Das Kreativteam Chuck Dixon (Autor) und Graham Nolan (Zeichner) ist sicher vor allem jenen bekannt, die in den 90er Jahren Batmancomics gelesen haben, insbesondere jene, die seinerzeit vom Dino-Verlag auf deutsch veröffentlicht wurden.
Chuck Dixon, der lange Stammautor der traditionsreichen US-Serie Detective Comics war, ist vor allem für durch kurzweilige Actiongeschichten bekannt. Diese waren und sind meistens nicht besonders tiefgründig, gerade im Vergleich zu den zur selben Zeit entstandenen Comics des Teams Doug Moench/Kelly Jones, die man in der US-Batman Reihe lesen durfte, aber sie waren unterhaltsam, und da sie mit zu den ersten Storys des Dunklen Ritters gehören, die ich je lesen durfte, habe ich sie in guter Erinnerung.
In eine ähnliche Richtung schlägt auch „Batman – Joker: Des Teufels Advokat“, eine bisher hierzulande unveröffentlichte Graphic Novel, für die ebenfalls Dixon und Nolan verantwortlich sind und deren deutsche Erstauflage diese Woche erschienen ist.
Grundgedanke ist folgender: Nachdem der Joker unzählige Male für geisteskrank befunden und ins Arkham Asylum verfrachtete wurde, wird er dieses Mal als gewöhnlicher Verbrecher verurteilt – und zwar zum Tod. Dumm nur, dass der Joker ausnahmsweise unschuldig ist. Denn jemand anderes war es, der die vergifteten Briefmarken in Umlauf gebracht hat, deren Ablecken tödliche Folgen hat.
Batman ist nun hin und her gerissen: Wenn der Joker wirklich hingerichtet wird, werden dadurch mit Sicherheit viele Menschenleben geschont. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass der Joker – zumindest in diesem Fall – unschuldig ist. Und ist Batmans oberstes Ziel nicht wahre Gerechtigkeit? Kann er es zulassen, dass sein Erzfeind wegen eines Verbrechens hingerichtet wird, das er gar nicht begangen hat?
Gerade dieser moralische Disput wird leider eher ungenügend herausgearbeitet und bekommt zu wenig Zeit eingeräumt, ebenso wie der eigentliche Krimiplot um den wahren Täter. Im Vergleich zum Joker ist dieser schlicht und einfach uninteressant.
Das ist allerdings zu verschmerzen. Denn statt moralischer Tiefgründigkeit hat „Des Teufels Advokat“ vor allem eines zu bieten: Einen tollen Joker, und das finde ich als Joker-Fan fast ebenso gut.
Am Anfang kommt der Joker, wenigstens für seine Verhältnisse, noch recht gewöhnlich rüber, aber im Verlauf der Geschichte legt er enorm zu, da wir ihn in einigen eher ungewöhnlichen Situationen erleben: Joker im Gericht, Joker im normalen Gefängnis, Joker auf dem elektrischen Stuhl. Szenen wie die letzte Beichte des Jokers (der Priester durchlebt dabei den absoluten Horror) oder das Nickerchen auf dem elektrischen Stuhl sind wirklich unheimlich komisch und herrlich schwarzhumorig.
Graham Nolans Zeichnungen passen sehr gut zu Dixons Erzählstil: Sie sind geradlinig, etwas kantig und hübsch anzusehehn. Nolans Joker ähnelt ein wenig dem von Jim Aparo („A Death in the Family“), es gibt allerdings das eine oder andere Panel, in dem er es mit dem dämonischen Joker Brian Bollands („The Killing Joke“) aufnehmen kann.
Fazit: Für Joker-Fans zu empfehlen. Plot und Möglichkeiten werden nicht ausgeschöpft, aber Dixon schreibt einen wunderbaren, bösartigen uns äußerst komischen Joker.
Dämonisch: Nolans Joker in Bestform
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