Hedwigs Thema


Was auch immer man von John Williams halten mag, eines ist unumstritten: Kaum ein anderer Filmkomponist hat derart viele Themen geschrieben, die sich so unwiederbringlich ins popkulturelle Gedächtnis eingeprägt haben. Manche sind froh, wenn sie überhaupt eines hinbekommen, manche schaffen auch zwei oder drei, aber bei Williams ist die Liste sehr viel länger: Das Thema von „Der Weiße Hai“. Der Raiders March aus „Indiana Jones“. Das Hauptthema aus „Star Wars“ und der Imperiale Marsch. Die beiden Themen aus „Jurassic Park“. Und, und, und. Das letzte dieser Themen, die fast jeder sofort erkennt, ist Hedwigs Thema, die musikalische Identität des Harry-Potter-Franchise. Dieses Thema ist dabei in jeder Hinsicht recht speziell. Das beginnt schon bei der Komposition, denn tatsächlich wurde Hedwigs Thema nicht für die Verfilmung von „Harry Potter und der Stein der Weisen“ komponiert, sondern für deren Trailer. Williams las im Vorfeld den Roman – etwas, das er selten tut – und komponierte ein Thema für Harrys Eule Hedwig, das bereits im ersten Trailer Verwendung fand. Seit Steven Spielbergs „Hook“ von 1991 hatte Williams nicht mehr extra Musik für den Trailer komponiert. Doch gerade bei „Harry Potter und der Stein der Weisen“ war diese Technik äußerst erfolgreich. Die einprägsame und gut wiederzuerkennende Titelmelodie verband sich sofort mit dem Film und prägte sich in das Gedächtnis der Zuschauer ein.
Das Thema selbst ist zweiteilig, die beiden Phrasen, „A-Phrase“ und „B-Phrase“, sind natürlich miteinander verwandt, aber nicht identisch, und werden auch thematisch unterschiedlich eingesetzt. Sehr gut zu hören sind beide hier – die A-Phrase geht bis 0:19, dann folgt die B-Phrase und ab 0:49 wird nach einem kurzen Zwischenspiel, das das Thema oft begleitet, die A-Phrase wiederholt. Bei 1:06 folgt noch einmal die B-Phrase, bis dieses spezielle Stück aus „Der Gefangene von Askaban“ schließlich mit einem Fragment der A-Phrase endet.
Da ich musikalischer Laie bin, werde ich mich im Folgenden nicht um eine musiktheoretische Analyse bemühen, sondern um eine thematische: Wie wird Hedwigs Thema benutzt, um Harry Potters Geschichte zu erzählen, wie setzen die einzelnen Komponisten es ein, wofür steht es, wie verändert sich seine Bedeutung etc.?

Harry Potter und der Stein der Weisen
Sowohl der Film als auch das Soundtrack-Album werden von Hedwigs Thema eröffnet, damit unzweifelhaft klar wird, dass das Thema aus dem Trailer auch die musikalische Hauptidentität des Films ist. Die beiden Eröffnungen unterscheiden sich allerdings: Im Film wird das Warner-Bros.-Logo nur mit dem Anfang der A-Phrase unterlegt, während das erste Stück des OST, Prologue, im Film so gar nicht vorkommt. Ähnlich wie das erste Stück der Soundtrack-CD zu „Hook“ mit demselben Titel handelt es sich hierbei um die Vorstellung des Hauptthemas und es ist wohl davon auszugehen, dass Williams Hedwigs Thema so komponierte. Prologue stellt bereits den typischen „magischen“ Glocken- und Celesta-Klang vor. Neben zwei vollen Statements der beiden Phrasen wird auch das Flug-Thema eingeführt, das in den ersten beiden Filmen oft in Begleitung von Hedwigs Thema auftaucht (da Eulen fliegen durchaus logisch) und auch einen großen Teil der Konzertsuite Hedwig’s Theme am Ende des Soundtracks dominiert.
Das Sujet dieses Artikels ist zwar mit der Bezeichnung Hedwigs Thema versehen, steht aber bei Weitem nicht ausschließlich für Harry Potters Schneeeule – stattdessen steht es eigentlich für die gesamte magische Welt im Allgemeinen, wobei die B-Phrase meistens als Thema für Hogwarts fungiert. Hedwig als Namensgeberin des Themas ist zum Teil auch symbolisch zu verstehen: Da Hedwig (vor allem während der Zeit bei den Dursleys) Harrys „Kontaktperson“ zur magischen Welt ist, ist der Name des Themas durchaus sinnvoll gewählt. Dennoch mag es irritieren, dass das Thema nur in den seltensten Fällen direkt Harrys Eule untermalt.
Hedwigs Thema ist vor allem in der ersten Hälfte des Films extrem dominant – man möchte fast sagen: zu dominant, manchmal wäre weniger mehr gewesen. Bereits in der ersten Szene ist dies der Fall: Die Anwendung des Deluminators und Hagrids Ankunft im Ligusterweg werden mit Variationen der A-Phrase unterlegt. Als Dumbledore Baby Harry samt Brief auf der Schwelle der Dursleys platziert, ist zuerst eine dezente Glockenspiel-Version der A-Phrase zu hören, bevor zum ersten Mal im Film die B-Phrase in voller epischer Breite, inklusive Bläser und Chor, zur Titeleinblendung erklingt. Der Track The Arrival of Baby Harry enthält noch eine weitere Einspielung der epischen B-Phrase in der Mitte des Stücks, die im Film allerdings nicht auftaucht und wohl ursprünglich Hagrids Ankunft untermalen sollte, bevor Williams sich entschied, dies mit einer weniger epischen Variation der A-Phrase zu tun – das ist allerdings reine Spekulation.
In den folgenden Szenen mit den Dursleys wird Hedwigs Thema eingesetzt, um das Eindringen der Magie in die Muggel-Welt zu symbolisieren. Bereits beim Zooausflug ist die A-Phrase zu hören, und als dann schließlich immer mehr Eulen und Briefe eintreffen, wird das Thema quasi dauernd gespielt, inklusive B-Phrase – immerhin kommen die Briefe aus Hogwarts (Visit to the Zoo and Letters from Hogwarts).
Natürlich spielt das Thema gerade in Bezug auf den ersten Besuch der Schule für Hexerei und Zauberei eine große Rolle. Die Reise mit dem Hogwarts-Express (und damit Harrys endgültiger Eintritt in die magische Welt) wird mit der A-Phrase unterlegt. Für den ersten Blick auf das Schloss (eine der eindrucksvollsten Szenen der ganzen Filmreihe) wählt Williams die epische Variation der B-Phrase, die auch die Titeleinblendung untermalte (Platform Nine-and-Three-Quarters and Journey to Hogwarts).
Im Mittelteil des Films geht die Präsenz von Hedwigs Thema zurück, es ist nicht mehr so allgegenwärtig wie zuvor und wird nur noch gelegentlich angespielt, zum Beispiel als zum ersten Mal die Post kommt (eine etwas schräge Variation), zu Halloween oder als Harry den Spiegel Nerhegeb entdeckt – sprich: Bei „magischen“ Momenten. Die meisten dieser Einsätze haben ihren Weg nicht auf die Soundtrack-CD gefunden.
Gegen Ende nimmt die Präsenz allerdings wieder zu. Die Szene, in der Harry zum ersten Mal Voldemorts Gesicht erblickt (hier noch auf Quirrels Hinterkopf) wird zwar von den Themen des Dunklen Lords dominiert, aber an der einen oder anderen Schlüsselstelle erklingt Hedwigs Thema (The Face of Voldemort). Vor allem zu erwähnen ist der Moment, in dem Harry in den Spiegel Nerhegeb sieht und sein Spiegelbild das namensgebende Objekt des Films herauszieht.
Nach dem Sieg über Voldemort ist das Thema schließlich wieder sehr präsent (Leaving Hogwarts) und eröffnet den Abspann (Harry’s Wonderous World). Dort ist auch Hedwig’s Theme, die Orchestersuite, die das Material aus Prologue erweitert, zu hören. Interessanterweise wird der Mittelteil besagten Stückes allerdings nicht von Hedwigs Thema dominiert, sondern vom Flug-Thema. Dafür macht eine äußerst interessante Variation der B-Phrase den Abschluss.
Bevor wir uns nun „Der Kammer des Schreckens“ zuwenden, muss noch die einzige filminterne Performance von Hedwigs Thema erwähnt werden: Als Harry, Ron und Hermine Hagrid über das Drachenei ausfragen, sitzt dieser gerade vor der Hütte spielt das Thema (sowohl A- als auch B-Phrase) auf seiner Flöte.

Harry Potter und die Kammer des Schreckens

Beim zweiten Harry-Potter-Film, ebenfalls unter dem Zepter von Chris Columbus, wollte man selbstverständlich auch wieder John Williams mit an Bord haben, da sein Soundtrack sehr erfolgreich war und er wahrscheinlich sogar den Oscar gewonnen hätte, hätte ein gewisser Howard Shore mit seinem Score zu „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ ihm die Trophäe nicht weggeschnappt. Allerdings war Williams wegen anderer Projekte (unter anderem „Catch Me If You Can“ und „Star Wars Episode II: Angriff der Klonkrieger“) nicht voll verfügbar, weshalb William Ross aushalf und Williams‘ neue Themen und Kompositionen mit Material aus dem Vorgänger anreicherte und den Score fertigstellte. Dies hat zur Folge, dass „Die Kammer des Schreckens“ sich sehr ähnlich anhört wie „Der Stein der Weisen“. Allerdings ist zu vermerken, dass Hedwigs Thema bei Weitem nicht so überpräsent ist wie im ersten Film. Natürlich eröffnet es wieder den Film (Prologue: Book II and the Escape from the Dursleys), doch da die Szenen bei den Dursleys dieses Mal sehr viel kürzer ausfallen, gibt es kaum Eindringen der Magie in die Muggelwelt. In der Tat verhält es sich in „Die Kammer des Schreckens“ fast umgekehrt wie in „Der Stein der Weisen“: In der Zeit, bevor Harry sich in Hogwarts befindet, ist Hedwigs Thema eher rar (es gibt noch ein kleineres Statement in der Winkelgasse), dafür nimmt die Präsenz des Themas ab dem ersten Blick auf das Schloss (wiederrum, wie im ersten Film, untermalt von der epischen Variation der B-Phrase, zu finden in The Flying Car) zu. Im Folgenden kommt es immer wieder zum Einsatz, wobei allerdings A- und B-Phrase stets getrennt auftreten. Die A-Phrase wird meist in dezenter Variation an Schlüsselstellen der Geschichte gespielt, zum Beispiel bei der Versteinerung von Mrs. Norris, als Dumbledore von den Schulräten entlassen wird oder in der Szene nach dem Kampf gegen den Basilisken, als sich Harry mit Dumbledore unterhält, während die B-Phrase Außenansichten des Schlosses unterlegt, von denen es einige gibt. Kaum eines dieser Statements hat allerdings seinen Weg auf den Soundtrack gefunden.
Selbstverständlich wird auch der zweite Film wieder mit Hedwigs Thema beendet (Reunion with Friends) und der Abspann mit ihm eröffnet (Harry’s Wonderful World).
Neben den offensichtlichen Einsätzen des Themas (A-Phrase für die magische Welt im Allgemeinen bzw. für Schlüsselstellen im Plot, B-Phrase für Hogwarts) gehören zu den interessantesten Elementen des zweiten Scores die beiden Themen bzw. Motive, die aus Hedwigs Thema entwickelt wurden. Das erste ist ein relativ unbedeutendes Untermotiv für Errol, die Eule der Weasleys, das unter anderem gespielt wird, als besagte altersschwache Eule im Fuchsbau oder in Hogwarts eintrifft. Dieses Motiv könnte man fast als „tattrige“ Variation von Hedwigs Thema beschreiben.
Bei Zweiten handelt es sich um eines der großen Themen des Scores, dem Thema für die Kammer des Schreckens (auf dem Soundtrack als Konzertsuite The Chamber of Secrets). Es handelt sich dabei um eine pervertierte und verdrehte Version von Hedwigs Thema (mit einigen Elementen des Flug-Themas), das die dunkle Seite des Schlosses darstellt. Gerade, wenn man Hedwigs Thema gut im Ohr hat, klingt das Thema der Kammer gleichzeitig vertraut und doch irgendwie falsch.

Harry Potter und der Gefangene von Askaban
„Der Gefangene von Askaban“ stellt den ersten Regisseurwechsel der Serie dar, und damit geht auch eine massive Veränderung bei der Atmosphäre einher, die sich wiederrum stark auf den Soundtrack ausübt. Ein drittes und letztes Mal wurde John Williams engagiert, allerdings distanzierte sich der Maestro dieses Mal stärker von den beiden vorhergehenden Scores. Trotzdem fängt alles wie gewohnt an, nämlich mit einem vollen Statement von A- und B-Phrase zu Harrys Hausaufgaben und der Titeleinblendung (Lumos! (Hedwig’s Theme)). Danach ist Hedwigs Thema jedoch erst einmal ziemlich lange abwesend. Es ist möglich, dass es hin und wieder sehr schwer hörbar in den Underscore eingewoben wurde, aber bis zur Ein-Stundenmarke taucht es nicht auf, jedenfalls in keiner Variation, die gut zu vernehmen wäre. Die Rolle der B-Phrase als Thema von Hogwarts übernimmt das Double-Trouble-Thema, das mit Fug und Recht auch als Hauptthema des dritten Filmes gelten kann (u.a. in Double Trouble, Secrets of the Castle und Hagrid the Professor).
Der erste größere Auftritt des Themas seit dem Anfang untermalt in der Tat Hedwig, die „in den Winter fliegt“. Besonders interessant ist das Ende dieser Variation, da Hedwigs Thema hier mit dem A-Window-to-the-Past-Thema verwoben wird (dieses Thema steht für die Verbindung Harrys zu seiner Vergangenheit bzw. zu seinen Eltern).
Eine ähnliche Verflechtung dieser beiden Themen taucht später auch bei Harrys Gespräch mit Sirius auf, kurz bevor Lupin sich gezwungenermaßen in einen Werwolf verwandelt. Beide Statements sind nicht auf der Soundtrack-CD zu finden, dafür gibt es hier wiederrum einen Einsatz des Themas, der nicht im Film zu finden ist: In der Mitte des Stückes A Window to the Past, in dem das gleichnamige Thema vorgestellt wird, taucht auch die A-Phrase von Hedwigs Thema auf (bei 2:17). Wie bereits erwähnt existiert diese Einspielung im Film selbst nicht, bzw. sie kommt lediglich im Abspann vor (ebenfalls auf der CD zu finden: Mischief Managed!). Auch die Variation aus Secrets of the Castle lässt sich nicht eindeutig zuordnen.
In den finalen Szenen des Films kommt Hedwigs Thema schließlich wieder ein wenig häufiger vor: Es wird kurz vor Harrys letztem Gespräch mit Lupin angespielt und dann noch einmal kur darauf als Harry Sirius‘ Paket öffnet und den Feuerblitz erblickt. Und nach einem kurzen Auftritt des Flug-Themas eröffnet Hedwigs Thema schließlich den Abspann und beendet ihn auch (Mischief Managed!).
Es lässt sich also festhalten: In „Der Gefangene von Askaban“ fährt Williams Hedwigs Thema stark zurück und lässt die B-Phrase fast vollständig fallen (was ihm Hooper und Doyle leider nachtun). Wenn es angespielt wird, dann meistens um die Bedeutung des A-Window-to-the-Past-Themas zu unterstreichen.

Harry Potter und der Feuerkelch
Da John Williams für „Harry Potter und der Feuerkelch“ nicht zur Verfügung stand, brachte Potter-Regisseur Nummer 3, Mike Newell, gleich seinen eigenen Komponisten mit: Patrick Doyle, vor allem bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Kenneth Branagh (der ironischerweise in Film 2 Gilderoy Lockhart spielt). Von der Williams’schen Leitmotivsprache ist in „Der Feuerkelch“ praktisch nichts geblieben, nur Hedwigs Thema, schon zu diesem Zeitpunkt untrennbar mit Harry Potter verbunden, absolviert eine Handvoll Pflichtauftritte – Gerüchten zufolge geschah dies auf Anordnung von Warner Bros. Hedwigs Thema fungiert hier als „Tor zur magischen Welt“: Auch der vierte Potter-Film wird von der A-Phrase (die B-Phrase kommt bis Film 7.2 nur sehr selten vor) von Hedwigs Thema eröffnet (The Story Continues), allerdings in einer dissonanten Moll-Variation, wie sie düsterer nicht sein könnte. Die Botschaft ist eindeutig: Wir haben uns vom freundlichen Ansatz des ersten Films inzwischen weit entfernt, Harry wird erwachsen und die Welt um ihn herum ungemein düster und feindselig.
Auch die Fahrt nach Hogwarts wird von einem kurzen Statement untermalt (Foreign Visitors Arrive) – da Hedwig sich aber in dieser Szene gerade mit einem Brief an Sirius Black auf den Weg macht, könnte das Thema dieses Mal ausnahmsweise ihr gelten. Besagte Variation ist weniger dissonant und bedrohlich als die erste, aber immer noch weit entfernt von der Wärme, die dieses Thema bei Williams ausstrahlte
Ein weiterer, ähnlich klingender Einsatz des Themas (untermalt wird eine Außenansicht des Schlosses) ist ungefähr in der Mitte des Films finden, nach der Bewältigung der ersten Aufgabe des Trimagischen Turniers und der anschließenden Feier, dieses Mal sogar mit einem Teil der B-Phrase (nicht auf der Soundtrack-CD zu finden).
Und schließlich und endlich gibt es da noch eine kleine Stelle in Doyles Score, bei der man diskutieren kann, ob es sich wirklich um den fragmentarischen Einsatz von Hedwigs Thema (B-Phrase) oder lediglich um einen Zufall handelt. Während des Finales erwähnt Lord Voldemort höhnisch Harrys Spitznamen („The boy who lived“). Während er dies tut könnte man meinen, dass die Eröffnung der B-Phrase gespielt wird (Voldemort, 4:58).
Ein letztes Statement der A-Phrase erfolgt schließlich am Anfang der Credits – leider versäumten es Hooper und Desplat (zumindest in Film 7.1), diese Tradition wahrzunehmen.

Harry Potter und der Orden des Phönix

Die Kompositionsstile von Patrick Doyle und Nicholas Hooper könnten nicht unterschiedlicher sein: Ersterer setzt stark auf das volle Orchester mit viel Bombast, während letzterer eher sparsam, ja fast minimalistisch arbeitet. Wo der eine „zu viel“ verwendet, setzt der andere „zu wenig“ ein. Und trotzdem verwenden beide Komponisten Hedwigs Thema auf beinahe dieselbe Weise. Auch bei Hoopers Score zu „Harry Potter und der Orden des Phönix“ fungiert die A-Phrase als „Tor zur magischen Welt“. Darüber hinaus wird es noch an einigen wenigen Schlüsselstellen der Handlung gespielt (ähnlich wie in „Die Kammer des Schreckens“, aber seltener).
Warner Bros.-Logo und Titeleinblendung erhalten wie gewohnt ein Statement, dieses Mal zwar nicht so dissonant wie in Film 4, aber doch sehr getragen und bedrückt – die Freude und Wärme, die Hedwigs Thema in den ersten drei Filmen ausstrahlte, fehlt abermals, allerdings wäre sie auch nicht angebracht, immerhin wird es von Film zu Film bedrohlicher. Schade ist allerdings, dass die B-Phrase zwar angefangen wird, dann aber sofort abbricht. In besagtem Stück auf der Soundtrack-CD, Another Story, ist das Thema noch einmal zu hören, wenn auch in die Untermalung eingearbeitet, was im Film allerdings nicht mehr auszumachen ist.
Die Fahrt nach Hogwarts wird ebenfalls mit einem Statement der A-Phrase untermalt – dieses Mal besteht zudem kein Zweifel an der „Torfunktion“ des Themas, da Hedwig in der Szene abwesend ist (A Jounrey to Hogwarts).
Eine weitere, eher düstere und knappe Version des Themas (möglicherweise symbolisiert sie hier das „Angekommensein“) ist nach dem Ende von Professor Umbridges Rede zu hören, zu der eine nächtliche Außenansicht des Schlosses zu sehen ist (gerade hier hätte sich die B-Phrase angeboten, aber es ist abermals die A-Phrase).
Zu den oben erwähnten Schlüsselszenen zählt auch jene, in der Hermine praktisch im Alleingang die Gründung von Dumbledores Armee beschließt. Nachdem sie sagt, dass die Schüler jemanden finden müssen, der Willens ist, sie in Verteidigung gegen die Dunklen Künste zu unterrichten, schwenkt die Kamera zu Harry und abermals ist Hedwigs Thema zu hören – die Variation ähnelt den vorhergegangenen.
Bis zum Finale war’s das dann allerdings – zum nächsten und letzten Mal erklingt das Thema, als Harry in der Mysteriumsabteilung nach der Prophezeiung greift und ihren Inhalt vernimmt. Um die Bedeutung der Prophezeiung zu unterstreichen greift Hooper auf eine langsame, mysteriös-neblige Variation der A-Phrase zurück (The Hall of Prophecies).

Harry Potter und der Halbblutprinz
Und zum sechsten Mal wird ein Harry-Potter-Film mit Hedwigs Thema eröffnet, allerdings in einer Variation, die dermaßen dezent ist, dass man sie leicht überhört. Nach einem kurzen Einschub des später auftauchenden Stückes Dumbeldore’s Farwell und kurz bevor das Todesserthema startet, könnte man meinen, dass Hooper Fragmente der B-Phrase in die musikalische Untermalung eingearbeitet hat, die das Auftauchen des Dunklen Mals begleitet. Wie bei der Friedhofsszene in „Der Feuerkelch“ kann man darüber allerdings vortrefflich streiten (alles in Opening).
Das nächste Auftauchen des Themas wirkt fast ein wenig, als ob Hooper die Hörer für den extradezenten Einsatz des Themas am Anfang entschädigen wollte, denn als Harry den Fuchsbau betritt, ist die A-Phrase in der warmen Original-Williams-Variation zu hören (Ginny) – quasi ein freundlicher Willkommensgruß für Harry, der seine Rückkehr in die magische Welt begleitet. Die Funktion des Themas als „Tor zur magischen Welt“ ist somit auch im zweiten Potter-Score von Nicholas Hooper vertreten, insbesondere, da auch die Fahrt nach Hogwarts ein weiteres Statement bekommt. Und dieses Mal – oh Wunder – ein komplettes in bester Williams-Manier inklusive B-Phrase, wie man es seit „Der Gefangene von Askaban“ nicht mehr gehört hat. Allerdings ist das auch der letzte Einsatz von Hedwigs Thema in diesem Film.

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1
Im Vorfeld zu „Die Heiligtümer des Todes Teil 1“ sagte Potter-Komponist Nummer 4 Alexandre Desplat in einem Interview, dass er ein großer Fan von Hedwigs Thema sei und im kommenden Film (bzw. den kommenden Filmen) wieder mehr Gebrauch davon machen wolle. Während dies bei „Die Heiligtümer des Todes Teil 2“ unbestreitbar ist, verhält es sich mit Desplats erstem Potter-Soundtrack ein wenig anders. In der Tat setzt der Franzose auch hier das Thema (allerdings wieder nur die A-Phrase) öfter ein, als es etwa Hooper in „Der Halbblutprinz“ tat, allerdings in derart dezenten Variationen, dass man es fast nicht mitbekommt. Das Thema fungiert hier meist als Nostalgie- bzw. Erinnerungsthema. Natürlich fehlt auch der obligatorische Einsatz beim Warner Bros. Logo nicht, aber Desplat schafft es in der Tat, seine Variation noch dezenter zu gestalten als Hooper im vorherigen Film (besagte Variation findet sich nicht auf der CD). Ähnliches trifft auch auf die meisten anderen Einsätze des Themas zu; sie sind äußerst zurückhaltend. Zum ersten Mal übernimmt das Thema die Nostalgiefunktion, als Harry in den Schrank unter der Treppe blickt, in dem er im ersten Film noch schlief (ebenfalls nicht auf der Soundtrack-CD).
Kurz darauf rückt der Orden des Phönix an und das Thema wird verwendet, als Hagrid sich daran erinnert, wie er Harry vor so vielen Jahren mit dem Motorrad zu seinen Verwandten brachte. Das Ende dieses Statements untermalt auch die Freilassung Hedwigs und gehört damit zu den seltenen Einsätzen, in denen das Thema auch wirklich der Eule gilt (Polyjuice Potion). Gleiches gilt für den Einsatz in Sky Battle: Um Hedwigs Tod zu begleiten hat Desplat Fragmente des Themas in das hektisch Underscoring des Luftkampfes eingearbeitet, die herauszuhören allerdings nicht ganz einfach sind. Bei 1:52 und 2:01 ist es erkennbar und bei 2:13 (direkt, nachdem die Eule vom Todesfluch getroffen wird) folgt nochmal ein Fetzen.
Auf der CD findet sich noch ein weiteres kurzes Statement in dem Stück The Will, das aber wohl aus dem Film geschnitten bzw. einfach nicht verwendet wurde. Da die Szene, die besagtes Stück untermalt, durch die Anwesenheit des Deluminators und des Schnatz aus „Der Stein der Weisen“ allerdings ziemlich nostalgisch aufgeladen, kann man gut verstehen, weshalb hier ursprünglich ein Einsatz der A-Phrase geplant war.
Den restlichen Film über ist allerdings kaum mehr Zeit für Nostalgie, weshalb Hedwigs Thema nur noch einen letzten Auftritt hat: Bei Dobbys Tod erklingt es noch einmal kurz. Alles in allem taucht es also wieder häufiger auf, allerdings in Variationen, die man sehr leicht überhört.

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2

„Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2“ fängt äußerst ungewöhnlich an: Das Potter-Finale wird nicht von Hedwigs Thema eröffnet. Allerdings werden Liebhaber des Themas über die Dauer des Films ausreichend entschädigt, da es in diesem Film sehr präsent ist – bei einigen Statements handelt es sich gar fast um Eins-zu-eins-Übernahmen aus den Williams-Scores. Die genaue Funktion, die das Thema in diesem Film hat ist dabei weniger genau festzumachen als es zum Beispiel im Vorgänger der Fall war. Die Verwendung ähnelt wohl am ehesten der in „Die Kammer des Schreckens“, denn auch hier werden vor allem Schlüsselstellen untermalt. Allerdings ähneln einige Einsätze denen in „Die Heiligtümer des Todes Teil 1“, während andere ein wenig merkwürdig erscheinen.
Das erste Mal erklingt das Thema in einer sehr dezenten Glockenspielvariante während bzw. nach dem Gespräch mit Griphook, unterlegt mit Ostinati, die sehr an das Stück Obliviate aus dem vorhergegangenen Soundtrack erinnern (nicht auf dem Album). An dieser Stelle kommt das Trio zu der Erkenntnis, dass in Bellatrix‘ Verließ ein Horkrux sein muss und beschließt, dass ein Einbruch vonnöten ist.
Der nächste Einsatz zählt zu den oben erwähnten etwas merkwürdigen Statements, denn in der Szene, in der Harry, Ron und Hermine auf dem Rücken des Drachen aus Gringotts fliehen (genauer: als das Vieh gerade ein Dach mit den Klauen zerlegt; Dragon Flight), erklingt eine recht pompöse und gleichzeitig verzweifelte Variation der A-Phrase, über deren genaue Bedeutung man streiten kann. Möglicherweise wurde sie allerdings auch erst recht spät eingefügt und es fehlt ein tieferer Sinn.
Beim dritten Einsatz gibt es allerdings keine Diskussionen: Harry kehrt nach Hogwarts zurück (bzw. betritt den Raum der Wünsche) und ein volles Statement der B-Phrase erklingt, das direkt aus „Die Kammer des Schreckens“ kommen könnte (leider ebenfalls nicht auf der CD). In der Tat wurde Desplat für die mangelnde Veränderung kritisiert, aber hey, es ist so schön, dass die B-Phrase in pompöser Form zurückkehrt, dass man über derartige Details nicht meckern sollte.
Während sich die Schüler in der Großen Halle versammeln, wird ein weiteres Mal die A-Phrase auf sehr bedrückende Art und Weise gespielt: Der Zuschauer soll sich dabei wohl an Hogwarts erinnern, wie es früher war und gleichzeitig erkennen, wie es nun um die Schule bestellt ist. Diese Variation ist in A New Headmaster zu finden. Besagtes Stück auf der CD enthält noch eine weitere Einspielung, die es aber nicht in den Film geschafft hat. Dafür gibt es im Film noch ein weiteres Statement der ersten Hälfte der B-Phrase, dem vorherigen sehr ähnlich, als Professor McGonagall die Lampen wieder anmacht.
Der nächste Einsatz (ab hier folgt bis zum Epilog wieder ausschließlich die A-Phrase) gehört zu den eher merkwürdigen Positionierungen. Das Statement klingt sehr nach Williams und wird von einer Celesta gespielt, dazu ist allerdings der Greifer Scabior zu sehen. Die logischste Erklärung wäre, dass dieses Statement ursprünglich im Zusammenhang mit der Szene in der Kammer des Schreckens gespielt werden sollte, aber durch eine geänderte Schnittfassung an die Stelle gelangte, an der es sich nun im Film befindet. Kurz darauf folgt ein weiterer Einsatz, dieses Mal allerdings stark verfremdet und fast schon militärisch anmutend, der der Zerstörung von Hufflepuffs Becher vorausgeht (alles in In the Chamber of Secrets).
Ein weiteres, sehr getragenes und fast schon schicksalhaftes Fragment ist während der darauf folgenden großen Schlachtszene zu hören, als Harry durch einen einstürzenden Gang rennt (Battlefield), dicht gefolgt von einer sehr dezenten Variation, als Ron und Hermine darauf kommen, dass Harry in den Raum der Wünsche geht (nicht auf der CD). Beide Einsätze kann man wohl in die Kategorie „schicksalhafte Schlüsselszene“ einordnen. Darüber hinaus gibt es in The Diadem noch ein weiteres Statement, das im Film allerdings nicht enthalten ist.
Als Harry nach der Zerstörung des Diadems zu der Erkenntnis kommt, dass Nagini der letzte Horkrux ist, folgt ein weiteres, eher zurückhaltendes Statement der A-Phrase (Snape’s Demise). Und schließlich, während Voldemort zum zweiten Mal alle Anwesenden anspricht, schwillt das Orchester abermals zu einer schicksalhaften Variation von Hedwigs Thema an, die der militärischen aus In the Chamber of Secrets sehr ähnelt (nicht auf der CD).
Und natürlich wird auch Harrys schicksalhafter Gang in den Verbotenen Wald von einem Fragment des Themas begleitet (Harry’s Sacrafice). Ebenso logisch erscheint es, dass Voldemorts Worte „Harry Potter is dead“ ebenfalls von einer leisen Variation der A-Phrase untermalt werden (Procession). Kurz darauf greift Desplat noch einmal auf eine „militärische“ Variation von Hedwigs Thema zurück, die während des finalen Kampfes von Harry und Voldemort zu hören ist, als Ersterer Letzterem zu erklären versucht, weshalb der Elderstab nicht funktioniert (Showdown).
Es ist nun wohl deutlich geworden, dass Desplat im letzten Potter-Film enormen Gebrauch von John Williams ikonischem Thema macht. Der krönende Höhepunkt sind schließlich Epilog und Abspann, in welchen neu arrangierte Versionen der Stücke Leaving Hogwarts und Hedwig’s Theme aus dem Soundtrack von „Harry Potter und der Stein der Weisen“ verwendet werden. Leaving Hogwarts ist mit Hedwigs Thema durchzogen und Hedwig’s Theme… nun ja, ich denke, da muss man kein weiteres Wort verlieren. „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2“ dürfte auf jeden Fall all jene befriedigen, denen das Thema in den vorhergehenden Filmen zu kurz kam.

Außerhalb der Filme
Wie zu Anfang bereits erwähnt hat sich Hedwigs Thema, wie so viele andere William-Themen auch, inzwischen unwiederbringlich festgesetzt, und als solches findet man auch Versionen außerhalb der acht Filme. Auf Youtube gibt es unzählige Coverversionen in allen möglichen Stilrichtungen. Wer darüber hinaus nach weiteren orchestralen Versionen sucht, sollte sich die Trailer der Harry-Potter-Filme noch einmal anschauen. Während viele einfach nur ein kurzes Fragment bei der Titeleinblendung oder eine Williams-Variante aus einem der Filme verwenden, haben manche ganz eigene Variationen. Besonders erwähnenswert sind zwei Trailer, einer zu Film 5 und einer zu Film 7.2. Erster enthält eine heroische Variation der A-Phrase, während Letzterer von einer stockenden, ja geradezu tragischen Version eröffnet wird.
Auch die Soundtracks zu den Harry-Potter-Computerspielen ab Nummer 5, komponiert von James Hannigan, können in dieser Hinsicht lohnenswert sein. Besonders in „Der Orden des Phönix“ setzt Hannigan Hedwigs Thema sehr oft ein, inklusive einer ätherischen a capella-Version.

Siehe auch:
Harry Potter und der Stein der Weisen – Soundtrack
Harry Potter und die Kammer des Schreckens – Soundtrack
Harry Potter und der Gefangene von Askaban – Soundtrack
Harry Potter und der Feuerkelch – Soundtrack
Harry Potter und der Orden des Phönix – Soundtrack
Harry Potter und der Halbblutprinz – Soundtrack
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1 – Soundtrack
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2 – Soundtrack

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2 Gedanken zu “Hedwigs Thema

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