
Oftmals trifft man auf die Meinung, die Burton- und Schumacher-Batman-Filme seien „comichafter“ als Nolans Interpretation der Figur – was wieder einmal beweist, dass das Adjektiv „comichaft“ einfach nichts taugt. Der Comic als Medium hat sich entwickelt, sodass inzwischen jede Spielart jedes Genres als Bildergeschichte umgesetzt werden kann. Jeder weiß zwar, was gemeint ist (weniger realistisch, stilisierter etc.), aber das macht es trotzdem nicht richtiger.
Bei Comic-, speziell Superheldenverfilmungen, gibt es im Groben zwei mögliche Herangehensweisen. Man kann sich, wie bei einer klassischen Romanverfilmung, eine spezifische Vorlage suchen und diese relativ genau verfilmen, so geschehen etwa mit „Watchmen“ oder einigen der DC Universe Animated Original Movies, allerdings ist diese Vorgehensweise die seltenere. Für gewöhnlich bedienen sich die Regisseure, Produzenten und Drehbuchautoren „aus dem Mythos“ und erzählen Geschichten, die eher grob an bestimmte Comics, Storybögen etc. angelehnt sind oder einfach eine der Grundkonstellationen der Vorlage verwenden, um etwas eigenes zu erzählen. Diese Vorgehensweise wurde auch bei den Batman-Filmen von Burton, Schumacher und Nolan gewählt. Allerdings halten sich die Nolan-Filme, zumindest auf ihre Art, enger an die Comics als es die anderen vier tun. Burton passte die Figuren (v.a. natürlich die Schurken) seiner Vision an, was besonders bei Catwoman und dem Pinguin zu spüren ist. Im Gegensatz dazu ließ Schumacher die Ursprungsgeschichte meistens intakt, veranstaltete mit ihnen aber eine Faschingsparade auf LSD. Letztendlich basieren alle vier Filme eher lose auf den Comics, eine bestimmte Inspirationsquelle lässt sich schwer ausmachen. Zumeist wird nur die jeweilige Grundkonstellation verwendet (Two-Face begeht Verbrechen, die irgendwie mit der Zwei und Dualität zu tun haben, Poison Ivy betätigt sich als extreme Umweltschützerin, Batman hat ein ambivalentes Verhältnis zu Catwoman etc.) und damit wird dann eine neue Geschichte erzählt.
Chris Nolan, sein Bruder Jonathan (der allerdings nur an „The Dark Knight“ und „The Dark Knight Rises“ mitarbeitete) und David S. Goyer dagegen gingen weitaus sorgsamer vor. Auch sie nahmen durchaus Veränderungen am Material vor, trotzdem lassen sich die Quellen viel besser ausmachen, insbesondere, da viele kleine Verweise und Anspielungen auf diverse Comics, Miniserien, Graphic Novels etc. des Bat-Universums untergebracht wurden.
In dieser Artikelreihe möchte die diversen Vorlagen und Quellen der Dark-Knight-Trilogie einmal unter die Lupe nehmen, betrachten, auf welche Weise sie die Filme beeinflusst haben und in diesem Zusammenhang auch gleich noch auf einige Details eingehen, die in den normalen Filmrezensionen keinen Platz mehr hatten (oder, im Fall von „The Dark Knight Rises“, Spoiler enthalten). Ursprünglich wollte ich das alles in einem Artikel tun, allerdings ist der Batman-Begins-Teil schon ziemlich ausgeufert, weshalb es nun doch drei werden, jeweils einer pro Film, natürlich beginnend mit „Batman Begins”.
Diese Artikelreihe wird also nicht vollkommen objektiv sein und erhebt darüber hinaus auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit – seit 1939 sind unendlich viele Comics mit dem Dunklen Ritter erschienen, und obwohl der Autor dieses Artikels sich sehr anstrengt, hat er doch nur einen Bruchteil des verfügbaren Materials gelesen.
Bei „Batman Begins” werden von den Verantwortlichen gewöhnlich drei „Hauptinspirationsquellen“ genannt: „Batman: Year One“, „Batman: The Long Halloween“ und „Batman: The Man Who Falls“. Die ersten beiden habe ich bereits rezensiert, deswegen beginne ich mit einem Blick auf „The Man Who Falls“, widme mich danach den beiden Überklassikern, um schließlich zur Darstellung der Figuren sowie zu den eher obskureren Referenzen und Zitaten zu kommen.
Bei „The Man Who Falls“ handelt es sich um eine kurze Geschichte aus dem Jahr 1989, verfasst von Bat-Guru Denny O’Neill (der u.a. Ra’s al Ghul erfunden und auch die Romanadaptionen von „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ verfasst hat) und gezeichnet von Dick Giordano. Ich bin mir im Unklaren darüber, ob diese Geschichte überhaupt auf Deutsch erschienen ist, in jedem Fall wurde sie vor einigen Jahren in einem US-Paperback veröffentlicht, das unter anderem auch die Comicadaption von „Batman Begins“ enthält und das ich besitze. Die Geschichte schildert in Rückblicken Bruce‘ Werdegang zu Batman, beginnend mit seinem Sturz in die Fledermaushöhle (dieses Detail tauchte zum ersten Mal in Frank Millers „The Dark Knight Returns“ auf und ist auch in „Batman Begins“ vertreten), dem Mord an seine Eltern und dem darauf folgenden unsteten Leben auf der Suche nach Bestimmung, die ihn schließlich zu einem Tempel in den schneebedeckten Bergen eines ostasiatischen Landes führt. Im Comic findet er dort zwar weder Herni Ducard (der ein paar Panels weiter auftaucht und das unabhängig vom Kloster, zu ihm später mehr) noch Ra’s al Ghul, wird aber ebenfalls trainiert, um schließlich nach Gotham zurückzukehren und Batman zu werden. „The Man Who Falls“ bietet die Grundlage für die erste Hälfte des Films, die dann im Drehbuch weiter ausgeschmückt, mit Details versehen und nonlinear umstrukturiert wurde. Da „The Man Who Falls“ einige Szenen aus „Batman: Year One“ kurz anreißt, bietet es sich natürlich an, direkt zu Frank Millers und Dave Mazuchellis Meisterwerk weiterzugehen. „Batman: Year One“ ist allerdings eher richtungsweisend denn genaue Vorlage. „Year One“ bestimmt grob Kurs und Struktur der zweiten Hälfte des Films und war für die Filmemacher wohl vor allem atmosphärisch sehr inspirierend. Sowohl Comic als auch Film zeigen eine völlig kaputte, dreckige Stadt in düsteren Grau- und Brauntönen und schildern, wie Bruce Wayne nach langjähriger Abwesenheit nach Gotham zurückkehrt und seine ersten Gehversuche als Batman unternimmt. Der von Gary Oldman dargestellte Comissioner Gordon orientiert sich ebenfalls optisch stark an David Mazuchellis Interpretation, und wie in „Year One“ ist Gordon in „Batman Begins“ äußerst tatkräftig und begnügt sich nicht damit, das Batsignal an und aus zu machen. Stattdessen ist er einer der wenigen Cops der Stadt, die nicht korrupt sind. Der Hintergrund wurde allerdings ein wenig verändert, da Gordon im Comic zeitgleich mit Bruce nach Gotham kommt (vorher war er in Chicago ansässig), während er im Film bereits viele Jahre dort tätig und bereits nach der Ermordung von Bruce‘ Eltern zugegen ist, um diesem Trost zu spenden.
Es gibt jedoch auch einige massive Unterschiede. Der auffälligste ist sicher, dass „Batman: Year One“ ohne die klassischen Batschurken auskommt (Catwoman nicht mitgerechnet, da sie zwar vorkommt, aber keinesfalls als wirkliche Schurking fungiert). Stattdessen kämpft Batman in erster Linie gegen die Korruption und den Mafiaboss Carmine „Der Römer“ Falcone, der auch in „Batman Begins“ als Boss der Bosse fungiert, allerdings schon bald von Scarecrow und Ra’s al Ghul als Hauptschurke abgelöst wird. Abgesehen von Name und Stellung hat Falcone (dargestellt von Tom Wilkinson) allerdings mit seinem Gegenstück aus „Year One“ und vor allem „The Long Halloween“ relativ wenig gemein, nicht einmal sein Spitzname wird verwendet und seine Familie spielt ebenfalls keine Rolle. Und anstatt später Harvey Dent/Two-Face zum Opfer zu fallen wird er von Scarecrow abserviert.
Neben Falcone haben es auch noch einige andere Figuren, die ihr Debut in „Year One“ feierten, in den Film geschafft; in erster Linie wären das Comissioner Loeb und Detective Flass. Der Loeb in „Batman Begins“ hat mit der gleichnamigen Figur, wie sie von Frank Miller erdacht wurde allerdings kaum etwas zu tun, denn in „Year One“ ist Loeb zwar ebenfalls Comissioner, aber fett, weiß und extrem korrupt. Der schwarze Loeb aus „Batman Begins“ erinnert eher an Comissioner Akins, der Anfang des 21. Jahrhunderts im Rahmen der Storyline „Office Down“ Gordons Nachfolge als Polizeichef antrat und nicht nur ebenfalls Afroamerikaner ist, sondern dem Film-Loeb auch in der Geisteshaltung gleicht: Beide sind eigentlich gute, ehrliche Polizisten, haben aber eine sehr negative Einstellung gegenüber Batman.
Detective Flass mag seinem Gegenstück aus dem Comic zwar nicht ähnlich sehen (Comic-Flass ist groß, muskulös und blond, während Film-Flass klein, braunhaarig und fett ist), aber in ihrem Wesen sind sie sich sehr ähnlich; beide sind korrupt und bereiten Gordon Probleme.
Neben den bereits erwähnten sind noch einige weitere Anspielungen vorhanden. Sowohl in „Year One“ als auch in „Batman Begins“ hat Batman Probleme mit der Polizei und ruft einen Schwarm Fledermäuse, um entkommen zu können. In beiden Medien macht Bruce einen ersten Versuch (noch ohne Cape und spitze Ohren), bei dem er scheitert und den er als lehrreiche Erfahrung akzeptiert. Und dann wäre da schließlich noch das Ende des Films, das dem des Comics sehr ähnlich ist: In beiden hat Gordon Batman als neuen Beschützer der Stadt akzeptiert und der Joker wird angekündigt.
„The Long Halloween“, die quasi Fortsetzung zu „Year One“, beeinflusste vor allem „The Dark Knight“, aber auch in „Batman Begins“ sind Anspielungen zu finden. Das Thema, das Jeph Loebs und Tim Sales Graphic Novel ausmacht – die Ablösung der „gewöhnlichen“ Verbrecher durch Batmans Schurkengallerie – findet sich ansatzweise bereits im Film. Zu Beginn ist Gotham zwar eine völlig kaputte, aber noch normale Stadt. Mit Batmans Auftauchen jedoch verliert die Mafia rapide an Macht, wodurch gleichzeitig der Weg für die weitaus exzentrischeren „Superverbrecher“ geebnet wird. Sowohl in „Batman Begins“ als auch in „The Long Halloween“ hängt dies mit dem Fall Carmine Falcones zusammen. Eine weitere Anspielung findet sich in Scarecrows Auftritt: Das ikonische Bild des Schurken auf dem Pferd ist ebenfalls „The Long Halloween“ entlehnt.
So viel zu bekannteren Quellenangaben. Vieles von dem, was nun folgt, sind teilweise Spekulationen, da ich leider nie die Gelegenheit hatte, mit Chris Nolan, seinem Bruder Jonathan oder David S. Goyer über die Vorlagen für das Drehbuch sprechen und ich werde vermutlich auch nie dazu kommen.
Bevor ich mich den Charakteren widme, ist es nötig, zwei spezielle und recht unbekannte Batmanhefte aus den 90ern zu erwähnen, die in meinen Augen jedoch großen Einfluss auf „Batman Begins“ gehabt haben müssen: US-Batman #0 und US-Detective Comics #0 (auf Deutsch erschienen in den Heftausgaben 1 und 2 der Batmanserie des Dino Verlags). Diese beiden Hefte erschienen nach dem als „Prodigal“ bekannten Storybogen, in welchem der erste Robin (zu diesem Zeitpunkt bereits Nightwing) Dick Grayson zum ersten Mal für kurze Zeit als Batman agiert, da Bruce Wayne sich nach den Strapazen von „Knightfall“ (Genickbruch, Rückeroberung der Batman-Identität etc.) ein wenig erholen musste. Die beiden Nullnummern dienten vor allem dazu, neuen Lesern einen Einstieg in die Comicserien zu geben. Beide erzählen in recht ähnlicher Manier von einem kleinen Fall kurz nach Bruce Waynes endgültiger Rückkehr als Batman, währenddessen er über sein Leben, seine Entstehung etc. sinniert. In Rückblicken erzählen die Autoren Doug Moench (Batman) und Chuck Dixon (Detective Comics) so noch einmal die Geschichte des Dunklen Ritters. Der Einfluss von Doug Moenchs Geschichte auf „Batman Begins“ ist eher kleiner, aber dennoch bedeutend. Der Sturz in die Fledermaushöhle wurde zwar schon in „The Dark Knight Returns“ thematisiert, in US-Batman #0 sieht man allerdings erstmals, wie Thomas Wayne in besagte Höhle hinabsteigt, um seinen Sohn wieder hervorzuholen. Die kurze Szene im Comic dürfte einen der einprägsamsten Momente des Films inspiriert haben. Darüber hinaus sind hier die wichtigsten Stationen auf Bruce‘ Weg zu Batman noch einmal alle zusammengefasst.
Der Einfluss von Detective Comics #0 ist weitaus größer, da in den Rückblenden besagten Heftes viele Details über Batmans direkten Werdegang gezeigt werden, die es zum Teil direkt ins Drehbuch geschafft haben. So gibt es eine Szene, in der Bruce Wayne bei Wayne Enterprises den Prototypen eines speziellen Autos findet, das sowohl im Comic als auch im Film zum Batmobil wird und die Erforschung der zukünftigen Bathöhle wird ebenso thematisiert wie die Erschaffung der Batarangs. Die Szenen in Detective Comics #0 sind denen in „Batman Begins“ derart ähnlich, dass es mich wundern würde, wenn nicht zumindest einer der Filmemacher dieses Heft als Referenz benutzt hat.
Wenden wir uns nun den Charakteren zu, beginnend beim Titelhelden. Hierbei werde ich es ein wenig allgemeiner halten, da es, wie bereits erwähnt, unendlich viele Comics mit dem Dunklen Ritter in einer Haupt- oder Nebenrolle gibt. Festzuhalten ist, dass Bruce Wayne in „Batman Begins“ sowohl optisch als auch charakterlich recht nah an der Vorlage ist (soweit man bei tausenden von Interpretationen des Charakters überhaupt davon sprechen kann). Dies wird besonders deutlich, wenn man Bales bzw. Nolans Bruce mit den bisherigen Darstellungen der Figur vergleicht. Micheal Keaton war ein sehr unscheinbarer, zurückgezogener Bruce Wayne, der mit Gesellschaft nicht umgehen kann. In „Batmans Rückkehr“ scheint er sich gar völlig von anderen Menschen abgesondert zu haben. Die Interpretationen aus „Batman Forever“ und „Batman: The Animated Series“ sind sich recht ähnlich; in beiden ist die Bruce-Wayne-Person weitaus stärker als bei Burton, Bruce agiert aktiv als Chef von Wayne Enterprises und packt die Dinge nicht nur als Batman an. Und in „Batman und Robin“…nun, sagen wir einfach, dass ich in diesem Film weder Bruce Wayne noch Batman sehe, sondern immer nur George Clooney. Der Bruce Wayne aus „Batman Begins“ dagegen spielt, wie in den Comics, den extravaganten Playboy, der mit Filmstars und Ballerinas ausgeht, Hotels kauft und immer wieder in der Klatschpresse landet. Für sein Familienunternehmen scheint er sich nicht wirklich zu interessieren, stattdessen nimmt er (v.a. über Lucius Fox) indirekt Einfluss. Dieses Image legt er sich bereits in „Year One“ zu, dort vermutet Gordon, dass Bruce Batman sein könnte und bittet ihn um ein Gespräch. In seinem Haus trifft er Bruce schließlich (scheinbar) betrunken und mit einer Prostituierten an. Auch in „Batman Begins“ unternimmt Bruce viele Schritte, um als nichtsnutziger Playboy zu erscheinen.
Ansonsten weist auch diese Version von Batman viele der typischen Charakteristika auf wie das Verschwinden, während der Gesprächspartner noch redet, die Überlegenheit im Kampf oder die unfairen Schleichttaktiken, die diversen Gadgets etc.
Ein sehr umstrittener Punkt bei Christian Bales Darstellung von Batman ist darüber hinaus die Stimme, aber auch dieses Detail ist auf die Comics zurückzuführen, in denen öfter erwähnt wird, dass Bruce mit einer anderen Stimme spricht, wenn er Batman ist. In Frank Millers heftig umstrittener (wenn nicht gar gehasster) Serie „All-Star Batman and Robin the Boy Wonder“ wird die Stimme als lahme Imitation von Clint Eastwood beschrieben – vielleicht ein direkter Kommentar? Jedenfalls benutzten bereits Michael Keaton und Kevin Conroy verschiedene Stimmen für Bruce und Batman, allerdings übertreibt es Christian Bale ein wenig – wobei sich das in „Batman Begins“ noch in Grenzen hält und erst ab „The Dark Knight“ wirklich störend ist, jedenfalls im O-Ton.
Lucius Fox (Morgan Freeman) kommt in den Comics zwar vor und ist ebenfalls der Vorstandsvorsitzende von Wayne Enterprises, spielt bei Weitem allerdings keine so große und wichtige Rolle wie in den Filmen und ist sich nicht darüber im Klaren, dass Bruce des Nachts Verbrecher jagt nicht. Alfred Pennyworth (Michael Caine) dagegen ist seinem Comicgegenstück sehr ähnlich und fungiert als Bruce‘ Mentor, Unterstützer und Elternersatz. Diese Interpretation des Charakters hat eine etwas stärkere Persönlichkeit als etwa Michael Gough in den Burton/Schumacher-Filmen, besitzt eine sehr sarkastische Ader und ist darüber hinaus vor allem dafür bekannt, gerne mal eine kleine Rede zu halten (was er vor allem in „The Dark Knight“ tut). Comissioner Gordon wurde ja bereits im Zuge von „Year One“ abgehandelt, fehlt von den „Helferfiguren“ des Helden also noch Rachel Dawes (Katie Holmes). Diese hat kein Gegenstück in den Comics, reiht sich aber recht gut in die Kategorie „normale Freundin/normales Love Interest“ ein (im Gegensatz etwa zu Catwoman oder Talia), zu denen u.a. auch Vicki Vale, Julie Madison oder Vesper Fairchild gehören, und letztendlich ereilt Rachel dasselbe Schicksal wie die Letztgenannte: Sie überlebt nicht.
Wenden wir uns nun noch den beiden Schurken zu. Jonathan Crane alias Scarecrow behält zwar seine Grundeigenschaft (das Angstgas, dessen Herkunft und Funktion sehr plotrelevant sind), wurde aber sonst recht stark angepasst, bzw. sein Hintergrund wurde ausgelassen. In den Comics ist Jonathan Crane extrem dürr und ziemlich unattraktiv, wurde als Kind und Jugendlicher gehänselt und begann später, im Zuge seines Psychologiestudiums, sich mit Phobien zu beschäftigen. Nachdem er wegen illegaler Experimente als Professor von seiner Universität gefeuert wird, legt er sich die Scarecrow-Persönlichkeit zu. In „Batman Begins“ wird Scarcrow von Cillan Murphy gespielt, der ja nun wirklich alles andere als unattraktiv und dürr ist. Auf seinen Werdegang wird auch nicht wirklich angespielt, stattdessen arbeitet er im Arkham Asylum, wo er Experimente an den Insassen durchführt und für Carmine Falcone bzw. Ra’s al Ghul kleine Gefälligkeiten erledigt. Statt eines kompletten Vogelscheuchenkostüms trägt Crane im Film lediglich eine Sackleinenmaske mit Henkersstrick (wohl eine Anspielung auf das dritte Design von Scarecrow in „Batman: The Animated Series“) und integriertem Atemschutz. Sein Auftritt im Film erinnert mich persönlich ein wenig an seinen ersten Auftritt in „Batman: The Animated Series“ in der Folge „Nothing to Fear“. Sowohl in der Episode als auch in „Batman Begins“ setzt Scarecrow Batman dem Angstgas aus, was ihn kurzzeitig aus der Bahn wirft. Und in beiden Versionen revanchiert sich Batman später und gibt Scarecrow von seiner eigenen Medizin, woraufhin dieser Batman als Fledermausmonster wahrnimmt.
Auch Ra’s al Ghul (Liam Neeson) wurde gegenüber den Quellen recht stark verändert und Nolans Interpretation angepasst. Damit ist natürlich alles Übernatürliche verschwunden. Ra’s al Ghul in den Comics ist ein arabischer Terroristenführer, der Dank der sogenannten Lazarusgruben bereits seit 600 Jahren lebt und dessen Ziel es ist, 90% der Menschheit auszulöschen, da er der Meinung ist, dass diese die Erde vergiftet und verwüstet. Viele seiner Eigenschaften wurden in „Batman Begins“ „reduziert“. Die Lazarusgruben werden zum Beispiel mit keinem Wort erwähnt, stattdessen arbeitet diese Version von Ra’s al Ghul mit Doppelgängern und Scheinidentitäten, mit deren Hilfe er sich den Ruf aufgebaut hat, unsterbliche zu sein. Gerade in diesem Zusammenhang lässt sich viel spekulieren. Vielleicht ist Ra’s al Ghul nur der Titel des jeweiligen Anführers der Gesellschaft der Schatten und der wirkliche Name der von Liam Neeson dargestellten Figur ist in der Tat Henri Ducard. Ducard taucht, nebenbei bemerkt, ebenfalls in den Comics auf (zum ersten Mal im Rahmen der von Sam Hamm geschriebenen Geschichte „Blind Justice“) und ist ein amoralischer Detektiv und Menschenjäger, von dem Bruce nichtsdestotrotz viel gelernt hat. Mit Ra’s al Ghul hat er allerdings nichts zu tun. Es lohnt sich vielleicht noch zu erwähnen, dass Liam Neeson Henri Ducard ähnlicher sieht als Ra’s al Ghul, der in den Comics ganz eindeutig als Araber dargestellt wird. Interessanterweise ist auch der von Ken Watanabe dargestellte falsche Ra’s al Ghul nicht von arabischer Herkunft, besitzt aber denselben Bart.
Charakterlich ist der Film-Ra’s seinem Gegenstück allerdings sehr ähnlich: Beide sind sehr höflich, charismatisch und respektieren Bruce Wayne. Beide wollen ihn auf ihre Seite ziehen und zu ihrem Nachfolger machen. Der Film Ra’s will zwar „nur“ Gotham vernichten und (noch?) nicht 90% der Weltbevölkerung, aber die Motive sind zweifellos sehr ähnlich. Beide Versionen des Charakters sind Extremisten, deren Ziele zwar ein Stück weit nachvollziehbar sind, die es allerdings etwas übertreiben.
Zum Schluss gibt es noch einige erwähnenswerte Anspielungen und Details, welche die Nolans und David Goyer für Fans und Kenner der Comics eingebaut haben. Bei Jonathan Cranes erstem Auftritt im Film findet gerade eine Gerichtsverhandlung statt, bei der ein Mister Zsasz ins Arkham Asylum eingewiesen wird – bei diesem handelt es sich in den Comics um einen völlig wahnsinnigen Killer, der sich für jedes Opfer, das er getötet hat, selbst eine Narbe verpasst. Wer beim späteren Ausbruch der Insassen des Asylum genau aufpasst kann erkennen, dass Zsasz auch im Film Narben am Körper hat, ebenso wie in der Vorlage.
Die Szene, bei der Batman Detective Flass auf seine unnachahmliche Art verhört, ist direkt aus „Batman: Haunted Knight“ entnommen, einer Sammlung von drei Batman-Halloween-Geschichten von Jeph Loeb und Tim Sale, die später auch den Meilenstein „The Long Halloween“ verfassten. In der Geschichte, in der diese Szene stattfindet, „Fears“, geht es ebenfalls um Scarecrow.
Und das panzerartige Batmobil, der Tumbler, erinnert stark an Batmans Gefährt aus „The Dark Knight Returns“.
Man sieht also, obwohl Chris Nolan und David S. Goyer mit ihrem hyperrealistischen Konzept eine sehr spezielle Herangehensweise an Batman verfolgten, kannten sie das Quellenmaterial sehr genau.
Siehe auch:
Batman Begins
Batman Begins – Soundtrack
Batman: Year One
Batman: The Long Halloween