Dieser Artikel ist Teil des TDKR-Countdowns
In Batman-Geschichten, die Einblicke in die Zukunft geben, kommen meistens nicht nur Nachfolger des Dunklen Ritters selbst vor, sondern auch die Erben der Schurken. „DC One Million“ etwa zeigte, dass es im 853. Jahrhundert nicht nur einen Batman gibt, sondern auch einen Joker, eine Catwoman, einen Riddler usw. Die Macher von „Batman Beyond“ umgingen dieses doch recht einfache Konstrukt und kreierten stattdessen fast ausschließlich neue Schurken. Direkte Nachfolger gibt es gar keine (auch wenn Inque gewisse Gemeinsamkeiten mit Clayface besitzt) und selbst die etablierten klassischen Schurken tauchen nur ganz selten auf, genauer gesagt vier Mal: Im Spin-off-Film „Return of the Joker“ ist der Titel Programm, in der dritten Staffel kehrt Ra’s al Ghul zurück, wenn auch nicht so, wie man ihn kennt (in der Folge „Out of the Past“), in „The Winnig Edge“ (erste Staffel) gibt es ein Cameo von Bane und dann hätten wir da schließlich noch „Meltdown“ (ebenfalls erste Staffel). Diese Folge erzählt die Rückkehr von Mister Freeze.
Mister Freeze hat ganz allgemein eine interessante Rezeptionsgeschichte. Ursprünglich war Mister Freeze bzw. Mister Zero ein sehr flacher Schurke, der außer einer gewissen Affinität zu Kälte und Eis keine besonderen Merkmale, ja nicht einmal eine Hintergrundgeschichte hatte. Die Macher von „Batman: The Animated Series“ entschieden sich schließlich, den bisher lächerlichen und langweiligen Schurken völlig neu zu definieren. Man heuerte extra Hellboy-Schöpfer Mike Mignola an, der Mister Freeze ein neues Aussehen verpasste und gab ihm auch eine neue, tragische Hintergrundgeschichte (todkranke Frau Nora, Unfall mit Chemikalien, die es ihm unmöglich machen, bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt zu überleben, weshalb er auf seinen Anzug angewiesen ist etc.). Freeze‘ Debütepisode „Heart of Ice“ (die sicherlich zu den besten, beliebtesten und tragischsten B:TAS-Folgen gehört) war derart erfolgreich, dass der neue Hintergrund in den Comics und sogar in „Batman und Robin“ (würg!) übernommen wurde. Die Folgen (und der Direct-to-Video-Film „Batman & Mister Freeze: Sub Zero“), die danach folgten, waren allerdings nicht ganz so überzeugend. Dennoch ist es mit Sicherheit gerechtfertigt, dass das DC-Animated-Universe auch das Ende von Freeze erzählt. Dessen Zustand verschlechterte sich nämlich in „Cold Comfort“, der letzten B:TAS-Folge, in der er auftritt, zusehends, sodass nur noch sein Kopf gerettet werden konnte, der sich fortan auf Spinnenbeinen fortbewegte, wenn er nicht gerade in einem Roboterkörper steckte. Trotzdem hat Freeze auf diese Art und Weise die Unsterblichkeit erlangt und ist auch viele Jahre nach Bruce Waynes letztem Einsatz als Batman noch am „Leben“ und im Besitz des korrupten Konzernbosses Derek Powers. Dieser wurde, nicht zuletzt durch die Schuld des neuen Batman Terry McGinnis enormer radioaktiver Strahlung ausgesetzt und ist dadurch zu einem grün glühenden Metawesen mutiert. Mithilfe von künstlicher Haut ist es ihm zwar weiterhin möglich, in der Öffentlichkeit aufzutreten, aber diese Lösung ist alles andere als dauerhaft. Die Wissenschaftlerin Stephanie Lake schlägt deshalb vor, ihm einen neuen Körper zu klonen und sein Bewusstsein in diesen zu transferieren. Selbstverständlich muss diese riskante Prozedur allerdings getestet werden, und Mister Freeze eignet sich wunderbar als Testobjekt, da auch seine DNS stark beschädigt ist. Und zuerst scheint das Experiment auch zu funktionieren: Victor Fries bekommt einen neuen Körper und die Chance auf Wiedergutmachung, die er auch ehrlich nutzen möchte.
Doch schon bald zeigt sich, dass sein neuer Körper fehlerhaft ist: Er in Schweiß aus, während er fast nackt im Schnee steht. Darüber hinaus verraten ihn Doktor Lake und Powers, sodass Freeze sich gezwungen sieht, auf eine Geheimwaffe in Form eines Kälteanzugs zurückzugreifen, den er für Notfälle „beiseite“ geschafft hat. Und so kommt es zum Showdown zwischen Batman, Freeze und dem radioaktiven Derek Powers alias Blight…
Nach „Heart of Ice“ ist „Meltdown“ in meinen Augen die beste Freeze-Folge des DCAU, da sie es schafft, noch einmal die ganze Tragödie der Figur zu rekapitulieren, allerdings nicht ausschließlich auf ihr aufbaut, sondern sie erweitert. Für kurze Zeit scheint Victor Fries in der Tat geläutert, was es umso tragischer macht, als er dann doch wieder in seinem Anzug auftaucht. Und selbst in diesem Zustand ist er in erster Linie hinter seinen beiden Peinigern her und versucht sogar, Batmans Leben zu retten. Auch die Reaktionen von Bruce Wayne und Terry McGinnis sind sehr gut und authentisch. Der idealistische neue Batman glaubt an Fries‘ Aufrichtigkeit, während Bruce an misstrauisch ist und zweifelt, aber am Ende bedauert, dass er recht hat. In kaum einer anderen Folge möchte man als Zuschauer so sehr, dass es Fries letztendlich schafft, sich zu reformieren, obwohl man ihn auch gleichzeitig als Schurken sehen will. Darüber hinaus tritt Derek Powers hier auch erstmals nicht nur als Strippenzieher auf, sondern zeigt, dass er dank seiner radioaktiven Kräfte ordentlich austeilen kann. Natürlich lebt auch diese Folge von ihren Sprechern, in erster Linie natürlich vom genialen Michael Ansara, dessen Interpretation der Figur in meinen Augen die einzig gelungene ist. Nicht ganz so gut, aber immer noch exzellent sind Sherman Howard als Derek Powers, Will Friedle als Terry McGinnis und Linda Hamilton (bekannt als Sarah Connoer aus „Terminator“) als Stephanie Lake. Und ich denke, über Kevin Conroy habe ich an anderer Stelle schon genug gesagt.
Zu erwähnen ist noch, dass mir diese Version von Freeze‘ Anzug am besten gefällt, sie kombiniert gekonnt Elemente des klassischen B:TAS- und des Revamp-Anzugs und wirkt gleichzeitig traditionell und futuristisch.
Fazit: Gelungene Rückkehr eines klassischen Batman-Schurken in einer meiner absoluten Lieblingsepisoden von „Batman Beyond“.
Der TDKR-Countdown:
Prämisse
Batman Begins – Soundtrack
Batman – Vampire
New 52: Batman 1
Bane
The Dark Knight – Soundtrack
The Dark Knight Rises
Weitere DCAU-Artikel:
Batman: The Animated Series
Das DC Animated Universe
Batman: Mask of the Phantasm
B:TAS: Klassisches Design vs. Revamp
Stück der Woche: Shirley Walkers Batman-Thema in BB