Star Wars Episode IV: Eine neue Hoffnung – Soundtrack


Tracklisting:

CD 1:
01. 20th Century Fox Fanfare
02. Main Title/Rebel Blockade Runner
03. Imperial Attack
04. The Dune Sea of Tatooine/Jawa Sandcrawler
05. The Moisture Farm
06. The Hologram/Binary Sunset
07. Landspeeder Search/Attack of the Sand People
08. Tales of a Jedi Knight/Learn About the Force
09. Burning Homestead
10. Mos Eisley Spaceport
11. Cantina Band
12. Cantina Band #2
13. Binary Sunset (Alternate)/Main Title Archive

CD 2:
01. Princess Leia’s Theme
02. The Millennium Falcon/Imperial Cruiser Pursuit
03. Destruction of Alderaan
04. The Death Star/The Stormtroopers
05. Wookie Prisoner/Detention Block Ambush
06. Shootout in the Cell Bay/Dianoga
07. The Trash Compactor
08. The Tractor Beam/Chasm Crossfire
09. Ben Kenobi’s Death/Tie Fighter Attack
10. The Battle of Yavin
11. The Throne Room/End Title

Da ich mich zurzeit wieder stärker mit Star Wars beschäftige (was allerdings mehr mit dem Roman „Darth Plagueis“ zusammenhängt als mit dem 3D-Rerelease von „Die Dunkle Bedrohung“), halte ich es nun für angebracht, parallel zu meinen HP-Soundtrack-Reviews nun auch alle sechs Star-Wars-Scores zu rezensieren. Zwar bestünde natürlich auch die Möglichkeit, bei Episode I zu beginnen, aber in Kompositionsreihenfolge ist das Ganze dann doch irgendwie reizvoller, da man so viel besser beobachten kann, wie sich die Themen bzw. die Musik an sich entwickelt. Darum macht die Musik aus „Star Wars Episode IV: Eine neue Hoffnung“ den Anfang.
Dieser Score ist, nebenbei bemerkt, in meinen Augen zwar nicht der beste der Reihe, aber mit Sicherheit der wichtigste. Nicht nur begründete John Williams damit den „Sound der Saga“, sondern er brachte nebenbei gleich das große Orchester und die Leitmotivtechnik in die Filmmusik zurück, die in den Jahren zuvor vor allem von kleineren Ensembles und natürlich Pop-Musik geprägt war. Die Leitmotivik, die während der goldenen Ära Hollywoods unter Komponisten wie Korngold oder Steiner populär war, wurde kaum noch eingesetzt. Insofern war Williams‘ klassisches Herangehen zu dieser Zeit eine erfrischende Rückbesinnung, ohne die die heutige Hollywood-Symphonik kaum denkbar wäre. Natürlich haben auch George Lucas und Steven Spielberg Teil daran. Ursprünglich wollte Lucas klassische Musik für sein Sci-Fi-Märchen verwenden, um so einen Kontrapunkt zum fremdartigen und futuristischen Geschehen auf der Leinwand zu setzen – der Zuschauer sollte durch die bekannte Musik Zugang zur Geschichte finden. Doch Steven Spielberg empfahl Lucas John Williams, mit dem er bereits an „Der Weiße Hai“ gearbeitet hatte (wer könnte je das ikonische Thema der Titelfigur dieses Films vergessen?). Der ursprüngliche Plan wurde jedoch beibehalten, Williams orientierte sich recht stark an klassischer Musik und griff auf wagnerianisch anmutende Leitmotive zurück. Gerade bei Episode IV ist seine Technik noch nicht die ausgereifteste oder komplexeste sondern, im Gegenteil, eigentlich relativ einfach – es dominieren Themen für spezifische Charaktere – aber dafür ungeheuer wirkungsvoll – so wirkungsvoll, dass sich viele der Themen unwiederbringlich im popkulturellen Gedächtnis verankert haben. Das Paradebeispiel ist natürlich der Imperiale Marsch, der allerdings erst in „Das Imperium schlägt zurück“ zum ersten Mal auftaucht. Aber das Hauptthema (bzw. Luke Skywalkers Thema), das jeden Star-Wars-Film auf phänomenale Weise eröffnet, ist fast ebenso bekannt wie Darth Vaders Leitmotiv. Neben dem Anfangstitel (Main Title/Rebel Blockade Runner) taucht es immer dann im Film auf, wenn Luke die Leinwand betritt oder sich gerade heldenhaft schlägt (z.B. in The Moisture Farm oder in The Tractor Beam/Chasm Crossfire).
Das zweite wichtige Thema gehört zur weiblichen Hauptfigur, des Films und hat sogar eine Suite spendiert bekommen (Princess Leia’s Theme). Leias Thema ist, passend zur Figur, weitaus lyrischer und weniger blechbläserlastig als Lukes Thema und leitmotivische auch interessanter, da Williams im Verlauf der Filmreihe einige Themen aus diesem entwickelt.
Das Thema, das jedoch allen anderen die Show stiehlt, ist eindeutig das Machtthema das, weitaus mehr noch als das Hauptthema, die eigentlich musikalische Identität der Serie ist. Während das Hauptthema in den Prequels fast ausschließlich zur Eröffnung des Films und während des Abspanns gespielt wird, ist das Machtthema das mit Abstand dominanteste Leitmotiv – nicht nur in den Filmen, sondern auch im Erweiterten Universum. Neben dem Sith-Thema ist das Machtthema zum Beispiel das einzige, das für die beiden KotOR-Spiele adaptiert wurde (wenn man vom obligatorischen Einsatz des Hauptthemas zur Eröffnung absieht), und auch im Soundtrack zu „The Old Republic“ ist es stark vertreten. Wie die Macht durchdringt dieses Thema die Musik der Star-Wars-Saga und hält sie zusammen. Und, mal ehrlich, John Williams hätte kaum ein besseres Thema für diese Aufgabe komponieren können. Seinen ersten großen Auftritt erhält es in The Hologram/Binary Sunset, auch wenn es vorher schon hin und wieder angedeutet wird. Es beschreibt dabei nicht nur die Macht allein, sondern dient u.a. auch als Thema Obi-Wan Kenobis, der, v.a. in „Eine neue Hoffnung“ Lukes Verbindung zur Macht darstellt (zum Beispiel in Tales of a Jedi Knight/Learn About the Force) und wird darüber hinaus auch als Thema für wichtige und markante Ereignisse verwendet. In The Throne Room/End Title untermalt es beispielsweise als heroische Blechbläserfanfare den Sieg der Rebellen.
Neben diesen drei Hauptthemen gibt es noch einige weitere Leitmotive von untergeordneter Bedeutung. Als erstes muss natürlich die Rebellenfanfare genannt werden, die als Thema der Allianz fungiert und den Abspann aller sechs Episoden zusammen mit dem Hauptthema eröffnet. Auch im Film ist sie einige Male zu hören, unter anderem am Ende von Main Title/Rebel Blockade Runner.
Auch das Imperium wird schon musikalisch repräsentiert, allerdings durch einige kleinere, wenig einprägsame Motive, von denen das bedeutendste das Todesstern-Motiv ist, welches unter anderem am Ende von Imperial Attack und bei etwa 1:48 in Burning Homestead zu hören ist. Es handelt sich dabei um eine aufsteigende Melodie, die ein oder zwei Mal auch Darth Vaders Auftritte begleitet und gewissermaßen als Vorläufer des Imperialen Marsches gelten kann, zu dessen Gunsten das Todesstern-Motiv in Episode V schließlich fallen gelassen wurde. Darüber hinaus gibt es noch einige ominösere Motive, u.a. für die Jawas und die Tusken (Ersteres in The Dune Sea of Tatooine/Jawa Sandcrawler, Letzteres in Landspeeder Search/Attack of the Sand People), deren Thematik im späteren Verlauf der Filmreihe allerdings ebenfalls keine Rolle mehr spielt. Eines der wohl bekanntesten Einzelstücke der Saga sollte ebenfalls noch erwähnt werden: Cantina Band, das Weltraum-Jazz-Stück, das auf schräge Weise sehr unterhaltsam ist, wenn es nicht gerade nervt.
Alles in allem ist der Soundtrack zu „Eine neue Hoffnung“ quasi das Modell für viele andere Williams-Soundtracks: Einprägsame, gut verarbeitete Themen, viele Blechbläser und komplexe, wenn auch recht hektische Actionuntermalung (u.a. in Ben Kenobi’s Death/Tie Fighter Attack) – Letzteres hält sich allerdings noch etwas in Grenzen. Dennoch, wer ein Faible für die Arbeit von John Williams hat, sollte sich die Musik aus „Eine neue Hoffnung“ auf jeden Fall zu Gemüte führen – viele der Stilmittel, die immer wieder auftauchen, nahmen hier ihren Anfang.
Das größte Manko dieses Soundtracks ist interessanterweise kein werkimmanentes: „Eine neue Hoffnung“ ist, für sich betrachtet, ein sehr guter Score, allerdings steht er im Schatten seiner besseren Nachfolger. Es ist vor allem der Imperiale Marsch, der hier wirklich schmerzlich fehlt – nach dem Machtthema ist Darth Vaders Leitmotiv der zweite große musikalische rote Faden der Filme; sein Fehlen fällt unangenehm auf. Dieser Vorwurf ist natürlich ein Stück weit unfair, zumindest auf den ursprünglichen Film bezogen, der 1977 in die Kinos kam. Allerdings frage ich mich unweigerlich, ob es nicht sinnvoll gewesen wäre, bei einer der Überarbeitungen der Filme den Imperialen Marsch an einigen Schlüsselstellen einzufügen, anstatt den Ewoks Augenlider zu verpassen oder Sebastian Shaw durch Hayden Christensen zu ersetzen. Immerhin wurden ja auch andere Veränderungen an der Musik vorgenommen, in der eingefügten Jabba-Szene in Episode IV wurde das Thema besagter Figur verwendet, die Festmusik der Ewoks wurde ausgetauscht – warum nicht auch ein wenig vom Imperialen Marsch in „Eine neue Hoffnung“?
Noch ein Wort zur Albenpräsentation: Diese ist vorzüglich. Natürlich ist die Aufnahme nicht die allerbeste – immerhin ist sie schon ein wenig älter, aber dafür gibt es den gesamten Soundtrack auf zwei CDs und nicht nur ein Best-of-Album – so muss das sein.
Fazit: Der Soundtrack zu „Star Wars Episode IV: Eine neue Hoffnung“ ist ein vollauf gelungener Score, der jedoch hinter seinen noch besseren Nachfolgern zurückbleibt. Ohne Zweifel der wichtigste Soundtrack der Filmreihe, in meinen Augen allerdings auch der schwächste.

Siehe auch:
Star Wars Episode V: Das Imperium schlägt zurück – Soundtrack
Star Wars Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter – Soundtrack
Star Wars Episode I: Die Dunkle Bedrohung – Soundtrack
Star Wars Episode II: Angriff der Klonkrieger
Star Wars Episode III: Die Rache der Sith – Soundtrack
Shadows of the Empire – Soundtrack
Star Wars: The Clone Wars – Soundtrack
Star Wars: The Old Republic – Soundtrack

Everworld Band 1: Die Suche beginnt


Zeit, mal wieder ein wenig nostalgisch zu werden. Bei „Everworld“ handelt es sich um eine zwölfteilige Jugendbuchreihe der amerikanischen Autorin Katherine Alice Applegate, die ich während meiner späten Kindheit und frühen Teenagerzeit konsumiert habe und die leider nie vollständig auf Deutsch übersetzt wurde, lediglich die ersten neun Bände sind hierzulande erhältlich. Inzwischen habe ich mich allerdings daran gemacht, mir die letzten drei Teile im Original zu besorgen, um die gesamte Serie anständig rezensieren zu könne.
Ein ähnliches Schicksal erfuhr leider auch Applegates anderer Jugendbuchserie „Animorphs“ die ich in meiner Kindheit und Jugend ebenfalls geliebt habe. „Animorphs“ ist allerdings ungleich umfangreicher, mit über 50 Bänden (diverse Sonderbände und Spin-offs nicht mit eingerechnet), von denen lediglich 30 auf Deutsch erschienen sind.
Nun aber zur Handlung: Eigentlich ist David Levin ein ganz gewöhnlicher sechzehnjähriger Teenager; er ist ein Scheidungskind und der Neue an seiner Schule. Doch das beginnt sich zu ändern, als die schöne und mysteriöse Senna Wales seine Freundin wird. Eines Morgens bringt ein seltsamer Traum ihn dazu, an den Pier zu gehen, wo sich auch Senna und drei weitere Jugendliche einfinden, die David flüchtig kennt und die alle eine Verbindung zu seiner Freundin haben: Ihr Exfreund Christopher, ihre Halbschwester April und Jalil, dessen Verbindung weniger offenkundig ist. Und dann geschieht das Unglaubliche: Die Realität scheint zu bröckeln, ein riesiger Wolf taucht auf, um Senna zu entführen und die anderen vier werden mitgerissen.
Als sie wieder zu sich kommen, hängen sie an einer Burgmauer und müssen schnell feststellen, dass sie sich nicht mehr im Großraum Chicago befinden, sondern in der Festung des Wikingergottes Loki, der nicht gerade darüber erfreut ist, dass die Hexe, hinter der er her ist (und bei der es sich natürlich um Senna handelt) entkommen konnte. Die vier schaffen es schließlich, in ein nahe gelegenes Wikingerdorf zu entkommen, wo sie halbwegs freundlich aufgenommen werden und erfahren, dass die alten, heidnischen Götter vor langer Zeit aus der „Alten Welt“ (sprich der realen Welt) geflohen sind und die Everworld als Zufluchtsort für alle mythologischen und magischen Wesen geschaffen haben. Doch unglücklicherweise haben auch außerirdische Götter die Everworld gefunden, sodass sich die irdischen Götter nun im Krieg mit dem außerirdischen Kannibalengott Ka Anor befinden.
Und noch bevor David, April, Jalil und Christopher das alles wirklich gut verarbeiten können, werden sie auch schon, mehr oder weniger gegen ihren Willen, Teil eines Angriffs der Wikinger auf die Azteken und ihren Menschenherzen verspeisenden Gott Huitzilopochtli…
Zwar ist „Everworld“ eine Jugendbuchserie mit einem sehr leicht zu lesenden, etwas flapsigen Stil (wenn auch glücklicherweise nicht so bemüht jugendlich wie so manch anderes Jugendbuch), aber Applegate schont ihre Leser absolut nicht. Es mag merkwürdig klingen, insbesondere bei einem phantastischen Setting wie diesem, aber „Everworld“ ist eine äußerst realistische Serie. Die vier Protagonisten – die Bände sind in der Ich-Form verfasst, wobei die vier sich immer abwechseln, David ist der Erzähler des ersten Bandes, Christopher übernimmt den zweiten etc. – wirken stets glaubhaft, auch wenn der Fokus im ersten Band natürlich auf David liegt, der hier bereits merkt, dass er die Tatsache, dass es ihn in eine Welt der Mythen verschlagen hat, nicht so störend findet wie er es wohl sollte. Die Tatsache, dass die vier Hauptpersonen eigentlich keine Freunde, sondern nur flüchtige Bekannte, sorgt zudem für eine interessante Gruppendynamik; die vier müssen miteinander auskommen, obwohl sie zum Teil sehr verschieden sind und sich nicht unbedingt gut verstehen.
Auch die Art, wie die Wikinger beschrieben werden, wirkt äußerst plausibel, ohne dass sie dabei zu langweiligen Figuren werden würden. Gleiches trifft auch auf Kämpfe und Schlachten zu, die, wie schon in „Animorphs“, keinesfalls glorifiziert werden. Krieg ist eine dreckige und blutige Angelegenheit, auch in der Everworld.
Das Interessante am Konzept dieser Reihe ist, dass die Teenager nicht einfach nur in die Everworld verschlagen werden, denn gleichzeitig leben sie auch ihr altes Leben weiter; in der Realität gibt es „Duplikate“ von ihnen, die ganz normal weitermachen. Immer, wenn sie in der Everworld einschlafen, verschmelzen das „Realwelt-Ich“ und das „Everworld-Ich“ miteinander. Das führt natürlich zu weiteren Fragen für die Protagonisten: Was geschieht, wenn sie in der Everworld sterben?
Fazit: „Die Suche beginnt“ ist ein gelungener Einstieg in die Everworld, der das Konzept der Serie erfolgreich vorstellt und eindeutig Appetit auf mehr macht. Das einzige Manko ist die Länge der Bände, die mit 155 Seiten schon recht kurz ausfällt – bei einem derartig gelungenen Konzept hätte man durchaus noch mehr pro Band herausholen können.

Siehe auch:
Everworld Band 2: Die grausame Gottheit

Darth Plagueis


In „Revenge of the Sith“ erzählt Palpatine Anakin Skywalker von Darth Plagueis dem Weisen, einem Sith-Lord, der so mächtig gewesen sein soll, dass er die Macht dahingehend kontrollieren konnte, Leben zu bewahren und zu erschaffen. Jedoch wurde besagter Plagueis von seinem Schüler ermordet. Die Vermutung liegt da natürlich nicht fern, dass Palpatine, alias Darth Sidious, dieser Schüler ist. Wer vor dem Kinostart von Episode III James Lucenos Roman „Labyrinth of Evil“, welcher die direkte Vorgeschichte des Films erzählt und in enger Zusammenarbeit mit Lucas-Film entstand, gelesen hat, der wusste freilich schon ein wenig mehr: In diesem Roman wird bereits ausdrücklich angegeben, dass Plagueis Darth Sidious‘ Meister war. Ein weiteres Bröckchen Information (v.a. über Plagueis‘ Lehrmethoden) enthielt auch der Abschluss der sogenannten „Dark-Lord-Trilogie“, welche den Aufstieg Darth Vaders schildert und die aus „Labyrinth of Evil“, Matthew Stovers Romanadaption zu „Revenge of the Sith“ und dem direkt im Anschluss spielenden „Dark Lord: The Rise of Darth Vader“ (ebenfalls wieder von James Luceno) besteht.

Für 2008 wurde dann schließlich ein Roman angekündigt, der sich speziell mit Plagueis‘ Suche nach der Unsterblichkeit beschäftigen und dessen Verfasser, wie könnte es anders sein, James Luceno sein sollte. Jedoch wurde diese Roman letztendlich gecancelt (zur Entschädigung erschien dann „Darth Bane: Rule of Two“) und die Geschichte von Sidious‘ Meister blieb weiterhin im Dunkeln. Hin und wieder wurden die Fans mit weiteren kleinen Informationsschnipseln versorgt; in „Jedi vs. Sith: The Essential Guide to the Force“ etwa wurde bekanntgegeben, dass Plagueis ein Muun ist.

2011 wurde Lucenos „Darth Plagueis“ noch einmal angekündigt, dieses Mal allerdings mit handfesten Folgen: Anfang Januar 2012 erschien der Roman dann tatsächlich. Man könnte spekulieren, dass die 3D-Wiederaufführung von Episode I etwas damit zu tun hat, immerhin überschneidet sich die Handlung des Romans mit besagtem Film und Darth Maul ist groß auf der Rückseite zu sehen, obwohl seine Rolle doch eher klein ausfällt.

Wie dem auch sei und was immer man über James Lucenos Roman sagen kann, er ist auf jeden Fall zwei Dinge: Hochinteressant und recht kompliziert. Wie schon seine Bücher „Labyrinth of Evil“ und „Cloak of Deception“ entstand es unter direkter Beteiligung von Lucas Film, das heißt, dass vermutlich die eine oder andere Antwort, die dieser Roman für lange gestellte Fragen bietet, direkt vom Schöpfer selbst kommt. Die Haupthandlung des Romans ist dreigeteilt und wird von einem Prolog und einem Epilog eingerahmt. Der erste Teil beginnt im Jahr 67 vor der Schlacht um Yavin (35 Jahre vor der Handlung von „The Phantom Menace“) mit Plagueis‘ Mord an seinem Meister Darth Tenebrous und erstreckt sich über zwei Jahre. Im Zuge dieses Mordes steigt Plagueis natürlich zum Sith-Meister auf. Im Folgenden schildert Luceno Plagueis‘ Leben und den großen Plan der Sith, Republik und Jedi zu vernichten, berichtet von seiner bürgerlichen Identität als Hego Damask, ein einflussreiches Mitglied des Intergalaktischen Bankenclans, seine Studien die Midichlorianer betreffend und seine Suche nach einem Schüler, den er schließlich in dem jungen und ehrgeizigen Palpatine von Naboo findet. Nachdem Palpatine den Namen Darth Sidious annimmt, endet der erste Teil und die Handlung macht einen Sprung zu den Jahren 54 bis 52 vor der Schlacht um Yavin. Hier erfährt der Leser, wie Palpatine zum Senator von Naboo aufsteigt. Der große Plan wird weiter vorangetrieben, die „Schachfiguren“ werden platziert, was auch zur Folge hat, dass viele bekannte Gestalten vorkommen, von Jabba the Hutt über die Jedi Dooku und Sifo-Dyas bis hin zum späteren imperialen Großwesir Sate Pestage. Allerdings beginnt Sidious nach und nach, die politischen Aufgaben immer mehr alleine auszuführen, während Plagueis sich stärker auf seine Forschungen konzentriert und nach Wegen sucht, die Midichlorianer direkt zu beeinflussen. Der dritte Teil schließlich beginnt zwei Jahre vor „The Phantom Menace“ und schildert die Ereignisse, die vor, während und kurz nach der ersten Episode stattfinden, einschließlich dem Mord an Plagueis und Sidious‘ Aufstieg zum Sith-Meister.

Obwohl der Roman „nur“ knapp 370 Seiten hat (zumindest in der englischen Hardcover-Ausgabe), ist er ein wirklich extrem umfassendes Werk, das sich bemüht, alle möglichen Fäden der Filme und des Erweiterten Universums zu verknüpfen. Im Gegensatz zu den Autoren von „The Clone Wars“ erweist sich Luceno in dieser Hinsicht als sehr respektvoll und begabt; in einem Interview gab er selbst an, dass er dieses Buch wie einen historischen Roman behandelte und intensive Recherche betrieb. So greift er natürlich erstrangig die offenen Enden der Darth-Bane-Trilogie auf und schildert, wie der Orden der Sith und dessen Philosophie sich in den knapp tausend Jahren, die vergangen sind, seit Darth Bane die Bruderschaft der Dunkelheit auslöschte, entwickelt hat. Selbst auf „The Old Republic“, genauer das Roman-Tie-in „Revan“ wird eingegangen, ebenso wie auf „The Clone Wars“, was sich einerseits, aufgrund der geänderten Hintergrundgeschichte Darth Mauls, nicht vermeiden ließ, andererseits aber erfreulicherweise sehr knapp ausfällt. Und besonders im letzten Teil schlängelt sich Luceno elegant um sämtlich Romane und Comics, die im Vorfeld von „The Phantom Menace“ spielen, wie etwa sein eigenes Werk „Cloak of Deception“ und diverse andere Romane (v.a. „Darth Maul: Shadow Hunter“) oder Comics („Jedi Council: Acts of War“, „Darth Maul“ etc.). Obwohl man bereits vorher wusste, dass die Sith bei vielen dieser Ereignisse ihre Finger im Spiel hatten, werden sie nun genau in den großen Plan eingeordnet. Auch werden viele offene Fragen beantwortet: Wie wurde Meister Sifo-Dyas dazu gebracht, die Klonarmee in Auftrag zu geben? Wie trat Dooku aus dem Jedi-Orden aus? Weshalb hat Palpatine keinen Vornamen? Selbst auf Anakins mysteriöse Zeugung und das Ungleichgewicht der Macht wird eingegangen. Luceno liefert allerdings keine absolute Antwort; Plagueis hatte seine Finger bei Anakins Zeugung nicht direkt im Spiel, sondern war eher indirekt daran beteiligt, ebenso wie am Ungleichgewicht der Macht. Diesbezüglich passt der „Lösungsvorschlag“ nicht so ganz zu dem, was George Lucas in Interviews erzählt, dafür aber zum restlichen EU und vor allem den Post-Endor-Sith.

Allerdings mag dies alles bei Lesern, die sich im bisherigen EU nicht besonders gut auskennen, zu ein wenig Verwirrung und Stirnrunzeln führen, vor allem, da einige wichtige Ereignisse offscreen geschehen. So wird Darth Maul zum Beispiel ausgeschickt, die Schwarz Sonne, das mächtigste Verbrechersyndikat der Galaxis, auszulöschen, und bereits einen Absatz später hat er die Aufgabe erledigt. Besagte Ereignisse finden aber natürlich in den oben erwähnten Romanen und Comics statt, weshalb deren Kenntnis durchaus vorteilhaft für den Genuss dieses Buches ist. „Darth Plagueis“ ist eindeutig nicht als Einstieg in das Erweiterte Star Wars Universum geeignet, es sei denn die oben erwähnten Details stören nicht.

Man ist fast geneigt zu sagen, dass der Roman zu viel Handlung hat und sich ein wenig zu sehr bemüht, alles und jeden miteinander in Verbindung zu setzen. Selbst „The Phantom Menace“ wird man nach der Lektüre in einem völlig anderen Licht sehen, da Plagueis während eines Großteils der Ereignisse noch am Leben ist – was ich, wie ich durchaus zugeben muss, nicht unbedingt positiv finde, degradiert es doch Maul, trotz Darth-Titel, zu einem ähnlichen illegitimen Sith-Schüler wie Starkiller in „The Force Unleashed“. Andererseits war Maul allerdings auch nie etwas anderes als ein Werkzeug für Sidious – ein wirklich cooles Werkzeug, aber ein Werkzeug nichtsdestotrotz. Dennoch wäre es mir lieber gewesen, wenn Sidious seinen Meister bereits vor Episode I umgebracht hätte und nicht erst während auf Naboo die Schlacht tobt.

In Anbetracht all dessen ist es wohl nicht verwunderlich, dass gerade die Action in diesem Roman stark auf der Strecke bleibt, was allerdings keinesfalls negativ ist, im Gegenteil. Es ist äußerst erfreulich, dass Luceno nicht auf Biegen und Brechen Action und Raumschlachten unterbringt. „Darth Plagueis“ ist eher ein philosophisch angehauchter Politthriller mit vielen Ränken, politischen Winkelzügen und natürlich einer ordentlichen Portion Sith-Weisheit. Ebenfalls erfreulich ist, dass Luceno den Mut hat, nicht irgendeinen heroischen Protagonisten hinzuzufügen. Während man bei anderen Romanen mit Sith-Fokus wie „Dark Lord: The Rise of Darth Vader“, „Deceived“ oder der Darth-Bane-Trilogie (vor allem beim zweiten Teil) offensichtlich der Meinung war, dass Dunkle Lords allein die Handlung nicht tragen können, wird „Darth Plagueis“ ausschließlich aus der Perspektive von Plagueis, Sidious und (in geringerem Maße) Maul geschildert.

Luceno leistet dabei sehr gute Arbeit und baut die drei Sith-Lords durchaus glaubwürdig auf. Maul wird als arroganter, extrem loyaler, aber nicht dummer Krieger porträtiert, der allerdings nie eine wirklich Chance hat und, wie oben bereits erwähnt, eben ein Werkzeug ist. Der Fokus liegt natürlich auf Sidious, Plagueis, deren Beziehung und der Entwicklung dieser Beziehung und der beiden Sith. Plagueis ist ein sehr wissenschaftlicher und rationaler Charakter, der das ewige Leben durch Midichlorianermanipulation anstrebt und dadurch auch Banes Regel der Zwei bzw. den Sith-Orden reformieren möchte. Mit der Zeit werden ihm seine Studien allerdings immer wichtiger als der große Plan zur Vernichtung der Republik und der Jedi, was schließlich zu seinem Untergang führt.

Am schwierigsten ist natürlich Darth Sidious, eine Figur, die durchaus vom Mysterium ihrer Vergangenheit lebt, das hier aufgelöst wird. Zum Glück ist Luceno nicht auf die unsinnige Idee gekommen, dem Meistermanipulator der Star-Wars-Saga etwas derart triviales wie eine gescheiterte Romanze als Motivation zu verleihen oder ihn gar zum tragischen Antihelden zu machen, wie Thomas Harris das mit Hannibal Lecter in „Hannibal Rising“ machte, was der Figur nicht unbedingt gut tat. Der Vaterkonflikt ist zwar nicht gerade die innovativste Lösung, aber eine passende und zudem auch nicht die Hauptmotivation. Auch Sidious macht eine interessante Entwicklung durch, vom ehrgeizigen Sith-Lehrling zu dem Meistermanipulator, den man aus den Filmen kennt und dem letztendlich auch sein eigener Meister zum Opfer fällt. Ich muss zugeben, dass ich Angst hatte, dass Sidious‘ „Leistungen“ beim Untergang der Republik geschmälert werden könnten, und ein wenig ist dies auch der Fall, allerdings ist das Ausmaß im Bereich des Erträglichen. Trotz allem gelingt es Luceno, weder Sidious noch Plagueis zu absoluten Über-Sith zu stilisieren – die beiden machen durchaus hin und wieder Fehler – und so das Interesse des Lesers wachzuhalten.

Auch von „Darth Plagueis“ findet sich auf Audible eine Hörbuchversion, die von Daniel Davis eingelesen wurde – dem einen oder anderen mag er noch aus der 90er-Sitcom „Die Nanny“ als Butler Niles bekannt sein. Ähnlich wie die meisten anderen englischen Star-Wars-Komplettlesungen kann ich auch diese jedem wärmstens ans Herz lesen – Davis liest wirklich exzellent und spricht vor allem die Titelfigur so gekonnt, dass es schon verdammt schade wäre, würde man ihn nicht als Plagueis‘ Stimme verwenden, sollte Sidious‘ Meister in einem zukünftigen Projekt einmal auftreten. Die Stimmen der bekannten Figuren bzw. ihrer Schauspieler imitiert Daniel Davis nicht so gekonnt oder authentisch wie etwa Marc Thompson oder Jonathan Davis, aber ansonsten gibt es wirklich nichts zu meckern – „Darth Plagueis“ ist auch eines der besten Star-Wars-Hörbücher.

Fazit: „Darth Plagueis“ ist ohne Zweifel einer der ambitioniertesten und interessantesten EU-Romane und in meinen Augen auch einer der besten – tatsächlich wird er in meinen Augen lediglich von Stovers „Revenge of the Sith“ übertroffen. Die Hintergründe des großen Plans der Sith und der ausführenden Dunklen Lords Plagueis und Sidious werden auf angemessene Art und Weise erzählt. Die beiden größten Schwächen des Romans sind die vielen mit eingebundenen EU-Werke und die teilweise erfolgende Umdeutung von „The Phantom Menace“, wobei das sehr relative Schwächen sind. Ersteres ist in meinen Augen sogar eine Stärke (auch wenn die Verknüpfungen hin und wieder ein wenig übertrieben werden), dürfte aber EU-Neulingen nicht zum Vorteil gereichen, während Letzteres ebenfalls (vor allem Episode-I-Hassern) als Stärke des Romans erscheinen könnte, mich allerdings durchaus ein wenig stört. Dennoch ist „Darth Plagueis“ ein erhellender und spannender Sith-Politthriller, der sich problemlos in die obere Riege der EU-Romane einreiht.

Siehe auch:
Labyrinth des Bösen

Planet der Affen: Prevolution


Story: Will Rodmans (James Franco) Vater (John Lithgow) ist an Alzheimer erkrankt, weshalb der junge Wissenschaftler, der an einem Alzheimerheilmittel arbeitet, einen besonderen Ansporn hat. Leider laufen die Experimente nicht wie geplant, was zur Folge hat, dass die Versuchsaffen eingeschläfert werden müssen. Lediglich das Schimpansenbaby Caesar (Andy Serkis) überlebt letztendlich und wird von Rodman adoptiert. Und in der Tat: Bei ihm zeigt das Mittel außergeöhnliche Wirkung und steigert seine Intelligenz enorm, weshalb Rodman das Heilmittel auch an seinem Vater ausprobiert – ebenfalls mit phänomenalen Folgen. Doch schon bald kehrt die Krankheit seines Vaters zurück, während Caesar immer schlauer wird und sich bald mit seinem Schicksal nicht mehr abfindet…

Kritik: „Planet der Affen: Prevolution“ wurde als DER Überraschungshit des Sommers gefeiert. Kaum jemand glaubte, dass ein Prequel/Reboot des Planet-der-Affen-Franchise, dessen letzter Ableger, das Remake von Tim Burton, zwar finanziell durchaus erfolgreich war, aber bei den Kritikern und Fans durchfiel, gut oder erfolgreich sein könnte. Ich war auch zuerst ein wenig skeptisch (insbesondere, da ich mit dem Franchise nie viel anfangen konnte und lediglich das Burton-Remake gesehen habe), aber man muss dem Film zugestehen: Er hat all die Lorbeeren, die er bekommen hat, absolut verdient.
„Prevolution“ ist ein äußerst spannender Film, der es schafft seine Geschichte interessant, schnörkellos und frei von nervigen Klischees zu erzählen. Figuren und Plot bleiben stets, nicht zuletzt wegen der soliden Arbeit der Darsteller, nachvollziehbar und glaubhaft.
Am hervorstechendsten ist natürlich Motion-Capture-Genie Andy Serkis, der als Gollum dabei geholfen hat, diese Technik populär zu machen und seither stets damit zu tun hat, sei es als Titelfigur in Peter Jacksons „King Kong“ oder als bärbeißiger Captain Haddock in „Die Abenteuer von Tim und Struppi: Das Geheimnis der Einhorn“. Mit seiner Rolle als Affenaufstandsführer Caesar übertrifft er sich noch einmal selbst. Es ist wirklich unglaublich, wie Serkis (mithilfe der Motion-Capture-Technik) es schafft, den Zuschauer einzunehmen und als völlig glaubhafter Protagonist alle anderen an die Wand zu spielen, und das auch noch ohne die meiste Zeit über ein Wort zu sagen. Auch die anderen Affen sind enorm gut getroffen; beim Tod des Gorillas fühlt man durchaus mit Caesar.
Action und Sci-Fi-Elemente halten sich stärker zurück, was dem Film nur gut tut. Es gibt keine Materialschlachten á la „Transformers“, dafür sind die Affenrevolution und die Schlacht auf der Golden Gate Bridge ungleich beeindruckender und emotionaler.
Fazit: „Planet der Affen: Prevoltuion“ ist absolut empfehlenswert, ganz gleich, ob man mit dem Franchise etwas anfangen kann oder nicht. Regisseur Rupert Wyatt hat es geschafft, einen spannenden, rührenden und intelligenten Blockbuster zu drehen, der vollauf überzeugt. Ich bedauere wirklich, diesen Film nicht im Kino gesehen zu haben.

Trailer

Harry Potter und der Stein der Weisen – Soundtrack


Tracklinsting:

01. Prologue
02. Harry’s Wonderous World
03. The Arrival of Baby Harry
04. Visit to the Zoo/Letters from Hogwarts
05. Diagon Alley/The Gringotts Vault
06. Platform Nine-and-Three-Quarters/The Journey to Hogwarts
07. Entry Into the Great Hall/The Banquet
08. Mr. Longbottom flies
09. Hogwarts Forever!/The Moving Stairs
10. The Norwegian Ridgeback/A Change of Season
11. The Quidditch Match
12. Christmas at Hogwarts
13. The Invisibility Cloak/The Library Scene
14. Fluffy’s Harp
15. In the Devil’s Snare/The Flying Keys
16. The Chess Game
17. The Face of Voldemort
18. Leaving Hogwarts
19. Hedwig’s Theme

Im Rahmen meines Artikels zu Hedwigs Thema habe ich mich logischerweise auch mit dem Rest der Harry-Potter-Soundtracks wieder relativ intensiv beschäftigt – wenn man sehen will, wie das Thema mit anderen Themen zusammenwirkt und dabei noch jeden Einsatz aus dem Film mühsam heraussucht, geschieht das gezwungenermaßen. Als ich dann mal wieder einen Blick auf mein erstes HP-Soundtrack-Review geworfen habe, das die Scores zu den Filmen 1-6 relativ knapp abdeckt, war ich damit absolut nicht mehr zufrieden. Darum wandert das Großreview demnächst in den Papierkorb und es gibt neue, ausführliche Reviews zu allen acht Scores. Diese Reviews werden dann in Bezug auf Hedwigs Thema natürlich eher knapp ausfallen, aber dafür die restlichen Leitmotive, Stilmittel etc. ausführlich abdecken.
Beginnen wir also mit dem Soundtrack zu „Harry Potter und der Stein der Weisen“ und halten uns nicht erst mit der Vorgeschichte (Hedwigs Thema im Trailer etc.) auf, sondern starten direkt durch.
Wie von John Williams nicht anders zu erwarten arbeitet er auch bei „Harry Potter und der Stein der Weisen“ stark mit Leitmotiven. Interessant ist dabei, dass die Objekte, die die Themen beschreiben, dieses Mal eher abstrakter Natur sind. In des „Star Wars“ Soundtracks der klassischen Trilogie arbeitete Williams zum Beispiel stark mit Charakterthemen (Luke hatte sein eigenes, ebenso wie Leia, Darth Vader, Yoda oder der Imperator). In „Der Stein der Weisen“ hat eigentlich nur ein Charakter Themen, die direkt an ihn gebunden sind (dafür sind es aber gleich mehrere).
Der Soundtrack wird von zwei leitmotivischen „Trios“ dominiert, einem „guten“ (bzw. positiven) und einem „bösen“. Das erste Thema des „guten Trios“ ist natürlich Hedwigs Thema, das auch als Titelthema fungiert und dessen A-Phrase für die gesamte magische Welt steht, während die B-Phrase vor allem Hogwarts untermalt (zu finden u.a. in Prologue, The Arrival of Baby Harry und Hedwig’s Theme). Das zweite dieser Themen ist das Flug-Thema, das sich ähnlich wie Hedwigs Thema nicht ganz genau festlegen lässt. Es taucht bereits in Prologue auf und dominiert den Mittelteil der Abspannkonzersuite Hedwig’s Theme. Durch dieses Thema drückt wohl vor allem die „Magie des Fliegens“ bzw. die Freude am Fliegen aus, seine größten Auftritte hat es in Mr. Longbottom Flies und The Quidditch Match. In den beiden dazugehörigen Filmszenen ist der Besenflug natürlich ein äußerst dominantes Element. Das dritte ist das Familienthema, das für Harrys verlorene Familie (seine Eltern) sowie für die, die er neu gewinnt (Ron und Hermine). Das Thema hat, je nachdem, welche der beiden Familien es gerade beschreibt, eine andere Endung. Wenn das Thema den toten Eltern gilt, erklingt es mit einer wehmütigen Endung (sehr gut zu hören am Ende von The Norwegian Ridgeback/A Change of Season). Die Freundschaft zu Ron und Hermine wird stattdessen durch eine fröhlichere, verspieltere Endung gekennzeichnet (Harry’s Wonderous World direkt nach dem knappen Statement der Hediwg-B-Phrase). Das ist ein durchaus kreativer Ansatz, das Problem bei diesem ersten Score besteht allerdings darin, dass diese drei Themen doch (v.a. aufgrund der Instrumentierung) recht ähnlich klingen, fast zu häufig eingesetzt und auf die Dauer schon ein wenig penetrant werden – hier wäre ein etwas zurückhaltenderer thematischer Einsatz und mehr Variation wünschenswert gewesen.
Ich persönlich finde das zweite, „böse Trio“ weit interessanter als das erste (Hedwigs Thema ausgenommen). Besagte drei Themen lassen sich letztendlich alle Lord Voldemort zuordnen, der, wie bereits erwähnt, in „Der Stein der Weisen“ die einzige Figur ist, die nicht nur eines, sondern gleich mehrere Themen für sich alleine hat. Alle drei sind, wie nicht anders zu erwarten, in The Face of Voldemort zu vernehmen – gerade in diesem Stück leistet Williams vorzügliche leitmotivische Arbeit.
Das erste Thema des Dunkeln Lords (Voldemort 1), das eine gewisse Ähnlichkeit zu Hedwigs Thema hat, taucht im Film zum ersten Mal bei der Rückblende auf, die den Mord an Harrys Eltern zeigt und ist, außer in The Face of Voldemort auf der Soundtrack-CD auch in The Quidditch-Match zu hören, als man sieht, wie Quirrel versucht, Harry zu verhexen, während Snape Gegenflüche murmelt. Selbst wenn man den Ausgang noch nicht kennt weiß man spätestens an dieser Stelle, dass Voldemort hinter allem steckt. Als Harry Voldemort im verbotenen Wald begegnet, hört man die kräftigste Variation, die es leider nicht auf die CD geschafft.
Das zweite Voldemort-Thema (Voldemort 2), v.a. von dunklen Blechbläsern gespielt, ähnelt dem ersten ein wenig und kommt hauptsächlich zum Einsatz, wenn es um das Nichtnennen von Voldemorts Namen geht; zum ersten Mal ist es zu hören, als Ollivander von ihm spricht, und auch in der Szene im Verbotenen Wald taucht es auf. Auf dem Album findet man es allerdings nur in The Face of Voldemort.
Das dritte Thema (Voldemort 3) schließlich ist zuerst augenscheinlich dem Stein der Weisen zugeordnet und wird gespielt, wenn er auftaucht (das Finale von Diagon Alley/The Gringotts Vault) oder erwähnt wird oder anderweitig relevant ist (etwa in The Invisibility Cloak/The Library Scene). Im Finale (und mehr noch in „Die Kammer des Schreckens“) jedoch wird das Thema ebenfalls Voldemort zugeordnet; v.a. dadurch, dass Voldemort 3 und 1 übereinander gespielt werden (natürlich ebenfalls in The Face of Voldemort) – das Thema beschreibt also nicht den Stein an sich, sondern den Stein als Voldemorts Ziel.
Alle drei Themen sind sehr gelungen, wobei ich sagen muss, dass mir persönlich Voldemort 3 am besten gefällt, da das wiederholende und sich steigernde Element ohne Zweifel das dämonischste der drei Themen ist.
Neben diesen sechs Themen gibt es noch einige weitere Nebenthemen und -motive, u.a. eines für die Winkelgasse (Diagon Alley/The Gringotts Vault; im Film allerdings nicht enthalten, es taucht erst in „Die Kammer des Schreckens“ auf), ein sehr festliches Thema für die magische Gemeinschaft (oft auch mit Hogwarts in Verbindung gebracht, Platform Nine-And-Three-Quarters/The Journey to Hogwarts) ein weiteres Thema für Hogwarts (am Anfang von Hogwarts Forever!/The Moving Stairs, die stärkste Variation ist in The Quidditch Match zu finden), ja sogar die Durselys haben ein eigenes Thema bekommen. Auf die meisten dieser Themen trifft ähnliches zu wie auf das „positive Trio“: Sie sind einander zu ähnlich und werden zum Teil recht penetrant – manchmal ist weniger eben doch mehr, insbesondere da Williams durchaus dazu in der Lage ist, einfallsreicher zu variieren. Hinzu kommt, dass der „musikalische Fluss“ (es ist schwierig, das in Worte zu fassen) vor allem im Mittelteil ein wenig nachlässt und uninspirierter daherkommt (The Quidditch-Match ausgenommen) und es erst mit The Face of Voldemort wieder richtig losgeht.
Die Albenpräsentation des Soundtracks ist durchaus angemessen, auch wenn die Voldemort-Themen (insbesondere Voldemort 2) für meinen Geschmack ein wenig zu kurz kommen.
Ob man den Soundtrack „Harry Potter und der Stein der Weisen“ letztendlich mag, hängt vor allem davon ab, wie man zu John Williams steht, da dieser Score wirklich ein typisches Williams-Produkt: Markante Ohrwurmthemen (v.a. Hedwigs Thema) und komplexe Orchesterarbeit mit vielen Blechbläsern. Da ich mich durchaus als Williams-Fan sehe, habe ich damit eigentlich kein Problem, allerdings ist „Der Stein der Weisen“ nun wirklich nicht Williams‘ bester oder innovativster Score.
Fazit: Mit diesem Soundtrack legt John Williams eine gute leitmotivische Grundlage (was später daraus wird ist wieder eine andere Geschichte), zusätzlich zu einem phänomenalen Hauptthema für das gesamte Franchise. An der Verarbeitung hapert es allerdings ein wenig, wodurch die thematischen Einsätze zum Teil recht penetrant werden. Aus diesem Grund ist „Der Stein der Weisen“ zwar ein solider Williams-Score, aber bei Weitem kein herausragendes Meisterwerk.

Siehe auch:
Hedwigs Thema
Harry Potter und die Kammer des Schreckens – Soundtrack
Harry Potter und der Gefangene von Askaban – Soundtrack
Harry Potter und der Feuerkelch – Soundtrack
Harry Potter und der Orden des Phönix – Soundtrack
Harry Potter und der Halbblutprinz – Soundtrack
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1 – Soundtrack
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2 – Soundtrack

Das Labyrinth der Träumenden Bücher


Walter Moers‘ Zamonienromane, speziell „Die Stadt der Träumenden Bücher“, eines meiner absoluten Lieblingsbücher, sind Fantasy der eher ungewöhnlichen Art. Der Erfinder von Käpt’n Blaubär und dem kleinen Arschloch nutzt den fiktiven und von fantastischen Wesen bevölkerten Kontinent Zamonien, um allerlei literarische Experimente durchzuführen. Dabei sind bisher fünf (bzw. sechs) ziemlich außergewöhnliche Romane entstanden, die sich durch enorme Fantasie und Detailfülle auszeichnen. Die Zamonienromane hängen dabei nur lose zusammen, theoretisch kann jeder für sich selbst gelesen werden. Drei („Das Labyrinth der Träumenden Bücher“, auf den die Selbständigkeit aber nicht mehr zutrifft, miteingerechnet vier) dieser Bücher stammen aus der „Feder“ des Lindwurmdichters Hildegunst von Mythenmetz, der der erfolgreichste und bekannteste Schriftsteller Zamoniens ist und dessen Werke Moers lediglich „übersetzt“. Bei „Ensel und Krete“ und „Der Schrecksenmeister“ (in Erscheinungsreihenfolge: Band 2 und 5) handelt es sich um eigenständige Romane, während sowohl „Die Stadt der Träumenden Bücher“ als auch das Sujet dieses Reviews Teile von Mythenmetz‘ Autobiografie „Reiseerinnerungen eines sentimentalen Dinosauriers“ sind; in der Tat ist „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ eine direkte Fortsetzung und kann ohne Kenntnis des ersten Teils der „Reiseerinnerungen“ nicht verstanden werden.
Zum Inhalt: Hildegunst von Mythenmetz kehrt nach Buchhaim zurück. 200 Jahre sind seit seinem ersten Besuch in der Stadt der Träumenden Bücher vergangen. Seither ist Mythenmetz ein enorm erfolgreicher Schriftsteller geworden, dem der Ruhm inzwischen zu Kopf gestiegen ist und der sich in seinem Erfolg und seiner Selbstgefälligkeit sonnt. Das alles wird durch einen Brief aus Buchhaim (genauer: der ledernen Grotte; als Absender ist sein eigener Name angegeben) geändert, der Mythenmetz‘ Stil und seine Eigenheiten perfekt parodiert und ihn aus seinem Trott reist. Der Lindwurm beschließt, ein weiteres Mal nach Buchhaim zu reisen und…nun ja, sehr viel mehr Plot gibt es nicht. Das restliche Buch hindurch streift Mythenmetz durch Buchhaim, trifft alte Bekannte und neue skurrile Figuren, entdeckt die vielen Veränderungen der letzten 200 Jahre und erforscht die Mysterien des Puppetismus.
Ich persönlich finde „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ äußerst schwierig zu bewerten.
In vielerlei Hinsicht ähnelt dieser Roman der ersten Hälfte von „Die Stadt der Träumenden Bücher“, das Problem ist, dass „Labyrinth“ an der Stelle, an der die Handlung eigentlich losgeht, abbricht und der Leser erklärt bekommt, dass es einen weiteren Band geben wird und dass er gerade einmal die Ouvertüre der eigentlichen Geschichte gelesen hat. Das wirft unweigerlich sofort die Frage auf, ob alles, was zuvor geschildert wurde, wirklich nötig war. Schon in früheren Zamonienromanen konnte man merken, dass Moers sehr viel Zeit auf Details verwendet, aber für gewöhnlich wurden diese Details später noch für die Geschichte wichtig. Das Paradebeispiel ist „Rumo und die Wunder im Dunkeln“: Zu Beginn dieses Romans bekommt der Titelheld eine Geschichte erzählt, die sich später als wichtiger Teil des Plots herausstellt. Auf diese Weise war jeder bisherige Roman eine „runde Sache“ und die Detailfülle war gerechtfertigt. „Labyrinth“ dagegen ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Moers schickt seinen Helden durch Buchhaim und ergeht sich in Details, ohne dass es einen sichtbaren Zusammenhang zur Haupthandlung gibt, die sich sowieso kaum erahnen lässt. Natürlich lässt sich das teilweise dadurch entschuldigen, dass es eben der erste Band einer Duologie ist, aber selbst für einen solchen bekommt man als Leser einfach zu wenig vom Gesamtbild mit.
Letztendlich stellt sich nun die Frage, weshalb „Labyrinth“ so geworden ist, und dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Vielleicht wurde der Roman wirklich zu üppig und lang (und Moers konnte die Deadline nicht einhalten o.ä.), weshalb „Labyrinth“ unterteilt wurde – dies geschah dann aber, aus den bereits geschilderten Gründen, an einer denkbar schlechten Stelle und hätte evtl. eine Überarbeitung erfordert, sodass der Roman nicht so „sinnlos“ wirkt.
Natürlich ist es ebenso möglich, dass Moers sich zu sehr in Buchhaim (und insbesondere in den Puppetismus) verliebt hat oder dass er in der Tat nicht weiß, wie die Geschichte weitergehen soll und er deswegen auf der Stelle tritt. Oder seine literarischen Experimente werden mit der Zeit gewagter – immerhin sind die Zamonienromane inzwischen äußerst erfolgreich und haben einige Fans, den Autor dieses Artikels miteinbezogen – sodass man sich derartiges nun leisten kann. Vielleicht soll der Roman wirklich Mythenmetz‘ Schaffensphase und die zu Beginn geschilderte Stagnation des Lindwurms darstellen. Vielleicht wird „Labyrinth“ erst zusammen mit dem folgenden Buch eine wirklich gelungene und würdige Fortsetzung von „Die Stadt der Träumenden Bücher“ – Moers ist als Autor unberechenbar genug, dass ihm jede der genannten Möglichkeiten zuzutrauen wäre. Das sind allerdings zugegebenermaßen sehr viele „Vielleichts“.
Aus den genannten Gründen haben viele Kritiker den Roman völlig verrissen und beschreiben ihn zum Teil als vollkommen langweilig und sehr zäh zu lesen. Während viele ihrer Kritikpunkte, die auch ich geschildert habe, durchaus zutreffen, kann ich diesen nicht nachvollziehen. In gewisser Hinsicht ähnelt „Labyrinth“ den Twilight-Romanen: Auf vielen hundert Seiten passiert nichts, was wirklich relevant wäre, aber aus einem merkwürdigen Grund ist es trotzdem fesselnd (natürlich ist selbst „Labyrinth“ sämtlichen Stephenie-Meyer-Romanen haushoch überlegen). Moers‘ Schreibstil ist immer noch sehr angenehm zu lesen, man kommt (die Lektüre von „Die Stadt der Träumenden Bücher“ vorausgesetzt) sehr schnell in die Geschichte hinein und das Wiedersehen mit Buchhaim ist erfreulich und interessant.
Wem gut ausgearbeitete Sekundärwelten und die vielen Anspielungen auf Literatur, Musik etc. in den anderen Zamonienromanen gefallen haben, der wird auch, wie ich, durchaus Gefallen an „Labyrinth“ haben. Wer jedoch Moers‘ Beschreibungen der zamonischen Kultur, Wissenschaft, Literatur und Eigenheiten schon vorher langweilig fand, wird mit diesem Roman absolut nichts anfangen können, da er praktisch ausschließlich daraus besteht.
Noch anzumerken wäre, das der Titel eigentlich falsch ist (sofern er nicht den nächsten Band miteinfasst), denn das eigentlich Labyrinth unter der Stadt Buchhaim kommt nicht wirklich vor, es wird lediglich darüber gesprochen.
Fazit: Ein Fazit für den sechsten Zamonienroman zu finden ist schwierig. Hat er mich gut unterhalten? Auf jeden Fall. Wird er den anderen, insbesondere „Die Stadt der Träumenden Bücher“ gerecht? Bei weitem nicht. „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ hat viele Details und tolle Einfälle, aber kaum Handlung. Ein endgültiges Resümee werde ich aber erst ziehen, nach dem ich die angekündigte Fortsetzung gelesen habe.

Siehe auch:
Die Stadt der Träumenden Bücher