Harry Potter und der Orden des Phönix – Soundtrack

hp5ost
Tracklisting:

01. Fireworks
02. Professor Umbridge
03. Another Story
04. Dementors in the Underpass
05. Dumbledore’s Army
06. The Hall of Prophecies
07. Possession
08. The Room of Requirements
09. The Kiss
10. A Journey to Hogwarts
11. The Sirius Deception
12. The Death of Sirius
13. Umbridge Spoils a Beautiful Morning
14. Darkness Takes Over
15. The Ministry of Magic
16. The Sacking of Trelawney
17. Flight of the Order of the Phoenix
18. Loved Ones & Leaving

Wie auch Mike Newell brachte David Yates, ab „Harry Potter und der Orden des Phönix“ Regisseur der Reihe (und mit vier Filmen der Regisseur, der am meisten Potter-Streifen gedreht hat), seinen Stammkomponisten mit. Wie Yates hatte Nicholas Hooper vor dem „Orden des Phönix“ keine Blockbustererfahrung, Regisseur und Komponist hatten zuvor vor allem an Fernsehprojekten, zum Beispiel der sechsteiligen BBC-Miniserie „State of Play“, zusammengearbeitet.
Hoopers Stil unterscheidet sich massiv von dem von Williams und Doyle, seine Herangehensweise weist allerdings zwei Parallelen zu Letzterem auf: Wie Doyle arbeitet auch Hooper nicht mit den Leitmotiven seiner Vorgänger, sondern fängt mit der Motivsprache von vorne an und wie bei Doyle ist Hedwigs Thema die einzige Ausnahme: Die Verwendung des Franchise-Themas ist bei beiden Komponisten ziemlich ähnlich (siehe auch den entsprechenden Artikel). Darüber hinaus gibt es noch zwei kleine Williams-Verweise, die aber nicht leitmotivischer Natur sind. Beide finden sich in Dementors in the Underpass: Wie in „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ werden die Dementoren von Dissonanzen repräsentiert, während das Auftauchen von Harrys Patronus von einem wortlosen Chor begleitet wird. Beides geschieht jedoch, ohne das Williams-Material direkt zu zitieren.
Davon einmal abgesehen ist es ziemlich verblüffend, dass Hoopers musikalischer Stil dem von Patrick Doyle fast diametral entgegengesetzt ist. Was bei Doyle „zu viel“ war ist bei Hooper „zu wenig“, man merkt ihm seine TV-Herkunft an. Wo Doyles Score zu üppig war, ist Hoopers Musik zu minimalistisch und leitmotivisch zu wenig ausgeprägt. Gewiss hat sie ihren ganz eigenen Charme und ist durchweg angenehm zu hören, beschränkt sich aber zu oft auf schlichte Untermalung und enttäuscht so auf narrativer Ebene. Zugegebenermaßen wäre es allerdings unfair, Hooper die alleinige Schuld zu geben. Da „Der Orden des Phönix“ die Ereignisse des Buches nur sehr knapp wiedergibt, sind die Möglichkeiten diesbezüglich mitunter eingeschränkt. Umso wichtiger wäre es deshalb gewesen, das thematische Material der Vorgänger miteinzubeziehen und darauf aufzubauen.
Leitmotivische Ideen sind zwar vorhanden, werden aber ungenügend ausgebaut. Das markanteste Thema gehört zu Professor Umbridge, der von Imelda Staunton gespielten neuen Lehrerin für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, und ist vor allem in Umbridge Spoils a Beatiful Morning (recht dezent) und in Professor Umbridge zu hören. Es handelt sich dabei um eine ziemlich eingängige Melodie, die laut Hooper Ohrwurmcharakter haben und den Zuhörer irritieren soll. Dieses Thema repräsentiert vor allem die „pinke Seite“ Umbridges und ihr übermäßig süßliches Gehabe. Grundsätzlich ist dieses Thema sehr gelungen, was allerdings fehlt, ist eine adäquate Entwicklung. Mit der Zeit gewinnt sie innerhalb der Schule immer mehr Macht und schafft es gar, Dumbledore hinauszuekeln, es wäre also anzunehmen, dass ihr Thema immer kräftiger und garstiger wird, je mehr Umbridge ihr wahres Gesicht zeigt. Doch nach den ersten Einsätzen in der ersten Hälfte des Films verschwindet es aber fast zur Gänze aus dem Score, lediglich am Anfang von Darkness Takes Over ist eine leise Andeutung zu hören.
Das zweite markante Thema ist das Possession-Thema, das für die langsame Besitzergreifung Harrys durch Voldemort steht und im gleichnamigen Track am deutlichsten zu hören ist, ebenso wie in The Sirius Deception. Grundsätzlich ist auch dieses Thema gut und wirkungsvoll, aber zu subtil und im Score nicht präsent genug.
Darüber hinaus gibt es kaum leitmotivisches Material. The Flight of the Order of the Phoenix könnte man als Thema besagten Ordens verstehen, es gibt auch eine Verbindung zur Musik, die das Treffen von Dumbledores Armee untermalt (zweite Hälfte von Dumbledore’s Army) und der, die beim Aufbruch ins Ministerium gespielt wird (zweite Hälfte von The Sirius Deception), doch dies ist alles viel zu vage.
Zu den besten Momenten des Soundtracks gehören interessanterweise viele, die eine rein untermalende Funktion haben – hier wartet Hooper mit einigen kreativen Ideen auf, etwa dem Stück Fireworks, das den Abgang der Weasley-Zwillinge untermalt. Mein persönlicher Höhepunkt ist jedoch das Action-Underscoring des Finales, zu hören in The Hall of Prophecies und The Death of Sirius. Hooper verlässt sich dabei primär auf Streicher und besonders im zweitgenannten Track lässt er sie fast schon Amok laufen.
Für „Harry Potter und der Orden des Phönix“ komponierte Hooper sehr szenisch, ihm geht es vor allem um die Untermalung von Momenten, weniger darum, die Geschichte durch die Musik zu erzählen, er konzentriert sich auf den Augenblick.
Interessanterweise sind seine beiden musikalischen Beiträge zum Potter-Franchise die umstrittensten. Die Werke von Williams, Doyle und Desplat wurden im Großen und Ganzen positiv rezipiert, während die Urteile zu Hoopers Arbeiten sehr gemischt ausfielen. Manche begrüßten den neuen Ansatz und fühlten sich dadurch emotional stärker angesprochen als durch die ersten vier Soundtracks, während andere mit seinen Kompositionen schlicht nichts anzufangen wussten.
Meine eigene Meinung liegt irgendwo dazwischen: Ich erkenne durchaus die Qualitäten des Scores, für mich als Fan der Leitmotivik ist das, was geboten wird, allerdings einfach nicht genug. Wäre dies eine „normale“ Filmmusik würde das Urteil wahrscheinlich positiver ausfallen, als Franchise-Score mangelt es dem „Orden des Phönix“ allerdings an einem roten Faden und einer passenden narrativen Ausarbeitung, von der Verwendung bereits etablierter Themen ganz zu schweigen.
Fazit: Trotz einiger wirklich kreativer Ansätze ist Hoopers Musik zu „Der Orden des Phönix“ wohl die schwächste der Filmreihe, es mangelt an einem Gesamtkonzept, neue Themen sind rar und die, die es gibt, werden ungenügend verarbeitet.

Siehe auch:
Hedwigs Thema
Harry Potter und der Stein der Weisen – Soundtrack
Harry Potter und die Kammer des Schreckens – Soundtrack
Harry Potter und der Gefangene von Askaban – Soundtrack
Harry Potter und der Feuerkelch – Soundtrack – Soundtrack
Harry Potter und der Halbblutprinz – Soundtrack
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1 – Soundtrack
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2 – Soundtrack

Werbung

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s