Die fünf besten Disney-Schurken

Mit diesem Artikel widme ich mich einer besondere Gruppe von Schurken – und oute mich nebenbei gleich als Disney-Fan.
Disney-Filme hab ich in meiner Kindheit geliebt, und einige davon schaue ich mir auch heute hin und wieder gerne an. Natürlich haben die Disney-Schurken immer den größten Eindruck auf mich gemacht. Sie sind zwar nicht gerade die tiefgründigsten ihres Standes, aber dafür meistens die schillerndste Figur des Films.
Bei den Disney-Schurken gibt es neben den üblichen auch noch ein zusätzliches Bewertungskriterium, nämlich den sog. Schurkensong: Viele (aber leider nicht alle) Schurken aus dem „House of Mouse“ haben nämlich ihr eigenes Lied, das sie charakterisiert und in dem sie Pläne schmieden, diese in die Tat umsetzen oder einfach nur böse sind. 

Platz 5: Malefiz (aus „Dornröschen“)

Während die ersten vier Plätze sehr schnell vergeben waren, stellte sich dieser fünfte für mich als schwierig heraus, da es einige Schurken gibt, die ihn verdient hätten. Die Meerhexe Ursula aus „Arielle“ wäre zum Beispiel einer der Kandidaten gewesen, oder Shere Khan aus „Das Dschungelbuch“.
Aber letztendlich habe ich mich für die böse Fee Malefiz aus „Dornröschen“ entschieden, und das hat einige Gründe. Malefiz wird meistens als Anführerin und mächtigste der Disney-Schurken betrachtet. Des Weiteren ist ihre Erscheinung wirklich beeindruckend, ebenso wie ihr Umgang mit Freund und Feind sowie ihre leicht süffisante, höhnische Art wissen zu gefallen.
Und, am wichtigsten, sie kann sich in einen großen, fiesen schwarzen Drachen verwandeln, und ich habe eine enorme Schwäche für Drachen.
Einen eigenen Song hat Malefiz leider nicht.

Platz 4: Hades (aus „Hercules“)

Hades ist, neben Malefiz, der wohl mächtigste Disney-Schurke, denn welcher Bösewicht kann sonst noch von sich behaupten, ein Gott zu sein?
Hades ist zwar nicht wirklich eine werkgetreue Adaption des Herrn der Unterwelt aus der griechischen Mythologie, da dieser dort nie ein Schurke war, sondern gewöhnlich als kalter Richter dargestellt wurde.
Nichts desto trotz ist diese Version ein mehr als brauchbarer Widersacher für Hercules und lässt sich am besten als Mischung aus einem seelenhandelnden Dämon und einem Gebrauchtwagenhändler beschreiben. Hades spricht sehr schnell und sehr viel, um zu bekommen, was er will. Und mit James Woods hat er auch einen hervorragenden Sprecher bekommen.
Auch Hades hat keinen eigenen Song. 

Platz 3: Scar (aus „Der König der Löwen“)

Dass Raubkatzen gute Schurken abgeben, wissen wir spätestens seit dem „Dschungelbuch“. Scar ist allerdings von einem ganz anderen Kaliber als Shere Khan, der trotz seines Charismas doch sehr einfach gestrickt war in seinen Ambitionen: Menschenjunges finden, Menschenjunges töten, damit es keine Gefahr wird.
Scar dagegen nimmt schon fast shakespearesche Ausmaße an (kein Wunder, immerhin ist „Der König der Löwen“ an „Hamlet“ angelehnt). Fies, heimtückisch, durchtrieben und ohne Rücksicht verfolgt er das Ziel, König zu werden und scheut auch nicht davor zurück, seinen eigenen Bruder zu töten.
Schon allein optisch macht Scar sehr viel her mit seinem rotbraunen Fell und der schwarzen Mähne, aber das Tüpfelchen auf dem i ist auch hier der Synchronsprecher. Scar ist einer der seltenen Fälle, in denen sich die deutsche und englische Fassung ebenbürtig sind. Im O-Ton wird Scar von Jeremy Irons gesprochen, der dem hinterhältigen Löwen eine richtig fiese Stimme verleiht. Thomas Fritsch, Scars deutscher Sprecher, klingt nicht ganz so brutal, dafür aber ein wenig hinterhältiger.
Der Grund, weshalb Scar vor Hades platziert ist, ist sein Song, Be Prepared. Wer Hyänen im Stechschritt marschieren lässt, hat sich den dritten Platz redlich verdient. 

Platz 2: Dschafar (aus „Aladdin“)

Dschafar ist Disneys klassischer böser Zauberer und auch mit Abstand der Schurke, der die meisten Metamorphosen durchlebt. Der Wesir, der Sultan an Stelle des Sultans werden will (habe wir das nicht irgendwo schon mal gehört?) zeichnet sich vor allem durch sein Machtstreben aus, dem er alles unterordnet.
Zu Beginn ist Dschafar eigentlich eher ein in noble schwarze Gewänder gekleideter Amateurzauberer, der vor allem mit magischen und alchemistischen Utensilien arbeitet, wie seinem Kobrastab (oh man, ich liebe das Teil), einer Art Tränengas und einer magischen Sanduhr.
Nach der Erfüllung seines ersten Dschiniewunsches erleben wir Dschafar als Sultan ganz in weiß, eine Farbe, die irgendwie nicht so recht zu ihm passen will, weshalb er kurze Zeit später als mächtigster Zauberer der Welt in eine Variation seines ursprünglichen Gewandes zurückkehrt, dieses Mal etwas kantiger und ohne Feder am Turban. Am Ende von „Aladdin“ mutiert er schließlich zur Riesenkobra und später zum roten, äußerst muskulösen Dschinn.
Aber auch abseits seiner Vielseitigkeit hat Dschafar einiges zu bieten, was natürlich ebenfalls mit seinen exzellent gewählten Sprechern zusammenhängt. Im Original leiht Jonathan Freeman dem finsteren Zauberer seine unvergleichliche und wandelbare Stimme, in der deutschen Fassung tut dies der leide verstorbene Joachim Kemmer, der Freeman locker das Wasser reichen kann. In beiden Versionen wird Dschafar vor allem durch seine Lache charakterisiert, die wohl nur von der des Jokers an Bösartigkeit übertroffen wird.
Dschafars Schurkensong ist eine pervertierte Form von Prince Ali, mit der er seinen Widersacher enttarnt. Zwar ist dieses Lied nicht so gut gelungen wie das geniale „Be Prepared“, aber es kann sich trotzdem sehen, bzw. hören lassen. 

Platz 1: Frollo (aus „Der Glöckner von Notre-Dame“)

Richter Claude Frollo ist in vielerlei Hinsicht ein untypischer Disneyschurke, denn im Gegensatz zu den anderen vier (und auch zu den meisten anderen Disney-Bösewichtern) ist er nicht plakativ böse und hält sich selbst für gut, rechtschaffen und moralisch, auch wenn er bei Weitem nicht so vielschichtig ist wie in Victor Hugos Roman.
Im Gegensatz zu diesem ist Frollo in Disneys „Glöckner von Notre-Dame“ kein Priester, sondern ein weltlicher, wenn auch sehr religiöser Richter, der mit seinem Hass auf die Zigeuner und seiner Liebe, bzw. seinem Begehren für die Zigeunerin Esmeralda zu kämpfen hat. Durch Frollo werden im „Glöckner von Notre-Dame“ Themen angesprochen, die in einem Disney-Film selten zu finden sind, unter anderem Religion und religiöser Fanatismus (inklusiver Hexenverbrennung), Lust und Rassismus.
Nebenbei ist Frollo auch noch eine äußerst gut inszenierte Figur, hervorragend gesprochen von dem inzwischen verstorbenen Tony Jay. Die deutsche Fassung mit dem ebenfalls verstorbenen Klausjürgen Wussow ist dagegen eher enttäuschend.
Das Kriterium, das Frollo endgültig auf den ersten Platz gebracht hat, ist sein Schurkensong, Hellfire, der die Figur perfekt charakterisiert und ihr eine enorme Tiefe verleiht.

Außer Konkurrenz: Chernabog (aus „Fantasia)

Warum außer Konkurrenz? Weil Chernabog, im Gegensatz zu den anderen fünf, kein Antagonist aus einem Film ist, sondern nur in einem Segment des Musikfilms „Fantasia“ auftaucht und nicht einmal einen wirklichen Widersacher hat. Er beschwört lediglich für eine Nacht die Hölle auf Erden und legt sich am Ende wieder schlafen.
Und dennoch besitzt er eine unglaubliche Faszination, ein schweigsames, aber unleugbares Charisma. Und er kommt so herrlich böse rüber, ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen. Nebenbei ist er auch noch eine der Hauptinspirationen für die Zeichentrickserie „Gargoyles“, die beste Disney-Serie überhaupt.
Wegen der hier aufgezählten Gründe bekommt er einen Ehrenplatz in dieser Liste. Chernabog, wir lieben dich.

Kritiken zu Disney-Meisterwerken:
Der König der Löwen
Der Glöckner von Notre-Dame
Küss den Frosch
Tangled

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4 Gedanken zu “Die fünf besten Disney-Schurken

  1. Habe ich nicht, er wird doch erwähnt, sogar zwei Mal – er hat es nur nicht unter die Top 5 geschafft. Die Katzenschurken mit britischem Akzent werden in meinen Augen von Scar besser vertreten, was zum Großteil auch an seinem Schurkensong liegt.

  2. olivesunshine91

    Immerhin zwei Übereinstimmungen haben wir 🙂 Dschafar wäre in einer Top 10 auch bei mir mit dabei – ich fand ihn allerdings immer etwas zu verrückt, um ihn wirklich als Gefahr ernstzunehmen. Wobei die Verrücktesten meistens die Gefährlichsten sind, oder? 😉

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