Sherlock Holmes: Spiel im Schatten


Story: Sherlock Holmes (Robert Downey jr.) und John Watson (Jude Law) bekommen es nun mit dem “Napoleon des Verbrechens”, Professor James Moriarty (Jared Harris) zu tun, der bereits durch Bombenanschläge Unruhe in Europa verbreitet hat und es nun zu einem Krieg kommen lassen will, um dabei mächtig abzukassieren. Gemeinsam mit der Zigeunerin Simza (Noomi Rapace) hetzen Holmes und Watson quer durch Europa, um den Erzschurken aufzuhalten und sein Komplott zu enthüllen…

Kritik: Ende 2011/Anfang 2012 hatte ich eine recht lange Liste mit Filmen, die ich im Kino anschauen wollte und die ich aus Zeitmangel nicht abarbeiten konnte. Da mir Guy Ritchies erster „Sherlock Holmes“ außerordentlich gut gefallen hat, wollte ich mir natürlich auch das Sequel nicht entgehen lassen. Nun, da der Film auf DVD und Blu-Ray erschienen ist, muss ich leider sagen, dass ich im Kino nicht wirklich viel verpasst habe, denn „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ bleibt weit hinter seinem Vorgänger zurück.
Zwar ist Downey jr. und Law die Spielfreude immer noch anzumerken und ihre Kabbeleien sind immer noch höchst amüsant, ebenso wie der Auftritt von Stephen Fry als Mycroft Holmes, aber der Film leidet unter einer (selbst im Vergleich zum Vorgänger) sehr konstruierten Handlung. Irene Adler (Rachel McAdams) wird ohne ersichtlichen Grund in den ersten zehn Minuten abgesägt, ohne dass es jemanden interessieren würde, und durch die ominöse Zigeunerin Simza ersetzt, die zwar immer dabei ist, aber irgendwie völlig überflüssig wirkt, da sie eigentlich nichts zu tun hat. Dabei ist es schwierig, Noomi Rapace‘ Spiel überhaupt zu beurteilen, da der Regisseur mit ihr einfach nichts anzufangen weiß; sie blickt ernst drein und rennt hinter Holmes und Watson her, mehr gibt es für sie nicht zu tun.
Etwa die erste Stunde schließt noch relativ gut an den Vorgänger an, insbesondere die Zugfahrt ist höchst amüsant, aber danach geht es merklich bergab, die Episoden in Paris und Heilbronn ziehen sich, trotz ganz netter Einbindung der Oper „Don Giovanni“, ziemlich in die Länge. Zum Teil dürfte dies durchaus auch an den Schauplätzen liegen: Ich liebe das düstere, dreckige viktorianische London, das im ersten Teil präsentiert wurde und in „Spiel im Schatten“ einfach fehlt. Damit geht leider auch extrem viel Atmosphäre verloren.
Eine weitere Schwäche ist Jared Harris als Moriarty, der irgendwie langweilig ist und dem es an Charisma fehlt. Wenn einer der größten Schurken der Literaturgeschichte uninteressant ist, dann ist klar, dass etwas schiefgegangen sein muss. Zusätzlich erinnert mich Moriartys Plan, den Ersten Weltkrieg verfrüht in Gang zu setzen unangenehm an die missratene Verfilmung von Alan Moores „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“.
Darüber hinaus ist noch zu erwähnen, dass Hans Zimmer wohl langsam faul wird, denn der Soundtrack zu „Spiel im Schatten“ ist praktisch eine recycelte Version des Scores zum Vorgänger (dem Score von „On Stranger Tides“ nicht unähnlich), angereichert mit ein wenig „Inception“, Zigeunermusik und einigen Stücken anderer Komponisten (Mozart, Schubert, Morricone), die mehr oder minder dem Remote-Control-Stil angepasst wurden. So etwas wie ein neues Thema sucht man vergebens.
Fazit: Trotz der beiden gut aufgelegten Hauptdarsteller kommt „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ über ein „ganz nett“ nicht hinaus: Zu viele Durchhänger, zu wenig Präsenz des Schurken, zu viel musikalisches Recycling, zu wenig viktorianisches London.

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Siehe auch:
Sherlock Holmes