Disneys Hall of Fame Band 1: Don Rosa I


Kann man aus Donald bzw. Dagobert Duck Comics eine Wissenschaft machen? Aber natürlich kann man.
Nehmen wir zum Beispiel den amerikanischen Comickünstler Keno Don Hugo Rosa. Der am 29. Juni 1951 in Louiseville, Kentucky geborene Don Rosa war bereits sehr früh ein Liebhaber der Duck-Comics; oder besser gesagt der Duck-Comics von Carl Barks. Für alle, denen der Name Carl Barks nichts sagt: Nicht nur hat Carl Barks Donalds Comicpersönlichkeit praktisch erfunden (der wütende Enterich war zuvor hauptsächlich in kurzen Zeitungsstrips oder Trickfilmen unterwegs), er hat auch Entenhausen, so wie wir es heute kennen, praktisch im Alleingang kreiert. Figuren wie Daniel Düsentrieb, die Panzerknacker, Gundel Gaukeley und natürlich Dagobert Duck gehen alle auf sein Konto. In den Jahren seines Wirkens (1940er bis 1960er) hat Barks einen unglaublich großen Schatz an Geschichten über Jedermanns Lieblingsenten geschrieben und gezeichnet.
Don Rosa war während seiner Kindheit praktisch ständig von Barks-Comics umgeben, und diese hatten einen enormen Einfluss auf ihn.
So ist es nicht wirklich verwunderlich, dass Don Rosa in den späten 80ern begann, Duck-Comics zu zeichnen und später sogar dem Familienunternehmen den Rücken zukehrte.
In den 20 Jahren zwischen 1986 und 2006 verfasste und zeichnete Don Rosa etwas weniger als 90 Entenhausencomics (Einseiter und lediglich von ihm gezeichnete Geschichten miteingerechnet).
Das hört sich zwar nach einer ganzen Menge an, ist aber im Vergleich zu anderen Duck-Künstlern sehr wenig. Dennoch ist Don Rosa einer der beliebtesten, wenn nicht gar DER beliebteste Zeichner und Autor von Entencomics.
Kommen wir nun zur Wissenschaft zurück: In Don Rosas Geschichten rund um die reichste Ente der Welt und ihre Neffen finden sich Haufenweise so genannte „Barksfakten“: Hinweise und Anspielungen auf die Werke des Duck-Man; ja mehr noch – Carl Barks Comics werden als „historische Grundlage“ begriffen. Manche dieser Barksfakten sind sehr subtil; eine Randfigur taucht wieder auf, es gibt einen kleine Anspielung etc.; oft geht Don Rosa aber sogar so weit, dass er Fortsetzungen zu bekannten Geschichten schreibt.
Schon das allein ist, unter Anbetracht der Größe von Barks’ Werk, ein enormer Rechercheaufwand. Don Rosa verkompliziert die ganze Sache für sich selbst aber noch durch den Anspruch, dass alle historischen Fakten, die in seinen Geschichten auftauchen (was bei Schatzsuchgeschichten, die sich zum Beispiel um den Schatz der Templer oder die „Mine des Holländers“ drehen, sehr viele sind), akkurat sind, was die Recherchearbeit für eine solche Geschichte noch mal erhöht. Und da behaupte noch mal einer, Comics seien anspruchslos.

Seit einiger Zeit legt der Egmont/Ehapa-Verlag alle Comics von Don Rosa (mit Ausnahme seines Opus Magnum „Onkel Dagobert: Sein Leben seine Milliarden“, das gesondert erschienen ist) im Rahmen der „Disneys Hall of Fame“ Reihe neu auf.
Diese Reihe hat zum Ziel, alle Disney-Zeichner und Autoren, die nicht Carl Barks sind, einmal ins Rampenlicht zu stellen. Neben Don Rosa sind in dieser Reihe unter anderem auch William van Horn, Daniel Branca, Paul Murry, Vicar und noch viele weitere vertreten.
Allerdings muss ich sagen, dass Don Rosa mich für alle Duck-Autoren außer ihm selbst und Carl Barks verdorben hat. Im Vergleich mit den Geschichten dieser beider Künstler sind alle anderen bestenfalls mäßig, und bei ihnen vermisse ich die Pseudokontinuität, die Don Rosa ins Entenuniversum eingeführt hat. Ich gehe sogar noch weiter und wage zu behaupten, dass selbst die schlechteste Don Rosa Geschichte immer noch besser ist als alles, was man im „Lustigen Taschenbuch“ findet.
Kommen wir nun zum eigentlichen Thema diese Artikels, nämlich dem ersten Don-Rosa-Band der „Hall of Fame“.
Für alle, die Don Rosa kennen lernen wollen, ist dieser Band, der seine ersten dreizehn Geschichten beinhaltet, die perfekte Einstiegsdroge. Neben den neu kolorierten Nachdrucken der Storys enthält dieser Band auch einen ausführlichen Kommentar des Autors zu jeder Geschichte, der den Hintergrund beleuchtet oder dem Leser lustige Details eröffnet.
Die in diesem Band enthaltenen Geschichten sind Folgende:

Das Gold der Inkas
Don Rosas Erstling, in dem er die Ducks auf die Suche nach dem Gold von Manco Capac, dem Sohn der Sonne schickt. „Das Gold der Inkas“ ist eine Abenteuergeschichte nach bewährtem Strickmuster, der Gegner in dieser Geschichte ist Mac Moneysac, der zweitreichste Mann der Welt und Dagoberts „böser Zwilling“.
Bereits die erste Seite strotzt nur so vor Barks-Zitaten, und diese Anspielungen ziehen sich durch die ganze Geschichte.
Don Rosas frühe Zeichnungen sind noch sehr ungeschliffen, der Detailreichtum späterer Geschichten fehlt noch.
Dennoch ist „Das Gold der Inkas“ alles in allem eine sehr gelungen Premiere.

Die Prüfung
Don Rosas erster Zehnseiter (von denen Carl Barks Dutzende, wenn nicht gar Hunderte produziert hat) ist eine recht durchschnittliche Donald vs. Gustav Gans Geschichte. Dagobert versucht, seinen beiden Neffen die Freuden harter Arbeit nahe zu bringen (der eine hat sie wegen seines notorischen Glücks nicht nötig, der andere ist zu faul). Natürlich scheitern sämtliche Bemühungen auf ganzer Linie.
Nichts wirklich Außergewöhnliches, aber durchaus unterhaltsam und lustig. Don Rosa hat in späteren Zeiten allerdings bewiesen, dass er sich noch enorm steigern kann, auch bei den Zehnseitern.

Tiere aus aller Welt
Dieser zweite Zehnseiter ist zum Beispiel schon eine deutliche Steigerung gegenüber „Die Prüfung“. Dieses Mal will Donald seine drei (alt)klugen Neffen mal so richtig verarschen. Diese müssen für ihre Pfadfinderprüfung Tiere beobachten – und Donald serviert ihnen einige recht außergewöhnliche Exemplare.
Don Rosa präsentiert hier äußerst lustigen, historisch bzw. mythisch angehauchten Unsinn, der bestens unterhält.

Selbst ist der Mann
Diese Geschichte dreht sich ausschließlich um Donalds Auto, den berühmten roten 313er, und ist vor allem für Liebhaber von Oldtimern lohnend. Es ist wirklich interessant, zu was man Autobauteile verwenden kann.

Eine schlüpfrige Angelegenheit
Der erste Auftritt der Panzerknacker bei Don Rosa. Diese stehlen in „Eine schlüpfrige Angelegenheit“ zwei Strahlenpistolen. Die eine hebt Reibungskräfte auf, die andere neutralisiert das Trägheitsmoment. Don Rosa spielt in dieser Geschichte mit physikalischen Gesetzen und überschwemmt letztendlich Entenhausen mit Geld – wortwörtlich.
Das ist durchaus lustig, aber wirkt doch etwas zu weit hergeholt.

Der Kürbiskampf
Das einzige Mal, dass Don Rosa Donalds Nachbarn Zorngiebel vorkommen lässt. „Der Kürbiskampf“ ist ganz nach dem Muster der Nachbarkämpfe gestrickt, die Donald bei Barks immer und immer wieder ausfechten muss. Natürlich bekämpfen sich Donald und Zorngiebel bis aufs Blut, während sich die drei Neffen um Schadensbegrenzung bemühen. Die Schlusspointe dieser Geschichte ist wirklich gelungen.

Öliges Glück
Eine weitere Donald vs. Gustav Geschichte, die sogar noch weniger unterhaltsam ist als „Die Prüfung“. Zu viele Ölfischli.

Der letzte Schlitten nach Dawson
Dieser Geschichte merkt man wirklich an, dass sie Don Rosa am Herzen lag. Es handelt sich dabei um eine indirekte Fortsetzung zu „Widersehen mit Klondike“ von Barks und ist ein thematischer Vorgriff auf „Sein Leben, seine Milliarden“. Don Rosa hat schon des Öfteren gesagt, dass Dagoberts Goldgräberzeit am Yukon zu seinen Lieblingsepochen im Leben der reichsten Ente der Welt gehört. Folglich gibt er sich für Geschichten mit diesem Sujet auch besonders Mühe; „Der letzte Schlitten nach Dawson“ ist ein turbulentes Abenteuer voller Humor, dessen Ende zeigt, dass Geld eben doch nicht alles ist, auch für einen Dagobert Duck.

Schwänzen will gelernt sein
Eine ganz amüsante Gagstory aus der „wilden Zeit“ der drei Neffen, bevor sie zum Fähnlein Fieselschweif kommen. Ihre Schulschwänzversuche sind dabei ganz Murphy’s Law unterworfen: Alles was schief gehen kann, geht auch schief.

Neben diesen größeren Geschichten sind auch noch vier Ein- bzw. Zweiseiter enthalten, für die Don Rosa aber nur die Zeichenarbeit erledigt hat.

Fazit dieses Bandes: Dieser erste Band enthält noch nicht die allerbesten Don-Rosa-Geschichten, aber immerhin einige seiner frühen Perlen, zusammen mit Geschichten, die zwar im Vergleich zu späteren Rosa-Werken verblassen, aber immer noch weit besser sind als die massenproduzierten Duck-Comics aus Italien.

Siehe auch:
Onkel Dagobert: Sein Leben, seine Milliarden
Don Rosa Fanseite

Dracula aus anderer Perspektive Teil 3: „Auf Draculas Spuren“

In den ersten beiden Artikeln mit dem Namen „Draculas aus anderer Perspektive“ habe ich drei Romane, „Anno Dracula“, „Der Vampir“ und „Vlad“ vorgestellt und rezensiert, die sich dem König der Vampire auf ganz unterschiedliche Art und Weise nähern. Im zweiten Artikel, praktisch der Fortsetzung, geht es um eine dreibändige Comicreihe, die sich ebenfalls mit dieser Figur und ihrem Hintergrund auseinandersetzt: „Auf Draculas Spuren“.
Autor aller drei Bände ist Yves H., die Zeichnungen stammen von unterschiedlichen Künstlern. Alle drei nähern sich Dracula von einem anderen Standpunkt. Der erste Band, „Vlad der Pfähler“, beschäftigt sich, ähnlich wie C.C. Humphreys Roman mit der historischen Figur Dracula, der zweite „Bram Stoker“, erzählt vom Autor des Romans und der dritte entführt seinen Leser schließlich in Draculas Heimat; nicht umsonst trägt er den Titel „Transsylvanien“.

Vlad der Pfähler
Der erste Band sammelt die historischen Informationen über Vlad III. und setzt sie graphisch um. Beim Lesen beschleicht einen allerdings das Gefühl, dass sehr viel gesprungen wird. „Vlad“ ist in dieser Hinsicht um ein vielfaches besser konstruiert, da der Roman nicht, wie dieser Comic, einfach nur Szenen aus dem Leben des Pfählers zeigt, sondern diese auch erklärt und sie auf glaubhafte und sinnvolle Weise miteinander verbindet und ergänzt. Draculas Taten werden für den Leser dadurch zumindest ein wenig nachvollziehbarer.
Das größte Problem des Comics ist, dass jemand, der mit der Biographie des Pfählers nicht vertraut ist, Probleme haben wird, alles zu verstehen (auch und vor allem politische Hintergründe betreffend), während jemand, der sich mit Vlad auskennt, nicht viel Neues erfahren wird.
Die Zeichnungen von Hermann empfand ich ähnlich zwiespältig; sie sind zwar teilweise durchaus detailliert, aber gerade die Gesichter sehen irgendwie merkwürdig aus. Die helle Kolorierung sorgt dafür, dass die Grundatmosphäre sehr kalt ist, was den Zeichnungen zusätzlich noch Charme raubt.
Fazit: „Vlad der Pfähler“ bietet sowohl für den Laien als auch für den Experten einfach zu wenig. Wer sich mit dem historischen Dracula beschäftigen möchte, sollte entweder zu einem Sachbuch oder zu C.C. Humphreys hervorragendem Historienroman „Vlad“ greifen.

Bram Stoker
Dieser Band ist sowohl graphisch als auch inhaltlich der interessanteste. Ich muss zugeben, dass ich mich mit dem Autor von „Dracula“ zuvor nie richtig beschäftigt habe; wenn man seinen Lebenslauf irgendwo liest, kommt dieser einem doch recht bieder vor, gerade im Vergleich zu seinem Werk.
Doch der Comic belehrt den Leser eines Besseren: In extrem düsteren, poetischen Bildern, die ein wenig an eine Negativversion von Eddie Campbells Zeichnungen für „From Hell“ erinnern, erzählen Yves H. und Séra, der Zeichner dieses Bandes, die hochinteressante Geschichte eines abhängigen Mannes und wie er mit dieser Abhängigkeit umgeht. Dabei geht es allerdings nicht um Alkohol oder Drogen; Bram Stoker ist (bzw. war) abhängig von dem Schauspieler John Irving, von dessen Gunst und Wertschätzung. Stoker war Irvings Partner, Regisseur, Sekretär und Prügelknabe in einer Person und es ist äußerst faszinierend zu lesen, wie die Hassliebe zu seinem Arbeitgeber Stokers Roman beeinflusste.
Fazit: Beim zweiten Band macht Yves H. nicht denselben Fehler wie beim ersten; er ist auch ohne Vorkenntnis der Materie sehr gut zu verstehen, extrem interessant und hilft, „Dracula“ besser zu verstehen.

Transsylvanien
Ich weiß nicht so recht, ob man diesen dritten Band eher als „Vampirstory mit integrierter Sightseeing-Tour“ oder als „Sightseeing-Tour mit integrierter Vampirstory“ bezeichnen soll. Ist auch einerlei, beides trifft es relativ gut. Yves H. und sein Zeichner Dany schicken jedenfalls ein junges Pärchen durch Transsylvanien. Er ist Comickünstler und reist nach Rumänien, um sich für einen anstehenden Vampircomic zu inspirieren (sind das autobiographische Elemente?), sie kommt halt mal mit.
Was die beiden, neben Schauplätzen aus Vlad Draculas Leben erwartet, ist eine relativ konventionelle, leicht an Stokers Roman angelehnte Vampirgeschichte mit ein wenig Blut und ein wenig Erotik.
Die Zeichnungen wirken dabei merkwürdig fehl am Platz, Danys Stil passt eher zu humorvollen und weniger ernsten Comics; hier wirken die Zeichnungen, als hätte sich der Künstler gezwungen, etwas ernstes und düsteres zu machen und wäre daran gescheitert.
Fazit: Der dritte Band bietet relativ gewöhnliche Genrekost in einem verkehrten Gewand. Impressionen von Rumänien bekommt man auch anders.

Gesamtfazit: Wirklich lohnend ist nur der zweite Band, der sich mit Bram Stoker auseinandersetzt, da er eine interessante Geschichte und außergewöhnliche, ja fast schon visionäre Zeichnungen zu bieten hat. Band 1 und 3 sind dagegen eher enttäuschend.

Leider findet man im Internet so gut wie keine Bilder zu oder aus dieser Serie.

Siehe auch:
Dracula aus anderer Perspektive Teil 1: „Anno Dracula“
Dracula aus anderer Perspektive Teil 2: „Der Vampir“ und „Vlad“
Dracula aus anderer Perspektive Teil 4: „Bram Stoker’s Dracula“
Dracula aus anderer Perspektive Teil 5: „Der Rote Baron“
Dracula aus anderer Perspektive Teil 6: „Dracula Cha-Cha-Cha“

Der König der Löwen


Story: Simba (als Kind: Jonathan Taylor Thomas, als Erwachsener: Matthew Broderick) ist der Sohn von Mufasa (James Earl Jones), dem König der Löwen, und als solcher der nächste in der Thronfolge. Simbas Onkel Scar (Jeremy Irons) hat mit dieser Lage der Dinge allerdings einige Probleme, denn er wäre selbst gerne König, da er seinen Bruder um seine Stärke, seine Beliebtheit und seine anderen Gaben beneidet..
Da Scar allerdings die Intelligenz betreffend den „Löwenanteil“ erhalten hat, wie er selbst sagt, braucht es nicht lange, bis er einen teuflischen Plan ersonnen hat: Mithilfe der aus dem Königreich verbannten Hyänen schafft er es, Mufasa zu töten und Simba einzureden, er hätte seinen Vater auf dem Gewissen. Daraufhin flieht Simba in ein eher unfreiwilliges Exil und begegnet den beiden Außenseitern Timon (Nathan Lane) und Pumbaa (Ernie Sabella).
Als jedoch Jahre später seine Jugendfreundin Nala (als Kind: Niketa Kalame, als Erwachsene: Moira Kelley) auftaucht, steht Simba vor der Wahl, entweder sein leichtes Leben mit Timon und Pumbaa fortzuführen, oder seine Bestimmung zu erfüllen und als König der Löwen zurückzukehren.

Kritik: „Der König der Löwen“ war einer meiner absoluten Lieblingsfilme, als ich ein Kind war. Aufgrund der DVD-Veröffentlichungsstrategie von Disney (limitieren auf Teufel komm raus) war es mir leider lange nicht möglich, diesen Film anzuschauen. Natürlich gibt es ihn auch auf Youtube oder sonst wo, aber „Der König der Löwen“ ist kein Film, den man sich auf Youtube ansieht.
Als ich ihn nun nach laaaanger Zeit endlich mal wieder ansehen konnte (Gott segne all jene, die rechtzeitig zugegriffen haben) war es, als würde man nach langer Zeit einen guten alten Freund wieder treffen. Schon den ersten Klängen von „Circle of Life“ rast einem die Gänsehaut den Rücken hinunter.
„Der König der Löwen“ ist der optisch wohl monumentalste Disney-Film, lediglich „Der Glöckner von Notre-Dame“ kommt mit seinen Impressionen des mittelalterlichen Paris an die bombastische Landschaft Afrikas heran, die dem Zuschauer präsentiert wird.
Aber auch jenseits der Optik kann „Der König der Löwen“ auf absolut jeder Ebene überzeugen, seien es liebenswerte und lustige Nebenfiguren (Timon, Pumbaa, Zazu), ein interessanter Schurke (Scar), gute Sprecher (James Earl Jones’ mächtiger Bass passt perfekt zu Mufasa, ebenso wie Jeremy Irons britische Hinterhältigkeit zu Scar), wunderbare Musik und herrliche Ohrwürmer. Darüber hinaus ist „Der König der Löwen“ noch ein wenig philosophischer angehaucht als die meisten anderen Disney-Filme.
Fazit: „Der König der Löwen“ ist das Musterbeispiel für den perfekten Disney-Film, der auf jeder Ebene überzeugt.

Trailer

Weitere Kritiken zu Disney-Meisterwerken:
Der Glöckner von Notre-Dame
Küss den Frosch
Tangled

Siehe außerdem:
Die fünf besten Disney-Schurken

Iron Man 2


Story: „Ich bin Iron Man.“ Ein Satz geht um die Welt. Nach Bekanntwerden der Ereignisse um Iron Man steht Tony Stark (Robert Downey jr.) im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses – also noch mehr als sonst. Dieses Interesse ist aber bei Weitem nicht nur positiv, im Gegenteil: Die Regierung der Vereinigten Staaten beansprucht den Anzug für sich, Tonys Konkurrent Justin Hammer (Sam Rockwell) neidet Tony seinen Erfolg, sein Genie, die Rüstung, einfach alles und Ivan Vanko (Mickey Rourke), der Sohn eines ehemaligen Partners von Tonys Vater Howard (John Slattery) ist auf Rache wegen der erlittenen Schmach seines Vaters aus.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Minireaktor, der Tony am Leben erhält, ihn vergiftet. Man hat es halt nicht leicht als Superheld. Natürlich kommt es, wie es kommen muss: Vanko und Hammer verbünden sich, um Tony zu vernichten, Rhody (Don Cheadle) steigt in den War Machine Anzug und Black Widow (Scarlett Johannson) sowie ihr Boss Nick Fury (Samuel L. Jackson) mischen auch kräftig mit.

Kritik: „Iron Man 2“ hat es sehr schwer, da er gleichzeitig sehr viele Dinge erreichen will und muss: Natürlich soll möglichst der erste Teil getoppt werden; größer, schneller, lustiger. Die Charaktere sollen sich weiterentwickeln und darüber hinaus muss auch noch der kommende „Rächer“-Film vorbereitet werden, und zwar so, dass Kenner der Materie die Anspielungen entdecken, aber Nichtkenner nicht vor den Kopf gestoßen werden.
Funktioniert „Iron Man 2“ unter all diesen Gesichtspunkten? Eine schwierige Frage. Erfreulich ist in jedem Fall, dass sich Jon Favreau und seine Drehbuchautoren Zeit (in den Augen mancher sogar zu viel) nehmen, um die Entwicklungen in Gang zu setzen. Wie schon im ersten Teil gibt es kein Übermaß an Action, die wirklichen Actionszenen kann man an einer Hand abzählen, aber sie sind jedes Mal wirklich bombastisch.
Auch der Humor trifft wieder ins Schwarze, die Anzahl der Wortgefechte zwischen Tony und Pepper wurde gegenüber dem Vorgänger erhöht, und auch Scarlett Johannsons Figur Natasha Romanoff alias Black Widow darf einige netten Spitzen austeilen und am Ende auch Martial-Arts-Fans zufrieden stellen.
Ganz allgemein ist die Schauspielerriege einer der größten Pluspunkte von „Iron Man 2“. Neben Robert Downey jr. und Gwyneth Paltrow kommen einige schauspielerische Schwergewichte hinzu, die es als Nebenfiguren durchaus mit Tony Stark aufnehmen könnten, wenn sie nur mehr Leinwandzeit bekämen, denn natürlich steht Iron Man auch dieses Mal wieder sehr stark im Mittelpunkt. Dennoch ist Ivan Vanko alias Whiplash, gespielt von Mickey Rourke, um einiges interessanter als der Iron Monger.
Sehr erfreulich ist natürlich Sam Jacksons Rückkehr als Nick Fury. Auch dessen Potential wird leider nicht wirklich ausgeschöpft, was in diesem Fall allerdings verschmerzt werden kann, da Fury mit Sicherheit auch in den kommenden Marvel-Verfilmungen eine Rolle spielen wird.
Wo wir gerade bei kommenden Marvel-Filmen sind: Die vermehrten Anspielungen dürften Nichtkenner wohl eher verwirren, ich habe mich allerdings sehr über sie gefreut. Die offensichtlichste ist natürlich das Gespräch am Ende des Films, aus dem hervorgeht, dass Tony zu einer Kontaktperson für weitere Kandidaten wird; als solche tritt er ja auch in „Der Unglaubliche Hulk“ auf. Nebenbei taucht auch Captain Americas halbfertiger (oder halb kaputter) Schild auf und in der Szene nach dem Abspann finden SHIELD-Agenten Thors Hammer in New Mexico – eine Anspielung auf die kommende Verfilmung von „Thor“.
Fazit: Um auf die am Anfang gestellte Frage zurückzukommen: Ja, „Iron Man 2“ funktioniert, ist dabei allerdings weniger unbeschwert als der erste Teil und wirkt manchmal ein wenig überladen. Zwar ist er unterhaltsam, aber eundeutig schwächer als der Vorgänger.

Trailer

Siehe auch:
Iron Man
Thor
Captain America: The First Avenger
The Avengers
Iron Man 3

Iron Man


Story: Tony Stark (Robert Downey jr.), Besitzer einer Waffenfirma, hat eigentlich alles, was man sich wünschen kann: Geld, Frauen Autos und ein gewaltiges Ego. Dumm nur, dass er bei der Testvorführung seiner neuen Rakete im Nahen Osten von Terroristen entführt wird, die von ihm verlangen, dass er ihnen eine derartige Rakete baut. Die ganze Situation wird durch die Tatsache verschlimmert, dass Tony Splitter von Granaten in seinem Körper hat, die ihn auf kurz oder lang umbringen werden.
Um sich selbst zu retten geht Tony zum Schein auf die Forderung der Terroristen ein, baut aber in Wirklichkeit mit der Hilfe des ebenfalls gefangenen Wissenschaftlers Yinsen (Shaun Toub) einen Minireaktor, der sein Leben retten und eine Rüstung, die ihm die Freiheit verschaffen soll.
Beides gelingt, auch wenn Yinsen mit dem Leben bezahlen muss. Tony kehrt nach Amerika zurück, hat aber erst einmal genug von Waffen, stattdessen kümmert er sich lieber um eine neue verbesserte Rüstung. Doch Gefahr für Tony kommt nicht nur von Terroristen, sondern auch aus den eigenen Reihen: Obadiah Stane (Jeff Bridges), einer der führenden Köpfe von Stark Industries, ist hinter der Technologie des Minireaktors und des Anzugs her…

Kritik: „Iron Man“ stellt zusammen mit dem im gleichen Jahr erschienen „The Dark Knight“ sozusagen die Spitze der Superheldenfilme dar. Beide Filme sind zwar an sich grundverschieden, zeigen aber, jeder auf seine weise, was man aus dem Superhelden-Sujet machen kann. Während „The Dark Knight“ ein komplexer und tiefgründiger Thriller mit fast philosophischen Anklängen ist, könnte man „Iron Man“ als den ultimativen Unterhaltungsfilm beschreiben. Dieser Umstand ist natürlich vor allem Robert Downey jr. zu verdanken, der sich als Idealbesetzung für den Eisernen herausstellt. „Iron Man“ ist sehr stark auf seinen Hauptcharakter fixiert, was Downey jr. die Gelegenheit gibt, so richtig aufzudrehen. Das hat allerdings auch zur Folge, dass die Nebenfiguren ein wenig untergehen. Am markantesten ist dabei noch Pepper Potts, Tonys Sekretärin, gespielt von Gwyneth Paltrow, die immer für ein Wortgefecht gut ist. Die subtile romantische Spannung zwischen ihr und Tony ist wirklich sehr gut umgesetzt.
Dagegen bleibt der von Jeff Bridges verkörperte Schurke Obadiah Stane alias Iron Monger eher blass. Sicher, er erfüllt seinen Zweck im Film, aber er ist kein wirklich hervorstechendes Mitglied seiner Zunft.
Die Story entwickelt sich recht geradlinig und bleibt spannend, interessant und dabei immer humorvoll. Besonders spaßig ist das ironische Spiel mit den üblichen Superhelden-Klischees wie der Geheimidentität; ein derartiges Konzept passt einfach nicht zu dem von Robert Downey jr. verkörperten Titelhelden und wird deshalb auch aufgegeben.
Bei einem Film wie „Iron Man“ spielt natürlich auch die Action eine wichtige Rolle, und auch auf dieser Ebene weiß Regisseur Jon Favreau zu überzeugen und zu unterhalten. Der Zuschauer wird nicht in Action ertränkt, wie man das heutzutage gerne macht, aber wenn es mal kracht, dann richtig und spektakulär.
Darüber hinaus freut sich der Fan der Vorlage über einige subtile Anspielungen wie Stan Lees Auftritt als Hugh Hefner, ein Cameo der Rüstung von Iron Mans Kumpel War Machine und natürlich Nick Furys Auftauchen in der Szene nach dem Abspann.
Fazit: „Iron Man“ ist der perfekte Unterhaltungsfilm: Kurzweilig, actionreich, mit interessanten Figuren und viel Humor.

Trailer

Siehe auch:
Iron Man 2
Thor
Captain America: The First Avenger
The Avengers
Iron Man 3

Incognito


Ed Brubaker (Autor) und Sean Phillips (Zeichner) sind bereits durch Serien wie „Criminal“ oder „Sleeper“ ein eingespieltes Team. Mit „Incognito“ schaffen sie eine Comicserie mit deutlichen Parallelen zu Mark Millars „Wanted„. Wie schon die Serie „Sleeper“ handelt es sich bei „Incognito“ um eine Mischung aus Superheldenstory, Pulp-Geschichte und Noir-Krimi.
Besonders die Grundidee ist der von „Wanted“ sehr ähnlich, wenn auch etwas variiert: Es gibt Superschurken, aber die Helden fehlen irgendwie.
Zack Anderson ist ein normaler Büroangestellter, ein kleiner Niemand, aber das war nicht immer so. Früher waren er und sein inzwischer toter Zwillingsbruder waschechte Superschurken. Doch dann wurde Zack von der Regierung geschnappt und unter eine bestimmte Droge gesetzt, die seine Kräfte unterdrückt und ihn zwingt, ein normales Leben zu führen.
Als Zack jedoch mit anderen Drogen experimentiert (um high zu werden, damit er sein jämmerliches Leben nicht mehr ertagen muss) entdeckt er, dass diese sich mit dem Regierungsstoff nicht vertragen und seine Kräfte wieder freisetzen. Daraufhin will Zack Action – und bekommt diese ausgerechnet, in dem er Überfälle verhindert.
Im weiteren Verlauf gibt es Sex, Action, Verschwörungen, ein ziemlich altes sechzehnjähriges Mädchen und einen Oberschurken, der vom Typus her irgendwo zwischen Lex Luthor und Darkseid anzusiedeln ist.
Und wie ist „Incognito“ nun zu bewerten?
Kritiken beschreiben diese Serie gerne als Mischung aus Brubakers „Criminal“ und Brubakers „Captain America“, was durchaus der Wahrheit entspricht.
„Incognito“ hat durchaus seinen Charme und macht Spaß, allerdings reicht es bei Weitem nicht an Brubakers andere Arbeiten im Superhelden-Krimi-Genre heran; „Sleeper“, „Batman: The Man Who Laughs“ und „Gotham Central“ sind um einiges besser gelungen. Bei „Incognito“ dagegen will der Funke einfach nicht so recht überspringen, alles kommt einem irgendwie bekannt vor.
Dennoch ist „Incognito“ für Brubaker-Fans und Liebhaber der Superhelden im Noir-Stil durchaus zu empfehlen.
Sean Phillips Zeichnungen sind zwar eher schlicht, aber durchaus atmosphärisch und zum Sujet passend.
Fazit: Nicht übel, aber kein Meisterwerk. „Incognito“ ist kurzweilig, aber Brubaker wiederholt sich zuweilen, über weite Strecken ist dieses Werk „Sleeper“ und „Wanted“ einfach zu ähnlich.
Da der vorliegende Band allerdings erst der erste ist, könnte es durchaus sein, dass es noch aufwärts geht, wer weiß. Potential ist auf jeden Fall vorhanden.

Hier noch ein paar Beispiele von Sean Phillips Zeichenkünsten:

Dracula aus anderer Perspektive Teil 2: „Der Vampir“ und „Vlad“

Dracula ist ein popkulturelles Phänomen sondergleichen. Es gibt kaum eine andere Figur, die so oft und auf so unterschiedliche Weise in so vielen Medien präsent ist.
Und damit meine ich nicht nur die unzähligen Filme. Auch in Romanen taucht Dracula immer wieder auf, wie zum Beispiel in Kim Newmans Anno Dracula, das auf einem alternativen Ende zu Stokers Original aufbaut.
Anfang des Jahres habe ich zwei Romane neueren Datums gelesen, die sich dem Fürsten der Vampire aus zwei völlig entgegengesetzten Richtungen näheren: „Die Vampire“ von John Marks und „Vlad“ von C.C. Humphreys.

„Der Vampir“ von John Marks

John Marks Roman mit dem etwas unglücklich übersetzten Titel (der englische Name des Buches lautet „Fangland“) beginnt eigentlich recht interessant: Evangeline Harker, angestellt bei einer bekannten Fernsehsendung, wird nach Rumänien geschickt, um den osteuropäischen Mafiaboss Ion Torgu zu interviewen. Doch bei Torgu geschehen der Protagonistin merkwürdige Ereignisse, die schließlich zu ihrem Verschwinden führen…
Bereits hier werden die Parallelen zu „Dracula“ offensichtlich, „Der Vampir“ lässt sich am besten als Post 9/11 Version von Stokers Klassiker beschreiben. Wie die Vorlage auch wird die Geschichte in Form von Tagebucheinträgen und Briefen (bzw. E-Mails erzählt).
Und der Anfang (Reise nach Transsylvanien, Besuch auf dem „Schloss“ des Vampirs, kurzgesagt also Jonathan Harkers Reisetagebuch) ist auch äußerst vielversprechend und atmosphärisch. Doch was danach kommt, hält dieses Niveau leider nicht mehr aufrecht, denn in diesem Teil gibt es sehr wenig Grusel und Vampir, dafür sehr viel Medieneinsicht und Kritik, die allerdings nicht gerade spannend zu lesen ist. Zugegeben, auch in „Dracula“ tauchte die Titelfigur eher selten auf, aber ihre Anwesenheit und ihr Wirken war praktisch immer zu spüren. „Der Vampir“ schafft es leider nicht, diese ganz spezielle, bedrohliche Atmosphäre aufzubauen.
Auch die Vampirart, zu der Torgu gehört, fand ich irgendwie merkwürdig, die weitere Handlung ist verwirrend und die neu hinzukommenden Personen bleiben charakterlos. Selbst der Schluss ist merkwürdig.
Fazit: Mäßige Neuauflage eines Klassikers mit gutem Anfang, aber verwirrendem und ungruseligem Rest. Das Original ist eindeutig besser.

„Vlad“ von C.C. Humphreys

Nach der enttäuschenden Neuauflage von Bram Stokers Klassiker, als die sich „Der Vampir“ entpuppte, beschloss ich, mich dem Dracula-Mythos mal (wieder) von der ganz anderen Seite zu nähern, nämlich von der historischen. Wie passend, dass gerade erst vor kurzem ein Roman erschienen ist, der sich genau dieses Themas annimmt, nämlich „Vlad“, geschrieben vom kanadischen Autor C.C. Humphreys.
Und tatsächlich: Im Gegensatz zu John Marks‘ „Vampir“ hat „Vlad“ mich nicht enttäuscht, sondern, im Gegenteil, voll überzeugt und bestens unterhalten.
Vorneweg: Auch wenn die meisten Buchhandlungen diesen Roman im Zuge des „Twilight“-Booms zu den Vampirromanen stellen, handelt es sich doch um einen historischen Roman, der bis auf einige Andeutungen, nichts mit Vampiren zu tun hat, sondern von dem Menschen bzw. der historischen Persönlichkeit Vlad III., genannt Tepes, Sohn des Dracul, erzählt.
Der Autor greift hierbei die historisch verbürgten Punkte im Leben des Pfählers auf und füllt, wie er im Nachwort sagt, die Lücken.
Die Rahmenhandlung ist Folgende: Nach Draculas Tod wollen einige Kräfte den guten Namen des Drachenordens, der untrennbar mit Dracula und dessen Taten verknüpft ist, wiederherstellen, um ihn als Waffe gegen die Türken zu verwenden. Zu diesem Zweck werden die drei Menschen zusammengerufen, die Dracula am besten kannten, um seine Geschichte zu erzählen, wie sie wirklich war. Bei diesen dreien handelt es sich um seine Mätresse, seinen besten Freund und seinen Beichtvater.
Zusammen rekonstruieren sie das Leben Vlad Draculas.
Der Roman ist sehr gut und spannend geschrieben und gewinnt durch die Verwendung türkischer und wallachischer Titel und Begriffe an Autheniziztät, allerdings erschweren diese auch etwas den Lesefluss (zum Glück ist ein Glossar vorhanden). Vlad selbst und auch die besagten Zeugen kommen als glaubwürdige und gut gezeichnete Charaktere rüber.
Natürlich ist ein Roman über Vlad Tepes nicht ganz magenfreundlich, aber das beschriebene hält sich dennoch in Grenzen, die Gewalt, die Dracula ausübt, wird nie zum Selbstzweck, sondern ist Teil der Figur und als solche unverzichtbar.
Fazit: Vollste Empfehlung für alle, die gerne mal einen Roman über den wahren Dracula lesen wollen. „Vlad“ macht eigentlich alles richtig und geht nicht in die selbe Falle wie der (ziemlich schlechte) Film „Dark Prince“, der die historische Figur und den Vampir verbinden will und daran gnadenlos scheitert.

Siehe auch:
Dracula aus anderer Perspektive Teil 1: „Anno Dracula“
Dracula aus anderer Perspektive Teil 3: „Auf Draculas Spuren“
Dracula aus anderer Perspektive Teil 4: „Bram Stoker’s Dracula“
Dracula aus anderer Perspektive Teil 5: „Der Rote Baron“
Dracula aus anderer Perspektive Teil 6: „Dracula Cha-Cha-Cha“

Küss den Frosch


Story: Tiana (Anika Noni Rose) ist eine junge Kellnerin im New Orleans der 20er Jahre und spart schon seit langer Zeit auf ein eigenes Restaurant. Prinz Naveen (Bruno Campos), einem reichen Adelsspross, wurde von den hochherrschaftlichen Eltern der Geldhahn zugedreht, weshalb er reich heiraten möchte. Lawrence (Peter Bartlett), der Diener Naveens, hat keine Lust mehr auf seinen Job und möchte endlich selbst reich und mächtig sein. Was Doktor Facilier (Keith David), der örtliche Voodoo-Hexer will, wird nicht ganz klar, aber am Ende läuft es darauf hinaus, dass er Lawrence mit seiner Magie hilft, Prinz Naveens Platz einzunehmen und diesen in einen Frosch zu verwandelt. Naveen ist mit diesem Zustand aber nicht zufrieden und bittet Tiana, die er fälschlicherweise für eine Prinzessin hält, ihn zu küssen, damit er, wie in Grimms „Froschkönig“, wieder ein Mensch wird. Dummerweise geht die Aktion schief und Tiana wird selbst zum Frosch. Da kann nur Mama Odie (Jennifer Lewis), eine im Sumpf lebende Voodoo-Hexe helfen…

Kritik: Wie so viele Kinder der 90er bin ich mit den Filmen der „Disney-Renaissance“ (beginnend mit „Arielle“ und endend mit „Tarzan“) aufgewachsen, die von mir selbst und auch vielen anderen als die besten Filme dieses Studios betrachtet werden.
Nach dem Ende dieser Ära kamen zwar noch ein paar mehr („Ein Königreich für ein Lama“) oder weniger („Die Kühe sind los“) brauchbare ins Kino, doch die Anamtionsfilme von Disney/Pixar nahmen langsam den Platz der Klassischen Zeichentrickfilme ein.
Man verstehe mich nicht falsch. Die Pixar-Filme sind im Großen und Ganzen sehr gelungen, besonders „Die Monster AG“ und „Ratatouille“, und besitzen ihren ganz eigenen Charme, aber dennoch waren die „Disney Meisterwerke“ noch mal aus einem ganz anderen Holz geschnitzt.
„Küss den Frosch“ ist hierbei die von mir lang erwartete Rückkehr zur alten Tradition der handgezeichneten Disneyfilme. Zwar kommt die Neufassung des „Froschkönigs“ noch nicht ganz an die absoluten Perlen wie „Der König der Löwen“ oder „Der Glöckner von Notre-Dame“ heran, aber sie macht sehr vieles richtig und ist auf dem besten Weg.
Man sieht dem Film in jeder Minute an, dass er mit Liebe gemacht ist. Die Zeichnungen und Animationen sind erstklassig, mal lustig, mal anrührend, und im Falle Doktor Faciliers und seiner Voodoo-Magie auch sehr beeindruckend.
„Küss den Frosch“ kommt dabei ein wenig moderner her als die früheren Filme, und endlich gibt es mit Tiana nach einer arabischen, einer indianischen und einer chinesischen (zumindest quasi) eine schwarze Prinzessin. Diese und ihr zukünftiger Angebeter Naveen sind erfreulicherweise auch um einiges interessanter und flotter als die üblichen Disneypärchen.
Auch was die Nebenfiguren angeht, kann „Küss den Frosch“ punkten: Das trompetespielende Krokodil Louis, das Glühwürmchen Ray oder die herrlich bekloppte, aber treuherzige Charlotte, sie alle tragen zum speziellen Charme dieses Films bei.
Ähnliches gilt für Doktor Facilier, den Schurken. Auch er kann nicht ganz mit den Meistern ihres Fachs wie Dschafar oder Frollo mithalten, aber er ist, trotz fehlender eindeutiger Motivation, ein richtig netter Schurke, kongenial gesprochen von Keith David (Goliath in „Gargoyles“).
Die Musik ist leider nicht ganz nach meinem Geschmack, untermalt aber hervorragend das New-Orleans-Setting
Fazit: Disney ist auf dem richtigen Weg. „Küss den Frosch“ schließt an die Filme der „Disney-Renaissance“ an und macht eigentlich alles richtig. Gerne mehr davon.

Trailer

Weitere Kritiken zu Disney-Meisterwerken:
Der König der Löwen
Der Glöckner von Notre-Dame
Tangled

Siehe außerdem:
Die fünf besten Disney-Schurken

New Moon


Story:
An Bellas (Kristen Stewart) Geburtstag passiert das, was Vampirfreund Edward (Robert Pattinson) immer befürchtet hat: Sie schneidet sich, blutet und weckt den Hungers von Edwards ebenfalls untotem Bruder.
Theatralisch wie er nun mal ist, geht Edward nun davon aus, dass er Bella am besten beschützen kann, in dem er sich von ihr fernhält. Er behauptet, sie nicht zu lieben und verschwindet. Dadurch wird Bella in tiefe Depressionen gestürzt, aus der ihr auch Kumpel und Werwolf in Spee Jacob (Taylor Lautner) nicht helfen kann.
In Momenten größter Gefahr glaubt sie allerdings, Edward zu sehen, was sie zu selbstmörderischen Aktionen ermutigt – inklusive eines Sprunges von einer Klippe, infolgedessen Edward glaubt, sie sei tot. Natürlich kann er nach ihrem vermeintlichen Tod nicht mehr weiterleben (ich erwähnte bereits die Theatralik) und will sich den Volturi, der vampirischen Königsfamilie, ausliefern, damit diese ihm ein Ende machen. Kann Bella ihren Geliebten retten? (Natürlich kann sie, es müssen ja noch drei weitere Filme folgen.

Kritik: Warum tue ich mir das an? Aus Masochismus? Oder der Freude am Verrissschreiben? Wahrscheinlich eine Kombination aus beidem. Fakt ist: „New Moon“ ist mindestens genauso schlimm wie „Twilight“. Wer dachte, dass Bella bereits im ersten Teil völlig deprimiert ist, wird im zweiten Teil noch mal ordentlich überrascht. Um zu zeigen, wie down sie ist, wird wirklich kein Klischee ausgelassen. Die Krönung des Ganzen ist die Montage, die sie über die Monate hinweg unbewegt auf ihrem Bett zeigt. Das wirkt so dermaßen erzwungen und unfreiwillig komisch, dass mir nicht einmal mehr ein passender ironischer Vergleich einfällt.
Über die restliche Laufzeit dümpelt der Film so dahin, während Bella immer passiver und uninteressanter wird. Auch das Auftauchen der Vampire Laurent und Victoria und der schlecht animierten Werwölfe reißt einen nicht aus der Lethargie.
Die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller sind praktisch nicht der Rede wert. Robert Pattinson ist die meiste Zeit einfach nicht anwesend und wenn er mal auftaucht bleibt er fürchterlich blass, trotz toller Glitzereffekte. Kristen Stewart ist entweder grundsätzlich deprimiert (und dabei auch für den Zuschauer deprimierend), oder sie ist eine gute Schauspielerin, die diesen Zustand glaubhaft rüberbringt. Allerdings tendiere ich zu Ersterem. Taylor Lautner schließlich hat außer eine durchtrainierten Oberkörper nicht viel zu bieten.
Nun ja, immerhin etwas gibt es, das mir an „New Moon“ halbwegs gefallen hat: Die Volturi. Im Gegensatz zu den Cullens haben diese wenigstens Eier. Insbesondere Michael Sheens Figur Aro war eine richtig nette Abwechslung, ein wenig zynisch, zurückhaltend und dabei doch gefährlich. Michael Sheen ist eben einfach ein guter Schauspieler und hat mir auch schon als Tony Blair in „Die Queen“, als Lucien in „Underworld“ und als David Frost in „Frost/Nixon“ sehr gut gefallen.
Könnte man nicht vielleicht einfach die Verfilmungen von „Eclipse“ und „Breaking Dawn“ streichen und stattdessen ein Aro- oder Volturi-Spin-off machen?
Fazit: Um Homer Simpson zu zitieren: „Laaaangweilig“. Wie in der Vorlage auch passiert eigentlich nichts, nur dass es im Buch trotzdem irgendwie fesselt und im Film nicht. Einzig Michael Sheen weiß zu überzeugen.

Trailer

Siehe auch:
Twilight – Bis(s) zum Erbrechen.
Eclipse
Breaking Dawn

Justice League: Crisis on Two Earths


Story: Die Mitglieder der Justice League sind schon ein wenig überrascht, als sich ihnen Lex Luthor (Chris Noth) freiwillig ausliefert. Und die Überraschung wird sogar noch größer, denn dieser Lex Luthor stammt aus einem Paralleluniversum, in dem er kein Schurke, sondern ein Held ist – der letzte.
Denn das Crime Syndicate, eine böse Version der Justice League, bestehend aus Ultraman (Brian Bloom; Gegenstück zu Superman), Owlman (James Woods; Gegenstück zu Batman), Superwoman (Gina Torres; Gegenstück zu Wonder Woman), Power Ring (Nolan North; Gegenstück zu Green Lantern) und Johnny Quick (James Patrick Stuart; Gegenstück zu Flash), hat in dieser Realität die Macht übernommen.
Deshalb bittet der gute Luthor die Justice League, in seiner Welt aufzuräumen und alle Mitglieder, bis auf Batman (William Baldwin) sind einverstanden. Doch bald zeigt sich, dass Ultraman zwar der Anführer des Crime Syndicate ist, aber Owlman das eigentliche Gehirn, und was er plant, wissen nicht einmal seine eigenen Teamkameraden…

Kritik: „Justice League: Crisis on Two Earths“ hat einen langen Planungs- und Produktionsweg hinter sich. Ursprünglich war ein Plot um das Crime Syndicate bereits für einen Handlungsstrang der Zeichentrickserie „Justice League: The Animated Series“ (diese Serie spielt im selben Universum wie „Batman: The Animated Series“) geplant, doch schon in einem frühen Produktionsstadium wurde die Crime Society durch wirkliche alternative Versionen der Justice Legaue ersetzt, die als Justice Lords ein totalitäres Regime auf der Erde errichten (diese Doppelfolge mit dem Namen „A Better World“ ist auf der Bonus-DVD der Special Edition von „Crisis on Two Earths“ zu finden).
Dann suchte man jedoch eine Geschichte für den Film „Justice League: Worlds Collide“, der zwischen „Justice League: The Animated Series“ und der Nachfolgeserie „Justice League Unlimited“ spielen und einige Sachverhalte in der neuen Serie klären sollte, zum Beispiel die Herkunft von Wonder Womans unsichtbarem Jet.
Man dachte abermals an das Crime Syndicate und entwickelte ein Drehbuch, lose basierend auf Grant Morrisons Graphic Novel „JLA: Earth Two“ und einigen alten „Justice League“-Comics von Gardner Fox – nur leider wurde der Film nie gedreht.
Schließlich wurde das „Worlds Collide“ Drehbuch als Grundlage für das nächste DC-Universe Animted Original Movie verwendet, und herauskommen ist das eigenständige „Crisis on Two Earths“. Trotz des veränderten Drehbuchs sind immer noch einige Parallelen zu „Justice League: The Animated Series“ vorhanden; so besteht die Justice League aus sechs Mitgliedern (Hawkgirl, das siebte, ist am Ende der Serie ausgestiegen), Wonder Woman erhält ihren unsichtbaren Jet und der neue Wachtturm der Liga, der in „Justice League Unlimited“ fertig ist, befindet sich gerade im Bau.
Ich muss zugeben, als Fan der beiden Justice League Zeichentrickserien wäre mir „Worlds Collide“ lieber gewesen.
Dennoch ist „Crisis on Two Earths“ bei weitem kein schlechter Film, allerdings hat er dieselben Probleme wie sein Vorgänger „Superman/Batman: Public Enemies“: Er ist einfach zu kurz für die Handlung, und da die Action im Vordergrund steht, bleiben die Charaktere zurück.
Positiv zu vermerken ist der Zeichenstil, mir persönlich gefällt dieser sehr viel besser als der an Ed McGuinness angelehnte von „Public Enemies“, die Figuren erscheinen nicht so fürchterlich aufgeblasen und gerade die Mitglieder des Crime Syndicates wirken sehr eindrucksvoll.
Die Wahl der Sprecher ist dieses Mal leider eher zwiespältig, besonders im Bezug auf die Figuren, die schon in „Justice League“ und „Justice League: Unlimited“ aufgetreten sind: Die vorherige Interpretation war eindeutig die bessere. Bei Batman wird das am deutlichsten: Seine Oneliner sind perfekt auf Kevin Conroys trockene, düstere Interpretation des Charakters zugeschnitten. Nur leider bekommt William Baldwin den passenden Tonfall einfach nicht hin.
Mehr als zufrieden stellend sind allerdings die Schurken, allen voran der geniale James Woods (Hades in Disneys „Hercules“) als Owlman und Gina Torres als Superwoman.
Das eigentliche Highlight von „Crisis on Two Earths“ ist indes nicht der Hauptfilm, sondern der Kurzfilm „The Spectre“, der erste aus der Reihe „DC Showcase“, die unbekanntere DC-Charaktere einem größeren Publikum vorstellen soll. „The Spectre“ handelt von dem ermordeten Cop Jim Corrigan, der als Rachegeist The Spectre Verbrechen sühnt – und zwar auf sehr kreative, aber auch ziemlich grausame Weise. Dieser Kurzfilm ist herrlich düster und schafft es wunderbar, die Essenz der Figur einzufangen. Bitte mehr davon.
Fazit: Das Endurteil fällt ähnlich wie bei „Public Enemies“ aus: Kurzweiliger Superhelden-Actioner, der aufgrund seiner kurzen Laufzeit und der Sprecherwahl viel Potential verschenkt. Als Teil des DC-Animated-Universe hätte er mit besser gefallen. Der Kurzfilm „The Spectre“ und die beiden „A Better World“ Episoden überzeugen dagegen voll.

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Weitere Rezensionen zu DC Univerese Animated Original Movies:
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Batman: Year One
Batman: The Dark Knight Returns Teil 1
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