Irgendwie gefällt mir das Konzept des Themenmonats auf meinem Blog immer besser, weshalb nun nach dem Hobbit-Countdown der nächste folgt: Hiermit erkläre ich den Februar zum Spawn-Monat. Bei Spawn handelt es sich um einen in den 90ern von Autor und Zeichner Todd McFarlane geschaffene Comicfigur. McFarlane gründete zusammen mit anderen Kollegen wie Rob Liefeld oder Jim Lee die Image-Studios, da sie mit den Bedingungen und der Arbeitsweise der beiden großen Verlage DC und Marvel nicht mehr zurechtkamen, allerdings zerstritten sie sich.
Jeder der Gründer steuerte eine andere Heldenfigur zum „Verlagskosmos“ bei. Spawn ist davon mit Abstand der beliebste, erfolgreichste und langlebigste Vertreter seiner Gattung (von den ursprünglichen Image-Helden ist außer Spawn nur noch Savage Dragon „aktiv“), und auch der, der sich auch am weitesten entwickelt und (nicht nur als Figur, sondern auch als Comicserie) die größte Wandlung durchgemacht hat.
Ansonsten läuft es wie üblich: Im Februar wird der Schwerpunkt der Artikel auf Spawn liegen, aber natürlich gibt es auch nach wie vor immer mal wieder ein wenig Abwechslung in Form von Artikeln mit anderem Inhalt.
Monat: Januar 2013
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension – Teil 2
„I’ve got parasites the size of my arm!“ – Die drei Trolle
Die Szene, in der die drei Trolle Bert, William und Tom Bilbo und die Zwerge fangen und überlegen, wie man sie am besten zubereitet, gehört zu den ikonischsten des Romans – aber auch zu denen, die einen starken Kinderbuchcharakter haben und unter Betrachtung des „Herrn der Ringe“ und des „Silmarillion“ ein wenig fehl am Platz wirken. Die Trolle im HdR und auch in Jacksons Verfilmung waren Kampfmaschinen, die kein Wort von sich geben und lediglich als besonders zähe Gegner fungiert haben – man denke nur an den Höhlentroll in „Die Gefährten“. Bert, William und Tom dagegen sind klassische, dumme, für ein Kinderbuch recht typische Antagonisten, die überlistet werden sollen.
Ich könnte mir vorstellen, dass diese Szene Peter Jackson und seinen Co-Autoren durchaus Kopfzerbrechen bereitet haben dürfte, da sie einerseits von dem bisher etablierten Bild der Trolle stark abweicht, es andererseits aber enorme Proteste gegeben hätte, wäre sie nicht oder stark verfremdet enthalten.
Letztendlich entschied man sich, sie mit nur geringen Abweichungen zu integrieren. Die sprechende Geldbörse, die Bilbo im Roman von einem der Trolle stehlen will, wurde entfernt, stattdessen wird er durch Zufall geschnappt, als er versucht, die Ponys der Zwerge zu befreien (und ist damit schon der zweite Held, der sich mit Trollpopel herumärgern muss). Insgesamt lässt sich beobachten, dass die Trolle eigentlich noch dümmer sind als im Roman – womit quasi ein Kompromiss zwischen den nicht sprachfähigen Trollen der HdR-Trilogie und den Trollen, wie sie in Tolkiens „Hobbit“ auftauchen, geschlossen wird. Im Film werden die drei von Zwergendarstellern per Motion Capture gespielt, Bert von Mark Hadlow (Dori), William von Peter Hambleton (Glóin) und Tom von William Kircher (Bifur). Das Design wirkt ein wenig menschlicher als bei den HdR-Trollen. Zugegebenermaßen erreicht die Qualität der Troll-Animationen nicht die Gollums.
Die drei Trolle Willam (Peter Hambleton), Tom (William Kircher) und Bert (Mark Hadlow)
Eine weitere Änderung findet sich in der Art, wie die Zwerge gefangen genommen werden: Im Roman werden sie einfach eingesammelt, während sie im Film vorinformiert sind und die Trolle unter Begleitung und einer markanten und sehr heroischen Blechbläservariation des Misty-Mountain-Themas angreifen – jedenfalls bis die Trolle drohen, Bilbo auseinander zu reißen. Auch ist es im Film nicht Gandalf, der die Trolle mit verstellter Stimme beschäftigt, sondern Bilbo. Gandalf taucht erst auf, als die Sonne auch wirklich aufgeht, und spaltet in bester Moria-Manier einen Felsen.
Besonders auffällig an dieser Szene ist, dass Bilbo im Film weitaus besser dasteht als im Buch. Anstatt Unnützes zu tun wie eine Trollbörse zu stehlen, versucht er, die Ponys zu befreien, was durchaus logisch ist und auch funktioniert hätte, hätte einer der Trolle sich nicht die Nase putzen müssen. Ebenso verrät Bilbo die Anwesenheit der Zwerge im Film nicht (im Buch fällt ihm immerhin noch ein, dass man so etwas ja eigentlich nicht tut). Und natürlich ist er es, der die Trolle zu einer Diskussion veranlasst, während die Zwerge vor allem komödiantische Zwecke erfüllen – der Zwergenspieß ist wirklich unheimlich albern. Dass diese Szene so funktioniert ist vor allem Martin Freeman zu verdanken, der das Ganze dominiert und Bilbos Handlungen großartig und nachvollziehbar darstellt.
Der auf die Trollszene folgende Schwertfund ist sehr buchgetreu dargestellt, auch wenn der Fokus noch einmal auf Thorins Abneigung gegen die Elben (und auch das, was sie geschaffen haben) gelegt wird. Das Aussehen von Glamdring und Stich ist ja bereits aus den HdR-Filmen bekannt. Orcrists Design ist recht interessant: Das Elbenschwert ist kürzer, einschneidig und alles in allem ein wenig kompakter, um so besser zu Thorin zu passen. Von Glamdring unterscheidet es sich ziemlich stark, die Klinge erinnert jedoch an Stich (obwohl Letzteres zweischneidig ist). Dies legt die Vermutung nahe, dass Stich ursprünglich als Zweitwaffe von demjenigen, der Orcrist führte, benutzt wurde – jedenfalls scheint dies die Intention der Filmemacher gewesen zu sein.
Thorin mit Orcrist
Und wo wir gerade bei Elbenschwertern sind: In den Filmen (sowohl HdR als auch „Hobbit“) scheint ausschließlich Stich blau zu glühen, während in den Romanen sämtliche Schwerter aus Gondolin blau leuchten, wenn Orks in der Nähe sind. Allerdings fällt auf, dass sowohl Glamdring als auch Orcrist zumindest ein wenig zu glühen scheinen – besonders gut sichtbar in „Die Rückkehr des Königs“ (Special Extended Edition) in der Szene, in der Pippin und Gandalf über das Leben nach dem Tod sprechen.
„A dark power has found a way back into the world.“ – Radagast der Braune und Dol Guldur
Gandalf (Ian McKellen) und Radagast (Sylvester McKoy)
Nach Azog ist Radagast der Braune (gespielt von Sylvester McCoy) die zweite Figur, die die Gemüter enorm erhitzte. Ein Kritiker sprach gar von einem Jar-Jar-Binks-Äquivalent. So schlimm ist es gottseidank nicht, zugegebenermaßen wäre in Bezug auf Radagast aber weniger mehr gewesen. Die Figur an sich, ebenso wie ihre Darstellung, stört mich nicht, allerdings wird Radagast wohl auch nicht zu meiner Lieblingsfigur werden. Sein Debüt feiert er bereits vor der Trollszene: Gandalf erzählt Bilbo von den anderen vier Zauberern. Der Grund, weshalb er sich nicht an die Namen der beiden blauen Zauberer erinnert (sie heißen Alatar und Pallando), findet sich in den verfügbaren Lizenzen: Für die Hobbit-Filme stehen der „Herr der Ringe“ und der „Hobbit“ zur Verfügung, nicht aber die Tolkien-Schriftensammlung „Nachrichten aus Mittelerde“, in der die beiden blauen Zauberer namentlich genannt werden.
Kurz nach besagtem Dialog entfernt sich die Filmhandlung erst einmal von den Zwergen und Bilbo und wendet sich stattdessen Radagast und den Vorkommnissen im Grünwald bzw. Düsterwald zu. Der braune Zauberer stellt fest, dass eine dunkle Macht sich in der alten Festung Dol Guldur (deren Design phänomenal ist) eingenistet hat und von dort aus den Wald regelrecht vergiftet. Nebenbei bemerkt: Bei Tolkien ist diese dunkle Macht, Sauron in Gestalt des „Nekromanten“ (im Film nur einmal als schattenhafter Umriss zu sehen) schon ein wenig länger aktiv. Ich persönlich habe allerdings die Theorie, dass die erste Radagast-Szene bereits vor dem Beginn der eigentlichen Hobbit-Handlung stattfindet und nicht parallel zur ersten Reiseetappe der Gemeinschaft. Das würde auch erklären, wie Radagast so unwahrscheinlich schnell vom Düsterwald nach Eriador gekommen ist – Rhosgobel-Kaninchen hin oder her. Genau diese sind übrigens, ebenso wie die Geschichte mit der Heilung des Igels Sebastian und Radagasts Reaktion auf Pfeifenkraut, die besagten Fälle, bei denen weniger mehr gewesen wäre. Von diesen „Ausrutschern“ einmal abgesehen hat Radagast durchaus auch klarere, sprich: ernsthafterer Momente (speziell der kurze Kampf mit dem Hexenkönig) und trägt auch wirklich etwas zur Geschichte bei. Wenn man einmal außen vorlässt, dass die Szenen im Düsterwald nach Tolkien sehr viel früher hätten spielen müssen – in den Büchern war sich der Weiße Rat zu diesem Zeitpunkt bereits darüber im Klaren, wer sich da im Düsterwald niedergelassen hat, stattdessen diskutierte man darüber, ob man ihn austreiben sollte oder nicht – hätte es in der Tat Radagast sein können, der Saurons Rückkehr bemerkt und dem Weißen Rat davon berichtet.
Die finstere Festung Dol Guldur
Schließlich wäre da noch die Konfrontation mit den Wargreitern. Generell habe ich gegen die Konzeption dieser Szene nichts einzusetzen – es ist verständlich, dass hier die Spannung noch etwas aufgebaut wird – die Umsetzung schmeckt mir allerdings auch nicht wirklich. Die Warge selbst gefallen mir eigentlich recht gut und ich sehe auch kein Problem mit der Art und Weise, wie Warge in der HdR-Trilogie in Erscheinung treten; während sie im „Hobbit“ einfach sehr große und bösartige Wölfe sind (so hatte ich sie mir auch ursprünglich beim Lesen vorgestellt), hatten sie in der HdR-Trilogie mehr mit Hyänen gemein. Die Lösung für diese Inkonsistenz: Bei den HdR-Wargen handelt es sich um eine südliche Rasse, während die Hobbit-Warge aus Gundabad, einer Orkfestung im Norden des Nebelgebirges stammen.
Was dagegen stört ist die Landschaft, die einfach nicht so wirklich in die Gegend um Bruchtal passen will und mehr nach Rohan aussieht. Und schließlich ist die Jagd mit dem Kaninchenschlitten doch ein wenig zu viel Slapstick.
„You are not the only guardian to stand watch over Middle-earth.“ – Bruchtal und der Weiße Rat
Bruchtal entschädigt glücklicherweise für die erste Konfrontation mit den Wargreitern. Gerade hier finden sich natürlich verdammt viele Verweise auf die HdR-Trilogie. Die meisten davon sind sehr gut gelungen. Beispielsweise ist es sehr schön, noch einmal vollgerüstete Elbenkrieger und Elrond (Hugo Weaving) in voller Montur zu sehen. Einige haben es auch nicht in die Kinoversion geschafft, etwa die Szene (im ersten Trailer zu sehen), in der Bilbo die Bruchstücke von Narsil entdeckt.
Nach der Ankunft der Zwerge ist alles ziemlich buchgetreu inszeniert, allerdings sind Elben weniger verspielt als im Roman und Thorins Abneigung gegen sie wird noch einmal besonders betont. Recht auffällig in diesem Abschnitt ist, dass Bilbo in den Hintergrund tritt, zwar ist er überall dabei, bekommt aber kaum Gelegenheit, etwas beizutragen.
Von größtem Interesse ist natürlich die Zusammenkunft des Weißen Rates. Auch diese finde ich prinzipiell sehr gelungen, auch wenn sie ein paar kleine, wenn auch nahvollziehbare, Schönheitsfehler hat. Dem Kenner fällt natürlich sofort auf, dass der Rat mit lediglich vier Mitgliedern zu klein ist. Die Intention ist klar, die Macher wollten die unbedarften Zuschauer nicht mit zusätzlichen, unbekannten Figuren verwirren, aber zumindest Radagast hätte ebenfalls dazugehört – er war ja sowieso gerade in der Gegend. Und ich hätte auch gerne Círdan, Glorfindel, Erestor oder andere wichtige Elben gesehen. Davon abgesehen gibt es noch in der Diskussion etwas, das ein wenig merkwürdig anmutet. Ob der Dolch des Hexenkönigs von Angmar wirklich vonnöten gewesen wäre, ist sicherlich diskutabel, aber ich fand vor allem das Gespräch über das Grab des Hexenkönigs ein wenig seltsam, da sie den Anschein erweckt, der Fürst der Nazgûl habe zu Lebzeiten über Angmar geherrscht, sei begraben worden und dann als Ringgeist zurückgekehrt. Das widerspricht zumindest Tolkien direkt, und auch der Prolog von „Die Gefährten“ suggeriert, dass die neuen Ringgeister bereits seit dem Zweiten Zeitalter aktiv sind. Die beiden kommenden Filme werden zeigen, was sich aus diesen Andeutungen entwickelt.
Davon abgesehen finde ich die Szene allerdings grandios, vor allem wegen Cate Blanchett und Christopher Lee. Erstere ist (wie Gandalf korrekt feststellt) wirklich nicht gealtert, und spielt sogar fast noch besser als in der HdR-Trilogie. Und Christopher Lee verdient den höchsten Respekt; mit 90 noch in Filmen mitzuspielen ist eine beeindruckende Leistung. Hier wurde er sogar erfolgreich verjüngt, sein Gesicht ist ein wenig faltenfreier und sein Bart ein wenig dunkler als in der HdR-Trilogie.
Der Weiße Rat von links nach rechts: Gandalf (Ian McKellen), Galadriel (Cate Blanchett), Saruman (Christopher Lee) und Elrond (Hugo Weaving)
Auch das Verhältnis der Figuren, wie es in dieser Szene dargestellt wird, gefällt mir ausnehmend gut und erinnert sehr an die „Nachrichten aus Mittelerde“ (natürlich ohne, dass besagtes Buch wirklich miteinbezogen würde): Saruman, der auf Gandalf herabblickt, gleichzeitig eifersüchtig ist und prinzipiell gegen ihn spricht (was auch die Frage aufwirft, in wie weit Saruman hier bereits eigene Ambitionen verfolgt) und Gandalf, der sich als geringer sieht als er ist, aber trotzdem gegen das Haupt des Ordens arbeitet und sowieso tut, was er will. Allgemein ist der Gandalf dieses ersten Hobbit-Films ein wenig unsicherer und weniger energisch als der Gandalf der HdR-Trilogie.
Unbedingt erwähnenswert ist im Zusammenhang mit dieser Szene noch Howard Shores Musik, denn was er hierfür komponiert hat, ist wunderbar vielschichtig und gehört zu den besten Verarbeitungen von HdR-Themen im Hobbit-Score. Gekonnt verwendet er Andeutungen des Isengart- und Sauron-Themas, um Zukünftiges anzudeuten, verwoben mit neuen Variationen der Themen für Bruchtal und Lórien.
Der Aufbruch der Gemeinschaft (ohne Gandalf wohlgemerkt, der im Buch dabei ist) schließlich spiegelt, wie nicht anders zu erwarten, den Aufbruch der Gefährten wieder. Statt einer epischen Variation des Gefährtenthemas gibt es eine nicht minder epische des Misty-Mountain-Themas, dazu umwerfende Landschaftsaufnahmen von Neuseeland.
Letztendlich ist das größte Manko des Bruchtal-Abschnitts ist wohl, dass er ein wenig zu kurz geraten ist – hier wird allerdings mit ziemlicher Sicherheit die Extended Edition Abhilfe schaffen.
Siehe auch:
Der Hobbit: Eine unerwartete Reise
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension – Teil 1
Der Hobbit: Eine erwartete Rezension – Teil 3
Der Hobbit: Eine unerwartete Reise – Soundtrack
Aktuell: J.J. Abrams für Star Wars Episode VII
Nachdem J.J. Abrams noch Ende letzten Jahres aussagte, er wolle Star Wars Episode VII lieber als Fan genießen denn selbst inszenieren, scheint er seine Meinung nun geändert zu haben, denn mehrere (zuverlässige) Quellen sprechen nun davon, dass Abrams in der Tat den nächsten Star-Wars-Film inszenieren soll. Was noch fehlt ist die offizielle Bestätigung.
Dennoch, Abrams wäre in meinen Augen ein durchaus passender Kandidat, sein „Star Trek“ fühlte sich im Grunde eher wie ein Star-Wars-Film an (weshalb er mir auch gefällt). Außerdem bedeutet das womöglich, dass er den Komponisten Michael Giacchino mitbringen könnte, der u.a. für seine Filme „Star Trek“ und „Super 8“ die Musik geschrieben hat und der stilistisch gut ins Star-Wars-Universum passen würde (und darüber hinaus wohl selbst ein Williams-Fan ist, zumindest, wenn man diesem Video glauben darf).
Siehe auch:
Dinge, die ich mir für zukünftige Star-Wars-Filme wünsche
Django Unchained
Story: Der deutsche Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Christoph Waltz) ist zur Ergreifung von Kriminellen auf die Mithilfe des Sklaven Django (Jamie Foxx) angewiesen, den er kurzerhand auf höchst eigenwillige Art kauft und anschließend befreit. Nachdem die beiden die besagten Verbrecher zur Strecke gebracht haben, beschließen sie, auch weiterhin als Duo tätig zu sein mit dem endgültigen Ziel, Djangos Frau Broomhilda (Kerry Washington) aus den Händen des sadistischen Plantagenbesitzers Calvin Candie (Leonardo DiCaprio). Dies erweist sich jedoch als schwierig, vor allem wegen Candies gerissenem Haussklaven Stephen (Samuel L. Jackson)…
Kritik: Nachdem sich Quentin Tarantino mit dem düstersten Kapitel der deutschen Geschichte beschäftigt hat, wendet er sich mit „Django Unchained“ nun dem düstersten Kapitel der amerikanischen Geschichte zu: Der Sklaverei. Und da er ein großer Fan des Spaghetti-Western-Genres ist, hat er das Ganze als solchen inszeniert (zugegebenermaßen ließen sich auch in „Inglorious Basterds“ gewisse Tendenzen in diese Richtung feststellen).
Rein strukturell lassen sich allerdings eher Parallelen zu „From Dusk Till Dawn“ (für diesen Film von Robert Rodriguez hat Tarantino das Drehbuch geschrieben) denn zu „Inglorious Basterds“ ziehen. Wie „From Dusk Till Dawn“ lässt sich auch „Django Unchained“ in zwei Hälften teilen, die ziemlich unterschiedlich sind: Die erste Hälfte gleicht einem Buddy-Movie mit Jango und Schultz als humorigem Kopfgeldjägerduo, das Gewaltausmaß hält sich (verhältnismäßig) in Grenzen, während vor allem der Humor im Vordergrund steht. Die zweite Hälfte (bzw. das letzte Drittel) ist dann eher ein ziemlich harter Rachfilm, in dem das Blut ordentlich spritzt.
Und auch sonst gibt es, trotz Christoph Waltz und Samuel L. Jackson, viele weitere Unterschiede zu den „Basterds“: „Django“ ist sehr viel weniger als Kammerspiel inszeniert, weitaus geradliniger und simpler als die meisten anderen Tarantinos und alles in allem sehr viel lockerer und humorvoller, speziell natürlich in der ersten Hälfte. Dennoch wird eindeutig nichts beschönigt und die Sklaverei wird als das gezeigt, was sie ist: Ein Gräuel sondergleichen. Zwar ist amerikanische Geschichte, speziell diese Epoche, nicht gerade mein Fachgebiet, aber dennoch wirkte auf mich alles recht authentisch. Tarantino wandelt hier auf einem schmalen Grad: Er zeigt die Gräuel, aber niemals mit erhobenem Zeigefinger, und bleibt dennoch seinem Stil treu (unvergleichlich beispielsweise der Auftritt des Proto-Ku-Klux-Klan).
Schauspielerisch wird einiges geboten. Jamie Foxx in der Titelrolle ist vor allem stoisch und cool, die eigentlichen Zugpferde des Ensembles sind jedoch Christoph Waltz, Leonardo DiCaprio und Samuel L. Jackson. Dass Tarantino Waltz nicht noch einmal als Schurken gecastet hat (wie es in fast jedem anderen Film der Fall war, in dem Waltz seit 2009 mitspielte), ist eindeutig positiv zu bewerten. Obwohl es ein paar Gemeinsamkeiten zwischen Hand Landa und King Schultz gibt, ist Schultz doch nie einfach nur ein Abziehbild, sondern eine fast ebenso gelungene Figur mit ihrem ganz eigenen Charme. Waltz ist dieses Mal der Lehrmeister des Helden, seine Figur macht allerdings eine ganz eigene Wandlung durch und ist äußerst vielschichtig.
Leonardo DiCaprio, der ursprünglich Landa hätte spielen sollen, bevor Tarantino sich für Waltz entschied, hat nun endlich die Gelegenheit, den Fiesling in einem Tarantino-Streifen zu spielen, was er genüsslich und zur großen Freude der Zuschauer tut. Interessant ist dabei auch die Rollenumkehrung zwischen ihm Samuel L. Jacksons Stephen (eine großartige, kauzige und unheimlich lustige Performance). Denn Stephen ist es, der den Plan von Django und Schultz durchschaut und er fungiert auch im letzten Drittel des Films als eigentlicher Schurke.
Fazit: Gelungener „Southern“ mit brillanten schauspielerischen Leistungen, der Tarantinos Meisterwerk „Inglorious Basterds“ allerdings nicht ganz das Wasser reichen kann. Dennoch, vollste Empfehlung!
Siehe auch:
Inglorious Basterds
Sin City
Holy Terror
Oh, Frank Miller, was ist nur aus dir geworden? Mit „Holy Terror“ hat der Mann, der in den 80ern zwei Superhelden – Batman und Daredevil – vor der Obskurität gerettet hat, den absoluten Tiefpunkt seiner Karriere abgeliefert. Es scheint fast, als wäre er dazu verflucht, mit voranschreitendem Alter immer schlechtere Qualität abzuliefern.
„The Dark Knight Returns“ ist ohne Zweifel ein revolutionäres Meisterwerk, „Batman: Year One“ sogar einer meiner absoluten Lieblingscomics. Auch der Sin-City-Reihe kann ich (bis auf Band 7) sehr viel abgewinnen, aber sie war es letztendlich, die Frank Miller das kreative Genick gebrochen hat. Gewisse Tendenzen in seinem Werk waren zwar schon zuvor wahrnehmbar, aber seit er angefangen hat, „Sin City“ zu schreiben, hat er nie wieder damit aufgehört. Stets beschäftigt er sich mit denselben Themen und, noch weitaus gravierender, sein Stil hat enorm gelitten. Stets gibt es knappe Satzfragmente und Wiederholungen, die inzwischen einfach nur noch nerven. Auch seine Geschichten werden alles in allem immer kruder und plakativer. „All-Star Batman“ kann noch, dank der hervorragenden Zeichnungen von Jim Lee, als Guilty Pleasure durchgehen, aber „The Dark Knight Strikes Again“ und „The Spirit“ (zwar ein Film, weist aber ebenfalls die oben erwähnten Charakteristika auf) sind schlicht und ergreifend Sondermüll. Mit „Holy Terror“ hat Frank Miller es allerdings geschafft, alles Bisherige zu unterbieten.
Schon allein die Prämisse ruft ein beunruhigendes Stirnrunzeln hervor. Laut eigener Aussage wollte Miller ein Stück Propaganda schreiben, das jeden beleidigt. Nun, zumindest das dürfte ihm gelungen sein. Der Umgang mit diesem Thema ist plakativ, vereinheitlichend und völlig unangemessen.
Ursprünglich hätte es sich bei diesem Machwerk um eine Batman-Geschichte handeln sollen, die sich mit radikalislamischen Terrorismus auseinandersetzen sollte („Holy Terror, Batman!“), aber schließlich entschloss sich Miller dazu, das Ganze vom Dunklen Ritter unabhängig zu machen – Batman gegen al-Qaida passt absolut nicht. Schon über Prämisse und Zweck dieses Comics könnte man seitenweise schreiben. Aber selbst wenn man das alles außen vor lässt, ist „Holy Terror“ Frank Millers bisher schlechtestes Werk.
Der Held, den Miller letztendlich ins Rennen schickt – auf Deutsch nennt er sich „Richter“, im Original heißt er „Fixer“ – ist letztendlich trotzdem ein schlecht verkleideter Batmanersatz. Das Vorbild seiner nicht ganz freiwilligen Partnerin mit Namen „Die Katze“ ist ebenfalls nicht schwer zu identifizieren. Im Grund besteht die Handlung lediglich aus einer Konfrontation des Richters mit der Katze, die von einer von Terroristen hervorgerufenen Explosion unterbrochen wird. Daraufhin gehen beide, mit der Hilfe des israelischen Geheimdienstes in bester Sin-City-Manier gegen die Terroristen vor. Inhaltlich ist das Ganze extrem dünn. „Holy Terror“ hat dasselbe Format wie „300“, aber, so unglaubwürdig das klingen mag, noch sehr viel weniger Substanz. Dies hängt vor allem mit dem Umstand zusammen, dass es enorm viele ganzseitige Panels gibt, sodass man beim Lesen des Öfteren den Eindruck hat, statt eines Comics ein Bilderbuch in der Hand zu halten. Ansonsten gibt es absolut nichts, was man nicht in anderen Miller-Comics schon gesehen hätte. Wie in „The Dark Knight Strikes Again“ findet sich immer wieder merkwürdige, deplatzierte wirkende und zusammenhanglose Medien- und Politsatire. Ansonsten: Harter Rächer, Frau mit kaum zu kontrollierender Libido, knappe Halbsätze und viele Wiederholungen – „Holy Terror“ ist eine Kondensierung sämtlicher massiv störenden Tendenzen und Stilmittel im Schaffen Millers. So etwas wie Nachvollziehbarkeit, interessante, dreidimensionale Figuren oder innere Konflikte sucht man vergeblich: Die Charaktere sind völlig flach und langweilig. Miller scheint das Interesse am Erzählen einer Geschichte völlig verloren zu haben.
Zeichnerisch orientiert sich Miller ebenfalls an „Sin City“: Schwarzweiß mit einzelnen Farbflecken. Der Trend aus dem siebten Band dieser Serie und aus „The Dark Knight Strikes Again“ setzt sich fort, die Proportionen werden immer merkwürdiger. Und statt der früher klaren Linien herrscht nun eine Art Verwischungstechnik vor, alles wird immer abstrakter.
Fazit: „Holy Terror“ ist der absolute Tiefpunkt in Millers Comicschaffen, eine kondensierte Sammlung all dessen, was zurecht an seinem Werk kritisiert wird.
Siehe auch:
Batman Year One
Sin City
Aktuell: Neue Kurzgeschichte
Es wird mal wieder Zeit für ein wenig Eigenwerbung: Meine neue (nun ja, neu in dieser Form, die Anfänge existieren in anderer Form schon etwas länger) Kurzgeschichte „Jäger“ ist fertig und auf meinem Zweitblog online. Sie spielt zwar vor dem Hintergrund der Welt der Dunkelheit (bzw. des Rollenspiels „Vampire: The Masquerade“) ist aber völlig ohne Vorwissen genießbar. Worum geht’s?
Silver Cross, ein Jäger des Übernatürlichen etabliert sich in der (nach dem Beispiel der fiktiven Städte des DC-Universums gestalteten) amerikanischen Metropole Angel City und muss schon bald feststellen, dass in besagter Stadt diesbezüglich sehr viel mehr geschieht, als ihm lieb ist, denn grausame Ritualmorde sind eindeutig kein Zuckerschlecken.
Zur Geschichte
Stück der Woche: Misty Mountains
Das von der Band Plan 9 komponierte, von Richard Armitage und den anderen Zwergendarstelleren gesungene und von Howard Shore und Neil Finn für Score und Abspannsong adaptierte Misty Mountains ist der geistige Nachfolger des Gefährten-Themas und gleichzeitig quasi das musikalische Herzstück des Soundtracks zum ersten Hobbit-Film. Früher oder später werde ich mich mit dem Lied bzw. dem Thema noch ausgiebig auseinandersetzen, dies ist natürlich aber erst sinnvoll, wenn klar wird, in welche Richtung es sich in den nächsten beiden Filmen entwickelt.
Stattdessen (und weil ich diese Woche recht wenig Zeit habe) werfe ich einen kurzen Blick auf die Rezeption. Lied und Thema sind bereits seit dem ersten Hobbit-Trailer bekannt, in welchem sie mit großer Wirkung vorgestellt wurden. Um ehrlich zu sein habe ich noch nie eine so gewaltige Fanreaktion auf einen bloßen Trailer erlebt, denn Misty Mountains schlug bombastisch ein und zog eine gewaltige Anzahl an mitunter extrem kreativen Coverversionen nach sich. Die schönsten möchte ich hier sammeln, manche existieren bereits ziemlich lange, andere sind erst nach dem Film entstanden. Ob das Cover auf dem Trailer oder der Filmversion basiert, lässt sich sehr einfach feststellen: Im Trailer (und allen Versionen, die auf ihm basieren) fehlen die Zeilen „We must away ere break of day/To find our long forgotton gold“.
str8voices: Gemischter Acapella-Chor mit erweitertem Text:
Jun Sung Ahn spielt Violine und Peter Hollens sing mehrstimmig:
Dwarven Rock:
Camille und Kennerly: Instrumentalversion auf elektrischen Harfen:
Albert Chang und zwölf Freunde auf sechs Violinen, sechs Celli und einem Cajon:
Ocarina und Gitarre:
Sonic Sparks: Sehr beeindruckende Version mit erweiterten Texten
Siehe auch:
Der Hobbit: Eine unerwartete Reise – Soundtrack
Prometheus – Dunkle Zeichen
Story: 2089: Die Wissenschaftler Elizabeth Shaw (Noomi Rapace) und Charly Holloway (Logan Marshall-Green) entdecken Spuren einer mythischen Schöpferrasse, der sogenannten „Konstrukteure“, die möglicherweise auch die Menschheit geschaffen hat. Zu diesen Spuren gehört auch eine Sternenkarte. Die Weyland Corporation, eine mächtige Firma, stellt den beiden ein Schiff samt Besatzung, inklusive des mysteriösen Androiden David (Michael Fassbender), zur Verfügung, um diesen Spuren nachzugehen. Die Crew landet schließlich auf einem Mond mit Atmosphäre, auf welchem sie in der Tat Spuren der Konstrukteure finden – Spuren, die sich schon bald als lebendige, tödliche Gefahr erweisen. Dass einige Mitglieder der Crew ein doppeltes Spiel spielen ist dabei auch nicht sonderlich hilfreich…
Kritik: „Prometheus“ stellt Ridley Scotts Rückkehr ins Alien-Franchise dar, welches er 1979 mit gleichnamigem Film begründete. Ursprünglich sollte dieser Film ein direktes Prequel werden, das die Herkunft des Xenomorph zeigen sollte. Ein Prequel ist „Prometheus“ immer noch – in gewisser Weise; und auch der Alien-Ursprung wird thematisiert – in gewisser Weise. Im Alien-Fandom ist „Prometheus“ jedenfalls nach allem, was man so hört, nicht besonders gut angekommen, und ich kann mir auch recht gut vorstellen weshalb. Es gibt natürlich viele Parallelen zum ursprünglichen Film, u.a. in Aufbau, Atmosphäre, Figurenkonstellation (überlebende Protagonistin, Android), sogar Jerry Goldsmiths Alien-Thema wird an einer Stelle zitiert. Der eigentliche Ursprung des Aliens – der Film endet mit der „Geburt“ eines Alien-Prototyps, von den Filmemachern als „Deacon“ bezeichnet – ist letztendlich einer Kette von Zufällen zu verdanken und für den Verlauf dieses Films ziemlich obsolet. Wären die entsprechenden Szenen geschnitten worden, man hätte wohl kaum etwas vermisst. Möglicherweise wird das Ganze ja noch für ein potentielles Sequel wichtig, aber wenn man sich „Prometheus“ alleine ansieht, ist die Entstehung des Alien vor allem deshalb im Film, um die Fans zufrieden zu stellen – so erscheint es zumindest mir, und dieses Vorhaben ist dann ja wohl auch irgendwie misslungen. Trotz der Parallelen und des Alien-Handlungsstranges ist „Prometheus“ weniger ein Prequel zu „Alien“ als eine Verfilmung von H.P. Lovecrafts „Berge des Wahnsinns“. Strukturell und inhaltlich sind sich beide Werke extrem ähnlich: Eine Forschergruppe findet an einem abgelegenen Ort (bei Scott auf dem Mond eines fremden Planeten, bei Lovecraft in der Arktis) Spuren einer überlegenen Schöpferrasse (bei Scott die Konstrukeure, bei Lovecraft die Alten Wesen bzw. „Elder Beings“), welche die Menschheit aus Zufall, zum Spaß oder aus einem anderen Grund erschaffen hat und nun scheinbar nicht mehr da ist. Allerdings hat besagte Rasse biologische Spuren ihres Schaffens hinterlassen, welche dem Forscherteam ziemlich Probleme bereiten und sich als äußerst mörderisch erweisen. Und ein großes, schleimiges Etwas mit Tentakeln gibt es auch.
In der Tat funktioniert „Prometheus“ als Lovecraft-Verfilmung fast besser denn als Alien-Prequel. Während vor allem in den ersten beiden Dritteln der Geist von „Berge des Wahnsinns“ wirklich gut eingefangen wird, sind für einen Alien-Film (wenn man die guten als Maßstab nimmt und nicht die schlechten) vor allem die Figuren zu schwach und uninteressant. Gerade diesbezüglich sticht lediglich der von Michael Fassbender verkörperte Androide David hervor, der Rest ist sowohl charakterlich als auch schauspielerisch relativ uninteressant, Charlize Theron wirkt sogar irgendwie Fehl am Platz. Enttäuschend ist auch das Finale das, gemessen an dem, was unternommen wurde, um es aufzubauen, viel zu unkreativ ausfällt.
Fazit: Netter, atmosphärischer Sci-Fi-Horror, der allerdings weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt und als Lovecraft-Verfilmung besser funktioniert als als Alien-Prequel.
Siehe auch:
Der Cthulhu-Mythos
Hellboy