Leider muss ich gestehen, dass das Star Wars Universum im Allgemeinen gerade eine Richtung einschlägt, die mir nicht so recht gefallen will. Während die Animationsserie „The Clone Wars“ nach Strich und Faden meine Lieblingsära umkrempelt und immer neuen Unsinn fabriziert, taucht in den Post-Endor-Romanen die tausendste Sith-Fraktion auf und über den Käse, den „The Force Unleashed 2“ fabriziert hat, reden wir lieber gar nicht erst. Das kommende Online-Rollenspiel „The Old Republic“ ist da wohl noch das kleinste Übel. Vielleicht werde ich, was Star Wars betrifft, langsam einfach zu konservativ und engstirnig. Was mich bei „The Old Republic“ (kurz TOR), neben den (wenigstens im Vergleich zu „The Clone Wars“) noch zu verschmerzenden Kanondehnungen, am meisten stört, ist das Design. Natürlich, auch ich war von den beiden Cinematic-Trailern begeistert, aber warum, warum muss das Star Wars Universum, das in TOR präsentiert wird, dem der Filme im Aussehen fast exakt gleichen? Die oft Darth Vader sehr ähnlich sehenden Sith ziehen mit Sternenzerstörern, Quasi-Tie-Fightern und Großmoffs in die Schlacht, während die Soldaten der Republik ihren Klonkriegspendants zum Verwechseln ähnlich sehen. Auch der Jedi-Tempel und der Senat wirken für meinen Geschmack viel zu vertraut. Immerhin liegen zwischen TOR und den Filmen in etwa 3500 Jahre.
Schon bei den „Knights of the Old Republic“ Spielen war mir das Design zu nahe am Gewohnten, und das, obwohl zwischen diesen beiden Rollenspielen und der archaisch anmutenden „Tales of the Jedi“ Comicreihe gerade mal 40 Jahre vergangen sind. Immerhin war John Jackson Millers gleichnamige Comicreihe sehr hilfreich, die einen Kompromiss zwischen den Spielen und den „Tales“ schloss und Designelemente von Beidem zu einem gelungenen Gesamtbild vereinte.
Das eigentliche Sujet dieses Reviews, das TOR-Paperback, das die ersten vier US-Ausgaben der Comicserie zum MMORPG enthält, leidet natürlich ebenfalls an dieser Designschwäche. Diese ist aber leider bei Weitem nicht die einzige. Alles in Allem wirkt dieser Comic recht lieblos. Die Geschichte dreht sich um den Vertrag von Coruscant, der nach der Geißelnahme des gesamten Planeten durch die Sith geschlossen worden ist und zu einem Kalten Krieg zwischen der Republik und dem Imperium führt, und vor allem wie diverse Protagonisten auf beiden Seiten damit umgehen. Zu diesen zählen unter anderem die Sith-Lords Angral und Baras sowie die Jedi Satele Shan oder der republikanische Soldat Tavus.
Diese Grundidee ist dabei gar nicht übel, allerdings ist die Umsetzung eher mangelhaft. Im Gegensatz etwa zur KotOR Comicreihe nimmt sich Autor Rob Chestney kaum Zeit, seine Figuren gebührend einzuführen, was zur Folge hat, dass diese recht flach und uninteressant bleiben. Erst die Wendung zum Schluss macht wenigstens die Jedi-Meisterin Dar’Nala und den bereits erwähnten Lord Baras ein wenig interessanter, Hintergründe oder Motivationen werden allerdings kaum erwähnt, wobei diese eventuell später noch aufgegriffen werden.
Die graphische Umsetzung lässt leider zu wünschen übrig. Alex Sanchez kann es mit Meistern wie Jan Duursema, Brian Ching oder Doug Wheatley keinesfalls aufnehmen; sein Strich wirkt zu unruhig und seine Gesichter sehen mitunter äußerst seltsam aus.
Fazit: Ein eher enttäuschender Auftakt der neuen Star Wars Comicserie, gerade im Vergleich zur halbwegs ähnlich gelagerten KotOR-Reihe. Vielleicht wird die Serie ja im weiteren Verlauf besser, allerdings denke ich, dass ich meine Hoffnungen in John Jackson Millers kommende Comicserie „Knight Errant“ legen werde.