Aktuell: Halloween 2012


In den letzten Jahren wurde Halloween, mitsamt dem Brauch, am 31. Oktober von Tür zu Tür zu ziehen und Süßigkeiten einzusammeln, auch in deutschen Landen immer populärer. Im Fernsehen läuft spezielles Halloween-Programm und grinsende Kürbisse zieren die Fenster. Als Freund des Unheimlichen, Grausigen und Makaberen ist das natürlich DIE Gelegenheit, eine weitere Themenreihe, dem TDKR-Countdown nicht unähnlich, zu starten. Hiermit wird der Oktober 2012 zum Horror-Monat erklärt, in welchem ich mich bevorzugt auf alles konzentrieren werde, was im engern oder weiteren Sinn zum Grusel- und Horror-Genre gehört. Wie beim TDKR-Countdown wird es auch dieses Mal sicher wieder zwischendurch den einen oder anderen Artikel geben, der mit dieser Prämisse nichts zu tun hat, aber der Fokus wird dennoch eindeutig sein. Jeder der Halloween-Beiträge ist mit H12 (Halloween 2012) gekennzeichnet.
Als Leitmotiv für diese Artikelreihe hätte sich natürlich eine der vielen Versionen von This is Halloween gut geeignet, aber dieses Lied ist in meinen Augen schon ein wenig überstrapaziert, weshalb ich mich stattdessen für das Hauptthema aus Tim Burtons „Sleepy Hollow“ entschieden habe, ebenfalls komponiert von Danny Elfman. In gewissem Sinne drückt es dasselbe aus, und das auch noch völlig ohne Worte.

Titanic: Blood and Steel


Eine Mischung aus James Camerons Film und der an Blut und Brüsten nicht gerade armen Starz-Serie „Spartacus: Blood and Sand“? Nicht ganz.
Das Sujet dieser Rezension hat mit beiden eigentlich relativ wenig zu tun. Trotz des etwas reißerischen Titels handelt es sich bei „Titanic: Blood and Steel“ und eine aufwendige Historienserie, die den Entstehungsprozess der Titanic beschreibt – wer kitschige Romanzen, blutige Action oder barbusige Schönheiten sucht, wird hier mit Sicherheit nicht fündig. „Titanic: Blood and Steel“ ist viel eher ein Porträt Belfasts zu Beginn des 20. Jahrhunderts, das namensgebende Schiff in erster Linie Antriebsmotor der Handlung und weniger das Zentrum.

Die Handlung
Der Bau der Titanic wird aus dem Blickwinkel verschiedener Protagonisten gezeigt, die alle am Entstehungsprozess des Ozeanriesen beteiligt sind. Die zwölfteilige Miniserie bemüht sich, ein detailliertes Bild der verschiedenen Gesellschaftsschichten Belfasts zu zeichnen. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Klassenunterschiede zwischen arm und reich sowie die Konflikte zwischen Protestanten und Katholiken.
Der Fokus der Handlung liegt auf dem jungen amerikanischen Metallurgen Dr. Mark Muir (Kevin Zegers), der von der Werft Harland & Wolff angeheuert wird, um den Bau der Titanic – speziell sein Fachgebiet betreffend – zu überwachen. Schon bald jedoch erfährt der Zuschauer, dass Muir in der Tat selbst aus Belfast stammt, Katholik ist und in New York seine Namen aufgrund der Feindschaft zwischen den beiden christlichen Glaubensrichtungen geändert hat.
Gerade seine Herkunft stellt Muir vor einige Probleme, da es an der Werft viele Elemente gibt, die mit seinem Herangehen und seinen modernen Methoden nicht einverstanden sind und die nun nach einem Weg suchen, sich seiner zu entledigen.
Aber auch privat gibt es Schwierigkeiten, so muss sich Muir mit seinem alkoholkranken Vater herumärgern und findet heraus, dass seine ehemalige Geliebte von ihm schwanger geworden und im Kindbett gestorben ist. Darüber hinaus interessiert sich die reiche Magnatentochter Kitty Carlton (Ophelia Lovibond) sehr für den attraktiven Metallurgen, der sich seinerseits allerdings eher zu Sofia Silvestri (Alessandra Mastronardi), der Tochter eines italienischen Einwanderers hingezogen fühlt. Selbstverständlich würde eine Beziehung mit ihr aufgrund des Klassenunterschieds allerdings nur weitere Probleme verursachen.
Die Konflikte bezüglich Klasse und Konfession sind die zentralen Themen der Serie und stets spürbar, auch in den anderen Handlungssträngen. So scheitert etwa der Versuch des sozialistischen Arbeiters Jim Larkin (Liam Hemsworth), eine Union zu gründen, an eben jenen Konfessionsschwierigkeiten. Proteste enden schließlich gewaltsam, nämlich mit dem Tod eines Arbeiters, was dessen Witwe (Denise Gough) und ihren Bruder (Branwell Donaghey) dazu veranlasst, sich politisch zu engagieren. Während all dieser Schwierigkeiten versucht Lord Pirrie (Derek Jacobi), der Vorsitzende der Werft, den Bau der Titanic voranzutreiben.

Die Umsetzung
Man merkt „Titanic: Blood and Steel“ seine Ambitionen und sein hohes Budget durchaus an, denn das Produktionsdesign und die Kostüme sind wirklich vom Feinsten. Durch das umfassende Bild, das die Serie zeichnen möchte, dauert es allerdings ein wenig, bis man als Zuschauer „reinfindet“, die einzelnen Handlungsstränge ausmachen und herausfinden kann, wer wer ist. Und selbst danach kann es immer wieder zu gewissen Längen kommen. Dennoch ist die Serie alles andere als unspannend, sobald man sich ein wenig an sie gewöhnt hat.
Es sei jedoch noch einmal erwähnt, dass es eigentlich weniger um den Bau der Titanic selbst geht, denn dieser wird recht wenig thematisiert. Der Fokus liegt viel stärker auf den sozialen und politischen Folgen des Baus. Auch die Charaktere, deren Handeln, Schicksal und Aktionen stehen stark im Mittelpunkt. Dies geht sogar so weit, dass die Titanic in der Mitte der Serie sehr stark an Bedeutung verliert, während die Wahlen in Belfast, Muirs Beziehung zu Sofia Silvestri und die Suche seiner Tochter zu den Haupthandlungssträngen zu werden scheinen. Wer sich also für den eigentlichen Schiffsbau interessiert, wird hierbei wohl kaum fündig. Als soziopolitische Historienserie funktioniert „Titanic: Blood and Steel“ allerdings durchaus gut, auch wenn sie bisweilen etwas behäbig daherkommt – ein oder zwar Handlungsstränge weniger hätten für eine etwas stringentere Serie gesorgt. Gerade der Subplot die deutschen Spione und die von Neve Campbell gespielte Reporterin betreffend wirkt recht angeklebt und harmoniert nicht so recht mit dem Rest.
Dagegen sind jedoch die kleinen und größeren Hinweise auf das letztendliche Schicksal der Titanic sehr gelungen, etwa als Muir feststellt, dass der für den Schiffsbau verwendete Stahl bei Minustemparaturen sehr brüchig wird.
Darüber hinaus weiß die Miniserie vor allem schauspielerisch zu überzeugen – Kevin Zegers als Mark Muir stellt genau die richtige Mischung aus jugendlichem Elan und Intelligenz dar, die die Rolle verlangt. Ebenso überzeugend ist der restliche Cast, wobei Derek Jacobi, dessen beachtliche Bandbreite von Kenneth Branaghs „Hamlet“ bis hin zu „Underworld Evolution“ reicht, besonders hervorgehoben werden muss. Lord Pirri hätte leicht zu einer klischeehaften, für ihre Zeit ungewöhnlich liberale Figur werden können, doch Jacobi schafft es stets, den Charakter glaubhaft und überzeugend darzustellen.
Die Wahl der Tonspur ist ein wenig kniffelig, da der irische Akzent vieler Protagonisten recht schwierig zu verstehen ist, allerdings geht in der deutschen Tonspur sehr viel Atmosphäre und Authentizität verloren, da die Sprechweise die Klassenunterschiede noch weitaus deutlicher macht. In der Synchronisation klingt dagegen alles einheitlich.

Fazit: „Titanic: Blood and Steel“ ist eine interessante Miniserie, die vor allem durch Ausstattung und Darsteller besticht. Die zwölf Folgen sind ein wenig überladen und behäbig, aber alles in allem weiß die Serie dennoch als aufwendiges Historiendrama zu überzeugen und zu unterhalten. Die DVD und BD-Box der gesamten Serie ist am 20. September 2012 erschienen.

Trailer