Requiem: Der Vampirritter

Nicht nur in Büchern, Filmen und Computerspielen treibt der Vampir sein Unwesen, auch in die Comics hat er längst seine Zähne geschlagen. Der bekannteste Genrevertreter ist hier wohl Blade, der auch schon verfilmt wurde, aber auch Serien wie „Tomb of Dracula“, „Vampirella“ oder „Der Prinz der Nacht“ sind durchaus bekannt, und zusätzlich gibt es auch unzählige Gastauftritte bei diversen Superhelden- und Fantasyreihen.
Aber eine der vor allem graphisch interessantesten Vampirserien ist „Requiem: Der Vampirritter“, geschrieben von Pat Mills und gezeichnet von Olivier Ledroit.
Die Hauptperson von „Requiem: Der Vampirritter“ ist der junge deutsche Soldat Heinrich, der während des Zweiten Weltkriegs an der Ostfront fällt. Nach seinem Ableben kommt er gewissermaßen in die Hölle – eine Hölle, wie er sie sich nie auch nur hätte vorstellen können.
Denn der Ort, wo Heinrich schließlich landet, nennt sich „Auferstehung“. Auf Auferstehung läuft die Zeit Rückwärts, man wird jünger statt älter, und dort wird jeder zu einer Kreatur der Nacht, und zwar entsprechend der Sünden, die man auf Erden begangen hat. Gewöhnliche Menschen werden zu Zombies, unschuldige Opfer zu so genannten Lemuren, religiöse Fanatiker zu Werwölfen, Kindesmörder zu Harpyien, Vergewaltige zu Zentauren und die grausamsten und schrecklichsten menschlichen Bestien (wie zum Beispiel Attila der Hunne, Elisabeth Bathory, Robespierre oder natürlich Vlad der Pfähler alias Dracula) werden zu Vampiren.
Und wie es scheint, war Heinrich zu seinen Lebzeiten nicht gerade ein Lämmchen, denn auch er wird zum Vampirritter berufen und bekommt den Namen „Heinrich Requiem“ verliehen.
Auf Auferstehung erlebt Heinrich, am Anfang zusammen mit seinem Freund und Mentor Otto von Todt, allerhand schwarzhumorige und äußerst blutige Abenteuer, begegnet bekannten historischen Figuren, die auf Auferstehung als die Bestien auftreten, die sie zu Lebzeiten im Inneren waren und begibt sich schließlich auf die Suche nach Rebecca, seiner großen Liebe.
Zugegeben, Pat Mills Geschichte ist schon äußerst abstrus und garantiert nichts für zimperliche Leser. Da wird geblutet, gemeuchelt, Unzucht getrieben und das auf äußerst drastische Weise. Um sich an „Requiem“ wirklich erfreuen zu können, braucht man eine ordentliche Portion Schwarzen Humor.
Wenn man über solchen verfügt, kann man Requiem in vollen Zügen genießen. Denn nicht nur ist diese Comicserie voll von Zitaten an Genrewerke (in einem Bild tritt zum Beispiel Hellboy als Reinigungskraft auf), man gewinnt die Charaktere auch trotz gewisser psychopathischer Anwandlungen durchaus lieb.
Das wirklich bahnbrechend an dieser Serie ist jedoch die Zeichenarbeit von Olivier Ledroit. Wobei das Wort „Zeichnungen“ eigentlich nicht passt, zutreffender wäre eher Gemälde. Ledroit setzt auch die verrücktesten Absurditäten in wunderschöne, schwarzromantische und detaillverliebte Bilder um, dass es eine wahre Freude ist. Tolle, knallige Farben sogar für eine wunderbare Atmosphäre und geben der durchgeknallten Geschichte etwas ganz besonderes.
Fazit: Wer abgedrehtes mag, über starke Nerven und einen schwarzen Humor verfügt und richtig tolle Bilder bei einem Comic zu schätzen weiß, der sollte sich „Requiem: Der Vampirritter“ auf jeden Fall antun.

Anbei noch einige Beispiele von Olivier Ledroits beeindruckender Arbeit:


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