Cold Blood

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Story: Jay (Charlie Hunnam), ein Boxer, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde, schaffte es, sich erneut in Schwierigkeiten zu bringen und macht sich in seine Heimat auf. Unterwegs nimmt er die schöne Anhalterin Liza (Olivia Wilde) mit. Was er nicht ahnt: Liza und ihr Bruder Addison (Eric Bana) sind Kriminelle auf der Flucht nach Kanada, die sich nach einem Autounfall trennen mussten. Während Addison durch die Wälder irrt, beginnen sich Jay und Liza näher zu kommen…

Kritik: „Cold Blood“ ist nach „Die Männer Ihrer Majestät“ der zweite englischsprachige Film des österreichischen Regisseurs Stefan Ruzowitzky, der hierzulande vor allem für so unterschiedliche Filme wie „Anatomie“ und „Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch“ bekannt ist. Für seinen atmosphärisch kalten Familienthriller gelang es dem Österreicher, einige namhafte Schauspieler zu verpflichten, unter anderem Eric Bana, Olivia Wilde und Kris Kristofferson, und ein spannendes, wenn auch geradliniges Stück Unterhaltung zu schaffen.
Dass dieser Film geradlinig ist, ist eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass es drei zu Anfang getrennte Handlungsstränge gibt, die sich erst nach und nach miteinander vermischen: Jay, der Boxer mit Knasterfahrung, ist auf dem Weg zu seinen Eltern, das Geschwisterpaar Addison und Liza ist auf der Flucht vor der Polizei und Hanna (Kate Mara), die Tochter des Sheriffs, kann es ihrem Vater (Treat Williams) einfach nicht Recht machen. Die Geradlinigkeit entsteht durch eine sehr enge Fokussierung, Hintergründe und Motive werden mitunter lediglich angedeutet. Jays Karriere als Boxer beispielsweise spielt lediglich am Anfang eine größere Rolle und wird am Ende noch einmal kurz angesprochen, dazwischen aber fast schon ignoriert. Auch über die Vergangenheit von Addison und Liza erfährt man verhältnismäßig wenig, ebenso wie über die Gründe für das schlechte Verhältnis zwischen Hanna und ihrem Vater. Dies sorgt dafür, dass die verschiedenen familiären Beziehungen (Vater und Tochter, Sohn und Eltern, Bruder und Schwester) am stärksten im Fokus stehen, hat aber auch zur Folge, dass die Figuren mitunter ein wenig flach ausfallen. Vor allem beim Vater/Tochter-Plot fällt dies ins Gewicht, da er recht uninteressant und beinahe ein wenig angeklebt wirkt. Gerade die Verfolgungsjagd auf den Schneemobilen wirkt ein wenig, als ob man unbedingt noch ein wenig mehr Action unterbringen wollte.
Die Stärken des Films liegen eindeutig bei der eisigen Atmosphäre, durch die das Ganze äußerst intensiv wirkt. Gewalt wird zwar nicht übermäßig, dafür aber auf sehr passende und unschöne Weise eingesetzt. Schauspielerisch sticht Eric Bana am stärksten hervor. Bana, bekannt als Hector in „Troja“ und Nero in J. J. Abrams‘ „Star Trek“, spielt Addison als ruhigen Psychopathen, der sich äußerst jovial gibt, wenn er glaubt, die Dinge in der Hand zu haben, der allerdings auch kaltblütig tötet und eine äußerst sadistische Ader hat.
Fazit: Unterkühlter, gelungener Thriller mit einigen Schwächen bei der Figurenzeichnung, aber eine großartigen Eric Bana. „Cold Blood“ erscheint am 2. Mai auf DVD und Blu-Ray.

Trailer

GoT: And Now His Watch Is Ended

season 3
Wir nähern uns (mal wieder viel zu schnell) der Halbzeit und dementsprechend geraten sämtliche Ereignisse so langsam ins Rollen – bei keiner Episode wird das so deutlich wie bei dieser, in der es bei mehreren Handlungssträngen „Zwischenauflösungen“ gibt. Von langer Hand vorbereitete Änderungen des Status Quo finden statt oder nehmen zumindest ihren Anfang.

Auf dem Weg nach Harrenhal
Die Episode fängt dort an, wo die letzte aufgehört hat: Bei Brienne und Jaime. Der Königsmörder sitzt traumatisiert auf seinem Pferd, seine abgeschlagene Hand hängt ihm um den Hals und von hier an wird es nur noch schlimmer, die Bolton-Männer quälen ihn, geben ihm Pferdepisse zu trinken und erweisen sich alles in allem als passender Ersatz für die Tapferen Kameraden. Hierbei ist natürlich vor allem Nikolaj Coster-Waldau zu loben, der den am Boden zerstörten Jaime ebenso gut spielt wie die arrogante Version, die im Vollbesitz aller Kräfte und Hände ist. Im Folgenden erweist sich nun Brienne als Bär und Jaime als die Jungfrau, da sie ihn dazu ermutigt, nicht aufzugeben und weiterzumachen. Wie sie das schafft? Indem sie ihm seine eigene Medizin zu schlucken gibt: „Are your a woman?“

King’s Landing
Nachdem Varys in dieser Staffel noch nicht allzu viel zu tun hatte, bekommt er in dieser Folge seine großen und bedeutenden Auftritte. Zu Beginn kommt ein Gespräch mit Tyrion, in welchem er enthüllt, wie er zum Eunuch wurde und weshalb er Tyrion als Hand des Königs in der zweiten Staffel unterstützt hat. Diese Geschichte erzählt er auch in den Romanen, die Rache dafür ist allerdings ein neues Element, das eine dunkle Seite an Varys enthüllt, die man in den Büchern erst im Epilog von „A Dance with Dragons“ zu sehen bekommt. Interessant ist, dass während dieser Szene das Thema von Stannis und Melisandre gespielt wird; ein Hinweis darauf, dass auch der Zauberer in der Kiste ein roter Priester ist, oder dass Varys bereits anderweitig mit der Religion des Herrn des Lichts zu tun hatte?
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Joffrey (Jack Gleeson) und Margaery (Natalie Dormer) in Baelors Septe

Neben Tyrion führt Varys in „And Now His Watch Is Ended“ auch Konversationen mit Ros und Olenna Tyrell. Bei Ersterer wird noch einmal Pods Fähigkeit als Liebhaber erwähnt (steckt doch mehr dahinter, als man denkt?), bevor sich das Gespräch wichtigeren Dingen zuwendet. Wir erfahren, dass Littlefinger quasi auf dem Sprung ist, King’s Landing jedoch noch nicht verlassen hat und offenbar plant, Sansa mitzunehmen. Wenn es läuft wie in den Romanen wird er demnächst eine Abreise vortäuschen, in Wirklichkeit aber bis zu Joffreys Hochzeit warten – allerdings darf man wohl bezweifeln, dass die Figur für den Rest der Staffel abwesend sein wird, vielleicht findet er also noch einen Grund, „offizielle“ in King’s Landing zu bleiben.
In der großen Septe von Baelor (eine großartige Räumlichkeit, nebenbei bemerkt) bemüht sich Margaery weiterhin, Joffrey zu beeindrucken und lässt sich von ihm die Gräber diverser Targaryen-Könige zeigen, bevor sie ihn zu einem Bad in der Menge ermutigt. Währenddessen treffen Cersei und Olenna Tyrell die Hochzeitsvorbereitungen. Gewitzt wie immer versteht es die Königin der Dornen, Cerseis Ängste punktgenau auszumachen. Nebenbei sieht sie auch, wie ihr Einfluss auf ihren Sohn weiter schwindet und Margaerys wächst. Diese Sorgen treiben sie zu ihrem Vater. Das Gespräch zwischen Cersei und Tywin weist einige Parallelen zu dem, das Tywin und Tyrion in „Valar Dohaeris“ führten, auf. Zu Beginn beider Gespräche schreibt Tywin Briefe – man kann wohl davon ausgehen, dass er die Rote Hochzeit vorbereitet. Und jedem seiner Kinder teilt er ziemlich unsanft mit, weshalb er von ihm enttäuscht ist. Wie schon in „Valar Dohaeris“ sind auch diese Szenen wohl vor allem auf der Basis von Cerseis Charakterisierung in „A Feast for Crows“ entstanden; wer besagtes Buch gelesen hat, weiß sehr genau, was in ihrem Kopf vorgeht. In ihren Augen ist sie die wahre Erbin ihres Vaters. Gerade in „A Feast for Crows“ gibt es (in Jaimes POV) ein sehr schönes Zitat, das perfekt zu dieser Szene passt: „His Sister liked to think of herself as Lord Tywin with teats, but she was wrong. Their father had been as relentless and implacable as a glacier, where Cersei was all wildfire, especially when thwarted… She does not lack for wits but she has no judgement, and no patience.”
Olenna ist derweil wieder im Garten und mokiert sich auf ebenso hintergründige wie lustige Art und Weise über Wappen und Worte des Hauses Tyrell – spätestens nach dieser Episode ist sie eindeutig einer meiner Lieblingscharaktere der Serie geworden. Ich freue mich schon auf das in einem Trailer angekündigte Zusammentreffen mit Lord Tywin. Vorerst führt sie allerdings ein Gespräch mit Varys. Leider muss ich sagen, so herrlich und genial es auch ist, ich find die Idee, dass Varys Lady Olenna darauf bringt, sich Sansa und damit quasi den Norden unter den Nagel zu reißen, nicht unbedingt gelungen. Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass die Meisterintrigantin der Tyrells dies bereits vorher geplant hat, aber dennoch… Trotzdem hoffe ich noch auf viele, viele weitere Szenen mit der großartigen Diana Rigg.
Jedenfalls macht Margaery sich sofort daran, die geschmiedeten Pläne umzusetzen. Nachdem ich anfangs Probleme mit Natalie Dormer hatte, muss ich sagen, dass sie mir langsam immer besser in ihrer Rolle gefällt. Im Gegensatz zu den Romanen soll Sansa allerdings nicht Margaerys ältesten Bruder Willas, der natürlich auch Erbe von Highgarden ist, heiraten, sondern Ser Loras Tyrell, der in der Serie offenbar (zumindest noch) nicht der Königsgarde beigetreten ist.

Nördlich der Mauer
Bei Craster, dem Wildling, der seine Töchter zu Frauen nimmt, wächst der Unmut einiger Männer der Nachtwache. Vor allem Rast (Luke McEwan), der wegen Vergewaltigung zur Mauer geschickt wurde und bereits mehr als einmal mit Sam aneinandergeraten ist, ist mit der Situation äußerst unzufrieden.
Nach der Verbrennung eines gefallenen Bruders der Nachtwache spitzen sich die Ereignisse immer weiter zu, da einige Brüder der Meinung sind, dass Craster ihnen Lebensmittel vorenthält. In Crasters Halle kommt es schließlich zur Außeinandersetzung zwischen dem Hausherrn und den Unzufriedenen. Ein weiteres Mal wird sehr subtil die Rote Hochzeit angedeutet: Das Gastrecht wird gebrochen, und Mormonts Reaktion spricht Bände. Apropos Mormont: Der Titel der Episode bezieht sich selbstverständlich auf ihn. Seine Todesszene ist ausgezeichnet geraten, sie ist intensiv, blutig und noch einmal eine hervorragende Gelegenheit für James Cosmo, sein Können zu zeigen. Noch im Moment sein Todes beweist der alte Bär, dass er selbst dann noch ein gefährlicher Gegner ist, wenn er bereits hinterrücks erdolcht wurde. Schade nur, dass es ihm nicht gelingt, seinen Mörder zu erwürgen. Für Sam dagegen bleibt nur eines übrig, das er tun kann: Gilly und Sohn schnappen und verschwinden.

Auf dem Weg zur Mauer
Bran absolviert in dieser Episode lediglich einen kurzen Alibiauftritt: Er rennt mal wieder durch einen seiner Träume, verfolgt die dreiäugige Krähe und wechselt ein paar Worte mit Jojen Reed, der einen Gastauftritt in Brans Traum hat. Einen weiteren Gastauftritt absolviert Catelyn, deren Handlungsstrang in dieser Episode nicht fortgesetzt wird. In Brans Traum sieht sie bereits etwas fahl und ungesund aus. Wird hier Lady Stoneheart bereits angedeutet?

In der Folterkammer
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Ramsay Snow (Iwan Rheon)

Auf dem Weg nach Deepwood Motte erfährt Theon, dass sein Retter ebenfalls von den Iron Islands stammt und dass er vermutet, dass Balon weiß, was mit seinem Sohn geschieht. Während sie sich in Burg schleichen, kommt Theon zu der Erkenntnis, dass er eigentlich ein Stark ist und sein wahrer Vater in King’s Landing geköpft wurde (alles unterlegt vom Stark-Thema). Im Inneren offenbart sich jedoch, dass Theons Retter keinesfalls ist, wer er zu sein vorgibt. Männer nehmen Theon in Gewahrsam, während Ramsay Snow ihnen erklärt, Theon sei geflohen und habe seine Verfolger getötet. Kurz sieht man auf seinem Gesicht einen wunderbaren, sadistischen Gesichtsausdruck und Theon wird klar, dass er seine Folterkammer niemals verlassen hat.
Bei Theons Handlungsstrang wäre interessant zu wissen, wo er sich nun eigentlich befindet, sowohl in „Dark Wings, Dark Words“ als auch in dieser Episode. Ramsay behauptet zwar, dass sie in Deepwood Motte seien, es könnte allerdings auch die Dreadford sein. Jedenfalls taucht für Theon kein neuer Ort auf der Karte auf.

Bei der Bruderschaft ohne Banner
Zusammen mit Arya und Gendry treffen wir nun den mysteriösen Anführer der Bruderschaft ohne Banner: Lord Berric Dondarrion (Richard Dormer). Der „Blitzlord“ tauchte bereits in einer kurzen Szene in der sechsten Episode der ersten Staffel auf, dort noch gespielt von David Michael Scott, und wurde von Eddard Stark ausgeschickt, um Ser Gregor Clegane Einhalt zu gebieten. Dieser Aufgabe geht er immer noch nach, inzwischen allerdings als Gesetzloser. Angesichts dessen, was ihm wiederfahren ist, ist der Schauspielerwechsel nicht weiter tragisch, besonders, da sich Richard Dormer als äußerst charismatisch und passend erweist.
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Berric Dondarrion (Richard Dormer)

Zum ersten Mal wird nun auch die Verbindung zwischen der Bruderschaft ohne Banner und dem Roten Gott betont. Ebenso wird in der Serie erstmals erwähnt, was Gregor Clegane mit Rhaegars Frau und Kindern getan hat – dies wird vor allem wichtig werden, wenn in Staffel 4 Oberyn Martell auftaucht, und ist natürlich ganz allgemein ein enorm wichtiges Ereignis.

Astapor
Ein weiteres „Zwischenfinale“ findest derweil in Essos statt: Daenerys, Ser Barristan, Ser Jorah und Missandei (in Daenerys‘ Dienstens darf sie auch etwas weniger Enthüllendes anziehen) kommen ein letztes Mal zu Kraznys, um die Unbefleckten abzuholen.
War Daenerys‘ Handlungsstrang in Staffel 2 ein wenig dröge, so sorgt er in dieser Staffel für einige der besten Szenen und erreicht in „And Now His Watch Is Ended“ den vorläufigen Höhepunkt. Nebenbei ist auch zu sehen, wie gut und beeindruckend die Spezialeffekte der Serie inzwischen sind.
Der Handel wird scheinbar abgeschlossen, Drogon und die Unbefleckten wechseln jeweils den Besitzer, symbolisiert durch Kette (an der der Drache hängt) und Sklavenpeitsche. Doch sobald die Unbefleckten in Daenerys‘ Besitz übergegangen sind, beweist sie, dass es nicht nur zwei Wege (jeweils vertreten durch Danys ritterliche Ratgeber) gibt, mit der Situation umzugehen. Anstatt entweder die Sklaven zu kaufen oder sie nicht zu kaufen, kauft sie sie, um sie anschließend zu befreien. Die Unbefleckten töten ihre ehemaligen Herren, befreien alle Sklaven und verlassen Astapor, angeführt von ihrer Köngin.
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Daenerys (Emilia Clarke) und ihre Unbefleckten

Das Ganze ist enorm gelungen umgesetzt: Kraznys ist so mit dem bockenden Drogon beschäftigt, dass er gar nicht bemerkt, dass Dany die Unbefleckten auf Valyrisch anspricht. Der Ausdruck auf seinem Gesicht, als er es merkt, ist unbezahlbar. Gleichzeitig erbringt auch Emilia Clarke ihre bisher beste Leistung – und das, wohlgemerkt, in einer fiktiven Sprache. Diese Szene lebt von großen und kleinen Details: Die schockierten Gesichtsausdrücke von Barristan und Jorah, die zufriedene Häme in Missandeis Gesicht, die symbolische Geste der fallengelassenen Peitsche und natürlich die Musik: Ramin Djawadi entwickelt Daenerys‘ Thema weiter und lässt es als bedrohlichen Marsch erklingen, zu dem die neue Armee der Drachenkönigin Astapor verlässt.

Fazit: Die wahrscheinlich bisher beste Episode der dritten Staffel mit einem epischen Ende. Die Dinge geraten ins Rollen.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: Walk of Punishment

season 3
„Walk of Punishment“ (ein Titel, der sich nicht nur auf die gleichnamige Straße in Astapor bezieht, da Bestrafung und Bezahlung wichtige Themen der Episode sind) ist das Regiedebüt der beiden Serienschöpfe David Benioff und D. B. Weiss und wandelt stets auf einem schmalen Grad zwischen Humor auf der einen und sehr unschönen Elementen auf der anderen Seite. Der Erzählrhythmus ist wieder ein wenig entspannter als in „Dark Wings, Dark Words“.

Riverrun
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Edmure Tully (Tobias Menzies)

„Walk of Punishment“ startet in Riverrun (das nun erstmals auf der Karte im Intro auftaucht) mit dem ersten und gleichzeitig auch letzten Auftritt Hoster Tullys. Über den Tod von Catelyns Vater wurden wir ja bereits zuvor informiert, nun sind Robb und Catelyn bei seiner Seebestattung (die im Roman erst später stattfindet) zugegen. Zugleich tauchen hier auch erstmals Catelyns Bruder Edmure (Tobias Menzies) und Onkel Brynden „Blackfish“ Tully (Clive Russel) auf. Beide waren in der Vorlage bereits vor Band 3 zugegen, sodass sie hier nun relativ schnell, dafür aber auch ein wenig eindimensionaler charakterisiert werden. Die Szenen in Riverrun orientieren sich relativ nah an der Vorlage, liegen dort aber weiter auseinander, sodass Edmure dort nicht wie ein völliger Versager wirkt, was in der Serie der Fall ist: Zuerst versagt er dabei, seinem Vater angemessen die letzte Ehre zu erweisen, und dann folgt die Besprechung mit Robb und dem Blackfish, bei der sich herausstellt, dass ein Sieg, den Edmure scheinbar errungen hat, in Wirklichkeit eine Niederlage ist.
Später gibt es noch ein Zwiegespräch zwischen Catelyn und dem Blackfish, in welchem wir einiges von dem erfahren, das in den Büchern vor allem durch Catelyns innere Monologe vermittelt wird – ihr und ihres Onkels Verhältnis zu Hoster Tully und ähnliches.
Auch wenn die beiden neuen Figuren noch nicht ausreichend erforscht wurden, kann man über ihre Schauspieler nicht klagen, sowohl Clive Russel als auch Tobias Menzies (nach Ciarán Hinds der nächste Darsteller aus HBOs „Rome“) passen sehr gut zu ihren Rollen. Ein nettes Detail am Rande: Die Tullys tragen passenderweise Schuppenpanzer.
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Brynden „Blackfish“ Tully (Clive Russel)

King’s Landing
Nachdem er in der letzten Folge abwesend war lädt Tywin Lannister nun zu einem Treffen des Kleinen Rates. Bei der Eröffnung dieser Szene handelt es sich um einen der besten und lustigsten Momente der gesamten Serie, und das völlig ohne Gewalt, Brüste oder auch nur ein einziges Wort. Die Situation gestaltet sich folgendermaßen: In der neuen Kammer des Kleinen Rates steht an rechteckiger Tisch. Am Kopfende sitzt Tywin Lannister, zu seiner Linken stehen fünf Stühle. Varys, Littlefinger, Pycelle und Tyrion betreten den Raum, Littlefinger nimmt auf dem Stuhl Platz, der Tywin am nächsten ist, ihm folgt Varys und schließlich Pycelle. Kurz darauf kommt Cersei herein, die sich mit dieser Situation allerdings nicht abfindet, sich kurzerhand einen Stuhl schnappt und sich zu Tywins Rechter setzt. Und Tyrion? Der Gnom schnappt sich den letzten Stuhl und zieht ihn sehr lautstark an das andere Ende des Tisches, sodass er Tywin direkt gegenübersitzt. Diese Szene charakterisiert alle anwesenden Figuren wunderbar. Littlefinger, der Ambitionierteste, sucht den Platz, der am nächsten an der Macht liegt. Varys zieht die zweite Reihe vor, Pycelle ist froh, wenn er nachkommt. Cersei macht ohne Rücksicht auf Verluste was sie will und Tyrion stellt sich quer.
Im darauffolgenden Gespräch des Kleinen Rates wird noch einmal der aktuelle Status Quo elegant zusammengefasst und Tyrion erhält ein neues Amt: Während Littlefinger aufbricht, um Lysa Arryn zu ehelichen, wird Tyrion neuer Meister der Münze. In Littlefingers Bordell nimmt unser Lieblingsgnom dann die Bücher seines Vorgängers entgegen.
Littlefingers Bordell ist immer ein guter Platz, um ein wenig Fanservice unterzubringen, ein Aspekt, der in dieser Staffel (zumindest für GoT-Verhältnisse) vernachlässigt wurde. Podricks Belohnung dafür, dass er Tyrions Leben gerettet hat, ist wohl ein willkommener Anlass, dieses „Versäumnis“ nachzuholen und gleichzeitig einen netten Insidergag unterzubringen: Als „Mereenese Knot“ bezeichnete George R. R. Martin die Probleme, die er beim Schreiben von „A Dance with Dragons“ hatte. Ob Pod als Liebesgott nun funktioniert sei einmal dahingestellt, dafür muss Tyrion sich aber mit der harten Realität seiner neuen Stellung herumärgern.

Auf dem Weg nach Harrenhal
Jaime und Brienne befinden sich nach wie vor im Gewahrsam von Roose Boltons Männern, zwar aneinandergebunden auf dem Rücken eines Pferdes, aber nach wie vor nicht mundfaul. In dieser Szene ist zum ersten Mal The Bear and the Maiden Fair zu hören, nach The Rains of Castamere das zweite Lied aus Westeros, das von Ramin Djawadi vertont wurde. The Bear and the Maiden Fair ist, wie das Lied der Lannisters auch, äußerst symbolisch und lässt sich auf mehrere Figurenpaare anwenden; es geht dabei um Hilfe von einer Person, von der man es nicht erwartet hätte oder die nicht dem Ideal entspricht. Zu diesen Paaren gehören unter anderem Daenerys und Jorah Mormont, Sansa und Sandor Clegane und natürlich Jaime und Brienne, wobei Letztere die Rollen immer wieder wechseln.
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Locke (Noah Taylor) und Jaime (Nikolaj Coster-Waldau)

Bereits bei ihrem ersten Auftritt in „Walk of Punishment“ wird der amüsante Austausch von Beleidigungen bald von einem Thema dominiert, das absolut nicht amüsant ist: Briennes bevorstehende Vergewaltigung.
Am Ende der Episode wird dieser Faden wieder aufgenommen; Jaime erweist sich als Bär, der Brienne durch seine Saphirgeschichte vor der Vergewaltigung rettet. Zu seinem Leidwesen muss Jaime hier allerdings auch lernen, dass er mit Geld vieles, aber nicht alles erreichen kann. Locke (Noah Taylor), der Ersatz für Vargo Hoat, lässt sich zwar durch Saphire davon abbringen, sich mit Brienne zu vergnügen, scheint aber einen Groll gegen Reiche im Allgemeinen oder Lannisters im Speziellen zu hegen. Die Szene ist sehr schön gestaltet. Jaime denkt, er könne sich, indem er seinen Vater als Hauptargument zu Hilfe nimmt, aus der misslichen Situation, in der er sich befindet, herausreden. Die Ergebnisse dieser Versuche sind sehr schmerzhaft und für Nichtbuchleser mit Sicherheit auch äußerst schockierend, da Jaime hier, zusammen mit seiner rechten Hand, eines seiner Hauptattribute verliert: Bisher war er einer besten Kämpfer der Serie, etwas, das seinen Charakter dominierte, und das nun fehlt.

Bei der Bruderschaft ohne Banner
Während Arya, Gendry (der bereits Sympathie für die Bruderschaft ohne Banner zu zeigen beginnt) und Sandor Clegane zu Lord Berric Dondarrion gebracht werden sollen, bleibt Hot Pie zurück, allerdings nicht, ohne sich mit einem Brot in Form eines Schattenwolfes zu verabschieden – eine putzige Erweiterung der Szene im Roman, die zeigt, dass trotz allem noch etwas Kindliches in Arya und Hot Pie steckt.

Nördlich der Mauer
Jon und seine neuen Verbündeten erreichen die Faust der Ersten Menschen und entdecken, dass die Weißen Wanderer einen sehr abstrusen Sinn für Kunst haben – Kunst, die aus den Körpern toter Pferde besteht. Tormund, Jon, Ygritte und Orell werden kurz darauf von Mance in Richtung Mauer geschickt. Mich interessiert, wie viel vom Jon-Snow-Handlungsstrang aus „A Storm of Swords“ in Staffel 3 untergebracht werden wird – wenn es weiterhin pro Folge nur eine kurze Szene gibt, folgt der Löwenanteil wohl erst in Staffel 4.
Sam und der Rest der Überlebenden Brüder der Nachtwache treffen derweil bei Craster ein, wo das Klima nicht unbedingt angenehmer geworden ist und bereits auf die Ereignisse der nächsten Episode hindeutet. Sam erlebt auch die Geburt von Gillys Sohn – viel Aufbau für spätere Ereignisse.

In der Folterkammer
Für Theon scheinen sich die Dinge zu bessern. „Yaras Gesandter“ (in den Credits nach wie vor als Boy aufgeführt), verhilft ihm zur Flucht, wenn auch unter großen Schmerzen, zur Flucht. Schon bald wird er von berittenen Bogenschützen verfolgt und eingeholt. Abermals wird, unabhängig von Jaime und Brienne, das Thema Vergewaltigung angeschnitten. Gerade rechtzeitig taucht Theons mysteriöser Retter auf und beweist, dass er ein exzellenter Schütze ist. Interessant ist die Reaktion der Verfolger, die den „Boy“ offenbar kennen und ihn als Bastard bezeichnen. Theon scheint in Sicherheit…

Dragonstone
Davos Seaworth glänzt nach wie vor durch Abwesenheit, doch immerhin gibt es ein Wiedersehen mit Stannis und Melisandre, das allerdings eine größere Abweichung von der Vorlage ankündigt. Aus den Trailern ist bereits bekannt, dass die Rote Priesterin irgendwann mit ihrem Kollegen Thoros von Myr spricht – zu diesem Treffen bricht sie wohl in „Walk of Punishment“ auf. Stannis verhält sich dabei ziemlich out of character und will ein weiteres Mal unter ihr rotes Kleid, was die Priesterin allerdings entschieden ablehnt.

Astapor
In Essos schländert Daenerys mit Jorah Mormont und ihrem neuen Verbündeten Ser Barristan Selmy, dem sie entweder schon vergeben hat oder der noch geprüft wird, über den titelgebenden Walk of Punishment, der an die Via Appia erinnert, nachdem Pompeius Magnus sie nach dem Spartacus-Aufstand mit gekreuzigten Sklaven dekorierte. Auch in Astapor werden aufständische Sklaven gekreuzigt.
In den Romanen gibt sich Selmy für lange Zeit als Arstan Weißbart aus um, wie er selbst sagt, zu überprüfen, ob Daenerys eher nach ihrem Vater oder nach ihrem Bruder gerät, etwas, zu dem er in der Serie bisher noch keine Gelegenheit hatte – allerdings dürfte Daenerys‘ Gnadenaktion ihm gezeigt haben, dass er die richtige Wahl getroffen hat.
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Daenerys (Emilia Clarke), Jorah Mormont (Iain Glenn) und Barristan Selmy (Ian Mcelhinney)

Viele der Gespräche, die in den Romanen bereits auf dem Weg nach Astapor geführt werden, finden sich in ihrer Essenz (und natürlich stark verkürzt) in dieser Szene wieder, darunter auch einer von Jorah Mormonts berühmtesten Sätzen: „Rhaegar fought valiantly, Rhaegar fought nobly and Rhaegar died.“
Schließlich fasst Daenerys ihren Entschluss und es gibt ein Wiedersehen mit Kraznys und Missandei. Die Erwerbsszene ist abermals sehr buchgetreu umgesetzt. Anschließend wird auf clevere Weise erstmals der Ausspruch Valar Morghulis übersetzt und gezeigt, dass Dany sehr wohl in der Lage ist, Valyrisch zu verstehen.

The Bear and the Maiden Fair
Wie bereits erwähnt bekommt die erste Folge der dritten Staffel, die ohne eine wie auch immer geartete Version von The Rains of Castamere auskommen muss, stattdessen die Vertonung eines anderen Liedes aus George R. R. Martins Romanen. The Bear and the Maiden Fair ist weitaus weniger düster als Rains und wohl das so ziemlich populärste Lied in Westeros. Vertont wurde es abermals von Ramin Djawadi, von dem auch sonst alles Musikalische rund um GoT stammt. Genau wie bei Rains gibt es eine Abspannversion, die von einer Indierockband interpretiert wurde, hier von The Holy Steady. Der Leadsänger der Band, Gary Lightbody, hat in der Episode einen kurzen Cameoauftritt und ist derjenige der Boltenmänner, der das Lied anstimmt.
Weshalb dieses Lied für diese Episode gewählt wurde, ist nicht schwer zu verstehen. Neben der Interpretation „Bär als ungewöhnlicher Retter“ kann das Lied auch als Vergewaltigung gedeutet werden, was beim fröhlichen, albernen Tonfall natürlich äußerst schwarzhumorig wäre. Was in meinen Augen allerdings nicht passt ist die Interpretation von The Holy Steady. Nicht, dass die nicht gelungen wäre, aber anders als die Rains-of-Castamere-Version von The National, die zur restlichen extradiegetischen Musik der Serie passte, ist The Holy Steadys Version fürchterlich anachronistisch. Hinzu kommt, dass das Lied irgendwie die Stimmung der letzten Szene zunichtemacht, obwohl das in dieser Episode, die ständig zwischen Komik und extremem Ungemach hin und herschwingt, möglicherweise die Intention war.

Fazit: Äußerst interessante und sehr schwarzhumorige Episode, die, bis auf das Ende, gekonnt auf einem schmalen Grat zwischen Komik und Grauen wandert.

The Bear and the Maiden Fair von The Holy Steady

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Dark Wings, Dark Words
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

Hitchcock

hitchcock
Story: Nach dem Erfolg seines Films „Der unsichtbare Dritte“ will Alfred Hitchcock (Anthony Hopkins) etwas Neues wagen: Die Verfilmung des Romans „Psycho“, der auf der Geschichte des Serienkillers Ed Gein (Michael Wincott) basiert. Wie üblich vertraut er darauf, dass seine Frau Alma (Helen Mirren) ihm hilft, in der Ehe kriselt es allerdings gerade und Alma verfolgt ein eigenes Projekt mit dem Drehbuchautor Whitfield Cook (Danny Huston). Hitchcock wird eifersüchtig und muss darüber hinaus feststellen, dass er bei der Arbeit an „Psycho“ in eine Sackgasse geraten ist…

Kritik: Anthony Hopkins, der bereits Dutzende von realen und fiktiven Ikonen gespielt hat, u.a. Adolf Hitler, Hannibal Lecter, Odin und Richard Nixon, fügt dieser illustren Riege mit Sacha Gervasis Biopic über den Meister der Suspense eine weitere hinzu. Der Film erzählt mit einem Augenzwinkern die fiktionalisierte Entstehungsgeschichte von Hitchcocks wohl berühmtestem Film. Das Ganze ist eine äußerst amüsante Angelegenheit, trotz der relativ kurzen Laufzeit von 98 Minuten zieht sich der Film in der Mitte allerdings ein wenig (speziell der Handlungsstrang, der sich mit Alma und Whitfield Cook beschäftigt).
Das Herzstück der Geschichte sind eindeutig Hitchcock und seine Frau Alma. Ihre Wortgefechte, Seitenhiebe und bissigen Bemerkungen sind die mit Abstand lustigsten Momente des Films. Dennoch verkommen beide nicht zu reinen Witzfiguren, Gervasi zeigt sehr schön, wie menschliche und verletzlich beide doch sind. Diesbezüglich ist zum Beispiel Almas Kauf des roten Badeanzugs oder Hitchcocks eigene kleine Voyeuraktion äußerst vielsagend.
Ein interessanter Einfall ist die Einbindung Ed Geins, der nicht nur das Vorbild für Norman Bates, sondern auch Leatherface und Hannibal Lecter ist. Immer wieder führt Hitchcock illusionäre Zwiegespräche mit dem Serienkiller, wenn er gerade vor einem Problem steht.
Auch die eigentliche Entstehung des Films weiß zu unterhalten; sei es die Präsentation des Materials – Hitchcock erzählt potentiellen Sponsoren ruhig und sachlich von Ed Geins grausigen Verbrechen – oder der ewige Kampf mit dem Zensor Geoffrey Shurlock (Kurtwood Smith), den er schließlich gekonnt austrickst. Anders als beispielsweise im ähnlich geartetem „Shadow of the Vampire“ werden allerdings kaum Szenen des Films direkt nachgestellt, sodass ein Zuschauer, der nicht mit „Psycho“ vertraut ist, nach „Hitchcock“ noch nicht den halben Film gesehen hat (dieser Umstand hat allerdings vor allem rechtliche Gründe).
Auch Hitchcocks Verhältnis (Alma spricht von „Phantasieaffären“) zu seinen Schauspielerinnen wird thematisiert, allerdings eher am Rande. Scarlett Johannson als Janet Leigh und Jessica Biel als Vera Miles wirken ein wenig unterfordert, aber der Fokus liegt nun einmal eindeutig auf den Hitchcocks.
Ansonsten besticht „Hitchcock“ vor allem durch viele gelungene Einzelszenen, die für den etwas ermüdenden Mittelteil des Films durchaus entschädigen. Dazu gehören unter anderem das erste Treffen mit Anthony Perkins (James D’Arcy), dem Schauspieler von Norman Bates, Hitchcocks Vorführung eines gelungenen Mordes (die arme Janet Leigh), der kurze Auftritt des Psycho-Komponisten Bernhard Herrmann (Paul Schackman) und die Uraufführung des Films, während der Hitchcock im Vorraum zur berühmten Duschszene dirigiert.
Fazit: Amüsante, im Mittelteil allerdings ein wenig dröge, Entstehungsgeschichte des Filmes „Psycho“ mit einem hervorragenden Anthony Hopkins und einer nicht minder gut aufgelegten Helen Mirren.

Trailer

GoT: Dark Wings, Dark Words

season 3
„Dark Wings, Dark Words“, die zweite Episode der dritten GoT-Staffel, erfüllt noch einmal einen ähnlichen Zweck wie „Valar Morghulis“ und nimmt weitere Handlungsstränge auf, vor allem natürlich jene, die in der ersten Folge noch nicht bedacht wurden: Bran, Arya, Theon Greyjoy, Brienne und Jaime erhalten dieses Mal ihren Anteil, stattdessen müssen wir allerdings auf Daenerys‘ und Davos‘ Handlungsstrang verzichten. Leider wird die ruhigere, entspanntere Erzählweise von „Valar Morghulis“ wieder den schnelleren Szenenwechseln geopfert. Um ehrlich zu sein hätte ich es bevorzugt, wenn die einzelnen Szenen abermals etwas länger gewesen wären, was sich in meinen Augen durchaus hätte bewerkstelligen lassen. „Dark Wings, Dark Words“ ist mal wieder eine dieser Mosaik-Folgen. Vor allem bei den Handlungssträngen, die bereits in „Valar Morghulis“ wieder aufgenommen und in dieser Episode weitergeführt werden, bewegt sich nicht allzu viel.
Und während sich in „Valar Morghulis“ die Szenen noch sehr gut mit den entsprechenden Kapiteln in den Büchern vergleichen ließen, fällt dies nun weitaus schwerer, vor allem bei den Handlungssträngen von Catelyn und Bran.

Auf dem Weg zur Mauer
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Jojen (Thomas Brodie-Sangster) und Meera Reed (Ellie Kendrick)

Bran macht in dieser Episode den Anfang, und wie so oft hat er einen Traum, in dem er, mit einem Bogen bewaffnet, noch laufen kann und der in irgendeiner Weise die erste Stark-Szene aus der ersten Episode der ersten Staffel rekapituliert. Für einen kurzen Moment sind sogar Bran, Robb und Jon wieder vereint und die Stimme Sean Beans erklingt – ein schöner Rückgriff, bevor eine weitere neue Figur eingeführt wird: Jojen Reed (Thomas Brodie-Sangster). Er und seine Schwester Meera (Ellie Kendrick) – beide tauchen später auch außerhalb von Träumen auf – waren in den Romanen bereits in „A Clash of Kings“ zugegen. Sie sind die Kinder Howland Reeds, eines Vasallen von Ned Stark, und entwickeln sich bereits in Band 2 zu wichtigen Vertrauten von Bran, u.a. helfen sie Osha dabei, Bran und Rickon vor Theon und den Eisenmännern in Sicherheit zu bringen; ihr Auftauchen war also quasi überfällig. Die Einführung ist allerdings durchaus gelungen, ebenso wie die Wahl der Schauspieler. Nebenbei: Isaac Hempstead-Wright, der Bran spielt, ist zwischen den Dreharbeiten ziemlich in die Höhe geschossen (was immerhin ein wenig kompensiert wird, wenn er sitzt, was er ja doch ziemlich häufig tut), und der Stimmbruch macht sich inzwischen auch ordentlich bemerkbar.

Harrenhal
In Harrenhal erfahren Robb und Catelyn, dass Hoster Tully gestorben ist, brechen gen Riverrun auf und lassen Harrenhal in der Obhut von Roose Bolton – was die Frage aufwirft, weshalb sie die verfluchte Burg besucht haben. Meine Vermutung wäre, dass dies geschah, um den „Übergang“ für Nichtbuchleser flüssiger zu gestalten. Roose Bolton tauchte in Staffel 2 ja bereits auf, aber noch nicht besonders prominent. Durch diese Änderung sehen wir nun noch einmal Roose an der Seite von Robb, bevor er das Kommando in Harrenhal übernimmt und später dann auf Jaime und Brienne trifft.
Auf dem Weg nach Riverrun weiß schließlich Catelyn noch eine äußerst interessante Geschichte zu erzählen, die eine eindeutige Abweichung von der Buch-Catelyn darstellt: Während im Buch ihre Abneigung gegenüber Jon Snow sehr eindeutig ist (man erinnere sich nur an das Gespräch mit Robb über Jon als möglichen Erben), hinterfragt Serien-Catelyn in besagtem Dialog mit Talisa ihre Einstellung. Gleichzeitig gibt sie sich quasi selbst die Schuld an den ganzen Ereignissen, weil sie ihr Versprechen gegenüber den Göttern, Jon Snow zu behandeln, als wäre er ihr eigener Sohn, nicht eingehalten hat. Dadurch wie Catelyn (deren Abneigung gegen Jon in der Serie, wegen des Mangels an inneren Monologen, ohnehin schwächer ausgeprägt) eindeutig sympathischer. Dennoch weiß ich nicht, ob mir diese Änderung wirklich gefällt, da Catelyns Sturheit in dieser Sache ihren Charakter irgendwie glaubwürdiger werden ließ. Anderseits spielt Michelle Fairley hier ein weiteres Mal wirklich exzellent.

In der Folterkammer
Wie ich erwartet hatte, gibt es bereits jetzt ein Wiedersehen mit Theon Geryjoy, der sich in einer ziemlich unangenehmen Lage an einem unbekannten Ort befindet. Zwar wissen wir nicht, wo er ist, aber es wird an der Art und Weise, wie er präpariert wurde – nämlich als lebendige Version des Bolton-Wappens – sehr schnell klar, in wessen Händen er sich befindet. Yaras Gesandter (Iwan Rheon) ist jedenfalls nicht der, für den er sich ausgibt…

Auf dem Weg nach King’s Landing
Die recht kurzen Szenen mit Jaime und Brienne sind dieses Mal eindeutig das Highlight der Folge. Zuerst wandern sie nur und plaudern, wobei vor allem die Chemie zwischen Nikolaj Coster-Waldau Gwendoline Christie einfach grandios ist. Egal ob sie mit Worten oder Schwertern kämpfen, ihre Auseinandersetzung ist herrlich. Statt von den „Tapferen Kameraden“ werden sie allerdings von den Männern Roose Boltons‘ gefangenen genommen. Das Stück, das am Ende der Szene erklingt und in den Abspann überleitet, könnte das neue Thema des Hauses Bolton sein.

King’s Landing
Wie schon in „Valar Morghulis“ gibt es auch hier wieder einige zusätzliche Szenen mit Joffrey und den Tyrells. Auffällig ist, dass Joffrey im Gegensatz zu Staffel 2, wo er doch ganz schön psychopathische Züge annahm und unter anderem dafür sorgte, dass eine Hure die andere folterte, nun wieder eher seine Arschlochtendenzen auslebt (vor allem Cersei gegenüber) und damit, zumindest für seine Verhältnisse, angenehmer wird.
Auch bei Sansa wird’s immer interessanter. Einerseits scheint Shae die älteste Stark-Tochter inzwischen wirklich gerne zu haben, sie versucht sogar, Tyrion dazu zu bringen, sie vor Littlefingers wie auch immer gearteten Ambitionen zu beschützen – und wird dabei sowohl auf Ros als auch auf Sansa ziemlich eifersüchtig. Mit Sicherheit wird noch interessant werden, wie Shae auf die Hochzeit Tyrions reagiert.
Das zweite Highlight der Folge, ebenfalls bei Sansa zu finden, ist eindeutig Diana Rigg als Olenna Tyrell. Der trockene Witz der Figur und ihrer Debütszene wurde wunderbar umgesetzt, ohne die emotionale Wirkung negativ zu beeinflussen – Sophie Turner muss hier unbedingt lobend erwähnt werden. Es scheint sich abzuzeichnen, dass Mahlzeiten mit den Tyrells stets sehr interessant und amüsant sind.
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Olenna Tyrell (Diana Rigg)

Eine weitere Joffrey-Szene resultiert direkt aus dem Gespräch: Margaery setzt um, was Sansa ihr über ihren zukünftigen Gemahl erzählt hat. Anstatt, wie Sansa, einfach nur zu allem „Ja“ und „Amen“ zu sagen (was Joffrey wohl stark provoziert haben dürfte), zeigt sie Interesse an seinen Hobbys, zu denen u.a. das Spannen von Armbrüsten gehört. Währenddessen erfahren wir auch, dass Joffrey der amerikanischen extremen Rechten politisch nahe steht. Jedenfalls scheint das Ganze auf Joffrey ziemlichen Eindruck zu machen.

Nördlich der Mauer
Jon Snows Anteil an dieser Episode ist eher kurz, aber doch recht bedeutungsvoll. Nach einem kurzen Gespräch mit Mance Rayder darüber, wie schwer es ist, eine Armee aus Wildlingen aufzustellen und die einzelnen Stämme zu vereinigen, lernen wir Orell (Mackenzie Crook) kennen. An seinem Beispiel wird das Konzept des „Wargs“ erklärt (was gottseidank nicht bedeutet, dass ein bleicher Ork auf ihm reitet). Selbst ein Nichtbuchleser dürfte bei Mance‘ Erklärung begreifen, dass nicht nur Orell durch die Augen eines Tiers (in seinem Fall ein Adler) sehen kann, sondern auch die Stark-Kinder. Nebenbei erfahren und Jon und Mance auch gleich, wie die Schlacht an der Faust der ersten Menschen ausgegangen ist.
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Orell (Mackenzie Crook)

Auch mit Sam und dem Rest der Nachtwache gibt es eine kurze Szene, die allerdings nicht die Intensität des entsprechenden Kapitels aus dem Buch erreicht – was zugegebenermaßen auch schwer ist, da dieses Kapitel ein weiteres Mal sehr stark mit inneren Zuständen arbeitet. Zwar kommen die Brüder der Nachtwache nicht wirklich weiter, aber Jeor Mormont ist immer amüsant, gerade, wenn er Sam das Sterben verbietet.

Auf dem Weg nach Riverrun
Auch Aryas Handlungsstrang kam in „Valar Morghulis“ zu kurz, dafür wird er in „Dark Wings, Dark Words“ äußerst amüsant eröffnet: Gendry spricht vielen Fans aus dem Herzen, die sich wundern, weshalb Arya Jaqen H’ghar nicht einfach die Namen von Tywin oder Joffrey genannt hat – was Arya ziemlich nervt.
Kurz darauf taucht schon wieder ein neuer Charakter auf: Thoros von Myr (Paul Kaye), ein Priester des R’hllor, der aber zumindest in dieser Folge eher so auftritt, wie er sich (zumindest Erzählungen nach) in den Büchern vor dem Krieg der Fünf Könige verhalten haben dürfte. Der religiöse Fanatismus kommt (noch) nicht stark zum Tragen. Thoros wird in dieser Folge als äußerst sympathische Figur präsentiert – mir erscheint er gleich doppelt sympathisch, da er bei seinem erstem Auftritt The Rains of Castamere schmettert. Der Rote Priester deutet auf die Rote Hochzeit.
thoros
Thoros von Myr (Paul Kaye)

Auch dieser Handlungsstrang ist verdichtet. Beric Dondarrion, der Anführer der Bruderschaft ohne Banner, taucht zwar noch nicht auf, allerdings erfährt die Bruderschaft bereits von Aryas wahrer Identität und Sandor Clegane geht ihnen ebenfalls bereits in die Falle. Beides wird sogar miteinander verknüpft, denn es ist Clegane, der Aryas Namen nennt.

Fazit: Im Großen und Ganzen überzeugend, allerdings, aufgrund der vielen Szenenwechsel, ein wenig schwächer als der Staffelauftakt. Auch könnte diese Episode für Nichtbuchleser ein wenig überfordernd sein, da wirklich sehr viele neue Charaktere eingeführt werden. Dennoch gibt es auch wieder grandiose Highlights, u.a. das Zusammenspiel von Jaime und Brienne sowie der erste Auftritt von Olenna Tyrell – hoffentlich bekommt sie noch viele, viele Szenen.

Game of Thrones Staffel 3:
Valar Dohaeris
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

GoT: Valar Dohaeris

season 3
Nachdem ich für meinen Artikel über GoT-Staffel 2 doch ziemlich lange gebraucht habe, werde ich für Staffel 3 mal etwas neues ausprobieren: Brandaktuelle Episodenreviews, die, wenn alles wie geplant läuft und mir nicht etwas einen Strich durch die Rechnung macht, immer in der Woche nach Ausstrahlung folgen. Ich muss wohl nicht zusätzlich erwähnen, dass es hier massive Spoiler sowohl zur Serie als auch zu den Romanen geben wird. Wer die Serie noch nicht kennt, sollte also lieber meine spoilerfreie Rezension zu Staffel 1 lesen, die Episoden-Reviews sind nur für diejenigen, die die Folge schon gesehen (und möglichst die Bücher gelesen) haben oder sich nicht um Spoiler scheren.

Der Titel der ersten Folge der dritten Staffel ist quasi eine direkte Antwort auf den Titel der letzten Episode von Staffel 2. Nach Valar Morghulis (Valyrisch für: „Alle Menschen müssen sterben“) folgt die klassische Antwort auf diesen Ausspruch: Valar Dohaeris (ebenfalls Valyrisch: „Alle Menschen müssen dienen“). Anders als in der Folge „Valar Morghulis“ kommt die titelgebende Phrase in dieser Episode nicht vor (sie dürfte wohl erst in Staffel 4 auftauchen), und auch die Arya-Handlung nimmt erst einmal eine Auszeit, der Titel ist also auf anderer Ebene angesiedelt und bezieht sich wohl in erster Linie auf die Unberührten , aber auch auf alle anderen die dienen müssen (die Mitglieder der Nachtwache, Könige und Königinnen, die eigentlich dem Volk dienen sollten etc.).
Auffällig ist, dass einige Handlungsstränge erst einmal zurückgefahren wurden: Neben Arya fehlen auch Bran, Theon Greyjoy (den man in der Serie wohl, im Gegensatz zum Roman, zu sehen bekommen wird), Jaime und Brienne (ironisch, wenn man bedenkt, dass nach dem Prolog das erste Kapitel ein Jaime-Kapitel ist). Dennoch begrüße ich die Struktur dieser Episode. Gerade in der zweiten Staffel gab es für meinen Geschmack mitunter zu viele Sprünge zwischen den Charakteren, die jeweils nur in sehr kurzen Szenen auftraten. „Valar Doehris“ dagegen nimmt sich länger Zeit. Die Szenen sind mitunter fast schon kammerspielartig geworden (im positiven Sinn) und konzentrieren sich stark auf die Charaktere. Der Exploitationfaktor ist dagegen ziemlich gering, es gibt lediglich eine kurze Szene mit Bronn im Bordell und eine abgetrennte Brustwarze.
Eigentlich weiß diese erste Episode der dritten Staffel rundum zu überzeugen, wäre da nicht der Anfang…
Im Intro sind dieses Mal bis auf eine Ausnahme – Astapor – nur bereits bekannte Orte auf der Karte zu sehen. Anzumerken ist allerdings, dass Winterfell qualmt.

Nördlich der Mauer
Nachdem eine abgeänderte Version des Prologs von „A Storm of Swords“ bereits als episches, wenn auch nicht ganz logisches Finale der zweiten Staffel diente (warum bringen die Weißen Wanderer Sam nicht einfach um?), geht es in Staffel 3, noch vor dem Intro, direkt mit Sam weiter. Der Cliffhanger wird leider ziemlich unbefriedigend aufgelöst, von einer möglichen Schlacht ist nichts mehr zu sehen (lediglich Kampfeslärm ohne Bilder deutet darauf hin). Stattdessen trifft Sam wieder auf Mormont und seine Brüder, während sich Ghost (sollte der nicht bei Jon sein?) mit einem Wiedergänger anlegt.
mancerayder
Mance Rayder (Ciarán Hinds)

Nach dem Intro springen wir dann auch sofort zu Jon, der mit Ygritte im Lager der Wildlinge angekommen ist, und treffen zusammen mit ihm, neben dem ersten Riesen der Serie (sofort sympathisch) zum ersten Mal auf Tormund Giantsbane (Kristofer Hivju) und Mance Rayder (Ciarán Hinds). Beide sind sehr gut getroffen, wobei ich vor allem Ciarán Hinds wirklich äußerst gut in seiner Rolle finde. Schon als Gaius Iulius Caesar in HBOs „Rome“ hat er gezeigt, dass er ein enormes Charisma besitzt und glaubhaft einen Anführer darstellen kann. Als Mance Rayder tut er dies abermals. Man versteht, weshalb er die Wildlinge anführt und man kann ihn sich ebenso gut als Mitglied der Nachtwache vorstellen. Auch das Gespräch zwischen ihm und Jon ist sehr schön umgesetzt.

Dragonstone
Davos‘ Handlungsstrang wurde recht stark vereinfacht. Wie im Buch wird er von Salladhor Saans Leuten gerettet und nach Dragonstone gebracht. Die Begegnung mit Stannis‘ Tochter Shireen und Robert Baratheons Bastard Edric Storm fällt ebenso weg wie die ausführliche Planung des Mordes an Melisandre, Davos macht lediglich Andeutungen. Er wird auch nicht von Ser Axell Florent in Gewahrsam genommen. Stattdessen entschieden sich die Macher, das Ganze direkter zu gestalten. Davos wird zu Stannis gebracht und greift Melisandre (scheinbar) im Affekt an. Liam Cunningham spielt Davos gewohnt überzeugend und das Wiedersehen mit Salladhor Saan ist ebenfalls erfreulich. Stannis ist seit der letzten Staffel noch stoischer geworden und gibt kaum mehr ein Wort von sich – die Atmosphäre der Szene erinnert ein wenig an die letzten Tage im Führerbunker.
Man darf wohl gespannt sein, wie sich dieser Handlungsstrang entwickelt, da nach dem Buch mit Davos, Stannis und Melisandre nicht allzu viel passiert, bis sie zur Mauer aufbrechen (was wohl erst in der vierten Staffel passieren dürfte) – in erster Linie lernt Davos lesen und denkt viel nach. Möglicherweise verbringt er ja ein, zwei Folgen im Kerker von Dragonstone oder der Handlungsstrang wird noch um zusätzliche Elemente erweitert. Wir werden wohl auf jeden Fall bald Stannis‘ Frau Selyse (Tara Fitzgerald) und seine Tochter Shireen (Kerry Ingram) zu sehen bekommen.

Harrenhal
Ich muss sagen, Robb Starks Besuch in Harrenhal hat mich ein wenig überrascht. Das Ganze dürfte wohl vor allem mit den Änderungen in Staffel 2 zusammenhängen; während im Roman Roose Bolton (durch Aryas Mithilfe) Harrenhal übernimmt, ist dies in der Serie (noch?) nicht der Fall. Ebenso erfährt Catelyn von Robbs Hochzeit erst in Band 3, während sie in Staffel 2 selbst dabei war. Wie genau diese Änderung zu diesem Zeitpunkt zu bewerten ist, lässt sich schwer sagen. Momentan kann man wohl davon ausgehen, dass hier ein etwas umständlicher Weg zu dem Zustand gewählt wurde, in dem Harrenhal sich befinden muss, wenn Jaime und Brienne eintreffen.
Sehr schön wird allerdings das sich verschlechternde Verhältnis zwischen Robb und Catelyn dargestellt – erstaunlich, was Michelle Fairley mit ein paar Blicken alles vermitteln kann. In dieser Szene feiert auch Qyburn (Anton Lesser), der Maester ohne Kette, eine ebenso interessante wie mysteriöse Nebenfigur, sein Debüt. In „A Clash of Kings“ als Teil der „Tapferen Kameraden“ eingeführt, tritt er später in Cersei Lannisters Dienste und ist verantwortlich für einige interessante Experimente.

King’s Landing
kingslanding
Tyrion (Peter Dinklage), Bronn (Jerome Flynn) und Podrick Payne (Daniel Portman)

In der Hauptstadt der Sieben Königslande beschäftigt sich alles nach wie vor mit den Auswirkungen der beiden letzten Episoden von Staffel 2. Tyrion ist seither um einiges paranoider geworden und führt ein nicht im Roman vorkommendes, aber nichts destotrotz interessantes Gespräch mit Cersei (inklusive Anspielung auf Tyrions fehlende Nase im Roman), die vor allem über das besorgt ist, was Tyrion ihrem Vater erzählen könnte. Bronn gefällt sich währenddessen in seiner neuen Stellung als Ritter äußerst gut. Eines meiner persönlichen Highlights der Folge war auf jeden Fall das Gespräch zwischen Tyrion und Tywin. Charles Dance und Peter Dinklage sind in meinen Augen die beiden besten Schauspieler der Serie, und eigentlich war es verdammt schade, dass sie in Staffel 2 keine einzige Szene zusammen hatten. In ihrer gemeinsamen Szene in „Valar Dohaeris“ spielen beide meisterhaft und gehen vollkommen in ihrer Figur auf, vor allem, da beide in dieser Szene die Gelegenheit bekommen, die Masken ihrer Figuren fallen zu lassen: Tyrion strebt nach Anerkennung und seinem Recht, während Tywins Hass auf seinen Sohn sein Urteilsvermögen trübt, was sich ja letztendlich als fatale Schwäche erweist. Großartig ist in dieser Hinsicht auch der Einsatz des Rains-of-Castamere-Themas, welcher das Ende der Szene perfekt untermalt.
Andernorts zeigt sich derweil ein weiteres Mal, dass Shae für Ratespiele und dergleichen nichts übrig hat, auch wenn sie sich Sansa gegenüber nicht ganz so barsch verhält wie es bei Tyrion in einer ähnlichen Situation in Staffel 1 der Fall war. Hier wird auch eine weitere Änderung aus Staffel 2 behandelt: In „A Clash of Kings“ bietet Ser Dontos, der Sansa sein Leben verdankt, ihr an, sie aus King’s Landing zu bringen (im Auftrag Littelfingers, aber das weiß Sansa zu diesem Zeitpunkt nicht). In „Valar Motghulis“ wurde bereits eine Andeutung gemacht, dass Littlefinger in der Serie persönlich für alles sorgen wird, was sich nun in „Valar Dohaeris“ bestätigt. Das nimmt Littlefingers Machenschaften natürlich einiges an Komplexität, ist aber durchaus zu verkraften. Diese Szene ist voller kleiner Andeutungen, unter anderem wird klar, dass Littlefinger Arya auf Harrenhal sehr wohl erkannt haben dürfte, während Ros‘ Warnung an Shae wohl auf Varys zurückzuführen ist. Es stellt sich die Frage, ob Shae dasselbe Schicksal erleidet wie in der Vorlage und wie Ros‘ zukünftiges Schicksal aussieht.
Die weiteren Szenen in King’s Landing schlagen eine interessante Richtung ein, weil sie den Umstand nutzen, nicht an die POV-Charaktere gebunden zu sein. Joffrey beobachtet, wie seine zukünftige Braut Margaery in einem Waisenhaus wohltätige Arbeit leistet; sie spricht mit Kriegswaisen und spendet ihnen Trost. Diese Szene, sowie das darauffolgende Dinner der Lannisters und Tyrells (ohne Tyrion und Tywin, wohlgemerkt), zeigen Joffrey in einer ungewohnten Geisteshaltung, da er das, was Margaery da tut, vor allem von seiner Mutter überhaupt nicht kennt und so zum ersten Mal sieht, dass eine Königin sich auch anders verhalten kann. Gleichzeitig erhält Margaery mehr Profil als in den Romanen (erste Andeutungen gab es bereits in Staffel 2), was in jedem Fall zu begrüßen ist. Sehr geschickt wird hier die sich steigernde Beliebtheit der Tyrells in King’s Landing gezeigt, über die man in der Vorlage lediglich informiert wird. Gleichzeitig wird auch die Bedrohung für Cersei deutlich, die die Prophezeiung, von der man in „A Feast for Crows“ erfährt (eine jüngere und schönere Königin wird sie ablösen), wahrwerden sieht.

Astapor
Nachdem Daenerys vor allem zu Beginn der zweiten Staffel ein wenig stiefmütterlich behandelt wurde, erfolgt hier der Ausgleich. Schon ihre erste Szene wird von einem beeindruckenden Drogon eröffnet, der äußerst gut animiert ist – kein Wunder, stammt er doch abermals aus dem SFX-Studio Pixomondo, dessen Hauptsitz sich in Stuttgart befindet.
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Missandei (Nathalie Emmanuel)

Die Szenen in Astapor sorgen schließlich für einen äußerst gelungenen Abschluss der Episode.
Wie schon bei Davos wurde auch hier letztendlich viel vom „Zusatz“ gestrichen, stattdessen fokussierten man sich auf die, nennen wir es einmal Haupthandlung. Die Szene auf Daenerys‘ Schiff ist recht kurz und es fehlen viele Konversationen, was auch mit dem Fehlen Ser Barristan Selmys zusammenhängt, der, verkleidet als Arstan Weißbart, in „A Clash of Kings“ bereits zu Danys Khalasar stößt. In der Serie taucht er dagegen erst am Ende dieser Episode auf.
Sehr schön umgesetzt ist das Gespräch mit Kraznys mo Nakloz (Dan Hildebrand), das eindeutig das lustigste Element der Episode ist. Auch wenn Dan Hildebrand nicht so voluminös ist, wie Kraznys im Buch beschrieben wird, passt er doch wunderbar, da er punktgenau die Arroganz und die schlechten Manieren der Figur vermittelt. Auch Missandei (Nathalie Emmanuel) unterscheidet sich von ihrem Gegenstück aus „A Storm of Swords“; in der Serie ist sie gut zehn Jahre älter und recht…üppig. Da Dany in der Serie inzwischen keine Zofen mehr hat (Jhiqui taucht nur einmal kurz in Staffel 1 auf und Irri und Doreah sterben in Staffel 2) ist wohl anzunehmen, dass Missandei nicht nur ihre Funktion aus den Romanen haben wird, sondern auch als Zofenersatz dient.
Die Rückkehr Ser Barristan Selmys, unterlegt vom GoT- und von Daenerys‘ Thema, ist noch einmal ein weiteres Highlight der Episode, vor allem, weil ich die Figur äußerst gerne mag (was für ein Abgang in Staffel 1). Die Szene aus dem entsprechenden Kapitel in „A Clash of Kings“ wurde von Qarth nach Astapor verlegt und um ein richtig schön fieses Hexenmeister-Mädchen erweitert (als ob wir nach „Der Exorzist“ und „The Ring“ nicht schon wüssten, dass kleine Mädchen das absolute Böse sind). Bemerkenswert ist, dass Selmys Identität hier sofort enthüllt wird, was wohl vor allem aus dramaturgischen Gründen geschieht: Im Roman lässt sich seine Identität gut verhüllen, in der Serie dagegen ist dies weitaus schwieriger. Man wird sehen, wie Dany in der kommenden Episode mit der Enthüllung umgeht.
Fazit: Eine äußerst gelungene Einstiegsepisode, die ein wenig enttäuschend anfängt, dann aber enorm zulegt und gewaltigen Appetit auf den Rest der Staffel macht.

Game of Thrones Staffel 3:
Dark Wings, Dark Words
Walk of Punishment
And Now His Watch Is Ended
Kissed by Fire
The Climb
The Bear and the Maiden Fair
Second Sons
The Rains of Castamere
Mhysa

Siehe auch:
Game of Thrones Staffel 1
Game of Thrones Staffel 2
Game of Thrones Staffel 3

Breaking Dawn

Breaking_Dawn_Part_2_Poster
Story: Bella (Kristen Stewart) und Edward (Robert Pattinson) heiraten nach ewigem Hin und Her endlich und gehen in die Flitterwochen. Doch die äußerst zerstörerische Hochzeitsnacht hat Folgen: Bella ist schwanger. Und da Edward ein Vampir ist (wird zumindest behauptet), zehrt das Ungeborene von der Lebenskraft seiner Mutter und droht sie zu töten. Die Cullens und Werwolffreund Jacob (Taylor Lautner) tun alles, um die werdende Mutter zu retten und sind natürlich erfolgreich. Das Kind wird gerettet, Bella im letzten Moment in einen Vampir verwandelt und eigentlich könnte jetzt alles herrlich sein. Allerdings ist besagtes Kind (Mackenzie Foy), das den dämlichen Namen Renesmee trägt, ein Mensch-Vampir-Hybrid und als solcher erweckt es die Aufmerksamkeit von Aro (Michael Sheen) und den Volturi, weshalb die Cullens munter andere Vampire rekrutieren, um den Volturi entgegen treten zu können…

Kritik: Das letzte Kapitel der Twilight-Saga ist nun, da „Breaking Dawn Teil 2“ auf DVD erschienen ist, nun endlich abgeschlossen, und ich hoffe inständig, dass es auch dabei bleibt und die Fortsetzungs- und Spin-off-Gerüchte sich als falsch herausstellen. Der Komplettheit halber werde ich nun beide Teile von „Breaking Dawn“ zusammen rezensieren und hoffe, dass ich mich danach nie wieder mit Stephenie Meyers „Magnum Opus“ beschäftigen muss.
Da die Twilight-Saga nicht hinter der Harry-Potter-Reihe herhinken sollte, beschlossen die Verantwortlichen, auch diese Verfilmung zweizuteilen. Während dies im Fall von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ allerdings durchaus Vorteile brachte, sorgt diese Entscheidung bei „Breaking Dawn“ dafür, dass die ganze Angelegenheit noch öder ist, als sie es ohnehin schon gewesen wäre. Vor allem Teil 1 ist unglaublich zäh und hätte problemlos auf eine halbe Stunde eingedampft werden können. Alles ist so, wie man es erwarten würde: Viel Kitsch, ein paar schöne Landschaftsaufnahmen und die Geburt des Hybridkindes als Höhepunkt. Zugegebenermaßen ist diese Szene für Fans des Franchise vielleicht sogar ein wenig zu viel und besitzt, obwohl eigentlich recht wenig gezeigt wird, eine nicht zu leugnende Intensität. Aber ansonsten ist „Breaking Dawn Teil 1“ zusammen mit „New Moon“ wahrscheinlich der langweiligste Film der Reihe.
„Breaking Dawn Teil 2“ ist dagegen in der Tat interessant. Nicht gut, aber interessant. Denn während bei der Adaption der ersten Hälfte des Buches relativ klar ist, auf was das Ganze hinauslaufen muss und was als dramatischer Höhepunkt fungiert, könnte ich mir vorstellen, dass Regisseur und Drehbuchautor bei Teil 2 vor einer ziemlichen Herausforderung standen. Denn so etwas wie eine Endschlacht, ein Finale oder auch nur einen emotionalen Höhepunkt besitzt der vierte Twilight-Roman schlicht nicht. Viele Vampire versammeln sich, reden und ziehen dann wieder ab. Es steht praktisch nichts auf dem Spiel, die Konflikte lösen sich alle von selbst durch eine von Alice herbeigezauberte Deus ex Machina. Und was schon in einem Roman grenzwertig ist, ist in einem Film, der möglichst ein breites Publikum erreichen soll, ziemlich undenkbar. Wenn man aber freier adaptiert, steigen einem die Fans aufs Dach. Die Lösung, die Regisseur Bill Condon und Team gefunden haben, ist ebenso gewitzt wie dämlich. Im Roman baut Meyer quasi eine Schlacht auf, beide Seiten rekrutieren ihre Krieger, man trainiert, Bella lernt sogar kämpfen, aber die Schlacht, auf die alles hinauszulaufen scheint, bleibt aus. Im Film findet die Schlacht statt, ist aber letztendlich nur eine Vision, die Alice hat und die sie Aro zeigt, was diesen zusätzlich zur Deus ex Machina in Form eines anderen Halbvampirs davon überzeugt, wieder abzuziehen. Gewitzt ist diese Änderung, weil das Ganze so ein Finale bekommt; die Schlacht, auf die hingearbeitet wird, findet statt, aber letztendlich wird der Schluss nicht wirklich geändert. Dämlich ist sie, weil das Kernstück des Films, der emotionale Höhepunkt, etwas ist, was nicht wirklich passiert und darüber hinaus nur von zwei Personen überhaupt wahrgenommen wird. Die Reaktionen der Leute, die nur die Filme gesehen, aber nicht die Bücher gelesen haben, spricht diesbezüglich Bände.
Zugegebenermaßen ist die Schlacht selbst allerdings wirklich nicht von schlechten Eltern. Zwar ist sie irgendwie dämlich und völlig übertrieben, aber dafür eindeutig die amüsanteste und unterhaltsamste Szene der gesamten Reihe und, zumindest für Twilight-Verhältnisse, ziemlich intensiv und grausam. Zwar gibt es natürlich nach wie vor kein Blut, aber es werden Köpfe abgerissen, Leichen verbrannt, die Choreographie ist sehr ansehnlich und die Action durchaus innovativ. Michael Sheen untermauert das Ganze noch, in dem er völlig in seinem Overacting aufgeht (offenbar nimmt er weder seine Figur noch die Filmereihe an sich in irgendeiner Form ernst; und eine willkommene Abwechslung zum Minimalspiel von Stewart und Pattinson ist es allemal) und Geräusche von sich gibt, gegen die Voldemorts Lachen in „Die Heiligtümer des Todes Teil 2“ dezent und normal wirkt.
Mit Vampiren oder gar Horror hat das Ganze freilich praktisch überhaupt nichts mehr zu tun. Mehr noch als im Roman erinnert die Rekrutierung der Verbündeten der Cullens (jeder Vampir verfügt über eine spezielle Gabe) viel eher an die X-Men als an Vampire. Allgemein scheint die Springerei, Fliegerei und mit Supergeschwindigkeit Rennerei eher zu einem Supermanfilm zu passen. Und über den Umstand, dass Bellas spezielle Gabe quasi das gesamte Konzept des Vampirs als Protagonist ad absurdum führt, habe ich ja an anderer Stelle bereits geschrieben.
Der Rest ist eigentlich typisch Meyer’sche Handlungskonstruktion und Twilight-Saga im Allgemeinen: Es tauchen haufenweise neue Figuren auf, die letztendlich keinen Zweck haben und am Ende gibt es ein absolutes Happy-End, das derartig kitschig ist, dass der Epilog aus „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ dagegen fast schon akzeptabel ist – letztendlich musste niemand irgendetwas opfern (mit Ausnahme einer Vampirfamilie, die ein Mitglied verliert – waren diese blonden Vampire in einem von den Vorgängern?), die Figuren haben sich trotz allem auch nicht weiterentwickelt und jeder kriegt praktisch was er will; außer den Volturi, versteht sich. Die Animationen sind meistens eher mäßig, der Werwölfe sehen nach wie vor ziemlich bescheiden aus und Rennesmee als Baby in höchstem Maße merkwürdig.
Erwähnenswert ist noch, dass Carter Burwell dieses Mal alle Register zieht und „Breaking Dawn Teil 2“ einen wirklich guten Soundtrack verpasst.
Fazit: Während der erste Teil der Adaption von „Breaking Dawn“ so öder wie nur vorstellbar ist, ist Teil 2 zwar weit davon entfernt, ein guter Film zu sein, allerdings ist er der beste und unterhaltendste der Serie. Dennoch kommt er mir wie eine Verschwendung vor, eine Verschwendung von Michael Sheen, eines guten Soundtracks und einer guten Action-Szene. Bill Condon ist nun wirklich kein schlechter Regisseur, aber bei dieser Vorlage gibt es kaum etwas zu retten. Ich denke, wir wären letztendlich alle glücklicher, wenn man Bill Condon einen Superheldenfilm inszenieren lassen würde, dafür scheint er Talent zu haben.

Trailer Teil 1
Trailer Teil 2

Siehe auch:
Twilight – Bi(s) zum Erbrechen
New Moon
Eclipse