„Dark Wings, Dark Words“, die zweite Episode der dritten GoT-Staffel, erfüllt noch einmal einen ähnlichen Zweck wie „Valar Morghulis“ und nimmt weitere Handlungsstränge auf, vor allem natürlich jene, die in der ersten Folge noch nicht bedacht wurden: Bran, Arya, Theon Greyjoy, Brienne und Jaime erhalten dieses Mal ihren Anteil, stattdessen müssen wir allerdings auf Daenerys‘ und Davos‘ Handlungsstrang verzichten. Leider wird die ruhigere, entspanntere Erzählweise von „Valar Morghulis“ wieder den schnelleren Szenenwechseln geopfert. Um ehrlich zu sein hätte ich es bevorzugt, wenn die einzelnen Szenen abermals etwas länger gewesen wären, was sich in meinen Augen durchaus hätte bewerkstelligen lassen. „Dark Wings, Dark Words“ ist mal wieder eine dieser Mosaik-Folgen. Vor allem bei den Handlungssträngen, die bereits in „Valar Morghulis“ wieder aufgenommen und in dieser Episode weitergeführt werden, bewegt sich nicht allzu viel.
Und während sich in „Valar Morghulis“ die Szenen noch sehr gut mit den entsprechenden Kapiteln in den Büchern vergleichen ließen, fällt dies nun weitaus schwerer, vor allem bei den Handlungssträngen von Catelyn und Bran.
Auf dem Weg zur Mauer
Jojen (Thomas Brodie-Sangster) und Meera Reed (Ellie Kendrick)
Bran macht in dieser Episode den Anfang, und wie so oft hat er einen Traum, in dem er, mit einem Bogen bewaffnet, noch laufen kann und der in irgendeiner Weise die erste Stark-Szene aus der ersten Episode der ersten Staffel rekapituliert. Für einen kurzen Moment sind sogar Bran, Robb und Jon wieder vereint und die Stimme Sean Beans erklingt – ein schöner Rückgriff, bevor eine weitere neue Figur eingeführt wird: Jojen Reed (Thomas Brodie-Sangster). Er und seine Schwester Meera (Ellie Kendrick) – beide tauchen später auch außerhalb von Träumen auf – waren in den Romanen bereits in „A Clash of Kings“ zugegen. Sie sind die Kinder Howland Reeds, eines Vasallen von Ned Stark, und entwickeln sich bereits in Band 2 zu wichtigen Vertrauten von Bran, u.a. helfen sie Osha dabei, Bran und Rickon vor Theon und den Eisenmännern in Sicherheit zu bringen; ihr Auftauchen war also quasi überfällig. Die Einführung ist allerdings durchaus gelungen, ebenso wie die Wahl der Schauspieler. Nebenbei: Isaac Hempstead-Wright, der Bran spielt, ist zwischen den Dreharbeiten ziemlich in die Höhe geschossen (was immerhin ein wenig kompensiert wird, wenn er sitzt, was er ja doch ziemlich häufig tut), und der Stimmbruch macht sich inzwischen auch ordentlich bemerkbar.
Harrenhal
In Harrenhal erfahren Robb und Catelyn, dass Hoster Tully gestorben ist, brechen gen Riverrun auf und lassen Harrenhal in der Obhut von Roose Bolton – was die Frage aufwirft, weshalb sie die verfluchte Burg besucht haben. Meine Vermutung wäre, dass dies geschah, um den „Übergang“ für Nichtbuchleser flüssiger zu gestalten. Roose Bolton tauchte in Staffel 2 ja bereits auf, aber noch nicht besonders prominent. Durch diese Änderung sehen wir nun noch einmal Roose an der Seite von Robb, bevor er das Kommando in Harrenhal übernimmt und später dann auf Jaime und Brienne trifft.
Auf dem Weg nach Riverrun weiß schließlich Catelyn noch eine äußerst interessante Geschichte zu erzählen, die eine eindeutige Abweichung von der Buch-Catelyn darstellt: Während im Buch ihre Abneigung gegenüber Jon Snow sehr eindeutig ist (man erinnere sich nur an das Gespräch mit Robb über Jon als möglichen Erben), hinterfragt Serien-Catelyn in besagtem Dialog mit Talisa ihre Einstellung. Gleichzeitig gibt sie sich quasi selbst die Schuld an den ganzen Ereignissen, weil sie ihr Versprechen gegenüber den Göttern, Jon Snow zu behandeln, als wäre er ihr eigener Sohn, nicht eingehalten hat. Dadurch wie Catelyn (deren Abneigung gegen Jon in der Serie, wegen des Mangels an inneren Monologen, ohnehin schwächer ausgeprägt) eindeutig sympathischer. Dennoch weiß ich nicht, ob mir diese Änderung wirklich gefällt, da Catelyns Sturheit in dieser Sache ihren Charakter irgendwie glaubwürdiger werden ließ. Anderseits spielt Michelle Fairley hier ein weiteres Mal wirklich exzellent.
In der Folterkammer
Wie ich erwartet hatte, gibt es bereits jetzt ein Wiedersehen mit Theon Geryjoy, der sich in einer ziemlich unangenehmen Lage an einem unbekannten Ort befindet. Zwar wissen wir nicht, wo er ist, aber es wird an der Art und Weise, wie er präpariert wurde – nämlich als lebendige Version des Bolton-Wappens – sehr schnell klar, in wessen Händen er sich befindet. Yaras Gesandter (Iwan Rheon) ist jedenfalls nicht der, für den er sich ausgibt…
Auf dem Weg nach King’s Landing
Die recht kurzen Szenen mit Jaime und Brienne sind dieses Mal eindeutig das Highlight der Folge. Zuerst wandern sie nur und plaudern, wobei vor allem die Chemie zwischen Nikolaj Coster-Waldau Gwendoline Christie einfach grandios ist. Egal ob sie mit Worten oder Schwertern kämpfen, ihre Auseinandersetzung ist herrlich. Statt von den „Tapferen Kameraden“ werden sie allerdings von den Männern Roose Boltons‘ gefangenen genommen. Das Stück, das am Ende der Szene erklingt und in den Abspann überleitet, könnte das neue Thema des Hauses Bolton sein.
King’s Landing
Wie schon in „Valar Morghulis“ gibt es auch hier wieder einige zusätzliche Szenen mit Joffrey und den Tyrells. Auffällig ist, dass Joffrey im Gegensatz zu Staffel 2, wo er doch ganz schön psychopathische Züge annahm und unter anderem dafür sorgte, dass eine Hure die andere folterte, nun wieder eher seine Arschlochtendenzen auslebt (vor allem Cersei gegenüber) und damit, zumindest für seine Verhältnisse, angenehmer wird.
Auch bei Sansa wird’s immer interessanter. Einerseits scheint Shae die älteste Stark-Tochter inzwischen wirklich gerne zu haben, sie versucht sogar, Tyrion dazu zu bringen, sie vor Littlefingers wie auch immer gearteten Ambitionen zu beschützen – und wird dabei sowohl auf Ros als auch auf Sansa ziemlich eifersüchtig. Mit Sicherheit wird noch interessant werden, wie Shae auf die Hochzeit Tyrions reagiert.
Das zweite Highlight der Folge, ebenfalls bei Sansa zu finden, ist eindeutig Diana Rigg als Olenna Tyrell. Der trockene Witz der Figur und ihrer Debütszene wurde wunderbar umgesetzt, ohne die emotionale Wirkung negativ zu beeinflussen – Sophie Turner muss hier unbedingt lobend erwähnt werden. Es scheint sich abzuzeichnen, dass Mahlzeiten mit den Tyrells stets sehr interessant und amüsant sind.
Olenna Tyrell (Diana Rigg)
Eine weitere Joffrey-Szene resultiert direkt aus dem Gespräch: Margaery setzt um, was Sansa ihr über ihren zukünftigen Gemahl erzählt hat. Anstatt, wie Sansa, einfach nur zu allem „Ja“ und „Amen“ zu sagen (was Joffrey wohl stark provoziert haben dürfte), zeigt sie Interesse an seinen Hobbys, zu denen u.a. das Spannen von Armbrüsten gehört. Währenddessen erfahren wir auch, dass Joffrey der amerikanischen extremen Rechten politisch nahe steht. Jedenfalls scheint das Ganze auf Joffrey ziemlichen Eindruck zu machen.
Nördlich der Mauer
Jon Snows Anteil an dieser Episode ist eher kurz, aber doch recht bedeutungsvoll. Nach einem kurzen Gespräch mit Mance Rayder darüber, wie schwer es ist, eine Armee aus Wildlingen aufzustellen und die einzelnen Stämme zu vereinigen, lernen wir Orell (Mackenzie Crook) kennen. An seinem Beispiel wird das Konzept des „Wargs“ erklärt (was gottseidank nicht bedeutet, dass ein bleicher Ork auf ihm reitet). Selbst ein Nichtbuchleser dürfte bei Mance‘ Erklärung begreifen, dass nicht nur Orell durch die Augen eines Tiers (in seinem Fall ein Adler) sehen kann, sondern auch die Stark-Kinder. Nebenbei erfahren und Jon und Mance auch gleich, wie die Schlacht an der Faust der ersten Menschen ausgegangen ist.
Orell (Mackenzie Crook)
Auch mit Sam und dem Rest der Nachtwache gibt es eine kurze Szene, die allerdings nicht die Intensität des entsprechenden Kapitels aus dem Buch erreicht – was zugegebenermaßen auch schwer ist, da dieses Kapitel ein weiteres Mal sehr stark mit inneren Zuständen arbeitet. Zwar kommen die Brüder der Nachtwache nicht wirklich weiter, aber Jeor Mormont ist immer amüsant, gerade, wenn er Sam das Sterben verbietet.
Auf dem Weg nach Riverrun
Auch Aryas Handlungsstrang kam in „Valar Morghulis“ zu kurz, dafür wird er in „Dark Wings, Dark Words“ äußerst amüsant eröffnet: Gendry spricht vielen Fans aus dem Herzen, die sich wundern, weshalb Arya Jaqen H’ghar nicht einfach die Namen von Tywin oder Joffrey genannt hat – was Arya ziemlich nervt.
Kurz darauf taucht schon wieder ein neuer Charakter auf: Thoros von Myr (Paul Kaye), ein Priester des R’hllor, der aber zumindest in dieser Folge eher so auftritt, wie er sich (zumindest Erzählungen nach) in den Büchern vor dem Krieg der Fünf Könige verhalten haben dürfte. Der religiöse Fanatismus kommt (noch) nicht stark zum Tragen. Thoros wird in dieser Folge als äußerst sympathische Figur präsentiert – mir erscheint er gleich doppelt sympathisch, da er bei seinem erstem Auftritt The Rains of Castamere schmettert. Der Rote Priester deutet auf die Rote Hochzeit.
Thoros von Myr (Paul Kaye)
Auch dieser Handlungsstrang ist verdichtet. Beric Dondarrion, der Anführer der Bruderschaft ohne Banner, taucht zwar noch nicht auf, allerdings erfährt die Bruderschaft bereits von Aryas wahrer Identität und Sandor Clegane geht ihnen ebenfalls bereits in die Falle. Beides wird sogar miteinander verknüpft, denn es ist Clegane, der Aryas Namen nennt.
Fazit: Im Großen und Ganzen überzeugend, allerdings, aufgrund der vielen Szenenwechsel, ein wenig schwächer als der Staffelauftakt. Auch könnte diese Episode für Nichtbuchleser ein wenig überfordernd sein, da wirklich sehr viele neue Charaktere eingeführt werden. Dennoch gibt es auch wieder grandiose Highlights, u.a. das Zusammenspiel von Jaime und Brienne sowie der erste Auftritt von Olenna Tyrell – hoffentlich bekommt sie noch viele, viele Szenen.
Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa
Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3