01. Clash of Destiny
02. Glory, The Galactic Republic
03. Domination, The Sith Empire
04. Justice, The Jedi Knight
05. Bravado, The Smuggler
06. Deception, The Sith Warrior
07. Scum, The Bounty Hunter
08. Hope, The Republic Trooper
09. Villainy, The Imperial Agent
10. Peace, The Jedi Consular
11. Treachery, The Sith Inquisitor
12. Shake That Wampa Down
13. See You On The Dark Side
14. Smeeleeya Whao Tupee Upee
15. Run Kessel Run
16. One Chuba Too Many
17. Shapa Keesay (Shape-Shifter)
Zwar spiele ich „The Old Republic“ nicht, aber viele der Dinge, die dieses MMORPG begleiten, sind doch von Interesse für mich. Dazu zählt neben diversen Comics und Romanen natürlich auch der Soundtrack. Als Star-Wars-Musik-Enthusiast frage ich mich natürlich, wie weit Themen aus den Filmen (und in diesem Fall auch aus den KotOR-Spielen) adaptiert wurden und ob TOR einen brauchbaren Beitrag zur Musik der weit, weit entfernten Galaxis liefert. Bei der Collector’s Edition des Spiels findet sich unter anderem auch ein Soundtrackalbum, es ist also nicht notwendig, das Spiel zu spielen, um in den Genuss der Musik zu kommen – wozu hat man schließlich gute Freunde, die sich exakt diese Collector’s Edition besorgt haben und von denen man besagte CD problemlos ausleihen kann. Natürlich kann ich mich nicht dazu äußern, wie die Musik genau im Spiel eingesetzt wird, wodurch mir sicher auch einige thematische Zusammenhänge entgehen, es wird also die CD für sich bewertet.
Ein MMORPG benötigt natürlich sehr viel Musik (u.a. werden nicht nur neu komponierte Stücke eingesetzt, sondern auch die Musik aus den sechs Filmen und den beiden KotOR-Spielen), weshalb dieses Spiel gleich mit einem ganzen Stab an Komponisten aufwartet, darunter viele erfahrene SW-Game-Veteranen wie Jesse Harlin („Republic Commando“) oder Mark Griskey („KotOR II“, „The Force Unleashed I & II“). Um die richtige Atmsophäre vermitteln zu können, entschied man sich für einen stilistischen Hybriden, der Merkmale der KotOR-Spiele mit denen der Filme (v.a. der Prequels) vereinigt. Erfreulicherweise griff man auch auf ein komplettes Orchester mit Chor zurück; das gehört einfach zu Star Wars dazu – gerade das Fehlen eines solchen bei KotOR I hat sich doch recht negativ ausgewirkt.
Der Teil, der für mich natürlich am interessantesten ist, ist die leitmotivische Anknüpfung an die Williams-Soundtracks. TOR spielt ja nun etwa dreieinhalb Jahrtausende vor den Filmen, weshalb eine sinnvolle Anknüpfung eine etwas heikle Sache ist. Im Großen und Ganzen muss ich allerdings sagen, dass TOR erfreulicherweise von den Williams-Themen und Stilmitteln weitaus mehr Gebrauch macht als Kevin Kiners „The Clone Wars“, das immerhin zwischen zwei Filmen spielt und weitaus enger mit deren Musik verbunden sein sollte.
Wie dem auch sei, die Tracks auf der CD lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Normale Musik aus dem Spiel und Cantina-Stücke (zumindest vermute ich, dass es sich um Cantina-Stücke handelt). Zuerst ein paar Worte zu Letzteren: Die Cantina-Stücke, die dankenswerter Weise nur ein Drittel des Albums ausmachen, sollen wohl den Charme von Williams‘ Space-Jazz aus „Eine neue Hoffnung“ reaktivieren (besonders Shake That Wampa Down weißt einige Ähnlichkeiten zu Cantina Band auf) aber, um ehrlich zu sein, das schaffen sie absolut nicht. Im Spiel sind sie vielleicht ganz passend für Cantina-Szenen, aber für sich sind diese Songs bestenfalls nichtssagend und schlimmstenfalls nervend.
Wenden wir uns nun den angenehmeren ersten beiden Dritteln der CD zu. Das Album wird von dem Stück Clash of Destiny eröffnet (Kein Star Wars Main Titel? Sakrileg!), das eine eindeutige Grundstimmung etabliert: Episch. Nicht von ungefähr ruft der Tracktitel Assoziationen zu Duel of the Fates und Battle of the Heroes hervor. Das Stück wartet mit einem gewaltigen Choreinsatz auf und darüber hinaus klingt das zu Beginn vorgestellte Thema stark nach Battle of the Heroes, inklusive der Streicherbegleitung.
Die restlichen zehn Nicht-Cantina-Stücke sind relativ klar zugeordnet: Eines pro Fraktion und Charakterklasse.
Besonders Glory, The Galactic Republic klingt stark nach den Prequels (insbesondere bei etwa 2:30, dort fliegt ein Naboo-Cruiser an meinem inneren Auge vorbei), allerdings ohne eine spezielles Thema zu zitieren. Der Anfang wird von noblen Blechbläsern dominiert, gefolgt von einem recht lyrischen Mittelteil, der langsam ein wenig düsterer wird. Zum Abschluss gibt es noch ein wenig hektisch Actionuntermalung in bester Williams-Manier.
Domination, The Sith Empire bewegt sich erwartungsgemäß eher in den tieferen Registern und klingt zu Anfang dank des marschartigen Rhythmus auch recht militärisch – das hier vorgestellte Thema zieht sich durch das ganze Stück und könnte dem Imperium als Leitmotiv dienen – eine gewisse Verwandtschaft zum Imperialen Marsch ist nicht von der Hand zu weisen. Nach einem etwas ruhigeren Teil kommt auch hier Actionuntermalung, beides wird jedoch vom Imperiums-Thema dominiert. Bei 4:30 setzt schließlich das aus KotOR bereits bekannte Sith-Thema ein, das wiederrum auf dem Palpatine/Sith-Thema von Williams basiert – die KotOR-Version beginnt gleich, hat aber einen veränderten Schluss.
Das nächste Stück, Justice, The Jedi Knight hat mich durchaus überrascht, denn das Thema, das es hier für den Jedi-Orden etabliert, ist in der Tat ein leicht veränderte, aber trotzdem sehr gut erkennbare Version von Yodas Themas; in Anbetracht der Verwendung von Palpatines Thema allerdings eine durchaus naheliegende Wahl. Der Anfang von Justice, The Jedi Knight bezieht sich eindeutig auf die noble Gesinnung und Geisteshaltung des Jedi-Ritters, während der zweite Teil des Stückes den Jedi in Action portraitiert. Bei 1:25 und 3:58 absolviert auch das Machtthema einen kurzen Auftritt, beim zweiten Mal in einer äußerst militärischen Variation. Ich erwähnte es ja bereits in meinem Review zum Soundtrack von „Eine neue Hoffnung“: Wenn es einen verbindenden roten Faden bei der Star-Wars-Musik gibt, dann ist es das Machtthema.
Bravado, The Smuggler wird von einem Thema eröffent, das mich ein wenig Jeremy Soules Thema für die alte Republik aus KotOR erinnert und für meinen Geschmack ein wenig zu nobel und heroisch für einen Schmuggler ist. Der etwas zwielichtigere Teil wird dann allerdings im Mittelteil des Stückes nachgeliefert.
In Deception, The Sith Warrior gibt es schließlich das, was ich mir wirklich gewünscht habe: Ein richtig kräftige Blechbläserperformance des Sith-Themas, die einem Sith-Krieger würdig ist. Zudem erinnert die Begleitung ein wenig an Duel of the Fates. Auch die düsteren Chöre, welche die Sith stets begleiten, fehlen in diesem Stück nicht und dominieren den zweiten Teil.
In Scum, The Bounty Hunter ist das Sith-Thema ebenfalls eingearbeitet, erhält allerdings keinen offensichtlichen Einsatz. Davon abgesehen ist dieses Stück eher uninteressant und weist kein wirklich gutes Thema für die Kopfgeldjäger auf, es wirkt eher wie eine etwas abgespeckte Version des vorhergegangenen Tracks.
In eine ähnliche Kategorie fällt auch Hope, The Republic Trooper – das Stück wirkt zwar gleichzeitig nobel und tatkräftig, aber dabei recht vage; eindeutige Themen lassen sich schwerlich ausmachen.
Auch Villainy, The Imperial Agent ist diesbezüglich nicht sehr ergiebig, punktet aber mit einer schönen Atmosphäre, die gut zum imperialen Agenten passt. Das Stück hat einen „heimlichtuerischen“ und düsteren Anfang, während die zweite Hälfte von Dissonanzen und Choreinsätzen geprägt ist.
Die letzten beiden Stücke schließlich entschädigen für den leitmotivischen Mangel der vorigen Tracks. Peace, The Jedi Consular beginnt mit einem schönen, reinen Statement des Machtthemas und auch das Jedi-Thema (bzw. Yodas Thema) wird angespielt. Dies legt die Vermutung nahe, dass das Jedi-Thema eher für die tatkräftige Seite des Ordens steht (daher in Justice, The Jedi Knight stärker vertreten), während das Machtthema eher für die philosophische, auf die Macht konzentrierte Seite steht.
Ebenso kommt es in Treachery, The Sith Inquisitor zu einigen schönen klassischen Choreinsätzen des Sith-Themas. Dieses Stück ist zugleich ein schöner, finsterer Abschluss des Albums (die noch folgenden sechs Cantina-Stücke ignorieren wir einfach).
Wer sich ebenfalls ein Bild von der TOR-Musik machen möchte, aber keinen Zugriff auf den Collector’s Edition-Soundtrack hat, dem sei hier geraten, einmal die Homepage des Spiels aufzusuchen, auf der es sage und schreibe 44 weitere Musikstücke aus dem Spiel gratis zum Download gibt, die ich hier allerdings nicht mitrezensieren werde, da es dafür schlicht und einfach zu viele sind. Zwar können die meisten davon mit dem, was auf der CD geboten wird, nicht ganz mithalten und es gibt auch einige weitere Cantina-Stücke, die eher unnötig sind. Der Rest ist vor allem atmosphärisch und weniger thematisch. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass die Stücke völlig gratis sind, gibt es eigentlich nichts zu meckern. Stattdessen habe ich noch ein paar Empfehlungen: The Mandalorian Battle enthält zu Beginn das Thema aus Bravado, The Smuggler und ist auch sonst sehr hörenswert, insbesondere der Choreinsatz am Ende. Korriban, The Homeworld und Tython, The Wellspring sind schöne Ergänzungen zu den Sith- bzw. Jedi-Stücken, Ersteres enthält einen weiteren schön finsteren Einsatz des Sith-Themas und in Letzterem ist natürlich das Machtthema zu hören. Ein besonders interessanter Fall ist schließlich Taris, The Plague, denn auf diesem Planeten treibt offensichtlich Lord Voldemort sein Unwesen, der Anfang dieses Stückes klingt verdächtig nach einem von Williams‘ Voldemort-Themen.
Fazit: Die Musik aus „The Old Republic“ ist eine schöne Ergänzung zum musikalischen Star-Wars-Universum. Anders als Kevin Kiners „The Clone Wars“ enthält der Soundtrack des MMORPGs viele schöne stilistische und thematische Anspielungen an die Williams-Soundtracks und schließt die Kluft zwischen KotOR- und Prequel-Musik. Man merkt, das die Komponistem sich bemüht haben, TOR eine stimmige Untermalung zu geben.
Siehe auch:
Star Wars Episode IV: Eine neue Hoffnung – Soundtrack
Star Wars Episode V: Das Imperium schlägt zurück – Soundtrack
Star Wars Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter – Soundtrack
Star Wars Episode I: Die Dunkle Bedrohung – Soundtrack
Star Wars Episode II: Angriff der Klonkrieger
Star Wars Episode III: Die Rache der Sith – Soundtrack
Shadows of the Empire – Soundtrack
Star Wars: The Clone Wars – Soundtrack
Musik aus TOR