren und Ereignissen auch sehr viel mehr Freiheit nehmen. Viele Fans fanden diesen Umstand natürlich wiederrum ebenfalls verwerflich…
Im Großen und Ganzen ist „Star Trek“ für mich ein rundum gelungener Popcorn-Sci-Fi-Film, und da das alles war, was ich von ihm erwartet habe (wenn nicht sogar weniger) hat er mit äußerst gut gefallen. Selbstverständlich ist auch dieser Film nicht ohne Schwächen; der Zeitreiseplot ist nicht immer ganz logisch und vor allem im zweiten Akt wird der Zufall schon ein wenig zu sehr bemüht: Spock setzt Kirk ausgerechnet auf dem Planeten aus, auf dem Nero den alten Spock ausgesetzt hat und auf diesem Planeten ist auch zufällig noch Scotty; im weiteren Verlauf fallen sämtliche höheren Offiziere der Enterprise schlagartig aus, sodass die Figuren der Originalserie ihre angestammten Plätze einnehmen können etc. Ebenso sind einige von J. J. Abrams Lieblingsstilmitteln hin und wieder ein wenig nervig, vornehmlich der übertriebene Einsatz der Wackelkameras und die Lens Flares.
Davon einmal abgesehen weiß „Star Trek“ aber völlig zu überzeugen: Der Film ist optisch überwältigend, wird niemals langweilig oder dröge und ist wunderbar ausgewogen: Action, Humor und Drama sind alle im nötigen Ausmaß vorhanden und werden von Michael Giacchinos mitreißender Musik unterlegt.
Darüber hinaus sind die Figuren und ihre Schauspieler alle hervorragend: Egal ob Chris Pine als Kirk, Zachary Quinto als junger Spock, Leonard Nimoy als alter Spock, Zoe Saldana als Nyota Uhura, Karl Urban als Leonard McCoy oder, oder, oder… Alle Charaktere sind sympathisch und mitunter recht selbstironisch angelegt, was ihnen nur gut tut. Lediglich Nero, der Schurke, ist ein wenig enttäuschend und trotz tragischer Hintergrundgeschichte irgendwie blass. Dennoch hat Eric Bana sichtlich Spaß dabei, ihn darzustellen.
Fazit: Gelungener Reboot das Star-Trek-Franchise, auch (bzw. gerade) für diejenigen geeignet, die mit dem Original nichts anfangen konnte.

Trailer

Siehe auch:
Star Trek Into Darkness

Evil Dead

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Story: Die kokainsüchtige Mia (Jane Levy) möchte einen finalen Entzug machen und wird deshalb von ihren Freunden Eric (Lou Taylor Pucci) und Olivia (Jessica Lucas), ihrem Bruder David (Shiloh Fernandez) und dessen Freundin Natalie (Elizabeth Blackmore) in eine alte Hütte in den Wald begleitet. Im Keller finden die Freunde das Naturom Demonto, ein seltsames, in Menschenhaut gebundenes Buch, aus dem Eric unglücklicherweise laut vorliest. Kurz darauf rennt Mia, scheinbar wegen des Entzugs, in den Wald und wird angegriffen. Zwar schafft sie es, in die Hütte zurückzukehren, doch schon bald wird klar: Etwas abgrundtief Böses treibt sein Unwesen und es hat von Mia Besitz ergriffen…

Kritik:
Bei „Evil Dead“ handelt es sich um ein Quasi-Remake von Sam Raimis Kultfilm „The Evil Dead“ (deutscher Titel: „Tanz der Teufel“, bis heute hierzulande nach wie vor indiziert), der heutzutage zu den Klassikern des Genres gehört und den ich kurz nach dem Kinobesuch erstmals angeschaut habe, um diesen Artikel schreiben zu können.
Remakes von bekannten Horrorfilmen sind dieser Tage nun wahrlich keine Seltenheit, und in den meisten Fällen können sie nicht nur mit dem Original nicht mithalten, sondern sind schnell und billig gemacht und enttäuschen auf ganzer Linie. Bei „Evil Dead“ sieht es allerdings ein wenig anders aus: Zwar stand Raimi nicht selbst hinter der Kamera (diese Aufgabe übernahm der Newcomer Fede Alvarez), allerdings arbeitete er am Drehbuch mit und produzierte das Remake zusammen mit Bruce Campbell (Hauptdarsteller des Originals) und Robert Tapert (Produzent des Originals). In der Tat ist „Evil Dead“ nicht nur ein Remake, sondern in gewissem Sinne auch eine Fortsetzung und ein Reboot. Die Handlung des Films folgt im Großen und Ganzen der des Originals: Teenager in einer Waldhütte erwecken versehentlich einen Dämonen, der nach und nach Besitz von ihnen ergreift, bis nur noch einer übrig ist. Ebenso sind viele inszenatorische, dramaturgische und stilistische Elemente nach wie vor vorhanden: Das Naturom Demento (in den Sequels des Originals später, in Anlehnung an H. P. Lovecraft, Necronomicon ex Mortis genannt), die Baumvergewaltigung, das vom Dämon besessene Mädchen, das unter dem Fußboden gefangen ist, die Kamerafahrten aus der Sicht des Bösen, die Kettensäge etc.
Allerdings sind die Teenager, die in die Hütte fahren, völlig neue Figuren (wohl auch, weil man sich davor fürchtete, eine Kultfigur wie Ash neu zu casten) und es gibt einige Verweise darauf, dass die Ereignisse von „The Evil Dead“ dreißig Jahre vor der Filmhandlung stattgefunden haben. Wenn man den Produzenten glauben darf, gibt es Pläne, beide Evil-Dead-Filme (bzw. Filmreihen) miteinander zu verschmelzen.
Trotz aller Gemeinsamkeiten gibt es allerdings auch viele Unterschiede zum Original. Von der klassischen Evil-Dead-Trilogie ist „The Evil Dead“ zwar noch der eindeutigste Horrorfilm, die anderen beiden arbeiten stärker mit Humor und werden immer absurder, aber dennoch ist schon der erste Film mitunter reichlich albern und, um mal ehrlich zu sein, nicht besonders gut gealtert. 1981 mag er wegen seiner für damalige Verhältnisse äußerst expliziten Szenen schockierend gewesen sein, heute wirkt er ziemlich altbacken und ungruselig (anders als zum Beispiel „Alien“ oder „Der Exorzist“, die beide nichts von ihrer Schockwirkung eingebüßt haben). Für „Evil Dead“ entledigte man sich vieler der eher albernen Einlagen und erschuf eine völlig neue Atmosphäre: Das Remake ist sehr intensiv, sehr dreckig und selbst für heutige Verhältnisse äußerst hart (man wundert sich schon gelegentlich, dass die FSK ihm ungeschnitten die Ab-18-Freigabe verliehen hat). Gerade die Atmosphäre ist die größte Stärke des Films, Ambiente, Make-up und Effekte (alles ohne CGI) sind rechtschaffen grauenerregend. Gerade weil alles ohne Computereffekte auskommt, sind die entsprechenden Szenen äußerst schmerzhaft. Die Besessenen sind eklig und furchteinflößend – man entfernte sich von den eher Romero-Zombieartigen „Deadites“ des Originals und orientierte sich ein wenig an „Der Exorzist“ (zusätzlich zu den für Sith-Lords typischen rot-gelben Augen). Hinzu kommen einige wirklich fiese Jump Scares, unangenehme Verstümmelungen und anderweitig widerliche Einlagen. Auf gewisse Weise sind Teile des abgedrehten Humors nach wir vor vorhanden, allerdings in extrem schwarzer und makaberer Form. Vor allem das Finale ist derartig überzogen, dass man es kaum ernst nehmen kann.
Der Anlass der ganzen Ereignisse hat sich ebenfalls verändert: Während die Teenager im Original praktisch einfach so die Hütte besuchten, ist mit Mias Entzug dieses Mal ein handfester Grund gegeben. Mia ist auch die mit Abstand interessanteste Figur, und Jane Levy (v.a. bekannt aus der Sitcom „Suburgatory“) liefert auch die beste schauspielerische Leistung. Die restlichen Charaktere sind zwar dreidimensionaler als die des ursprünglichen Films, aber im Großen und Ganzen doch recht langweilig. Natalie beispielsweise hat praktisch keinerlei Eigenschaften, sagt kaum zwei Sätze und ist eigentlich nur dazu da, eines äußerst unschönen Todes zu sterben – eben genretypisch. Allgemein sind die Klischees ein weiteres Manko des Films; den Twist darum, wer nun der eigentliche Protagonist des Films ist einmal ausgenommen hält sich „Evil Dead“ sehr eng an die Genrevorgaben, die erst letztes Jahr in „The Cabin in the Woods“ auf amüsante Weise hinterfragt wurden. Man fragt sich schon hin und wieder, wie blöd die Protagonisten eigentlich sind. In diesem Genre muss man damit wohl allerdings leben. Als äußerst harter Horrorfilm, bei dem was „Wie“ und nicht das „Was“ wichtig ist, weiß „Evil Dead“ dann durchaus auch zu überzeugen, allerdings trotz und nicht wegen der Klischees – unweigerlich drängt sich der Gedanke auf, dass da noch mehr drin gewesen wäre.
Fazit: Äußerst intensiver und blutiger Schocker, der eindeutig nichts für schwache Nerven oder Mägen ist (der Autor dieses Artikels warnt schon vor dem Trailer). „Evil Dead“ schafft es nicht, mit Genrekonventionen zu brechen und bedient viele Klischees, ist aber dennoch ein gelungener Albtraumtrip.

Trailer

GoT: The Bear and the Maiden Fair

season 3
In jeder GoT-Staffel gibt es eine Episode, die von George R. R. Martin selbst verfasst wurde. Vor allem nach Staffel 2 – Martin war hier für die Folge „Blackwater“ verantwortlich, in meinen Augen nach wie vor die beste Einzelepisode – waren die Erwartungen die Martin-Episode in Staffel 3 relativ hoch. Man hätte erwarten können, dass Martin abermals den (voraussichtlichen) Staffelhöhpunkt verfassen würde, angesichts der Aussagen, die Martin über das Schreiben des Rote-Hochzeits-Kapitels gemacht hat, ist es allerdings nachvollziehbar, dass er sich stattdessen für eine andere Episode entschieden hat. Allerdings ist anzumerken, dass einige Szenen noch kurzfristig umverteilt wurden, es ist also schwierig zu sagen, wie viel Martin wirklich selbst geschrieben hat.

Südlich der Mauer
Die Wildlinge und Jon befinden sich nun südlich der Mauer, es geht allerdings in etwa so weiter wie vor dem Aufstieg: Ygritte macht sich über Jon und die Gebräuche südlich der Mauer lustig, um damit ihre Unwissenheit zu überspielen (von wegen „You know nothing, Jon Snow“) und die Feindschaft zu Orell (der, nebenbei bemerkt, in den Romanen zu diesem Zeitpunkt schon relativ lange tot ist) wächst weiter. Jon nimmt es ihm selbstverständlich übel, dass er ihn während des Aufstiegs abschneiden wollte, während wir nun, in einem Dialog zwischen Orell und Ygritte, erfahren, dass der Warg es auf sie abgesehen hat.
Derweil schleicht der Bran-Handlungstrang ebenfalls relativ langsam weiter, im Gegensatz zu Theon (siehe unten) ist hier die Schuld allerdings bei der Vorlage zu suchen. Oshas Abneigung gegenüber den Reeds wächst weiter und sie erläutert ihren Hintergrund, der wohl direkt von Martin kommt. In einem Interview gab Martin einmal zu Protokoll, dass ihm die von Natalia Tena dargestellte Osha weitaus besser gefällt als die ursprüngliche Romanfigur, weshalb er wohl ihren Hintergrund erweitert hat.

Auf dem Weg zu den Twins
Robb zieht samt Gefolge zu den Twins, um Walder Frey seine Entschuldigung zu überbringen und der Hochzeit seines Onkels beizuwohnen. Dabei überrascht die Anwesenheit des Blackfishs und Talisas – im Roman bleiben beide (bzw. der Blackfish und Talisas Gegenstück Jeyne Westerling) zurück und sind deshalb von der Roten Hochzeit nicht betroffen. Nachdem Catelyn, Brynden und Edmure das Zelt des Königs des Nordens verlassen haben, geben sich König und Königin ihrer Zweisamkeit hin. Wirklich interessant ist allerdings das Gespräch danach, das viele Rätsel aufgibt. Talisa verkündet, sie sei schwanger (im Buch gibt es lediglich sehr vage Andeutungen und Fanspekulationen), schreibt einen Brief an ihre Mutter (nach eigener Aussage) und verhält sich allgemein ein wenig merkwürdig. Das lädt zu vielen weiteren Spekulationen ein. Wird Talisa bei der Roten Hochzeit anwesend sein und wird sie dasselbe Schicksal ereilen wie ihren hohen Gemahl, wodurch die Tragödie noch größer wird? Oder spielt sie ein doppeltes Spiel – in den Romanen wird angedeutet, dass bei Robbs Hochzeit keineswegs alles so zugegangen ist, wie es schien? Schreibt Talisa wirklich an ihre Mutter? Die Person, die in Staffel 3 bisher die meisten Briefe geschrieben hat, war Tywin Lannister…

King’s Landing
Im Gespräch mit Margaery setzt sich Sansa mit der neuen Situation auseinander, wobei sich unweigerlich die Frage stellt, ob Sansas Selbsteinschätzung, sie sei ein dummes Mädchen zutrifft, denn alles, was Margaery ihr in dieser Szene erzählt, müsste sie eigentlich selbst wissen. Spielt Sansa nur die naive oder dient dieses Gespräch lediglich dazu, Exposition unterzubringen und den Zuschauer noch einmal daran zu erinnern, in welcher Situation sie sich befindet? Jedenfalls erscheint das Ganze recht überflüssig. Auch Tyrion setzt sich mit seinem Schicksal auseinander und berät sich mit Bronn, allerdings wird auch hier lediglich Bekanntes wiederholt. Ebenso gibt es im Dialog mit Shae es kaum etwas Neues.
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Tywin (Charles Dance) berät seinen Enkel (Jack Gleeson)

Viel interessanter ist da die erste Konfrontation zwischen Joffrey und Tywin, die sich realtiv interessant gestaltet, nicht zuletzt durch die Kameraperspektiven und die Körpersprache der beiden Schauspieler. Durch beides wird eindeutig, wer eigentlich der mächtigere Mann ist. Bemerkenswerterweise ist Joffrey dieses Mal sogar relativ vernünftig und seine Argumente haben durchaus Gewicht: Als guter König sollte er an den Ratssitzungen teilnehmen und Daenerys ist durchaus ein Faktor, den zu bedenken es gilt. Dennoch ist es einfach schön anzusehen, wir Tywin seinen Enkel subtil niedermacht.

Yunkai
Gemeinsam mit ihren Unbefleckten und ihren ritterlichen Ratgebern erreicht Daenerys die nächste Stadt der Slaver’s Bay: Yunkai. Inzwischen hat die Mutter der Drachen, als Resultat ihres eigenen „Verkaufs“ an Khal Drogo und der Dinge, die sie in Astapor erlebt hat, eine absolute Abneigung gegen Sklaverei entwickelt und gedenkt, auch Yunkai einzunehmen.
Anders als im Buch empfängt Daenerys nicht zuerst die Söldner, die von den Yunkaii zur Verteidigung der Stadt angeheuert wurden, sondern einen Vertreter der Weisen Meister, der Herren von Yunkai. Der Vertreter besagter Herrscher, Razdal mo Eraz (George Georgiou, in der Serie wurde die Figur umbenannt, im Roman heißt sie Grazdan mo Eraz) ist weit höflicher als Kraznys mo Naklos, wenn auch auf andere Weise herablassend. Was folgt, ist eine der besten Daenerys-Szenen. Nachdem sie Staffel 2 damit zugebracht hat, ihre Drachen zu suchen, bekommt sie in Staffel 3 einen königlichen Moment nach dem anderen. Die Szene ist äußerst gelungen gestaltet, die Drachen sehen besser aus denn je und werden von Daenerys, die sich nun absolut nichts mehr gefallen lässt, während der Verhandlungen sehr geschickt eingesetzt.
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Daenerys (Emilia Clarke) und Drogon empfangen den Botschafter aus Yunkai

Auf dem Weg nach Dragonstone
Melisandre und Gendry befinden sich auf dem Weg zu Stannis und segeln dabei an King’s Landing vorbei (ist das wirklich die logischste Route?). Diese Szene könnte ebenfalls den Eindruck erwecken, es handle sich nur um Expositionsdialog, um den unbedarften Zuschauer noch einmal daran zu erinnern, wer Gendry eigentlich ist. Dennoch mag ich sie äußerst gern, was vor allem an der Musik liegt: Als Melisandre Gendry erklärt, wer sein Vater erklingt, zum ersten Mal in dieser Staffel, eine gänsehauterregende Variation des Baratheon-Themas. Herrlich! Nebenbei erzählt Melisandre etwas aus ihrer Vergangenheit, das in den Romanen erst in ihren POV-Kapiteln in „A Dance with Dragons“ enthüllt wird.

Bei der Bruderschaft ohne Banner
Arya ist immer noch wütend darüber, dass Beric und Thoros Gendry verkauft haben, flieht bei einem bevorstehenden Lannisterangriff und wird von Sandor Clegane aufgegriffen. Abermals wird deutlich, wie stark der Arya-Handlungsstrang reduziert wurde, u.a. fehlt der Geist von High Heart, ebenso wie die Tapferen Kameraden, die bei Aryas Flucht eine Rolle spielen. In der Episode wirkt besagte Flucht geradezu schlampig inszeniert: Arya rennt aus dem Lager und läuft Sandor in die Arme – anscheinend stellt die Bruderschaft nicht allzu viele Wachen auf.

In der Folterkammer
Vermutlich denkt Theon beim Erwachen, dass er sich im falschen Film befindet: Zwei schöne Frauen machen ihn los und nehmen sich seiner an. Das erinnert sehr an den Anfang eines Pornos, jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, da Ramsays Tröte ertönt. Nachdem er Theon gezeigt hat, was er nie wieder genießen wird, macht er sich an die Kastration.
Die Folter, der Theon unterzogen wird, erreicht nun ihren Höhepunkt und gibt Anlass, noch einmal wenig über diesen Handlungsstrang nachzudenken. Wie bereits mehrfach erwähnt taucht das Ganze im Buch nur in Form von Erinnerungen auf, über zwei Folgen hinweg ist der Leser über Theons Schicksal völlig im Unklaren, bis er in „A Dance with Dragons“ wieder auftaucht, bereits als völlig gebrochener Mann, der aussieht wie ein Greis. In der Serie dagegen wird Theons Leidensweg gezeigt, und in jeder Episode steigert sich die Folter. Zuerst erfolgt sie vor allem psychologisch: Ramsay erlaubt seinem Opfer die Flucht, tut, als käme er von Yara, nur um Theon dann wieder einzusperren und so seine Hoffnung zunichte zu machen. Dann wird er (vor allem) körperlich gefoltert, Ramsay zieht ihm die Haut vom Finger ab, bis er darum bettelt, Ramsay möge ihm den Finger abschneiden. In dieser Folge wird auf beide Arten gefoltert, damit Theon endgültig bricht. Die Kastration wird im Buch, ähnlich wie Renlys Sexualität, nur angedeutet (wenn auch recht eindeutig).
Wenn man die Rezeption der Theon-Handlung von Nichtbuchlesern verfolgt, findet man heraus, dass diese in der Tat nicht so recht wissen, was sie aus dem Ganzen machen sollen und wo es hinführt. Ich sehe ebenfalls einige Probleme, da sich Theons Folter, ausgehend von den Romanen, noch etwa eine bis eineinhalb Staffeln weiterziehen würde. Bereits jetzt ist das Ganze zu ausgedehnt, über eine weitere Staffel lässt sich die Folter oder das Rätsel um die Identität des Folterers nicht strecken – immerhin soll jeder Handlungsstrang bis zum Ende der Staffel so etwas wie eine Auflösung erfahren (in diesem Fall wohl die Identität Ramsays). Meine Theorie bezüglich der Weiterführung dieses Handlungsstrangs: Handlungsteile von „A Dance with Dragons“ werden wahrscheinlich bereits in der vierten Staffel zu sehen sein. Da die Rote Hochzeit in Folge 9 dieser Staffel stattfindet, kann Roose Bolton bereits im Anschluss nach Norden reisen; die Theon-Handlung des fünften Bandes lässt sich weitaus besser ausdehnen als die Off-Screen-Folter.

Harrenhal
jaimebrienne
Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) und Brienne (Gewndoline Christie) in der Bärengrube

Jaime und Brienne verabschieden sich voneinander, beide in dem Wissen, was Locke mit Brienne machen wird, sobald Jaime und Roose Bolton nicht mehr da sind. Was Brienne allerdings am meisten zu schaffen macht, ist die Frage, ob ihr Schwur eingehalten wird. An diesem Abschied zeigt sich auch sehr schön, dass sie den Königsmörder inzwischen respektiert, da sie ihn mit Namen und Titel anspricht.
Jaime macht sich, in Begleitung einiger Bolton-Männer und des abtrünnigen Maesters Qyburn auf den Weg nach King’s Landing. Sowohl Anton Lesser in der Rolle von Qyburn als auch der Austausch zwischen ihm und Jaime, bei dem wir bereits einiges über die Hintergründe des Ex-Maesters erfahren, empfinde ich als äußerst gelungen. Ein weiteres Mal ist der Jaime/Brienne-Handlungsstrang das Highlight einer Folge.
Qyburn teilt Jaime mit, dass seine Saphirlüge Brienne zwar vor der Vergewaltigung gerettet haben mag, sie aber nun teuer zu stehen kommt, was Jaime wiederrum dazu veranlasst, nach Harrenhal zurückzukehren. Da Locke das Lösegeldangebot ihres Vaters als zu niedrig erachtet, spielt er mit ihr stattdessen lieber The Bear and the Maiden Fair nach und stellt sie einem wilden Bären gegenüber. Die Szene ist äußerst intensiv gestaltet, die Rettung Briennes extrem gut gelungen. Der Höhepunkt sind zweifelsohne Jaimes Abschiedworte an Locke und das was darauf folgt: Eine epische Variation des Rains-of-Castamere-Themas, das hier zum ersten Mal für Jaime erklingt (bisher galt es entweder Tywin, Tyrion oder Cersei) – schon das zweite Mal, dass eine Version von The Rains of Castamere als Abspannmusik für eine Martin-Episode verwendet wird.

Fazit: Unter Anbetracht der Tatsache, dass Martin selbst für diese Episode verantwortlich ist, ist „The Bear and the Maiden Fair“ fast eine Enttäuschung, vor allem nach der genialen Blackwater-Episode. Sie ist nicht wirklich schlecht, hat aber einige Probeleme, vor allem die unnötig erscheinenden Füllszenen. Allerdings versöhnt der vollauf gelungene Schluss wieder mit der Folge.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: The Climb

season 3

Nördlich der Mauer
Die Episode beginnt mit einer netten, kleinen, sehr buchgetreuen Szene mit Sam und Gilly. Sie bringt ihm bei, wie man richtig Feuer macht und er singt ihr dafür ein Lied aus dem Süden vor. Nebenbei wird auch gleich die Klinge aus Obsidian eingeführt – ein Hoch auf das Kommen von Sam, dem Töter.
Wie der Titel der Episode allerdings ankündigt, liegt der Fokus dieser Episode auf Jon Snow und den Wildlingen, die versuchen, die Mauer zu erklimmen – obwohl es, wie so oft, eine weitere Bedeutung des Titels gibt. Nachdem es bisher pro Folge meistens nur eine einzige Szene mit Jon gab, die oft eher „abgearbeitet“ wirkte, gehört der Jon-Snow-Handlungsstrang zum Besten, was diese Episode zu bieten hat. Dennoch gibt es ein, zwei kritische Stellen. Erwähnenswert ist in jedem Fall, dass der Wildlingstrupp im Roman weitaus größer ist als in der Serie und auch nicht von Tormund, sondern vom Magnar von Thenn angeführt wird. Das ist allerdings keineswegs kritisch, ich mag Tormund sowieso lieber und er wird von Kristofer Hivju sehr treffend dargestellt. Kritisch ist dagegen Jons Dialog mit Ygritte, in dem sie ihm offenbart, dass sie weiß, dass Jon nach wie vor der Nachtwache treu ist. Das wirkt…merkwürdig. Ist das eine Andeutung dafür, dass Ygritte ein verändertes Schicksal erwartet? Man wird sehen.
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Tormund (Kristofer Hivju) erklimmt die Mauer

Der Aufstieg selbst ist jedenfalls äußerst gelungen und intensiv, die Bilder sind beeindruckend und man fühlt regelrecht die Entbehrungen der Beteiligten – diese Szenen sollten auf der großen Leinwand zu sehen sein. Nebenbei wird auch gleich noch das Band zwischen Ygritte und Jon gestärkt und die Feindschaft zwischen Orell und Jon vertieft. Lediglich das Ende des Aufstiegs (und der Episode), der Kuss auf der Mauer, wirkt sehr kitschig. Aber die Landschaft ist schön.

Auf dem Weg zur Mauer
Ein wenig südlicher passiert bei Bran, Rickon Osha, Hodor und den Reeds nach wie vor nicht allzu viel. Meera und Osha geraten aneinander, während Bran den Streit schlichten muss – einmal Lord von Winterfell, immer Lord von Winterfell. Derweil scheint es, dass Jojens prophetische Träume epileptischen Anfällen ziemlich ähnlich sind. Das Ganze weicht selbstverständlich relativ weit vom Buch ab, da dort Osha bereits mit Rickon anderswo hin aufgebrochen ist. Der Buchleser fragt sich natürlich, ob das noch kommt, oder ob Osha und Rickon weiterhin bei Bran bleiben. In den Büchern hatten beide seither nicht viel zu tun, in „A Dance with Dragons“ wird allerdings angedeutet, dass sich das ändern könnte.

Bei der Bruderschaft ohne Banner
Als Arya sich gerade im Bogenschießen übt, trifft, wie zu erwarten war, Melisandre bei der Bruderschaft ohne Banner ein und sorgt dafür, dass sich meine Vermutung, die Phrase Valar Dohaeris würden wir erste nächste Staffel hören, als falsch erweist. Trotzdem ist es nett, die Rote Priesterin und Thoros Hochvalyrisch reden zu hören. Derweil wird Thoros‘ Mission (Robert Baratheon zum Herrn des Lichts zu bekehren) in den Romanen allerhöchstens angedeutet. Das Gespräch zwischen ihm, Berric und Thoros gestaltet sich äußerst interessant, da wir nebenbei mehr über Thoros‘ Vergangenheit, seine Motivation und seine Gedanken erfahren. Wegen dem Schattensohn und der Wiedererweckung könnte man meinen, dass der Herr des Lichts der bisher aktivste Gott der verschiedenen Religion von Westeros und Essos ist, allerdings stellt sich die Frage, ob hier wirklich ein Gott am Werk ist, oder ob das Ganze nicht doch etwas mit Daenerys‘ Drachen zu tun hat.
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Melisandre (Carice van Houten) und Thoros von Myr (Paul Kaye)

Wie zu erwarten war, nimmt Gendry in der Tat den Platz von Edric Storm ein. Die Bruderschaft verkauft ihn regelrecht an ihn, was nun wiederrum kein gutes Licht auf sie wirft. Der kleine Austausch zwischen Melisandre und Arya ist allerdings noch einmal sehr interessant. Die Rote Priesterin sieht in Arya Dunkelheit und viele Augen, die zurückstarren; ein Hinweis auf ihre Zukunft bei den Gesichtslosen? Diese Vermutung wird durch die Verwendung von Jaqen H’gars Thema noch untermauert. Ebenso interessant ist die Aussage, dass Melisandre Arya wiedertreffen wird – in den Romanen ist das bisher nicht geschehen, vielleicht passiert es ja in Band 6 oder 7.

In der Folterkammer
Nach wie vor spielt Ramsay seine gemeinen kleinen Spielchen mit Theon, und nach wie vor wissen weder Theon noch die buchunkundigen Zuschauer, was das Ganze eigentlich soll und wer der Folterknecht ist – auch wenn man es durch die Versinnbildlichung des Bolton-Wappens durchaus erraten kann. Dennoch, gerade für Nichtbuchleser könnten die Theon/Ramsay-Szenen relativ ermüdend erscheinen und selbst für den Buchleser stellt sich die Frage, ob sie wirklich nötig gewesen wären. Davon einmal abgesehen sind sie allerdings durchaus gut gelungen, vor allem Iwan Rheon wird bei jedem seiner Auftritte mit Genuss sadistischer. Seine hintergründige Äußerung gilt wahrscheinlich nicht nur für Theons Handlungsstrang, sondern für die gesamte Serie: „If you think this has a happy ending, you haven’t been paying attention.“
In jedem Fall keine Szene für zartbesaitete („The Climb“ ist wahrscheinlich die bisher „heftigste“ Folge der dritten Staffel). Wenn es mit Ramsay und Theon weitergeht, wird es allerdings nicht besser.

Riverrun
In Riverrun schmiedet Robb neue Bündnisse, um sein kühnes Vorhaben, die Eroberung von Casterly Rock, in die Tat umzusetzen. Er trifft sich mit Walders Freys Gesandten Lothar (Tom Brooke) und Black Walder (Tom Pester), die ihm die Bedingungen ihres Vaters für eine Erneuerung des Bündnisses bringen. Walder will Harrenhal und, sehr viel wichtiger, er will, dass Edmure eine seiner Töchter heiratet. Wie in den Romanen ist Edmure erst einmal von dieser Aussicht absolut nicht begeistert. Der Blackfish und Robb können ihn jedoch überzeugen. Obwohl Ersterer immer ein wenig sehr harsch gegenüber seinem Neffen ist, in der Serie mehr noch als in den Romanen, erweist sich Clive Russel nach wie vor als weitere Idealbesetzung.

Harrenhal
jaimebrienne
Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) und Brienne (Gwendoline Christie) – letztere fühlt sich in Pink nicht wohl

Nach der Intensität der Badeszene in der letzten Episode gibt es bei Jaime und Brienne dieses Mal wieder ein wenig mehr Humor. Allein der Anblick Briennes in einem pinken (!) Kleid, begleitet von Roose Boltons Worten und Gwendoline Christies Mimik ist herrlich. Dazu kommen noch Jaimes Schwierigkeiten beim Fleischschneiden und seine selbstironischen Kommentare. Dennoch ist diese Szene alles andere als leichtherzig oder angenehm. Neben Gwendoline Christie und Nikloaj Coster-Waldau brilliert hier vor allem Michael McElhatton, der Roose Bolton sehr nuanciert und zurückhaltend spielt, ebenso, wie man sich den Lord der Dreadfort vorstellt. Vor allem der letzte, hintergründige Kommentar Boltons lässt vermuten, dass er an Jaimes Verstümmelung vielleicht doch nicht ganz so unschuldig ist, wie er behauptet.

King’s Landing
Endlich kommt das, worauf ich seit Diana Riggs erstem Auftritt als Olenna Tyrell gewartet habe: Das Gespräch zwischen ihr und Lord Tywin. Herrlich! Endlich treffen sowohl Tywin als auch Olenna auf jemanden, der ihnen jeweils ebenbürtig ist. Abermals bekommt Olenna die besten und zitirfähigsten Sprüche („As an authority on myself, I must disagree.“). Doch wie es aussieht, hat Tywin gewonnen… Was hier wohl am Ende herauskommt?
Drei der vier zu Verheiratenden sind jedenfalls nicht sehr guter Dinge. Während Sansa noch glaubt, dass sie Loras ehelichen wird, der wiederrum allgemein keinerlei Interesse an Frauen hat, scheinen die bevorstehenden Hochzeiten Tyrion und Cersei wieder zusammenzubringen – ein wenig seltsam, wenn man das viele böse Blut zwischen ihnen bedenkt. Diese Versöhung wirkt irgendwie unpassend, ebenso wie die Tatsache, dass Tyrion sehr offen über das Attentat auf ihn spricht. Cersei reagiert darauf wie in Staffel 2, als Tyrion von den Bastardmorden spricht; offenbar war es (zumindest in der Serie) auch in dieser Situation Joffrey. Diese Konversation wirkt unnötig und unpassend, ebenso wie Tyrions Auftauchen bei Sansa. So anständig er auch ist, ganz so anständig ist er dann doch wieder nicht, jedenfalls hielt er es im Buch nicht für nötig.
Apropos Diskrepanz zwischen Buch und Serie: Die vorletzte Szene gehört Littlefinger, dessen Darstellung in der Serie recht umstritten ist. Dies hängt allerdings nicht mit Aiden Gillen zusammen, sondern eher mit der Tatsache, dass er in der Serie plakativer und schurkischer vorgeht, während er im Roman weit weniger präsent ist und auch sehr viel subtiler handelt. Der „Schurkenmonolog“, mit dem diese Folge endet, ist in der Tat im Gesamtkontext ein wenig zu viel, da Littlefingers Bösartigkeit hier übertrieben und fast schon plump dargestellt wird. Als Einzelszene betrachtet funktioniert die Montage allerdings, nicht zuletzt dank Aiden Gillen, der in meinen Augen eine weitere Idealbesetzung ist. Darüber hinaus ist es schön, das Lannister-Thema aus Staffel 1 noch einmal zu hören.
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Ros (Esmé Bianco), gespickt mit Joffreys Amrbrustbolzen

Und dann wäre da noch Ros, deren Tod wohl niemand vorhergesehen hat – in gewisser Hinsicht ist es schön, auch als Buchleser mal überrascht zu werden. Die von Esmé Bianco gespielte Prostituierte tauchte bereits in der ersten Folge der ersten Staffel auf, noch als namenlose Hure, um Tyrion einzuführen, doch den Produzenten gefiel die Figur so gut, dass sie ihr einen Namen gaben und sie die Rolle mehrere anderer Prostituierter ausfüllen ließen; in den Romanen ist diejenige, die Cersei für Tyrions Bettgefährtin hält und im zweiten Band einsperren lässt, ein Mädchen namens Alayaya. Im Fandom war sie allerdings nicht besonders beliebt und galt vor allem als Fanservice-Charakter, um mehr Nacktszenen unterbringen zu können. Ihr Tod ist relativ plötzlich, relativ sinnlos und passt damit eigentlich relativ gut zu den vielen anderen sterbenden Charakteren, aber man wird das Gefühl nicht los, dass die Produzenten damit sagen wollen: „Da, jetzt ist sie tot, seid ihr zufrieden?“
Und nachdem Joffrey in dieser Staffel doch recht zahm war, toppt er in einer einzigen Einstellung fast alles, was er in Staffel 2 getan hat. Was Margaery wohl dazu sagen würde?

Fazit: Auf zwei extrem starke Episoden folgt nun wieder eine etwas schwächere, was natürlich ein wenig schade ist, aber dennoch zu erwarten war. „The Climb“ besitzt weder die Intensität von „Kissed by Fire“, noch die epische Komponente von „And Now His Watch Is Ended“, dafür leider einiges, was unnötig oder störend ist. Dennoch ist eine etwas schwächere GoT-Folge immer noch den stärksten Folgen der meisten anderen Serien weit überlegen.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

Der Hobbit: Eine erwartete Rezension – Teil 3

THE HOBBIT: AN UNEXPECTED JOURNEY
Der dritte Teil meiner ausführlichen Hobbit-Rezension kommt nun doch um einiges später als ursprünglich geplant; aus vielen Gründen (vor allem GoT-bezogen) bin ich einfach nicht dazugekommen. Dafür kann ich nun allerdings die Bewertung der Blu-Ray (normal, nicht 3D) miteinbeziehen: Bild- und Tonqualität der Heimkinoversion von „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ sind herausragend, man sieht wirklich selten eine BD mit einem derartig gestochen scharfen Bild. Auch die Tonspur sorgt für den nötigen Bombast. Das Bonusmaterial lässt dagegen leider eher zu wünschen übrig. Es gibt zwar eine Bonusdisc, diese beinhaltet aber lediglich die zehn Produktionstagebücher in Videoform, die bereits im Internet zu sehen waren, und noch einige Trailer. Das wirklich üppige Bonusmaterial (ich erwarte ausführliche Dokumentationen zu allen Aspekten der Produktion) kommt wohl erst mit der Special Extende Edition, die diesbezüglich hoffentlich mit den HdR-SEEs gleichzieht. Und nun wieder zum eigentlichen Film.

„Take up arms! Fight! Fight!“ – Nebelgebirge und Orkstadt
Nach den Nebelgebirgspanoramas á la „Die Gefährten” folgt die Begegnung mit den Steinriesen, die im Roman allerdings nicht wirklich definiert wurden und auch später nicht mehr vorkamen. Peter Jackson nahm den Begriff jedenfalls wörtlich, die Riesen sind gigantische Steinwesen, praktisch wandelnde Berge. Und hier muss ich leider vielen Kritikern zustimmen: Optisch ist die Szene ohne Frage beeindruckend, allerdings auch überdramatisiert und unpassend; die gewählte Interpretation ist die wohl denkbar schlechteste. In „Schlacht um Mittelerde 2“ sind die Steinriesen beispielsweise größere Verwandte der Trolle, was in meinen Augen weitaus passender gewesen wäre. Aus dramaturgischer Sicht wäre es vielleicht sogar besser gewesen, die Szene vollständig zu streichen.
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Ein Steinriese im Nebelgebirge

Danach folgt eine kurze Verschnaufpause, die im Roman allerdings nicht auftaucht: Während der Sache mit den Steinriesen hat Thorin noch einmal betont, wie nutzlos er Bilbo doch findet, was sich dieser ziemlich zu Herzen nimmt und, während die Gemeinschaft in einer Höhle übernachtet, beschließt, lieber nach Bruchtal zurückzukehren. Bofur hat allerdings gerade die erste Wache inne, bemerkt was Bilbo vorhat und versucht, ihn aufzuhalten. Dieser kurze Dialog dürfte einer der Gründe sein, weshalb Bofur und sein Schauspieler James Nesbitt inzwischen zu Fanlieblingen geworden sind. Der schnauzbärtige Zwerg erweist sich als überaus sympathischer Zeitgenosse, der Bilbo aufrichtig gern zu haben scheint und ihm, nachdem Bilbo trotz guten Zuredens beschlossen hat, umzukehren, alles Gute wünscht. Aus dem Vorhaben wird allerdings nichts, da Stichs Klinge just in diesem Moment blau zu leuchten beginnt und sich der Boden auftut; so gelangen die Zwerge nach Orkstadt.
Obwohl eigentlich alle Elemente des Romans auf die eine oder andere Weise vorhanden sind, wurde hier doch kräftig umstrukturiert. Bei Tolkien werden Zwerge und Hobbit vor den Großen Ork gebracht, entkommen Dank Gandalfs Hilfe (der es zuvor geschafft hat, den Orks zu entgehen, nachdem er einige von ihnen in der Höhle gegrillt hat) und während der Flucht kommt Bilbo abhanden und landet in Gollums Höhle. Im Film dagegen ist Gandalf vorerst überhaupt nicht zugegen, stattdessen schafft Bilbo es, den Orks zu entgehen, nur um von einem einzelnen angegriffen zu werden und zusammen mit ihm abzustürzen.
So treten Thorin und Kompanie dem Großen Ork allein gegenüber. Wie auch die Trolle ist er eher ein typischer Kinderbuchschurke, der recht wenig mit den grimmigen Orks des „Herrn der Ringe“ zu tun hat. Der von Barry Humphries dargestellt, übermäßig aufgequollene Anführer der Orks des Nebelgebirges ist zu gesprächig und zu wenig barbarisch, eher komisch denn furchterregend. Allerdings muss ich sagen: Ich mag ihn irgendwie. Der Dialog stammt zum Großteil direkt aus dem Roman, abzüglich der an Thorin gerichteten Information, dass Azog der Schänder noch lebt.
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Der Große Ork (Barry Humphries)

Die folgende Flucht wurde natürlich ein wenig epischer und actionreiche umgesetzt, als Tolkien es schildert, und viele störten sich an der Jagd durch die Orkhöhlen. Diesem Urteil kann ich mich allerdings nicht anschließen, vor allem in 3D war diese Szene außerordentlich überzeugend. Auch das Design von Orkstadt – es erinnert ein wenig an die Kavernen von Isengart, nur in größerem Maßstab – fand ich gelungen. Die Bewohner, mit denen Thorin und Kompanie sich messen müssen, sind noch kleiner als ihre Verwandten aus den Minen von Moria und weisen sehr viele, äußerst unansehnliche Hautkrankheiten auf.
Unbedingt erwähnt werden sollte im Zusammenhang mit dieser Szene noch einmal Howard Shores Musik, der die Moria-Chöre noch einmal toppt und die Blechbläser höchst interessante Dinge anstellen lässt.

„What has it got in its nasty little pocketses?” – Rätsel in der Finsternis
Das Rätselspiel in Gollums Höhle ist nicht nur das Herzstück von „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise”, sondern auch die erste Szene die gedreht wurde; und bis auf ein, zwei kleine Schönheitsfehler ist sie perfekt gelungen. Peter Jackson setzt genau den richtigen Rahmen, in dem er die Szene am Stück zeigt, ohne Unterbrechung, wodurch sie als intensives Kammerspiel funktioniert, das vor allem von der Kunst zweier hervorragender Darsteller lebt.
Anders als im Roman sieht sowohl der Zuschauer als auch Bilbo im Film, wie Gollum den Ring verliert, als er den Ork, der zusammen mit Bilbo abgestürzt ist. Gerade hier wäre noch mehr Nähe zum Buch wünschenswert gewesen, da Bilbo im Film nun weiß, was ihn erwartet. Und er weiß auch, woher der Ring stammt, den er da an sich nimmt.
Äußerst beeindruckend ist, wie real Gollum inzwischen aussieht. Er war bereits in der HdR-Trilogie der beste Effekt, und die Künstler von Weta haben sich noch einmal selbst übertroffen. Andy Serkis tut es ihnen gleich und geht ein weiteres Mal völlig in der Rolle auf. Obwohl die Szene insgesamt sehr Vorlagengetreu ist, baut Jackson weiter auf der Interpretation der Figur aus „Die zwei Türme“ und „Die Rückkehr des Königs“ auf; die Persönlichkeitsspaltung wird hervorgehoben und zum wichtigen Bestandteil der Szene gemacht. Gollum würde Bilbo lieber sofort töten, während Sméagol dem Rästelspiel absolut nicht abgeneigt ist, weil es ihn an sein früheres Leben erinnert.
Nicht alle Rätsel haben es in den Film geschafft, aber die wenigen, die fehlen, tauchen möglicherweise in der Special Extended Edition auf.
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Gollum (Andy Serkis)

Der einzige andere Kritikpunkt an dieser Szene ist die Musik: Auf dem Soundtrackalbum variiert Howard Shore hier geschickt die Themen für Gollum, Sméagol und die Geschichte des Ringes; vor allem Letzteres erfährt einen besonders gelungenen Einsatz, bei dem man direkt heraushören kann, dass der Ring lange geschlafen hat und nun „erwacht“. Leider hat es keine dieser Variationen in den Film geschafft, stattdessen sind Neuaufnahmen von bereits aus der Trilogie bekannten Variationen zu hören. Der Filmmusikfreund fragt sich natürlich, weshalb dies so ist: Waren Peter Jackson die neuen Variationen zu subtil?
Über die erzwungene Parallele beim Aufsetzen des Rings (Bilbo fällt und der Ring gleitet auf seinen Finger, genauso wie bei Frodo in Bree) kann man hinwegsehen, vor allem da der Augenblick, in dem Bilbo die Möglichkeit hat, Gollum zu töten, ebenfalls exzellent umgesetzt wurde. Was Martin Freeman und Andy Serkis hier allein mit ihrer Mimik ausdrücken, ist unglaublich.

„Out of the frying-pan.“ – „And into the fire.” Das Finale
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Thorin (Richard Armitage) geht zum Angriff über

Nachdem Bilbo, Gandalf und die Zwerge wieder beieinander sind, folgt das actionreiche Finale des Films. Abermals ist die Szene im Buch weit weniger aufwendig, emotional aufgeladen und ernst als im Film. Nach der Flucht aus Orkstadt stoßen Zwerge, Hobbit und Zauberer eher zufällig auf ein Rudel Warge, das mit den Orks gemeinsame Sache macht. Die Gemeinschaft flieht in die Bäume und wird schließlich von den Adlern gerettet. Die Szene ist mit ihren singenden Orks bei Tolkien relativ humorvoll. Ganz anders im Film: Da dies als emotionaler Höhepunkt fungieren muss, wurde das Ganze aufgewertet. Die einzelnen Bestandteile sind nach wie vor vorhanden: Warge, Orks, Zwerge auf Bäumen und Rettung durch die Adler, aber der Rahmen wurde geändert. Im Film holen Azog und seine Wargreiter, alarmiert durch den Boten des Großen Ork, Thorin und Kompanie ein. Thorin, getrieben von Rache, will es mit Azog allein aufnehmen und wird schließlich von Bilbo gerettet, kurz bevor die Adler auftauchen. Somit bekommt diese Szene weitaus mehr Bedeutung, vor allem, was die Beziehung der Figuren angeht. Der Durst nach Rache am Mörder seines Vaters kommt für Thorin nun als bedeutende Motivation hinzu, die sich im Buch nicht findet, in den kommenden Filmen aber wohl noch eine wichtige Rolle spielen wird. Ebenso wird die Beziehung Thorin-Bilbo geändert: Im Roman ist der Hobbit dem Zwergenkönig im Exil relativ egal, während im Film die Abneigung, die dieser gegen Bilbo hegt, sehr deutlich hervorgearbeitet wird. Durch Bilbos Einsatz erkennt Thorin am Ende des Films Bilbo als nützlichen Teil der Gemeinschaft an.
Ansonsten wird dem Endkampf oft vorgeworfen, überdramatisiert zu sein, und dieser Vorwurf lässt sich nicht wirklich von der Hand weisen. Die Klippe, die umstürzenden Bäume, die Adlerrettung in allerletzter Sekunde und natürlich Thorins Angriff blähen die Szene geradezu auf. Allerdings, um es mit einer netten englischen Phrase auszudrücken: Hell, I don’t care. Peter Jackson ist für seine extrem dramatischen, am Kitsch kratzenden Szenen bekannt. Dennoch funktionieren sie für mich, was meistens an Howard Shores Musik liegt, die mir interessanterweise so ziemlich alles schmackhaft macht.
Am Ende des Films, nachdem Thorin Bilbo umarmt hat und die Gemeinschaft positiv in die Zukunft blickt, wird den Zuschauern schließlich ein erster Blick auf Smaugs Auge gewährt.
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Das Auge des Drachen

Fazit: Wenn ich mich um eine halbwegs objektive Sichtweise bemühe, lässt sich nicht von der Hand weisen, dass „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ Probleme hat. Dazu gehören, unter anderem, das Ungleichgewicht zwischen den ursprünglichen, direkt aus der Vorlage übernommenen (oder neu hinzugefügten) Kinderbuchelementen und den eher düsteren, auf die HdR-Trilogie hindeutenden Aspekte. Ebenso gibt es zu viele Rückgriffe auf die ursprüngliche Trilogie, die der Hobbit-Verfilmung ein Stück weit ihre Eigenständigkeit rauben – weniger wäre in diesem Fall mehr gewesen, vielleicht hätte sich die ursprünglich geplante zweiteilige Verfilmung als die bessere Alternative erwiesen.
Was diesen Film allerdings so interessant macht, ist, dass mich diese negativen Aspekte kaum stören. Ich erkenne sie, aber sie nerven mich nicht, wie es bei anderen Filmen der Fall wäre. Die subjektive Seite verlangt nach mehr Mittelerde und ist froh, dass drei und nicht zwei Filme gibt. Ich erwarte „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ bereits sehensuchtsvoll.

Siehe auch:
Der Hobbit: Eine unerwartete Reise
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension – Teil 1
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension – Teil 2
Der Hobbit: Eine unerwartete Reise – Soundtrack

Iron Man 3

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Story: Nach den Ereignissen von New York schläft Tony Stark (Robert Downey jr.) nicht mehr gut und tüftelt permanent daran, die Iron-Man-Technologie weiter zu verbessern, was die Beziehung zu Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) nicht unbedingt verbessert. Währenddessen bedroht der Mandarin (Ben Kinsgley), ein Terrorist, Amerika. Und als ob das noch nicht genug wäre sorgt ein Virus namens Extremis, der die Infizierten zur Explosion bringt, für Unruhe. Tony muss nun herausfinden, welchen Zusammenhang es zwischen Extremis, dem Mandarin und den beiden Wissenschaftlern Maya Hansen (Rebecca Hall) und Aldrich Killian (Guy Pearce) gibt, die er beide von früher kennt…

Kritik: Nachdem „The Avengers“ letztes Jahr zu einem gigantischen finanziellen Erfolg wurde, wird mit „Iron Man 3“ nun Phase 2 des Marvel Cinematic Universe eröffnet. Auf den dritten Film des Eisernen folgt dann im Herbst „Thor 2: The Dark World“, nächstes Jahr kommen „Captain America 2: The Winter Soldier“ und „Guardians of the Galaxy“, bevor 2015 alles in „The Avengers 2“ kulminiert.
Nachdem „Iron Man 2“ allerdings sehr stark darauf ausgelegt war, das große Superheldentreffen vorzubereiten, versucht Shane Black („Kiss, Kiss, Bang, Bang“), der John Favreau als Regisseur ersetzt hat, „Iron Man 3“ wieder selbstständiger zu gestalten. Vorbereitungen auf „The Avengers 2“ sind entweder sehr subtil oder kaum vorhanden, und auch mit Anspielungen an das größere Marveluniversum hält man sich zurück, es gibt keinen Einsatz von SHIELD, Nick Fury oder Hawkeye, nur in der Post-Credits-Szene gibt sich ein alter Bekannter die Ehre. Lediglich War Machine alias James Rhodes (Don Cheadle), der allerdings zum festen Cast der Iron-Man-Filme gehört, taucht auf. Allerdings hat er seine Rüstung neu lackiert und trägt nun den Namen Iron Patriot – eine interessante Entscheidung, denn in den Comics steckt unter dem Helm des Iron Patriot kein anderer als Norman Osborn, der Grüne Kobold höchstpersönlich, der in der Serie „Dark Avengers“ eine Zeit lang sein eigenes Rächerteam anführte. An Rhodes‘ Rolles hat sich allerdings trotz des neuen Namens kaum etwas geändert. Aropos Comics: Als (wenn auch eher frei adaptierte) Vorlage dieses Films dient die Iron-Man-Geschichte „Extremis“, die bereits großen Einfluss auf den ersten Teil hatte. Sowohl Maya Hansons (die relativ Vorlagengetreu übernommen wurde) als auch Aldrich Killian (der mit dem Film-Killian außer seiner Arbeit an Extremis nichts gemein hat) stammen ursprünglich aus diesem Comic, ebenso wie der titelgebende Virus und einige der Rüstungsupdates – im Comic hängen diese allerdings mit Extremis zusammen, im Film nicht.
Allgemein beschäftigt sich „Iron Man 3“ mit den psychologischen Folgen, die die Ereignisse in New York für Tony haben, hier finden sich auch die stärksten Bezüge zum (filmischen) Marveluniversum, die allerdings eher rückbezogen denn vorausdeutend sind. Wie schon bei den ersten beiden Filmen liegt der Fokus vor allem auf Tony, der dieses Mal allerdings eher mit psychischen statt mit körperlichen Problemen zu kämpfen hat – Schlaflosigkeit, Angstattacken, Verlustängste. Und wie bei den Vorgängern bringt dieser enge Fokus sowohl Vor- als auch Nachteile. Zu den Vorteilen gehört, dass Robert Downey jr. ein weiteres Mal in seiner Paraderolle glänzen kann; Starks „Reise zur Selbstfindung“ wirkt die meiste Zeit über glaubwürdig, lediglich im Mittelteil zieht es sich etwas, und die Einlage mit Eric, für den Tony zeitweilig als Vaterfigur fungiert, hätte nicht wirklich sein müssen. Der Nachteil liegt bei den anderen Figuren, die kaum Platz finden. Pepper etwa verschwindet ab der Hälfte fast völlig aus dem Film. Am härtesten trifft es allerdings die Schurken. Diesbezüglich waren die Iron-Man-Filme noch nie die Crème de la Crème, weder der Iron Monger noch Whiplash konnten wirklich mit dem Helden gleichziehen, und dieses Mal ist es nicht anders. Ohne zu viel zu Spoilern: Den Mandarin umgibt ein Twist, der das Potential, mit dem Ben Kingsley die Figur anlegt, quasi ruiniert. Dieser Twist ist Dank der Tatsache, dass mit ihm äußerst ironisch umgegangen wird, zwar noch ganz amüsant, erinnert aber ansonsten unangenehm an Dan Brown, während Guy Pearce als „Zweitschurke“ Aldrich Killian leider völlig blass und uninteressant bleibt. Der Fokus auf Tony verhindert auch, dass die Motivationen der anderen Figuren, Killian, Maya, etc., entsprechend ergründet werden können.
Dennoch gibt es auch noch einiges an Positivem anzumerken. Das Finale ist von allen Iron-Man-Filmen bisher das Beste und hat mehr Biss als die relativ kurzen Endkämpfe der beiden Vorgänger – sogar Pepper darf mal ordentlich draufhauen und an Schauwerten wird nicht gegeizt. Ebenfalls gelungen ist Brian Tylers Soundtrack. In den ersten beiden Filmen waren die Hans-Zimmer-Zöglinge Ramin Djawadi (Teil 1) und John Debney (Teil 2) für die Musik verantwortlich, und in beiden Fällen war der Score zwar reich an E-Gitarren, aber arm an Substanz. Tylers Soundtrack ist zwar nun auch nicht der komplexeste, gibt dem Titelhelden aber endlich ein brauchbares Thema, das gut ins Ohr geht und erinnert an Alans Silvestris Old-School-Musik für „The Avengers“.
Fazit: Vergnügliches Superheldenspektakel, das allerdings weder an den ersten Iron-Man-Film, noch an „The Avengers“ heranreicht.

Trailer

Siehe auch:
Iron Man
Iron Man 2
Thor
Captain America: The First Avenger
The Avengers

GoT: Kissed by Fire

season 3
Halbzeit! Nach den Höhepunkten in Episode 4 ist Episode 5 wieder ein wenig ruhiger – aber keineswegs weniger intensiv.
„Kissed by Fire“ ist ein schöner Titel, der wieder einmal mehrere Anwendungen findet. Die Phrase ist bei den Wildlingen für Rothaarige gebräuchlich, die als gutes Omen gesehen werden – direkte Anwendung findet sie natürlich vor allem bei Ygritte. Aber auch sonst spielt Feuer eine größere Rolle in dieser Episode.

Bei der Bruderschaft ohne Banner
Schon der Anfang der Episode beginnt mit Feuer: Beric Dondarrion und Sandor Clegane stehen sich zum Zweikampf gegenüber, der entscheiden soll, ob der Bluthund in den Augen des Roten Gottes unschuldig ist. Während Thoros betet, ist abermals das Stannis/Melisandre-Thema zu hören, ebenso wie der Lieblingssatz der Roten Priesterin. Mithilfe von Lord Berics Blut wird auch das Schwert des Blitzlords entzündet, was Sandor absolut nicht zusagt. Was folgt ist der bisher beste Zweikampf der Serie, in dem vor allem Rory McCann einmal mehr vollkommen zu überzeugen weiß; die Furcht vor dem Feuer steht ihm ins Angesicht geschrieben. Auch Maisie Williams, deren Spiel ich in der vorherigen Staffel mitunter recht emotionslos fand, zeigt sich hier von ihrer besten Seite, sowohl während des Kampfes als auch später in den Gesprächen mit Gendry, Thoros und Beric. Gleichzeitig sehen wir hier die erste (und mit Sicherheit nicht letzte) Auferweckung.
Leider hat Arya es auch weiterhin nicht leicht, denn nach Hot Pie verlässt sie nun schon wieder ein Gefährte: Gendry beschließt, lieber für die Bruderschaft zu schmieden. Von Thoros muss sie auch noch erfahren, dass er nicht in der Lage ist, Lord Eddard wieder auferstehen zu lassen. Nebenbei erfahren wir vom Blitzlord auch gleich mehr über die Wiederauferstehungen: „Every time I come back, I’m a bit less.“ Der danach folgende Austausch ist ebenfalls sehr interessant. Lord Beric würde Eddard nie das Leben wünschen, das er führt – eine clevere Vorausdeutung. Ich kann mir vorstellen, mit welcher Szene die dritte Staffel endet.

Nördlich der Mauer
Nach einer kleinen Auseinandersetzung mit Orell folgt der direkte Titelbezug: Ygritte stiehlt Jons Schwert und lockt ihn so in eine Höhle mit heißen Quellen, wo sie ihn dazu veranlasst, seinen Eid zu brechen und er beweist, dass er doch zumindest etwas weiß. Alles in allem sehr buchgetreu umgesetzt, allerdings wirkt der Jon-Snow-Handlungsstrang in dieser Staffel mitunter ein wenig lieblos, was auch daran liegen könnte, dass es immer nur relativ kurze Szenen gibt, die eher abgearbeitet werden. Wie ich bereits an anderer Stelle schrieb: Im Norden wird es wahrscheinlich erst zum Ende von Staffel 3 und in Staffel 4 wirklich interessant.
Apropos Jon und Ygritte, allgemein ist sehr auffällig, wie wenig Sex- und Nacktszenen es in der dritten Staffel bisher gab: Offenbar entschied man sich, den Anteil an Fanservice stark zurückzufahren, denn selbst die Jon/Ygritte-Szene ist äußerst kurz. Und da behaupte noch einer, „Game of Thrones“ sei nur wegen der vielen blanken Brüste interessant.

Harrenhal
Jaime, Brienne und Locke kommen in der verfluchten Burg an und werden Roose Bolton vorgeführt, der mit der Behandlung des Königsmörders aus gutem Grund nicht ganz zufrieden ist. Im Gegensatz zu seinem Gefolgsmann ist der Lord der Dreadfort sowohl zu Brienne als auch zu Jaime äußerst höflich. Freilich ist er ebenfalls grausam, allerdings auf weitaus subtilere Weise als Locke: Er erzählt Jaime von der Schlacht um King’s Landing und lässt es zuerst so aussehen, als hätten die Lannisters verloren, bevor er ihn darüber aufklärt, dass Tywins Streitkräfte rechtzeitig eingetroffen sind und dass er Cersei gut geht.
Nach seinem kurzen ersten Auftritt in „Valar Dohaeris“ taucht nun auch Qyburn wieder auf und gewährt einen schönen, ausführlichen Blick auf Jaimes verrottenden Armstumpf. Dabei erfährt man auch, dass Qyburn von der Citadel wegen unlauterer Experimente verstoßen wurde.
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Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) beim Baden

Wie sich im anschließenden Bad zeigt, wird der Jaime/Brienne-Handlungsstrang von Episode zu Episode besser. Nikolaj Coster-Waldau und Gwendoline Christie brillieren in einer äußerst intensiven Szene durch großartiges Zusammenspiel. Erstmals erfährt der Nichtbuchleser, der Jaime bisher vor allem durch die Augen von Leuten gesehen hat, die ihn verurteilen, die Wahrheit über seinen Spitznamen. Die Tat, für die ihn das gesamte Reich hasst, war wohl die heroischste, die er je begangen hat, und man stellt sich unweigerlich die Frage, wie all die Leute, die ihn verurteilen, an seiner Stelle gehandelt hätten (eine Frage, die Jaime auch Brienne stellt). Das Thema Ehre, Schwur und Dienst am König wird später in Daenerys‘ Handlungsstrang noch einmal treffend aufgegriffen.

King’s Landing
In der Hauptstadt der Sieben Königslande hegt Cersei nach wie vor Befürchtungen, die Tyrells könnten sie und ihren Sohn hintergehen und beauftragt deshalb Littlefinger damit, Nachforschungen anzustellen. Leider muss ich sagen, dass ich die Art und Weise, wie die Lannisters hinter das Heiratskomplott der Tyrells kommen (Stichwort: männliche Prostituierte), in der Serie irgendwie plump ist. Dafür ist allerdings ein für alle Mal geklärt, dass Willas und Garlan, Loras‘ und Margaerys ältere Brüder, in der Serie nicht existieren, da Loras hier eindeutig als Erbe von Highgarden bezeichnet wird. Ebenso ist er nicht Mitglied der Königsgarde und hat auch offensichtlich nach Renlys Tod kein Keuschheitsgelübde abgelegt.
Derweil trifft Tyrion eine der wenigen Personen außer seinem Vater, die in der Lage ist, ihm Paroli zu bieten. In seiner Funktion als Meister der Münze setzt er sich wegen der bevorstehenden königlichen Hochzeit mit Lady Olenna zusammen, die ihn verbal geradezu auseinandernimmt und darüber hinaus auch noch enttäuscht darüber ist, dass er es kaum schafft, sich anständig zu wehren. In der Tat läuft Tyrion in dieser Staffel bisher quasi auf Sparflamme – durchaus nachvollziehbar, nachdem ihm das Gesicht aufgeschlitzt wurde. Die zweite Staffel war Tyrions „große Stunde“, jetzt geht es erst einmal weiter bergab.
Wie gesagt fand ich die Enthüllung des Tyrell-Komplotts ein wenig plump, das, was darauf folgt, ist allerdings ein großartiger Abschluss für diese Folge: Lord Tywin eröffnet Tyrion, wie er gegen diese Intrige vorzugehen gedenkt: Tyrion soll Sansa so schnell wie möglich heiraten. Eine großartige Szene, in der Charles Dance, Peter Dinklage und Lena Headey ein weiteres Mal brillieren. Vor allem Lena Headey schwingt gekonnt zwischen Triumph über Tyrions Schicksal und Entrüstung über ihres Vaters Pläne, denn auch Cersei soll heiraten, und zwar Loras Tyrell. Diese Szene ist quasi die Kulmination der Einzelgespräche der beiden Kinder mit dem Vater. Tywin wird nicht mehr zulassen, dass seine Kinder den Namen Lannister weiter beschmutzen. Die Reaktion beider Kinder ist entsprechend.

Riverrun
Der Unmut, der sich in Rickard Karstark aufgebaut hat, seit Catelyn in Staffel 2 den Königsmörder freigelassen hat (nachdem dieser Karstarks Sohn umgebracht hat, wohlgemerkt) entlädt sich nun, und er bringt kurzerhand die beiden Lannisterjungen, die in der letzten Folge kurz eingeführt werden, um. Das bleibt natürlich nicht ohne Konsequenzen, und Robb ist nicht gerade begeistert. Karstark hat endgültig das Vertrauen in den König des Nordens verloren und Robb steht nun vor einer ähnlichen Entscheidung wie Eddard Stark. Und wie Eddard Stark entscheidet er sich für den Weg der Ehre, ohne auf den gesunden Menschenverstand zu achten, obwohl Edmure, Catelyn und Talisa versuchen, ihn davon abzubringen, Karstark zu töten. Durch die Enthauptung Karstarks – selbstverständlich führt Eddard Starks Sohn sie selbst durch – verliert Robb einen großen Teil seiner Armee.
execution
Rickard Karstark (John Stahl) wird exekutiert

Während das Problem des Eidbruchs gegenüber Walder Frey im Buch ständig präsent ist, wird es in der Serie jetzt erst wirklich adressiert – anscheinend hat Robb sich der Freys in seinen bisherigen Kämpfen nicht wirklich bedient. Anstatt, wie im Roman, nach Norden zu marschieren, plant er, Casterly Rock anzugreifen und Lord Tywin das anzutun, was die Eisenmänner ihm angetan haben. Wie auch immer, es wird eindeutig, dass Rob den Krieg trotz vieler siegreicher Schlachten verliert. Und die Rote Hochzeit rückt näher.

Dragonstone
QueenSelyseBaratheon
Selyse Baratheon (Tara Fitzgerald)

Nach dem Ausrutscher in „Walk of Punishment“ verhält sich Stannis dieses Mal wieder inCharacter. Endlich lernen wir nun auch seine Frau Selyse (Tara Fitzgerald) und die gemeinsame Tochter Shireen (Kerry Ingram) kennen. Erstere tauchte, dargestellt von Sarah MacKeever, ganz kurz in der ersten Folge der zweiten Staffel auf, war allerdings lediglich für ein paar Sekunden zu sehen, und das nicht einmal deutlich. Ihr eigentliches Debut findet somit in dieser Episode statt.
Schon in den Romanen war Selyse unsympathisch und eine fanatische Anhängerin des Herrn des Lichts, die Serie toppt das allerdings mühelos. Hier ist Stannis‘ Frau nicht nur eine verstockte Fanatikerin, sie ist auch geistig äußerst labil, behält ihre totgeborenen Söhne in Glasbehältern und freut sich darüber, dass ihr Mann ein Techtelmechtel mit der Roten Priesterin hatte (in den Romanen ist sie sich über das Ganze, wenn ich mich recht erinnere, nicht im Klaren). Eine kleine Anmerkung am Rande: Ihr dritter toter Sohn trägt den Namen Edric – vielleicht eine Anspielung auf Edric Storm, einen Bastard von Robert Baratheon, der sich in Stannis‘ Obhut befindet und den Melisandre opfern möchte, um die Steindrachen von Dragonstone zum Leben zu erwecken?
Normalerweise ist Stannis eine äußerst unsympathische Figur, aber wenn er mit seiner Frau in einem Raum ist, erscheint er plötzlich als der Angenehmere. Dennoch charakterisiert ihn das Zusammentreffen mit Selyse sehr gut (auch, wenn D. B. Weiss und David Benioff bei ihr ein wenig übertrieben haben): Er will seine Frau und Tochter nicht besuchen, aber Pflicht und Ehre gebieten es. Das ist natürlich vor allem Shireen gegenüber nicht wirklich fair, aber immerhin noch fairer als die eigene Mutter, die sie als „distraction“ bezeichnet. Dabei ist Shireen ein äußerst liebenswertes Kind mit frohem Gemüt (allerdings glücklicherweise nicht unpassend niedlich oder Mitleid erzwingend dargestellt), das sich ehrlich über den Besuch seines Vaters freut.
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Shireen Baratheon (Kerry Ingram)

Stannis beweist dabei einmal mehr, das er das Einfühlungsvermögen eines Holzklotzes besitzt. Shireens Entstellung durch die Grauschuppen wird gezeigt, aber noch nicht näher erklärt. Der Narr Patchface und Edric Storm, die einzigen beiden Menschen, zu denen sie eine nährer Beziehung hat, tauchen nicht auf, stattdessen hat sie sich mit Davos Seaworth angefreundet, der in dieser Folge endlich auch mal wieder auftaucht. In einer putzigen Szene im Kerker von Dragonstone erfahren wir, dass Ser Davos nicht lesen kann, woraufhin Shireen beschließt, es ihm beizubringen. Sie beginnt bei A wie Aegon, dessen erste Silbe ausgesprochen wird wie Egg – eine Anspielung an die „Abenteuer von Dunk und Egg“, einer Serie von Novellen von George R. R. Martin, die 90 Jahre vor „A Song of Ice and Fire“ spielen.

Auf dem Weg nach Yunkai
Zwar wird nicht erwähnt, wo Daenerys mit ihrer neu erworbenen Armee nun hinzieht, die Introkarte verrät es allerdings: Statt Asatapor baut sich nun Yunkai auf, die zweite große Stadt der Slaver’s Bay.
Hier bekommen wir eine sehr schöne, nicht im Buch auftauchende Dialogszene zwischen Jorah Mormont und Barristan Selmy. Nicht nur taucht diese Szene nicht in „A Storm of Swords“ auf, sie wäre auch auf diese Weise kaum möglich gewesen, da Jorah kurz nach der Enthüllung von Barristans Identität bei Daenerys in Ungnade fällt und verbannt wird. Hier werden die Themen aus dem Jaime-Handlungsstrang weitergeführt. Das Gespräch ist eigentlich entspannt, beide Ritter scherzen sogar, aber man spürt sofort die unterschwellige Anspannung. Vor allem Jorah ist besorgt darüber, wie viel Barristan über seine Zeit als Informant für Varys weiß. Ich bin gespannt, wie sich das Ganze weiterentwickelt. Nebenbei wird auch Grauer Wurm, der Anführer der Unbefleckten vorgestellt.

Fazit: Nach den epischen Ereignissen der letzten Folgen ist diese Episode wieder ein wenig ruhiger, aber dafür umso intensiver. Das enorm Hohe Niveau wird auch weiterhin gehalten.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3