Labyrinth des Bösen


Der Roman:
Bevor wir uns nach Gotham City begeben gibt es noch einen kleinen Ausflug in die weit, weit entfernte Galaxis, und einen damit verbundenen nostalgischen Trip sieben Jahre in die Vergangenheit. Ich erinnere mich noch gut an das Frühjahr 2005: Ich wartete voller Spannung darauf, dass „Star Wars Episode III: Die Rache der Sith“ endlich ins Kino kam. Und dabei gab es einen Roman, der den Mund noch wässriger machte, die Wartezeit versüßte und vielleicht sogar ein wenig verkürzte. Es handelte sich dabei um „Labyrinth des Bösen“ von James Luceno, einem der anerkanntesten Autoren des Erweiterten Universums, der, nicht zuletzt dank seines jüngsten Romans „Darth Plagueis“, den Ruf genießt, an das SW-Universum wie ein Historiker heranzugehen. Obwohl die Anspielungen in „Labyrinth des Bösen“ nicht ganz so extrem sind wie in „Darth Plagueis“ gibt es davon einige.
Der Roman dient als direkter Prolog zu „Die Rache der Sith“ (mit Matthew Stovers Romanadpation des Films und Lucenos „Dunkler Lord: Der Aufstieg des Darth Vader“ bildet er die sogenannte „Dark Lord Trilogie“): Anakin und Obi-Wan sind dabei, die Separatisten endgültig aus den Kernwelten zu vertreiben, indem sie Cato Neimoidia, die Heimatwelt von Vizekönig Nute Gunray, erobern. Dabei fällt ihnen ein seltsamer Mechnostuhl in die Hände, den Gunray in der Hitze des Gefechts zurückgelassen hat und dessen eingebauter Holoprojektor eine Spur enthält, die zu dem mysteriösen Sith-Lord Darth Sidious führen könnte, den der Seperatistenführer Count Dooku gegenüber Obi-Wan erwähnte.
Also machen sich Anakin und Obi-Wan auf, die Spur des Mechnostuhls weiter zu verfolgen, um den Sith-Lord ausfindig zu machen.
So weit im Groben zur „Haupthandlung“. Es gib noch einige Nebenhandlungsstränge, die ebenfalls von Bedeutung sind, in erster Linie derjenige um Padmé Amidala und einige andere Senatoren, die verzweifelt versuchen, gegen die immer weiter fortschreitende Umwandlung der Republik in eine Militärdiktatur anzukämpfen. Auch den Schurken, vor allem Count Dooku und General Grievous, wird angemessen viel Platz eingeräumt, sodass diese bei Luceno nicht einfach stereotypische daherkommen, sondern eine glaubhafte Motivation aufweisen.
Der Roman darf darüber hinaus als „Trichter“ verstanden werden: Er greift die etwas verfranzten Fäden der anderen Klonkriegsmedien (jedenfalls derjenigen, die zwischen 2003 und 2005 erschienen sind) auf, gibt eine „Bestandsaufnahme“ und leitet schließlich zu Episode III weiter. Und gerade dafür hätte man keinen besseren Autoren als James Luceno finden können, denn der Roman strotz nur so vor Anspielungen. Luceno schafft es, die Charaktere glaubhaft als Personen darzustellen, die einen fast dreijährigen Krieg hinter sich haben und nutzt dabei alles, was die diversen Klonkriegs-Comics und –Bücher hergeben. Und, noch wichtiger: Der aktuelle Zustand der Republik wird ebenfalls gut geschildert, etwas, bei dem zum Beispiel die Animationsserie „The Clone Wars“ nicht sonderlich erfolgreich war – immerhin gehört es zu den „Hauptaufgaben“ der Klonkriege, die Republik langsam in das Imperium zu transformieren. Den Senatoren um Padmé Amidala und Bail Organa wird klar, dass sie auf eine Diktatur zusteuern, während die Jedi mit dem Krieg und der Suche nach Darth Sidious zu beschäftigt sind, um bei der Rettung der Demokratie behilflich zu sein.
Der größte Pluspunkt von „Labyrinth des Bösen“ ist jedoch das Gefühl beim Lesen, denn der Roman fühlt sich an wie eine völlig natürliche Erweiterung der Filme. Kaum ein anderes Werk aus dem EU schafft es, das Gefühl beim Schauen eines Star-Wars-Films (bzw. eines Star-Wars-Prequels) so exakt zu „simulieren“ wie dieser. Nebenbei umschifft Luceno kunstvoll einige Schwächen der Prequels: Anakin und Padmé haben zusammen keine Szenen, ergo gibt es auch keine Dialoge wie in Episode II und III, Jar Jar kommt nicht vor und auch sonst hält sich der eher infantile Humor recht stark in Grenzen. Stattdessen gibt es ein extrem spannendes Abenteuer aus einer weit, weit entfernten Galaxis, die immer düsterer wird. Gekonnt stellt Luceno auch die Beziehung zwischen Obi-Wan und Anakin dar, die sich seit „Der Angriff der Klonkrieger“ gewandelt hat, ebenso wie Anakins Zweifel und Ängste, die letztendlich bei seinem Sturz eine wichtige Rolle spielen.
Fazit: „Labyrinth des Bösen“ gehört dank gelungener Charakterisierung der Hauptfiguren und dem richtigen Maß an Spannung zu den gelungensten Romanen des EU und fühlt sich an wie eine natürliche Erweiterung der Filme

Das Hörspiel:

Nach dem sich Hörspiele (sprich: eine verkürzte Filmtonspur, begleitet von einem Erzähler) zu den sechs Star-Wars-Filmen als äußerst erfolgreich erweisen, wagte sich Hörspielproduzent Oliver Döhring, bekannt für die Adaptionen der John-Sinclair-Romane, an eine Umsetzung von „Labyrinth des Bösen“. Während Hörspielumsetzungen von EU-Werken im angloamerikanischen Sprachraum häufiger anzutreffen sind, ist „Labyrinth des Bösen“ diesbezüglich ein Novum. Döhring gelang es, sämtliche deutschen Synchronsprecher der Prequels an Bord zu holen (u.a. Wanja Gerick als Anakin Skywalker, Philipp Moog als Obi-Wan, Friedhelm Ptok als Palpatine, Klaus Sonnenschein als Count Dooku, Manja Doering als Padmé usw.) und auch sämtlich nicht in den Filmen vorkommenden Figuren mit prominenten Stimmen zu besetzen – so taucht Helmut Krauss (deutsche Stimme von Samuel L. Jackson in „Pulp Fiction“) als Barkeeper auf, Franziska Pigulla (deutsche Stimme Gillian „Scully“ Anderson) als Twi’lek-Informantin Fa’ale Leh oder der bekannte Hörspielsprecher Matthias Haase als Palpatines persönlicher Ratgeber Sate Pestage. Dank all dieser hervorragenden Sprecher, den original Geräuschen und der Musik von John Williams aus allen sechs Filmen, die äußerst geschickt eingesetzt wird, entsteht der Eindruck, man habe es mit der Tonspur eines nie veröffentlichten Star-Wars-Films zu tun. Als Erzähler fungiert (wie schon in den Filmhörspielen) der beeindruckende Joachim Kerzel, bekannt als deutsche Stimme von Jack Nicholson und Anthony Hopkins. Im Gegensatz zu den Filmhörspielen wird Kerzel allerdings sparsam eingesetzt und meldet sich nur zu Beginn und zum Ende jeder Folge zu Wort, sodass das Ganze authentischer wird.
Bei der Umsetzung muss man natürlich gewisse Zugeständnisse machen, in einem Hörspiel kann ein Charakter nicht die Tiefe bekommen, die ihm ein Romanautor verleihen kann. Im Allgemeinen wurde bei der Umsetzung jedoch sehr gut Arbeit geleistet, Situationsbeschreibungen durch die Figuren gibt es, sie sind aber halbwegs glaubwürdig und nicht zu plakativ. Sehr geschickt wurden einige der Gedankengänge als Dialoge umgesetzt, was durchaus gut funktioniert.
Fazit: „Labyrinth des Bösen“ mach auch als Hörspiel eine gute Figur, Oliver Döhring und sein Team haben gute Arbeit geleistet und den Roman äußerst hochwertig adaptiert, sodass er nun nur noch mehr wie ein natürlicher Bestandteil des Star-Wars-Universums wirkt.

Siehe auch:
Darth Plagueis

Aktuell: TDKR-Countdown


„The Dark Knight Rises“, das (hoffentlich) furiose Finale von Chris Nolans Batman-Trilogie rückt näher und um diesen Anlass ausgiebig zu zelebrieren eröffne ich hiermit auf meinem Blog den Countdown zu „The Dark Knight Rises“.
Was bedeutet das im Klartext? Bis zum Kinostart (und dem früher oder später folgenden Review dieses Films) wird sich ein Großteil der kommenden Artikel in der einen oder anderen Weise um Batman drehen. Natürlich werde ich auch noch Artikel zu anderen Themen schreiben, aber der Dunkle Ritter, seine Welt und die diversen Interpretationen werden eindeutig dominant sein. Manche der Artikel werden direkt mit den Nolan-Filmen zu tun haben (u.a. plane ich eine Artikel über Bane, wie ich ihn über den Joker verfasst habe), während sich andere mit anderen Aspekten und Auslegungen des Bat-Universums beschäftigen werden.
Zur Eröffnung gibts hier noch die beiden neuesten TV-Spots zu „The Dark Knight Rises“:

Nummer 1

Nummer 2

Dark Shadows


Story: Weil sie von ihm zurückgewiesen wurde, verflucht die Hexe Angelique Bouchard (Eva Green) Barnabas Collins‘ (Johnny Depp) Familie, schickt seine Geliebte in den Tod und verwandelt ihn in einen Vampir. Und schließlich sorgt sie dafür, dass Barnabas 200 Jahre lang in einen Sarg gesperrt wird. Der Vampir erwacht erst wieder im 1972 und muss fortan mit den Tücken der modernen Welt kämpfen. Er offenbart sich Elizabeth Collins Stoddard (Michelle Pfeiffer), dem aktuellen Oberhaupt der Collins-Familie und verspricht ihr, den verarmten und heruntergekommenen Clan zu neuem Ruhm zu führen. Doch Angelique lebt ebenfalls noch und will dies nicht zulassen…

Kritik: Nun wendet sich auch Tim Burton, der Meister des Makabren, mit diesem Remake einer TV-Serie aus den 60er Jahren den Vampiren zu – durchaus passend, die Hälfte seiner Filme sieht sowieso aus, als wären es Vampirfilme, selbst wenn gar keine Blutsauger darin vorkommen. Mit dabei sind natürlich seine üblichen Kollaborateure Johnny Depp, Helena Bonham Carter und Danny Elfman sowie einige Gesichter, die man in einem Burton-Film noch nicht gesehen hat dabei. Und zum ersten Mal seit „Batmans Rückkehr“ arbeitet Burton wieder mit Michelle Pfeiffer zusammen. Gleich vorneweg: Ich habe die Serie „Dark Shadows“ nie gesehen, kann also nicht bewerten, inwiefern dieser Film der Vorlage gerecht wird.
Die Trailer erweckten den Eindruck eines Hybriden aus „Mars Attacks“ und „Sleepy Hollow“ oder „Sweeney Todd“, von Ersterem schien der überdrehte Humor, von Letzteren das düstere, gotische Ambiente zu stammen. Dieser Eindruck bewahrheitet sich nicht ganz, da „Dark Shadows“ weder so überdreht wie „Mars Attacks“, noch so finster wie „Sweeney Todd“ ist, der Spur nach kommt es allerdings trotzdem ungefähr hin. Schade ist auf jeden Fall, dass die Trailer bereits viele der besten Momente des Films vorwegnahmen.
„Dark Shadows“ ist letztendlich sehr amüsant, aber nicht ohne Schwächen – die Vorlage macht sich letztendlich bemerkbar, da der Film ab dem Moment, in dem Barnabas im Jahr 1972 aufwacht und die Familiengeschäfte in die Hand nimmt, sehr episodenhaft strukturiert ist. Die Handlung baut sich nicht wirklich auf, der Endkampf hätte genauso gut direkt nach der ersten Begegnung zwischen Barnabas und Angelique in der Gegenwart stattfinden können. Ebenfalls negativ fällt auf, dass Handlungsstränge zum Teil vernachlässigt werden. Nach dem äußerst atmosphärischen Prolog, in dem man erfährt, wie Barnabas zum Vampir wird, lernt man die restliche Familie Collins durch die Augen der neun Gouvernante Victoria Winters (Bella Heathcote) kennen, die allerdings stark vernachlässigt wird, sobald Barnabas aufwacht. Vieles wird angeschnitten, aber nicht wirklich ausgeführt – am extremsten ist in dieser Hinsicht die kurz vor dem Ende stattfindende und praktisch aus dem Nichts kommende Enthüllung, dass Elizabeths Tochter Carolyn ein Werwolf ist. Äh, ja…
Auf der Habenseite steht eindeutig der bestens aufgelegte Cast. Johnny Depp, selbst ein Fan der ursprünglichen TV-Serie, spielt wie üblich ironisch und augenzwinkernd und schafft es, nicht zu einem Vampir-Jack-Sparrow zu werden. Auch Eva Green („Casino Royale“) zelebriert mit Genuss ihre Rolle als verführerische, arrogante und bösartige Angelique, Michelle Pfeiffer gibt glaubwürdig die Collins-Patriarchin der Familie, Helena Bonham Carter ist sowieso immer herausragend, egal was sie macht und Jackie Earl Haley („Watchmen“) hat als betrunkener Hausmeister Willie Loomis die Lacher stets auf seiner Seite. Oft hat man das Gefühl, Burton sei gar nicht an einer konsequenten Handlungsführung interessiert, sondern koste vor allem die Figuren und ihr Zusammenspiel aus, was zu allerhand spaßigen und amüsanten Situationen führt. Durch den selbstironischen Ton vermeidet es Burton glücklicherweise auch, sich in Twilight-Gewässer zu begeben (Barnabas wirkt sowieso um ein vielfaches glaubwürdiger, vampirischer und sympathischer als Edward). Besonders an einer Stelle scheint sich Burton bewusst über die Glitzervampire lustig zu machen. Wer „Breaking Dawn“ gelesen bzw. gesehen hat, wird beim etwas gewalttätigen Liebesspiel zwischen Barnabas und Angelique mit Sicherheit an das unfreiwillig komische erste Mal von Edward und Bella denken: In beiden Fällen wird die Einrichtung völlig zerlegt. Während sich aber „Breaking Dawn“ selbst todernst nimmt und besagte Szene dort völlig albern wirkt, passt sie in „Dark Shadows“ wunderbar.
Fazit: Nicht unbedingt Tim Burtons bester Film, aber eine amüsante, selbstironische Vampirpersiflage, die Twilight und Konsorten allemal vorzuziehen ist.

Trailer

Weitere Rezensionen zu Tim-Burton-Filmen:
Batman
Batmans Rückkehr
Sweeney Todd
Alice im Wunderland

Stück der Woche: Shirley Walkers Batman-Thema in BB


In meinem Artikel über die Serien des DCAU habe ich mich äußerst negativ über den Soundtrack von „Batman Beyond“ geäußert, zum Glück gibt es allerdings einige Ausnahmen, u.a. in Form von Gastauftritten des klassischen Batman-Themas von Shirley Walker. Besagtes Leitmotiv taucht in genau drei BB-Folgen auf.
Das erste Mal ist es gleich zu Beginn der allerersten Folge, noch vor dem Intro zu hören. Diese kurze Szene, die Bruce Waynes letzten Einsatz als Batman zeigt, spielt zwar schon zwanzig Jahre in der Zukunft bzw. zwanzig Jahre nach dem Ende von „Batman: The Animated Series“, orientiert sich stilistisch allerdings noch am Vorgänger: Gothams Nachthimmel ist rot und die Musik orchestral. Ergo wird auch Batmans Auftauchen noch von einem kurzen Statement seines Themas begleitet, das allerdings schon ein wenig altersschwach klingt und „zittrig“ endet. Die wirklich interessanten Einsätze findet man allerdings später in den Folgen „Disappearing Inque“ (erste Staffel) und „Out of the Past“ (dritte Staffel).
In Erster kämpft Terry/Batman zum zweiten Mal gegen die Gestaltwandlerin Inque (ihre erste Auseinandersetzung fand bereits in „Black Out“, der dritten Folge der ersten Staffel statt), die es schafft, ihn zu gefangen zu nehmen. Da sie bei ihrem ersten Auftritt herausgefunden hat, dass eine weitere Person (sie weiß allerdings nicht, wer) hinter Batman steht, forderte sie Bruce auf, zu ihr zu kommen, da sie Terry sonst tötet. Und Bruce kommt, allerdings nicht unvorbereitet. Um in seinem Alter gegen Inque etwas ausrichten zu können, taucht er mit einer high-tech Batrüstung auf, die (mit leichten Abweichungen) aus „Kingdom Come“ zu kommen scheint. Diese kurze Rückkehr wird von einer geradezu epischen futuristischen Variation von Walkers Thema begleitet, stilecht mit E-Gitarren und Chor. Kurze Zeit später taucht noch einmal eine sehr dezente Version des Themas auf.
In „Out of the Past“ wird Bruce noch ein weiteres Mal für kurze Zeit wieder aktiv. Diese Folge der dritten Staffel (in der mir Shirley Walkers Batman-Thema auch zum allerersten Mal wirklich bewusst aufgefallen ist) gehört zu den wohlüberlegten Episoden, in denen ein klassischer Batman-Schurke zurückkehrt, in diesem Fall Talia und auf gewisse Weise auch Ra’s al Ghul.
Talia bietet Bruce an, ihn mithilfe der Lazarus-Grube zu verjüngen, was dieser aufgrund eines Vorfalls, der ihn und eine andere Person fast das Leben kostet, annimmt. Die Prozedur funktioniert, allerdings schöpfen Bruce und Terry Verdacht, dass irgendetwas nicht stimmt. Als Talias Untergebene sich als ziemlich starrköpfig erweisen und aggressiv werden, ziehen Bruce und Terry zum ersten Mal gemeinsam in die Schlacht – zwar ohne spitzohrige Anzüge, aber mit einer getragenen E-Gitarren-Version des klassischen Batman-Themas.
Beide Einsätze sind derart gelungen und episch, dass ich mir wünsche, dass Bruce noch öfter reaktiviert worden wäre.

Weitere DCAU-Artikel:
Batman: The Animated Series
Das DC Animated Universe
Batman: Mask of the Phantasm
B:TAS: Klassisches Design vs. Revamp
BB: Meltdown

Das DC Animated Universe

„Batman: The Animated Series“ hatte enormen Einfluss und bald schon entstanden Serien wie „Bob Morane“ oder „Gargoyles“, die stilistisch oder inhaltlich sehr ähnlich waren. Das für den Superheldenfan bedeutendste Ereignis, das B:TAS in Gang setzte, war jedoch die Entwicklung des so genannten „DC Animated Universe“ (kurz: DCAU); eine Reihe von Zeichentrickserien, die im selben Universum spielen wie B:TAS und konzeptuell dem recht ähnlich waren, was Marvel mit seinen Realfilmen gerade anstellt. Da ich, wie vor langer Zeit in meinem B:TAS-Artikel angekündigt, vorhabe, immer mal wieder Folgen der verschiedenen Serien zu rezensieren, werde ich nun zuerst einmal die Serien an sich vorstellen, allerdings nicht so ausführlich, wie ich es bei B:TAS getan habe, sondern ein wenig knapper und kompakter.

Superman: The Animated Series

Ich muss zugeben, mit den meisten Adaptionen des Mannes aus Stahl konnte ich nie viel anfangen. Für die Superman-Filme mit Christopher Reeve bin ich vermutlich ein wenig zu jung, jedenfalls konnte ich mich nie wirklich für sie begeistern – in meiner Kindheit waren sie einfach weit weniger präsent als Tim Burtons Batman-Streifen. Auch mit „Superman Returns“ (ja eine Quasi-Fortsetzung besagter Filme, zumindest der ersten beiden) bin ich nie wirklich warm geworden, ebenso wie mit der Fernsehserie „Superman: Die Abenteuer von Lois und Clark“. Auch „Smallville“ fällt für mich eher in die Kategorie „ganz nett, mehr aber nicht“. Die einzige Superman-Adaption, die ich wirklich gelungen finde, ist „Superman: The Animated Series“.
Nach dem großen Erfolg von B:TAS taten die Verantwortlichen von Warner Bros. das Naheliegendste und beauftragten die kreativen Köpfe hinter besagter Serie damit, auch DC-Comics zweites Flagschiff, Superman, zu adaptieren. Und das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen.
Man orientierte sich stilistisch natürlich stark an B:TAS, auch wenn das Design ein wenig schnörkelloser und einfacher gehalten wurde. Atmosphärisch unterscheidet sich Metropolis natürlich stark von Gotham City. Während Batmans Heimatstadt direkt aus einem Film Noir zu kommen scheint (die meisten Episoden spielen nachts) ist Metropolis natürlich viel heller, sauberer und futuristischer. Zwar hat auch diese Stadt ihre Schattenseiten, aber allgemein mutet sie freundlicher an und weiß sie besser zu kaschieren.
Auch inhaltlich und konzeptionell ging man ähnliche Wege wie bei B:TAS – Bruce Timm und Paul Dini bedienten sich bei allen Inkarnationen des Stählernen. Man findet Elemente der Fleischer-Cartoons, der Golden- und Silver-Age Comics, der Filme mit Christopher Reeve und natürlich auch der modernen Comics. Dies sorgt dafür, dass S:TAS eine sehr zeitlose Adaption ist. Anders jedoch als bei B:TAS entschloss man sich dieses Mal, wirklich von vorne zu beginnen: Die ersten drei Episoden (quasi der „Pilotfilm“) erzählen recht ausführlich von der Zerstörung Kryptons, Clarks Aufwachsen bei den Kents (inklusive der Entdeckung seiner Abstammung) und enden schließlich mit der Etablierung Supermans in Metropolis. Es gibt sogar, je nach Betrachtungsweise, einen sehr groben, die Serie überspannenden Handlungsbogen. Zwar sind die meisten Episoden für sich allein stehend (meistens wird ein Schurke eingeführt oder er taucht wieder auf, bzw. Lex Luthor hat einen neuen Plan Superman in Bedrängnis zu bringen etc.), aber ein spezieller Schurke, Darkseid, wurde sehr behutsam aufgebaut und trat lange Zeit nur durch Handlanger auf. Darkseid ist auch der Gegner im zweiteiligen Serienfinale „Legacy“.
Mit was S:TAS wirklich enorm punkten kann ist die Umsetzung der Figuren. Ein weiteres Mal gelang es Andrea Romano (die sowohl bei B:TAS als auch bei S:TAS und allen weiteren DCAU-Serien für das Casting der Sprecher verantwortlich war) wirklich außergewöhnlich Sprecher für die Serie zu versammeln. Tim Daley gibt einen wirklich passenden Superman ab, der zwar nobel und heldenhaft, aber dennoch glaubwürdig klingt.
Besonders Lob verdienen auch drei der Schurkensprecher. Der erste ist als Corey Burton als Brainiac. In dieser Version ist Brainiac ein von Krypton stammender Supercomputer, der Informationen von Planeten sammelt und sie, nachdem er sie „ausgepresst“ hat, zerstört. Burton lehnte sich dabei stimmlich an HAL 9000 aus „2001: Odyssee im Weltraum“ an. Das Ergebnis ist beeindruckend; eine kalte, absolut logische Maschine, mit der man einfach nicht diskutieren kann.
Auch Lex Luthor ist hervorragend gelungen. Mit den bisherigen Umsetzungen von Supermans Erzfeind verhält es sich in meinen Augen ganz ähnlich wie mit Adaptionen im Allgemeinen: Keine finde ich wirklich angemessen; Gene Hackman und Kevin Spacey sind für meinen Geschmack zu komödiantisch bzw. zu sehr verrückter Wissenschaftler. Zugegeben, Michael Rosenbaum ist wirklich nicht schlecht, aber keiner von ihnen kommt an Clancy Brown heran. Er verkörpert den Post-Crisis-Luthor (mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann statt verrückter Wissenschaftler) einfach perfekt. Seine tiefe Stimme ist zu gleichen Teilen gebildet und barbarisch.
Der dritte Schurke ist Darkseid, gesprochen von Michael Ironside. Um es kurz zu machen, Micheal Ironsides Darkseid ist nicht nur die beste Interpretation dieses Characters, sondern auch die einzige, die dem Herrn von Apokolips wirklich gerecht wird. Darkseid spricht stets gelassen und selbstsicher, absolut von seiner eigenen Macht überzeugt und übertrifft die beiden anderen Schurken noch – kein Wunder, dass er nicht nur der Endgegner in „Superman: The Animated Series“ ist, sondern sogar der Endgegner des gesamten DCAU (im Finale von „Justice League Unlimited“).
Ebenfalls extrem gelungen ist die Musik der Serie, abermals unter Leitung der leider inzwischen verstorbenen Shirley Walker, die es schaffte, ihren Erfolg zu widerholen und Superman ein Thema zu komponieren, das dem Filmthema von John Williams durchaus Konkurrenz macht.

Batman Beyond

Die dritte DCAU-Serie (hierzulande unter dem Namen „Batman of the Future“) ist mehr oder weniger eine direkte Fortsetzung von „Batman: The Animated Series“ (ich denke, es ist müßig zu erwähnen, dass wir es abermals mit demselben Kreativteam um Bruce Timm, Paul Dini, Shirley Walker, Andrea Romano etc. zu tun haben), allerdings auch die erste wirklich eigenständige Serie, die sehr viel weniger auf Comicvorlagen basiert.
Wir schreiben das Jahr 2039: Zwanzig Jahre ist es nun her, dass Batman endgültig verschwunden ist. Bruce Wayne ist inzwischen ein verbitterter alter Mann mit Herzproblemen, der sich vollständig zurückgezogen hat, während der skrupellose Derek Powers Wayne Enterprises (inzwischen Wayne-Powers) leitet. Doch die Situation hat sich seither nicht unbedingt verbesset: Gotham mag nun eine futuristische Metropole sein, aber auf gewisse Weise ist alles immer noch beim Alten: Während skrupellose Beinahe-Gangster wie Derek Powers ihre Macht auf Kosten der Bevölkerung ausbauen, terrorisieren gewalttätige Banden, die Jokerz (ja, Batmans Erzfeind wurde zum Trendsetter), die Straßen.
Schließlich lernen wir auch Terry McGinnis kennen, vorbestrafter Teenager und Scheidungskind, das bei seinem Vater lebt, welcher wiederrum für Wayne-Powers arbeitet. Durch Zufall bzw. eine von Powers ausgeheckte Intrige, in die Terrys Vater verwickelt ist, stößt Terry nicht nur auf Bruce Wayne, sondern auch auf dessen Geheimnis. Im Verlauf der Ereignisse wird jedoch Terrys Vater auf Powers‘ Geheiß ermordet, was seinen Sohn dazu veranlasst, sich den inzwischen hochtechnologisierten Batanzug zu stehlen und auf eigene Faust Jagd auf den Mörder seines Vaters zu machen.
Letztendlich kommt es natürlich, wie es kommen muss: Bruce und Terry beschließen zusammenzuarbeiten, damit Gotham wieder einen Beschützer hat. Während sich Terry nächtlich auf Streifzug begibt, unterstützt ihn Bruce von der Bathöhle aus.
Das Konzept von „Batman Beyond“ mag dem alteingesessenen Bat-Fan nicht unbedingt sofort munden, insbesondere, da die zweiteilige Pilotfolge doch ein wenig gehetzt ist. Bruce erlaubt Terry ungewöhnlich schnell, ins Fledermauskostüm zu steigen, insbesondere wenn man sich daran erinnert, wie lange die diversen Robins trainieren mussten, um an Batmans Seite kämpfen zu dürfen. Allgemein ist Terry Nightwing ähnlicher als dem alten Batman – ein wenig lockerer, öfter ein flotter Spruch auf den Lippen etc.
Wenn man das alles jedoch akzeptiert, eröffnet sich eine spannende neue Version des Batmythos. Das futuristische Gotham ist ein äußerst interessanter Schauplatz, vor allem in visueller Hinsicht. Natürlich ist auch „Batman Beyond“ im Stil der anderen DCAU-Shows gehalten, allerdings versehen mit einem kräftigen Schuss Surrealismus. Anstatt einfach Abziehbilder klassischer Batman-Schurken zu verwenden, bemühten sich die Macher auch, kreative neue Bösewichter einzuführen, etwa den radioaktiv verstrahlten Derek Powers alias Blight oder die Gestaltwandlerin Inque. Zwar sind diese Schurken bei weitem nicht so ikonisch wie die klassischen (wie könnten sie auch?), aber trotzdem funktionieren sie sehr gut. Ganz nach bewährtem Muster sind die meisten dieser Schurken selbst auf die eine oder andere Weise tragische Gestalten.
Die Arbeit der Sprecher ist ein weiteres Mal hervorragend. Kevin Conroy kehrt als Bruce Wayne zurück und verkörpert gekonnt den alten und verbitterten Bruce, dessen Zustand es ihm nicht mehr erlaubt Batman zu sein. Trotzdem – oder gerade deshalb – spricht Bruce nur noch mit seiner Batman-Stimme. Ebenso verhält es sich mit den Neuzugängen, zu denen u.a. Will Friedle als Terry McGinnis, Lauren Tom als Terrys Freundin Dana oder Sherman Howard als Derek Powers gehören.
Das einzige enttäuschende Element ist die Musik, und das obwohl die B:TAS- und S:TAS-Verantwortlichen Shirley Walker, Kristopher Carter, Lolita Ritmanis und Michael McCuistion auch an dieser Serie arbeiteten. Allerdings war man der Meinung, dass traditionelle Orchestermusik nicht zum futuristischen Setting passen würde. Stattdessen entschieden sich die Verantwortlichen für einen harschen Industrial/Metal/Techno-Sound, der zusammen mit den Bildern gerade noch erträglich, für sich allein aber völlig unhörbar ist. Die stetig gleichförmigen Elemente und der völlige Mangel an Melodie, geschweige denn Themen ist bestenfalls uninteressant und langweilig und schlimmstenfalls nervtötend. Ein Soundtrack wie in Daft Punk zu „Tron Legacy“ komponiert hat, also eine Mischung aus traditionellem Orchester und Synthklängen wäre da weitaus angebrachter (und auch wirkungsvoller) gewesen. Der BB-Spin-off-Film „Return of the Joker“ geht immerhin in diese Richtung und mischt den Stil der Serie mit Orchester, was weitaus angenehmer und wirkungsvoller ist.

Static Shock

Innerhalb der DCAU-Serien gibt es zwei „Stiefkinder“, an denen die beiden Hauptkreativen Paul Dini und Bruce Timm nicht mitgearbeitet haben und die es in meinen Augen auch nicht schaffen, mit den anderen Serien mitzuhalten.
Static Shock ist die erste, basiert lose auf den (v.a. in Deutschland) eher unbekannten Static-Comics und handelt von dem fünfzehnjährigen Superhelden Virgil Hawkins alias Static, der bei einem Unfall Superkräfte bekommen hat und nun Elektromagnetismus kontrollieren kann. Zusammen mit seinem besten Freund/Sidekick Richard Osgood alias Gear bekämpft er nun das Verbrechen in seiner Heimatstadt Dakota.
Ich muss zugeben, ich habe mich mit dieser Serie nie groß beschäftigt, da sie mir zu Hip-Hop-lastig ist (ein Musikstil, den ich meide wie die Pest und der diese Serie musikalisch für mich in eine ähnliche Kategorie wie „Batman Beyond“ katapultiert) und, im Gegensatz zu „Batman Beyond“, keine Charaktere besitzt, die mich genug interessieren würden, um trotzdem dranzubleiben.
In der ersten Staffel war „Static Shock“ noch eine eher ironische Antwort auf das DCAU, die DC-Helden waren Comicfiguren, was sich aber mit der zweiten Staffel änderte, ab der die Serie offiziell zum DCAU gehörte. So gibt es einige Crossover-Episoden, in „The Big Leagues“ zum Beispiel besuchen Joker, Batman und Robin Dakota, in „Hard as Nails“ schaut Static im Gegenzug in Gotham vorbei, um mit Batman gegen Harley Quinn und Poison Ivy zu kämpfen. Auch Superman („Toys in the Hood“), Green Lantern („Fallen Hero“) und sogar die gesamte Justice League („A League of their own“) absolvieren Gastauftritte. In “Future Shock” unternimmt Static sogar eine Zeitreise und trifft auf Terry McGinnis und eine ältere Version seiner selbst. Zugegebenermaßen sind diese Crossover-Episoden auch die einzigen der Serie, die ich gesehen habe. Fans mögen mir verzeihen, dass ich „Static Shock“ nur so kurz abgehandelt habe.

The Zeta Project

Stiefkind Nummer 2 ist eine Spin-off-Serie zu „Batman Beyond”. In einer BB-Episode tauchte das fünfzehnjährige Mädchen Rosalie Rowan und ihr Roboter-Freund Zeta auf, die die Hauptpersonen in „The Zeta Project“ sind. Mit dieser Serie habe ich mich in der Tat noch weniger beschäftigt als mit „Static Shock“ und auch nur eine Episode gesehen, nämlich die, in der Terry McGinnis und Bruce Wayne einen Gastauftritt absolvieren (nebenbei bemerkt: Kevin Conroys Batman ist die einzige Figur, die in jeder Serie des DCAU wenigstens in einer Folge auftaucht). Davon abgesehen kann ich auch hier nicht wirklich viel sagen, außer, dass „The Zeta Project“ am wenigsten Einfluss auf das DCAU im Ganzen hat.
Wenig überraschend ist sicher, dass weder „Static Shock“ noch „The Zeta Project“ in Deutschland jemals gesendet wurden.

Justice League

Was im Marvel-Universum die Avengers sind, ist bei DC die Justice League: Eine Gruppe bestehend aus den größten und mächtigsten Helden der (jeweiligen) Welt. Nach zwei Serien ohne sie kehren Bruce Timm und Paul Dini zurück, um im Stil von B:TAS und Co. auch die Justice League in Angriff zu nehmen. Es gab zwar schon vorher die eine oder andere Zeichentrickserie, die gewissermaßen eine Adaption der Justice League war (manch einem sagen vielleicht die „Super Friends“ etwas), doch diese Serien stammen aus den 70ern und 80ern und sind kaum ernst zu nehmen. Timm und Dini griffen für ihren Ansatz auf die Charakterisierung von Batman und Superman aus ihren jeweiligen DCAU-Serien zurück und fügten fünf weitere Helden (vier davon sind die üblichen Verdächtigen, der fünft ist ein wenig eigenartig) hinzu. Flash, der schnellste Mann der Welt, hatte bereits in S:TAS einen Gastauftritt, der als Grundlage für den JL-Flash diente. Für Kenner der Figur: Unter der Maske steckt Wally West, der dritte Flash, der auch das jüngste Mitglied der Liga und damit der jugendliche Spaßvogel ist, allerdings mit einigen Elementen des zweiten Flash Barry Allen versehen.
Green Lantern (zumindest eine Green Lantern) tauchte ebenfalls in S:TAS auf. Während die meisten Nichtcomicleser wohl am ehesten mit Hal Jordan vertraut sind (nicht zuletzt durch den eher misslungenen Film), war in S:TAS Kyle Rayner der Ringschwinger (damals die aktuelle GL in den Comics), während man für „Justice League“ John Stewart wählte, der in den Comics ein Ersatzmann für Hal Jordan war. Auf den ersten Blick mag Stewart der Quotenschwarze sein, doch sein Charakter ist mit einer der interessantesten der Serie.
Wonder Woman wird in „Justice League“ erst eingeführt und steht damit zu Beginn der Serie auch am Anfang ihrer Karriere und muss sich in der „Welt der Männer“ zurechtfinden. Im Gegensatz zur Comicversion gewinnt Diana die Wonder-Woman-Utensilien nicht, sondern stiehlt sie, um der Justice League bei der Bekämpfung einer Alieninvasion behilflich zu sein (wie ich in meine Review zu „The Avengers“ sagte: Sehr verbreitet, um Superheldenteambildung anzuregen).
J’onn J’onzz, der Martian Manhunter, wird ebenfalls im dreiteiligen Piloten der Serie eingeführt. Die Aliens, die die Erde angreifen, haben zuvor den Mars überfallen und alle Einwohner bis auf J’onn vernichtet. Als letzter Marsianer steht er der Erde fortan im Kampf gegen die außerirdische Bedrohung zur Seite und tritt schließlich der Justice League bei.
Soweit zu den üblichen Verdächtigen, die zu bereits in der einen oder anderen Inkarnation die Justice League in den 60ern gründeten und in Grant Morrisons Reboot ebenfalls den Kern des Teams darstellten. Der siebte im Bunde wäre eigentlich Aquaman, der ebenfalls in S:TAS einen Gastauftritt absolvierte, doch Dini und Timm entschieden sich stattdessen für eine weitere weibliche Figur: Hawkgirl. Ebenso seltsam wie die Wahl dieses doch eher unbekannten Charakters ist auch die Tatsache, dass Hawkgirl in der Serie nicht groß eingeführt wird. Auch sie ist ein auf der Erde gestrandetes Alien, das sich irgendwann vor Beginn der Serie bereits als Superheld etabliert hat, jedenfalls kennen Flash, Green Lantern, Batman und Superman sie bereits. Spätere Folgen bringen diesbezüglich allerdings Licht ins Dunkel.
Ein weiteres Mal auf die Qualität der Sprecher hinzuweisen ist wohl überflüssig und würde aufgrund der Menge auch ziemlich viel Platz wegnehmen, deshalb halten wir es kurz. Kevin Conroy kehrt als Batman zurück und ist wie immer grandios. Auch einige bereits etablierte Schurken und Nebenfiguren tauchen auf, u.a. Clancy Browns Lex Luthor, Mark Hamills Joker, Dana Delanys Lois Lane, Michael Ironsides Darkseid und Efrem Zimbalists Alfred. Tim Daly, der Superman-Sprecher aus S:TAS war leider nicht mehr zu bekommen und wurde durch George Newbern ersetzt, der am Anfang zwar ein wenig gewöhnungsbedürftig ist, aber sich dann, vor allem in der zweiten Staffel, sehr gut macht. Ansonsten haben wir Miachel Rosenbaum (Lex Luthor in „Smallville“) als Flash, Phil LaMarr (Hermes in „Futurama“) als Green Lantern, Susan Eisenberg als Wonder Woman, Carl Lumbly als Martian Manhunter und Maria Canals als Hawkgirl, auf die letztendlich genau dasselbe zutrifft wie auf Kevin Conroy: Inzwischen sind sie für mich fast schon zu den definitiven Stimmen für diese Figuren geworden.
Strukturell muss sich die Justice League in ihrer Serie in meistens zweiteiligen Episoden (Ausnahmen sind der Pilot und das Finale der ersten und zweiten Staffel, die jeweils aus drei Folgen bestehen und die Episode „Comfort and Joy“, die eine Einzelfolge ist) mit wirklich großen Bedrohungen auseinandersetzen, u.a. der von Lex Luthor gegründeten Injustice Gang, dem unsterblichen Höhlenmenschen Vandal Savage, Brainiac, Darkseid, Gorilla Grodd, Hades, Doctor Destiny usw.

Justice League Unlimited

„Justice League Unlimited“, die finale Serie des DCAU, ist ein sehr interessanter Fall. In gewissem Sinne handelt es sich hierbei um die Staffeln 3 und 4 von „Justice League“ (bzw. um die Staffeln 3, 4 und 5, die genaue Einteilung ist etwas schwammig). Wenn man davon ausgeht, dass es sich bei JLU um eine eigene Serie handelt, so ist sie dennoch eine direkte Fortsetzung von „Justice League“, allerdings ist die Namensänderung bzw. der Neuanfang durchaus gerechtfertigt. Natürlich steht im Mittelpunkt immer noch ein Superheldenteam, dessen Konzeption (und damit auch die Erzählweise der Serie) hat sich allerdings geändert. Denn in der ersten JLU-Folge wird die Justice League massiv erweitert, und zwar um praktisch jeden DC-Superhelden, den die Macher verwenden durften. Auch auf die zweiteiligen Episoden verzichtete man größtenteils und favorisierte dieses Mal Einzelepisoden, in denen meistens zwei bis drei Gründungsmitglieder der Liga zusammen mit einigen weiteren, oft eher unbekannten Helden kämpfen. Nach und nach ergibt sich aus einigen der Einzelfolgen ein zusammenhängender Storybogen. In der ersten (bzw. der ersten und zweiten) Staffel ist das der sogenannte Cadmus-Arc, in dem eine geheime Abteilung der US-Regierung, das Projekt Cadmus, fürchtet, dass die Justice League zu mächtig wird, während die Liga sich in der zweiten (bzw. dritten) Staffel mit Gorilla Grodd und seiner Legion of Doom auseinandersetzen muss.
Die verändert Erzählweise und Teamkonstellation hat einige enorme Vorteile. Zum einen werden dadurch, wie bereits erwähnt, viele Helden der B-Liste endlich einmal angemessen umgesetzt, die zum Teil noch nie in irgendeinem anderen Medium als den Comics auftraten. Zu diesen gehören unter anderem The Question, Green Arrow, Black Canary, Huntress, Captain Atom und The Atom. Darüber hinaus ermöglicht der sich über viele Folgen entfaltende Staffelplot, eine sehr komplexe und gut durchdachte Geschichte zu erzählen („Gargoyles” hat das bereits vorgemacht); vor allem der Cadmus-Arc gehört mit zum Besten, was das DCAU (oder Zeichentrickserien im Allgemeinen) zu bieten hat.
Hier über die Sprecher zu schreiben wäre müßig, alle Figuren, die bereits in „Justice League“ auftreten, werden auch in „Justice League Unlimited“ von denselben Sprechern gesprochen, dazu kommen noch seeeeeeeeeehr viele weitere für die ganzen neuen Helden und Schurken. Stattdessen werde noch kurz ein Wort zur Musik der beiden Justice-League-Serien verlieren: Dieses Mal entschied man sich für den „Mittelweg“ zwischen dem klassischen Orchestersound von B:TAS und S:TAS und dem unerträglich modernen Klang von BB: Die Musik ist sehr rockig, versehen mit viel Elektronik und E-Gitarren, aber immer noch sehr viel melodischer und erträglicher als die Musik von „Batman Beyond“. Am markantesten sind die beiden Justice-League-Themen, die in den Intros vorkommen, in der Serie selbst allerdings sehr sparsam eingesetzt werden. Es gibt Charakterethemen, diese sind allerdings meistens nicht sehr markant. An einigen besonderen Höhepunkten tauchen erfreulicherweise auch Shirley Walkers Themen für Batman und Superman auf.

Fazit: Das DCAU gehört ohne jeden Zweifel zu den gelungensten Adaptionen des DC-Universums und zu den Sternstunden westlichen Zeichentricks. Umso trauriger ist es, dass das DCAU hierzulande nur sehr unvollständig präsentiert wurde, es finden sich nur wenige DVD-Veröffentlichungen, „Justice League“ wurde völlig ignoriert, „Justice League Unlimited“ nur halb gesendet und auf Staffelboxen zu „Batman: The Animated Series“ wartet man immer noch vergeblich. Das wird mich in Zukunft allerdings nicht davon abhalten, Episoden dieser von mir geliebten Serien vorzustellen und zu rezensieren.

Intros:
Superman: The Animated Series
Batman Beyond
Static Shock
The Zeta Project
Justice League
Justice League Unlimited

Weitere DCAU-Artikel:
Batman: The Animated Series
Batman: Mask of the Phantasm
B:TAS: Klassisches Design vs. Revamp
BB: Meltdown
Stück der Woche: Shirley Walkers Batman-Thema in BB

Sherlock Holmes: Spiel im Schatten


Story: Sherlock Holmes (Robert Downey jr.) und John Watson (Jude Law) bekommen es nun mit dem “Napoleon des Verbrechens”, Professor James Moriarty (Jared Harris) zu tun, der bereits durch Bombenanschläge Unruhe in Europa verbreitet hat und es nun zu einem Krieg kommen lassen will, um dabei mächtig abzukassieren. Gemeinsam mit der Zigeunerin Simza (Noomi Rapace) hetzen Holmes und Watson quer durch Europa, um den Erzschurken aufzuhalten und sein Komplott zu enthüllen…

Kritik: Ende 2011/Anfang 2012 hatte ich eine recht lange Liste mit Filmen, die ich im Kino anschauen wollte und die ich aus Zeitmangel nicht abarbeiten konnte. Da mir Guy Ritchies erster „Sherlock Holmes“ außerordentlich gut gefallen hat, wollte ich mir natürlich auch das Sequel nicht entgehen lassen. Nun, da der Film auf DVD und Blu-Ray erschienen ist, muss ich leider sagen, dass ich im Kino nicht wirklich viel verpasst habe, denn „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ bleibt weit hinter seinem Vorgänger zurück.
Zwar ist Downey jr. und Law die Spielfreude immer noch anzumerken und ihre Kabbeleien sind immer noch höchst amüsant, ebenso wie der Auftritt von Stephen Fry als Mycroft Holmes, aber der Film leidet unter einer (selbst im Vergleich zum Vorgänger) sehr konstruierten Handlung. Irene Adler (Rachel McAdams) wird ohne ersichtlichen Grund in den ersten zehn Minuten abgesägt, ohne dass es jemanden interessieren würde, und durch die ominöse Zigeunerin Simza ersetzt, die zwar immer dabei ist, aber irgendwie völlig überflüssig wirkt, da sie eigentlich nichts zu tun hat. Dabei ist es schwierig, Noomi Rapace‘ Spiel überhaupt zu beurteilen, da der Regisseur mit ihr einfach nichts anzufangen weiß; sie blickt ernst drein und rennt hinter Holmes und Watson her, mehr gibt es für sie nicht zu tun.
Etwa die erste Stunde schließt noch relativ gut an den Vorgänger an, insbesondere die Zugfahrt ist höchst amüsant, aber danach geht es merklich bergab, die Episoden in Paris und Heilbronn ziehen sich, trotz ganz netter Einbindung der Oper „Don Giovanni“, ziemlich in die Länge. Zum Teil dürfte dies durchaus auch an den Schauplätzen liegen: Ich liebe das düstere, dreckige viktorianische London, das im ersten Teil präsentiert wurde und in „Spiel im Schatten“ einfach fehlt. Damit geht leider auch extrem viel Atmosphäre verloren.
Eine weitere Schwäche ist Jared Harris als Moriarty, der irgendwie langweilig ist und dem es an Charisma fehlt. Wenn einer der größten Schurken der Literaturgeschichte uninteressant ist, dann ist klar, dass etwas schiefgegangen sein muss. Zusätzlich erinnert mich Moriartys Plan, den Ersten Weltkrieg verfrüht in Gang zu setzen unangenehm an die missratene Verfilmung von Alan Moores „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“.
Darüber hinaus ist noch zu erwähnen, dass Hans Zimmer wohl langsam faul wird, denn der Soundtrack zu „Spiel im Schatten“ ist praktisch eine recycelte Version des Scores zum Vorgänger (dem Score von „On Stranger Tides“ nicht unähnlich), angereichert mit ein wenig „Inception“, Zigeunermusik und einigen Stücken anderer Komponisten (Mozart, Schubert, Morricone), die mehr oder minder dem Remote-Control-Stil angepasst wurden. So etwas wie ein neues Thema sucht man vergebens.
Fazit: Trotz der beiden gut aufgelegten Hauptdarsteller kommt „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ über ein „ganz nett“ nicht hinaus: Zu viele Durchhänger, zu wenig Präsenz des Schurken, zu viel musikalisches Recycling, zu wenig viktorianisches London.

Trailer

Siehe auch:
Sherlock Holmes

The Avengers


Story: Nach seiner Niederlage und dem darauffolgenden Sturz durch ein Dimensionsloch kehrt Loki (Tom Hiddleston) auf die Erde zurück. Zuvor hat er allerdings ein Bündnis mit den Chitauri, einer Alienrasse, geschlossen, die den Tesserakt, eine unendliche Energiequelle, erringen will. Loki schafft es schließlich, den Tesserakt unter seine Kontrolle zu bringen und arbeitet daran, die Invasion der Erde vorzubereiten.
Zu ihrer Verteidigung sieht sich S.H.I.E.L.D-Direktor Nick Fury (Samuel L. Jackson) gezwungen, die Avengers-Initiative wieder ins Lebens zu rufen. Zur Rettung der Erde werden u.a. Tony Stark/Iron Man (Robert Downey jr.), Bruce Banner/Hulk (Mark Ruffalo), Steve Rogers/Captain America (Chris Evans), Natasha Romanoff/Black Widow (Scarlett Johannson) und der Donnergott Thor herangezogen. Und tatsächlich gelingt es dem Team, Loki zu fangen – doch wo sich große Helden versammeln, kollabieren irgendwann die Egos, etwas, das sich der Gott von List und Trug selbstverständlich zunutze macht…

Kritik: Es gibt Jahre, in denen einfach nichts Besonderes im Kino läuft. Natürlich, der eine oder andere interessante Film kommt immer, allerdings findet man sich schließlich an Silvester wieder und überlegt, was das Kinojahr eigentlich gebracht hat. Und dann gibt es Jahre wie 2012, in dem nicht nur ein richtig großer Film anläuft, sondern gleich drei. „The Avengers“ ist der erste dieser drei Filme. Das Besondere an diesem Streifen ist, dass es sich dabei um den ersten Crossover-Superheldenfilm handelt. Natürlich, Filme über Superheldenteams, etwa die fünf X-Men-Filme oder die beiden Fantastic-Four-Streifen, gab es schon zuvor, aber die Heldenteams dieser Filme treten (bzw. traten ursprünglich) stets als Team auf. „The Avengers“ ist der erste filmische Versuch, den Weg der Comics nachzugehen, die Helden einzeln zu etablieren und sie dann aufeinandertreffen zu lassen. Wenn man bedenkt, dass diese Praxis schon seit den 1940ern in den Comics Gang und Gebe ist, hat es ziemlich lange gedauert, bis das auch auf der großen Leinwand umgesetzt wurde. Da diese Rezension sowieso Überlänge haben wird, können wir das Ganze auch noch ein wenig ausführlicher gestalten und die Schritte, die zu diesem Film führten, rekapitulieren.
Zwar waren es die Helden von DC-Comics (vornehmlich Superman und Batman), die die ersten „Superheldenblockbuster“ stemmten, für den aktuell immer noch anhaltenden Boom der Comicverfilmungen zeichnete sich allerdings der Konkurrenzverlag Marvel verantwortlich. Zu Beginn verkaufte Marvel jedoch lediglich die Lizenzen seiner Helden an verschiedene Studios, was zu mehr („X-Men“, „Spider-Man“) oder weniger („Daredevil“, „Hulk“) erfolgreichen und werkgetreuen Adaptionen führte. Jedoch fühlte sich Marvel mit dieser Vorgehensweise immer unwohler, vor allem, da die finanzielle Beteiligung in den Augen des Verlags zu gering ausfiel. Also beschloss man, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und schickte mit „Iron Man“ und „Der unglaubliche Hulk“ die ersten beiden selbstproduzierten Adaptionen ins Rennen. Und vor allem „Iron Man“ erwies sich als durchschlagender Erfolg. Beide Filme enthielten bereits Hinweise auf das kommende Superheldenzusammentreffen, das mit den nächsten drei weiter vorbereitet wurde. „Iron Man 2“ führte einige wichtige Figuren ein, unter anderem Natasha Romanoff alias Black Widow und natürlich Nick Fury, der in „Iron Man“ bereits einen Cameo-Auftritt absolvierte, „Thor“ lieferte mit Loki den Schurken und „Captain America“ schließlich das MacGuffin in Form des Tesserakt (hin und wieder auch als „Kosmischer Würfel“ bezeichnet). In „The Avengers“ laufen nun schließlich die Fäden zusammen. Und, um es knapp auszudrücken: Das Experiment funktioniert. Die fünf „Einführungsfilme“, die den Zuschauern das Personal bereits vorstellten, machen sich bezahlt. Das hat natürlich zur Folge, dass ein direktes Herangehen an diesen Film etwas schwierig ist, da sich Regisseur und Drehbuchautor Joss Whedon verständlicherweise nicht noch einmal die Mühe macht, alle Figuren einzuführen.
Kommen wir nun zum eigentlichen Film. Besagter Regisseur, der u.a. für Fernsehserien wie „Buffy“ und „Firefly“ verantwortlich ist, erwies sich als ausgesprochen gute Wahl, da er durch dies Projekte mit einem Ensemble-Cast umzugehen weiß. Bei einem Unterfangen wie diesem kann es schnell geschehen, dass manche Helden vernachlässigt werden, überflüssig erscheinen oder ähnliches. Selbst im sehr gelungenen „X-Men“ war dies der Fall: Wolverine und Rogue stehen dort eindeutig im Vordergrund, während andere Mutanten wie Storm oder Cyclops ein wenig an den Rand gedrängt werden. Whedon schafft es jedoch erfolgreich, jedem der Teammitglieder einen fairen Anteil zu verschaffen – niemand wirkt überflüssig oder fehl am Platz, alle sind nötig, um die Bedrohung ausschalten zu können. Dabei wird auf die vorhergegangene Charakterisierung stark eingegangen und aufgebaut. Tony Stark etwa, der zu Beginn von „Iron Man“ ein absoluter Egomane war und sich im Verlauf seiner beiden Filme langsam zum Positiven entwickelte, nimmt nun auf glaubwürdige Weise endgültig heroische Züge an, ohne jedoch sein loses Mundwerk und seine zynischen Sprüche aufzugeben. Auch Bruce Banner entwickelt sich und lernt, den Hulk als Teil seiner selbst zu akzeptieren – in der Tat macht jeder der Helden eine kleinere oder größere Entwicklung durch, die gut in die Gesamthandlung eingewoben wird. Letztendlich geht es natürlich um die Teamfähigkeit: Die einzelnen Helden lernen, aufeinander einzugehen, zusammenzuarbeiten und das eigene Ego zurückzustellen, um Erfolgreich zu sein. Mit zu den amüsantesten Stellen des Films zählt natürlich die in einem solchen Unterfangen unvermeidliche Konfrontation der Figuren, sei sie verbal oder körperlich. Insbesondere Robert Downey jr. bzw. Tony Stark sticht dabei besonders hervor (wer hätte es auch anders erwartet): Der Eiserne darf sich nicht nur mit jedem der Avengers ein extrem amüsantes Wortgefecht liefern, sondern sogar mit Loki höchst selbst.
Dass die Figuren und die Chemie zwischen ihnen funktioniert, hängt natürlich auch mit den Schauspielern zusammen, die allesamt hervorragende Arbeit abliefern. Eigentlich alle wichtigen Figuren tauchten in den ersten fünf Filmen des „Marvel Cinematic Universe“ bereits auf und können so gekonnt an ihre vorherige Performance anknüpfen. Die einzige Ausnahme ist Mark Ruffalo – in „Der unglaubliche Hulk“ spielte Edward Norton noch die Titelrolle. Ruffalo spielt allerdings wirklich hervorragend, vermittelt sowohl Genie als auch Verletzlichkeit seiner Figur glaubhaft und ist inzwischen zu meinem Lieblings-Bruce-Banner geworden.
Die Figur, die sich zwischen den Filmen am stärksten entwickelt hat, ist eindeutig Loki. Tom Hiddleston selbst erklärt in einem Interview, dass Loki während seines Dimensionslochsturzes einiges gesehen hat und inzwischen ein wenig wahnsinniger ist. In der Tat erscheint Loki nicht mehr so sympathisch wie in „Thor“, sondern strahlt eine gefährlichere Aura aus.
Ein weiteres gelungenes Element, ohne das „The Avengers“ nicht funktioniert hätte, sind die Dialoge, die ebenfalls hervorragend sind; sie wirken zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt, sondern sind spritzig, humorvoll und helfen dabei, die Figuren passend zu charakterisieren.
Handlungstechnisch geht „The Avengers“, anders als bei der Konzeption des Films, keine großen Risiken ein: Die klassische drei-Akt-Struktur wird relativ genau befolgt, der Grundplot (Aliens greifen an, Superheldenteam wird versammelt, Team muss seine Differenzen aus dem Weg räumen, um die Bedrohung ausschalten zu können) findet sich vor allem im Comicbereich ziemlich häufig (und das nicht nur bei den Avengers). Allerdings kommt es hierbei in der Tat weniger auf das „Was“, sondern eher darauf, dass und wie es umgesetzt wird. Whedon bemüht sich, den leicht selbstironischen Grundton, der sich mehr oder weniger stark in allen Filmen des „Marvel Cinematic Universe“ findet, beizubehalten und trotz der beeindruckenden Actionsequenzen auch ruhigere Szenen einzubauen und die Charaktere nicht zu vernachlässigen. Nicht zu Unrecht haben einige Kritiker geschrieben, dass man eine beeindruckende Materialschlacht á la Michael Bay auch mit interessanten und glaubhaften Figuren inszenieren kann, auch wenn besagte Figuren in etwas exzentrischen Kostümen bzw. Rüstungen herumlaufen oder grün sind.
Ein paar Kritikpunkte gibt es allerdings noch, die zwar nicht wirklich ins Gewicht fallen, aber dennoch zu erwähnen sind. Der erste: Captain Americas Kostüm. Steve Rogers Outfit in „Captain America: The First Avenger“ war ein wenig kitschig, aber im Großen und Ganzen doch gelungen und nicht zu albern. Das Kostüm in „The Avengers“ dagegen… Nun, sagen wir einfach, Strumpfhosen im Comic sind das eine, Stumpfhosen in der Verfilmung etwas ganz anderes. Ein wenig mehr in Richtung echte Soldatenkleidung wie in „The First Avenger“ wäre wünschenswert gewesen. Kritikpunkt Nummer 2: Am Ende wird Loki für meinen Geschmack ein wenig zu schnell abserviert. Glücklicherweise leidet „The Avengers“ nicht an der Schwäche, die die meisten anderen Filme des „Marvel Cinematic Universe“ plagt; die finale Actionszene ist absolut beeindruckend und atemberaubend – ich hätte mir nur gewünscht, dass Loki ein wenig mehr daran Teil hat. Und Kritikpunkt Nummer 3: Ein wenig mehr über die Chitauri wäre wünschenswert gewesen. Dieser letzte Kritikpunkt wird allerdings teilweise durch die obligatorische Post-Credits-Szene relativiert, die ziemlich klar macht, dass die Chitauri zurückkehren werden – begleitet von einem neuen Anführer, dessen Auftauchen in einem Realfilm mich hoffentlich für das bisherige Fehlen eines adäquaten Auftritts des finsteren Gottes Darkseid entschädigen wird.
In jedem Fall ist noch erwähnenswert, dass einige Szenen in Stuttgart spielen, in dessen direkter Umgebung ich wohne. Leider wurden besagte Szenen allerdings nicht hier gedreht, weshalb der Wiedererkennungswert etwas…gering war – den Schloßplatz hatte ich irgendwie anders in Erinnerung, insbesondere da ich an ihm vorbeigelaufen bin, um das Kino zu erreichen, in dem ich diesen Film gesehen habe. Aber vielleicht liegt’s auch an der alten Rechtschreibung.
Fazit: „The Avengers“ hat enorme Erwartungen geweckt und schafft es auch, ihnen gerecht zu werden. Joss Whedon hat es geschafft, ein bombastisches Stück Popcornkino mit interessanten Figuren und ein wenig Tiefgang abzuliefern, das in jeder Sekunde bestens unterhält und niemals langweilig wird. Mehr Sommerblockbuster müssten wie dieser sein.

Trailer

Siehe auch:
Iron Man
Iron Man 2
Thor
Captain America: The First Avenger
Iron Man 3

Aktuell: Dritter Trailer zu „The Dark Knight Rises“


Da gibt es nicht viel zu sagen: Der dritte TDKR-Trailer ist da und er sieht EPISCH aus. V.a. durch den dezenten, nur vom Klavier begleiteten Anfang kommt ein sehr intensives Gefühl der Endgültigkeit auf. Es ist ja bekannt, dass ich Hans Zimmers Batman-Musik nicht allzuviel abgewinnen kann, aber zumindest in diesem Trailer konnte mich die Variation des Stückes, das während des Showdowns von „The Dark Knight“ (Two-Face, Gordons Kinder etc.) gespielt wurde, überzeugen. Auch Bales Stimme klingt nicht mehr ganz so übertrieben wie in „The Dark Knight“ und wieder eher wie in „Batman Begins“, also ein wenig dezenter. Sehr schön ist darüber hinaus der Einsatz des Bane-Chors (Deshay, Deshay, Basarah, Basarah). Ich denke, der dritte Trailer gefällt mir bisher am besten. Der Juli kann kommen.