GoT: And Now His Watch Is Ended

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Wir nähern uns (mal wieder viel zu schnell) der Halbzeit und dementsprechend geraten sämtliche Ereignisse so langsam ins Rollen – bei keiner Episode wird das so deutlich wie bei dieser, in der es bei mehreren Handlungssträngen „Zwischenauflösungen“ gibt. Von langer Hand vorbereitete Änderungen des Status Quo finden statt oder nehmen zumindest ihren Anfang.

Auf dem Weg nach Harrenhal
Die Episode fängt dort an, wo die letzte aufgehört hat: Bei Brienne und Jaime. Der Königsmörder sitzt traumatisiert auf seinem Pferd, seine abgeschlagene Hand hängt ihm um den Hals und von hier an wird es nur noch schlimmer, die Bolton-Männer quälen ihn, geben ihm Pferdepisse zu trinken und erweisen sich alles in allem als passender Ersatz für die Tapferen Kameraden. Hierbei ist natürlich vor allem Nikolaj Coster-Waldau zu loben, der den am Boden zerstörten Jaime ebenso gut spielt wie die arrogante Version, die im Vollbesitz aller Kräfte und Hände ist. Im Folgenden erweist sich nun Brienne als Bär und Jaime als die Jungfrau, da sie ihn dazu ermutigt, nicht aufzugeben und weiterzumachen. Wie sie das schafft? Indem sie ihm seine eigene Medizin zu schlucken gibt: „Are your a woman?“

King’s Landing
Nachdem Varys in dieser Staffel noch nicht allzu viel zu tun hatte, bekommt er in dieser Folge seine großen und bedeutenden Auftritte. Zu Beginn kommt ein Gespräch mit Tyrion, in welchem er enthüllt, wie er zum Eunuch wurde und weshalb er Tyrion als Hand des Königs in der zweiten Staffel unterstützt hat. Diese Geschichte erzählt er auch in den Romanen, die Rache dafür ist allerdings ein neues Element, das eine dunkle Seite an Varys enthüllt, die man in den Büchern erst im Epilog von „A Dance with Dragons“ zu sehen bekommt. Interessant ist, dass während dieser Szene das Thema von Stannis und Melisandre gespielt wird; ein Hinweis darauf, dass auch der Zauberer in der Kiste ein roter Priester ist, oder dass Varys bereits anderweitig mit der Religion des Herrn des Lichts zu tun hatte?
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Joffrey (Jack Gleeson) und Margaery (Natalie Dormer) in Baelors Septe

Neben Tyrion führt Varys in „And Now His Watch Is Ended“ auch Konversationen mit Ros und Olenna Tyrell. Bei Ersterer wird noch einmal Pods Fähigkeit als Liebhaber erwähnt (steckt doch mehr dahinter, als man denkt?), bevor sich das Gespräch wichtigeren Dingen zuwendet. Wir erfahren, dass Littlefinger quasi auf dem Sprung ist, King’s Landing jedoch noch nicht verlassen hat und offenbar plant, Sansa mitzunehmen. Wenn es läuft wie in den Romanen wird er demnächst eine Abreise vortäuschen, in Wirklichkeit aber bis zu Joffreys Hochzeit warten – allerdings darf man wohl bezweifeln, dass die Figur für den Rest der Staffel abwesend sein wird, vielleicht findet er also noch einen Grund, „offizielle“ in King’s Landing zu bleiben.
In der großen Septe von Baelor (eine großartige Räumlichkeit, nebenbei bemerkt) bemüht sich Margaery weiterhin, Joffrey zu beeindrucken und lässt sich von ihm die Gräber diverser Targaryen-Könige zeigen, bevor sie ihn zu einem Bad in der Menge ermutigt. Währenddessen treffen Cersei und Olenna Tyrell die Hochzeitsvorbereitungen. Gewitzt wie immer versteht es die Königin der Dornen, Cerseis Ängste punktgenau auszumachen. Nebenbei sieht sie auch, wie ihr Einfluss auf ihren Sohn weiter schwindet und Margaerys wächst. Diese Sorgen treiben sie zu ihrem Vater. Das Gespräch zwischen Cersei und Tywin weist einige Parallelen zu dem, das Tywin und Tyrion in „Valar Dohaeris“ führten, auf. Zu Beginn beider Gespräche schreibt Tywin Briefe – man kann wohl davon ausgehen, dass er die Rote Hochzeit vorbereitet. Und jedem seiner Kinder teilt er ziemlich unsanft mit, weshalb er von ihm enttäuscht ist. Wie schon in „Valar Dohaeris“ sind auch diese Szenen wohl vor allem auf der Basis von Cerseis Charakterisierung in „A Feast for Crows“ entstanden; wer besagtes Buch gelesen hat, weiß sehr genau, was in ihrem Kopf vorgeht. In ihren Augen ist sie die wahre Erbin ihres Vaters. Gerade in „A Feast for Crows“ gibt es (in Jaimes POV) ein sehr schönes Zitat, das perfekt zu dieser Szene passt: „His Sister liked to think of herself as Lord Tywin with teats, but she was wrong. Their father had been as relentless and implacable as a glacier, where Cersei was all wildfire, especially when thwarted… She does not lack for wits but she has no judgement, and no patience.”
Olenna ist derweil wieder im Garten und mokiert sich auf ebenso hintergründige wie lustige Art und Weise über Wappen und Worte des Hauses Tyrell – spätestens nach dieser Episode ist sie eindeutig einer meiner Lieblingscharaktere der Serie geworden. Ich freue mich schon auf das in einem Trailer angekündigte Zusammentreffen mit Lord Tywin. Vorerst führt sie allerdings ein Gespräch mit Varys. Leider muss ich sagen, so herrlich und genial es auch ist, ich find die Idee, dass Varys Lady Olenna darauf bringt, sich Sansa und damit quasi den Norden unter den Nagel zu reißen, nicht unbedingt gelungen. Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass die Meisterintrigantin der Tyrells dies bereits vorher geplant hat, aber dennoch… Trotzdem hoffe ich noch auf viele, viele weitere Szenen mit der großartigen Diana Rigg.
Jedenfalls macht Margaery sich sofort daran, die geschmiedeten Pläne umzusetzen. Nachdem ich anfangs Probleme mit Natalie Dormer hatte, muss ich sagen, dass sie mir langsam immer besser in ihrer Rolle gefällt. Im Gegensatz zu den Romanen soll Sansa allerdings nicht Margaerys ältesten Bruder Willas, der natürlich auch Erbe von Highgarden ist, heiraten, sondern Ser Loras Tyrell, der in der Serie offenbar (zumindest noch) nicht der Königsgarde beigetreten ist.

Nördlich der Mauer
Bei Craster, dem Wildling, der seine Töchter zu Frauen nimmt, wächst der Unmut einiger Männer der Nachtwache. Vor allem Rast (Luke McEwan), der wegen Vergewaltigung zur Mauer geschickt wurde und bereits mehr als einmal mit Sam aneinandergeraten ist, ist mit der Situation äußerst unzufrieden.
Nach der Verbrennung eines gefallenen Bruders der Nachtwache spitzen sich die Ereignisse immer weiter zu, da einige Brüder der Meinung sind, dass Craster ihnen Lebensmittel vorenthält. In Crasters Halle kommt es schließlich zur Außeinandersetzung zwischen dem Hausherrn und den Unzufriedenen. Ein weiteres Mal wird sehr subtil die Rote Hochzeit angedeutet: Das Gastrecht wird gebrochen, und Mormonts Reaktion spricht Bände. Apropos Mormont: Der Titel der Episode bezieht sich selbstverständlich auf ihn. Seine Todesszene ist ausgezeichnet geraten, sie ist intensiv, blutig und noch einmal eine hervorragende Gelegenheit für James Cosmo, sein Können zu zeigen. Noch im Moment sein Todes beweist der alte Bär, dass er selbst dann noch ein gefährlicher Gegner ist, wenn er bereits hinterrücks erdolcht wurde. Schade nur, dass es ihm nicht gelingt, seinen Mörder zu erwürgen. Für Sam dagegen bleibt nur eines übrig, das er tun kann: Gilly und Sohn schnappen und verschwinden.

Auf dem Weg zur Mauer
Bran absolviert in dieser Episode lediglich einen kurzen Alibiauftritt: Er rennt mal wieder durch einen seiner Träume, verfolgt die dreiäugige Krähe und wechselt ein paar Worte mit Jojen Reed, der einen Gastauftritt in Brans Traum hat. Einen weiteren Gastauftritt absolviert Catelyn, deren Handlungsstrang in dieser Episode nicht fortgesetzt wird. In Brans Traum sieht sie bereits etwas fahl und ungesund aus. Wird hier Lady Stoneheart bereits angedeutet?

In der Folterkammer
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Ramsay Snow (Iwan Rheon)

Auf dem Weg nach Deepwood Motte erfährt Theon, dass sein Retter ebenfalls von den Iron Islands stammt und dass er vermutet, dass Balon weiß, was mit seinem Sohn geschieht. Während sie sich in Burg schleichen, kommt Theon zu der Erkenntnis, dass er eigentlich ein Stark ist und sein wahrer Vater in King’s Landing geköpft wurde (alles unterlegt vom Stark-Thema). Im Inneren offenbart sich jedoch, dass Theons Retter keinesfalls ist, wer er zu sein vorgibt. Männer nehmen Theon in Gewahrsam, während Ramsay Snow ihnen erklärt, Theon sei geflohen und habe seine Verfolger getötet. Kurz sieht man auf seinem Gesicht einen wunderbaren, sadistischen Gesichtsausdruck und Theon wird klar, dass er seine Folterkammer niemals verlassen hat.
Bei Theons Handlungsstrang wäre interessant zu wissen, wo er sich nun eigentlich befindet, sowohl in „Dark Wings, Dark Words“ als auch in dieser Episode. Ramsay behauptet zwar, dass sie in Deepwood Motte seien, es könnte allerdings auch die Dreadford sein. Jedenfalls taucht für Theon kein neuer Ort auf der Karte auf.

Bei der Bruderschaft ohne Banner
Zusammen mit Arya und Gendry treffen wir nun den mysteriösen Anführer der Bruderschaft ohne Banner: Lord Berric Dondarrion (Richard Dormer). Der „Blitzlord“ tauchte bereits in einer kurzen Szene in der sechsten Episode der ersten Staffel auf, dort noch gespielt von David Michael Scott, und wurde von Eddard Stark ausgeschickt, um Ser Gregor Clegane Einhalt zu gebieten. Dieser Aufgabe geht er immer noch nach, inzwischen allerdings als Gesetzloser. Angesichts dessen, was ihm wiederfahren ist, ist der Schauspielerwechsel nicht weiter tragisch, besonders, da sich Richard Dormer als äußerst charismatisch und passend erweist.
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Berric Dondarrion (Richard Dormer)

Zum ersten Mal wird nun auch die Verbindung zwischen der Bruderschaft ohne Banner und dem Roten Gott betont. Ebenso wird in der Serie erstmals erwähnt, was Gregor Clegane mit Rhaegars Frau und Kindern getan hat – dies wird vor allem wichtig werden, wenn in Staffel 4 Oberyn Martell auftaucht, und ist natürlich ganz allgemein ein enorm wichtiges Ereignis.

Astapor
Ein weiteres „Zwischenfinale“ findest derweil in Essos statt: Daenerys, Ser Barristan, Ser Jorah und Missandei (in Daenerys‘ Dienstens darf sie auch etwas weniger Enthüllendes anziehen) kommen ein letztes Mal zu Kraznys, um die Unbefleckten abzuholen.
War Daenerys‘ Handlungsstrang in Staffel 2 ein wenig dröge, so sorgt er in dieser Staffel für einige der besten Szenen und erreicht in „And Now His Watch Is Ended“ den vorläufigen Höhepunkt. Nebenbei ist auch zu sehen, wie gut und beeindruckend die Spezialeffekte der Serie inzwischen sind.
Der Handel wird scheinbar abgeschlossen, Drogon und die Unbefleckten wechseln jeweils den Besitzer, symbolisiert durch Kette (an der der Drache hängt) und Sklavenpeitsche. Doch sobald die Unbefleckten in Daenerys‘ Besitz übergegangen sind, beweist sie, dass es nicht nur zwei Wege (jeweils vertreten durch Danys ritterliche Ratgeber) gibt, mit der Situation umzugehen. Anstatt entweder die Sklaven zu kaufen oder sie nicht zu kaufen, kauft sie sie, um sie anschließend zu befreien. Die Unbefleckten töten ihre ehemaligen Herren, befreien alle Sklaven und verlassen Astapor, angeführt von ihrer Köngin.
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Daenerys (Emilia Clarke) und ihre Unbefleckten

Das Ganze ist enorm gelungen umgesetzt: Kraznys ist so mit dem bockenden Drogon beschäftigt, dass er gar nicht bemerkt, dass Dany die Unbefleckten auf Valyrisch anspricht. Der Ausdruck auf seinem Gesicht, als er es merkt, ist unbezahlbar. Gleichzeitig erbringt auch Emilia Clarke ihre bisher beste Leistung – und das, wohlgemerkt, in einer fiktiven Sprache. Diese Szene lebt von großen und kleinen Details: Die schockierten Gesichtsausdrücke von Barristan und Jorah, die zufriedene Häme in Missandeis Gesicht, die symbolische Geste der fallengelassenen Peitsche und natürlich die Musik: Ramin Djawadi entwickelt Daenerys‘ Thema weiter und lässt es als bedrohlichen Marsch erklingen, zu dem die neue Armee der Drachenkönigin Astapor verlässt.

Fazit: Die wahrscheinlich bisher beste Episode der dritten Staffel mit einem epischen Ende. Die Dinge geraten ins Rollen.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

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