Tangled


Story: Da ihr Haar magische Heil- und Verjüngungskräfte besitzt, wird Prinzessin Rapunzel (dt. Alexandra Neldel; original: Mandy Moore) von der sehr auf ihr Äußeres bedachten Gothel (dt. Monica Bielenstein, original: Donna Murphy) geraubt und in einen Turm eingesperrt. Gothel hütet ihren Jungbrunnen eifersüchtig, und damit die Heilkraft der Haare nicht versiegt, werden sie nicht geschnitten und wachsen und wachsen und wachsen…
So geht es achtzehn Jahre lang, bis eines Tages der Dieb Flynn Rider (dt. Moritz Bleibtreu; original: Zachary Levi) den Turm erklimmt, in dem Rapunzel lebt, um sich vor Verfolgern zu verstecken. Da wittert Rapunzel ihre Chance: Sie will raus aus dem Gefängnis, weshalb sie Flynns Diebesgut versteckt und ihn damit erpresst. Flynn hilft ihr daraufhin zu entkommen, aber das ist natürlich erst der Anfang…

Kritik: Da haben wir ihn also, den Jubiläumsfilm, das 50. Disney Meisterwerk (was, nebenbei gesagt, die offizielle Bezeichnung des Studios für diese Filme ist). Ein durchaus interessanter Streifen, ohne Frage. „Tangled“ (den deutschen Titel, „Rapunzel: Frisch Verföhnt“ finde ich bescheuert, weshalb ich beim englischen bleibe) sieht auf den ersten Blick in der Tat fast wie ein Pixar-Film aus, und ohne Zweifel sind diverse Pixar-Einflüsse – und das nicht nur beim äußerst schönen Design – nicht zu leugnen. Aber trotz der computeranimierten Natur bewegen wir uns doch im Großen und Ganzen auf der klassischen Disney-Zeichentrickebene, in gewissem Sinne sogar mehr als bei „Küss den Frosch“. Während die Nummer 49 ihren Stoff in ein modernes und genau definiertes Ambiente, nämlich das New Orleans der 1920er Jahre, verlegte, spielt „Tangeld“ wieder, wie „Schneewittchen“, „Dornröschen“, „Cinderella“ etc. in einer nicht genau bestimmten mittelalterlichen „Märchenwelten“. Zum Glück reicht dieser klassische Einfluss allerdings nicht bis zu den Hauptfiguren, die Gott sei Dank weitaus interessanter sind als die Protagonistinnen und Protagonisten der oben genannten Filme und in meinen Augen die meisten Disney-Pärchen, unter anderem auch Naveen und Tiana, übertreffen.
Wirklich unübertrefflich in „Tangeld“ sind die beiden animalischen Sidekicks Maximus (ein äußerst pflichtbewusstes Polizeipferd) und Pascal (ein schier unbeschreibliches Chamäleon), die ausnahmslos allen die Show stehlen und die ruhig noch mehr Platz verdient hätten.
Eher enttäuschend ist dagegen Mutter Gothel, die Schurkin des Films, die vom Gebaren her sehr stark an Richter Frollo aus meinem geliebten „Glöckner von Notre-Dame“ erinnert, ohne allerdings dessen Tiefgründigkeit zu erreichen. Letztendlich ist sie einfach zu nett, uninteressant und „unböse“. Im Vergleich zu schillernden weiblichen Schurken wie der Meerhexe Ursula oder der bösen Fee Malefiz zieht Mutter Gothel eindeutig den Kürzeren.
In eine ähnliche Kerbe schlägt auch die Musik: Obwohl Altmeister Alan Menken („Arielle“, „Die Schöne und das Biest“, „Aladdin“, „Der Glöckner von Notre-Dame“) komponiert, sind Soundtrack und Songs relativ unmarkant. Einen markanten Ohrwurm wie „Under the Sea“ oder „Be Our Guest“ fehlt und Mutter Gothels Schurkensong ist wie die Figur selbst auch: Zu nett, zu wenig markant, nicht fies genug. Von diesen Kritikpunkten einmal abgesehen macht „Tangled“ aber unheimlich viel Spaß, und gerade humoristische Szenen wie die im Räubergasthaus sind vollkommen gelungen. Die gesamte Story besitzt genau das richtige Tempo und die richtige Balance zwischen Action, Humor und ruhigeren Momenten, die zum Glück nicht allzu kitschig geworden sind.
Kommen wir zum Schluss noch auf das 3D-Thema zu sprechen: Die Konvertierung ist eindeutig besser gelungen als bei „Toy Story 3“, aber widerrum nicht wirklich zwingend notwendig; am beeindruckendsten war zweifellos die Haribo-Werbung vor dem Film.
Fazit: Leider war „Tangled“ nicht das Über-Disneymeisterwerk, aber mal ehrlich, das braucht es auch gar nicht zu sein. Bis auf die etwas schwache Schurkin hat „Tangled“ überzeugt und wunderbar unterhalten, die beiden Sidekicks gehören, trotz ihrer Stummheit, mit zu den besten des gesamten Disney-Kanons. Wenn es mit den Meisterwerken so weitergeht, gibt es nichts zu meckern.

Trailer

Weitere Kritiken zu Disney-Meisterwerken:
Der König der Löwen
Der Glöckner von Notre-Dame
Küss den Frosch

Siehe außerdem:
Die fünf besten Disney-Schurken