New 52: Batman 1

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Ah, ja, Reboot. Zur Zeit eine sehr beliebte Maßnahme in Hollywood, die vielleicht sogar bald das Remake ablösen wird. Wenn ein Franchise nicht mehr funktioniert oder nicht mehr genug Geld abwirft, wird es einfach wieder von vorn gestartet – interessanterweise funktioniert das meistens sogar. „Batman Begins“ hat es vorgemacht, „Casino Royale“ ist ein weiteres erfolgreiches Beispiel. Dieses Jahr ist Spider-Man an der Reihe, und nach dem Misserfolg von „Green Lantern“ plant Warner Bros. auch hier wohl schon einen Reboot. Im Comicbereich gibt diese Taktik allerdings schon länger. In den 80ern wucherte das DC-Universum, dank zahlreicher Parallelerden, über die absolut niemand mehr den Überblick behalten konnte, zu stark, weshalb sich der Verlag zu einem Einschnitt entschied: Mit der „Crisis on Infinte Earths“ entledigte man sich des Multiversums und schuf zum Teil neue Entstehungsgeschichten für die diversen Superhelden (die bekanntesten sind „Superman: The Man of Steel“ von John Byrne und Dick Giordano und „Batman: Year One“ von Frank Miller und Dave Mazuchelli). Seither hat DC derartige Aktionen in größerem oder kleinerem Umfang immer wieder veranstaltet („Zero Hour“, „Infinte Crisis“). Bei der letzten dieser realitäts- und kontinuitätsverändernden Krisen, „Flashpoint“, entschloss sich der Verlag zu einem sehr weitreichenden Schritt: Alle Serien, selbst „Action Comics“ und „Detective Comics“, die in absehbarer Zeit ihre tausendste Ausgabe erreicht hätten, wurden von vorn gestartet und die Kontinuität des DC-Universums in 52 neuen (bzw. neu gestarteten) Serien allgemein stark umgekrempelt. Mit anderen Worten: Nichts ist mehr sicher, alles ist möglich.
In diesem Monat hat der DC-Reboot auch die deutschen Lande erreicht (in den USA fand er bereits im Herbst des letzten Jahres statt), am 12. Juni ist das Sujet dieses Reviews, die neue Nummer 1 der deutschen Batman-Serie erschienen, welche die beiden ersten Ausgaben der US-Serie „Detective Comics“ enthält, geschrieben und gezeichnet von Tony Daniel.
Ich muss leider sagen, dass ich seit „Batman: R.I.P.“ irgendwie das Interesse an der bzw. den monatlichen Batman-Serien verloren habe. Mit Dick Grayson als Batman konnte ich mich nie so wirklich anfreunden, ebenso wenig wie mit dem Konzept von „Batman Inc.“ (Verbrechensbekämpfung als Franchise, Batmen auf allen Kontinenten). Zwar scheint einiges davon auch nach dem Reboot noch Gültigkeit zu besitzen, aber davon merkt man zumindest in diesem Heft noch nichts.
Werfen wir erst einmal einen Blick auf allgemeine Änderungen: Batman ist hier erst seit fünf oder sechs Jahren aktiv (im Gegensatz zu den 10+x Jahren vor dem Reboot), was man u.a. an den noch rot-braunen Haaren von Comissioner Gordon merkt (Einfluss von Nolans Filmen?). Auch Batmans Kostüm wurde verändert und sieht nun ein wenig mehr nach einem Körperpanzer aus (wohl ebenfalls auf die „Dark Knight Saga“ sowie die Arkham-Spiele zurückzuführen). Dick Grayson ist wieder Nightwing, Barbara Gordon Batgirl („The Killing Joke“ hat zwar stattgefunden, aber Barbara wurde dabei nur temporär gelähmt) und Tim Drake und Damian Wayne sind immer noch Red Robin bzw. Robin, sie tauchen in den ersten beiden Detective-Comics-Ausgaben allerdings alle nicht auf. Auch die Organisation Batman Inc. spielt glücklicherweise (noch) keine Rolle, denn mal ehrlich, als Einzelgänger mochte ich Batman immer am liebsten. Statt einer umfassenden Bat-Familie wird dem Leser eine spannende, wenn auch etwas konfuse Geschichte präsentiert, in der es Batman mit dem Joker und einem neuen Widersacher, dem Puppenmacher zu tun bekommt. Beide Schurken agieren darin eher wie Serienkiller, was mir ausnehmend gut gefällt, mit dem Joker als Gangsterboss hatte ich immer eher meine Probleme. Dazu gibt es noch einige Einblicke in das (Liebes-) Leben von Bruce Wayne, die ebenfalls recht gelungen sind. Tony Daniel liefert eine kurzweilige, recht blutige und düstere Geschichte im eher kleinen Rahmen und sorgt auch gleich noch für die passenden, atmosphärischen Zeichnungen, die mir sehr gut gefallen, allerdings nicht ganz an seine besten Arbeiten für „Teen Titans“ herankommen.
Fazit: Durchaus gelungener Neustart der Serie ohne unnötigen Ballast. Hoffen wir, dass es so bleibt und sich Autor Scott Snyder, der die US-Batman-Serie schreibt, ebenfalls etwas Anständiges Einfallen lässt.

Der TDKR-Countdown:
Prämisse
Batman Begins – Soundtrack
Batman Vampire
BB: Meltdown
Bane
The Dark Knight – Soundtrack
The Dark Knight Rises

StreetDance 2

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Story: Popcornverkäufer Ash (Falk Hentschel) fällt beim Streetdance-Battle gegen die beste Performergruppe auf den Hintern, weshalb er sich mit Eddie (George Sampson) zusammentut. Die beiden rekrutieren in Europa die besten Streetdancer, um in Paris beim „Ultimate Dance Off“ siegreich zu sein. Dem Ganzen wollen Sie eine spezielle Note verleihen, weshalb sie auch Salsa-Tänzerin Eva (Sofia Boutella) ins Team holen. Es kommt natürlich, wie es kommen muss: Ash und Eva verlieben sich, doch Ash zweifelt, es kommt zum Missverständnis zwischen Eva und Ash sowie zwischen Ash und seinem Team und der FINAL CLASH rückt immer näher…

Kritik: Nein, das ist kein verspäteter Aprilscherz. Ich habe diesen Film gesehen. Wirklich. Im Kino. Natürlich gibt es da gewisse Umstände, da ich mir etwas wie „StreeDance 2“ freiwillig ganz sicher nicht angetan hätte, in erster Linie hängt es mit sozialem Engagement und einer wegen schlechtem Wetter geschlossenen Sommerrodelbahn zusammen. Wie dem auch sei, ich habe von Streetdance jedenfalls nicht die leiseste Ahnung und die dazu gehörige Musik trifft meinen Geschmack so was von absolut überhaupt nicht und es ist zu vermuten, dass Fans dieser Filme völlig andere Kriterien haben. Einen Film wie diesen mit meinen gewöhnlichen Maßstäben zu bewerten, wäre also vermutlich unfair. Aber aus Spaß an der Freude (und weil ich schon seit längerem keinen Verriss mehr geschrieben habe) werde ich es trotzdem tun. Ätsch.
Nun gut, fangen wir mal mit etwas Positivem an. Obwohl es sich hierbei um ein Sequel handelt (der Titel suggeriert das jedenfalls) kann man als Uneingeweihter der Handlung völlig problemlos folgen. Darüber hinaus sind die Tanzsequenzen sehr professionell, jedenfalls, soweit ich das als unbedarfter Laie sagen kann. In diesem Zusammenhang war es wohl die richtige Entscheidung, statt Schauspielern professionelle Performer zu casten. In jedem anderen Fall aber die falsche, denn von Tom Conti (er spielt Evas Onkel Manu, auch die einzige halbwegs interessante Figur) einmal abgesehen können die Darsteller nun mal einfach nicht schauspielern. Alles, was außerhalb der (zahlreichen) Tanzszenen geschieht, ist extrem flach und trieft nur so vor Klischees. Das beginnt schon bei den Charakteren: Ashs Team ist völlig austauschbar, keines der Mitglieder tritt als Individuum auf oder bekommt so etwas wie einen eigenen Handlungsbogen. Manager Eddie scheint am Anfang ein wenig mehr Bedeutung zu haben, verschwindet aber später in der Masse, ohne irgendetwas Produktives beizutragen. Nach Motivation oder Charakterzeichnung sucht man vergeblich, die Frage „Warum?“ spart man sich besser völlig, denn es gibt nur eine Antwort: Weil es so im Drehbuch steht.
Der Plot folgt den gängigen Standards der romantischen Komödie, ohne diese irgendwie zu bereichern oder zu variieren, im Gegenteil, die Klischees werden genüsslich ausgewalzt, die Dialoge sind gnadenlos vorhersehbar. Und irgendwie kommt einem einfach alles fürchterlich bekannt vor, seien es die Kalenderweisheiten, die die Figuren von sich geben, der Verlauf der Romanze von Ash und Eva oder das obligatorische Missverständnis, dass dann in letzter Sekunde noch ausgebügelt wird, damit das Team beim FINAL CLASH doch noch antreten kann. Oh, und apropos Missverständnis: Dieser Film liebt Montagen. Natürlich werden die beiden brütenden, verletzten Hauptfiguren in einer Montage gezeigt. Daneben gibt es haufenweise Tanzmontagen und eine Rekrutierungsmontage, die an „X-Men: First Class“ erinnert, nur weit weniger pfiffig ist (vielleicht hängt es damit zusammen, dass bei dieser hier Hugh Jackman nicht auftaucht). Es fühlt sich so an, als bestehe der halbe Film aus Montagen. Es hat mich schon fast gewundert, dass es keine Monatgen-Montage gab. Dass die 3D-Effekte absolut nichts taugen, muss ich wohl nicht extra erwähnen.
Fazit: Nichts gegen das Tanzfilm-Genre (es ist einfach nicht meins), aber muss man die Räume zwischen den Tanzsequenzen wirklich mit derart vielen ausgelutschten Klischees füllen? Wie dem auch sei, jetzt, da das erledigt wäre, kann ich mich wieder dem wirklich Wichtigen zuwenden: Dem Dunklen Ritter.

Trailer

BB: Meltdown

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In Batman-Geschichten, die Einblicke in die Zukunft geben, kommen meistens nicht nur Nachfolger des Dunklen Ritters selbst vor, sondern auch die Erben der Schurken. „DC One Million“ etwa zeigte, dass es im 853. Jahrhundert nicht nur einen Batman gibt, sondern auch einen Joker, eine Catwoman, einen Riddler usw. Die Macher von „Batman Beyond“ umgingen dieses doch recht einfache Konstrukt und kreierten stattdessen fast ausschließlich neue Schurken. Direkte Nachfolger gibt es gar keine (auch wenn Inque gewisse Gemeinsamkeiten mit Clayface besitzt) und selbst die etablierten klassischen Schurken tauchen nur ganz selten auf, genauer gesagt vier Mal: Im Spin-off-Film „Return of the Joker“ ist der Titel Programm, in der dritten Staffel kehrt Ra’s al Ghul zurück, wenn auch nicht so, wie man ihn kennt (in der Folge „Out of the Past“), in „The Winnig Edge“ (erste Staffel) gibt es ein Cameo von Bane und dann hätten wir da schließlich noch „Meltdown“ (ebenfalls erste Staffel). Diese Folge erzählt die Rückkehr von Mister Freeze.
Mister Freeze hat ganz allgemein eine interessante Rezeptionsgeschichte. Ursprünglich war Mister Freeze bzw. Mister Zero ein sehr flacher Schurke, der außer einer gewissen Affinität zu Kälte und Eis keine besonderen Merkmale, ja nicht einmal eine Hintergrundgeschichte hatte. Die Macher von „Batman: The Animated Series“ entschieden sich schließlich, den bisher lächerlichen und langweiligen Schurken völlig neu zu definieren. Man heuerte extra Hellboy-Schöpfer Mike Mignola an, der Mister Freeze ein neues Aussehen verpasste und gab ihm auch eine neue, tragische Hintergrundgeschichte (todkranke Frau Nora, Unfall mit Chemikalien, die es ihm unmöglich machen, bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt zu überleben, weshalb er auf seinen Anzug angewiesen ist etc.). Freeze‘ Debütepisode „Heart of Ice“ (die sicherlich zu den besten, beliebtesten und tragischsten B:TAS-Folgen gehört) war derart erfolgreich, dass der neue Hintergrund in den Comics und sogar in „Batman und Robin“ (würg!) übernommen wurde. Die Folgen (und der Direct-to-Video-Film „Batman & Mister Freeze: Sub Zero“), die danach folgten, waren allerdings nicht ganz so überzeugend. Dennoch ist es mit Sicherheit gerechtfertigt, dass das DC-Animated-Universe auch das Ende von Freeze erzählt. Dessen Zustand verschlechterte sich nämlich in „Cold Comfort“, der letzten B:TAS-Folge, in der er auftritt, zusehends, sodass nur noch sein Kopf gerettet werden konnte, der sich fortan auf Spinnenbeinen fortbewegte, wenn er nicht gerade in einem Roboterkörper steckte. Trotzdem hat Freeze auf diese Art und Weise die Unsterblichkeit erlangt und ist auch viele Jahre nach Bruce Waynes letztem Einsatz als Batman noch am „Leben“ und im Besitz des korrupten Konzernbosses Derek Powers. Dieser wurde, nicht zuletzt durch die Schuld des neuen Batman Terry McGinnis enormer radioaktiver Strahlung ausgesetzt und ist dadurch zu einem grün glühenden Metawesen mutiert. Mithilfe von künstlicher Haut ist es ihm zwar weiterhin möglich, in der Öffentlichkeit aufzutreten, aber diese Lösung ist alles andere als dauerhaft. Die Wissenschaftlerin Stephanie Lake schlägt deshalb vor, ihm einen neuen Körper zu klonen und sein Bewusstsein in diesen zu transferieren. Selbstverständlich muss diese riskante Prozedur allerdings getestet werden, und Mister Freeze eignet sich wunderbar als Testobjekt, da auch seine DNS stark beschädigt ist. Und zuerst scheint das Experiment auch zu funktionieren: Victor Fries bekommt einen neuen Körper und die Chance auf Wiedergutmachung, die er auch ehrlich nutzen möchte.
Doch schon bald zeigt sich, dass sein neuer Körper fehlerhaft ist: Er in Schweiß aus, während er fast nackt im Schnee steht. Darüber hinaus verraten ihn Doktor Lake und Powers, sodass Freeze sich gezwungen sieht, auf eine Geheimwaffe in Form eines Kälteanzugs zurückzugreifen, den er für Notfälle „beiseite“ geschafft hat. Und so kommt es zum Showdown zwischen Batman, Freeze und dem radioaktiven Derek Powers alias Blight…
Nach „Heart of Ice“ ist „Meltdown“ in meinen Augen die beste Freeze-Folge des DCAU, da sie es schafft, noch einmal die ganze Tragödie der Figur zu rekapitulieren, allerdings nicht ausschließlich auf ihr aufbaut, sondern sie erweitert. Für kurze Zeit scheint Victor Fries in der Tat geläutert, was es umso tragischer macht, als er dann doch wieder in seinem Anzug auftaucht. Und selbst in diesem Zustand ist er in erster Linie hinter seinen beiden Peinigern her und versucht sogar, Batmans Leben zu retten. Auch die Reaktionen von Bruce Wayne und Terry McGinnis sind sehr gut und authentisch. Der idealistische neue Batman glaubt an Fries‘ Aufrichtigkeit, während Bruce an misstrauisch ist und zweifelt, aber am Ende bedauert, dass er recht hat. In kaum einer anderen Folge möchte man als Zuschauer so sehr, dass es Fries letztendlich schafft, sich zu reformieren, obwohl man ihn auch gleichzeitig als Schurken sehen will. Darüber hinaus tritt Derek Powers hier auch erstmals nicht nur als Strippenzieher auf, sondern zeigt, dass er dank seiner radioaktiven Kräfte ordentlich austeilen kann. Natürlich lebt auch diese Folge von ihren Sprechern, in erster Linie natürlich vom genialen Michael Ansara, dessen Interpretation der Figur in meinen Augen die einzig gelungene ist. Nicht ganz so gut, aber immer noch exzellent sind Sherman Howard als Derek Powers, Will Friedle als Terry McGinnis und Linda Hamilton (bekannt als Sarah Connoer aus „Terminator“) als Stephanie Lake. Und ich denke, über Kevin Conroy habe ich an anderer Stelle schon genug gesagt.
Zu erwähnen ist noch, dass mir diese Version von Freeze‘ Anzug am besten gefällt, sie kombiniert gekonnt Elemente des klassischen B:TAS- und des Revamp-Anzugs und wirkt gleichzeitig traditionell und futuristisch.
Fazit: Gelungene Rückkehr eines klassischen Batman-Schurken in einer meiner absoluten Lieblingsepisoden von „Batman Beyond“.

Anstatt eines Trailers

Der TDKR-Countdown:
Prämisse
Batman Begins – Soundtrack
Batman – Vampire
New 52: Batman 1
Bane
The Dark Knight – Soundtrack
The Dark Knight Rises

Weitere DCAU-Artikel:
Batman: The Animated Series
Das DC Animated Universe
Batman: Mask of the Phantasm
B:TAS: Klassisches Design vs. Revamp
Stück der Woche: Shirley Walkers Batman-Thema in BB

Batman – Vampire

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Es gibt Zeichner, an denen scheiden sich einfach die Geister. Kelley Jones ist fraglos einer davon. Jones, bekannt geworden durch seine Arbeiten an Neil Gaimans „Sandman“, pflegt einen äußerst abstrakten, wenn nicht gar surrealen Zeichenstil. Den meisten dürfte er wohl für seine Interpretation von Batman (oft in Zusammenarbeit mit Autor Doug Moench) in Erinnerung geblieben sein. Jones‘ Batman (und teilweise auch seine Charaktere im Allgemeinen) zeichnet sich vor allem durch unrealistische, sich verändernde Proportionen und starke Übertreibung aus. Batmans Ohren und Cape sind bei Jones abnormal lang und vor allem der Umhang scheint ein Eigenleben zu führen. Auch die anderen Figuren sehen mitunter recht bizarr und manchmal schon fast übertrieben cartoonartig aus. Darüber hinaus erscheinen seine Gesichter oft recht „beliebig“, sofern es keine eindeutigen Merkmale gibt fällt das Wiedererkennen oft recht schwer und das Antlitz einer Figur kann sich zwischen zwei Szenen stark verändern.
Oft hört man, Jones sei ein Zeichner, den man entweder liebt oder hasst, ich bin allerdings der Meinung, dass man das Ganze ein wenig differenzierter betrachten muss. In der gewöhnlichen Batman-Monatsserie, für die Jones in den 90ern einige Zeit lang die Zeichnungen beisteuerte, wirkt sein Stil zum Teil Fehl Platz, insbesondere, wenn die erweiterte Bat-Familie (Robin, Nightwing, Huntress etc.) involviert ist. Für diese „normalen“ Abenteuer eignet sich jemand wie Graham Nolan, der zeitgleich an der Batman-Serie „Detective Comics“ arbeitete, um einiges besser. Bei Elseworld-Geschichten (d.h. Was-wäre-wenn-Geschichten, in denen die DC-Helden in andere Settings verfrachtet oder anderweitig verändert werden), wie zum Beispiel „Batman: Haunted Gotham“ oder natürlich dem Sujet dieses Artikels (beides verfasst von Doug Moench) sieht es allerdings wieder anders aus.
Bei „Batman – Vampire“ handelt es sich eigentlich um eine Trilogie bestehend aus „Batman & Dracula: Red Rain“, „Batman: Bloodstorm“ und „Batman: Crimson Mist“, in der der Dunkle Ritter nicht nur mit dem König der Vampire konfrontiert wird, sondern in deren Verlauf er sogar selbst zum Blutsauger wird. Mein Review basiert auf dem US-Paperback, das alle drei Teile beinhaltet. Zwar hat Panini die Trilogie vor einigen Jahren als Einzelausgaben auch auf Deutsch gebracht, an diese kommt man allerdings wohl nicht mehr sehr gut heran.
Die Prämisse des ersten Teils ist sehr einfach: Dracula hat Gotham City als neues Jagdgebiet auserkoren und lässt sich in der Stadt nieder, um die Legion seiner blutsaugenden Anhänger zu vergrößern. Dies bleibt jedoch nicht unbemerkt: Leichen mit zerfetzten Kehlen werden gefunden, die nach einiger Zeit verschwinden. Sowohl die Polizei als auch Batman stehen vor einem Rätsel. Dazu kommt noch, dass der Dunkle Ritter von merkwürdigen erotischen Träumen geplagt wird und eine Veränderung an seinem Körper feststellt. Schon bald stößt Batman auf Dracula und dessen abtrünniges Kind Tanya, welches sich als Ursache für die Träume herausstellt. Letztere hofft, Batman im Kampf gegen den Fürsten der Vampire einsetzen zu können und gibt ihm deshalb von ihrem Blut, sodass sich seine Kräfte erhöhen.
Gerade bei diesem ersten Teil der Trilogie fällt auf, dass Kelley Jones‘ Zeichnungen noch relativ „zahm“ sind, der Grad an Abstraktion und Surrealismus hält sich noch in Grenzen. Zwar macht Batmans Umhang schon, was er will und auch die Ohren sind mitunter sehr lang, allerdings sind die Proportionen bei weitem noch nicht so übertrieben und bizarr wie in späteren Werken wie seinen Beiträgen zur monatlichen Batman-Serie oder den anderen beiden Teilen der Trilogie – „Red Rain“ gehört zu Jones‘ frühesten Arbeiten. Dennoch, gerade zu dieser Thematik passt der abstrakte Zeichenstil wie die Faust aufs Auge. Die Geschichte ist unheimlich atmosphärisch und sehr gotisch, nicht zuletzt dank des namensgebenden roten Regens (erzeugt durch Chemikalien und Umweltverschmutzung, quasi ein besonders bösartiger saurer Regen). Auch Doug Moench, ein altgedienter Batman-Autor und Erfinder des Schurken Black Mask, beweist, wie gut er mit dem Dunklen Ritter und der Thematik umgehen kann. Die Handlung ist stringent und spannend, die Zweifel und die Veränderungen, die Batman durchmacht stets greifbar. Die einzige Schwachstelle – sowohl erzählerisch als auch zeichnerisch – ist der Schurke. Dracula sieht leider völlig austauschbar aus, wenn er nicht gerade als riesiges Fledermausungetüm Gotham unsicher macht und außer dem Namen gibt es auch weder Verbindungen zu Stokers Roman noch zu Vlad dem Pfähler. Dracula funktioniert zwar als Antriebsmotor der Geschichte, ist darüber hinaus allerdings ein ziemlich uninteressanter Widersacher. Man merkt, dass der Fokus eindeutig auf Batman und Tanya liegt. Um den König der Vampire endgültig zu besiegen, müssen beide letztendlich große Opfer bringen: Erstere verliert ihr Leben (bzw. ihre Existenz), während Letzterer seine Menschlichkeit einbüßt und selbst zum Vampir wird.
„Bloodstorm“ schließt direkt daran an und erzählt, wie Batman versucht, trotz seiner untoten Existenz weiter seinen Standards gerecht zu werden und das Verbrechen wie bisher zu bekämpfen. Das wäre allerdings wohl etwas einfacher, wenn nicht der Joker damit beginnen würde, sich einzumischen. Der stets grinsende Irrsinnige hat mitbekommen, dass einige von Draculas Kindern überlebt haben und schafft es durch seine Überredungskunst (zugegeben, die Vampire sind nicht allzu hell), diese für sich einzuspannen, um Spaß zu haben und Gotham City in einer roten Flut zu ertränken.
Mit „Bloodstorm“ greifen Monch und Jones stärker in die Horror, bzw. Splatterschublade. Die Zeichnungen werden abstrakter und expliziter (es werden schon mal Herzen aus dem Leib gerissen und Gesichter vom Schädel abgezogen) und alles in allem wird’s etwas abstruser, spätestens ab dem Zeitpunkt, ab dem Catwoman mitmischt, und zwar als „Werkatze“. Der Grund für ihre allnächtlichen Verwandlungen ist dabei ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Allgemein ist die Geschichte weniger gut durchdacht als „Red Rain“, der Plot ist weniger stringent und weist hin und wieder Logiklöcher und Absurditäten auf, die nicht hätten sein müssen. Dafür gibt es dieses Mal einen weitaus stärkeren Antagonisten. Zwar fehlt es dem Joker ebenfalls etwas an Motivation, allerdings gehört genau diese scheinbare Beliebigkeit zu den stets vorhandenen Charakterzügen des Jokers (hervorragend erklärt in Grant Morrisons „Arkham Asylum“). Auch Batmans Charakterisierung wird glaubhaft fortgeführt, der Kampf des Dunklen Ritters gegen den eigenen Blutdurst gehört zu den großen Stärken des zweiten Teils. Das Ende ist konsequent: Nachdem Batman in einem einzigen schwachen Moment nachgegeben hat und das Blut des Jokers trinkt, wird er (auf eigenen Wunsch) von Alfred und Gordon gepfählt. Und das hätte das Ende sein können, gäbe es nicht noch einen dritten Teil. Im Gegensatz zu „Bloodstorm“ („Red Rain“ endete ja praktisch mit einem Cliffhanger) wirkt das Finale der Trilogie, „Crimson Mist“, ein wenig angeklebt und erzwungen.
Nach Batmans scheinbar endgültigem Verschwinden wird alles nur noch schlimmer, denn nach und nach tauchen sämtliche Mitglieder von Batmans Schurkengallerie (wieder) auf, um Gotham zu terrorisieren. Um dem wachsenden Unheil einhaltgebieten zu können entfernt Alfred den Pflock aus Batmans Herz, doch das Blut des Jokers hat den Dunklen Ritter endgültig verdorben: Batman ist zu einem verwitterten, von Blutlust getriebenem Monster geworden, dass sich nur noch mühsam zügeln kann und seinen gewaltigen Durst auf die Feinde Gothams konzentriert – jedenfalls vorerst. Doch bald wird Gordon und Alfred klar, dass Batman schon bald Unschuldige angreifen wird, weshalb sie sich gezwungen sehen, einen Pakt mit dem Teufel (sprich: Two-Face und Killer Croc) zu schließen, um ihren ehemaligen Freund und Verbündeten aufhalten zu können.
Auffällig ist hier vor allem, dass Batmans Feinde hier weitaus düsterer und brutaler interpretiert werden als in den normalen Comics und alle eher in Richtung Serienkiller gehen. Poison Ivy scheint nur noch sadistischen Gefallen daran gefunden zu haben, Männer zu Tode zu küssen, Croc zerfleischt Prostiuiert, Scarecrow jagt nicht nur Angst ein, sondern köpft seine Opfer hinterher, der Riddler versteckt Drogen in Leichen und selbst der Pinguin macht sich selbst die Hände schmutzig. Lediglich Two-Face und Black Mask entsprechen ungefähr ihren Gegenstücken innerhalb der Kontinuität. Moench und Jones nutzen gnadenlos die Möglichkeiten der Elseworlds und nehmen genüsslich alles auseinander, ein Schurke nach dem anderen wird vom monströsen Vampir-Batman ausgesaugt. Das hat natürlich auch zur Folge, dass der Titelheld einiges an Tiefe verliert. Zwar gibt es ein, zwei Szenen, in denen er reflektiert, aber dennoch besteht „Crimson Mist“ größtenteils aus Szenen, in denen Batman seine diversen Widersacher auf äußerst blutige Art und Weise meuchelt. Sofern man für recht düstere Horror- und Splattereinlagen etwas übrig hat, ist das durchaus spaßig, allerdings ist das ganze doch recht episodenhaft, erst gegen Ende nimmt die Handlung wieder Fahrt auf und führt zu einem Showdown á la „Hamlet“.
Es sei hier noch erwähnt, dass „Batman – Vampire“ wegen der doch ziemlich expliziten und Horror- und Splatterelemente absolut nichts für jüngere Leser ist und zu den Batman-Geschichten gehört, die auch beim Vertigo-Label ziemlich gut aufgehoben wären.
Fazit: „Batman – Vampire“ ist eine äußerst gelungene und extrem atmosphärische Elseworld-Geschichte, die aus ihrer Prämisse so gut wie alles herausholt, was möglich ist und zu der Kelley Jones‘ abstrakte und düstere Zeichnungen wunderbar passen. Vor allem „Red Rain“ gehört mitunter zu den besten Batman-Geschichten, „Bloodstorm“ und „Crimson Mist“ sind durchaus würdige Fortsetzungen, auch wenn Autor und Zeichner bei diesen beiden Teilen der Trilogie etwas zur Übertreibung neigen.


Kelley Jones‘ Arbeit in „Red Rain“


Kelley Jones‘ Arbeit in „Bloodstorm“


Kelley Jones‘ Arbeit in „Crimson Mist“

Der TDKR-Countdown:
Prämisse
Batman Begins – Soundtrack
BB: Meltdown
New 52: Batman 1
Bane
The Dark Knight – Soundtrack
The Dark Knight Rises

Siehe außerdem:
Der Joker
Batman: Year One
Batman: The Long Halloween
Batman – Joker: Des Teufels Advokat
Batman: Schatten über Gotham

Camelot


Der amerikanische Privatsender Starz nimmt sich immer stärker des durch „Die Sopranos“ etablierten HBO-Serienmodells an. Die Starz-Serie „Spartacus“ wurde eindeutig durch den Erfolg von HBOs „Rom“ beeinflusst, und man wäre fast geneigt, „Camelot“ als Antwort auf „Game of Thrones“ zu sehen, allerdings startete die Adaption der Artus-Sage vor George R. R. Martins Fantasy-Epos.
Der Stoff ist nun freilich kein unbeschriebenes Blatt und wurde schon auf verschiedenste Art und Weise umgesetzt. Der Fernsehfilm „Merlin“ mit Sam Neill, der die Geschichte aus der Perspektive des Zauberers erzählt und von mir bereits rezensiert wurde, ist nur eine der vielen Adaptionen. Letztendlich ist die Frage bei derartigen Filmen und Serien weniger, was geschieht (denn mit gewissen Variationen ist der Handlungsablauf natürlich meistens gleich), sondern wie es passiert und wie es interpretiert wird.

Umsetzung und Konzipierung
Obwohl bei „Camelot“ die Artus-Sage nicht so gründlich entmystifiziert wurde wie bei der Jerry-Bruckheimer-Produktion „King Arthur“ sucht man doch die glänzenden Ritterrüstungen oder den stereotypischen Zauberer mit dem Rauschebart vergebens. Magie existiert zwar, aber ein Fantasyansatz á la „Excalibur“ wurde eindeutig vermieden. Wir befinden uns in der Zeit der Völkerwanderung, das römische Reich ist gefallen und nach dem Tod König Uthers (Sebastian Koch) bröckelt Britannien. Uthers Tochter Morgan (Eva Green) schließt ein Bündnis mit Lot (James Purefoy), einem der britischen Kriegsherren. Merlin (Joseph Fiennes) dagegen, einst Uthers Ratgeber, hat andere Pläne. Er war es, der Uther dabei half, Igraine (Claire Forlani) zu erobern, im Austausch verlangte er dafür allerdings ihr Kind. Dieses Kind, Morgans Halbbruder Arthur (Jamie Campbell Bower) wächst weit entfernt von Krieg und Politik auf, bis Merlin ihn aufsucht, um ihm mitzuteilen, wer er ist. Zusammen mit seinem Bruder Kay (Peter Mooney) macht sich Arthur nun also daran, seine Tafelrunde aufzubauen, seine Feinde zu bekämpfen und der legendäre König Britanniens zu werden.
Das Ganze ist, nun ja, im HBO-Stil umgesetzt. Glücklicherweise übertreibt es Starz es bei „Camelot“ nicht derartig wie bei „Spartacus“. Blut und Sex sind zwar vorhanden (die FSK-16-Freigabe ist durchaus gerechtfertigt), aber der Exploitationgehalt verkommt nie so sehr zum Selbstzweck wie bei der erwähnten Historienserie um den Gladiatorenaufstand. Auch die Kulissen wirken bei „Camelot“ weitaus angenehmer und natürlicher und nicht so offensichtlich animiert wie bei „Spartacus“.
Da die Serie leider bereits nach der ersten Staffel abgesetzt wurde (wohl nicht wegen mangelnden Erfolgs, sondern vor allem, da die drei Hauptdarsteller keine Zeit für weitere Drehs finden konnten) fehlen viele der späteren Elemente und Figuren der Sage (Lancelot, Galahad, Mordred), die sicher in späteren Staffeln vorgekommen wären und zum Teil bereits angedeutet werden. Dies zeigt sich auch am Staffelfinale, das als solches gut funktioniert, als Serienfinale allerdings nicht wirklich angemessen ist – man merkt eindeutig, dass auf eine Fortsetzung spekuliert wurde.

Die Adaption der Figuren
Natürlich der wichtigste Punkt bei jeder Adaption der Artus-Sage. Wie wurden die Figuren, diese legendären Ikonen, deren Namen weithin bekannt sind, umgesetzt? Wie ist ihr Verhältnis, welche Freiheiten wurden genommen, um diese, man möchte fast sagen, „ausgelutschten“ Charaktere interessant zu halten?

Arthur (Jamie Campbell Bower) und Guinevere (Tamsin Egerton)

Ganz allgemein ist das Personal in „Camelot“ sehr jung und steht erst am Anfang seiner Karriere. Arthur und Guinevere (Tamsin Egerton) sind Anfang zwanzig, Morgan ein paar Jahre älter (maximal Anfang dreißig) und selbst Merlin dürfte, zumindest vom Erscheinungsbild her, die fünfzig noch nicht erreicht haben, allerdings werden immer wieder Andeutungen gemacht, er sei wesentlich älter, als er aussieht.
Arthur ist in Bezug auf die Umsetzung leider die größte Enttäuschung. Vielleicht liegt es daran, dass ich Jamie Campbell Bower nicht mag und ihn nicht wirklich ernst nehmen kann, aber er schafft es einfach nicht, den jungen, idealistischen und doch mit Fehlern geplagten Herrscher passend darzustellen. Campbell Bower schaut meistens mit Rehaugen umher und wirkt einfach nicht königlich. Zum Glück gibt es andere Figuren, die dafür sorgen, dass die Serie spannend und sehenswert ist. In erster Linie sind das natürlich Morgan und Merlin. Joseph Fiennes und Eva Green für diese Rollen zu casten war eindeutig die beste Entscheidung, die man hätte treffen können, denn diese beiden erstklassigen Schauspieler schaffen es, ihre Figuren absolut gelungen darzustellen.

Morgan (Eva Green)

Die große Widersacherin ist hier keine Meisterhexe, sondern eine Frau, die das möchte, was ihr ihrer Meinung nach zusteht: Den Thron von Britannien. Ihr Ideen und Vorstellungen sind dabei in der Tat fast schon (zu) fortschrittlich. Jedenfalls glaubt sie, dass ihre Herrschaft das Beste für das Volk ist. Dennoch wird sie auch von Zweifeln und Rückschlägen geplagt. In den magischen Künsten ist sie eher eine Adeptin, die Zauberei stellt für sie in erster Linie Mittel zum Zweck dar. Eva Green stellt Morgan als zerrissene, durchaus sympathische, aber auch getriebene Frau dar. Sie wandelt auf dem dünnen Grad der ernstzunehmenden und doch nachvollziehbaren Schurkin.
Noch interessanter ist Merlin, der hier, mehr denn je, als zwielichtige Figur auftritt. Er ist letztendlich derjenige, der dafür sorgt, dass Arthur den Thron besteigt. Der bekannteste Zauberer der Geschichte ist hier eindeutig ein Königsmacher, der intrigiert und manipuliert, um seine Ziele zu erreichen und dabei sehr zwielichtig erscheint. Wie Morgan auch verfügt er zwar über Magie, doch die Kosten sind enorm. In „Camelot“ verlangt die Anwendung von Magie stets einen hohen körperlichen Preis und besitzt gleichzeitig eine suchterzeugende Wirkung. Interessant ist dabei auch, wie viele der magischen Elemente entmystifiziert werden. Das Schwert im Stein (hier nicht mit Excalibur identisch) ist nur ein schwer erreichbares Schwert, das durch einen bestimmten Trick aus dem Stein gezogen werden kann. Die Herrin vom See ist eine Geschichte von Merlin, mit der er verschleiert, wie er tatsächlich das Schwert erlangt hat, welches hier „nur“ eine exzellent geschmiedete Waffe ist und keine magischen Fähigkeiten besitzt.

Merlin (Joseph Fiennes)

Joseph Fiennes stellt Merlin genau passend als zwielichtige, jedoch charismatische Figur dar, die sehr viel tun würde, um ihre Ziele zu erreichen. Interessanterweise erinnert mich Joseph Fiennes hier sogar ein wenig an seinen Bruder Ralph – was natürlich weitere Bonuspunkte bringt. In der Tat sind Morgan und Merlin als Figuren so stark, dass es wirkt, als würden sie Arthur lediglich als Spielball verwenden, ihrer Auseinandersetzung wird meistens mehr Zeit geschenkt als dem Handlungsstrang, der sich direkt mit dem König beschäftigt, was allerdings ebenfalls positiv ins Gewicht fällt.
Eine weitere interessante Änderung ist das Verhältnis zwischen Arthur und Guinevere bzw. die Dreiecksgeschichte. Lancelot fehlt in dieser Adaption völlig (vielleicht war ja ein Auftritt in einer späteren Staffel geplant), stattdessen ist Guinevere mit Leontes (Philip Winchester) verheiratet, einem von Arthurs treuesten Rittern, und Arthur selbst ist derjenige, der seinen treuen Freund verrät.
Zu den weiteren Charakteren, die eine größere oder kleinere Neuinterpretation erhalten, gehören unter anderem Gawain (Clive Standen), der hier als pragmatischer und zynischer Kämpfer dargestellt wird, der langsam Vertrauen zu seinem König fasst und Igraine, Arthurs Mutter, die in den meisten Bearbeitungen der Sage einfach verschwindet, nachdem sie Arthur geboren hat. Hier ist sie stattdessen eine aktive und fürsorgliche Figur, die mit Merlin ein mehr als freundschaftliches Verhältnis pflegt.
Einen interessanten Neuzugang stellt die mysteriöse Nonne Sybil dar, die als Morgans Lehrerin, Ratgeberin und rechte Hand fungiert und ebenso hinterlistig und intrigant ist wie ihre Herrin.

Fazit: Gelungene Neuinterpretation der Artus-Sage in Serienform, die leider nach der ersten Staffel abgesetzt wurde und deshalb noch nicht ihr volles Potential entfalten konnte. Dennoch ein gelungenes „King Arthur Begins“, das vor allem wegen der Glanzleistungen von Joseph Fiennes und Eva Green zu gefallen weiß und sich wunderbar eignet, um die Wartezeit auf die nächste Staffel von „Game of Thrones zu verkürzen. Die Staffelbox ist hierzulande am 8. Juni erschienen.

Trailer

Siehe auch:
Merlin
Game of Thrones Staffel 1

Batman Begins – Soundtrack

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Tracklisting:

01. Vespertilio
02. Eptesicus
03. Myotis
04. Barbastella
05. Artibeus
06. Tadarida
07. Macrotus
08. Antrozous
09. Nycteris
10. Molossus
11. Corynorhinus
12. Lasiurus

Mit den großen Franchise-Themen ist es so eine Sache, speziell wenn man in einem bewährten Franchise musikalisch etwas Neues macht. Manchmal kann man sich von alten Themen einfach nicht lösen. James Bond ist da ein Beispiel: Bis dato gibt es sieben offizielle Bond-Darsteller und 22 Filme („Skyfall“ noch nicht mitgerechnet), die sich im Tonfall zum Teil extrem voneinander unterscheiden, doch in jedem dieser Filme kommt mindestens einmal das ikonische Bond-Thema vor. Auch Star-Wars wäre ohne sein berühmtes Titelthema kaum denkbar, sodass es nicht nur alle sieben Kinofilme eröffnet, sondern auch jede Folge von „The Clone Wars“ und auch so ziemlich jedes Computer- und Videospiel, egal ob nur die Williams-Soundtracks recycelt werden oder ob neue Musik komponiert wird. Auch das Machtthema tendiert dazu, überall aufzutauchen.
Anders verhält es sich bei Batman. Für Tim Burtons Film von 1989 komponierte Danny Elfman ein düsteres, actionreiches und vor allem extrem einprägsames Thema, das inzwischen fast so sehr mit Batman verbunden ist wie das Williams-Thema mit Superman. Was tut man also als Komponist, der eine neue Adaption einer Figur vertont, deren bisheriges Leitmotiv bereits Kultstatus besitzt? Eine Möglichkeit besteht natürlich, etwas zu komponieren, das zwar nicht identisch mit dem alten Thema ist, aber dennoch an es erinnert. Das kann sehr gut funktionieren, wie zum Beispiel Shirley Walkers Superman-Thema zeigt, das mit dem Williams-Marsch nicht identisch ist, aber dank der Dreiklangbasis sehr ähnlich klingt. Auch Elliot Goldenthal wählte für sein Batman-Thema einen ähnlichen Ansatz, indem er es strukturell an das Elfman-Thema anlehnte. Beide Themen sind recht marschartig und eignen sich auch gut zur Actionuntermalung, allerdings lässt das Goldenthal-Thema die Düsternis vermissen (andererseits – wir sprechen natürlich von den Schumacher-Filmen, wo man die Düsternis allgemein vermisst).
Auch Hans Zimmer und James Newton Howard, von Chris Nolan für „Batman Begins“, den phänomenalen Reboot des Dunklen Ritters verpflichtet, dürften vor einem ähnlichen Problem gestanden haben. Im Vorfeld des Films (und auch nach dem Kinostart) gab vor allem Hans Zimmer relativ viele Interviews, in denen er erklärte, sich völlig von den Vorgängerscores zu lösen. Batman sei ein vielschichtiger, psychologisch tiefgründiger Charakter, eine Figur, die in „Batman Begins“ eine Reise absolviere. Deshalb sei die Musik düster, brütend und psychologisch tiefgründig. So weit, so gut. Werfen wir erst einen allgemeinen Blick auf den Soundtrack, bevor wir zu den Themen, natürlich insbesondere dem des Titelhelden, zurückkehren. Vorher allerdings noch kurz ein Wort zum Album: Die Idee, den Tracks die lateinischen Namen von Fledermäusen bzw. Fledermausarten zu geben ist ja ganz nett, ebenso wie die Anfangsbuchstaben der Tracks 4 bis 9, allerdings wird es schwierig, wenn man die einzelnen Stücke den Filmszenen zuweisen will.
Niemand, der diesen Soundtrack hört, wird bestreiten, dass von den beiden Komponisten eindeutig Zimmer die Nase vorn hat – sogar in den Interviews ordnet sich Howard Zimmer eindeutig unter und gesteht seinem Kollegen die kreative Leitung zu. Darüber hinaus haben die beiden allerdings an allem zusammengearbeitet, im Gegensatz etwa zum Soundtrack des Sequels, in welchem zwei der neuen Themen jeweils auf einen der Komponisten zurückzuführen sind (Joker auf Zimmer und Harvey Dent/Two-Face auf Howard). Generell wird die Ansicht vertreten, dass Zimmer in den Actionpassagen stärker vortritt, während man Howards Stil in den ruhigeren, melodischeren Teilen besser heraushört, Zimmer jedoch die allgemeine Richtung bestimmt und dem schließe ich mich auch an. Trotz eines 90-köpfigen Orchesters ist „Batman Begins“ ein sehr elektronischer Score, der manchmal schon einen Fuß im Sounddesign hat, von der grausigen Ausgeburt, die Trent Raznor und Atticus Rose für „Verblendung“ geschrieben haben ist er allerdings noch weit entfernt. Ein allgemein passendes Schlagwort für die Musik dieses Films ist Minimalismus. Das dominierende Element sind die Zimmer’schen Streicherostinati, die existierenden Themen sind meist sehr einfach gestrickt und nicht sehr leicht herauszuhören, was dem Soundtrack einen ziemlich „breiigen“ Charakter verleiht – womit wir wieder bei der Leitmotivik angekommen wären. Erst einmal ist es gar nicht so leicht, das eigentliche Batman-Thema zu finden. Oft wird angenommen, das Thema, das den Track Molossus dominiert, sei das Haupt- bzw. Batman-Thema, was allerdings nicht wirklich stimmt. Es handelt sich dabei mehr um ein allgemeines Action-Thema, ähnlich wie He’s a Pirate. Besonders deutlich wird dies in „The Dark Knight“, wo es in Szenen gespielt wird, in denen Batman nicht zugegen ist.
Laut eigener Aussage komponierten Zimmer und Howard ein Thema für die Hauptfigur, das sie letztendlich in „Batman Begins“ überhaupt nicht einsetzten, sondern erst in „The Dark Knight“. Das thematische Material für den Dunklen Ritter, das es in den Soundtrack geschafft hat, ist letztendlich bereits in Vespertilio zu finden: Die ominösen Flügelschläge am Anfang, Streicherostinati (die sowieso überall sind) und ein Motiv, bestehend aus zwei Noten, das ab der Einminutenmarke des Tracks immer wieder gespielt wird und auch sonst ziemlich häufig vorkommt, u.a. am Ende von Barbastella und in Molossus. Und hier ist mein Problem mit dieser Herangehensweise: Egal was Zimmer sagt, ein Zweinotenmotiv ist weder komplex noch ikonisch. Ein Zweinotenmotiv erlaubt praktisch kaum Variationen und ist langweilig. Der Einsatz ist dabei ebenfalls ein Problem, denn es wird nicht nur benutzt, wenn Batman tatsächlich auftaucht, sondern auch, um die diversen Schritte auf seinem Weg zum Dunklen Ritter darzustellen. Da dieses Motiv aber statisch ist, ist es m.E. dazu einfach nicht geeignet. Der „klassische“ Ansatz wäre hierbei in meinen Augen weitaus besser und wirkungsvoller gewesen, so wie es etwa David Arnold im Soundtrack zu „Casino Royale“ oder Howard Shore in „Die Gefährten“ taten: Das Thema (Bond bzw. Gefährten, beide bestehen aus wesentlich mehr als nur zwei Noten) wird langsam und stückweise aufgebaut. Insbesondere Shores Gefährtenthema ist ein ideales Beispiel: Von der Titeleinblendung einmal abgesehen erklingt es zum ersten Mal, als Frodo und Sam das Auenland verlassen, noch in einer unvollständigen Variante und wird dann mit jedem Einsatz voller, bis es bei der Ratsszene in Bruchtal zum ersten Mal vollständig erklingt. Nachdem die Gemeinschaft zerbricht taucht es dann wieder fragmentarischer auf. Genau so etwas hätte ich mir auch für diesen Batman gewünscht, denn das wäre ihm als komplexem Charakter gerecht geworden, im Gegensatz zu einem Zweinotenthema. Und um es klar zu machen, ich meine damit nicht das Elfman-Thema. Gewöhnlich lassen sich die Stimmen zu diesem Soundtrack nämlich zwei Kategorien zuordnen: Die einen loben ihn in den Himmel, während die anderen sich beschweren, dass das Elfman-Thema nicht vorkommt. In der Tat wäre Danny Elfmans Batman-Marsch in der Form, in der er in „Batman“ und „Batmans Rückkehr“ auftaucht, eher fehl am Platz (Shirley Walkers Batman-Thema dagegen ist wieder eine andere Geschichte…). Letztendlich ist es nicht so, dass Zimmer und Howard im Themenvergleich den Kürzeren ziehen, stattdessen scheinen sie gar nicht erst zu versuchen, etwas Adäquates abzuliefern. Dass jedoch letztendlich ein wirklich ikonisches, gut erkennbares Thema für Batman nötig gewesen wäre, steht für mich persönlich außer Frage. Ja, „Batman Begins“ stellt Bruce Wayne tiefgründiger und psychologisch ausführlicher dar als die Burton-Filme (von den Schuhmacher-Filmen ganz zu schweigen), aber letztendlich zwingt sich Bruce dazu, zum Helden, mehr noch, zum theatralischen Helden zu werden – Ra’s al Ghul kommentiert dies ja sogar im Film: „You took my advice about theatricality a bit … literally.“ Es gibt genug Szenen, die geradezu nach einem derartigen Thema schreien (Batmans Konfrontation mit Falcone, Batman blickt von der Spitze eines Wolkenkratzers auf Gotham hinab, die Schlussszene) und dadurch noch weitaus stärker und einprägsamer geworden wären.
Neben dem Batman-Motiv und ein, zwei Action-Themen (v.a. im bereits erwähnten Molossus und in Antrozous) gibt es auch noch weitere Themen. Da hätten wir unter anderem eines, das von einem Rezensenten auf soundtrack.net als „Rising Hero Theme“ bezeichnet wird und das in „The Dark Knight“ die Basis für Harvey Dents Thema bildet. Dieses Thema ist unter anderem am Ende von Myotis zu hören und funktioniert zumindest besser als das Zweinotenmotiv, passt aber nicht wirklich zu Batman und gehört, wie gesagt, später zu Harvey Dent, für den es sich auch als weitaus effektiver erweist.
Am Anfang von Eptesicus und in Macrotus ist darüber hinaus ein zumeist von Klavier oder Streichern dominiertes Thema zu hören, das für Bruce‘ Vergangenheit steht (und deshalb oft in den Rückblicken gespielt wird) und auch als Liebesthema dient. Diese Themen funktionieren zwar, sind aber recht einfach gehalten. Darüber hinaus fungiert ein Knabensopran als Zeichen für Bruce‘ (verlorene) Jugend, Unschuld und Reinheit (Tadarida und Macrotus).
Die Schurken dagegen sind weit weniger klar definiert. Ra’s al Ghul und seine Liga der Schatten werden, wenn überhaupt, durch ein ominöses, dunkles Cello zu Beginn von Myotis repräsentiert, Scarecrow durch Soundeffekte und schrille Streicher, die in Artibeus zu vernehmen sind. Beides kann allerdings kaum als wirkliches Leitmotiv gewertet werden.
In der Tat haben sich die Komponisten von den früheren Vertonungen des Dunklen Ritters weitestgehend gelöst, allerdings nicht von ihren eigenen Arbeiten. Vor allem Zimmers Techniken scheinen durch, vieles aus dem Soundtrack tauchte bereits in leicht abgewandelter Form in früheren Scores auf. Letztendlich ist die Musik von „Batman Begins“ vor allem atmosphärischer Natur, und für einen gewöhnlichen Actionfilm hätte sie auch gut funktioniert. Aber hierbei handelt es sich nun einmal um einen Batman-Film, und so sehr sich Chris Nolan auch um Realismus (bzw. Hyperrealismus) bemüht, der Film handelt dennoch vom Dunklen Ritter. Ja, der Batman-Begins-OST ist düster und brütend und stört den Film nicht, wie es bei „Verblendung“ der Fall war, sondern untermalt ihn durchaus passend. Aber bei Batman genügt mir das nicht. Zimmers und Howards Musik macht den Film nicht reicher, wie es Elfmans oder Walkers Batman-Soundtracks getan haben oder wie Zimmer selbst es bei „Pirates of the Caribbean: At World’s End“ geschafft hat. Wenn ich die Musik zu Tim Burtons Filmen oder der Batman-Zeichentrickserie höre, höre ich Batman. Wenn ich den Batman-Begins-Soundtrack höre, höre ich in erster Linie Zimmer.
Fazit: Der Soundtrack zu „Batman Begins“ ist letztendlich enttäuschend. Zwar ist er düster und brütend, doch die Komplexität der Hauptfigur wird nicht vermittelt, es gibt kaum thematische Entwicklung und die existierenden Leitmotive (besonders das Batman-Thema) sind minimalistisch und letztendlich langweilig.

Der TDKR-Countdown:
Prämisse
Batman – Vampire
BB: Meltdown
New 52: Batman 1
Bane
The Dark Knight – Soundtrack
The Dark Knight Rises

Siehe außerdem:
Batman Begins
The Dark Knight
The Dark Knight Rises – Soundtrack