Der Hobbit – Comicadaption

Hobbit-Countdown
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Sowohl zum „Herrn der Ringe“ als auch zum „Hobbit“ existieren Comicadaptionen. Erstere ist relativ obskur, nur noch schwer zu erwerben und basiert darüber hinaus nicht auf Tolkiens Roman, sondern der Bakshi-Verfilmung aus den 70ern. Und obwohl ich eine gewisse nostalgische Schwäche für sie habe, ist sie schlicht und einfach nicht besonders gut gelungen. Die Zeichnungen sind ziemlich unansehnlich, Hintergründe sind mitunter äußerst abstrakt (wenn vorhanden) und alles in allem passt der Zeichenstil einfach nicht zur Geschichte. Und natürlich weist diese Adaption viele der Schwächen des Bakshi-Films auf.
Ganz anders sieht es dagegen mit der von Charles Dixon geschriebenen und David Wenzel gezeichneten Comicfassung des „Hobbit“ aus, die auch immer wieder neu aufgelegt wurde und im Zuge des ersten Hobbit-Films auch in den Buchhandlungen wieder ausliegt.
Die Geschichte dürfte ja weithin bekannt sein: Der Hobbit Bilbo Beutlin wird vom Zauberer Gandalf und 13 Zwergen, welche ihr geraubtes Gold (und am besten noch ihre alte Bergfestung Erebor) vom Drachen Smaug zurückgewinnen wollen, als Meisterdieb rekrutiert. Auf der Fahrt zum Erebor begegnen Gruppe allerhand Gefahren und merkwürdigen Wesen, u.a. Orks, Trollen, Riesenspinnen, einem Werbären, Waldelben und Gollum. Mit der Ankunft am Einsamen Berg nimmt das Abenteuer allerdings erst richtig Fahrt auf…
Schon bei Durchblättern fällt aufgrund des vielen Textes auf, dass es sich hierbei um eine sehr werkgetreue Adaption handelt, handlungstechnische Abweichungen, Kürzungen oder gar Änderungen finden sich so gut wie gar nicht. Die Dialoge sind oftmals fast komplett vorhanden und auch in den Erzählboxen findet sich viel Text des Romans – manchmal gar zu viel, an manchen Stellen wäre es durchaus angebracht gewesen, die Bilder für sich sprechen zu lassen. Es gibt Stellen, die wirken vor Text geradezu überladen, sodass man den Eindruck bekommt, dass Dixon möglichst viele von Tolkiens Worten unterbringen. So löblich diese Einstellung auch sein mag, manchmal ist weniger dennoch mehr. Auffällig sind einige abweichende Übersetzungen (Bilbos Schwert heißt Stachel, nicht Stich, und Bruchtal (Rivendell) und Hobbingen (Hobbiton) wurden nicht übersetzt), wobei ich allerdings nicht sagen kann, ob dies bei der aktuellen Ausgabe noch immer der Fall ist, da ich noch die ältere, dreibändige Hardcover-Version mein Eigen nenne.
Da die Adaption dem Roman so genau folgt, ist natürlich vor allem die zeichnerische Umsetzung sehr interessant. David Wenzels Zeichnungen sind sehr detailliert und schön anzusehen und wirken ein wenig vom klassischen Fantasy-Stil á la „Dungeons&Dragons“ inspiriert, was meistens recht gut funktioniert. Vor allem Smaug ist äußerst gut gelungen und gibt einen beeindruckenden roten Drachen ab. Ebenso passend sind Gandalf, Bilbo und die Zwerge, bei denen sich Wenzel sehr eng an Tolkiens Beschreibungen orientiert.
Nicht ganz so gelungen sind dagegen die Orks und die Elben. Bei Ersteren ist das D&D-Element am stärksten, die sie sind grün und passen in dieser Form nicht so recht nach Mittelerde, speziell unter Einbeziehung des Silmarillion. Ähnliches gilt auch für die Elben, denen es an Anmut und Schönheit fehlt. Zum Teil dürfte dies auch mit ihrer Darstellung im „Hobbit“ zusammenhängen, mitunter wirken sie allerdings einfach zu knubbelnasig und menschlich. Dennoch, das sind relativ kleine Kritikpunkte, im Großen und Ganzen sind die Zeichnungen äußerst gelungen.
Fazit: Sehr werkgetreue Comicfassung von Tolkiens Werk, die Ideal zur Vorbereitung auf den Film geeignet ist, das sie die Geschichte sehr vorlagengetreu wiedergibt, aber trotzdem schneller gelesen ist als der Roman.

Beispielseiten:
the_hobbit_comic_book
thehobbit010611c
hobbitseite

Der Hobbit-Countdown:
Prämisse
Hobbit-Musik: Ein Ausblick
Historischer Atlas von Mittelerde
Rückforderung der Natur
Der Hobbit: Eine unerwartete Reise