Nein, der Titel dieses Artikels ist kein Schreibfehler, es handelt sich hierbei nicht um eine Rezension zu dem Spiel „World of WarCraft: Wrath of the Lich King“, sondern um die Kritik zu einem WoW Spin-off Roman von Christie Golden.
Zugegeben, ich bin kein WoWler, Online-Rollenspiele haben mich nie wirklich gereizt. Allerdings bin ich ein alter „WarCraft 3“ Spieler, interessiere mich für die Welt, in der die ganzen Spiele stattfinden und meine, mich auch halbwegs gut darin auszukennen.
Nun zum Roman selbst: „Rise of the Lich-King“ erschien im Fahrwasser des oben erwähnten WoW-Add-ons und erzählt die Vor- bzw. Hintergrundgeschichte des Titelhelden (oder Titelschurken, wem das besser gefällt):
Arthas Menethil ist der einzige Sohn von Terenas, dem König von Lordearon und als solcher lastet eine schwere Verantwortung auf ihm. Der zukünftige König, dessen Lieblingspferd Invincible schon sehr früh stirbt, was zu einem Trauma führt, soll schließlich zum Paladin ausgebildet werden und beginnt eine Affäre mit der jungen Zauberin Jaina Proudmoore.
(Eine kleine Anmerkung zu den englischen und deutschen Namen: Ich halte mich an die Sprachversion von „WarCraft 3“, da ich die zwanghafte Eindeutschung sämtlicher englischer Namen nicht ausstehen kann. Wer will schon „Frostgram“, wenn er „Frostmourne“ kriegen kann?)
Diese Affäre endet allerdings frühzeitig und die beiden sehen sich erst bei einer späteren Mission wieder, die mit dem Aufstieg der untoten Geißel zusammenhängt.
Die Anführer dieser Geißel, allen voran der Nekromant Kel’Thuzad und der Schreckenslord Mal’Ganis, sind es schließlich auch, die Arthas auf den dunklen Weg führen, sodass er korrumpiert und schließlich zum ersten Todesritter des Lichkönigs, des Herrn aller Untoten, wird.
Als solcher hilft er Geißel und deren Meistern, den Dämonen der Brennenden Legion, bei der Vernichtung all dessen, was ihm einst wichtig war…
„Arthas: Rise of the Lich King“ ist recht schwer zu bewerten. In erster Linie erzählt der Roman die Geschichte des Spiels „WarCraft 3: Reign of Chaos“ und seiner Erweiterung „Frozen Thorne“ nach, bzw. die Teile der Geschichte, die Arthas betreffen. Deswegen wird jedem WarCraft Veteran die Story ziemlich bekannt vorkommen. Beim Lesen merkt man leider sehr gut, dass die Hauptzielgruppe dieses Romans genau bestimmt ist: Für vollkommene Neulinge in der Welt von WarCraft enthält er schlicht zu wenig Beschreibungen und Hintergrundinformationen und ist nicht oder nur schwer verständlich. Für jemanden, der sich mit der Hintergrundgeschichte auskennt und sich hauptsächlich für diese interessiert, gibt es zu wenig wirklich Neues, lediglich die Kindheit von Arthas, der Vorfall mit seinem Pferd Invincible und die Liebesgeschichte mit Jaina Proudmoore, die zuvor allerhöchstens angedeutet war, sind an neuen Elementen hinzugekommen. Darüber hinaus hält sich die Story fast eins zu eins an das Spiel oder ist manchmal sogar weniger ausführlich.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die eigentliche Zielgruppe besteht aus WoW-Spielern, die keine „WarCraft 3“ Erfahrung haben und sich für die Hintergrundgeschichte interessieren. Die fehlenden Beschreibungen stören sie nicht, da sie die Orte und Personen aus dem Spiel kennen, und der Roman enthält für sie trotzdem viele interessante Informationen.
Rein formal gibt ansonsten recht wenig zu meckern: Christie Goldens Stil ist sehr angenehm zu lesen und weiß durchaus, trotz der bekannten Geschichte, zu fesseln.
Dennoch hätte man aus „Rise of the Lich-King“ mehr machen können, viel mehr. Statt nur das Bekannte zu schildern hätte Golden sich lieber darauf konzentrieren sollen, die Lücken zu schließen und das Innenleben der Protagonisten zu ergründen. Ihr ähnlich gelagerter Roman „Der Lord der Clans“, der den Hintergrund des Orc-Häuptlings Thrall beleuchtet, ist in dieser Hinsicht um einiges besser gelungen.
Fazit: Netter und kurzweiliger Roman, der allerdings kaum Neues offeriert und sehr viel Potential verschenkt. Immerhin kann man ihm allerdings zu Gute halten, dass er mir richtig Lust darauf gemacht hat, mal wieder „WarCraft“ zu spielen.
Siehe auch:
Stück der Woche: O Thanagor